MÄRCHENWALD EINBECK URWALD VON MORGEN ENTDECKEN. 1
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- Günther Melsbach
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1 MÄRCHENWALD EINBECK URWALD VON MORGEN ENTDECKEN 1
2 DER MÄRCHENWALD EINBECK EINFACH MÄRCHENHAFT Warum Märchenwald? Vielleicht denken Sie bei diesem Namen an einen Freizeitpark mit Märchenfiguren doch der Mär chenwald in Einbeck ist ein alter Laubwald auf dem Weg zum Urwald. Seinen Namen erhielt er wegen seiner märchenhaft aussehenden Bäume. Der Wald mit seinen teilweise über 260 Jahre alten Bäumen ist ein Paradies: für Menschen, Tiere und Pflanzen und mit etwas Fantasie auch für Märchenwesen. WAS KANN MAN IM MÄRCHENWALD ENTDECKEN? Im Märchenwald wachsen 20 verschiedene Baumarten, darunter knorrige Eichen, mächtige Buchen, erhabene Bergahorne und bizarre Hainbuchen. Sie verleihen dem Wald sein geheimnisvolles Aussehen. Welche Baumarten erkennen Sie? Obwohl Deutschland natürlicherweise ein Land der Buchenwälder ist, hat es das Eichenblatt auf unsere 1, 2 und 5-Cent-Münzen geschafft. Der Name täuscht die Hainbuche gehört zu den Birkengewächsen. Die Buche ist als Mutter des Waldes bekannt. An der glatten grauen Rinde lässt sie sich gut erkennen, diese wird erst mit hohem Alter rissiger. Waldkauz er nistet gern in Baumhöhlen. DER MÄRCHENWALD VERDIENT SCHUTZ Alte Wälder wie der Märchenwald sind in Deutschland höchst selten und verdienen besonderen Schutz. Sie tragen dazu bei, unsere natürlichen Lebensgrundlagen - wie die biologische Vielfalt zu bewahren und unsere heimische Natur nicht nur uns, sondern auch unseren Kindern und Enkelkindern erlebbar Baumgeist aus einer Birke gewachsen. zu machen. Daher soll im Märchenwald eine natürliche Waldentwicklung ohne Holzentnahme zugelassen werden auch als Beitrag der Stadt Einbeck zur Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt der Bundesregierung, die Urwälder von morgen auf zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche vorsieht. Im Wald lassen sich undurchdringbare Dickichte und an den Bäumen Nischen und Höhlen für Tiere und Pflanzen entdecken. Sie bieten Wohnraum für Vogelarten wie Kleiber, Baumläufer und Specht sowie für Waldfledermäuse, die in den Baumhöhlen, in Rindenspalten und Rissen ihre Schlafplätze und Sommerquartiere haben. Wirtschaftswälder wirken dagegen vergleichsweise eintönig. Alte Haselnusssträucher, die sich in großen Bögen zum Waldboden biegen. Durch Höhlen wie in dieser alten Buche entstehen neue Lebensräume
3 DER MÄRCHENWALD EIN RARITÄTENWALD Im Märchenwald leben seltene Pflanzen und Tiere. Zum Teil sind sie unscheinbar doch alle erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem Wald. Sensationell ist dabei der Wiederfund der Flechte Anisomeridium biforme, die zuletzt 1928 in Niedersachsen nachgewiesen wurde, im niedersächsischen Bergland gar Auch der in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Grauspecht (Picus canus) wurde im Märchenwald neben weiteren fünf Spechtarten beobachtet. VIELFALT IM MÄRCHENWALD AUS UNTERSCHIEDLICHEM BLICKWINKEL Der Märchenwald beherbergt Bäume vom Keimling bis zum über 260-jährigen Baummethusalem. Die kleinsten Bäume und Pflanzen fühlen sich unter dem Schirm der uralten Mutterbäume so richtig geborgen. Im Frühjahr fällt der Blütenreichtum am Waldboden auf, im Herbst die bunte Blättervielfalt. Auffällig sind die vielen alten Haselnusssträucher, die lange Ruten ausge bildet haben und sich wie runde Zelte zum Erdboden biegen. Mit etwas Fantasie ist das der richtige Platz für Elfen und andere Märchenfiguren. Dichter Bewuchs aus Buchen-, Eschen-, Kirschen- und Ahornsämlingen wechselt mit kleinen Lichtinseln ab. Diese schaffen die richtigen Lücken für Weißdorn und viele andere Blütenpflanzen und deren Blütenbesucher. Unter dem Kronendach kann alles wachsen, Sämlinge von verschiedenen Baumarten in jeder Größe. Der Grünspecht (Picus viridis) steht in Niedersachsen auf der roten Liste gefährdeter Arten. Der Klapperschwamm (Grifola frondosa) lebt vor allem an alten Eichen. In Asien gilt er als Heilpilz Maitake. Schluchtwald-Käfer (Carabus irregularis) - eine Laufkäfer-Art alter, feuchter Wälder. Auch er steht in Niedersachsen auf der roten Liste. Friedlich teilen sich alle Baumarten den Kronenraum. Im Frühjahr bedeckt ein weißer Blüten-Teppich aus Buschwindröschen den Waldboden. 4 5
4 ZAHLREICHE TIERE KÖNNEN EINEM IM MÄRCHENWALD BEGEGNEN Der Märchenwald bietet mit alten und uralten Bäumen und den vielen Baumformen einer großen Anzahl von Tierarten Unterschlupf. Mit etwas Glück und Geduld entdecken Sie eins der folgenden Tiere. DER MÄRCHENWALD DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Waldtyp Vorkommen in Niedersachsen Größe Die ältesten Bäume (Eichen) Menge an Totholz Eichen Hainbuchenwald nährstoffreicher Ausprägung, in der feuchten Variante (sehr seltener Waldtyp) nur noch 400 Hektar im Bergland (insgesamt noch Hektar in Niedersachsen) 23,5 Hektar über 260 Jahre 40 Kubikmeter je Hektar ERFASSTE ANZAHL AN ARTEN (STAND APRIL 2014) Bäume 20 Blütenpflanzen (inkl. Bäume, Sträucher, Gräser etc.) 120 Käfer ca. 383 / davon ca. 200 an Holz gebunden Moose 68 Eichhörnchen Eichelhäher Pilze Flechten Spechtarten 6 Spechtarten (Schwarz, Grün, Grau, Bunt, Mittel und Kleinspecht) Ziel der Bundesregierung (Biodiversitätsstrategie): Urwälder von Morgen schaffen Bis 2020 natürliche Waldentwicklung auf zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche (fünf Prozent der Gesamtwaldfläche) Der Märchenwald macht knapp 5 Prozent des Stadtwaldes aus Nagelfleck Hasen 6 7
5 TOTHOLZ STECKT VOLLER LEBEN Erst mit Totholz schließt sich ein Baumkreislauf. Der Begriff Totholz klingt düster, doch in einem alten Wald ist das tote Holz ein Quell des Lebens. In langen Evolutionszeiträumen haben sich Tausende von Arten darauf spezialisiert, diese gewaltige Biomasse zu besiedeln, zu verwerten und schließlich wieder in Humus zu verwandeln. Besonders die Menge Totholz spielt für Urwaldarten eine entscheidende Rolle, ebenso wie der Durchmesser und der Zersetzungsgrad der Stämme. Stehendes Totholz bietet anderen Arten Lebensraum als am Waldboden liegendes. Aus einer Schweizer Studie geht hervor, dass insgesamt etwa Käferarten und über Pilz, Flechtenund Algenarten auf Totholz angewiesen sind. Mehr als die Hälfte der holzbewohnenden Arten sind in ihrem Bestand gefährdet. Bäume, die alle Phasen des Heranwachsens, Reifens und Alterns bis hin zum Absterben und Zerfall durchleben, sichern den natürlichen Artenreichtum. Aus Totholz entsteht neues Leben. Austernseitling Totholz Grünblättriger Schwefelkopf Sumpfmeise Kleiber Schwarzspechthöhle 8 9
6 WENN BÄUME ERZÄHLEN EIN BLICK ZURÜCK AUF DAS JAHR 1747 ALLE WEGE FÜHREN ZUM MÄRCHENWALD... Einbeck und sein Stadtwald auf der Kurhannoverschen Karte von Früheste forstliche Aufzeichnungen zum Stadtwald Einbeck existieren aus dem Jahr Wälder, die wie der Märchenwald seit mindestens 200 Jahren bewaldet sind, gelten als historisch alte Wälder. Wegen ihrer größeren Vielfalt an Arten sind sie weitaus schützenswerter und wertvoller als neuere Aufforstungen. Aus den 1930er Jahren existieren Aufzeichnungen, die belegen, dass die ältesten Eichen heute über 260 Jahre alt sein müssen. Seit 1955 gibt es Unterlagen im 10 Jahres Rhythmus. Im Mai 2013 wurden 40 Eichen Heister in kleine Waldlücken gepflanzt. Jetzt soll der Märchenwald sich selbst überlassen werden und sich zum Urwald von morgen entwickeln dürfen. Koordinaten: Breitengrad (N) 51,84586 Längengrad (E) 9, und wenn man ganz still ist, hört man vielleicht die Waldzwerge musizieren
7 WALD-ERLEBEN IM MÄRCHENWALD vom 1-jährigen Eichen Sämling bis zur 260-jährigen Uralteiche. Das Projekt Märchenwald wird gefördert von der Autoren: Henning Städtler (V.i.S.d.P.), Gesche Jürgens Kontakt: Stadtwald Einbeck Forstverwaltung Herr Weinreis Telefon: (05561)
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