Abbildung 1: Unterscheidungsmerkmale von Gütern. 20 Kapitel 1: Grundlagen und Übersicht.
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- Lars Walther Krüger
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2 20 Kapitel 1: Grundlagen und Übersicht 1 Was ist Volkswirtschaftslehre? tslehre? Menschen wollen ihre Bedürfnisse befriedigen. Über unsere elementaren Bedürfnisse hinaus streben wir nach Sicherheit, nach Zugehörigkeit zu Gruppen und nach Selbstverwirklichung. Nur ein Teil dieser Bedürfnisse sind wirtschaftliche Natur. Und nur diese können durch den Konsum von Waren und Dienstleistungen befriedigt werden. Volkswirte bezeichnen Waren und Dienstleistungen als Güter. Güter lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien unterscheiden: Freie Güter sind wie Sand in der Sahara im Überfluss vorhanden und werden nicht auf Märkten gehandelt. Die meisten Güter sind dagegen knapp. Wenn Sand zum Bau von Häusern benötigt wird, müssen zur Bereitstellung Arbeit und Maschinen eingesetzt werden. Da dies mit Kosten verbunden ist, wird Sand in diesem Beispiel zu einem knappen Gut. Knappe Güter müssen produziert werden und haben daher einen Preis. Nur sie können Gegenstand wirtschaftlicher Entscheidungen sein. Güter werden zweitens nach ihrer physischen Beschaffenheit unterschieden. Bei Waren als materiellen Gütern kann Produktion und Konsum zeitlich und räumlich getrennt erfolgen, weil sie transport- und lagerfähig sind. Dies ist bei immateriellen Gütern anders salopp gesagt kann man sich Dienstleistungen nicht auf den Fuß fallen lassen. Marktfähigkeit: frei oder knapp Bereitstellung: privat oder öffentlich Physische Beschaffenheit: Waren oder Dienstleistungen Verwendungsdauer: Gebrauchs- oder Verbrauchsgüter Verwendungszweck: Konsum oder Investitionen Abbildung 1: Unterscheidungsmerkmale von Gütern Nach der Art der Verwendung sind Konsumgüter und Investitionsgüter zu unterscheiden. Konsumgüter dienen unmittelbar der Bedürfnisbefriedigung. Dagegen erleichtern Investitionen die künftige Produktion. Wenn die gegenwärtig verfügbaren Güter entweder konsumiert oder investiert werden
3 1 Was ist Volkswirtschaftslehre? 21 können, dann muss die Investition mit einem Verzicht auf gegenwärtigen Konsum verbunden sein. Sparen und Investieren sind also zwei Seiten derselben Medaille. Nach der Verwendungsdauer unterscheidet man viertens Gebrauchs- und Verbrauchsgüter. Während Verbrauchsgüter durch den Konsumvorgang untergehen, ermöglichen Gebrauchsgüter teilweise eine langjährige Nutzung. In einem Haushalt finden sich im Kühlschrank normalerweise Verbrauchsgüter, während der Kühlschrank selbst ein Gebrauchsgut darstellt. Schließlich gibt es private und öffentliche Güter. Private Güter sind individuell zu nutzen. Öffentliche Güter stellt der Staat allen Bürgern zur Verfügung und finanziert die Produktion oder Bereitstellung durch Steuern. Klassische Beispiele sind die Landesverteidigung oder die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch Polizei und Justiz. Private Güter werden auf Märkten gehandelt. Märkte entstehen, weil wir uns auf bestimmte Tätigkeiten spezialisieren und durch Tausch über ein breiteres Güterspektrum verfügen wollen. Gütermärkte zeichnen sich dadurch aus, dass die Haushalte nachfragen und Unternehmen Waren oder Dienstleistungen anbieten. Auf den meisten Märkten wie etwa dem Wochenmarkt oder dem Wohnungsmarkt sorgen Preise langfristig für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Dies muss beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt nicht notwendigerweise gelten. Im Falle dauerhafter Arbeitslosigkeit ist beispielsweise zu fragen, welche Mechanismen den Ausgleich des Arbeitskräfteangebots der Haushalte und der Arbeitsnachfrage der Unternehmen erschweren. Darüber hinaus treten Wirtschaftssubjekte auf Vermögensmärkten auf: Kapitalmärkte bringen das Angebot und die Nachfrage nach Sachkapital und Finanzkapital zum Ausgleich. An der Börse werden unter anderem Aktien und Anleihen gehandelt. Banken refinanzieren sich auf dem Geldmarkt bei der Zentralbank. Das Bankensystem insgesamt stellt Unternehmen, Staat und privaten Haushalten Liquidität zur Abwicklung von Transaktionen zur Verfügung. Dies geschieht über die Kreditmärkte. Die Volkswirtschaftslehre ist die Lehre von den Märkten. Ihre Methoden dienen dazu, das Verhalten von Menschen auf Märkten zu erklären und zu zeigen, wie individuelle Entscheidungen miteinander in Übereinstimmung gebracht werden. Darüber hinaus beschäftigt sich die Volkswirtschaftslehre damit, welche gesamtwirtschaftlichen Prozesse sich aus dem Zusammenwirken von Marktentwicklungen ergeben und welche Größen die wirtschaftliche Situation eines Landes umfassend beschreiben. Dazu gehören die Gütererzeugung insgesamt, die Beschäftigung oder die Geldwertentwicklung. Neben
4 22 Kapitel 1: Grundlagen und Übersicht der Beschreibung und Erklärung ökonomischer Sachverhalte zielt die Volkswirtschaftslehre auch darauf ab, Empfehlungen für die Gestaltung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu geben. 2 Mikroökonomik und Makroökonomik Marktentwicklungen lassen sich aus einer Vogelperspektive oder auf einer Graswurzelebene betrachten und analysieren. Während man aus einer geringen Höhe zwar die Details genau erkennt, werden aus großer Höhe Zusammenhänge transparenter. Allerdings können die Details dabei verloren gehen. Ökonomen müssen beide Betrachtungsniveaus beherrschen. Werden wirtschaftliche Entscheidungen einzelner Wirtschaftseinheiten oder Entwicklungen auf einzelnen Märkten untersucht, dann handelt es sich um mikroökonomische Analysen. Gegenstand der Mikroökonomik ist es, einzelwirtschaftliches Verhalten zu erklären und zu prognostizieren. Dabei stellt sich die Frage, wie sich private Haushalte oder Unternehmen unter bestimmten Rahmenbedingungen verhalten. Wichtige Teilbereiche der Mikroökonomik sind die Haushaltstheorie und die Theorie der Unternehmung, die später genauer betrachtet werden. Die Analyse der Preisbildung auf einzelnen Märkten ist ebenfalls Gegenstand der Mikroökonomik. Hier stellt sich die Frage, wie Preise auf Märkten zustande kommen und welche Beziehungen zwischen dem Marktverhalten und den zu erwartenden Marktergebnissen bestehen. Beispielsweise dürften sich bestehende Marktergebnisse akzentuieren, wenn die Macht einzelner Marktteilnehmer zunimmt. Somit erlaubt die Mikroökonomik, Schlussfolgerungen für die Wettbewerbspolitik zu ziehen. Aus der Vogelperspektive werden häufig die Beziehungen zwischen Märkten betrachtet, die bei der einzelwirtschaftlichen Betrachtungsweise verloren gehen. Dabei geht es beispielsweise um Zusammenhänge zwischen Güter-, Arbeitsund Geldmärkten. Die Makroökonomik untersucht also gesamtwirtschaftliche Phänomene und Entwicklungen. Typische Fragestellungen sind: Welche Ursachen für konjunkturelle Schwankungen gibt es? Wie sollten sich staatliche Entscheidungsträger in unterschiedlichen konjunkturellen Lagen verhalten? Bestehen Beziehungen zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote? Diese Zusammenhänge sind auch in der wirtschaftspolitischen Debatte von großem Interesse die Erkenntnisse der Makroökonomik finden in der Konjunktur- und Wachstumspolitik Anwendung.
