I N F O R M A T I O N
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- Sven Heidrich
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1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Sozial-Landesrat Josef Ackerl, Mag. a Christine Winkler-Kirchberger Kinder- und Jugendanwältin OÖ. und Dr. in Angelika Braunschmid, SPECTRA-Institut am 27. Februar 2009 zum Thema "20 Jahre Gewaltverbot in der Erziehung" Aktuelles aus Jugendwohlfahrt & der Kinder- und Jugendanwaltschaft - SPECTRA zur Erziehungseinstellung der OberösterreicherInnen - Startschuss für den Kreativwettbewerb der KiJA "Gewalt ist verboten"
2 Seite LR Ackerl: Einblick in die Entwicklungen in der Jugendwohlfahrt Die Sicherung des Kindeswohls und der Schutz vor Gewalt ist die Kernaufgabe der Jugendwohlfahrt schlechthin. Trotz der Verkündung des allgemeinen Gewaltverbotes in der Erziehung vor 20 Jahren hat sich daran auch nichts geändert: nach wie vor gibt es Eltern, die mit der Erziehung der Kinder schlichtweg überfordert sind, und nach wie vor ist viel zu oft Gewalt die einzige Antwort, die sie auf diese Überforderung finden. Die Jugendwohlfahrt hilft vielseitig: durch Elternschulen und Eltern-Kind-Zentren, in denen wertvolle Erziehungstipps von Expertinnen und Experten oder einfach nur durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern gewonnen werden, durch die Schaffung von Erholungsphasen wie zum Beispiel durch Unterstützung für einen Familienurlaub oder die Kindererholungsaktion, durch Unterstützung in der Erziehung durch ein Video- Eltern-Training oder Familienhelfer/innen. Und sie schützt: durch Kinderschutzzentren oder die Maßnahme Volle Erziehung. Rund 28,8 Millionen Euro stehen der Abteilung Jugendwohlfahrt des Landes für das Jahr 2009 zur Bewältigung ihrer Aufgaben zur Verfügung, gut ein Viertel davon wird für Maßnahmen der Erziehungshilfen (ohne Pflegeelternwesen) aufgewendet. Gemeinsam mit den Sozialhilfeverbänden wurden aber alleine im Vorjahr in Summe schätzungsweise über 50 Millionen Euro für Erziehungshilfen ausgegeben bei kontinuierlicher Steigerung waren in Oberösterreich 731 Minderjährige in einer Maßnahme zur Unterstützung der Erziehung und Minderjährige in einer Maßnahme der Vollen Erziehung, österreichweit waren es (Unterstützung der Erziehung) bzw (Volle Erziehung) Minderjährige die Abschlusszahlen für 2008 liegen noch nicht vollständig vor erhielten die Eltern von Minderjährigen in Oberösterreich Unterstützung in der Erziehung und Minderjährige waren in einer Maßnahme der Vollen Erziehung. Österreichweit waren Minderjährige in einer Maßnahme der Unterstützung in der Erziehung, während Minderjährige in einer Maßnahme der Vollen Erziehung waren. "Die Gesamtzahl der Erziehungshilfen ist in den letzten Jahren also konstant gestiegen allerdings bei sinkenden Geburtenraten!" erklärt Sozial-Landesrat Josef Ackerl. "Die nachstehende Tabelle und Grafik zeigt die Schere, in der wir uns befinden!" Pressekonferenz am 27. Februar 2009
3 Seite Oberösterreich Veränderung Unterstützung in der Erziehung ,0% Volle Erziehung ,5% Erziehungshilfe gesamt ,0% Minderjährige (0-19 Jahre) ,1% Österreich Veränderung Unterstützung in der Erziehung ,7% Volle Erziehung ,6% Erziehungshilfe gesamt ,5% Minderjährige (0-19 Jahre) ,0% Entwicklung Erziehungshilfen - Minderjährige in OÖ Erziehungshilfe gesamt Minderjährige (0-19 Jahre) Entwicklung Erziehungshilfen - Minderjährige in Ö Erziehungshilfe gesamt Minderjährige (0-19 Jahre) Pressekonferenz am 27. Februar 2009
