Max Bruch - mehr als nur ein Violinkonzert (1)

Transkript

1 SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde Max Bruch - mehr als nur ein Violinkonzert (1) Von Ulla Zierau Sendung: Montag, 15. Februar Uhr Neuauflage, Ursendung 2008 Redaktion: Ulla Zierau Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/ Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.jetzt anmelden unter 07221/ oder swr2.de

2 2 SWR 2 Musikstunde mit Ulla Zierau, Montag, 15. Februar 2016 Max Bruch - mehr als nur ein Violinkonzert (1) Signet Dazu begrüßt Sie Ulla Zierau und wir begeben uns in dieser Woche auf die Spurensuche von Max Bruch, der weitaus mehr als nur ein Violinkonzert geschrieben hat. Herzlich willkommen zu einer Entdeckungsreise. Titelmusik Kennen Sie Max Bruch? Ein Werk von ihm auf jeden Fall, das Violinkonzert in g- moll. Das war zu seinen Lebzeiten schon so berühmt, dass es die Spatzen von den Dächern gepfiffen haben. 30 Jahre war Bruch alt, als er diesen Hit geschrieben hat und nach erster Freude über den großen Erfolg, reagierte er zunehmend verschnupft, wenn er immer nur auf dieses eine Konzert angesprochen wurde. Musik 1 Max Bruch : Ausschnitt aus dem Violinkonzert Nr.1 g-moll David Gluzman / Philharmonisches Orchester Bergen / Andrew Litton M , BIS-1852, 4 09 Halt stopp, wir wollen Herrn Bruch nicht verärgern. Sein ganzes Leben hat er in den Dienst der Musik gestellt, um am Ende auf dieses eine Konzert, zugegeben ein Meisterwerk, aber dennoch auf nur rund 25 Minuten beschränkt zu werden. Eigentlich ein Desaster. Doch der Reihe nach. Max Bruch wird am Dreikönigstag, den 6. Januar 1838 in Köln geboren. Als Kind erlebt er die 48er-Revolution, als alter Mann den ersten Weltkrieg. Er stirbt mit 82 Jahren, am 2. Oktober 1920 in Berlin. Ein langes, ein ereignisreiches Leben. Als Komponist fühlt sich Bruch der deutschen Tradition und der Romantik verbunden. Er kämpft wie Don Quichotte gegen den mächtigen Kollegen Johannes Brahms, teilt gegen die Neutöner Wagner und Liszt ordentlich aus und zieht sich im Alter immer mehr in sein behütetes Ideal von der romantischen, perfekten, schönen Musik zurück.

3 3 Den Ärger über das Ein-Konzert-Fieber wollen wir ihm in dieser SWR2 Musikstundenwoche posthum vertreiben, in dem wir Leben und vor allem das vielseitige Schaffen des Komponisten entdecken, denn Max Bruch hat fast einhundert Werke geschrieben, alle vereint unter dem wohlklingenden Wort Melodie, darunter Konzerte, Sinfonien, Opern, ein wenig Kammermusik und sehr viel Chormusik. Musik 2 Max Bruch: Musicaklang für 6-stimmigen Chor a cappella, op. 71 Nr. 5 SWR Vokalensemble Stuttgart / Michael Alber M , live Aufnahme, Evangelisch Kirche Gaisburg 2007, 4 02 Max Bruch - Musicaklang für 6-stimmigen gemischten Chor a cappella, ein live Mitschnitt von 2007 mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart unter Michael Alber und wer genau hingehört hat, hat bereits erkannt, wer zu den Göttern Max Bruchs zählt, Mendelssohn auf jeden Fall. Bruchs Vater ist Polizeirat in Köln. Max beschreibt ihn als äußerst pflichttreuen, eifrigen und gewissenhaften Beamten, mit angeborenem Wohlwollen. Seine Mutter ist Sängerin, Sopranistin, durch und durch musikalisch, mit einer guten Stimme. Sie tritt bei den Rheinischen Musikfesten auf, verliert aber früh die Gesangsstimme und konzentriert sich fortan aufs Unterrichten. Lange Zeit leitet sie einen privaten Chor. In ihrem Nachlass findet Bruch, wie er sagt: einen Haufen von Solostimmen zu großen Opern, die von ihrer Hand sehr sauber und korrekt für den Chor geschrieben waren. Die Mutter hat offene Augen und Ohren für die Talente ihrer beiden Kinder, Max und die ältere Schwester, Mathilde. Während die Tochter eifrig Klavier spielt, malt der sieben-jährige Max. Die stolze Verwandtschaft spricht gleich von einem zweiten Rafael, doch dann kommt die Kehrtwende und La Musica zieht mit Macht in Kopf und Herz des Knaben ein. Mit neun schreibt Max seiner Mutter ein Lied zum Geburtstag und mit einem Mal sprudelt es nur so aus ihm heraus: Psamlvertonungen, Klavierstücke, Violinsonaten, sogar eine Ouvertüre Die Jungfrau von Orleans. Von diesen Kindheits- und Jugendwerken sind die meisten wahrscheinlich in Eigenregie verschwunden. Im Nachlass der Witwe des ältesten Sohnes von Max Bruch fand man vor rund 50 Jahren immerhin noch ein Septett mit dem Datum 28. August 1849, also zum 100. Geburtstag von Goethe geschrieben. Bruch war damals 11.

