Funktionen von Vorurteilen
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- Maria Böhmer
- vor 7 Jahren
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1 Ziel(e) Ë Präsenz von Vorurteilen im eigenen (Arbeits-)Alltag reflektieren Ë Reflexion der Funktionen und Mechanismen von Vorurteilen Ë Erarbeitung der Zusammenhänge zwischen individuellen und gesellschaftlichen Dimensionen und Wirkungsweisen von Vorurteilen Bereich Thematische Übungen Zielgruppe: Erwachsene Gruppengröße: Plenum: Personen Kleingruppen: 3 4 Personen Zeit: 80 Minuten Ablauf Einzelarbeit (10 Minuten) Bitten Sie die Teilnehmenden, sich zunächst einmal in Einzelarbeit der Frage Welche Vorurteile kenne ich aus meinem (Arbeits-) Alltag? zu nähern. Dabei sollen sowohl eigene Vorurteile, sofern sie bewusst sind, als auch Vorurteile von anderen (gegenüber mir selbst und anderen) gesammelt werden. Bitten Sie die Teilnehmenden, sich dafür ca. 10 Minuten Zeit zu nehmen und sich, wenn Sie möchten, Notizen zu machen. Bei Unsicherheiten oder Nachfragen kann es für die Teilnehmenden hilfreich sein, wenn Sie eine Arbeitsdefinition Begriffs skizzieren. Metaplankarten Stifte Plakate Materialien zur Gruppenaufteilung Eine Kopie der Folie für jede_n eine Folie zu Funktionen von Vorurteilen Erwähnen Sie, dass es sich bei Vorurteilen um Bilder über andere Personen als Angehörige von bestimmten Gruppen handelt. Diese sind mit einer (meist negativen) Bewertung verbunden und können ein bestimmtes Verhalten nahe legen. Betonen Sie, dass Vorurteile nicht losgelöst von strukturellen Bedingungen und gesellschaftlichen Prozessen zu betrachten sind. Kleingruppenarbeit (30-40 Minuten) Gehen Sie nach ca. 10 Minuten herum und verteilen sie Objekte, durch die eine Einteilung in Kleingruppen zu je 3-4 Personen möglich wird (beispielsweise nach Farben abgezählte Spielkarten). Bitten sie die Teilnehmenden, sich zunächst das für sie jeweils bedeutsamste Beispiel gegenseitig zu erzählen. Ermuntern Sie die Teilnehmenden, anhand der konkreten Beispiele zu diskutieren, welche Funktionen die einzelnen Vorurteile erfüllen. Als hilfreiche Anregungen können Sie folgende Fragen in die Kleingruppen geben: Warum habe ich dieses Vorurteil? Warum hat möglicherweise xy jenes Vorurteil? Was nützt es ihm/ihr/mir/uns? Bitten Sie die Gruppen, die zentralen Funktionen auf Metaplankarten zu sammeln. Materialien: Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit - Thematische Übungen / 1
2 Gehen Sie nach ca. 30 Minuten herum und erkundigen sich nach dem Prozess der Kleingruppen. Geben Sie entsprechend noch mehr oder weniger Zeit. Auswertung Plenum (20-30 Minuten) Ermuntern Sie die Gruppen nun nacheinander, ihre gesammelten Funktionen im Plenum vorzustellen und auf einem großen Plakat sichtbar aufzuhängen. Bitten Sie die Gruppe, bei Unklarheiten nachzufragen bzw. Beispiele zu geben, welche die Funktion näher erläutern. Ermöglichen Sie eine Diskussion zu uneindeutigen Punkten. Bitten Sie die Teilnehmenden und/oder Vorstellenden, die gesammelten Funktionen so weit es ihnen möglich ist, zu clustern und grobe Bereiche zu benennen innerhalb derer Vorurteilen funktional sind. Je nach Gruppe kann es sinnvoll sein, zusätzlich zu der Diskussion einen eher theoretischen Input zum Thema zu halten. Dazu können Sie die vorbereitete Folie und die dazugehörigen Erläuterungen nutzen und auf Elemente der folgenden Zusammenstellung zurückgreifen. Kurzer Input: Kritische Perspektive auf Vorurteile Alle Menschen haben Vorurteile, und diese sind subjektiv funktional, d.h. sie erfüllen einen bestimmten Zweck und nutzen den Personen auf verschiedene Weise. Häufig lässt sich in Forschung und Bildungsarbeit ein grundlegender Fokus auf innerpsychische Mechanismen von Vorurteilen feststellen, womit die Gefahr einer Individualisierung überaus komplexen Phänomens einhergeht. Einzelne werden allein verantwortlich gemacht für ihre Bilder und Haltungen. Dies ist jedoch nur ein Aspekt, der von Bedeutung ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der gesellschaftliche Zusammenhang, in dem Vorurteile zu betrachten sind. Aus der Perspektive der Antidiskriminierungsarbeit geht es insbesondere darum, die Verbindung zwischen individuellen Vorurteilen und herrschenden Strukturen und Praktiken von Diskriminierung innerhalb der Gesellschaft herzustellen. Wenn wir über Vorurteile sprechen, ist es wichtig die Frage zu stellen, wer innerhalb der Gesellschaft über die Macht verfügt, die eigene Sichtweise tatsächlich durchzusetzen. Es zeichnet sich ein Kreislauf ab: Zum einen werden bestimmte Bilder und Bewertungen über andere Gruppen durch gesellschaftlich vorherrschende und institutionalisierte Sichtweisen hergestellt, bestärkt und institutionell verankert, zum anderen tragen die Haltungen und diskriminierenden Handlungen Einzelner wiederum zu deren Stabilisierung