Chinas Luftverkehr im Höhenflug

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1 Chinas Luftverkehr im Höhenflug Größte Frachtlinie Asiens soll entstehen / Airbus sichert sich 75 A330-Neubestellungen / Von Achim Haug Hongkong (gtai) - Chinas Fluggesellschaften steuern auf ein Rekordjahr zu. Der Markt im Inland ist zwar durch die staatlichen Carrier bestimmt, private Billigflieger sind aber im Aufwind. Auf internationalen Routen machen sie - zusammen mit den Golf-Airlines - den westlichen Gesellschaften das Leben schwer. Vor allem im Luftfrachtbereich drücken Überkapazitäten aufgrund der chinesischen Exportschwäche auf die Margen. Fluglinien bestellen neue Maschinen, und Airbus baut seine Montagekapazität vor Ort aus. Chinesen haben 2014 die Deutschen als reisefreudigstes Volk abgelöst. Angesichts der Einwohnerzahl ist im "Reich der Mitte" allerdings noch viel Luft nach oben. Bis 2020, so Schätzungen, sollen jährlich 200 Mio. ins Ausland reisen; 2014 wurden bereits 109 Mio. Trips über die Grenze absolviert. Laut World Tourism Organisation gaben chinesische Reisende dafür 165 Mrd. US$ aus. Stehen bislang asiatische Ziele wie die Sonderverwaltungsregionen (SVR) Hongkong und Macau sowie Taiwan, Japan und Korea (Rep.) in der Gunst ganz oben, gewinnen Fernziele wie Australien, Europa oder Amerika an Bedeutung. Dazu beigetragen haben die größere Bedeutung von Freizeit und individuellem Konsum genauso wie gestiegener Wohlstand und schwächere Währungen. Zahl der Fluggäste steigt um 12,5% Für die Fluggesellschaften hat daher das Rennen um die chinesischen Kunden begonnen und Asien, so scheint es, hat die Nase vorn. Die Zahl der Fluggäste stieg im 1. Halbjahr 2015 um 12,5% weiter kräftig. Dagegen nahm die transportierte Luftfrachtmenge aufgrund des schwachen Außenhandels nur um 6,6% auf 3,0 Mio. t zu. Die Passagierzahlen wuchsen 2014 um 10,7% auf 392 Mio., davon waren 360 Mio. auf Inlandsflügen unterwegs. Die 202 lizensierten zivilen Flughäfen vermeldeten 832 Mio. Passagierabflüge und -landungen, davon entfiel genau die Hälfte auf die Top

2 Top-10-Flughäfen (in Mio. Passagierbewegungen; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) Rang Flughafen Veränderung 1 Beijing Capital 83,7 86,1 2,9 2 Guangzhou Baiyun 52,5 54,8 4,4 3 Shanghai Pudong 47,2 51,7 9,5 4 Shanghai Hongqiao 35,6 38,0 6,7 5 Chengdu Shuangliu 33,4 37,7 12,6 6 Shenzhen Bao'an 32,3 36,3 12,4 7 Kunming Changshui 29,7 32,2 8,6 8 Chongqing Jiangbei 25,3 29,3 15,8 9 Xi'an Xianyang 26,0 29,3 12,3 10 Hangzhou Xiaoshan 22,1 25,5 15,4 Quelle: CAAC In den ersten sechs Monaten 2015 überstiegen die Gewinne der chinesischen Fluggesellschaften bereits die des Gesamtjahres 2014, berichtet die Civil Aviation Administration of China (CAAC). Nach drei mageren Jahren waren 2014 die Gewinne bereits wieder gestiegen. Endgültige Zahlen sind noch nicht erhältlich, aber in den ersten elf Monaten 2014 wurden 30 Mrd. Renminbi Yuan (RMB; etwa 4,9 Mrd. US$; 1 US-Dollar = 6,143 RMB - Jahresdurchschnitt) erwirtschaftet. Die großen Carrier sind Air China (Anteil am Flugverkehr 2014: 27,9%), China Eastern (21,5%) und China Southern (26,4%). Dazu kommt die HNA-Gruppe (13,4%), die Hainan Airlines, West Air, Aigle Azur oder Beijing Capital umfasst. Daneben entstehen Regionalfluglinien von Städten und Provinzen sowie private Low-Cost-Fluglinien wie Juneyao Airlines, Spring Airlines sowie der Neuzugang 9 Air (Jiu Yuan). Die im Januar in Guangzhou gestartete Fluglinie hat 50 Bestellungen für Boeing 737 aufgeben. Die Regierung hat sich im Prinzip zu privatem Engagement in Billigfluglinien bekannt, doch das Umfeld bleibt hochreguliert und schwer zugänglich. Low-Cost-Airlines haben es nicht leicht In Hongkong dominiert Cathay Pacific, die im Gegensatz zu den chinesischen Anbietern bei Kundenbewertungen hervorragend abschneidet. Auch Dragonair und Hong Kong Airlines schaffen es unter die Top 5 des 2015 Skytrax Rankings der besten Regionalairlines der Welt. Festlandchinesische Regionalfluglinien sind hingegen nicht für ihren Service berühmt. 2

