9. ICF-Anwenderkonferenz Bochum 16. März Sind personbezogene Faktoren ein Tabu oder brauchen wir sie?
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- Dorothea Walter
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1 9. ICF-Anwenderkonferenz Bochum 16. März 2011 Sind personbezogene Faktoren ein Tabu oder brauchen wir sie? Dr. med. Elisabeth Nüchtern M.A. Leiterin Fachbereich Allgemeine Sozialmedizin MDK Baden-Württemberg Ahornweg 2, Lahr im Schwarzwald
2 Gliederung Einleitung Wozu Klassifizieren? Personbezogene Faktoren ein Tabu? Befürchtungen im Zusammenhang mit einer Auflistung personbezogener Kontextfaktoren Personbezogene Faktoren kein Tabu! Auseinandersetzung mit den Argumenten gegen eine Liste personbezogener Faktoren Personbezogene Faktoren wozu brauchen wir sie? 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 2
3 Wozu klassifizieren? Transparenz Klassifikationen machen es möglich, gleiche Sachverhalte zu identifizieren und erleichtern die Kommunikation. Gerechtigkeit Klassifikationen machen es möglich, gleiche Sachverhalte gleich zu behandeln. Effizienz Klassifikationen machen es möglich, mit weniger Aufwand zu handeln. 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 3
4 Das bio-psycho-soziale Modell der ICF Gesundheitsproblem Gesundheitsstörung oder Krankheit Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Partizipation (Teilhabe) Umweltfaktoren Personbezogene Faktoren 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 4
5 Das bio-psycho-soziale Modell der ICF Gesundheitsproblem Gesundheitsstörung oder Krankheit Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Partizipation (Teilhabe) 1. Mentale Funktionen 2. Sinnesfunktionen u. Schmerz 3. Stimm- u. Sprechfunktionen 4. Funktionen des kardiovaskulären, des hämatologischen, des Immunsystems u. der Atmung Umweltfaktoren 5. Funktionen des Verdauungssystems, Stoffwechsel u. endokrine Funktionen 6. Funktionen des Urogenital- u. des reproduktiven Systems 7. Neuromuskuloskeletale u. bewegungsbezogene Funktionen 8. Funktionen der Haut u. der Hautanhangsgebilde Personbezogene Faktoren 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 5
6 Das bio-psycho-soziale Modell der ICF Gesundheitsproblem Gesundheitsstörung oder Krankheit Körperfunktionen und -strukturen Umweltfaktoren Aktivitäten 1. Lernen u. Wissensanwendung 2. Allgemeine Aufgaben u. Anforderungen 3. Kommunikation 4. Mobilität 5. Selbstversorgung 6. Häusliches Leben Partizipation (Teilhabe) Personbezogene Faktoren 7. Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen 8. Bedeutende Lebensbereiche 9. Gemeinschafts-, soziales u. staatsbürgerliches Leben 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 6
7 Das bio-psycho-soziale Modell der ICF Gesundheitsproblem Gesundheitsstörung oder Krankheit Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Partizipation (Teilhabe) 1. Produkte u. Technologien 2. Natürliche u. vom Menschen veränderte Umwelt Umweltfaktoren 3. Unterstützung u. Beziehungen 4. (Fremd-) Einstellungen 5. Dienste, Systeme u. Handlungsgrundsätze Personbezogene Faktoren 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 7
8 Personbezogene Faktoren in der ICF Gesundheitsproblem Gesundheitsstörung oder Krankheit Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Partizipation (Teilhabe) Umweltfaktoren Personbezogene Faktoren 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 8
9 Personbezogene Faktoren ein Tabu? 1. Verletzt die Erhebung personbezogener Faktoren die Privatsphäre und den Datenschutz? Ethische und rechtliche Einwände 2. Bedeuten personbezogene Faktoren mehr Aufwand und Bürokratie? Befürchtung der Unwirtschaftlichkeit 3. Wer darf personbezogene Faktoren vorschlagen? Formale Bedenken 4. Ist der vorgelegte Vorschlag geeignet? Inhaltliche Fragen 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 9