4 Seite "Eine der Ursachen für diese Entwicklung ist, dass insbesondere die Probleme sozial schwacher Familien größer und deren Kinder vermehrt auffällig werden!" erläutert Ackerl weiter. Die Familien sind mit der Erziehung dieser Kinder mehr und mehr überfordert, Gewalt bleibt leider viel zu oft eine Antwort auf diese Überforderung. Rund Abklärungen muss die Jugendwohlfahrt alleine in den Bezirkshauptmannschaften (ohne Statutarstädte) jährlich durchführen, aufgrund von Hinweisen von Erziehungspersonen selbst (durchschnittlich rund 24 Prozent), aus Polizeiberichten (durchschnittlich rund 23 Prozent), aus der Bevölkerung (durchschnittlich rund 15 Prozent) oder anderen Hinweisgebern (Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, den Minderjährigen selbst). An erster und zweiter Stelle der gemeldeten Hauptprobleme rangieren Verhaltensauffälligkeit des Kindes (zwischen 16 und 18 Prozent) und Erziehungsschwierigkeiten der Eltern (zwischen 13 und 15 Prozent). Diese Spitzenpositionen ist aber damit zu erklären, dass eben knapp ein Viertel aller Meldungen von den Erziehungspersonen selbst kommen. Diese beklagen sich häufig über das schwierige Verhalten ihrer Kinder und ihre Probleme in der Erziehung ihrer schwierigen Kinder. In zehn bis zwölf Prozent der Fällen ist Gewalt in der Familie das gemeldete Hauptproblem, diese Kategorie steht damit an dritter Stelle (knapp vor Mängeln in der Sicherung der Grundbedürfnisse). "Dieser relativ konstant bleibende hohe Wert der Grundproblematik Gewalt in der Familie macht es auch 20 Jahre nach dem allgemeinen Gewaltverbot in der Erziehung notwendig, über diese Thema zu reden!" so Landesrat Josef Ackerl. "Daher bin ich froh, dass sich die Kinder- und Jugendanwaltschaft in diesem Jahr dieses Thema zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht hat, wobei ich sie bei der Umsetzung gerne unterstütze!" Mag. a Christine Winkler-Kirchberger, Kinder- und Jugendanwältin für Oberösterreich: 20 Jahre allgemeines Gewaltverbot in der Erziehung Einblick in den Beratungsalltag der Kinder- und Jugendanwaltschaft - Aktuelle Spectra-Untersuchung zur Erziehungseinstellung der Oberösterreicher/innen - Startschuss für Kreativwettbewerb der KiJA "Gewalt ist verboten" Die Kinderrechte feiern heuer gleich zwei runde Geburtstage. Am 20. November 1989 hat die UN-Generalversammlung die Konvention über die Rechte der Kinder Pressekonferenz am 27. Februar 2009
5 Seite verabschiedet und am 01. Juli 1989 hat Österreich jegliche Gewalt in der Erziehung verboten. 146a ABGB lautet: " Die Eltern haben bei ihren Anordnungen und deren Durchsetzung auf Alter, Entwicklung und Persönlichkeit des Kindes Bedacht zu nehmen; die Anwendung von Gewalt und die Zufügung körperlichen und seelischen Leides sind unzulässig." Das gesetzlich verankerte Gewaltverbot verbietet jede unzumutbare, dem Kindeswohl abträgliche Handlung. Dies schließt nicht nur Körperverletzungen und das Zufügen körperlicher Schmerzen ("g sunde Watschn") ein, sondern auch jede sonstige die Menschenwürde verletzende Handlung (z.b. psychische Gewalt). Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung! Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Oberösterreich/KiJA OÖ ist immer wieder mit Fällen von Gewalt an Kindern und Jugendlichen konfrontiert. Seit 2006 ist eine deutliche Zunahme der Beratungen zu dieser Problematik zu verzeichnen. Angesichts dieser erschreckenden Realität fordert die KiJA eindringlich verstärkte gesellschaftspolitische Maßnahmen ein: Sowohl präventive und bewusstseinsbildende, als auch Maßnahmen im Bereich der Intervention und Hilfen für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen. Vielen Eltern gelingt es aus verschiedenen Gründen offenbar nicht oder nur mit größter Anstrengung, für eine körperlich und seelisch gesunde Entwicklung ihrer Kinder zu sorgen. Unübersehbar geworden ist eine zunehmende Instabilität sozialer Beziehungssysteme, wodurch vor allem Kinder erhöhten