Museum für Völkerkunde, Wien, Neue Burg. DAUER 1. Februar 2013 bis 1. März Jänner 2013 um 19 Uhr, Säulenhalle MVK

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1 TITEL BÖN. GEISTER AUS BUTTER Kunst und Ritual des alten Tibet ORT Museum für Völkerkunde, Wien, Neue Burg DAUER 1. Februar 2013 bis 1. März 2013 ERÖFFNUNG 31. Jänner 2013 um 19 Uhr, Säulenhalle MVK PUBLIKATION Zur Ausstellung erscheint eine E-Publikation Kostenloser Download ab HIGHLIGHT Bön Ritual Live-Performances im Jänner und Februar auch als Live-Übertragung unter abrufbar KURATOREN Deborah Klimburg-Salter, Charles Ramble, Christian Schicklgruber VERMITTLUNG Christine Kaufmann, Tel. +43 (0) AUSSTELLUNGSARCHITEKT Georg Schrom AUSSTELLUNGSORGANISATION Linda Lojda, Uwe Niebuhr und Andrea Schürz

2 BÖN. GEISTER AUS BUTTER Kunst und Ritual des alten Tibet Lama Yangön Sherab Tenzin ist ein wichtiger tantrischer Meister und Linienhalter der Bön- Tradition der Großen Vollkommenheit (Dzog chen). Erstmals kommt er ins Museum für Völkerkunde in Wien, wo er während eines ganzen Monats eine Reihe von Ritualen durchführen wird. Flankiert wird dieser spannende Zyklus von einer Ausstellung. Eine Kooperation des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien und des Museums für Völkerkunde, Wien Die Ausstellung Bön. Geister aus Butter Kunst und Ritual des alten Tibet, die von 1.2. bis im Museum für Völkerkunde zu sehen sein wird, befasst sich mit der Ritualkunst der tibetischen Bön-Religion. Diese ist weit weniger bekannt als der Buddhismus, obwohl sie bereits vor dessen Verbreitung in Tibet praktiziert wurde. Ritualkunst und Liturgie der Bön- Religion werden in einer durchgehenden Tradition seit über einem Jahrtausend und bis in unsere Zeit praktiziert. Seit den 1950er Jahren emigrierten zudem Tausende Bön- Praktizierende aus Tibet und trugen damit ihre Traditionen weit über die Grenzen des tibetischen Kulturraums hinaus. Neue Klöster wurden nicht nur in Nepal, an der Grenze zu Tibet, sondern auch in westlichen Ländern gegründet. Die Ausstellung präsentiert zum ersten Mal in Europa die Ritualkunst der Bön-Tradition, wobei die gezeigten Objekte aus der Zeit vom 10./11. bis zum 20. Jahrhundert stammen. Der Kontext der Ritualobjekte wird in der Ausstellung mittels Fotodokumentation, Dokumentarfilm und einer einmonatigen Serie von Ritualen gezeigt. Rollbilder aus dem Kloster Shenten Dargye Ling in Frankreich zählen zu den interessantesten Objekten der Ausstellung. Große Bedeutung besitzen darunter vor allem die Malereien von Bonkyab, der von vielen als wichtigster Bön-Künstler unserer Tage angesehen wird. Diese sakralen Malereien werden um den eindrucksvollen Altar der Geister aus Butter platziert sein, welcher im Museum eigens für die Ausstellung konstruiert werden wird. Zusammen mit den verschiedenen anderen Medien ergeben diese Werke einen lebendigen Eindruck der Bön-Tradition. Diese Ritualkunst bietet zudem den Rahmen für Bön-Liturgien und -Rezitationen sowie für Tanz, Gesang und andere Musik. Ein einzigartiges, aus Tibet stammendes Manuskript eines Bestattungsrituals für Frauen aus dem 11. oder 12. Jahrhundert bildet den Höhepunkt der Ausstellung. Ferner werden Objekte aus dem Besitz des 1957 verstorbenen österreichischen Wissenschaftlers René de Nebesky- Wojkowitz gezeigt, der großes internationales Renommee besaß; sie befinden sich nunmehr

