Cybermobbing. Klaus Luksch Diplom-Psychologe Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald e.v. LandesNetzWerk für medienpädagogische Elternarbeit der AJS

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1 Cybermobbing Klaus Luksch Diplom-Psychologe Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald e.v. LandesNetzWerk für medienpädagogische Elternarbeit der AJS

2 Übersicht Worum geht es? Kriterien für Cybermobbing Um welche Dynamik geht es? Wer spielt wie mit? Rollentypologien Cybermobbing was ist anders? Präventions- und Interventionsmöglichkeiten Was können Pädagogen tun? Hilfreiche Umsetzungsideen Nützliche Internetseiten - Filme

3 Kriterien sind also... Negative Auswirkungen auf das Opfer Willkürlich Dauerhaft Ungleiche Machtverhältnisse Ist ein dynamisches Gruppenphänomen

4 Auswirkungen von mobbing Extreme Unruhe, Wut, Verzweiflung Angstzustände Höhere Depressionsrate Aus Opfern werden Täter Leistungsabfall Schulunlust

5 Gruppendynamik Kräfte und Bedürfnisse der einzelnen Schüler treffen aufeinander Koalitionen werden gebildet Machtgefälle entstehen Durchsetzungsstrategien werden etabliert Werte und Normen werden neu festgelegt Es entsteht ein System innerhalb eines bestehenden Schul- bzw. Klassensystems

6 Wie entsteht mobbing? (1) Orientierungsphase

7 Wie entsteht mobbing? (2) Angriffssituation

8 Wie entsteht mobbing? (3) Krisensituation

9 Wie entsteht mobbing? (4) S T R U K T U R S T R U K T U R WAHRNEHMUNG VON AUSSEN

10 Rollentypologien Täter Opfer Mittäter (Hausmacht) Sympathisanten Dulder Außenstehende potentielle Opfer Ahnungslose oder ängstliche Mächtige, sogenannte stille Unbeteiligte (Schüler, Eltern, Lehrer, Schulleitung)

11 Was heißt das? Eine einzelne Person kann sich gegen mobbing nicht wehren. Die Vertrauensatmosphäre innerhalb der Klasse ist entscheidende Voraussetzung Die Gruppendynamik innerhalb der Klasse und das Vertrauen in die Struktur von außen ist bedeutsam für den weiteren Verlauf. Die Struktur des äußeren Systems muss handlungsfähig sein.

12 Was ist Cybermobbing? und welche Aspekte kommen bei Cybermobbing hinzu?

13 Cybermobbing bedeutet,......das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer mit Hilfe moderne Kommunikationsmittel meist über einen längeren Zeitraum....oft handeln die Täter anonym, so dass das Opfer nicht weiß, wer dahinter steckt....meist stammen die Täter aus dem Umfeld der Opfer. Opfer haben meist einen realen Verdacht.

14 Erscheinungsformen sind... Beschimpfungen, Diffamierungen, Intrigen, Anschuldigungen, Lächerlich machen Körperliche Gewalt, Bedrohung, sexuelle Belästigung bzw. Gewalt, die gefilmt wird Erpressung (Schutzgeld) Veröffentlichung von peinlichen Fotos Beschädigung und Stehlen von persönlichem Besitz bis zur Identität Ausgrenzung, Ignorieren der Person, keine Partizipationsrechte

15 Mobbing -Handlungen sind Angriffe auf... die freie Meinungsäußerung die sozialen Beziehungen/Identität das soziale Ansehen (Image) die Berufs- und Lebenswelt auf die Gesundheit (körperlich und seelisch)

16 Formen von Cybermobbing sind Happy Slapping z.b... Foren, die die Diffamierung einer Person zum Ziel haben Das Filmen und Veröffentlichen von entwürdigende Filme und Fotos im Netz Hochladen von gefälschten und/oder intimen und sexuellen Filmen und Fotos Ausgrenzung in communities Verbreitung von Gerüchten

17 Was ist bei Cybermobbing anders? Angriffe sind rund um die Uhr möglich Die Anzahl der Zuschauer ist unbegrenzt Die inhaltliche Verbreitung ist extrem schnell und irreversibel Die Anonymität ermöglicht dem Täter zunächst mehr Schutz Rollenkontexte sind aufgehoben Schüler können einen einzelnen Erwachsenen mobben

18 Was ist bei Cybermobbing anders? Neue Identitäten können kreiert werden Die Reaktion des Opfers bleibt für die Täter ebenfalls anonym Depersonalisation, keine Rückkopplung des Erlebens des Opfers Intrigantes mobbing ist ebenfalls möglich (mobbing 2. Ordnung) Irreversibilität einmal im Netz immer im Netz? Wiedergutmachung ist schwierig!

