Der König, der nicht aufstehen wollte Ein Erntedankanspiel von Andreas Erben unter Verwendung von Bibeltexten aus der Gute Nachricht Bibel 2014
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- Gerd Blau
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1 Der König, der nicht aufstehen wollte Ein Erntedankanspiel von Andreas Erben unter Verwendung von Bibeltexten aus der Gute Nachricht Bibel 2014 Die Rollen Pharao Josef Ramses Constructus (Chefarchitekt) Assistentin von Ramses Constructus Sethos Strategos (Oberbefehlshaber) General der Kampfwagen General der Reiterei General der Infanterie Erste Dienerin Zweite Dienerin (Blume des Morgens) Dritte Dienerin Vierte Dienerin Der erste Morgen (Alle vier Dienerinnen knieend) Pst! Leise, der Pharao schläft noch! Dann musst du ihn wecken, Blume des Morgens (zur zweiten Dienerin). Er hat in einer halben Stunde einen wichtigen Termin! (im Sprechgesang) Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, mögest du uns deine Gnade schenken und dich von deinem Nachtlager erheben. Ich glaub, er hat sich bewegt. Wirklich? Ja, der große Zeh hat gewackelt. Das reicht nicht. Der große Zeh kann keine Audienz geben. Blume des Morgens, bitte singe unseren Herrscher wach.
2 (wieder im Sprechgesang) Oh, du edelster Spross der Sonne, lass die Strahlen leuchten deiner herrlichen Macht und erfreue uns wieder mit dem Glanze deines Angesichts. Halt endlich die Klappe! Kann denn niemand dieses Gejaule abstellen? Was ist los? Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, wir sind so unwürdig, die Laute deiner lieblichen Stimme zu hören. Lass das Gequatsche. Wer will was von mir? Ramses Constructus, dein Chefarchitekt, wartet bereits in der Empfangshalle auf dich. Dann führt ihn endlich rein. Solange es nicht der Kaiser von China ist, kann ich auch im Bett mit ihm sprechen. (Erste Dienerin bleibt knieend vor dem Bett des Pharao, die anderen stehen auf und bewegen sich rückwärts fort, sie führen dann den Chefarchitekten Ramses Constructus und seine beiden Assistenten in den Raum) Was will er? Ramses Constructus: Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, die Pläne für deine Pyramide sind fertig. (weist auf seine erste Assistentin, die den großen Plan entrollt) Wir haben auch die Liste der Fronarbeiter geschrieben, die deine Pyramide errichten sollen. (weist auf seine zweite Assistentin, die eine große Liste entrollt) Ach, ich hab heut keine Lust. Das kann noch warten. Ramses Constructus: Verzeiht, edelster Herrscher, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, aber wenn wir nicht jetzt mit den Arbeiten beginnen, könnte der Bau nicht rechtzeitig fertig sein. Willst du mit etwa an meinen Tod erinnern, du Wurm? Raus mit euch, alle, fort mit euch, ich will euch nicht mehr sehn. (alle schnell ab) Ich wusste schon, warum ich keinen Bock hatte aufzustehen. Nichts als schlechte Nachrichten! Nein, nein, da schlaf ich lieber noch ne Runde. Der zweite Morgen (Alle vier Dienerinnen knieend) Pst! Leise, der Pharao schläft noch! Dann musst du ihn wecken, Blume des Morgens (zur zweiten Dienerin). Er hat in einer halben Stunde einen wichtigen Termin!
3 (im Sprechgesang) Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, mögest du uns deine Gnade schenken und dich von deinem Nachtlager erheben. Ich glaub, er hat sich bewegt. Wirklich? Ja, der eine Daumen hat gewackelt. Das reicht nicht. Der Daumen kann keine Audienz geben. Blume des Morgens, bitte singe unseren Herrscher wach. (wieder im Sprechgesang) Oh, du edelster Spross der Sonne, lass die Strahlen leuchten deiner herrlichen Macht und erfreue uns wieder mit dem Glanze deines Angesichts. Wenn du nicht gleich aufhörst hier rumzukreischen, dann passiert was! Das klingt ja schlimmer als ne Feuerwehrsirene. Was ist los? Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, wir sind so unwürdig, die Laute deiner lieblichen Stimme zu hören. Immer diese hohlen Phrasen! Ich bin Pharao und kein Politiker. Ich mag das Rumgeseime nicht, habt ihr das nicht kapiert? Also, wer will was von mir? Sethos Strategos, dein Oberbefehlshaber, wartet bereits in der Empfangshalle auf dich. Bei ihm sind die Generäle für die Kampfwagen, die Reiterei und die Infanterie. Dann führt sie endlich rein. Solange es nicht der China von Kaiser, äh der Kaiser von China ist, kann ich auch im Bett mit ihnen sprechen. (Erste Dienerin bleibt knieend vor dem Bett des Pharao, die anderen stehen auf und bewegen sich rückwärts fort, sie führen dann den Oberbefehlshaber Sethos Strategos und die drei Generäle in den Raum) Sethos Strategos: Was will er? Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, die Nubier haben ihre Streitmacht vergrößert und neue Waffen geschmiedet. Wenn wir nicht vor ihnen losschlagen, dann werden sie es tun und einen Überraschungsangriff führen. Dein großes Reich ist in großer Gefahr, edelster Herrscher. Und was rät er mir?
4 Sethos Strategos: Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, erteile den Befehl zum Angriff. General, Kampfwag.: Die Kampfwagen sind bereit, edelster Herrscher. General, Reiterei: Die Reiterei ist bereit, edelster Herrscher. General, Infanterie: Die Infanterie ist bereit, edelster Herrscher. Sethos Strategos: Zu deinem großen Ruhm werden wir losschlagen und die Nubier besiegen. General, Kampfwag.: Wir sind bereit für dich zu kämpfen. General, Reiterei: Wir sind bereit für dich zu sterben. General, Infanterie: Unser Leben für Ägypten. Unser Leben für unseren Pharao. Ich hab aber keinen Bock auf Krieg. Denkt ihr, ich will Eure Schlachtreihen anführen und den glorreichen Heldentod für Volk und Vaterland sterben? Elendes Gesindel! Merkt ihr nicht, dass ihr stört? Macht euch endlich vom Acker! Los, verschwindet! (alle schnell ab) Denken die, ich bin blöd? Die Nubier rüsten auf, sagt er. Woher wissen die das eigentlich so genau? Sie werden einen Überraschungsangriff führen, sagt er. Alles Quatsch. Glaubt ihr, die Nubier wollen Krieg? Ich nicht. Da schlaf ich lieber noch ne Runde. Der dritte Morgen (Die vier Dienerinnen stehen zusammen) Langsam mach ich mir Sorgen. Was wir mit unserem Land, wenn der Pharao nicht mehr aufsteht? Was werden die Leute sagen? Wenn sich das in anderen Ländern rumspricht, die werden über uns lachen. Seit einem Monat ist er nicht mehr aufgestanden. Unser Volk wird denken, dass unser Pharao gestorben ist, wenn er sich nicht wenigstens ab und zu mal draußen zeigt. Vielleicht hat er eine Depression? Das soll s geben! (alle vier erschrecken, weil der Pharao im Schlafzimmer laut aufschreit) Nein, nein, lasst sie in Ruhe! Hört auf damit! Fort mit euch! Schnell, ich glaub er hat einen Albtraum. Wir müssen ihm helfen. (rennen ins Schlafzimmer)
5 Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, was ist mit euch geschehen, habt ihr schlecht geträumt? Ja, sehr, sehr schlecht. Wollt ihr es uns erzählen, edelster Herrscher? Es hilft, wenn man sich was von der Seele redet. Erst war es im Traum so schön. Ich ging am Nil spazieren. Da stiegen aus dem Fluss sieben prächtige Kühe. Die waren prall und wohlgenährt. Sie weideten am Ufer. Es war ein herrlicher Anblick. Aber mit einem Mal stiegen sieben andere Kühe aus dem Wasser. Sie waren hässlich und dürr, wie der Tod auf Latschen. Die stellten sich neben die schönen fetten Kühe und starrten sie an. Und dann nein, es war einfach schrecklich! Edelster Herrscher, was ist passiert? Dann fielen die sieben dürren, hässlichen Kühe über die Fetten her und fraßen sie alle auf. Da war so schlimm. Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, möge so etwas nie in unserem Land geschehen! Und möge sich alle Düsternis von deiner Seele lösen, du edelster Herrscher! Deine Worte in mein Ohr, das kannst du glauben. Ich versuch noch mal ein bisschen zu schlafen, vielleicht träume ich dann was Besseres. Lasst mich allein. (die vier Dienerinnen gehen hinaus und tuscheln eine Weile miteinander, bis sie wieder zusammenschrecken, weil der Pharao wieder laut aufschreit) Weg mit euch, ihr macht alles kaputt, Hilfe, Hilfe Er hat schon wieder einen Albtraum. Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, habt ihr schon wieder einen Alptraum gehabt? Entsetzlich. Gibt es denn nur noch schlechte Träume? Ich kündige gleich mein Abo! Erzählt, dann wird es euch leichter ums Herz! Es war fast wie vorhin. Nur diesmal ging es um Getreide. Erst wuchsen sieben prächtige Ähren aus einem einzigen Halm. Wunderbar war das! Aber leider nicht lange. Nach ihnen wuchsen sieben kümmerliche Ähren aus dem Boden. Und sie blieben dürr, wie sie waren weil ein heißer Ostwind wehte. Dann fielen die sieben kümmerlichen Ähren her
6 über die sieben dicken, vollen Ähren - bis nichts mehr von ihnen übrig war. Ich halte das nicht mehr aus! Ich ertrage das nicht mehr! Hier müssen die Fachleute ran. Klare Sache, Majestät. Psychologen, Philologen, Soziologen. Meinetwegen, nur schnell, denn so kann das nicht weitergehen. Der vierte Morgen (Die vier Dienerinnen stehen zusammen) Was machen wir bloß? Die Experten konnten auch nicht helfen. Keiner wusste, was die Träume bedeuten. Keiner von all den Psychologen, Philologen, Soziologen Wir bräuchten einen Knastologen! Mein Freund, der oberste Mundschenk kennt da einen, der ist ein richtiger Spezialist für die Unterwelt, ich meine fürs Unterbewusstsein oder Überbewusstsein oder wie man das nennt. Er ist so wertvoll, dass man ihn im sichersten Hochsicherheitsgefängnis der Welt untergebracht hat. Wenn der nicht helfen kann, dann keiner! Das müssen wir unbedingt dem Pharao erzählen. (alle ab) Der fünfte Morgen (Alle vier Dienerinnen knieend) Der Pharao schläft noch! Dann musst du ihn wecken, Blume des Morgens (zur zweiten Dienerin). Er hat in einer halben Stunde einen wichtigen Termin! (im Sprechgesang) Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, mögest du uns deine Gnade schenken und dich von deinem Nachtlager erheben. Ich glaub, er hat sich bewegt. Wirklich? Ja, er hat mit der Nase so ein bisschen geschnieft. Das reicht nicht. Die Nase kann keine Audienz geben. Blume des Morgens, bitte singe unseren Herrscher wach. (wieder im Sprechgesang) Oh, du edelster Spross der Sonne, lass die Strahlen leuchten deiner herrlichen Macht und erfreue uns wieder mit dem Glanze deines Angesichts.
