Digitale Bibliothek Braunschweig Abhandlungen. der. Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Begründet von Eduard Justi

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1 Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Begründet von Eduard Justi Herausgegeben von Claus-Artur Scheier Band LXI

2 Gedruckt mit Forschungsmitteln des Landes Niedersachsen, mit Förderung des Landes Sachsen-Anhalt und der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Impressum ISBN ISSN Preis für Band 60 und Band 61 zusammen 59,80 Euro Bezugsanschrift: Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft Fallers1eber-Tor-Wall 16, Braunschweig Postfach 3329, Braunschweig Telefon: (++49) (0) 5 31/ , Telefax: Gesamtherstellung: VDS-Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch

3 Interdisziplinäre Tagung zur Geschichte der neuzeitlichen Metallgeldproduktion Projektberichte und Forschungsergebnisse Beiträge zur Tagung in Stolberg (Harz) im April 2006 veranstaltet von der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Teil 2 Herausgeben von Reiner Cunz (Hannover), Ulf Dräger (Halle/Saale) und Monika Lücke (Halle/Saale) unter Mitarbeit von Konrad Schneider (Frankfurt am Main) Braunschweig 2008

4 Schirmherr S. K. H. Heinrich, Prinz von Hannover

5 IN HALT8VERZEICH N 18 TEl L 1 Geleitworte S.K.H. HEINRICH, PRINZ VON HANNOVER, Göttingen Schinnherr REfNER CUNZ, Hannover Vorsitzender der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland JOACHIM KLEIN, Braunschweig Präsident der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft ULF DRÄGER, Halle (Saale) Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt MICHEL AMANDRY, Paris Präsident der Internationalen Numismatischen Kommission 17 Beiträge Bergbau im Harz CHRISTOPH BARTELS, Bochum Bergbau und Münzstätten im Harz CHRISTOPH BARTELS, Bochum Die Grube Glasebach und der Bergbau bei Straßberg im östlichen Harz I

6 Münzherstellung als technischer Prozess Naturwissenschaftliche Forschungsmethoden PETER WILK, Essen Methoden und Möglichkeiten der historischen Werkstoffkunde OLIVER MECKlNG und MARIO SCHLAPKE, Weimar Das Archäometrielabor am Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und dessen Nutzung fur numismatische Fragestellungen Werkzeuge und technische Verfahren BERNWARD ZIEGAUS, München Keltische Münzwerkzeuge aus dem Nördlinger Ries, ein Vorbericht 113 ELKE BANNICKE, Berlin Die Entwicklung der Münzwerkzeuge, eine Betrachtung am Bestand des Berliner Münzkabinetts HERMANN MAUE, Nürnberg Benvenuto Cellinis Ausführungen zur Münz- und Medaillenprägung, Beobachtungen an geprägten Renaissance- und Barockmedaillen JIANFENG CUI, Hannover Untersuchung der Materialeigenschaften von Prägestempeln aus dem 18. Jahrhundert, ein Promotionsprojekt HENNER R. MEDING, Bielefeld Justieren, die Wandlung des Begriffs mit den sich ändernden Herstellungsverfahren der Münzrohlinge seit dem Mittelalter KONRAD SCHNEIDER, Frankfurt am Main Falsche Münzen und ihre Herstellung, Beispiele aus Frankfurt am Main und Umgebung Maschinisierung VOLKER BENAD-WAGENHOFF, Mannheim Die Maschinisierung der Münzfertigung, Entwicklung und technikhistorische Stellung der Prägetechnik zwischen 1450 und ROMEDIO SCHMITZ-ESSER, München Die Walzenprägung der Münze Hall in Tirol, Innovation - innerhabsburgischer Technologietransfer - Rekonstruktion

7 TEIL 2 ANDREAS UDO FITZEL, Schwäbisch Gmünd Der Stempelschneider Peter Hartenbeck und die Überfiihrung der ersten Münzprägemaschine (Walzenprägewerk) nach Spanien im Spiegel deutschund spanischsprachiger Quellen und Literatur... " 315 ULF DRÄGER, Halle (Saale) Die Münzwerkstatt en miniature, die Modelle aus Halle und Wernigerode 323 KATHARlNA LÜCKE, Nauendorf Münztechnik auf Münzen und Medaillen, Anmerkungen zu einer Ausstellung Schmelzen und Probieren HANS GEORG STEPHAN, Halle (Saale) Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema der Metallurgie 349 ULRICH SIEBLlST, Questenberg Die "trockene" Silberprobe PETER HAMMER, Zschopau Probiertechnik bei Georg Agricola und Lazarus Ercker GERALD STEFKE, Hamburg Die Einführung der Kupellenprobe (Probe auf der Kapelle) als moderne Probiertechnik für Silber in den mitteleuropäischen Münzstätten des Spätmittelalters GERHARD SCHÖN, München Die Münzprobationstage im Alten Reich Münzstätten: Ausstattung, Organisation und Personal HUBERT EMMERIG, Wien Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit MONIKA LÜCKE, Halle (Saale) Die Organisation der Stolberger Münzstätte im 18. Jahrhundert DIETRICH LÜCKE, Nauendorf Das Berufsbild des Münzmeisters und Wardeins. familiäre Verflechtungen am Beispiel von Johann Jeremias Gründler

8 KLARA lahn, Halle (Saale) Das Berufsbild des Stempelschneiders 543 MONIKA und DIETRICH LÜCKE, Halle (Saale)/Nauendorf Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister.. " 569 Schlusswort NIKLOT KLÜSSENDORF, Amöneburg Technikgeschichte der neuzeitlichen Münzprägung, Zwischenbilanz einer Tagung Autoren und Herausgeber '"

9 Der Stempelschneider Peter Hartenbeck und die Überführung der ersten Münzprägemaschine (Walzenprägewerk) nach Spanien im Spiegel deutsch- und spanischsprachiger Quellen und Literatur ANDREAS UDO FITZEL Peter Hartenbeck 1 wurde um 1550 in der Freien Reichsstadt Schwäbisch Gmünd (ca. 50 km östlich von Stuttgart) am Fuße der Schwäbischen Alb geboren. 2 Begünstigt durch den dortigen strengen Katholizismus und das damit verbundene starke kirchlich-klösterliche Umfeld, breitete sich in dieser Stadt zur Zeit der Gegenreformation das Gold- und Silberschmiedewesen sprunghaft aus, das hauptsächlich Kleindevotionalien und münzähnliche medaillenartige Marken mit religiösen Motiven herstellte 3 Hier sind vermutlich die beruflichen Wurzeln Hartenbecks zu sehen, da zahlreiche Stempelschneider jener Zeit auch das Goldschmiedehandwerk erlernt hatten. Über eine eigene Münzstätte verfügte Gmünd nie. Sämtliche Schmiede der Stadt waren in der Zunft der Feuerarbeiter zusammengefasst und es könnte durchaus sein, dass in dem 1559 und 1581 erwähnten Gmünder Hufschmied Ulrich Hartenbeck sein Vater zu sehen ist. 4 Über Peter Hartenbecks Jugendjahre ist leider nichts bekannt. In späteren Jahren tauchte er in Augsburg auf, dem damaligen Finanzzentrum Süddeutschlands und Hauptsitz des Fuggerschen Handelsimperiums. Hartenbeck wurde dort im Juni 1584 von einer angereisten hochrangigen Delegation angeworben. Für einen Anwartschafts- bzw. Vorschussbetrag (Wart- und cosstgellt) in Höhe von 46 Gulden, 30 Kreuzern und einer künftigen monatlichen besoldung von 17 Gulden willigte er in das Dienstverhältnis ein. 5 Diese Delegation wurde angeführt von einem gewissen Gregor Gerling. dem Sekretär des kaiserlichen Botschafters in Spanien Hans Khevenhüller. Man war in Augsburg und in Tirol auf der Suche nach geeigneten Münzern. die man von dort (~lir bestallung) anwerben sollte für einen sehr speziellen Auftrag: Die neu angeworbe- Auszüge aus der im Herbst 2007 erschienenen Biografie über Hartenbeck: FITZH Tiroler Landesarchiv. Kammer-Kopialbuch. Gemeine Missivcn fol und fol KRACSF-SCHMIDT S Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd: Katharinenspital. CAsp und Spital archiv CAsp Die deutschsprachigen Aufzeichnungen (bis Anfang ISS5) des Gregor Gerling im Archi\() General de Simancas. Casa y Sitios Reales. leg fol. 264.