3 im Bestand des Museums für Völkerkunde, Wien. Fotos, Filmmaterial sowie Gegenstände zu seiner Persönlichkeit sollen ihn und seine Sammlertätigkeit ehren. INTERAKTIVE RITUALE Im Rahmen der Ausstellung wird in Wien vom bedeutenden Bön-Po-Tantriker Sherab Tenzin aus dem Kloster Samling (Nepal) zudem erstmals eine Vielzahl authentischer Rituale durchgeführt. Damit wird den Museumsbesucherinnen und -besuchern die einmalige Chance geboten, diese Rituale hautnah im Museum für Völkerkunde und durch die Live-Übertragung auf der Homepage des Museums mitzuerleben. Da der Zeitpunkt der Ausstellung mit den Neujahrsfeierlichkeiten der Bön zusammenfällt, wird im Museum u. a. das mehrtägige Neujahrsritual der Bön, das sogenannte Dögyab (mdos rgyab), vollzogen. Bereits ab bietet sich den Besuchern die Möglichkeit, das Errichten eines Altars aus kunstvollen Plastiken aus Butter (bzw. zum Zweck der längeren Haltbarkeit während der Ausstellung aus Ton), den sogenannten gtor ma s, direkt miterleben zu können. Diese Plastiken werden anschließend mit kräftigen Farben, hauptsächlich Rot, gefärbt und mit Butterdekorationen versehen. gtor ma s dienen während des Rituals als Wohnstätte der Gottheiten und stellen auch Opfergaben an sie dar. Das Ritual beginnt damit, dass die Ausstellungsräume der Tradition entsprechend geweiht und mit Wacholderzweigen geräuchert werden ( ). Zusätzlich können die Museumsbesucher am 2. und die Herstellung von fünf großen Fahnenstangen mit Gebetsfahnen verfolgen. Kleine Gebetsfahnen dürfen unter Anleitung des Lamas von den Besuchern selbst bedruckt werden. Am Sonntag, den werden die Fahnenstangen feierlich aufgestellt und die Gebetsfahnen aufgehängt. Danach wird aus Anlass der für 2013 geplanten Neustrukturierung des Museums für Völkerkunde, Wien unter Mitwirkung des neuen Direktors, Dr. Steven Engelsman, am 9. und das g.yang-ritual zur Ansammlung der Quintessenz von Glück für das Museum durchgeführt. Die mysteriöse Einheit g.yang verleiht dem Bön-Glauben zufolge vielen Dingen erst ihre wahre Natur ohne sie wäre ein Pferd nur ein wilder Esel, ein Mensch ein Affe, Türkis ein belangloser Stein und Nahrung wertloser Lehm. Das Ritual soll g.yang aus allen vier Himmelsrichtungen akkumulieren und in einem g.yang-behälter auffangen, von wo aus es dem Museum für Völkerkunde dienen soll.