7 Ihr schon wieder! Was ist los? Josef, der Knastologe, ist eingetroffen. Vielleicht kann er euch sagen, was die beiden Träume bedeuten. (fährt von seinem Lager hoch) Und das sagt ihr mir erst jetzt. Was wartet ihr noch? Bringt ihn endlich her! (Steht auf und setzt sich an die Bettkante, Dienerinnen zwei bis vier ab und kommen mit Josef zurück) Du bist Josef? Ich habe etwas geträumt, und niemand kann mir sagen, was es bedeutet. Man hat mir gesagt, dass du jeden Traum sofort deuten kannst. Josef: Ich kann das nicht, so etwas kann nur Gott allein. Aber ganz sicher will er dir, dem großen Pharao, etwas Gutes ankündigen. Komm her, setz dich zu mir. (er beginnt mit ihm leise zu tuscheln) Nach einiger Zeit (Die vier Dienerinnen stehen wieder zusammen) Der Josef ist ein guter Mann. Er hat ganz schon was erreicht. Überall werden jetzt Lagerhäuser gebaut, um die guten Ernten einzulagern. Wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen. Alles wird gut. Ein Glück, dass der Pharao nicht auf Ramses Constructus gehört hat! Lagerhäuser sind wichtiger als eine Pyramide. Pyramiden sind für Tote, aber das Getreide sichert unser Leben! Und gut, dass er nicht auf Sethos Strategos gehört hat. Wenn wir jetzt im Krieg mit Nubien wären, hätten wir kein Geld mehr für Lagerhäuser. Es ist besser für die Familien zu sorgen, statt Männer in den Krieg zu schicken. Seit Josef sein Stellvertreter ist, steht er sogar wieder auf. Josef hat nicht nur unser Land, sondern auch unseren Pharao aus dem Schlaf gerissen. Er ist einfach hinreißend! Ja, Joseph, der ist ein hübscher Kerl. Was willst da damit sagen? Gar nichts, ich hab nur laut gedacht. Na komm schon, erzähl es uns. Du hast dich doch schon mit Josef heimlich getroffen. Hier im Palast bleibt nichts verborgen. Die Wände haben Ohren, die Decken haben Augen.
8 Lädst du uns auch zu deiner Hochzeit ein? Aber nur, wenn du für uns singst. Nach noch längerer Zeit (Drei Dienerinnen knieend) Schläft er noch? Dann musst du ihn wecken, Blume des Morgens (zur zweiten Dienerin). Er hat in einer halben Stunde einen wichtigen Termin! (im Sprechgesang) Oh, du Abgesandter der Götter, Sohn des Re, mögest du uns deine Gnade schenken und dich von deinem Nachtlager erheben. Oh, welch edle Stimme. Blume des Morgens, dein Gesang erfreut mein Herz. Deine Stimme ist schöner als der Gesang der Nachtigall. Ich freue mich schon am Abend, wenn ich mich auf mein Lager niederlege, auf diesen wunderbaren Moment am nächsten Morgen. Was gibt es heute für mich zu tun? Oh edler Herrscher, du wirst heute Josefs Vater und seine Familie kennenlernen. Sie sind gestern in Ägypten angekommen. (springt auf) Warum habt ihr mir das nicht schon eher gesagt? Warum lasst ihr mich so lange schlafen? Josefs Familie? Bringt sie sofort meinen Thronsaal, ich muss sie unbedingt gleich sehen. (der Pharao setzt sich auf den Thron, die ganze Gemeinde wird an ihm vorbeigeführt, Josef bekommt vom Spielleiter Karteikarten mit biblischen Namen gereicht, um die einzelnen Familienmitglieder vorzustellen, der Pharao begrüßt jeden von ihnen herzlich, damit endet das Stück)
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