Eltern Mit Wirkung Würenlos
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- Jan Gerhardt
- vor 7 Jahren
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1 Eltern Mit Wirkung Würenlos Eltern Kind Schule Bericht von der 2. Veranstaltung in der Reihe "Umgang und Kommunikation" vom Samstag, zum Thema Kommunikationskurs für Kinder und Erwachsene Erwartungsvoll sassen 14 Erwachsene und 8 Kinder im Kreis und waren gespannt, wie der Kursleiter Frank Wartenweiler diesen Morgen gestalten würde. Schon bald zeigte sich, dass es Herr Wartenweiler ausgezeichnet verstand, die Kinder miteinzubeziehen und sie den Morgen mitgestalten zu lassen. Auf die Frage, ob die Kinder überhaupt freiwillig hier seien, ob sie nicht viel lieber am Samstagmorgen gespielt hätten, kamen Antworten wie "Ich han müesse mitcho" bis "ich möcht öppis übers schtriite lärne". Oft sind es im Alltag immer wiederkehrende Situationen, die Anlass zu Streit und Ärger geben. Die Eltern schimpfen nicht nur, um den Gehorsam und die Einsicht der Kinder zu beeinflussen, sondern weil sie das Kind zu einem anderen Verhalten anleiten möchten. Die Kinder wiederum haben es aber gar nicht gern, wenn geschimpft wird, es löst ein negatives Gefühl aus, was nicht der beste Nährboden für Einsicht und Gehorsam ist. Mit dem von einem Kind erwähnten Beispiel, wo es um das Tischdecken geht, zeigte Herrn Wartenweiler verschiedene Lösungsansätze. Dabei war uns allen das typische Muster Kind: "Ich han kei Luscht!"/ Mutter: "Du muesch jetzt aber!" nur allzu bekannt. Hier herrscht Wille gegen Wille, wo jeder auf seiner Position beharrt. Eine andere Möglichkeit des Reagierens ist die Spiegelung. Dabei wird versucht, sich mit Herz und Gedanken in das Kind hineinzufühlen und mit Worten die Position des Kindes einzunehmen, etwa in dem Sinne wie "viellicht wotsch Du jetzt nöd, will Du s'gfühl häsch, dass ich Dich umekommandiere...". Damit wird der Situation schon etwas die Spannung weggenommen und das Kind fühlt sich eher ernst genommen und verstanden, was die Chance erhöht, dass es bereit ist, auch zu helfen. Eine zweite Form der Spiegelung wäre, sich in eine äussere Position zu begeben und die grössere Form der Gemeinschaft einzubeziehen. Hier geht es dann um die Position der Mutter/Vater, des Kindes, der Anderen (wie Geschwister, Grosseltern), die alle einen Beitrag zum Wohl der Gemeinschaft leisten. Nach einer kurzen Pause mit Getränken und Kuchen zeigte uns Herr Wartenweiler anhand von konkreten Beispielen der Kinder die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Oft entstehen Konflikte und es ist nicht wirklich klar, was eigentlich genau geschehen ist. So kommt z.b. ein Kind wütend aus der Schule, will aber nichts erzählen. Die vier Schritte können uns Eltern helfen herauszufinden, was denn genau los war. Es kann aber auch bei Konflikten zwischen Kind und Elternteil, zwischen Kind und einem anderen Kind oder zwischen Erwachsenen angewendet werden; dies ist allerdings für die Kinder noch recht schwierig und bräuchte noch einiges an praktischen Übungsmöglichkeiten.
2 1. Schritt: Beobachtung Die Kinder sollen einen Konflikt schildern. Ein Kind berichtet, dass es wütend auf einen Kollegen war, weil dieser "so bockig getan habe". Mit so einer Aussage kann das Gegenüber nicht viel anfangen. Das Kind sollte möglichst präzise beschreiben, was wann wie passiert ist. Der Erwachsene soll sich dabei jeder Wertung enthalten und auch auf Wertungen des Kindes nicht eingehen. 2. Schritt: Gefühle Die Kinder sollen beschreiben, wie sie sich fühlen, wenn ihnen z.b. jemand nicht zuhört, ihnen etwas wegnimmt oder wenn sie miterleben, wie einer ihrer Freunde gequält wird. Immer wieder betonte Herr Wartenweiler, wie wichtig die emotionale Befindlichkeit der Kinder ist und dass es den Kindern aber oft sehr schwer falle, über "Gefühle" zu reden, überhaupt beschreiben zu können, was Gefühle sind und welche man gerade empfindet. So bekommt man als Eltern auf die Frage "Wie gahts?" oft nur ein Schulterzucken als Antwort. Es kann auch hier hilfreich sein, sich mit Worten in die Position des Kindes hineinzufühlen und eine mögliche Befindlichkeit des Kindes selbst für das Kind zu formulieren: "Gäll, das isch dir ächli unagnähm, es isch für dich nöd so eifach, da drüber z'rede..." was es dem Kind eher ermöglicht, sich zu öffnen und vielleicht zu erzählen, was es genau bedrückt. 3. Schritt: Bedürfnisse Das Kind sollte ausdrücken lernen, was genau seine Bedürfnisse sind. "Ich möchte nicht, dass du mir Sachen wegnimmst", "Ich habe es nicht gern, wenn du mich immer am Arm packst" etc.