19 Rechtliche Grundlagen Persönlichkeitsrecht und Recht am eigenen Bild Beleidigungen und Belästigungen sind strafbar Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Üble Nachrede und Verleumdung Gewaltdarstellungen

20 Erste Schritte Screenshots erstellen und damit Beweise sichern Betreiber der Internetseite umgehend auffordern, die Bildern, Informationen zu entfernen Beschwerdestelle informieren

21 Studie an Berliner Schulen (Ittel & Dienhardt, 2009) Was wird als schlimmer empfunden? Cybermobbing Schulmobbing + - Möglichkeit des Ignorierens Auf Schulsituation begrenzt Ein größeres Publikum Man kann dem schlechter aus dem Weg gehen

22 Funktionen von Cybermobbing Ablenken Ausprobieren Positionieren Entlastung durch Entwertung Streben nach Anerkennung (peers) Stärkung des Gemeinschaftsgefühls Demonstration von Macht im Cyberspace Angst Abgrenzung

23 Happy Slapping

24 Wie häufig kommt es vor?

25 Prävention und Intervention

26 Sensibilisierung für mobbing-opfer Rückzugsverhalten, stille Schüler Kaum Äußerungsbereitschaft Schwache Position in der Klasse Geringe Vernetztheit - keine Freunde Negative Reaktionen durch Mitschüler Wenig kraftvolle od. negative Ausstrahlung Besonderes Verhalten oder Aussehen Geringe soziale Kompetenz

27 Präventionsmöglichkeiten Offenheit und Vertrauen in der Gruppe fördern Werte und Regeln eindeutig formulieren und die Einhaltung einfordern Variation von Kleingruppen fördern Klassengemeinschaft stärken WIR-Gefühl Entwertungen aufdecken und wertschätzend konfrontieren Wiedergutmachung einfordern

28 Was können Pädagogen tun? Kontakt zu den einzelnen Schülern suchen Beziehungspflege Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Klasse stärken und pflegen Gruppendynamik beobachten und Prozesse innerhalb der Klasse ansprechen Eigene Werteordnung an der Schule entwickeln und gemeinsam mit Schülern vertreten Konsequenzen festlegen (TOA, Soziale Dienste an der Schule...)

29 Was können Pädagogen tun? Verantwortlichkeiten definieren Vernetzung der Lehrer untereinander Psychohygiene (Austausch über eigenes Befinden, Wünsche, Beobachtungen...) Konkurrenzdruck minimieren Stressmanagement Ausdruck von Gefühlen Umgang mit Aggressivität und Gewalt Angemessen begleiten, konstruktive Alternativen zu Zerstörung und Verletzung vermitteln und anbieten

30 Beispiele für konkrete Umsetzungsideen Schulaufnahmevertrag Werteordnung in der Schule zentral sichtbar aufhängen (Leitbildentwicklung) Soziometrische Klassenaufstellungen Wer steht wo in der Klasse und fühlt sich wie? Ressourcenorientierter Blick der Lehrer Gemeinsame Begegnungen Schüler Lehrer (Mensaessen, Lerngruppen, AGs, z.b. Sport, Musik...)

31 Beispiele für konkrete Umsetzungsideen Common task oder andere erlebnispädagogische Methoden zur Stärkung der Klassengemeinschaft als Standardangebot Best Practice - Auszeichnung von Klassengemeinschaften, die Toleranz- und Integrationsleistungen vollbracht haben. Film- oder Tanzprojekte an der Schule, die Ausgrenzung thematisieren.

32 Beispiele für konkrete Umsetzungsideen Film- oder Tanzprojekte an der Schule, die Ausgrenzung thematisieren Peer-to-peer education z.b. Cyberscouts mit den bereits ausgebildeten Streitschlichtern Beschwerdestelle einrichten, die paritätisch besetzt ist Einzelgespräche mit den Schülern pro Klasse

33 Interventionsstrategien, wenn es bereits länger läuft Status der mobbing -Situation einschätzen Einzelgespräche mit Opfer und Täter sowie der Klassengemeinschaft 2. Entscheidung, ob eine Zusammenarbeit in dieser Konstellation weiter möglich ist Festlegen von Rahmenbedingungen 3. Mobbinginterventionen 4. Überprüfung der Situation nach Zeitplan Einschätzung der Veränderungen

34 Umgang mit mobbing-situationen Klares Vorgehen mit externen Fachleuten erarbeiten (z.b. Pädagogischer Tag) Abstimmung von strafrechtlichem und schulrechtlichem Vorgehen (insbesondere bei massiven Verletzungen von Persönlichkeitsrechten) Klärung der Bedingungen, ob und wie die Täter und die Opfer wieder an der Schule kooperieren können

35 Bedenkenswert bei mobbing- Situationen Eltern informieren aber wie? Die Klassengemeinschaft mit einbeziehen Schutzstrategien einrichten Gemeinschaftsgefühl und Empathiefähigkeit Ernsthaftigkeit statt Hysterie, eher zur emotionalen Deeskalation beitragen.

36 Bedenkenswert bei mobbing- Situationen Eigene Haltung ehrlich betrachten! Gefahr der Parteilichkeit und Polarisation Das Verhalten, nicht die Personen verurteilen. Case-Management-Team etablieren

37 Nützliche Infoportale

38 Saferinternet.at - Cybermobbing

39 Videoclips und Filme zum Thema DVD "Gemeinsam Allein DVD Auf dem Bahnsteig aus der Reihe Abseits (Happy Slapping) DVD Netzangriff Videoclip EU-Spot Cybermobbing Film Homevideo (Deutscher Filmpreis)

40 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit