Sehr geehrte, liebe Eltern! In den kommenden Monaten wird Ihr Kind an Kindergarten plus teilnehmen.
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- Reinhold Dressler
- vor 7 Jahren
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1 Sehr geehrte, liebe Eltern! In den kommenden Monaten wird Ihr Kind an Kindergarten plus teilnehmen. Kindergarten plus ist ein Bildungsprogramm zur Stärkung der Persönlichkeit vier- bis fünfjähriger Kinder in Kindertageseinrichtungen. Das Programm besteht aus neun Themenbausteinen (Modulen), die in einer extra dafür zusammengestellten Kindergruppe im Zeitraum von etwa drei Monaten durchgeführt wird. Vor dem Übergang der Kinder in die Schule findet ein Vertiefungsmodul statt, bei dem die Kinder das Gelernte anwenden und vertiefen.
2 Welche Ziele hat das Programm? Bei Kindergarten plus lernen die Kinder, sich selbst und andere mit ihren Eigenarten wahrzunehmen, Gefühle auszudrücken und zu benennen, die eigenen Sinne zu erfahren, t ig e n s i e g Jedem ritt geht h Lernsc tionaler o ein em lungsschritt k Entwic. voraus Konflikte gewaltfrei zu lösen und Kompromisse zu schließen. Ziel des Programms ist es, die sozialen, emotionalen und geistigen Bildungsprozesse der Kinder zu fördern, ihre Widerstandsfähigkeit (Resilienz) zu stärken und Gefährdungen wie zum Beispiel Destruktivität oder Anfälligkeit für Suchtverhalten vorzubeugen. Welche Kinder nehmen an dem Programm teil? Kindergarten plus ist für alle Kinder im Entwicklungsalter von vier bis fünf Jahren geeignet. Damit jedes Kind zu seinem Recht kommt, ist die Größe der Kindergarten plus-gruppe auf acht bis zwölf Kinder begrenzt. Das Fachteam des Kindergartens stellt die Gruppe in Absprache mit der Kindergartenleitung zusammen. Wer führt Kindergarten plus durch? Kindergarten plus wird von einer Erzieherin oder einem Erzieher durchgeführt, mit Unterstützung einer Bezugserzieherin oder einem Bezugserzieher. Was ist der wissenschaftliche Hintergrund? Der Kindergarten plus zugrunde liegende Bildungsbegriff orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Neurobiologie und Sozialwissenschaften, dass jedem geistigen Lernschritt ein emotionaler Entwicklungsschritt vorausgeht. Erfolg oder Misserfolg des Lernens hängen stark davon ab, inwieweit emotionale und soziale Fähigkeiten ausgebildet werden konnten. Kindergarten plus ist wissenschaftlich evaluiert Im Rahmen einer Evaluationsstudie der Universität Lüneburg wurde bei den an dem Programm teilnehmenden Kindern im Vergleich zu einer Gruppe nicht teilnehmender Kinder eine signifikante Zunahme der emotionalen Kompetenzen und des prosozialen Verhaltens beobachtet. Bildun Kinde g heißt, r maße gleichern sozial emotiona l, zu för und geistig dern.
3 Wie ist der Ablauf des Programms? An neun Vor- oder Nachmittagen im Abstand von üblicherweise einer Woche geht es um die Themen Körper, Sinne, Gefühle (Angst und Mut, Wut und Freude, Traurigkeit und Glück), Beziehungen, Grenzen und Regeln, Lösung von Konflikten. In Spielen, Übungen, Gesprächen, Liedern und mittels kreativer Methoden werden die Kinder angeregt, ihr Körperbewusstsein zu stärken, ihre Sinne zu schärfen, mit Gefühlen umzugehen und Konflikte zu lösen. Die Kinder werden von zwei Handpuppen durch das Programm begleitet: ein Mädchen und ein Junge mit Namen Tula & Tim. Die Inhalte der Module werden in den Alltag des Kindergartens integriert. Um die Nachhaltigkeit zu stärken, findet einige Monate nach Durchführung des Programms ein Wiedersehen mit Tula & Tim statt. In dem Vertiefungsmodul mit der Kindergarten plus-gruppe wird das Gelernte angewendet und vertieft. Wie kann ich mein Kind begleiten und unterstützen? Vor Beginn und am Ende von Kindergarten plus findet jeweils ein Elterngespräch statt, zu dem Sie mit allen Eltern eingeladen werden, deren Kinder an dem Programm teilnehmen. Parallel zur Durchführung der Module in der Kita können Sie das Thema Umgang mit Gefühlen auch zu Hause aufgreifen. Hinweise dazu finden Sie in den Spiel- und Gesprächsanregungen für Kinder und Eltern. Kindergarten plus bietet gute Möglichkeiten, die Entwicklungsgespräche mit den Erzieherinnen und Erziehern bzw. die Schuleingangsgespräche mit den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern Ihres Kindes vorzubereiten.
4 Was ist emotionale Kompetenz? Emotionale Kompetenz ist die Fähigkeit, Gefühle bei sich und anderen Menschen wahrzunehmen, Gefühle auszudrücken und zu benennen und sie im Zusammensein mit anderen angemessen zu regulieren. Warum ist emotionale Kompetenz für Kinder wichtig? Kinder, die emotional und sozial kompetent sind, können ihre geistigen Potentiale besser nutzen und erzielen bessere Schulleistungen. Vor allem ein umfangreiches Emotionswissen und eine angemessene Emotionsregulation wirken sich positiv aus. Bei Kindern mit geringen emotionalen Fähigkeiten ist die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensauffälligkeiten erhöht. Für den späteren Erfolg im Beruf ist es wichtig, neben den notwendigen Fachkenntnissen über soziale Kompetenzen so genannte weiche Fähigkeiten (soft skills) zu verfügen. Dies spiegelt sich auch im Deutschen Qualitätsrahmen (DQR) für lebenslanges Lernen wider. Sozial- und Selbstkompetenz stehen hier gleichwertig neben den fachlichen Anforderungen. Sachkompetenzen Personale Kompetenzen Wissen Sozialkompetenzen Fertigkeiten Selbstkompetenzen Wie entwickelt sich emotionale Kompetenz? Bereits Neugeborene besitzen die Fähigkeit, unterschiedliche Gefühlszustände wahrzunehmen und auszudrücken. Im ersten Lebensjahr entwickeln sich daraus die so genannten primären Emotionen. Hierzu gehören Überraschung, Freude, Ärger (Wut), Angst und Traurigkeit. Ab dem zweiten Lebensjahr bilden sich die so genannten sekundären Emotionen aus. Zu ihnen gehören Einfühlungsvermögen (Empathie), Scham, Verlegenheit, Neid, Eifersucht, Stolz und Schuld. Das Erleben dieser komplexen Emotionen geht mit dem wachsenden Bewusstsein des Kindes über sich selbst und dem Erlernen sozial anerkannter Verhaltensregeln einher. Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr verbessert sich deutlich die Fähigkeit der Kinder, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
5 Wie kann ich die emotionalen Bildungsprozesse meines Kindes fördern? Eltern sind für ihre Kinder die wichtigsten Vorbilder. Die Kinder orientieren sich daran, wie Mutter und Vater mit Gefühlen umgehen und Beziehungen gestalten. Mit Gefühlen angemessen umzugehen, heisst vor allem: -Ein positives emotionales Klima schaffen -Oft über Gefühle sprechen -Respektvoll auf die Gefühle der Kinder reagieren -Kinder beim Umgang mit Gefühlen unterstützen Welche emotionalen und sozialen Fähigkeiten hat mein Kind? Im Kindergarten verhalten sich Kinder oft anders als zu Hause. Deshalb ist ein regelmäßiger Austausch mit den Erzieherinnen und Erziehern wichtig. Dies gilt besonders, wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Die Beantwortung der folgenden Fragen kann Ihnen dabei helfen, die emotionalen und sozialen Fähigkeiten Ihres Kindes im Umfeld der Familie wahrzunehmen und zu erkennen und ein Gespräch in der Kita vorzubereiten. Mein Kind... trifft (sehr) zu teilweise trifft (gar) nicht zu...findet leicht Kontakt zu anderen Kindern (z. B. auf dem Spielplatz)...teilt sich anderen gern mit, erzählt von sich aus (z. B. wenn es etwas entdeckt hat)...respektiert Grenzen und Wünsche von anderen Menschen (z. B. wenn ein anderes Kind seine Ruhe haben möchte)...ist betroffen, wenn es etwas kaputt gemacht hat, versucht es wieder gut zu machen...bleibt auch in schwierigen Situationen ansprechbar (z. B. wenn es traurig oder wütend ist)...spielt selbstständig und kann sich längere Zeit auf eine Sache konzentrieren...ist wissbegierig und hat Spaß, Neues kennenzulernen...traut sich etwas zu, auch wenn es nicht sicher gelingt (z. B. wenn es ein neues Spiel ausprobiert)
6 Die Materialien bei Kindergarten plus Die Handpuppen Tula & Tim ein Mädchen und ein Junge sind ein fester Bestandteil des Programms. Ihre Gesichter sind Blickfänger, wecken Interesse und bereiten so Gespräche und Austausch über Themen vor. Jedem Kindergarten plus-thema ist ein Lied zugeordnet. Die insgesamt zehn Lieder sind auf einer Kinderlieder-CD eingespielt. Während der Module werden Bildkarten sowie ein Gefühlsbarometer genutzt, um Lernspiele zu gestalten und Themen zu vertiefen. Jedes Kind erhält zwei Fingerpuppen, mit denen es kleine Szenen nachspielen kann, sowie im Rahmen des Vertiefungsmoduls ein Ich-Heft und ein Mutsäckchen. Weitere pädagogische Materialien sind u. a. ein Wutkissen, ein Holzrahmen, durch den Gesichter mimisch dargestellt werden können, ein Kinderbuch zum Thema Emotionswissen und Emotionsausdruck und die Gefühlsperlen, die den Kindern am Ende jedes Moduls überreicht werden. Jedes an Kindergarten plus teilnehmende Kind erhält am Ende des letzten Moduls seine Kindergarten plus-geschichte. Grundlage dieser Lerngeschichte sind die im Verlauf des Programms gemachten Beobachtungen. Entwicklungen und Themen der Kinder werden darin dokumentiert. Den Erzieherinnen und Erziehern in der Kita stehen außerdem das umfangreiche Handbuch Kindergarten plus, Modulkarten und ein Liederheft mit Spiel- und Tanzanregungen zur Verfügung.
7 Die neun Module für die Kinder In den ersten beiden Modulen geht es um den Körper und die Sinne. Anschließend werden die Gefühle und der Umgang mit ihnen behandelt. Im weiteren Verlauf geht es um soziale Themen wie Freundschaft, Grenzen, Regeln und den Umgang mit Konflikten. Im neunten Modul finden eine Auswertung und der Abschluß statt. Struktur der Module Zum wiederkehrenden Ablauf jedes Moduls gehören ein Begrüßungsritual, die Handpuppen Tula & Tim, ein Gesprächskreis mit praktischen Übungen, eine Obstpause, Bewegungsspiele, ein Lied zum Thema des Moduls, kreative Aufgaben sowie ein Abschiedsritual. Sensomotorische Kompetenzen Emotionale Kompetenzen Soziale Kompetenzen Lernmethodische Kompetenzen Modul 1 Modul 3 Modul 7 Modul 9 Vertiefungsmodul Mein Körper und ich Ich und meine Gefühle Du und Ich Was ich mitnehme Wiedersehen mit Tula und Tim Modul 2 Modul 4 Modul 8 Meine Sinne und ich Ich, meine Angst und mein Mut Ich und mein Raum Modul 5 Ich, meine Wut und meine Freude Modul 6 Ich, meine Traurigkeit und mein Glück Nachhaltiges Lernen Kindergarten plus fördert nachhaltiges Lernen. Die Themen des Programms werden in den Alltag der Kita einbezogen. Einige Monate nach der Durchführung findet das Vertiefungsmodul Wiedersehen mit Tula & Tim statt. Inklusion und Flexibilität Kindergarten plus richtet sich an alle Kinder. Das Programm orientiert sich am Ziel eines inklusiven Bildungssystems. Damit jedes Kind zu seinem Recht kommt, wird der Programmablauf an die Bedürfnisse der Gruppe und jedes teilnehmenden Kindes angepasst.
8 Wer hat Kindergarten plus entwickelt? Kindergarten plus wurde von der Deutschen Liga für das Kind entwickelt. Die Deutsche Liga für das Kind zählt zu den führenden Verbänden in Deutschland, wenn es um das Wohl und die Rechte der Kinder geht. Zu den mehr als 250 Mitgliedsorganisationen gehören wissenschaftliche Gesellschaften, kinderärztliche und psychologische Vereinigungen, Familien- und Jugendverbände und zahlreiche Lions Clubs. Ziel der Liga ist es, die seelische Gesundheit von Kindern zu fördern und ihre Rechte und Entwicklungschancen in allen Lebensbereichen zu verbessern. Informationen unter Wo kann ich mehr über das Programm erfahren? Mehr über Kindergarten plus unter Die bundesweite Koordination des Programms erfolgt in der Geschäftsstelle der Deutschen Liga für das Kind in Berlin. Deutsche Liga für das Kind Charlottenstraße 65, Berlin Tel.: , Fax: Wie wird Kindergarten plus finanziert? Die Durchführung von Kindergarten plus wird über Förderer finanziert. Zahlreiche Lions Clubs in Deutschland fördern das Programm vor Ort. Kindergarten plus ist zusammen mit den Programmen Klasse2000 und Lions-Quest Erwachsen werden Bestandteil des Jugendprogramms der Deutschen Lions. Unter dem Motto Stark fürs Leben Lebenskompetenzen fördern in Kindergarten und Schule fördern die Lions Clubs Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur Pubertät. Die drei Programme stehen unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Weitere Förderer von Kindergarten plus sind u. a. Trägerverbände, Kommunen, Unternehmen, Unfallkassen, Krankenkassen, Fördervereine und Einzelpersonen.
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