3 4. Schritt: Bitte Das Kind sollte sagen können, was es vom Gegenüber erwartet. "Ich bitte dich, meine Sachen in Ruhe zu lassen". Ein weiterer Schritt wäre hier, die Bitte so zu formulieren, dass das Gegenüber eine "verpflichtende" Antwort geben muss; "Bist du bereit, meine Sachen in Zukunft in Ruhe zu lassen?" Dieses Modell wurde nun mit den Kindern zusammen praktisch geübt. Die Eltern und ihre Kinder bekamen die Aufgabe, sich an einen Konflikt zu erinnern und diesen nun nach diesem Modell zu besprechen. Diejenigen Erwachsenen, die ohne Kinder da waren, übten zusammen als Rollenspiel. Diese Übung wurde sowohl von den Erwachsenen als auch den Kindern als sehr gefühlsintensiv empfunden. Es entstand eine grosse Nähe und unterschiedliche positive wie auch negative Gefühle, je nachdem, ob für eine bestimmte Situation ein gutes Gespräch entstand und eventuell eine Lösung gefunden werden konnte oder ob das Kind verstummt war, weil es ihm unangenehm war, über eine bestimmte Situation zu sprechen und kein Lösungsweg gefunden werden konnte. Immer wieder erstaunt zeigten sich die Erwachsenen über die phantasievollen und ganz anderen Lösungsansätze der Kinder.
4 Als eine weitere Möglichkeit, die Kommunikation zwischen Eltern/Kindern zu verbessern stellte uns Herr Wartenweiler das Modell der Kommunikation als Anleitung zur Reflexion über das eigene Verhalten vor. Dabei geht es hauptsächlich darum, dem Kind selber Verantwortung, Reflexion und selbstständige Kontrolle über das eigene Verhalten beizubringen. Als Beispiel fragte er die Kinder nach einer Situation, die zuhause immer wieder vorkommt und zu Streit führt. Ein Kind erzählte darauf, dass es jeweils am Morgen sein Bett machen sollte, dies aber immer wieder vergesse. Folgende Fragen wurden dem Kind gestellt: - Wie genau ist dein Verhalten in dieser Situation? - Wie findest du selber dein Verhalten? - Was möchtest du? - Was könntest du machen, damit du das Bettenmachen in Zukunft nicht mehr vergisst? Eigentlich findet es das Kind selber blöd, dass es das Bettenmachen vergisst, aber es hat ehrlich gesagt auch keine Lust, das Bett zu machen. Nach einem kurzen Gespräch über die vielen Aufgaben im Haushalt und die Frage, warum die Mutter gern ein gemachtes Bett hätte, sieht das Kind ein, dass das Betten keine so grosse Arbeit ist und eigentlich schon vom Kind selber erledigt werden könnte. Das Kind entwickelte darauf verschiedene Ideen wie Zettel mit Vermerk Betten an verschiedene Orte kleben oder das Bett sofort nach dem Aufstehen machen, die dann zusammen besprochen wurden. Hier wären wir gern noch etwas mehr ins Detail gegangen, aber leider war es inzwischen schon fast Mittag geworden.
5 Diese drei Stunden waren sehr anregend, gefühlsintensiv und interessant. Es war sehr schön zu beobachten, mit welcher Offenheit und Spontaneität die Kinder mitmachten und uns Erwachsene auch oft zum Lachen brachten. Bei einem kurzen Rückblick auf den Kurs wurde mehrmals erwähnt, dass wir Erwachsene uns einfach wiedermal mehr Zeit nehmen sollten, um unseren Kindern wirklich zuzuhören und um besser zu verstehen, was eigentlich in ihnen vorgeht. Und dass man den Kindern ruhig öfters die Möglichkeit geben sollte, sich selber über ihr Verhalten zu äussern und Lösungen zu suchen - nicht immer ist ihr Lösungsweg gleich wie unserer -, was aber nicht heisst, dass er nicht trotzdem sehr gut funktioniert. Wir danken Herrn Wartenweiler recht herzlich für diesen spannenden Morgen und allen Teilnehmenden für ihr Mitmachen, ihre Offenheit und Spontaneität. Literatur: Wartenweiler, Frank: Zauberspiegel-Spiegelzauber. Spiegeln in der Kommunikationsymmetrisch und antisymmetrisch. Wartenweiler, Frank: Provozieren erwünscht. Aber bitte mit Feingefühl. Rosenberg, Marshall B.:Gewaltfreie Kommunikation. Rosenberg, Marshall B.:Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe. Irene Hofer
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