Aggression in Organisationen
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- Elmar Hausler
- vor 7 Jahren
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1 Aggression in Organisationen 1
2 ? Nie gehört, kein Thema, was wollt ihr eigentlich... Warum ist es kein Thema? Vermeidung? 2
3 Programm Definition Theorien Persönlichkeit und Aggression Ich und Du als Aggressor Verhältnisse, die aggressiv machen Etwas Positives? Das Grundproblem Aggression in Organisationen Mobbing Was tun? Austausch und Diskussion 3
4 Definitionen von Aggression eine Handlung, deren Ziel die Verletzung eines Organismus oder eines Organismus-Ersatzes ist einen Organismus schädigen Schädigen: beschädigen, verletzen, zerstören, vernichten, Schmerzen zufügen, ärgern, stören, beleidigen... Offene und phantasierte Aggressionen; von der Kultur akzeptiert oder mißbilligt Direkt/indirekt, Selbst-Fremdaggressionen, expressiv, feindselig, instrumentell 4
5 Theorien der Aggression 1 Instinkt- und Triebtheorien Spezifische Aggressionsenergie bildet sich immer wieder und muss verbraucht werden Todes-Aggressions- und Destruktionstrieb aus den Anfängen der Psychoanalyse Ansatz ist wenig wissenschaftlich aber hat sogenannte Augenscheinvalidität Konrad Lorenz unterstützte dieses Konzept Frustrations-Aggressionstheorie Frustration führt zu Aggression Spielzeug-Experiment von Barker, Dembo und Lewin 1941 Wenig haltbar, Mensch ist viel zu komplex, Frustration als eine Bedingung für aggressives Verhalten 5
6 Theorien der Aggression 2 Lernpsychologische Ansätze Aggressives Verhalten wird gelernt Lernen am Modell durch Vorbilder; Aggression als Problemlösung Erleben von Gewalt/Aggression in der Erziehung Gewalt in den Medien Erkenntnisse Insgesamt kann die Psychologie aktuell nur einen bescheidenen Betrag zur Erklärung von aggressivem Verhalten leisten Es erscheint sinnvoll mit einer Alltagstheorie zu arbeiten, die Triebe, Frustrationen und soziales Lernen zusammennimmt und auf einfache Erklärungen verzichtet. Es können auch die Verhältnisse sein, die aggressiv machen! 6
7 Aggression und Persönlichkeit Unterschiedliche Persönlichkeitstypen zeigen unterschiedlichen Umgang mit Aggression Die autoritäre Persönlichkeit Psychopatische Persönlichkeiten Borderline und sadistische Persönlichkeit Passiv-aggressives Verhalten 7
8 Autoritäre Persönlichkeit Typisches Muster von Persönlichkeitseigenschaften, die ein Potential für eine antidemokratische und gewaltbereite Einstellung/Verhalten darstellen (u.a. Adorno 1950) Kennzeichen: Autoritätsabhängigkeit, Identifikation mit etwas Größerem, Festhalten an Bestehendem, Feindseligkeit und Abwertung von Neuem und Fremden, Neigung Gewalt als Lösung einzusetzen Entwicklung: kindliche (Trieb-) Bedürfnisse wurden durch strenge Eltern unterdrückt, keine Entfaltungsmöglichkeiten; hoher Anpassungsdruck in einem streng hierarchischen Erziehungs- Gesellschaftssystem; fehlende Ablösung von den Eltern, fehlende Individuation, autoritäre Abhängigkeit bleibt bestehen Eigene schmerzhafte Anpassungsleistung ist verdrängt und der entstehende Hass wird auf andere Menschen (gruppen) projiziert 8
9 Psychopatische Persönlichkeiten... Kennzeichen: Fehlen von Empathie, Gewissen und sozialer Verantwortung; hohe soziale instrumentelle Fähigkeiten, können Menschen manipulieren Verhaltensweisen: keine Ziele, impulsiv, verantwortungslos, übersteigertes Selbstwertgefühl, pathologisches Lügen, Gefühlskälte, manipulativ-betrügerisches Verhalten, Keine Verantwortung für Verhalten, machen zwanghaft andere verantwortlich unzureichende Verhaltenskontrolle Stellen einen großen Teil der Gefängnisinsassen, kommen aber auch im Topmanagement öfter vor als im Bevölkerungsschnitt 9
10 Borderline Syndrom und Sadismus Borderline Syndrom: Extreme Instabilität Gefühle können nicht kontrolliert werden, sie werden nicht gespürt und eingeordnet Extreme Stimmungsschwankungen, schon bei Kleinigkeiten Wutausbrüche, Angst und Panik Neigung zu Aggression, auch Autoaggressionen Beziehungsgestaltung schwankt zwischen Idealisierung und brutaler Entwertung Sadismus: Lustgewinn durch die Demütigung, Unterdrückung und schmerzhafter Verletzung von Menschen oder Tieren einen 10
11 Passiv-aggressives Verhalten Menschen mit sehr negativer und abwertenden Einstellung Kritisieren beinahe alles und klagen über ihre Lebensumstände, oft auch über Dinge die nicht zu verändern sind Gleichzeitig zeigen sie passiven Widerstand gegen Anregungen, Hilfe und aber auch Leistungsanforderungen Können ihren Ärger und ihre Wut nicht ausdrücken, Angst vor klarer Positionierung 11
12 Du und Ich als Aggressor Milgram Experimente (1961 New Haven) Verhalten im Verkehr Regression (Rückfall in infantile Verhaltensweisen) in unstrukturierten Großgruppen wie zum Beispiel Fußball Gruppen/Teams, die in bestimmte irrationale Zustände verfallen und sich einig werden, dass gegen XXX zu kämpfen sei (flight-fight Muster/Sündenbock) Gruppendruck und Gruppennormen bringen Menschen dazu sich in einer Weise aggressiv zu verhalten, wie sie es als Individuum nicht tun würden (Befragungs- und Abhörprotokolle deutscher Kriegsgefangener in Fort Hunt USA zeigen, dass eine hohe Aggressivität normal war; Felix Römer/Kameraden 2012) 12
