Gesellschaftliche Arbeitsteilung und Dienstleistungen in der Lebenslaufperspektive
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- Dirk Sachs
- vor 7 Jahren
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1 Gesellschaftliche Arbeitsteilung und Dienstleistungen in der Lebenslaufperspektive Dr. Christina Klenner, WSI
2 Gliederung 1. Was bedeutet die Lebenslaufperspektive? 2. Wandel und Ausdifferenzierung der Lebensläufe Wandel der gesellschaftlichen Arbeitsteilung 3. Ansprüche an moderne Dienstleistungen 4. Diskussion: Arbeits(zeit)gestaltung in Dienstleistungsberufen?
3 Thesen In der Folge einer sich wandelnden Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen verändern sich Ansprüche an den Dienstleistungssektor. Nur eine Zurückdrängung prekärer Arbeits- und Entlohnungsformen in bestimmten DL-Sektoren ermöglicht Frauen wie Männern neue, gleichberechtigte Geschlechterarrangements.
4 Lebenslaufperspektive analytischer Rahmen, der darauf abzielt, die dynamischen und Entwicklungskomponenten des menschlichen Lebens, der Institutionen und Organisationen zu beleuchten, die ausschlaggebende Rolle der Zeit für das Verständnis des indiv. Verhaltens anzuerkennen, einen ganzheitlichen Blick zu entwickeln, nicht nur auf spezielle Ereignisse, sondern die ganze Lebensbahn in Betracht zu ziehen (Anxo et.al., p.2) den Wechsel von Phasen der Angewiesenheit auf Fürsorge, von Zeiten der Bildung, Erwerbstätigkeit, intensiver Care-Verpflichtungen u.a. Tätigkeiten in den Blick zu nehmen
5 Aktualität der Lebenslaufperspektive Veränderungen der demografischen Struktur Anstieg der Lebenserwartung, Alterung der Bevölkerung, auch der Erwerbsbevölkerung Notwendigkeit lebenslangen Lernens weniger Kinder durch geringe Geburtenraten Notwendigkeit einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf Verkürzung der Arbeitszeit in Relation zum Lebensverlauf Verkürzung der aktiven Phase durch längere Ausbildung und früheren Ausstieg
6 Aktualität der Lebenslaufperspektive dynamischer wirtschaftlicher Wandel: Firmen können keine lebenslangen Jobs mehr zur Verfügung stellen perforierte Erwerbsverläufe, Jobwechsel, Arbeitslosigkeit neue Tätigkeitskombinationen und Übergänge in einer emanzipatorischen Weise gestalten Individualisierung und Wertewandel größere Heterogenität von Bedürfnissen und Präferenzen Fülle von Optionen - Wahlfreiheit bereitstellen
7 Lebenslaufperspektive und gesellschaftliche Arbeitsteilung Veränderung der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern immer mehr Menschen sollen und müssen von eigener Erwerbstätigkeit leben wachsende Frauenerwerbstätigkeit Schwächung der normativen und ökonomischen Grundlagen des männlichen Ernährermodells wachsende Ansprüche an Fürsorgearbeit auch von Männern Neue Gleichstellungsprobleme bisherige Arbeitszeitoptionen (Teilzeitphasen, Erwerbsunterbrechungen) haben häufig negative Folgen für Einkommen und soziale Sicherung Bisherige Beschäftigungsfelder und Arbeitsbedingungen von Frauen sichern nicht den Lebensunterhalt
8 Exkurs: Lebenslaufperspektive im 1. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Lebenslaufperspektive betrachtet die langfristigen Auswirkungen bestimmter Entscheidungen für Frauen und Männer auch einvernehmlich getroffene Entscheidungen im Paar haben häufig (später) Nachteile für eine/n Partner/in Bsp. Erwerbsausstiege nach der Geburt eines Kindes oder für Pflegephasen
9 Lebenslaufperspektive und gesellschaftliche Arbeitsteilung Steigerung der Frauenbeschäftigung Veränderung der Teilung von privat und öffentlich erbrachten Leistungen Statt unbezahlter Haus- und Fürsorgearbeit Vergesellschaftung dieser Tätigkeiten über Staat, Markt oder Drittsektor
10 Typologie von Zeitarrangements in der Lebenslaufperspektive Traditionell dominierende Muster in Industriegesellschaften Zeitarrangement 1 traditionelle standardisierte Vollzeit Lebenslange Vollzeitarbeit (1 Job) Zeitarrangement 2 traditionelle standadisierte Arbeit + Vollzeit- Sorgearbeit Zeitarrangement 3 Langzeitarbeitslosigkeit Arbeit Arbeit Vollzeit -Sorgearbeit Phasen von Langzeitarbeitslosigkeit Kindheit/ Jugend Bildung Zeit des Erwerbslebens Alter Rente Quelle: Nach Naegele, G./ Barholdt, C. et al. (2003)
11 Typologie von Zeitarrangements in der Lebenslaufperspektive Dominierende Muster in modernen europäischen Wohlfahrtsstaaten (ausgewählte) Zeitarr. 4 Vollzeitarbeit (1 Job) Frühverrentung Zeitarr. 5 Geregelte Job- u. Tätigkeitswechsel Akkumulation von Qualifikation Vollzeitarbeit (1 Job) Frühverrentung Zeitarr. 6 Geregelte Job- u. Tätigkeitswechsel Teilzeitarbeit Akkumulation von Qualifikation Zeit für Fürsorge Zeitarr.7 Geregelte Job- u. Tätigkeitswechsel Akkumulation von Qualifikation Vollzeitarbeit (1 Job) Teilzeitarbeit Teilrente o.ä. Kindheit/ Jugend Bildung Zeit des Erwerbslebens Alter Rente Quelle: Nach Naegele, G./ Barkholdt, C. et al. (2003)
12 Typologie von Zeitarrangements in der Lebenslaufperspektive Neue / zukünftige Trends in modernen europäischen Wohlfahrtsstaaten Geregelte Jobund Tätigkeitswechsel Erwerbstätigkeit Zukunftsszenario Phasen nebenoder nacheinander Akkumulation von Qualifikation soziale oder Freizeitaktivitäten Flexible Arbeit. Verschiedene Arten von Jobarrangement: wechselnde Jobs kombiniert mit Unterbrechungen Teilrente o.ä. Altersteilzeit Flexibler Übergang in den Ruhestand Phasen der Selbstständigkeit kombiniert mit abhängiger Beschäftigung Phasen von Arbeitslosigkeit Soziale Tätigkeiten (Fürsorge) Bildungsaktivitäten Freizeitaktivitäten Kindheit/ Jugend Bildung Zeit des Erwerbslebens Alter Rente Quelle: Naegele, G./ Barkholdt C. et al. (2003):
13 Ansprüche an ein modernes Dienstleistungsangebot Folge sich wandelnder Arbeitsteilung und Lebensläufe: wachsender Bedarf an diversen Dienstleistungen Kinderbetreuung Jugendfreizeitgestaltung Pflege Haushaltsnahe Dienstleistungen Weiterbildung Regeneration Kultur und Sport Absicherung der Übergänge durch Sozialversicherungsansprüche, Beratung/Coaching
14 Auch Arbeit im Dienstleistungssektor existenzsichernd gestalten Eigenständige Existenzsicherung für gleichberechtigte Geschlechterarrangements nötig Wachsender Einkommensbeitrag von Frauen zum Haushaltseinkommen (auch Frauen in der Rolle der Familienernährerin) in vielen personenbezogenen DL-Berufen, im Handel und im Reinigungsgewerbe - teilweise Niedriglohnbereich Minijobs in der Lebenslaufperspektive desaströs
15 Diskussion: Arbeits(zeit)gestaltung im Dienstleistungsbereich Arbeits- und Zeitgestaltung im DL-Bereich muss Beschäftigten- und Nutzer/innen- (Kund/innen-) Interessen integrieren Uno-actu-Prinzip vieler Dienstleistungen Wirft viele neue Fragen auf, z.b. nach gesellschaftlicher Zeitgestaltung in der Kommune, z.b. Wer kümmert sich um die Kinder der Kinderbetreuerin? (auch Erzieherinnen müssen zum Elternsprechtag, mit dem Kind zum Zahnarzt oder Schuhe kaufen)
16 Vielen Dank!
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