10 316 Andreas Udo Fitze! nen Münzer sollten ein Walzenprägewerk nach Spanien überführen, dort aufbauen und bedienen. 6 Hartenbeck wurde als Münzgraveur (neben sieben weiteren Münzern) für diese besondere Aufgabe ausgewählt, er musste daher schon 1584 in der Walzengravur voll ausgebildet gewesen sein. Es wäre möglich, dass Hartenbeck im Umfeld des vom Münzwerk-Miterfinders Hans Vogler seit 1572 in Augsburg betriebenen Walzenprägewerks erste Erfahrungen sammeln konnte. 7 Diese von Spanien gewünschte Münzprägemaschine sollte dann in der damals technisch innovativsten Münzstätte Hall in Tirol gebaut werden, die bereits schon seit Ende der 1560er Jahre erfolgreich mit einem solchen Walzenprägewerk arbeitete. In Augsburg hingegen schien das Walzenprägeverfahren wohl gegen Ende der 1570er Jahren wieder eingestellt worden zu sein. Wie aber kam es überhaupt zu diesem Geschäft? Die Beziehungen zwischen dem habsburgisch regierten Alten Reich (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation) und dem ebenfalls habsburgisch regierten spanischen Königreich, das sich damals auf dem Höhepunkt seiner Macht befand, waren allgemein sehr eng. Bereits 1577 hatte eben jener Münzmeister Hans Vogler von Augsburg aus den Spaniern den Bau einer solchen Maschine angeboten, das Geschäft sollte jedoch aus unbekannten Gründen zunächst so nicht zustande kommen.8 Anfang der 1580er Jahre wurde jedoch der spanische Wunsch nach den neuartigen miinzdruckwerken immer stärker. Der kaiserliche Botschafter in Spanien Hans Khevenhüller führte in Madrid die Verhandlungen bzw. delegierte sie an seinen persönlichen Sekretär Gregor Gerling. Jener Gerling führte dann sogar direkt mit dem spanischen König Philipp 11. diesbezügliche Gespräche. 9 Es existiert auch ein handschriftlicher Vermerk des spanischen Königs, dass er mit dem Sekretär des Kaiserlichen Botschafters verhandelte über die Einführung einer [... ] Maschine um Geld zu machen, die mit Wasser angetrieben wird wie es sie schon in Tirol gibt. und von der man sagt. dass sie sehr gut sei [... ]10 6 Siehe Randbemerkung Nr Zur Vita Hans Voglers siehe HENRICH Archivo General de Simancas, Estado, leg. 671, fo1. 7, zitiert bei MURRAY FANTOM 1990, S Siehe Randbemerkung Nr Eigenhändige Aufzeichnungen Philipps Il. im Archivo General de Simancas, Estado, leg. 688, fo1. 29, zitiert in MURRAY FANTOM u. a. 2006, S. 23.

11 Der Stempelschneider Peter Hartenbeck 317 GerIing verhandelte auch mit dem Tiroler Landesherrn, Erzherzog Ferdinand 11. Dieser ließ in seiner Münzstätte Hall in Tirol neben dem sich bereits im Einsatz befindlichen Walzenprägewerk seit 1582 dann eben jene weitere Maschine für Spanien bauen; Ferdinand 11. wollte diese sogar seinem Cousin Philipp 11. zum Geschenk machen. I I Die Zwischenfinanzierung des Transports sollte zumindest der Fuggersche Kontorleiter in Madrid Hans Schedler übernehmen. der Gerling einen Wechselbrief über Gulden nach Augsburg mitgegeben hatte und den er dann dort in der Fuggerschen Zentrale am 06.Juni 1584 einlöste. Bei dieser Gelegenheit wurden der Stempelschneider Hartenbeck und der Tiegelwärter Georg Greiffwenige Tage später eingestellt. 12 Im Herbst 1584 war es soweit: Im tirolischen Hall stand die für Spanien bestimmte Maschine samt Mannschaft abmarschbereit. Die heute im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck noch erhaltene 17-seitige Inventarliste der Walzenprägelllaschinerie zählt jede einzelne Schraube minutiös auf: Antriebsräder (Kammräder), zahlreiche aus Nussbaumholz gefertigte Radspindeln (Treibstöcke ). Radkolben. Kolbenscheiben. Felgen, Eisenbleche, Eisendeckel, Eisenluken. Richtscheiben. Gießlllodel für die Zaine, ein kompletter Schmelzofen, Spezialwerkzeug etc. 13 Die Spezialisten aus Schwaben und Tirol wurden im September 1584 mit einem mündlichen Treueschwur vereidigt l4 - und selbstverständlich mussten alle katholischen Glaubens sein, so eine wichtige Bedingung des spanischen Hofes. Neben Gerling und seinem Adjutanten Fabian Bordon standen folgende Münzer als Bedienungspersonal fiir das Walzenprägewerk bereit: - ein Münzwardein (Joachim Linggahöl) - ein Münzwerkregierer (Martin Faigl) - ein Stempelschneider (Peter Hartenbeck) - ein Metallgießer/Tiegelwärter (Georg GreifT) - zwei Münzmaschinenschlosser (Fabian Holzer und Hans Schmid) - zwei Münzarbeiter (Hans Geisel und Alexander Gilger) Hartenbeck war als Spezialgraveur der neuen nach Spanien einzuführenden Walzenprägetechnik sicherlich einer der wichtigsten Männer dieses Unternehmens und nach dem Wardein auch der am zweitbesten bezahlte Münzer. Glücklicherweise konnte das Reisekostentagebuch der Münzer in den J 980er Jahren in einem spanischen Archiv (Archivo General de Simancas) aufgefunden und in spa- 11 Ml RRAY f.\~tom u. a S Archi\'o General dc Simancas. Guerra Antigua. leg. Ih2. foi. 4: zitiert in: \1{ RR.-\\ f\\.to\1 19i.!O. S \ Tiroler Landesarchiv. Münzsachen Archi\ karton 1\: Po,. 7b 14 Siehe Randbemerkung Nr. 12.

12 318 Andreas Udo Fitzel nischer Sprache ausgewertet werden 15, wir sind daher über den genauen Reiseverlauf gut informiert (bis dato wurden die Aufzeichnungen noch nie in deutscher Sprache veröffentlicht): Am 2. Oktober des Jahres 1584 setzte sich vom tirolischen Hall aus der Konvoi mit der zerlegten zweieinhalb Tonnen schweren Walzenprägemaschinerie samt den Münzern sowie zahlreichen Knechten und Lasttiertreibern in Bewegung und machte sich auf den langen und gefährlichen Weg nach Spanien. Die Ladung war auf 25 Lastpferde verstaut und man folgte dem Inntal, aber bereits im Engadin (Graubünden) wurde das Vorankommen durch Hochwasser und Überschwemmungen beeinträchtigt. Dessen nicht genug war in einigen AIpentälern, die auf der ursprünglich geplanten Strecke lagen, die Pest ausgebrochen. So sah man sich gezwungen, die Route zu ändern und mit vor Ort angeheuerten Führern einen erheblichen Umweg über die Bernina-Berggruppe in Kauf zu nehmen. Schließlich gelangte man über das Veltlin zum Corner See. Von dort aus ging es weiter durch die Lombardei und Ligurien in die Hafenstadt Genua, wo man eine Galeere Richtung Spanien bestieg. Die uns erhaltenen Aufzeichnungen sind teilweise so detailliert, dass wir beispielsweise wissen, was die Münzer in Genua für die Schiffsüberfahrt einkauften: unter anderem zweieinhalb Fässer Wein, Olivenöl, Rindfleisch, Kalbfleiseh, geräucherten Schweinespeck, Brot, Mehl, Reis, Salat, Orangen, Zitronen, Äpfel, Feigen, einen großen Laib Parmesankäse, 12 große Hartwürste, mehrere Dutzend Kohlköpfe, 200 Knoblauchzehen und 300 Eier. Doch sollte es noch zu tragischen Zwischenfällen kommen: Fabian Bordon wurde in Genua ins Gefängnis geworfen und man musste ihn dort zurücklassen. Auch der Konvoiftihrer Gerling, der so viel ftir diese grandiose technologische Transferaktion getan hatte, konnte das Ergebnis seiner Anstrengungen nicht mehr miterleben: Er verstarb nach der Ankunft in Nordspanien. Über die Route Barcelona - Zaragoza - Daroca - Guadalajara - Madrid erreichte der Tross schließlich nach acht Monaten beschwerlicher Reise im Juni 1585 den Zielort Segovia, etwa 80 km nordwestlich von Madrid gelegen. Dort angekommen, war die Maschine schnell aufgebaut und bereits Anfang Juli 1585 besuchte eine Abordnung des spanischen Hofes die "Wundermaschine" - darunter der kaiserliche Botschafter Khevenhüller und der berühmte, bereits betagte italienischstämmige Medailleur Jacopo da Trezzo. Wie Botschafter Khevenhüller in seinem publizierten Tagebuch niederschrieb, erfolgten so dann im Beisein der hohen Herren die ersten Probeprägungen in Kupfer Zu den deutschsprachigen Aufzeichnungen siehe Randbemerkung Nr. 4. Diese brechen Anfang 1585 ab. doch der komplette Reiseverlauf ist in einer spanischen Kopie vorhanden: Archivo General de Simancas. Casa y Sitios Reales. leg fol. 152; zitiert bei MURRAY FANTOM S KHEVENHÜLLER-MnscHlPRoBSZT-OHSTORFF S. 145.

13 Der Stempelschneider Peter Hartenheck 319 Erst im März 1586 sollte schließlich die Münzproduktion offiziell anlaufen - man war auf das aus den spanischen Überseekolonien angelieferte Silber angewiesen, das hauptsächlich aus Potosi (im heutigen Bolivien) und Zacatecas (Mexiko) stammte und das von den im Geleitzugsystem fahrenden spanischen Flottengeschwadern im andalusischen Sevilla angeliefert wurde. Die tcuts,hcn Münzer werteten im Übrigen das Silber aus Peru als feinhaitiger und besser als das mexikanische. 17 Das Edelmetall hatte jedenfalls auch eine lange Reise hinter sich: Oft \"on zwangsverpflichteten Indianern und Eingeborenen unter mörderischen Bedingungen abgebaut, danach über Land zu den Häfen an der Karibikküste, wo neue Gefahren wie Unwetter sowie Piraten bzw. Freibeuter lauerten. lg Peter Hartenbeck und die Tiroler Münzer konnten in Segovia seit 1586 die ersten maschinell hergestellten Münzen des spanischen Weltreiches anfertigen und seit diesem Jahr wurde erstmals überhaupt auch auf spanischen Münzen das Prägejahr eingraviert. Hartenbeck taucht in den altspanischen Dokumenten als Pedro Ardehcco bzw. Pt'dro Harterpeque auf und erhält gute Zeugnisse, so wird angeführt. dass er mit viel Großmut (Offenheit) arbeitet und dass er in der Münzstätte Sego\"ia sehr benötigt wird ([... ] el es ml/y necesario en el ingenio l' bllell otlicial. ql/e trahaja con 1Il1icha liheralidad [... ]19). Auch führte er einheimische Stempelschneider in die Kunst der Walzengravur ein ([... ] Pedra Harterpeql/e a ellsellado tmlos los se,retos qlle eil dicho otlicio ay a la dicha persona [... ])20 Etliche Male bat er auch um Gehaltsaufbesserungen, da er \'iel \'011 seillem Geldßir noi\i'endige rferkzeuge und Instrumente ausgehen lilusste. die aher I'or Ort nicht zur Verfilgung gestanden sind [...]21 Der Stempelschneider fertigte in Segovia die Prägewalzen für 4-Reales-Stücke und vor allem für die bekannten 8-Reales-Stücke an. Dieser Münztyp wird heute - generell - als die erste Welthandelsmünze der Neuzeit angesehen und setzte sich unter verschiedenen Namen in zahlreichen Regionen der Welt durch (spanischer Taler bzw. Spanish Dollar, Duro, Peso, Piaster etc.). Im Jahre 1587 besuchte König Philipp 11. höchstpersönlich seine bei weitem effckti\"ste Münzstätte in Sego\'ia. Wie der Wardein Linggahöl \ermerkte. hielt sich der König über drei Stunden in der Münzstätte auf und zeigte sich sehr daroh er/renlt 1 7 Archivo General de Simancas. Casa y Sitios Reales. leg fol. 21 I I~ Das wohl dew:itige Standardwerk üher spanisches (jold lind Silher Jener Zeit IAbh"u. Transport. \'ermünzung etc.): BLCIdR-Zl~Ll \ Iq Archi\o (jeneral de Simancas. Ca5a y Sitios Reale>. leg. 2h7 fol Archi\"o General dc Simancas. Casa y Sitios Rcalc~. leg, 303. f(ll Archi\o General de Simancas. Casa y Si tins Reales. leg. 2h7. fni. 214.

14 320 Andreas Udo Fitzel [... ].22 Die Briefe des Wardeins an Erzherzog Ferdinand von Tirol sind überhaupt sehr aufschlussreiche Quellen über die ersten Jahre der Walzenprägung in Segovia; sie befinden sich im Tiroler Landesarchiv Innsbruck. Nach dem königlichen Besuch wurde der Ausbau der Münzstätte angeordnet, sodass ab 1590 die Münzstätte mit zehn großen Wasserrädern arbeiten konnte. Im Juni 1593 wandte sich Hartenbeck schließlich in einem Brief mit der Bitte an den spanischen König, nunmehr zurückkehren zu dürfen, da man seiner wohl nicht mehr bedürfe. Er erhielt schließlich im November 1593 diese Erlaubnis samt 150 Dukaten Abfindung. 23 Peter Hartenbeck war der einzige seiner mit in die Ferne gezogenen Münzerkollegen, der nach 10 Jahren wieder aus Spanien zurückkehren sollte. Von 1595 an fertigte er als offizieller Stempelschneider der berühmten Münzstätte Hall in Tiro1 einige der schönsten Münzen seiner Zeit an. Er war bis zu seinem Tode 1616 in diesem Amt tätig. 24 Literatur BECKER-ZUAZUA 1999: BECKER-ZUAZUA, FERNANDO: EI oro y la plata de las Indias en la epoca de los Austrias, Madrid FITZEL 2007: FITZEL, ANDREAS UDO: Peter Hartenbeck, Von einem wackeren Schwaben aus Gmünd, Wundermaschinen, abenteuerlichen Reisen und abertausenden Silbertaler, Schwäbisch Gmünd HENRICH 200 I: HENRICH, RAINER: Vom Luftikus zum Münzwerkregierer, in: BÄCHTOLD, HANS U LRlCH: Von Cyprian zur Walzenprägung, Zug 2001, S KHEVENHÜLLER-METscHiPROBSZT-ÜHSTORFF 1971: KHEVENHÜLLER-METSCH, GEORG und PROBSZT-ÜHSTORFF, GÜNTHER: Hans Khevenhüller, Kaiserlicher Botschafter bei Philipp 11., Geheimes Tagebuch , Graz KISSLING 1995: KISSLING, HERRMANN: Künstler und Handwerker in Schwäbisch Gmünd , Schwäbisch Gmünd Tiroler Landesarchiv, Archivkarton IV Pos. 7b (Schreiben des Wardeins Linggahöl vom 1 O. Novem~ ber 1587). Weitere Briefe des Wardeins unter derselben Signatur. 23 Archivo General de Simancas, Casa y Sitios Reales, leg. 303, fol Über Hartenbecks Tiroler Jahre bzw. das Tiroler Münzwesen und die Einführung der dortigen Walzenprägung siehe die umfangreichen Standardwerke von MosERITuRSKY 1977 und Über Hartenbecks Münzen für den Deutschen Ritterorden siehe PROKISCH 2006.

15 Der Stempelschneider Peter Hartenbeck 321 KRAUSE-SCHMIDT 1999: KRAUSE-SCHMIDT, HElKE: Ihr Brodt mit kleiner Silberarbeit erwerben, Die Geschichte der Gold- und Silberschmiede in Schwäbisch Gmünd Schwäbisch Gmünd MOSERITuRSKY 1977: MOSER, HEINZ und TURSKY, HEINZ: Die Münzstätte Hall in Tirol I: , Innsbruck MOSERITuRSKY 1986: MOSER, HEINZ und TURSKY, HEINZ: Corpus Nummorum Tirolensium, Die Münzen Kaiser Rudolph 11. aus der Münzstätte Hall in Tirol, Innsbruck MURRAY FANTOM 1990: MURRAY FANTOM, GLENN STEPHEN: La fundacion dei Real Ingenio de la Moneda de Segovia in Premios Mariano Grau, Convocatorias , Segovia MURRAY FANTOM 2006: MURRAY FANTOM, GLENN STEPHEN: La historia dei Real Ingenio de la Moneda de Segovia y el Proyecto para su Rehabilitaci6n, Segovia MURRAY FANTOM u. a. 2006: MURRAY FANTOM, GLENN STEPHEN, IZAGA REINER, lose MARIA und SOL ER VALENCIA, JORGE MIGUEL: EI Real Ingenio de la Moneda de Segovia, Maravilla Tecnol6gica del Siglo XVI, o PROKISCH 2006: PROKISCH, BERNHARD: Die Münzen und Medaillen des Deutschen Ordens in der Neuzeit, Wien 2006 (= Veröffentlichungen des Instituts fur Numismatik und Geldgeschichte 11). WERNER 1989: WERNER, GERLINO: Die Beziehungen zwischen Tirol und Augsburg im Münzwesen des 16. Jahrhunderts, in BAER, WOLFRAM und FRIED. PANKRAZ (Hg.): Schwaben - Tirol, Historische Beziehungen zwischen Schwaben und Tirol von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Rosenheim 1989, S

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17 Die Münzwerkstatt en miniature Die Modelle aus Halle und Wernigerode ULF DRÄGER Im Verhältnis zu grafischen und gemalten historischen Darstellungen sind dreidimensionale münztechnische Modelle nur sehr selten und wenn, vor allem als Schmuck- und Schauobjekt überliefert. Dazu zählt Z.B. der geschnitzte hölzerne Tafelschmuck aus dem Jahr 1678 im Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum, der zu den wertvollsten historischen Sachzeugen des Montanwesens im Erzgebirge gerechnet wird. I Besonders anschauliche Beispiele rur die Überhöhung der bergbaulichen und münztechnischen Arbeit sind die sogenannten Handsteine, kostbarste erzene Wunderstujen, die zu regelrechten Manifestationen bergbaulicher Kunst gestaltet sind. 2 Eines dieser prachtvollen Meisterwerke wurde um 1740 von einem unbekannten Goldschmied zu einem höfisch verspielten Kabinettstück gearbeitet, das auch die münztechnische Verarbeitung schildert. 3 Der Handstein zeigt in Form eines detailreichen Schaubildes, wie in einem Häuschen die Bleche für die Münzprägung mithilfe zweier Feinwalzwerke hergestellt werden. In einem anderen Gebäude stehen zwei nur wenige Zentimeter große Münzer seitlich an einer Münzpresse, ein Dritter sitzt auf dem Boden und legt Schrötlinge ein. Die beispielhaft genannten münztechnischen Modelle dienten symbolhaft der Repräsentation. Sie waren exklusive Kuriosa und sind erstrangige künstlerische Kabinettstücke. Als einzigartig galten bisher die Hallenser Modellmaschinen, die bis in das kleinste Detail maßstabsgerecht und funktionstüchtig als Münzwerkstall en miniature ausgeführt sind 4 (Abb. 1). Sie konnte nicht nur der Anschauung, sondern auch als praktisches Konstruktionsvorbild dienen. Die herausragende Qualität unter den überlieferten münztechnischen Darstellungen wird dadurch unterstrichen, dass die Hallenser Modelle die gesamte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekannte und ver- Angefertigt wurde der Tafelschmuck tur ein Festmahl fur den sächsischen Kurfürsten Johann Georg 11. ( ). Er zeigte in ursprünglich 18 Dioramen die bergbauiichen übertägigen Arbeitsschritte bis hin zur Münzprägung in Form eines festlich gekleideten. stehenden und mit dem Hammer schlagenden Münzers. der sein Handwerk dem vermutlich neben ihm stehenden KurfUrsten vorfuhrt; FRIEBE 2001, S SLOTTA 1999, S Deutsches Bergbau Museum Bochum, Inv. Nr Abb. SLOTTA 1999, Titel. Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt, Stiftung Moritzburg. Kunstmuseum des Landes Sachsen Anhalt, Inv. Nr. Mo. LMK. N. 1.