Risiko- und Stressfaktoren ausgesetzt sind: etwa wenn ihre Eltern in prekären Arbeitsverhältnissen es kaum oder nur unter schwierigsten Bedingungen schaffen, ausreichend für den Lebensunterhalt zu sorgen, wenn familiäre Beziehungsnetze zerbrechen oder wenn ihre Eltern unter psychischen Belastungen leiden. Diesen einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen gilt es Rechnung zu tragen und aktiv gegenzusteuern, um allen Kindern den Schutz und die Unterstützung zu garantieren, die ihnen die internationalen Menschenrechtsübereinkommen, allen voran die UN-Kinderrechtekonvention, zusichern, so die oberösterreichische Kinder- und Jugendanwältin Mag. a Christine Winkler-Kirchberger. Pressekonferenz am 27. Februar 2009
6 Seite KiJA - Beratung im Jahresvergleich ein bisschen mehr als nur Zahlen Die individuelle Beratung der KiJA wird in hohem Ausmaß genutzt. Im Laufe der letzten Jahre ist eine zunehmende Inanspruchnahme durch die Kindern selbst zu verzeichnen, wobei das Verhältnis zwischen Mädchen und Burschen ausgeglichen ist. Kontakt mit Erwachsene Jugendliche Kinder JW, Gericht, Polizei, Schule Vereine, andere Beratungen gesamt Hinsichtlich der Anzahl der Beratungen zeigt sich seit 2006 ein deutlicher Anstieg. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern der Bezirksverwaltungsbehörden und Magistraten, mit den Gerichten und der Polizei hat sich seit 2006 verstärkt. Inhaltliche Problemfelder der Einzelfallberatung in Prozent 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% Besuchsrecht/Obsorge/Unterhalt Mobbing und außerhäusliche Gewalt 6% 7% 16% 24% 30% 43% Familiäre Gewalt/Vernachlässigung 6% 10% 12% Sexuelle Gewalt Eltern-Kind- Konflikte/Erziehungsfragen Schule 0% 5% 4% 3% 3% 5% 17% 17% 14% Pflege-Adoptivkinder 2% 4% 3% Polizei/Strafsachen 3% 3% 6% Sonstige Rechtsfragen 8% 10% 9% Sonstiges (z.b. Migration, Freundschaft, Sexualität) 7% 11% 11% Pressekonferenz am 27. Februar 2009
7 Seite Vorrangiges Thema ist weiterhin alles, was mit Trennung und Scheidung, also Besuchsrecht, Obsorge und Unterhalt zu tun hat. Hier scheint vor allem die Idee und Umsetzung des Projektes "Kinderbeistand" für die Zukunft wichtig und sinnvoll. Immer stärker nachgefragt sind die Beratungen von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften rund um Mobbing und Gewalt an Schulen. Seit der Implementierung einer eigenen Mobbing- und Gewaltpräventionsstelle der KiJA mit Beginn des Schuljahres 2007 wurden mehr als 340 Workshops an Schulen abgehalten. Damit einhergehend haben sich auch die Beratungen zu Mobbing und äußerhäuslicher Gewalt mit 395 im Jahr 2008 seit 2006 fast verdreifacht. Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat viele Facetten: Sie reicht von respektlosem und herabwürdigendem Umgang bis hin zu körperlicher Gewalt, von Vernachlässigung bis zu sexuellem Missbrauch. Die Fälle von familiärer Gewalt und Vernachlässigung haben sich seit 2006 verdoppelt. Auch korrelieren mit dieser Problematik zu einem großen Teil die Beratungen zum Thema Eltern-Kind-Konflikte und Erziehungsfragen. Häufig kommt auch hierbei eine Überforderung der Eltern in Konflikt- und Alltagssituationen zum Tragen. Einzelfallkurzdarstellungen aus dem Beratungsalltag der KiJA Liebe und Angst Peter*, 12 und Susanne*, 13 sind Geschwister. Ihre Eltern sind geschieden, sie leben bei der Mutter. Aufgrund der räumlichen Distanz (der Vater lebt in einem anderen Bundesland) haben sie eher selten Kontakt zum Vater, sind aber in den Ferien regelmäßig bei ihm. Nach einem Ferienbesuch wollen beide nicht mehr zurück zur Mutter, und vertrauen sich der Lebensgefährtin des Vaters an. Die Kinder berichten, dass sie regelmäßig Schläge sowohl von der Mutter als auch von deren Freund bekommen würden. Die Mutter würde sie auch zur Strafe in der Gartenhütte einsperren, oder als Bestrafung für schlechte Schulnoten tagelang nicht mit ihnen reden und ihnen kein Essen kochen. Von den Schlägen seien manchmal tagelang blaue Flecken zu sehen. Die Mutter habe ihnen außerdem gedroht, wenn sie jemandem davon erzählen würden, würden sie in ein Heim kommen. Kindheit in einer belasteten Familie Regina*, 14, lebt mit ihren Eltern und zwei älteren Geschwistern auf einem Bauernhof. Der Vater ist neben der Landwirtschaft als Schichtarbeiter tätig, die Mutter ist Hausfrau. Der Vater ist seit Jahren alkoholkrank; besonders wenn er, wie so oft, einen über den Durst getrunken hat, stehen abwertende Bemerkungen und grobe Behandlung für die Kinder an der Pressekonferenz am 27. Februar 2009
8 Seite Tagesordnung. Schläge sind keine Seltenheit. Die Mutter, die selbst von ihrem Mann geschlagen wird, ist für die Kinder keine Unterstützung. Auch in ihrem Umfeld nimmt niemand die Lage ernst. Mit 15 kommt Regina in ein Internat und ist nur mehr an den Wochenenden zuhause. Sie ist froh, zumindest während der Woche ihre Ruhe zu haben. An der Situation zuhause ändert sich aber nichts. Überfordert Tobias* ist 3 Jahre alt. Seine Eltern streiten fast täglich und es kommt zwischen ihnen auch zu Handgreiflichkeiten. Mehrmals wird Tobias Augenzeuge, wie es zwischen den Eltern zu körperlicher Gewalt kommt. Auch Tobias bekommt manchmal ein "Tapperl", wenn der Mutter die Nerven durch gehen. Sie beschäftigt sich kaum noch mit ihm, geht nicht mehr mit ihm auf den Spielplatz. Manchmal hören die Nachbarn Tobias stundenlang weinen. Die Mutter lässt ihn auch immer häufiger allein zuhause, wenn sie z.b. einkaufen oder ins Cafe geht. * Namen geändert Dr. in Angelika Braunschmid: "Gewaltverbot in der Erziehung" in Oberösterreich: Aktuelle Untersuchung durch das Marktforschungsinstitut Spectra Marketing Report/Spectra "Gewaltverbot in der Erziehung": siehe Beilage Ausgangsbasis für die aktuelle Untersuchung waren die aufgezeigten Erfahrungen aus dem Beratungsalltag der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Es sollte mit der gegenständlichen Umfrage ein Stimmungsbild über das Erziehungsverhalten und über die Einstellungen zur Erziehung in Oberösterreich ermittelt werden. Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen wurde bewusst aus dieser Untersuchung ausgenommen. Da sexueller Gewalt eine spezifische Familiendynamik (etwa das sogenannte Schweigegebot) zugrunde liegt, ist die gewählte Untersuchungsmethode für diese Thematik nicht geeignet. Von Interesse war auch, inwieweit durch die gesetzliche Grundlage (Gewaltverbot in der Erziehung) ein Wandel im Denken und Handeln der Erwachsenen eingetreten ist bzw. welche Diskrepanzen hier noch bestehen. Mag. a Christine Winkler-Kirchberger: Interpretationen und Ergänzungen der Spectra-Untersuchung aus KiJA-Sicht Über 40 Prozent der Oberösterreicher/innen ist das gesetzliche Gewaltverbot nicht bekannt Pressekonferenz am 27. Februar 2009
9 Seite Jüngere Menschen bzw. Frauen sind offenbar sensibler, wenn es um Gewalt an Kindern geht Mit Gewalt in der Erziehung assoziiert die Mehrheit der Befragten schwere Formen körperlicher Gewalt Psychische Gewalt, wie etwa Vernachlässigung wird nur von rund 30 % als Gewalt in der Erziehung verstanden Dies bestätigt den Eindruck aus der Beratungsarbeit der KiJA, dass oftmals erst schwere körperliche Gewalt als problematisch eingestuft wird. Die Akzeptanz der älteren Generation gegenüber dem "was früher halt erlaubt war und auch nicht geschadet hat" ist ebenfalls in der Beratung, aber auch bei Elternvorträgen und Multiplikator/innenfortbildungen zu beobachten. Es zeigt sich aber auch hier eine höhere Sensibilität jüngerer Personen. Insbesondere bei der Problematik "Vernachlässigung" nehmen die Mitarbeiter/innen der Kinder- und Jugendanwaltschaft in den vergangenen Jahren einen markanten Anstieg wahr. Hier sieht die KiJA noch großen Aufklärungsbedarf im Hinblick auf die Auswirkungen von psychischer Gewalt und Vernachlässigung auf die betroffenen Kinder. Hilfe bei der Erziehung der Kinder In Übereinstimmung mit den KiJA - Erfahrungen gaben fast die Hälfte der Befragten der unter 30jährigen an, sich mehr Unterstützung bei der Erziehung der Kinder (vom Partner, von Institutionen und vom sozialem Umfeld) zu wünschen. Unterschied zwischen Einstellung zu Erziehungsmaßnahmen und tatsächlichem Verhalten Positiv ist zu werten, dass 97 % der Oberösterreicher/innen das Gespräch mit Kindern immer noch als beste Möglichkeit sehen um Streit zu schlichten. Pressekonferenz am 27. Februar 2009
10 Seite Ebenso erfreulich ist es, dass 94 % dem zustimmen, dass "Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben". Kontrovers zu diesen Bekundungen stimmt hingegen ein Drittel der Befragten den Aussagen zu: "eine gesunde Watsche schadet niemanden" und "was in der eigenen Familie vor geht, geht niemanden etwas an". KiJA - Befragung: Erfahrungen von Kindern zu Gewalt in der Erziehung Noch krasser zeigt sich der Widerspruch zwischen Einstellung und tatsächlichem Verhalten wenn man auch die Erfahrungen mit einbezieht, die rund 200 Volksschulkinder bei einer Befragung durch die KiJA berichtet haben (anonyme Fragebögen). Demnach haben fast die Hälfte der SchülerInnen (47 %) schon körperliche Gewalt durch eine "leichte Watsche" erfahren, sowie 21 % durch "Hintern versohlen" und weitere 13 % durch Schläge mit einem Gegenstand. Andere Bestrafungsmethoden wie "Einsperren ins Zimmer" wurden bei 18 % der Befragten angewandt und 24 % der Kinder mussten schon erleben, dass ihre Eltern eine Zeit lang nicht mit ihnen gesprochen haben. 8 % der Befragten gaben "Sonstiges" an und erläuterten in diesem Zusammenhang zum Beispiel: "kein Besuch bei Freunden", "Reitverbot", "Hausarrest", "sofort ins Bett gehen", "an den Haaren gezogen worden". Die häufigste Erziehungsmaßnahme ist nach Angaben der Kinder und Jugendlichen mit 58 % ein Fernseh- und/oder Computerverbot. Ist dir selbst so etwas schon mal passiert? 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% eine leichte Watsche ins Zimmer eingesperrt worden mit einem Gegenstand geschlagen worden die Eltern haben eine Weile nicht mehr mit mir gesprochen beschimpft worden Fernseh/Computerverbot den Hintern versohlt bekommen 10% 0% sonstige Pressekonferenz am 27. Februar 2009
11 Seite Gesprächspartner/innen bei Problemen mit Eltern Wenn die befragten Schüler/innen Probleme mit den Eltern haben, dann besprechen 49 % diese mit den Eltern selbst. 38 % der Kinder/Jugendlichen wählen als Gesprächspartner/in einen Freund oder eine Freundin und ein Viertel der Befragten wendet sich an Verwandte (Oma, Opa, Tante, Onkel,...). 20 % der Kinder bespricht derartige Probleme jedoch mit niemanden. Bei Beratungsstellen wie KiJA, Rat auf Draht usw. würden 19 % anrufen. Lehrer/innen werden lediglich von 6% kontaktiert und 4 % gaben "Sonstige" Gesprächspartner/innen an, wobei diese mit z.b.: Bruder, Schwester, Kuscheltier und Haustier ergänzt wurden. Auf die Frage "Hast du gewusst, dass körperliche und psychische Gewalt gesetzlich verboten ist?" antworteten 98 % der befragten SchülerInnen mit "ja". Bewusstseinsbildung für einen besseren Kinderschutz: Kreativwettbewerb der KiJA"Gewalt ist verboten" Mit der druckfrischen Ausgabe der Kinderrechtezeitung OÖ. "Alles, was Recht ist", die in einer Auflage von Stück an allen Volks- und Sonderschulen in Oberösterreich kostenlos verteilt wird, erfolgt auch der Startschuss zum Kreativwettbewerb "Gewalt ist verboten". Gleichzeitig ergeht der Appell der Kinder- und Jugendanwaltschaft diese Gelegenheit zu nützen um das Thema in den Schulen kindgerecht aufzugreifen und Kindern stärkende Botschaften zu vermitteln. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft bietet sowohl für die Kinder als auch für die Lehrer/innen vertiefende Angebote zur Gewaltprävention. Was fällt euch zum Thema "Kinder haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt" ein? Was bedeutet für euch "Gewalt ist verboten"? Was brauchen Kinder, damit es ihnen gut geht? Diese Fragen sollen die Schülerinnen und Schüler zur Diskussion anregen, und die Ergebnisse kreativ umgesetzt werden. Der Phantasie der jungen Künstler/innen sind dabei keine Grenzen gesetzt: eingereicht werden können Arbeiten aus allen erdenklichen Materialien und Techniken. Pressekonferenz am 27. Februar 2009
12 Seite Einsendeschluss ist der 15. Mai Eine Jury wählt dann die drei Siegerprojekte aus; die Bekanntgabe der Preisträger und die Preisverleihung durch Landesrat Josef Ackerl findet am 16. Juni 2009 im Rahmen des KiJA Kinderrechtefestes im Linzer Ursulinenhof statt. Zu gewinnen gibt es einen Zuschuss für die Klassenkasse sowie Buchpreise. Geplant ist, dass die Einreichungen bzw. Teile daraus in der Folge für eine Kampagne des Sozialressorts des Landes OÖ zu "20 Jahre Gewaltverbot in der Erziehung" genützt werden. Broschüren der Kinder- und Jugendanwaltschaft "Gewalt an Kindern" Information, Hilfsangebote, Prävention "Sexuelle Gewalt an Kindern" Information, Hilfsangebote, Prävention "Sexueller Kindesmissbrauch- Erkennen Verstehen Vorbeugen" Fachliche Informationen für PädagogInnen, ÄrztInnen und MitarbeiterInnen in Bratungseinrichtungen "Damit es mir gut geht" Was Eltern über Kinderrechte wissen sollen Weitere Informationen und Presse-Downloads unter: Alle Grafiken: Land OÖ Pressekonferenz am 27. Februar 2009
13 Gewaltverbot in der Erziehung PRÄSENTATION SPECTRA MarktforschungsgesmbH, 4020 Linz, Brucknerstraße 3-5 Tel.: +43/732/6901-0, Fax: +43/732/6901-4,
14 STUDIENDESIGN A AUFGABENSTELLUNG: Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, das aktuelle Stimmungsbild zum Thema Gewaltfreie Erziehung in Oberösterreich aufzuzeigen. STICHPROBE: Die Erhebung richtete sich an n=800 Personen repräsentativ für die oö. Bevölkerung ab 18 Jahre. Die Stichprobenauswahl erfolgte at random aus dem Herold. METHODIK: Die Befragungen wurden telefonisch von 58 geschulten und kontrollierten SPECTRA- Interviewern im CATI-Studio von SPECTRA durchgeführt. TIMING: Die Feldarbeit fand vom 19. Jänner bis 9. Februar 2009 statt. H:\14600kij\doc\praes\14600 KiJA stdes.doc S1
15 FRAGE 1: Immer wieder hört oder liest man von Gewalt in der Erziehung. Ich lese Ihnen nun verschiedene Beispiele vor. Bei welchen dieser Beispiele würden Sie sagen: Ja, das stimmt, das ist Gewalt in der Erziehung. Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Gewalt in der Erziehung ist? Gewalt in der Erziehung ist, wenn - Ins- Geschlecht Alter Berufstätigkeit Eltern Kinder im gesamt Haushalt Männlich Weiblich Jahre Berufs- Nicht Jahre Jahre und älter tätig berufstätig (n=800) (n=384) (n=416) (n=160) (n=320) (n=318) (n=436) (n=364) (n=570) (n=265) % % % % % % % % % % Der Vater dem 16jährigen Sohn mit dem Gürtel eine Tracht Prügel verpasst und ihn im Zimmer einsperrt, als Strafe, weil er mehrere Tage die Schule geschwänzt hat und den Eltern Geld gestohlen hat Der 9jährige Sohn, der sein Zimmer nicht aufgeräumt hat, eine Ohrfeige bekommt Die 7- und 10jährigen Geschwister fast jeden Nachmittag alleine verbringen und es warmes Essen nur selten gibt, weil die Eltern arbeiten müssen und die Kinder vernachlässigen Der Vater mit seiner 15jährigen Tochter eine Woche lang nicht mehr spricht, als Strafe dafür, dass er sie beim Rauchen erwischt hat Die Mutter der 3jährigen Tochter einen Klaps auf den Hintern gibt, weil diese nicht aufhört zu quängeln Der Sohn, weil er frech war, Fernsehverbot bekommt H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 1
16 FRAGE 2: In Österreich ist seit 20 Jahren Gewalt in der Erziehung gesetzlich verboten. Haben Sie von diesem Gesetz schon gehört? Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Bekanntheit des Gesetzes "Gewaltverbot in der Erziehung" Haben schon von dem Gesetz gehört - Insgesamt Geschlecht Alter Berufstätigkeit Eltern Kinder im Haushalt Männlich Weiblich Jahre Berufs- Nicht Jahre Jahre und älter tätig berufstätig (n=800) (n=384) (n=416) (n=160) (n=320) (n=318) (n=436) (n=364) (n=570) (n=265) % % % % % % % % % % Ja Nein H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 2
17 Welche Erziehungsmaßnahmen gesetzlich verboten sind FRAGE 3: Ich lese Ihnen nun verschiedene Erziehungsmaßnahmen vor. Welche dieser Erziehungsmaßnahmen sind Ihrer Meinung nach gesetzlich verboten? Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Gesetzlich verboten ist - Insgesamt Geschlecht Alter Berufstätigkeit Eltern Kinder im Haushalt Männlich Weiblich Jahre Berufs- Nicht Jahre Jahre und älter tätig berufstätig (n=800) (n=384) (n=416) (n=160) (n=320) (n=318) (n=436) (n=364) (n=570) (n=265) % % % % % % % % % % Das Kind mit einem Gegenstand schlagen Dem Kind eine ordentliche Watsche geben Dem Kind das Essen verweigern Dem Kind den Hintern versohlen Das Kind im Zimmer einsperren Dem Kind eine leichte Watsche geben Das Kind beschimpfen Dem Kind Fernsehverbot geben H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 3
18 FRAGE 4: Ich lese Ihnen nun verschiedene Aussagen von Eltern vor. Wie sehr stimmen Sie folgenden Aussagen zu? 1 bedeutet, Sie stimmen voll und ganz zu, 5 bedeutet, Sie stimmen gar nicht zu. Mit den Zahlen dazwischen können Sie abstufen. Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Einstellung der Eltern zu Erziehungsmaßnahmen (Top2boxes: Stufe 1+2) 1 = Stimme voll und ganz zu 5 = Stimme gar nicht zu Insgesamt Geschlecht Alter Berufstätigkeit Eltern Kinder im Haushalt Männlich Weiblich Jahre Berufs- Nicht Jahre Jahre und älter tätig berufstätig (n=800) (n=384) (n=416) (n=160) (n=320) (n=318) (n=436) (n=364) (n=570) (n=265) % % % % % % % % % % Das Gespräch mit Kindern ist immer noch die beste Möglichkeit, um Streit zu schlichten Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung Eine gesunde Watsche schadet niemandem Was in der eigenen Familie vorgeht, geht niemanden etwas an Wenn alles zu viel wird, z.b. Arbeit, private Sorgen, etc. und dann noch die Kinder lästig sind, kann es schon vorkommen, dass einem die Hand ausrutscht H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 4
19 Eigene Erfahrungen mit Erziehungsmaßnahmen - Insgesamt FRAGE 5: Ich lese Ihnen nun Aussagen vor, die auf Ihre eigene Erziehung zutreffen können. Bei welchen Aussagen würden Sie sagen: Ja, das stimmt, so war das damals bei mir auch. Basis: Oberösterreichische Bevölkerung insgesamt (n=800) Ja, oft Ja, selten % % Meine Eltern haben mich beschimpft bzw. angeschrieen = 69 Ich bekam eine leichte Ohrfeige = 73 Mir wurde der Hintern versohlt = 53 Zur Strafe musste ich in meinem Zimmer bleiben = 42 Tagelang wurde nicht mit mir gesprochen 6 9 = 15 Ich musste Scheiter knien bis ich mich entschuldigt habe 4 13 = 17 Ich bekam kein Mittag- oder Abendessen 1 5 = 6 H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 5