4 4 Musik 3 Max Bruch: 4. Satz aus dem Septett Es-dur Consortium classicum, M , Orfeo, A, 3 38 Das Consortium classicum mit dem Finale aus dem Septett Es-dur, ein Werk des 11-jährigen Max Bruch zu Ehren Goethes komponiert. Max Bruch besucht keine öffentliche Schule, sondern erhält Privatunterricht. Ein offizielles Schulzeugnis bekommt er nie. Das bereitet ihm später beim Beginn seines Studiums an der Bonner Universität Schwierigkeiten. Musikunterricht erteilt ihm anfangs die Mutter, später der Komponist Ferdinand Hiller. Er verschafft dem 14-jährigen Max ein Stipendium an der Frankfurter Mozart-Stiftung. Dort nimmt Bruch vier Jahre lang Kompositionsunterricht bei Hiller und Klavier bei Carl Reinecke. Hiller notiert in seinen Tagebüchern den genauen Werdegang seines begabten Schülers und listet eine ganze Reihe von Frühwerken auf. Darunter auch die Vertonung von Goethes Singspiel Scherz, List und Rache, ein saloneskes Unterhaltungsstück. Bei der ersten Privataufführung spielt Hiller den Klavierpart und drängt Bruch dann zur Orchestrierung. Mit Hillers Unterstützung erscheint das Singspiel als opus 1 bei einem Leipziger Verlag und wird am 14. Januar 1858 im Stadttheater Köln aufgeführt. Es ist ein komisches Stück mit Arien, Ensembles, Dialogen und Zwischenspielen um ein Liebespaar, das von einem geldgierigen Doktor um seine Erbschaft gebracht wird und sich dann auf kecke Weise rächt und das Geld schließlich zurückerobert. Ein Kritiker preist das Singspiel als Gegenmittel zur Übermacht Wagners und hebt anscheinend erleichtert hervor, dass in unseren Tagen, wo der Weltschmerz und die Zerrissenheit des Gemüts und die Jagd nach großem stofflichen Inhalt in der Tonkunst herrschen, sich ein junger Komponist in der heiteren Gattung der Musik versuchte. Der Kontrast zu Wagner könnte größer kaum sein, ein Terzett aus der komischen Oper Scherz, List und Rache von Max Bruch. Musik 4 Max Bruch: Scherz, List und Rache, Oper, Terzett Herr, ein Mädchen Georgine Resick, Sopran / Josef Protschka, Tenor / Karl Fäth, Bass Jürgen Glauß und Antony Beaumont, Klavier W00, Capriccio, C 30034, 3 10

