Gestaltungselemente für das Gebet um eine gute Entwicklung der Seelsorgeeinheiten in unserer Diözese

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1 Gestaltungselemente für das Gebet um eine gute Entwicklung der Seelsorgeeinheiten in unserer Diözese ANDACHT 2: BERUFEN IM LEIB CHRISTI (Berufungsgebet im Kontext der Seelsorgeeinheit) V Im Namen des Vaters Einleitung V Wir sind heute zusammengekommen, um Gott zu danken für die Menschen, die unseren christlichen Gemeinden vorstehen und vorgestanden sind und sich in den Dienst der Heiligung und Verkündigung stellen und gestellt haben. Wir wollen auch für jene Menschen danken, die ihre Begabungen in unsere Pfarrgemeinden einbringen, die Verantwortung tragen im Gottesdienst, im Dienst am Nächsten und in der Weitergabe der Frohen Botschaft. Sie tragen dazu bei, dass sich die Kirche immer wieder im Heiligen Geist erneuern kann. Wir sind auch zusammengekommen, weil wir aus dieser dankbaren Erfahrung heraus für Berufungen beten möchten, die die Kirche heute braucht. Wir bitten Gott, dass in unserer (zukünftigen) Seelsorgeeinheit sich Menschen finden, die sich vom Feuer des Heiligen Geistes entfacht mit ihren Fähigkeiten der Sache Jesu verschreiben. Wir bitten um Menschen, die offen 1

2 auf andere zugehen können, Menschen, die Geschwisterlichkeit ermöglichen. In Dankbarkeit für alle, die vor uns und mit uns die Kirche den sichtbaren Leib Christi aufbauen, wollen wir Gott preisen. Lied: Lasst uns loben (GL 637) oder: Psalm 46 (GL 650,1.2) oder: Danket, danket dem Herrn (Kanon, Ein Kreis beginnt zu leben, 27) Gebet um Berufe der Kirche V Herr Jesus Christus, du bist Mensch geworden, um unser Leben zu teilen. In deinem Tod und deiner Auferstehung hast du uns die grenzenlose Liebe des Vaters und das machtvolle Wirken des Heiligen Geistes offenbart. Wir danken dir, dass wir durch die Taufe an deinem göttlichen Leben Anteil erlangt haben. Wir preisen dich, denn in den Sakramenten der Kirche erfahren wir deine besondere Gegenwart. Auch heute berufst du Menschen, deine Sendung fortzusetzen. Du lädst sie ein, dir nachzufolgen und dir zu dienen. Durch sie begegnest du den Menschen. Du sendest sie aus, damit sie mitbauen an deinem Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens. So rufen wir zu dir mit Vertrauen: Wecke in jungen Männern und Frauen den Wunsch, dich zu suchen und dir mit ganzer Hingabe zu folgen. Führe ihnen Menschen zu, deren Lebenszeugnis ermutigt, deren Einsatz begeistert und deren Glaubensfreude überspringt. Öffne unsere Familien und Gemeinden für das Wirken 2

3 deines Geistes, damit sie ein Ort sind, an dem junge Menschen dir begegnen und ihre Berufung erkennen können. Schenke ihnen den Mut, aufzubrechen und dir als Priester, als Ordensleute oder als pastorale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu dienen. Erfülle sie mit Freude und Gelassenheit und vergilt ihnen ihren Einsatz für dein Reich. Darum bitten wir dich, Vater, durch Christus deinen Sohn, unseren treuen Hirten, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in alle Ewigkeit. A Amen. Schriftlesung (1 Kor 12,13-28) V Vom Apostel Paulus hören wir heute, dass die christliche Gemeinschaft so vielgestaltig ist wie ein menschlicher Leib. Paulus will deutlich machen, worauf es im Zusammenspiel der einzelnen Glieder ankommt. L Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, 3

4 gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm. So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede. Wort des lebendigen Gottes Stille Ansprache (Vorschlag) V Wenn der Apostel Paulus von der Kirche als Leib Christi spricht, dann verbindet er damit eine Vorstellung, die überraschend aktuell ist. Wir leben heute mit der Tatsache, dass immer mehr Pfarrgemeinden sich miteinander in einer Seelsorgeeinheit einen Priester teilen müssen. Die alte Vorstellung, dass ein einzelner Mensch überall präsent ist und allen alles sein kann, ist dabei nicht mehr lebbar. In dieser Situation spricht uns das paulinische Bild des Leibes Christi mit seiner ganzen Tiefe erneut an. Das vielfältige Zusammenspiel der Begabungen der Menschen, die an Christus Glauben, muss auch in der heutigen Zeit des Umbruchs maßgebend werden. Es gibt kein herausragendes Amt in der christlichen Gemeinde, das alle anderen in den Schatten stellt. Zwar ist der priesterliche Dienst der Leitung, Heiligung und Verkündigung unverzichtbar. Er kommt aber gerade heute erst dort zur sichtbaren Entfaltung, wo er auf die anderen Menschen mit ihren Begabungen bezogen ist so, wie die Glieder des Leibes miteinander verbunden sind. 4

5 Pfarrgemeinden, die eine Seelsorgeeinheit bilden, werden aus der Vielgestaltigkeit der Berufungen leben, die ihnen geschenkt sind. Gerade die Unterschiedlichkeit der Ämter, Dienste ermöglicht es, dass ein Miteinander über die Gemeindegrenzen hinaus wächst: im Austausch der Fähigkeiten und im Teilen des Glaubens. So wie Brot und Wein in der Messe zum Leib und Blut des Herrn gewandelt werden, so wollen auch wir selbst auf den inneren Anruf des Geistes hören, um auch heute Leib Christi zu werden. Der Heilige Augustinus hat dies auf die Kurzformel gebracht: Seid, was ihr seht, und empfang, was ihr seid: Leib Christi (Aug. serm. 272). Gerade dort, wo sich Strukturen ändern müssen, sind wir eingeladen zu beten, dass der Heilige Geist Berufungen weckt Berufungen, die offen auf die Begegnung mit den Menschen sind. Strukturänderungen und innerer geistlicher Anruf sind dabei keine Gegensätze, sondern sind zwei Seiten einer Medaille. Beten wir darum, dass sich immer mehr Menschen in der neuen Situation unserer Pfarrgemeinden vom Ruf Gottes angesprochen fühlen. Fürbitten V Herr, unser Gott, in der Taufe hast du uns als sichtbaren Teil dem kirchlichen Leib eingefügt. Wir bitten dich für diesen Leib und für die verschiedensten Begabungen, die ihm immer wieder neu zu einer gewandelten Gestalt verhelfen. R Kyrie eleison (ostkirchlich, Ein Kreis beginnt zu leben, 133) oder: R Wir bitten dich, erhöre uns. L Wir bitten für alle Frauen und Männer, die vor der Entscheidung stehen, ihr Leben als Priester oder Ordensleute in den kirchlichen Dienst zu stellen. R Wir bitten für alle Menschen in unserer (zukünftigen) Seelsorgeeinheit, die sich bereit erklären, einen Dienst zu übernehmen, und für die Frauen und Männer, die sie dabei begleiten. R 5

6 Wir bitten für alle, die in unseren Pfarreien Sorge tragen für Arme, Schwache und Kranke, in Krankenhäusern, Altersheimen und daheim, in sozialen Einrichtungen und Gefängnissen. R Wir bitten für alle, die Sorge tragen in Ausbildung und Erziehung, an Schulen und Kindergärten. R Wir bitten für alle, die Verantwortung tragen in der Liturgie, für Organisten und Kantoren, Lektoren, Kommunionhelfer und Leiter von Wort-Gottes-Feiern, für unsere Mesner und für alle Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, die eine Aufgabe in unseren Gottesdiensten übernehmen. R Wir bitten für alle, die über den Gottesdienst hinaus einen Dienst in unseren Pfarrgemeinden tun, für jene, die in Verwaltung und Handwerk tätig sind, und jene, die unsere Kirchen schmücken und pflegen. R Wir bitten für die Kinder und Jugendlichen, die ihren Weg mit Gott noch finden müssen; für alle jungen Erwachsenen, die ihre Berufung klären wollen, und für alle, die sie begleiten. R Wir bitten für alle, die von der Kirche enttäuscht wurden, die in unseren Pfarreien Verletzungen erfahren haben, die mit ihren Anliegen und Fragen keinen Platz bei uns finden. R Wir bitten für die Verstorbenen, deren Lohn im Himmel du selbst sein willst. R V Gott, unser Vater, durch deinen Sohn rufst du Menschen in deinen Dienst und fügst sie in deiner Kirche zu einem lebendigen Leib zusammen. Leite uns in deiner Gnade und gib, dass unser Bemühen Frucht bringt zu deinem Lob und zum Heil der Menschen. Darum bitten wir dich im Heiligen Geist durch Jesus Christus, unseren Herrn. A Amen. 6

7 Gebet des Herrn V Im Vertrauen darauf, dass Gott in uns und in unseren Mitmenschen Begabungen weckt, beten [oder: singen] wir, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat. A Vater unser Gebet zum Abschluss V Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an Herr, baue deine Gemeinde und fange bei mir an Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen und fange bei mir an. Herr, bring deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen und fange bei mir an. Segen oder: Segensbitte V Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben. A Amen. Schlusslied: Gott ruft sein Volk zusammen (GL 640) oder: Die Sache Jesu (Ein Kreis beginnt zu leben, 35) oder: Einer hat uns angesteckt (Ein Kreis beginnt zu leben, 51) V Gelobt sei Jesus Christus A In Ewigkeit. Amen. 7

8 Quellen: Gebet um Berufe der Kirche: Seelsorgeeinheit St. Luzius, Hechingen, D Fürbitten nach: L. Lumma: Für-Bitten (Tyrolia-Verlag, 2007) Gebet zum Abschluss: Gebet eines chinesischen Christen, aus: Kürzinger/Sill: Das große Buch der Gebete (Verlag HOHE) Erstellt vom Referat für Liturgie und Verkündigung 8