4 Ein weiteres Ritual zum Schutz des Museums für Völkerkunde wird gleich am Montag darauf, also am , durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um das Schließen der Tore von Himmel und Erde. Da nach der Vorstellung der Bön Krankheiten und böswillige Geister nicht nur auf horizontaler Ebene durch Türen und Fenster in ein Haus eindringen, sondern auch von der Erde und vom Himmel her, ist dieses Schutzritual notwendig. Um die Wege zu schließen, bildet der Lama Effigien aus Schafs- und Hundeschädelknochen (als Ersatzmaterial dient Papiermaché), die in bemalten Stoff eingewickelt und mit Fadenkreuzen und menschlichen Figuren dekoriert werden. Diese Konstruktionen werden anschließend im Museum zum Schutz angebracht. Am besteht für die Besucher wieder die Möglichkeit einer interaktiven Teilnahme an der Ausstellung durch die Herstellung von Votiv-Figuren aus Lehm, den sogenannten tsha tsha s. Da nach tibetischer Auffassung Menschen genau so wie andere Lebewesen auch eine Seele haben, die sich durch plötzliches Erschrecken oder durch Krankheit von ihrem Besitzer loslösen kann, wird zur Heilung der Betroffenen am 16. und das Ritual zum Zurückholen der verlorenen Seele (bla gug) durchgeführt. Da die Trennung der Seele vom Körper eventuell zum Tod führen kann, ist es das Ziel des Rituals, den Patienten wieder mit seiner Seele zu vereinen. Zum Abschluss der Ausstellung wird die mehrtägige Zeremonie zum Jahresende (mdos rgyab) durchgeführt. Der Zweck dieses Rituals besteht üblicherweise darin, die Dorf- oder Klostergemeinde, ähnlich wie dann bei der geplanten Aufführung in Wien die Museumsbesucherinnen und -besucher, von allen negativen Einflüssen zu befreien, die sich während des alten Jahres angesammelt haben. Die Zeremonie setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, darunter eine Rauchzeremonie (bsang), ein Feueropfer (syin sreg), ein Ritualtanz (cham) und eine Austreibung (zlog pa). Als Höhepunkt wird am letzten Tag die Effigie in einer großen Zeremonie zerstört. Die Ausstellung wird von Dr. Christian Schicklgruber, dem Kurator der Sammlung Süd-, Südostasien und Himalayaländer des Museums für Völkerkunde, Wien, sowie von Univ.-Prof. Dr. Deborah Klimburg-Salter und Prof. Charles Ramble kuratiert. Vorbereitet wurde die Ausstellung im Rahmen des vom FWF finanzierten Forschungsnetzwerks The Cultural History of the Western Himalaya from the 8 th century ( des

5 Forschungsprojekts Text, Art and Performance in Bon Ritual, der Interfakultären Forschungsplattform und Dokumentationsstelle für die Kulturgeschichte Inner- und Südasiens (IFD/CRIDIS, der Universität Wien sowie unter Mitwirkung von Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien.

6 PRESSEFOTOS Ausstellungssujet René de Nebesky-Wojkowitz ( ) Foto: Fritz Mandl KHM mit MVK und ÖTM Hirschmaske des Museums für Völkerkunde, Wien Karl Pani and René Steyer Manuskript eines Bestattungsrituals 11. oder 12. Jhdt. Sammlung Mokotoff, New York Karl Pani 2012

7 Großes Fadenamulett Karl Pani und René Steyer Altar aus Teigplastiken (Tib. gtor ma s) Figur zum Vertreiben von Vampiren Lama errichten Gebetsfahnen

8 Lagug (bla gug) -Ritual. Das Herbeirufen der Seele auf dem Dach des Hauses 2007 Tor der Erde (sa sgo) Ritual zum Schließen der Tore von Himmel und Erde (sa sgo gnam sgo gcod pa) 2007 Herstellung von Fadenkreuzen Herstellung der Effigie für das mehrtägige Dögyab (mdos rgyab) -Ritual

9 Herstellung der Effigie für das mehrtägige Dögyab (mdos rgyab) -Ritual Herstellung der Effigie für das mehrtägige Dögyab (mdos rgyab) -Ritual Rituelles Feuer

10 ÖFFNUNGSZEITEN Museum für Völkerkunde 1010 Wien, Heldenplatz Täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr Bibliothek Montag und Dienstag Uhr Mittwoch Uhr Donnerstag Uhr Freitag geschlossen EINTRITTSPREISE Erwachsene Ermäßigt Wien-Karte Gruppen ab 10 Personen Führung Kinder und Jugendliche unter 19 Jahreskarte 8, 6, 7, 6, 2, frei 34, PRESSEINFORMATION Nina Auinger-Sutterlüty, MAS Leiterin Presse und Öffentlichkeitsarbeit Kunsthistorisches Museum mit MVK und ÖTM 1010 Wien, Burgring 5 Tel.: / Fax: info.pr@khm.at