18 324 Ulf Dräger Abb. 1: Das Hallenser Modell einer Münzwerkstatt. wendete mechanische Prägetechnologie in handlicher Größe vorstellen. Mit dem Hallenser Modell ist eine handschriftliche Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert überliefert, auf die gestützt zunächst die einzelnen Modelle vorgestellt werden. 5 Mit diesen Miniaturmaschinen könnten kleine Ronden hergestellt und Münzen wie 1/64- oder 1/128-Dukaten im Durchmesser von 2-3 mm geschlagen werden. Das Modell war seit 1951 regelmäßig in den verschiedensten Ausstellungen zu sehen und wurde in mehreren Publikationen als Illustration der Prägetechnik abgebildet oder genannt. Es wurde jedoch bisher nicht versucht, es vertiefend zu untersuchen. 6 Erstaunlich ist es, dass in speziellen thematischen Veröffentlichungen zur Münztechnik auf eine Einbeziehung des Hallenser Modells häufig verzichtet wurde. 7 Hier kann nun erstmals ein zweites komplettes Modell einer Münzwerkstatt veröffentlicht werden 8 (Abb. 2). Es wurde durch glückliche Umstände in Wemigerode Archiv des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt; neben der dreiseitigen unbezeichneten und nicht datierten handschriftlichen Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert existiert auch noch eine gedruckte Beschreibung rur einen Teil der Maschinen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die die ältere Beschreibung wörtlich zitiert. Auswahl: DRÄGER 1994, S. 137; STEGUWEIT 1995, S. 36; ROMANUS 1999, S. 34; KJESER 2002, S. 29. Auswahl: CASPAR 1974; COOPER 1988; MEDlNG Bestand der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt, Außenstelle Schloss Wemigerode. Ich danke Frau Claudia Grahmann herzlich, die mich auf das Wernigeröder Modell hinwies und bei den Recherchen vor Ort erheblich unterstützte.

19 Die Münzwerkstatt en miniature 325 Abb. 2: Das Wemigeröder Modell einer Münzwerkstatt. entdeckt und ist dem Hallenser Modell so eng verwandt, dass angenommen werden muss, dass es von derselben Meisterhand bzw. aus der gleichen Werkstatt stammt. Mit dem Wemigeröder Modell steht die Hallenser Miniatur in einem neuen, bisher nicht zu vermutenden Zusammenhang. Nun können die Maschinen im Vergleich beurteilt werden. Für die Interpretation des urspriinglichen Zwecks ergeben sich neue Ansätze. Beide Miniaturen bestehen aus jeweils sieben unterschiedlichen Maschinen, die einzeln, jedoch in unterschiedlicher Reihenfolge und in Halle in römischen Ziffern, in Wemigerode in arabischen Zahlen, nummeriert sind. Beide Modellsätze sind in einem mit Leder bezogenen und mit rotem Samt ausgelegten originalen Holzkasten verwahrt, der aufwendig mit Goldlitzebordüren umsäumt und an den Außenseiten mit unterschiedlichen geprägten Ornamenten verziert ist (Abb. 3). Sie sind nicht signiert oder gemarkt. In das Wernigeröder Etui ist ein kleines Fach eingearbeitet, dass lose Kleinteile, einen Schraubenschlüssel und eine Hebelstange aufnimmt. Die gleich großen Etuis haben insgesamt eine Länge von 30 cm, eine Breite von etwa 26,5 cm und eine Höhe von 6 cm. In beiden Miniaturen ist ein Balancier mit allem Zubehör als erste Maschine bezeichnet (Abb. 4 und 5). Technologisch entspricht der Balancier dem Prinzip der in

20 326 Ulf Dräger Abb. 3: Etui des Hallenser Modells. Abb. 4: Spindelpresse des Hallenser Modells (Nr. I). Höhe 12,5 cm, Breite 24,5 cm.

21 Die Münzwerkstatt en miniature 327 Abb. 5: Spindelpresse des Wemigeröder Modells (Nr. 1). Höhe 8,7, cm Breite 24 cm. der Enzyklopädie von Diderot veröffentlichten Maschine. 9 Die äußere Fonn des Korpus oder des Bogens ist in beiden Exemplaren unterschiedlich gestaltet. Die Hallenser Spindelpresse wirkt eleganter und verspielter. Die barockeren Formen lassen vermuten, dass es das ältere Modell ist. Der Unterstock oder Unterstempel ist mit vier Stellschrauben in einer Pfanne befestigt. Der Oberstock oder Oberstempel wird durch einen Zapfen am Schussbolzen gehalten. Der Schussbolzen selbst hängt am Kopf der Spindel. Die bei den Einschübe, die den Schussbolzen in seiner senkrechten Laufrichtung mit ihren Schrauben halten, sind in beiden Modellen unterschiedlich gelagert. Die Spindel mit ihrer Mutter hat dagegen einen gleichen Gewindegang. Die Schlüsselstange mit den dazugehörigen Kugeln oder Gewichten setzt die Prägemaschine in Gang. Das Gewinde der Spindel ist so geschnitten, dass in praktischen Versuchen der Rückschlag bis zu einem Drittel des Gewindeganges ausfällt. Die überlieferte Beschreibung hält zwei, vier oder sechs Arbeiter für notwendig, je nach Kraftaufwand entsprechend der Größe der zu schlagenden Geldsorte. Der Balancier sollte danach in einem eichenen Stock eingelassen werden, der in der Erde fest eingemauert wird. Das Gestell des Taschenwerks (Halle Nr. 2, Wernigerode Nr. 7) (Abb. 6 und 7) soll auf einer eichenen Bank mit Schrauben befestigt werden. Die bei den Stöcke oder Prägewerkzeuge sind durch Zapfen an den Wellen befestigt, der Antrieb der Wellen erfolgt durch ein System von Trieb- oder Zahnrädern, die durch eine Kurbel in Bewegung gesetzt werden. Mit den oberen Stellschrauben kann die Lage der oberen 9 DIDEROT 1765, Tafel 10.

22 328 Ulf Dräger Abb. 6: Taschenwerk des Hallenser Modells (Nr. 2). Höhe 11,5 cm, Breite 5 cm. Abb. 7: Taschenwerk des Wemigeröder Modells (Nr. 7). Höhe 9,5 cm, Breite 3,8 Cffi.