20 Eigene Erfahrungen mit Erziehungsmaßnahmen nach Geschlecht FRAGE 5: Ich lese Ihnen nun Aussagen vor, die auf Ihre eigene Erziehung zutreffen können. Bei welchen Aussagen würden Sie sagen: Ja, das stimmt, so war das damals bei mir auch. Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Männlich (n=384) Weiblich (n=416) Ja, oft Ja, selten Ja, oft Ja, selten % % % % Ich bekam eine leichte Ohrfeige = = 67 Meine Eltern haben mich beschimpft bzw. angeschrieen = = 65 Mir wurde der Hintern versohlt = = 47 Zur Strafe musste ich in meinem Zimmer bleiben 8 38 = = 37 Tagelang wurde nicht mit mir gesprochen 5 9 = = 16 Ich musste Scheiter knien bis ich mich entschuldigt habe 3 14 = = 17 Ich bekam kein Mittag- oder Abendessen 1 4 = = 8 H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 6
21 FRAGE 6: Welche der folgenden Leistungen haben Sie bzw. welche würden Sie sich als Elternteil als Hilfe für die Erziehung Ihrer Kinder wünschen? Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Welche Leistungen man als Hilfe für die Erziehung der Kinder hat Insgesamt Geschlecht Alter Berufstätigkeit Eltern Kinder im Haushalt Männlich Weiblich Jahre Berufs- Nicht Jahre Jahre und älter tätig berufstätig (n=800) (n=384) (n=416) (n=160) (n=320) (n=318) (n=436) (n=364) (n=570) (n=265) % % % % % % % % % % Ausreichend Unterstützung von meinem Partner/meiner Partnerin Hilfe von meinem sonstigen sozialen Umfeld, z.b. Eltern, Geschwister, etc Gute Zusammenarbeit mit den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen Anerkennung durch die Gesellschaft für meine Erziehungsarbeit Beratungs- und Hilfseinrichtungen bei Fragen und Problemen Keine Antwort H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 8
22 FRAGE 6: Welche der folgenden Leistungen haben Sie bzw. welche würden Sie sich als Elternteil als Hilfe für die Erziehung Ihrer Kinder wünschen? Basis: Oberösterreichische Bevölkerung Wo man sich mehr Hilfe für die Erziehung der Kinder wünscht Insgesamt Geschlecht Alter Berufstätigkeit Eltern Kinder im Haushalt Männlich Weiblich Jahre Berufs- Nicht Jahre Jahre und älter tätig berufstätig (n=800) (n=384) (n=416) (n=160) (n=320) (n=318) (n=436) (n=364) (n=570) (n=265) % % % % % % % % % % Gute Zusammenarbeit mit den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen Anerkennung durch die Gesellschaft für meine Erziehungsarbeit Beratungs- und Hilfseinrichtungen bei Fragen und Problemen Ausreichend Unterstützung von meinem Partner/meiner Partnerin Hilfe von meinem sonstigen sozialen Umfeld, z.b. Eltern, Geschwister, etc Keine Antwort H:\14600kij\doc\charts\14600_KiJa_charts.xls / Feb. '09 / zado, buma 9
23 FAZIT Unter Gewalt in der Erziehung versteht die Mehrheit der oberösterreichischen Bevölkerung in erster Linie körperliche, physische Gewalt. 59% der Oberösterreicher haben schon einmal davon gehört, dass Gewalt in der Erziehung gesetzlich verboten ist. Dass ein Gespräch mit den Kindern immer noch die beste Möglichkeit ist, um einen Streit zu schlichten bzw. dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben, steht aus Sicht der Oberösterreicher außer Frage. Rund 7 von 10 Oberösterreichern haben schon einmal (wenn auch selten) eine leichte Ohrfeige bekommen oder wurden von den Eltern beschimpft oder angeschrieen. Eine Mehrheit der Oberösterreich, insbesondere aber eine Mehrheit der Eltern, fühlt sich in der Erziehung gut unterstützt. Verbessert werden könnte hingegen die Zusammenarbeit mit den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen. Darüber hinaus wünscht sich ein Drittel der Eltern mehr Anerkennung der Erziehungsarbeit durch die Gesellschaft bzw. eine bessere Unterstützung bei Fragen und Problemen durch Beratungs- und Hilfseinrichtungen. H:\14600kij\doc\praes\Exsum.doc E1
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