3 Die besten Fluggesellschaften weltweit (Auswahl) Rang Fluggesellschaft 1 Qatar 3 Cathay Pacific Airways 12 Lufthansa 14 Swiss 18 Dragonair 22 Hainan Airlines 36 China Southern 71 Air Berlin 85 China Eastern 91 Tianjin Airlines 92 Shenzhen Airlines 93 Air China Quelle: Skytrax 2015 Hatten Anfang 2015 nur fünf chinesische Fluggesellschaften Langstreckenverbindungen, so sollen es bis Ende des Jahres sieben sein, die dadurch zahlenmäßig mit Nordamerika gleichziehen. Nach dem letzten Zugang Xiamen Airlines soll im September auch Beijing Capital Airlines eine Europaverbindung einrichten. Beijing Capital gehört zur HNA-Gruppe und will zu den bestehenden 54 Airbus Narrowbody (schmalere Mittelstreckenflugzeuge) bis Ende des Jahres drei A330 für Langstrecken hinzufügen. Generell sind die chinesischen Fluglinien bestellfreudig: Alleine im Juni 2015 gingen 75 neue Orders der Regierung für Langstreckenflugzeuge des Typs A330 bei Airbus ein. Diese dürften von den staatlichen Fluggesellschaften vor allem auf Inlandsstrecken eingesetzt werden, um A320 und Boeing 737 zu ersetzen. Der Luftraum ist stark überlastet, da nur wenige Routen vom Militär freigegeben sind und die Überwachung als ineffizient gilt. Von der Bestellung sind 45 Maschinen fest, weitere 30 sind Optionen, die ab Ende 2017 auf den A330neo umgewandelt werden könnten. Bestellungen veranlassen Airbus zu mehr Investitionen Airbus errichtet unterdessen in Tianjin eine zusätzliche A330-Montage, wobei es sich allerdings nur um ein "Completion Center" handeln soll, in dem die Flugzeuge ihre Innenausstattung erhalten. Der Konzern hofft, von der Expansion der Fluggesellschaften noch stärker profitieren zu können. Derzeit sind in China über Airbus- Maschinen im Einsatz; in den kommenden 20 Jahren sollen die Carrier mehr als neue Flugzeuge mit über 100 Sitzen oder entsprechende Frachtflieger ordern. Bewegung könnte in den Luftfrachtsektor kommen. Meldungen Ende Juni 2015 zufolge soll ein heimischer Riese geschmiedet werden. Analog zur Fusion der zwei Hochgeschwindigkeitszughersteller sollten demnach Air China Cargo, China Cargo Airlines und China Southern Airlines fusionieren. Bei China Cargo handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen von Air China und Cathay Pacific aus Hongkong. China Cargo Airlines wird betrieben von der Fluggesellschaft China Eastern und der Cosco-Gruppe, zu der auch die gleichnamige Reederei gehört. 3

4 Durch die Fusion würde der größte Luftfrachtkonzern Asiens entstehen. China hat die langfristige Strategie, mit staatlich verordneten Mergern global wettbewerbsfähige Flaggschiffunternehmen aufzubauen. Der Preiskampf auf den internationalen Strecken ist heute schon halsbrecherisch, Beijing würde damit aber die heimischen Frachtflieger wettbewerbsfähiger machen. Die Webseite Loadstar berichtet am von "sehr niedrigen" Preisen, die Spediteuren von chinesischen Airlines angeboten würden. Grund dafür sei die geringe Nachfrage nach Frachttransport Richtung Europa sowie Überkapazitäten. China Southern, die in diesem Jahr ihre Frachtflüge nach Europa ausgebaut hat, erwartet im 1. Halbjahr 2015 dank niedriger Spritkosten einen Gewinn von 3,4 Mrd. bis 3,6 Mrd. RMB. Ende Juni hat sie zwei neue B777 Flieger von ihrem Guangzhou-Hub in Betrieb genommen. Zusätzlich zu Shanghai wird damit Südchina gestärkt. Die Fluglinie unterhält 17 Flüge pro Woche nach Europa und in die USA. IATA-Zahlen, die von Loadstar zitiert werden, zeigen, dass die Fracht bei europäischen Airlines im Mai 2015 um 1,3% sank, und Lufthansa Cargo berichtete einen Rückgang von 3,2% bei der Asien-Pazifik-Fracht. Luftfrachtführer könnten zu globalem Champion fusionieren Die Gerüchte um die Fusion der drei großen Frachtfluglinien in China hat die westlichen Anbieter verunsichert. Auch wenn CAAC-Vertreter dementierten, scheint der Plan zumindest erwogen zu werden. Zuständig ist die State-owned Assets Supervision and Administration Commission, da alle drei Staatsunternehmen sind. Die Idee eines Zusammenschlusses besteht seit längerem. Die Neuorganisation könnte Synergien bringen und Ressourcen in einem Markt von Überkapazitäten optimieren. Die Abwicklung ist aber unklar, da die Kapazitäten zum Großteil in Passagierfliegern vorgehalten werden. Bei allen dreien sind die Frachtsparten defizitär. Insgesamt zehn Firmen operieren derzeit über 100 Cargoflieger in China, berichtet die Internetseite WantWantChina, auf die drei Platzhirsche entfällt davon ein Drittel. Gemischt sind derzeit die Aussichten für die Allgemeine Luftfahrt (General Aviation), also hauptsächlich das Geschäft mit Business-Jets und Sportflugzeugen. Zahlreiche Kommunen wollen den Sektor entwickeln, rund kleinere Flugplätze sollen nach Plänen der CAAC in den kommenden 15 Jahren gebaut werden. Doch die Anti- Korruptionskampagne hat die Bestellfreude reicher Chinesen für Business-Jets stark gedämpft. Knapp 400 Privatjets sind Schätzungen zufolge im Reich der Mitte im Einsatz gegenüber mehr als in den USA. (H.G.) Lisa Flatten GTAI KONTAKT Lisa Flatten +49 (0) Ihre Frage an uns 4

5 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch teilweise nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. 5