23 Die Münzwerkstatt en miniature 329 Welle und Walze verändert werden. Beide Modelle sind technisch identisch ausgeführt. Die überlieferte Beschreibung erläutert, dass auf diesen Maschinen in der Vergangenheit das so genannte gewalzte Geld geprägt worden ist und konstatiert damit, dass die Maschinensätze mögliche mechanische Technologien vorstellen, auch wenn sie nicht mehr dem damals aktuellen Bedarf entsprachen. Das stehende Durchlass- oder Streckwerk (Halle Nr. 3, Wernigerode Nr. 6) (Abb. 8 und 9), ebenfalls technisch identisch in bei den Modellen, soll mit vier Schrauben auf einem eichenen Pfosten befestigt werden. Die untere Walze ist mit ihren Zapfen am Triebrad, das durch Wasser oder Pferde in BeJ1'egung gesetzt wird, befestigt. Die obere Walze, die durch den Druck der unteren Walze mitläuft, kann zusätzlich fiir den Fall, dass sie stehen bleibt, durch eine ansteckbare Kurbel bewegt werden. Über dem Gestell findet sich ein feines System von Stellrädern mit Schrauben und Federn, durch das die obere Walze sehr genau eingestellt werden kann, wie es die Stärke des durchzulassenden Silbers erfordert. Dieses Stellsystem wurde bereits bei der Einrichtung der niederländischen Münze Middelburg in Zeeland im 17. lahrhundert angewendet. lo Die Aufnahme des Materials erfolgt durch ein Maul, das auch die Führung des Zains übernimmt. Die beiden liegenden Durchlass- oder Streckwerke (Halle Nr. 4, Wernigerode Nr. 5) (Abb.l0 und 11) unterscheiden sich von den Stehenden durch die Befestigung der Walzen mit ihren Zapfen an Triebrädern. Damit hat das liegende Werk mehr Standkraft als das Stehende und soll somit am Anfang des Streckens, ],1'enn das Silber noch sehr stark und dick ist, genutzt werden. Der Korpus der Durchschnitt- oder Stanzmaschinen für grobe Sorten (Halle Nr. 5, Wernigerode Nr. 2) (Abb. 12 und 13) soll ebenfalls mit Schrauben auf einer Bank befestigt werden. Die Unterlage, auch Nonne genannt, ruht in einem Rahmen, unter dem die Bank ausgeschnitten ist, damit die ausgestoßenen Schrötlinge in einem darunter befestigten Beutel fallen können. Das eigentliche Stanzwerkzeug, der Stößer oder Mönch, ist mit einem Zapfen im Schussbolzen befestigt, der selbst an der Spindel hängt. Die Schwungstangen sind gekrümmt ausgeführt und ermöglichen damit die Bedienung durch eine Hand. Die Konstruktion der Maschinen ist deutlich verschieden. Während beim Hallenser Modell der äußere Korpus im unteren Bereich gekrümmt ausgeführt ist und somit Stauchungen abfedern kann, ist das Wernigeröder Modell wesentlich schlichter gestaltet. Es bietet keine differenziert ein- und nachstellbare Führung des Schussbolzens und des Stanzwerkzeuges. Das Gewinde der Spindel ist im Vergleich mit dem Hallenser Beispiel regelrecht grob geschnitten. Zwei weitere Durchschnittwerke (Halle Nr. 6, Wernigerode Nr. 3) (Abb. 14 und 15) ebenfalls für grobe Sorten, unterscheiden sich von den vorhergehenden durch einen massiveren Korpus, dessen Grundform sich bis heute z.b. bei Bohrwerkzeugen erhalten hat. Im Hallenser Modell ist die Schwungstange wie beim Balancier gerade 10 COOPER S. 90.

24 330 Vif Dräger Abb. 8: Stehendes Durchlass- oder Streckwerk des Hallenser Modells (Nr. 3). Höhe 7 cm, Breite 2,9 cm. Abb. 9: Stehendes Durchlass- oder Streckwerk des Wernigeröder Modells (Nr. 6). Höhe 6,1 cm, Breite 2,7 cm. Abb. 10: Liegendes Durchlass- oder Streckwerk des Hallenser Modells (NT. 4). Höhe 3,5 cm, Breite 3,5 cm, Länge Korpus 6,3 cm.

25 Die Münzwerkstatt en miniature 331 Abb. 11: Liegendes Durchlass oder Streckwerk des Wernigeröder Modells (Nr. 5). Höhe 3,6 cm, Breite 3,6 cm, Länge Korpus 6,4 cm. Abb. 12: Durchschnittwerk für große Geldsorten des Hallenser Modells (Nr. 5). Höhe 11,2 cm, Breite 4,5 cm.

26 332 Ulf Dräger Abb.13: Durchschnittwerk fiir große Geldsorten des Wemigeröder Modells (Nr. 2). Höhe 7 cm, Breite 7,7 cm. mit zwei Gewichten, im Wernigeröder Beispiel einseitig gekrümmt und mit einem Schwunggewicht gestaltet. Interessant ist die technologische Konstruktion der Kraftübertragung für das Durchschnittwerk für kleine Geldsorten (Halle Nr. 7, Wernigerode Nr. 4) (Abb.16 und 17), die in beiden Modellen identisch sind. Die von der Handkurbel auf den Schlagbolzen zu übertragene Kraft wird durch eine seitlich am Korpus montierte Zahnstange umgesetzt. Hier ist konstruktiv ein erhöhter Verschleiß zu vermuten. Die überlieferte Beschreibung hält nur eine Hand für nötig, sodass der Arbeiter mit der Linken den Zain unterlegen und halten kann während er mit der Rechten durchschneidet. Beide Modelle stellen miniaturisiert und abgesehen von den eigentlichen Prägewerkzeugen mit größter Detailtreue den gesamten Maschinenpark einer Münzstätte

27 Die Münzwerkstatt en miniature 333 Abb. 14: Durchschnjttwerk für große Geldsorten des Hallenser Modells (Nr. 6). Höhe 9,5 cm, Breite 18 cm. Abb. 15: Durchschnittwerk für große Geldsorten des Wernigeröder Modells (Nr. 3). Höhe 8, I cm, Breite 16 cm.

28 334 Ulf Dräger Abb. 16: Durchschnittwerk fiir kleine Geldsorten des Hallenser Modells (Nr. 7). Höhe 9 cm, Breite 3,5 cm. Abb. 17: Durchschnittwerk rur kleine Geldsorten des Wemigeröder Modells (Nr.4). Höhe 7,5 cm, Breite 4 cm.