und Realisierung im Alltag und auf institutioneller und gesellschaftlicher/kultureller Ebene bei. Hinweise/ Was ist zu beachten? Achten Sie bei der Diskussion darauf, dass die Teilnehmenden selbst mit ihren Bedürfnissen als Nutznießer_innen von Vorurteilen im Mittelpunkt stehen. Geben Sie Diskussion über z.b. den Wahrheitsgehalt von Vorurteilen oder Rechtfertigungen so wenig Raum wie möglich, da sie den Fokus auf die Funktionali tät behindern. Versuchen Sie, diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, wenn Widerstände aus der Gruppe spürbar werden. Es kann passieren, dass es Teilnehmenden schwer fällt, sich auf diesem Wege ihren eigenen Vorurteilen zu nähern. Machen Sie in einem solchen Fall klar, dass es zwar intensiver ist, die Funktionen an einem Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit - Thematische Übungen / 2
3 eigenen Beispiel zu entwickeln, da sich dadurch mehr Anknüpfungspunkte für Erkenntnisse und Veränderung ergeben können, es aber auch möglich ist, die Überlegungen anhand eines fiktiven Beispiels anzugehen. Wenn Sie die Übung mit Jugendlichen durchführen, sollten Sie unbedingt darauf achten, eine altersgerechte Sprache zu verwenden und viele Beispiele einzubringen, um den komplexen Zusammenhängen gerecht zu werden. Mögliche Varianten Es ist möglich, die Übung ohne Kleingruppenarbeit durchzuführen. Dadurch verkürzt sich die Übung auf Minuten: Bitten Sie die Teilnehmenden, Vorurteile aus ihrem (Arbeits-)Alltag zu sammeln und auf Metaplankarten festzuhalten. Wer möchte, kann anschließend im Plenum eine seiner_ihrer Karten mit einem Vorurteil vorstellen und auf ein Plakat heften. Im Plenum wird daraufhin gemeinsam überlegt und diskutiert, welche Funktion dieses Vorurteil erfüllt. Die gefundenen Funktion(en) werden neben der Metaplankarte auf dem Plakat festgehalten. Anschließend können weitere Vorurteile in der gleichen Weise vorgestellt und auf deren Funktionen hin analysiert werden. Quelle/ Verweise Weitere Infos zum Thema Vorurteile und für den Input finden Sie unter: Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit - Thematische Übungen / 3
4 Erläuterungen zur Folie Reduktion von Unsicherheit Vorurteile dienen der Orientierung in einer komplexen Welt Sie reduzieren Unsicherheit und bieten Verhaltenssicherheit Sie blenden vorhandene Widersprüche aus. Herstellung klarer Zugehörigkeiten Vorurteile erschaffen ein klares verallgemeinertes Bild von den Anderen Sie definieren das Selbst in Abgrenzung zu dem Anderen Durch die dichotome Gegenüberstellung gelingt die Vereinheitlichung Eigenen Gegensätze und Widersprüchlichkeiten innerhalb Eigenen werden so ausgeklammert Vorurteile dienen als soziale Eintrittskarte in bestimmten Gruppen Erhalt eines positiven Selbstbilds Durch die Abwertung der Anderen dienen Vorurteile der Aufwertung der eigenen Gruppe Die subjektive Zugehörigkeit zu der Gruppe schafft so ein positives Selbstbild Vorurteile verschieben aggressive Gefühle auf Fremdgruppen Sie erhöhen die Solidarität innerhalb der Eigengruppe und vermitteln so ein Gefühl von Stärke Legitimation von Herrschaft Vorurteile dienen der Legitimierung von Herrschaft Sie stärken und erhalten die ungleiche Machtverteilung zwischen Mehr- und Minderheiten Sie ermöglichen die Teilhabe an der Macht auf Kosten anderer Anti-Bias-Werkstatt 2007 Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit - Thematische Übungen / 4
5 Reduktion von Unsicherheit R eduktion von Unsicher heit Orientierung Orientierung Klarheit angesichts von Komplexität Klarheit angesichts von Komplexität Ausblenden von Widersprüchen Ausblenden von Widersprüchen Herstellung klarer Zugehörigkeit Herstellung k lar er Z ugehörigk eit Definition Definition der der Anderen Anderen und und Selbst Selbst Vereinheitlichung Vereinheitlichung Eigenen Eigenen Soziale Soziale Eintrittskarte Eintrittskarte Erhalt halt eines eines positiven positives Selbstbilds Eigene Aufwertung durch durch Abwertung Anderer Anderer Verschiebung von von Aggression auf auf Fremdgruppen Gefühl von von Stärke Legitimation von Herrschaft Legitimation von Her rschaft Erhalt ungleicher Machtverhältnisse Erhalt ungleicher Machtverhältnisse zwischen Mehrheiten und Minderheiten zwischen Mehrheiten und Minderheiten Teilhabe an der Macht auf Kosten Teilhabe an der Macht auf Kosten Anderer Anderer Anti-Bias-Werkstatt 2007 Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit - Thematische Übungen / 5
Power Flower. Was ist Diskriminierung? Ablauf: Auf Overhead wird allen TN das Arbeitsblatt: Power Flower gezeigt und deren Funktion erläutert.
Power Flower Was ist 1/5 Zeitrahmen: 30 Minuten Gruppengröße: beliebig Material: Für alle TN eine Kopie des Arbeitsblattes Power Flower Methode: Thematische Einzelarbeit mit anschließender Auswertung im
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