Erfahrungsbericht Örebro 2011 / 2012

Transkript

1 Erfahrungsbericht Örebro 2011 / 2012 Von Kevin Müller Unabhängig davon, für welches Land oder für welche Universität man sich entscheidet, kann ich jedem uneingeschränkt empfehlen, ein Auslandssemester zu absolvieren. Über die normalen Vorteile, wie Aufbesserung des Lebenslaufs, hinaus sind die persönlichen Erfahrungen viel wichtiger. Die Erfahrungen die man sammelt und die Freunde die man findet, wird man nie vergessen. Vorbereitung Die Vorbereitungen für die Örebro Universitet liefen, im Vergleich zu vielen anderen Universitäten, absolut problemlos. Nach dem normalen ERASMUS-Prozedere unserer Universität, konnte man sich alle weiteren Information aus einem gesonderten Bereich der Homepage für Exchange Studenten besorgen ( -Students/). Hier erhält man Informationen über wählbare Kurse, die Bewerbung, Credits und Unterkunft. Alle nötigen Dokumente kann man ebenfalls runterladen und an die Universität schicken. Ein paar Wochen später kommt dann der Letter of Acceptance. Ebenfalls kann man sich schon für die "Orientation Week", organisiert durch das Erasmus Student Network (ESN) Örebro ( anmelden und erhält darüber dann auch entsprechende Informationen. Unterkunft Unter der oben erwähnten Web-Adresse kann man sich ebenfalls auf eine Unterkunft durch die Universität bewerben. Dort gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Einmal gibt es die Unterbringung in einem Korridor (Wohnbezirk "Tybble" oder "Studentgatan"), das heißt man hat ein Zimmer mit eigenem Bad und teilt sich Küche / Wohnzimmer mit sechs anderen, meist schwedischen Studenten. Diese Unterkünfte sind in direkter Nähe zur Universität. Zum anderen gibt es das Wohnen in 3er-WGs (Wohnbezirk "Brickebacken"), in denen man sich das Bad und die Küche teilt. Von hier sind es ca. zehn Minuten mit dem Fahrrad zum Campus. Der Nachteil ist, dass man erst vor Ort erfährt, in welcher der beiden Möglichkeiten man untergebracht ist und somit auch erst dann erfährt, wie viel man im Monat bezahlt. 1

2 Ich habe ein Zimmer in Tybble bekommen und war sehr zufrieden damit. Generell haben aber beide Alternativen Vor- und Nachteil, sodass man sich eigentlich keine großen Sorgen machen muss, wo man landet. Die Zimmer sind möbliert, jedoch muss man sich einige Dinge, die man zum Leben braucht, selbst zulegen. Es gibt die Möglichkeit im Second-Hand-Shop des Arrival-Camps von ESN ein paar Sachen zu erstehen, aber am zweiten Tag nach der Anreise wird auch ein Trip zu IKEA organisiert, wo man wirklich alles bekommt. Empfehlenswert ist es vielleicht noch, sich für die erste Nacht Bettwäsche und einen Satz Handtücher mitzunehmen. Ankunft Das Semester beginnt bereits Mitte August und so habe ich nach der Klausurenphase meine Sachen gepackt und mich auf den Weg nach Schweden gemacht. Ich hatte mich dafür entschieden mit dem Flugzeug direkt nach Örebro zu fliegen. Man glaubt nicht so richtig, dass das möglich sei und auch das wirklich sehr kleine Flugzeug von Kopenhagen aus, lässt einen bis zum Schluss zweifeln. Angekommen bin ich aber trotzdem und eine Erfahrung war es allemal wert. Diese Variante empfand ich damals mit einem großen Koffer und einem Backpack etwas einfacher, aber im Nachhinein betrachtet, ist es aber auch nicht umständlicher mit dem Flugzeug nach Stockholm zu fliegen und von dort mit dem Bus weiter nach Örebro zu fahren. An den beiden "Arrival-Days" wird man in der Universität von Mitarbeitern des International Office und von ESN empfangen. Dort erhält man dann sehr viele Informationen, wie die ersten Wochen ablaufen, zur Orientation Week, Ablauf der Bezahlung für die Unterkunft, usw. Unter anderem erhält man auch die Schlüssel zu seinem Zimmer, den Universitätsausweis und eine schwedische Handynummer (Prepaid-Karte). Nach einer kleinen "Fika" (schwedisch für Kaffee trinken und ein paar Plätzchen essen) mit anderen ankommenden Studenten, wird man von den "Faddern" das sind schwedische Studenten, die sich um die Austauschstudenten kümmern und auch das ganze Semester als Ansprechpartner fungieren zu seiner Unterkunft gebracht. Nach den "Arrival-Days" startet die "Orientation- Week", welche es zum Ziel hat, andere Studenten, die Universität und die Stadt kennenzulernen. Das klappt hervorragend und war sehr guter Einstieg in das Semester. Highlight dieser Woche ist ein Wochenendausflug nach "Herfallet", das ist ein Naturreservoir an einem der größten Seen in Schweden. Das Bild links zeigt den Sonnenuntergang kurz vor dem gemeinsamen Grillen am Strand. 2

3 Studium Nach der ersten Woche beginnen auch direkt die Kurse. Ich hatte "International Management", "Global Marketing", "International Logistics" und "Supply Chain Management" gewählt. Man muss aber dazu sagen, dass es im Prinzip auch nicht viel mehr Möglichkeiten gab. Die Kurse finden in Blöcken von 5 Wochen statt und zur Prüfungsleistung gehört neben der Klausur auch immer die Abgabe eines längeren Papers, was in Gruppenarbeit geschrieben wird. Das Niveau ist etwas niedriger als in Deutschland und die Unterrichtsform auch anders. Meist befinden sich in den Kursen nur 30 bis 40 Studenten, sodass die Atmosphäre etwas persönlicher ist man nennt auch alle Dozenten beim Vornamen und mehr auf Interaktion gesetzt wird. Mein letzter Kurs "Supply Chain Management" war ein reiner Onlinekurs, der die Anwesenheit in Schweden nicht mehr erfordert und man so schon vor Weihnachten wieder nach Hause reisen kann. Wenn man möchte. Denn die Unterkunft steht einem bis Mitte Januar zu. Nebenbei hatte ich noch einen Sprachkurs ("Swedisch Language and Culture I"), der eigentlich ganz lustig war und an der einen oder anderen Stelle hilfreich. Generell ist es aber nicht erforderlich, die schwedische Sprache zu lernen, da wirklich jeder in diesem Land ein gutes Englisch spricht und man so schon sehr weit kommt. Soziales Leben Da die Kurse meist nur zwei Präsenzstunden in der Woche haben und man sich die restliche Arbeitszeit frei einteilen kann, bleibt natürlich auch Zeit für andere Aktivitäten. Örebro selbst ist zwar keine große Stadt (für schwedische Verhältnisse schon), jedoch gibt es auch hier viele Dinge zu tun. Das Schloss, die Altstadt "Wadköping", der Stadtpark, der Aussichtsturm "Svampen", der nahegelegene See, die Innenstadt mit vielen Cafés und Restaurants und andere weitere Orte, werden auch bei mehrfachem Besuch nie langweilig. Wir haben natürlich auch weitere Ausflüge in Angriff genommen und auch da sind die Möglichkeiten vielzählig. Stockholm, Göteborg, Oslo, Malmö oder Helsinki sind nur wenige Beispiele von dem, was möglich ist. 3

4 Über das ganze Semester gibt es einen wöchentlichen Newsletter von ESN mit aktuellen Veranstaltungen und nützlichen Informationen zu allen Themen. ESN organisiert auch einige Partys (z.b. zu Halloween) oder jeden Dienstag mit Unterstützung von Studenten die beliebten Motto-Partys in "Tybble". Desweiteren besteht die Möglichkeit an Fahrten von ESN teilzunehmen, die alle sehr empfehlenswert sind. Es gibt Angebote nach Tallin, St. Petersburg, Moskau und Lappland (nördlichster Teil von Schweden). Ich habe nur den letzten Trip mitgemacht und muss sagen, dass es mein persönliches Highlight des ganzen Semesters war. Eine Woche rund um Kiruna, eine völlig andere und atemberaubende Natur zu erkunden, mit Höhlenklettern, Schlittenhundefahrten, Nordlicherwanderungen, Motorschlittenfahren und anderen Aktivitäten gehört auf den Fall zu den Sachen, die man sich unter keinen Umständen entgehen lassen sollte. Stand mal nichts besonderes an, haben wir die Abende mit gemeinsamen Kochen (bei so vielen Nationen, kann man sehr viel verschiedenes probieren), DVD gucken oder in Clubs / Bars im Ort verbracht. Sonstiges Wie bei allen skandinavischen Ländern sind Preise für Lebensmittel (25% Mehrwertsteuer) und Alkohol (90% Mehrwertsteuer) natürlich etwas teurer als bei uns. Wir haben meistens in dem Supermarkt "Willy s" eingekauft, der von der Uni in zehn Minuten erreichbar ist. Wenn man sich hier ein bißchen umschaut, findet man auch entsprechend günstigere Produkte, sodass sich die Mehrkosten im Rahmen halten und einen eigentlich nicht von der Wahl so eines Landes abhalten sollten. Die medizinische Versorgung und der Kauf von Medikamenten stellen ebenfalls keinen Grund zur Unruhe dar. 4

5 Fazit Die Wahl für Örebro und Schweden kann man ganz ohne Besorgnis treffen. Es ist alles sehr gut organisiert und verspricht in jeder Hinsicht, eine tolle Zeit zu werden. Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass die Entscheidung nach Schweden zu gehen, eine der besten meines Lebens war. Diese Zeit und die Freunde, die ich gefunden habe, werde ich nie vergessen. Es ist unglaublich spannend, mit so vielen verschiedenen Leuten aus den unterschiedlichsten Ländern zusammen zukommen. Man stellt fest, dass die Welt viel mehr zu bieten hat, als das was wir kennen und glauben. Wenn man den Mut aufbringt, sich für so einen Schritt zu entscheiden, wird man es nicht bereuen. Im Gegenteil. Man lernt Neues zu begrüßen und offener zu sein für Unterschiede und Veränderungen. Diesen Geist erhält man sich. Ich würde am liebsten gleich wieder verreisen, in andere Länder und andere Kulturen. Bleiben wir "international". Dieser Bericht spiegelt nur einen Bruchteil von dem wieder, was ich erlebt habe und erzählen könnte. Doch würde ich alles aufschreiben, würde er wahrscheinlich nicht fünf, sondern 50 Seiten lang sein. Deswegen: Ihr könnt mich für weitere Informationen gerne und jederzeit kontaktieren. Ich berichte gerne und vielleicht kann ich euch noch die eine oder andere Frage beantworten. Kevin Müller /