29 Die Münzwerkstatt en miniature 335 dar. Hierbei dürfte es sich um Funktionsmodelle handeln, die eventuell zur technischen Ausbildung von Ingeneuren dienten. Im 18. Jahrhundert waren Funktionsmodelle beliebte Lehr- und Anschauungsmittel. Kunstkammern, die Universalmuseen der Aufklärung, präsentierten nicht nur die verschiedensten überkommenen Artefakte, Raritäten und Kuriosa. Sie waren gleichzeitig ein Mikrokosmos aller neu entstehenden sowie der bekannten Wissenschaften, die das rationalistische Denken und die mechanistische Weitsicht zusammenfassten. So sah Z.B. der russische Zar Peter der Große in seiner Petersburger Kunstkamera ein Mittel zur systematischen Vervollkommnung der Künste und Wissenschaften, wie es Leibniz formulierte. I I Bis heute hat sich in dieser Sammlung eine Medailleur-Nachformdrehmaschine erhalten, die im Jahre 1704 der im Moskauer Münzamt tätige Mechaniker Johann Blübero entwickelte und die charakteristisch für die fortschrittlichen Drehbankmechanismen der russischen Hof Drechslerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist. 12 Ursprünglich war in der Kunstkamera ein ganzer Saal den Modellen von Maschinen und Schiffen gewidmet, die jedoch in der Mehrzahl nicht überliefert sind. Diese Modelle waren in der Regel derart detailliert ausgeführt, dass damit die Arbeit an den Maschinen vorzujiihren oder ein Nachbau möglich war. 13 Petersburg stellt keinen Sonderfall dar. Modelle von Maschinen und Bauten gehörten traditionell zur Ausstattung von Kunstkammern, die im 18. Jahrhundert in ganz Europa ein weit verbreitetes Phänomen darstellten. In Halle (Saale) ist die Kunst- und Naturalienkammer in den Franckeschen Stiftungen weitgehend erhalten. 14 August Hermann Francke erwarb hierfür 1717 eine geschlossene Sammlung von technischen Anschauungsobjekten. Sie reicht von Architekturmodellen zur Darstellung der Technologie des Fachwerkbaues, über Modelle der verschiedensten Schiffstypen bis hin zu einer miniaturisierten Glashütte, eines Hammerwerks und eines chemischen Laboratoriums. Die meisten der Modelle, auch das des Mailänder Pfluges aus dem Jahr 1741, stammen aus der Mechanischen Kammer Christoph Sem/ers, der sie zunächst für eine eigene Realschule gebaut hatte und sie später August Hermann Francke überließ. Obwohl die reinen aus Holz gefertigten Schulungsobjekte überwiegen, enthält diese Sammlung 11 ALBEDlL 2003, S. 31. Die Münztechnik interessierte Peter den Großen in besonderem Maß. Während seiner Englandreise im Jahr 1698 visitierte er die im Tower ansässige Londoner Münze allein vier Mal. Den damaligen "Warden", den Leiter der Münze Isaac Newton. traf er dabei offenbar nicht. lies sich jedoch die Mechanismen der Geldpolitik und insbesondere die neuen Walkmühlen und Spindelpressen erläutern. Nach englischem Vorbild reformierte er das russische Münzwesen in kürzester Zeit, siehe MAC GREGOR 2003, S MATWEJfW 2003, S. 63f., Nr BUBERL 2003, S. 264, Nr MÜLLER-BAHLKE 1998.

30 336 Ulf Dräger auch skurrile Modelle, in denen sich der Übergang zwischen rationaler Zweckbestimmung und kunstvoller Kuriosität dokumentiert. Ein Beispiel ist eine komplette Druckwerkstatt, die in eine Glasflasche gebannt ist, oder das aus Steinen zusammengesetzte Bergwerk, in dessen Höhlungen die Hauer zu erkennen sind. Christoph Semler, Gründer der ersten Mathematischen und Mechanischen Realschule in Halle entwarf in einem Stufen konzept einen ausgefeilten Lehrplan fur den Ablauf des Unterrichts. Als niedrigste Ebene der Erkenntnisvermittlung sah er das geschriebene Wort. Dies war ihm allein aber zu allgemein und zu abstrakt. Eine Stufe weiter führe die lebhafte mündliche Beschreibung, besonders, wenn es sich um Erfahrungsberichte handele. Als nächste Stufe folge die Abbildung als Kupferstich, besser noch als Gemälde in lebendigen Farben. Noch weitaus deutlicher sei der Unterrichtsgegenstand an einem Modell zu erläutern. Als höchste Form der Erkenntnisvermittlung pries Semler schließlich die Demonstration am OriginaL 15 Zum Unterrichtsprogramm Semlers gehörten auch numismatische Fragestellungen. Zunächst wurden einführend Begriffiichkeiten wie Nl/mmus oder Pecunia, aber auch die verschiedenen MünzfUße der Zeit erläutert. Anschließend erfolgte die genauere Betrachtung der einzelnen Münze. Dazu gehörte nicht nur die Beschreibung des äußeren Erscheinungsbildes hinsichtlich Größe, Gewicht und Form, sondern auch die Feststellung des Feingehalts und die Benennung unterschiedlicher Münzfüße. 16 Alle gängigen Münzen sollten den Schülern in natl/ra vorgelegt werden, damit sich das Thema durch eine solche lebendige Demonstration viel tietjer sich dem Gemüthe einsencken und im Gedächtnis haffien bliebe, als wenn sie eben dieses auch zehen mahl und zwantzig mahl in einem Buche läsen 17. Diese Unterrichtsinhalte hatten eine weitreichende Vorbildwirkung. Vermutlich standen beide Maschinensatze ursprünglich in einem solchen, leider heute nicht mehr zu rekonstruierenden schulischen Zusammenhang. Die Überlieferung in den mitteldeutschen Orten Halle und Wernigerode ließe Z.B. auch vermuten, dass die Maschinen im Zusammenhang mit der Neueinrichtung bzw. Neuausstattung mehrerer Münzstätten im Harz stehen könnten. Am Beispiel Stolbergs lässt sich gut belegen, dass die Miniaturen nicht nur dem Stand der damaligen eingesetzten Technik entsprachen und in ihren differenzierten Einstellmöglichkeiten sogar darüber hinausgingen. Insbesondere die Konstruktion der hier im Original überlieferten 15 MÜLLER 1997, S Archiv der Franckeschen Stiftungen Halle, H E 61, BI. 81, 81-85; ich danke dem Direktor der Franckeschen Stiftungen, Herrn Dr. Thomas Müller-Bahlke, sehr herzlich rur diese Hinweise. 17 Nützliche Vorschläge von Auffrichtung einer Mathematischen Handwerker-Schule bey der Stadt Halle, Halle o. J., S. 8, Archiv der Franckeschen Stiftungen Halle, 75 F 2; im 1709 veröffentlichten Lehrplan der Real-Schule sind die münz kund lichen Betrachtungen komplett enthalten, vgl: Neueröffnete Mathematische und Mechanische Real-Schule..., Halle 1709, S. 13, 14, Archiv der Franckeschen Stiftungen Halle, 181 G 13.