13 Verhältnisse, die aggressiv machen Sehr hoher Druck Widersprüchliche Anforderungen Selbstwirksamkeit wird nicht erlebt Mikromanagement (deutliche Eingriffe in die Autonomie) Wenn etwas nicht funktionieren kann Wenn man persönlich angegriffen wird Deutlich erlebte Ungleichheit Fehlender Sinn Physikalische Arbeitsbedingungen: zu heiß, zu laut, zu eng... 13
14 Positive Aspekte Aggressionen sind gut und hilfreich weil sie uns Energie zur Verfügung stellen unsere Interessen zu verfolgen sie ermöglichen uns zu kämpfen sie helfen uns unsere Ziele zu erreichen sie geben uns einen Adrenalin Kick sie uns mit Sinn erfüllen und uns ein heroisches Gefühl geben sie uns deutlich machen, dass wir auf der Seite der Guten Gefahren und Angriffe abwehren Es gibt gute und hilfreiche Aggressionen und störende Aggressionen, die den Prozessverlauf stören 14
15 Das Grundproblem Der Prozess der Zivilisation (Elias 1969) Der technische Fortschritt schafft eine hohe Differenzierung der Gesellschaft die nunmehr aus ganz fein austarierte Systemen in gegenseitiger Abhängigkeit besteht, die von den Beteiligten eine hohe Anpassungsleistung erfordern Mit anderen Worten: Wir müssen uns anpassen, sonst funktioniert das System nicht mehr Notwendigkeit der Selbstkontrolle/Affektkontrolle/Selbstdisziplin; spontane emotionale Impulse müssen kontrolliert werden durch Regeln und Verfahren Die primitiven Emotionen müssen kontrolliert werden 15
16 Aggressionen in Organisationen Aggressionen und Gewalt müssen reguliert/kanalisiert/kontrolliert werden sonst funktioniert das System nicht mehr Aggression wird projiziert auf: Medien (Filme, Bücher, Spiele und Organe, die erlaubter Weise Gewalt anwenden dürfen Aggression wird verschoben: Fußball und Verkehr Aggressionen werden in besonderen Sportarten ausagiert Regeln in Organisationen kanalisieren die bedrohliche Aggressionen: Führung, klare Aufgabe, Ziele, Regeln, Coaching/Seminare, Betriebsrat Aggression, die positive Wirkung hat wird gefördert: Wettbewerb, Markt, Ziele, Motivationsveranstaltungen, Verhalten einzelner Abteilungen, wie zum Beispiel Einkauf und Revision Interessant wird es, wenn diese Vorkehrungen nicht funktionieren 16
17 Aggressionen in Organisationen Beispiele von nicht förderlichen Aggressionen in Unternehmen: Mobbing Hoher Druck Stress/Verlust von Kontrolle Suche nach Sündenböcken und Verantwortlichen Verschiebung von Verantwortung Hoher unsinniger Konkurrenzdruck Mikropolitik (Machtkämpfe für Eigeninteressen) Umgang mit Information und Wissen Koalitionen und Seilschaften Sanktionen Stellen von Fallen Manipulation durch Druck 17
18 Aggressionen in Organisationen Beispiele von nicht förderlichen Aggressionen in Unternehmen: Eine Kindertagesstättenleiterin wurde von dem internen Rechtsanwalt bei einer belastenden Missbrauchsangelegenheit nicht unterstützt Eine Organisationsveränderung wird nur sehr unklar kommuniziert, bei der Umsetzung sind die Mitarbeiter geschockt Pflegerinnen in einem Hospiz haben keine Privatsphäre während der Arbeit (kein Schwesternzimmer ) und müssen die Angehörigen behandeln wie Gäste in einem Hotel Einer IT Abteilung wird nicht gesagt, wie es um sie steht, lähmende Angst macht sich breit, einzelne Mitarbeiter überlasten sich, weil sie noch etwas retten wollen Meister behandeln die Schichtführer, wie Menschen 2ter Klasse Ein Schichtleiter baut ein despotisches System auf und quält seine Mitarbeiter Ein Laborleiter akzeptiert keine besser ausgebildeten Frauen als Mitarbeiter und gibt ihnen Aufgaben mit denen sie scheitern müssen 18
19 Mobbing Mobbing Der Betroffene wird von Kollegen oder Vorgesetzten angefeindet, schikaniert oder diskriminiert. Der Betroffene befindet sich in einer unterlegenen Position, d.h. es gibt eine klare Täter-Opfer-Beziehung Die feindseligen Handlungen werden über einen längeren Zeitraum hinweg und systematisch vorgenommen. Erscheinungsformen Körperliche Aggression Verbale Aggression Relationale Aggression 19
20 Mobbing Ursachen Persönlichkeit des Täters / Opfers Strukturelle Faktoren Innerbetrieblicher Wettstreit Schlechte Arbeitsorganisation Unklare Zuständigkeiten Mangelhafte Kommunikations -und Informationsstruktur Veränderungen in der Organisation Mobbing als Strategie 20
21 Mobbing Folgen Demotivation Starkes Misstrauen Nervosität Sozialer Rückzug Ohnmachtsgefühle Innere Kündigung Leistungs und Denkblockaden Selbstzweifel Angstzustände Konzentrationsschwächen 21
22 Mobbing Was tun? Grenzen setzen Hilfe suchen Dokumentieren
23 Was tun? Fragen Kommentare Eigene Fälle Gruppenarbeit 23
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