10 Personbezogene Faktoren kein Tabu! Ad 4) Antworten auf die inhaltlichen Fragen Überlappungen zwischen den Komponenten der ICF? Wurden möglichst vermieden; ggf. unterschiedliche Definition. Fehlen Kategorien wie Motivation, Leistungsbereitschaft? Als relationale, zusammengesetzte Größen sind diese Begriffe keine eigenen personbezogenen Faktoren, sondern Ergebnis des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren. Sind Kategorien wie genetische Faktoren oder Schichtzugehörigkeit anstößig? Nein, für eine umfassende Klassifikation sind sie erforderlich. Eignet sich der Vorschlag für Kinder und Jugendliche? Ja. 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 10
11 Ad 3) Legitimation des Vorschlages Der vorgelegte Vorschlag für die Komponente der personbezogenen Faktoren stellt weder ein Update noch eine Revision der ICF dar. Er ist ein Vorschlag, wie ihn auch Arbeitsgruppen in anderen Ländern (wenn auch wenige) in die weltweite Diskussion eingebracht haben, und wie die WHO dies vorsieht. Die Arbeitsgruppe ICF des Fachbereichs II der DGSMP begrüßt die Diskussion und Weiterentwicklung des Vorschlags im deutschsprachigen Raum. Der Entwurf könnte der WHO unterbreitet und in die Weiterentwicklung der ICF eingebracht werden. 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 11
12 Ad 2) Zur Frage des Aufwands Der anfänglich hohe Aufwand reduziert sich mit zunehmender Routine. Die Anfangsinvestition wird kompensiert durch den später verminderten Aufwand infolge strukturierten Vorgehens. Jeder Anwender muss den Umfang der Nutzung der ICF an seinen Bedarf anpassen. Die Arbeitsgruppe ICF des Fachbereichs II der DGSMP strebte ausdrücklich im Vergleich zum ersten Vorschlag einer Liste personbezogener Faktoren von 2006 eine kompaktere, konzentrierte Fassung an, orientiert an der Ausgestaltung der Umweltfaktoren der ICF. 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 12
13 Ad 1) Ethische und rechtliche Gesichtspunkte Die Möglichkeit des Missbrauch muss vermieden werden aber der bestimmungsgemäße Gebrauch darf nicht wegen der Möglichkeit eines evtl. Missbrauchs diskreditiert werden. Auch andere Komponenten der ICF enthalten sensible Daten. Persönliche Daten werden auch außerhalb der ICF erhoben; ihre Nutzung wird durch den Datenschutz begrenzt. Gerade ethische Gründe sprechen dafür, personbezogene Faktoren der ICF einzubeziehen. 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 13
14 Warum wir personbezogene Faktoren brauchen Implizites Wissen (Erfahrung) wird explizites Wissen Eine Auflistung personbezogener Faktoren stellt keine Neuschöpfung dar, sondern ordnet bereits vorhandene Faktoren. Ganzheitliche, individuelle Betrachtung Der Mensch ist mehr als seine Gesundheitsstörung oder Behinderung der Lebenshintergrund gehört zur ganzheitlichen, individuellen Betrachtung. Fundierte Indikationsstellung für Interventionen und Hilfen Angesichts vielfältiger Leistungsangebote und Bedürfnisse einerseits, begrenzter Mittel andererseits braucht es ein festes Bezugssystem für die Beschreibung von (drohender) Behinderung; personbezogene Faktoren stellen darin eine relevante Dimension dar. 16. März 2011 Dr. Nüchtern, MDK Baden-Württemberg 14
15 Wie können personbezogene Faktoren genutzt werden? Beispielsweise bei: Sozialmedizinischen Fragestellungen Sozialrechtlichen Fragestellungen Klinischen Fragestellungen Wissenschaftlichen Untersuchungen Politischen Überlegungen... Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! MDK Baden-Württemberg 15
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