5 3 Wozu Wirtschaftstheorie? 23 Fallstudie 1: Erneuerbare Energien en mikroökonomisch omisch betrachtet Unter der launigen Überschrift Die Förderung der Photovoltaik hat Schattenseiten macht der Newsletter 2/2008 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung auf. Darin kritisieren die Essener Wirtschaftsforscher die staatliche Förderung erneuerbarer Energien. Sie legen dar, dass dadurch unwirtschaftliche Solaranlagen Strom zu Preisen bereitstellen, die ohne die Förderung niemand zu zahlen bereit wäre. Einige Beobachter betrachten die Subventionierung erneuerbarer Energien als Milliardengrab und vergleichen sie schon mit der Kohleförderung. Welche Argumente fallen Ihnen für die Förderung erneuerbarer Energie ein? Welche Strategie zur Förderung der Solarenergie empfehlen die Kritiker der gesetzlichen Festlegung von Einspeisepreisen für Öko-Strom? Fallstudie 2: Staatsverschuldung aus makroökonomischer Sicht Häuslebauer wissen: wer sich verschuldet, muss diese Schulden tilgen. Wenn Politiker behaupten, die heutige Staatsverschuldung würde kommende Generationen belasten, so klingt das zunächst plausibel. Aus makroökonomischer Sicht sind aber Zweifel anzumelden. Was für den privaten Haushalt gilt, muss für den Staat nicht gleichermaßen zutreffen. Wenn öffentliche Schulden durch die Ausgabe von Wertpapieren an Inländer gedeckt werden, verändert sich die Vermögensposition des Inlands insgesamt nicht. Der Staat wird Schuldner und die Haushalte werden Gläubiger. Das gilt auch für nachfolgende Generationen, weil die Forderungen vererbt werden können. Vorsicht ist dagegen angebracht, wenn sich der Staat im Ausland verschuldet. Welche Argumente sprechen Ihrer Ansicht dennoch gegen eine zunehmende Staatsverschuldung? Gehen Sie auf Zinswirkungen und deren Folgeeffekte, auf Verteilungseffekte und auf die demographische Entwicklung in Deutschland ein. 3 Wozu Wirtschaftstheorie? Wissenschaften dienen der Beschreibung von Sachverhalten, der Erklärung der beobachteten Phänomene und der Anwendung des neu gewonnenen Wissens. Das ist in der Volkswirtschaftslehre nicht anders. Wer einen ökonomischen Zusammenhang analysieren möchte, muss die beobachtete Wirklichkeit zunächst beschreiben. Auf Grundlage der Beschreibung erfolgt die Erklärung.
6 24 Kapitel 1: Grundlagen und Übersicht Die Wirtschaftstheorie zielt darauf ab, Ursache-Wirkungszusammenhänge zu identifizieren. Kern einer Theorie sind Wenn/Dann -Aussagen oder Hypothesen. Das Wenn deutet einerseits den auslösenden Impuls und andererseits bestimmte Rahmenbedingungen an. Unter klar definierten Bedingungen führt die Veränderung einer Größe zu Reaktionen bei anderen Größen. Hypothesen können induktiv aus Beobachtungen abgeleitet werden. Auf Märkten lässt sich beobachten, dass die nachgefragte Menge eines Gutes sinkt, wenn der Preis für dieses Gut steigt. Bestätigt sich der Zusammenhang für verschiedene Güter, Regionen und Zeitpunkte, dann gilt er als gesichert, ohne dass man die Wirkungsmechanismen durchdrungen hätte. Die Gewinnung von Hypothesen heißt dagegen deduktiv, wenn aus bestimmten Annahmen über die Rahmenbedingungen und das Verhalten von Wirtschaftseinheiten logisch richtige Aussagen hergeleitet werden. In einem der folgenden Kapitel wird bewiesen, dass die nachgefragte Menge mit steigendem Preis sinkt, solange man Eigennutzstreben, gegebene Einkommen und unveränderte Preise der übrigen Güter unterstellt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ökonomisches Wissen überwiegend induktiv erschlossen. In den letzten 100 Jahren vollzog sich der Erkenntnisfortschritt in der Volkswirtschaftslehre dagegen eher über Deduktion. Dies setzt die regelmäßige Überprüfung von Theorien mit den volkswirtschaftlichen Daten voraus. Nach Karl Popper, einem bedeutenden Wissenschaftstheoretiker, können nur widerlegbare Theorien einen Sachverhalt erklären (Falsifizierbarkeit). Theorien sollten zudem widerspruchsfrei sein. Sie können als vorübergehend akzeptiert betrachtet werden, wenn sie unter möglichst allgemeinen Bedingungen gelten und bei gleichem Komplexitätsgrad bessere Wirkungsprognosen gestatten als alternative Erklärungsansätze. Diese wissenschaftstheoretische Denkrichtung wird als kritischer Rationalismus bezeichnet danach stehen verschiedene Erklärungsansätze zueinander in Konkurrenz. Wissenschaft sollte möglichst wertfrei sein. Die Forderung der Verbrauch von Tabakwaren sollte eingeschränkt werden ist deutlich mit einer Wertung verbunden es liegt eine normative Aussage vor. Dagegen erfüllt das relativ leidenschaftslose Statement wenn die Preise von Tabakwaren steigen, dann werden sie weniger nachgefragt die Forderung nach Wertfreiheit. Es handelt sich dabei um eine positive Aussage, die lediglich einen Wenn/Dann -Zusammenhang beschreibt. Ein allgemein akzeptiertes ökonomisches Gesetz das der fallenden Nachfragekurve wird angewendet. Anders als bei der ersten Aussage geht keine Wertung ein.
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