5 5 Terzett aus Max Bruchs Scherz, List und Rache nach einer Vorlage von Goethe. Die Solisten waren Georgine Resick, Josef Protschka, Karl Fäth, am Klavier Jürgen Glauß und Antony Beaumont. Dieses Singspiel op. 1 ist die Abschlussarbeit von Bruchs Studienjahren bei Ferdinand Hiller. Meine künstlerische Ausbildung leitete Hiller mit Liebe und Verständnis. Setzte jedoch wie fast alle meine Lehrer, bei mir so viel voraus, so dass ich die Notwendigkeit empfand, manches durch Selbststudium nachzuholen gesteht Bruch später. Der junge Mann holt nach und geht auf Studienreise. Sein Abschied aus Köln wird mit einem Konzert gefeiert. Größtenteils mit eigenen Werken: Klaviermusik, ein Klaviertrio, Chorwerke, Lieder aus Scherz, List und Rache. Bruch selbst spielt Klavier, zum Abschluss die Sonate op. 90 von Beethoven. Obwohl Bruch von Kindesbeinen an Klavier spielt und das nach Aussagen von Freunden bis ins hohe Alter nicht schlecht, hat er kein gutes Verhältnis zu diesem Instrument. Im Gegenteil, er schimpft es unmelodisches Tastending oder öden Klapperkasten und lässt sich zu verwegenen Fantasien hinreißen. Könnte man doch einmal ein großes Autodafé von bis Klavieren veranstalten, damit diese Plage des 19. Jahrhunderts, wenn auch nicht ausgerottet, doch wenigstens auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werde. In einem für ihn erträglichen Maß bewegt sich sein eigenes Klavieroeuvre, wenig, Kammermusik und ein paar Solostücke aus der Studienzeit. Musik 5 Max Bruch: Impromptu G-Dur, op. 12 Nr.3 und Moderato d-moll aus op. 12 N.4 Maria Bergmann, Klavier M W00 002, 003, Produktion SWR 1965, 2 54 Impromptu G-Dur und Moderato d-moll aus op. 12 gespielt von Maria Bergmann. Aus späterer Sicht urteilt Bruch über seine Klaviermusik, sie habe durchweg zu viele Doppelgriffe, sie sei dumm und unbedeutend. Ich habe kein eigentliches Interesse an diesem Instrument, und so kann ich denn freilich nichts zustande bringen: Meine Domäne scheinen das Orchester und die große Gesangsmusik. Auf die Frage eines Freundes, warum er die Geige dem Klavier vorziehe, antwortet Bruch: Weil die Geige eine Melodie besser singen kann als ein Klavier, und die Melodie ist die Seele der Musik. Hieraus erklärt sich auch Bruchs harsches Urteil über Johann Sebastian Bach: Ein Takt von Mozart ist mir lieber als das ganze Wohltemperierte Klavier.

6 6 Auf seiner Bildungsreise ist Bruch in Leipzig angekommen und fühlt sich in der Stadt, wo der Geist Schumanns und Mendelssohns weht, wohl. Sein liebster Ort ist das Gewandhaus. Er schwärmt: Meisterwerke wie die große Leonoren-Ouvertüre oder die Schubertsche C-dur Sinfonie von diesem Orchester zu hören, ist fürwahr ein Hochgenuss seltener Art. Und es dauert nicht lange bis das Gewandhausorchester auch Werke von Max Bruch spielt. Musik 6 Max Bruch, Schwedische Tänze Nr.3 Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur M , Philips , 1 05 Das Gewandhausorchester mit einem schwedischen Tanz von Max Bruch. Kurt Masur war der Dirigent. Bruch freundet sich in Leipzig mit dem Konzertmeister und einzelnen Musikern des Gewandhausorchesters an und so kommt es zu Uraufführungen einiger seiner Kammermusikwerke. Das Klaviertrio op.5 und das Streichquartett op.9 werden im Gewandhaus gespielt. Außerdem begegnet Bruch dem Komponisten Moritz Hauptmann, einem Freund von Louis Spohr und Mendelssohn, Lehrer am Konservatorium und Nachfolger Bachs als Thomaskantor. Mit all diesen eher konservativen Musikern steht Bruch im Schulterschluss gegen die so genannte neudeutsche Kunst, personifiziert vor allem durch Richard Wagner und Franz Liszt. Eine Haltung, die Bruch sein ganzes Leben beibehält und die ihn später in eine Isolation führen wird. Musik 7 Max Bruch: Klaviertrio c-moll op.5, 3. Satz Arensky Trio M W02 006, Antes, BM-CD , 6 30 Das Arensky Trio mit dem 3. Satz aus dem frühen Klaviertrio c-moll op.5 von Max Bruch. Leipzig hinterlässt einen tiefen Eindruck bei Bruch. So überwältigend, dass er sich erst einmal von der Musik erholen muss und in Bonn ein Philosophiestudium beginnt. Über die Literatur findet er dann wieder zurück zur Musik. Seine Gedanken kreisen um die Vertonung von Emanuel Geibels Libretto Loreley.

7 7 Doch der Tod des Vaters 1861 Max Bruch ist 23 trübt das schöngeistige Leben, ja bringt es sogar in Gefahr. Finanzielle Sorgen tun sich auf, bis ein wohlhabender entfernter Verwandter, der Essener Industrielle Alfred Krupp, sich bereit erklärt, die Familie zu unterstützen. Bruch kann weiterstudieren und immer wieder nach Berlin, Dresden, Leipzig, München und Wien reisen. In Berlin sucht er den Kontakt zu Emanuel Geibel. Voller Eifer hat er längst mit der Vertonung der Loreley begonnen, jetzt muss er den Dichter endlich um Erlaubnis fragen. Die Sache ist brenzlig. Geibel hat seine Loreley nämlich für einen einzigen Komponisten geschrieben, Felix Mendelssohn. Der hatte ihn einst aufgefordert: Geben Sie mir ein gutes Textbuch und ich werde morgen, um 4 Uhr morgens mit der Komposition anfangen. Daraufhin machte sich Geibel an die Arbeit. Aber Mendelssohn war wählerisch. Geibels Loreley gefiel ihm nicht, das wollte er dem Dichter jedoch nicht ins Gesicht sagen. So vertonte er zögerlich einzelne Teile, ließ sie wieder liegen und ist schließlich über diesem Projekt gestorben. Geibel nahm seine Loreley zurück, hütete sie über 13 Jahren wie seinen Augapfel und lehnte jede Anfrage nach einer Vertonung ab, egal ob der Anwärter Marschner oder Bruch heißt. Obwohl Bruch gesteht, dass er das Werk fast fertig habe, lässt sich Geibel nicht erweichen. Bruch ist bitter enttäuscht. Er bittet seinen ehemaligen Lehrer und Freund Ferdinand Hiller um Rat: Mir muss alles daran liegen, die Loreley zu Gehör zu bringen, wenn es auch einstweilen nicht auf der Bühne geschehen kann; diese Oper ist unzweifelhaft das Beste, was ich bis jetzt produziert. Musik 8 Max Bruch: Ouvertüre zur Loreley SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern / Florian Merz M , SWR Produktion 1999, 5 52 Das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern unter der Leitung von Florian Merz mit der Ouvertüre zu Max Bruchs Oper Die Loreley. Der Kampf um die Loreley geht weiter, jetzt sind es schon zwei Verbündete. Ferdinand Hiller lässt sich von der Begeisterung Bruchs anstecken und schlägt eine Konzertaufführung mit Ausschnitten aus der Oper vor. Wenn die Kritiken erst einmal gut wären, würde sich vielleicht auch Geibel dafür gewinnen lassen. Doch die Aufführung in Krefeld verebbt im Sand. Erst ein Jahr später kommt es zu einer Begegnung zwischen Bruch und Geibel in München.

8 8 Man rät Bruch etwas Leichtes aus der Oper auszuwählen, weil Geibel nicht sehr musikalisch sei und eher das Volkstümliche schätze. Bruch wählt ein gefälliges Liedchen und das Stück verfehlt seine Wirkung nicht. Geibel schreibt: Ihr Trotz hat den meinigen überwunden; wären Sie nicht, trotz meines ausdrücklichen Verbots, mit der fertigen Oper gekommen, so hätte ich Ihnen die Erlaubnis nicht gegeben. Bruchs Naivität und zuletzt auch seine Hartnäckigkeit zahlen sich aus. Am 14. Juni 1863 wird die Loreley in Mannheim uraufgeführt. Musik 9 Max Bruch: Loreley, Chorszene Bauer, Peter, Hubert, Kammerchor der Musikhochschule Kattowitz Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz / Klaus Arp M , Studioproduktion SWR Kaiserslautern, 3 50 Chor aus dem 4. Akt der Loreley mit Kammerchor der Musikhochschule Kattowitz und dem Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Klaus Arp. Die Oper wird nicht überschwänglich, aber freundlich aufgenommen und in derselben Spielzeit dreimal wiederholt. Im Publikum sitzen Clara Schumann, Anton Rubinstein, Ignaz Lachner, Johann Kalliwoda, Joseph Joachim Raff. Nur Emmanuel Geibel lässt sich nicht blicken. Die Loreley hält sich über zwei Spielzeiten in Mannheim, wird außerdem an mehreren deutschen Theatern aufgeführt, gelangt sogar nach Rotterdam und Prag. Doch dann verschwindt die Oper von den Spielplänen, jegliche Wiederbelebungsversuche bleiben folgenlos, auch die Bemühungen Hans Pfitzners. Er kämpft für Bruchs Oper, nennt sie begeistert ein echtes Geschöpf der deutschen Romantik und erwirkt eine Aufführung in Straßburg. Das war s dann auch wieder. Bis heute wird die Loreley selten gespielt. Eigentlich ist es gar kein richtiges Bühnenwerk. Es fehlt das dramaturgische Gerüst, die dramatische Ausdruckskraft. Die Stärke der Oper liegt in den Chorszenen und der schönen Melodik. Für die überzeugten Nichtwagnerianer reicht das aus. Max Bruch wird ihr Held. In der Niederrheinischen Musikzeitung schreibt der Kritiker Bischoff: Das sind keine grellen Dissonanzen, keine Tortur des Ohrs durch ewige Vorhalte und Trugschlüsse, nichts Widriges und Hässliches.

9 9 Vieles zählt Bischoff auf und resümiert am Ende: die Gesetze des Schönen sind nirgends verletzt. Aber etwas Neues, Revolutionäres, Bahnbrechendes hat Bruch damit nicht geschaffen. Clara Schumann lobt zwar einige sehr schöne lyrische Momente, vermisst aber die produktive Kraft in der Musik. Der Text sei schrecklich, die zwei Personen Bertha und Reinhold geradezu störend. Die Loreley ein Erfolg des jungen Komponisten, ein Start zu einer Dirigentenlaufplan, aber kein Meilenstein in der Musikgeschichte, ganz anders das Violinkonzert, an dem in der morgigen Musikstunde kein Weg dran vorbei führt.. Musik 10 Max Bruch: Loreley, Ensemble. Animato (Hubert, Chor) Peter Bauer, Bariton, Kammerchor der Musikhochschule Kattowitz Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz / Klaus Arp M , Studioproduktion SWR Kaiserslautern, 3 00 Mit einer Ensembleszene aus der Oper Die Loreley von Max Bruch geht die SWR2 Musikstunde heute zu Ende. Peter Bauer war der Solist. Klaus Arp leitete den Kammerchor der Musikhochschule Kattowitz und das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz. Ich freue mich, wenn Sie mich auf meinem Weg mit Max Bruch morgen wieder ein Stückchen begleiten. Bis dahin Ihre Ulla Zierau