31 Die Münzwerkstatt en miniature 337 Durchstoßwerke entspricht den vorliegenden Miniaturen. Der große Stolberger Durchstoß, auch als Balancier für kleine Sorten in der Literatur bekannt, entspricht ziemlich genau dem Wernigeröder Modell Nr. 2. Für den kleinen Stolberger Durchstoß könnte das Hallenser Modell Nr. 5 das Konstruktionsvorbild gewesen sein. Dagegen ist die in Stolberg überlieferte Walze deutlich einfacher konstruiert, als es die Modelle nahe legen. Die von 1. H. Mühlendorf 1763 signierte und in Stolberg erhaltene Rändelmaschine fehlt in den Modellen vollständig, obwohl sie nicht nur in Stolberg zur üblichen Ausstattung einer Münzstätte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörten. 18 Die Vermutung eines Zusammenhangs der Miniaturen mit der Neueinrichtung der Stolberger Münze 1763 hatte bereits 1982 Heinz Fengler geäußert: Das Hallenser Münzkabinett besitzt einen kompletten Satz Modelle aller in der Münztechnik der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts verv.'endeten Mechanismen. angefertigt fir eine Erneuerung der Ausstattung der Stolberger Münze. 19 Allerdings lässt sich diese Aussage nicht durch Quellenhinweise belegen. Genauso könnten die Miniaturen im Zusammenhang mit den Münzstätten in Bernburg, Harzgerode oder Quedlinburg stehen. Allein in Quedlinburg waren 1761 mehrere ganlz neue Durchlass- und Durchschnittwerke für die beabsichtige Wiederaufnahme der Münze vorhanden, die wie ein Walz- und Stoßwerk später in Harzgerode Verwendung fanden. 20 In Harzgerode selbst war im Jahr 1744 die Münzstätte neu eingerichtet und 1760 zum regelrechten Großbetrieb erweitert worden.2\ Dass für solche Vorhaben Modelle erarbeitet wurden, mit denen der Produktionsablauf simuliert werden konnte, ist nicht nur anzunehmen. In der Staatlichen Münze Berlin ist die Miniatur eines Balanciers des späten 18. oder frühen 19. Jahrhunderts erhalten, für den offenbar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein neuer, auf einer Transmission basierender maschinisierter Antrieb konstruiert wurde (Abb. 18). Die politischen Wirren in der Mitte des 20. Jahrhunderts rissen leider beide Modellsätze aus jeglichem nachvollziehbaren historischen Zusammenhang. Das Hallenser Modell wurde ohne Provenienzhinweis in die Sammlung des 1950 begründeten Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt aufgenommen. Für das Wernigeröder Modell, das viele Jahrzehnte unentdeckt im Depot des ehemaligen Feudalmuseums im Schloss schlummerte, existiert ebenfalls kein Hinweis auf die Herkunft. Da es nicht im Wernigeröder und Stolberger Schlossinventar verzeichnet ist, muss es wohl ebenfalls erst nach 1945 in den Museumsbestand gekommen sein. Beide Museen 18 SIEBLIST FENGLER 1982, S M~.HL 2006, S Inventarverzeichnis der Münzstätte vom 8. Juli HECKL 1999.

32 338 Ulf Dräger Abb. 18:: Spindelpresse mit rnaschinisiertem Antrieb in der Staatlichen Münze Berlin. Grundplatte ca. 30 x 25 cm. waren Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts zusammen mit anderen Häusern Bestandteil der Landesgalerie Sachsen-Anhalt. Es ist zu vermuten, dass die beiden Miniaturen in diesen Jahren getrennt wurden. Vom Hallenser Landesmünzkabinett wurde die in Wemigerode ständig präsentierte Münzausstellung eingerichtet und betreut. So könnte ein Modell zur DarsteIlung der Prägetechnik ohne nachvollziehbare Leihunterlagen nach Wemigerode gelangt sein, was dann zum Zeitpunkt der administrativen Trennung der Museen dort verblieb. Genauso gut ist dies auch umgekehrt denkbar. Dafiir spricht eventuell ein Hinweis in einem Wernigeröder Ausgangsbuch. 22 In beiden Museen waren Depots eingerichtet, in denen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges herrenloses, von aufgelösten Institutionen übernommenes und im Zuge der Bodenreform 1945 enteignetes Kunst- und Kulturgut eingelagert wurde. Auszuschließen dürfte jedoch inzwischen die Überlegung sein, dass die Modelle aus enteignetem Besitz stammen. Seit Inkrafttreten des Ausgleichs- und Leistungsgesetzes im Jahr 1994 wurden eine Vielzahl von Restitutionsanträgen bearbeitet und die umfangreich im Landeshauptarcmv überlieferten archivalischen Unterlagen gesichtet, ohne dass sich ein Hinweis auf die Maschinensätze fand. 22 Im,,Ausgabebuch für Kunst- und Kulturgut" des ehemaligen Feudalmuseums Wemigerode findet sich lediglich der Hinweis, dass am "I Kasten Müozwerkzeuge" in die Moritzburg nach Halle abgegeben wurde. Es könnte sich hierbei auch um Münzstempel aus der Wemigeröder Münzsammlung gehandelt haben, die viele Jahrzehnte in Halle bewahrt wurde. In den älteren Inventaren im Schloss Wemigerode finden sich laut Auskunft von Claudia Grahmann keine Hinweise auf die Modelle.

33 Die Münzwerkstalt en miniature 339 Durch die skizzierten Umstände bleibt derzeit keine Spur, die ernsthaft zu verfolgen wäre, um die Herkunft und ursprüngliche Funktion der Modelle näher erläutern zu können. Dennoch liegen hier zwei herausragende Dokumente der Technikgeschichte des 18. Jahrhunderts vor. Sie stellen ganz im Sinne Diderots nicht nur eine bildliche, sondern eine reale Enzyklopädie dar. Literatur ALBEDIL 2003: ALBEDlL, MARGARlTA F: Pet er der Große, St. Petersburg und die Kunstkammer, in: Palast des Wissens, die Kunst- und Wunderkammer Zar Peters des Großen, Band I: Katalog, München 2003, S BUBERL 2003: BUBERL, BRIGITTE: Modell einer Druckerpresse, in: Palast des Wissens, die Kunst- und Wunderkammer Zar Peters des Großen, Band I: Katalog, München CASPAR 1974: CASPAR, HELMUT: "In meiner Müntz schlag ich gericht... ", Münztechnik auf historischen Bilddokumenten, Berlin 1974 (= Numismatische Beiträge, Sonderheft I). COOPER 1988: COOPER, DENIS R.: The Art and Craft of Coinmaking, a History of Minting Technology, London DIBEROT 1765: DlDEROT, DENIS: Encyclopedie ou Dictionnaire raisonne des Sciences, des Arts et des Metiers par une Societe des Gens de Lettres, Band 10, Paris DRÄGER 1999: DRÄGER, ULF (Hg.): An Gottes Segen ist alles gelegen, Bergbau und Kunst im Mansfelder Land (Begleitband zur Ausstellung.,An Gottes Segen ist alles gelegen" der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle, Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt anlässlich des Jubiläums,,800 Jahre Mansfelder Bergbautratition" vom 3. Dezember 1999 bis 28. Februar 2000 in Sterbehaus Martin Luthers in Eisleben), Lutherstadt Eisleben 1999 (= Katalog Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 6). FENGLER 1982: FENGLER, HEINZ: Entwicklung der Münztechnik, Berlin 1982 (= Kleine Schriften des Münzkabinetts Berlin. Heft 9). FRIEBE 200 I: FRlEBE, HANS: Die geschnitzte Darstellung einer Präge stätte von 1678, in: Freiberger Münzblätter 10,2001. S HEcKL 1999: HECKL, JENS: Untersuchungen zu Münzstätten in und bei Harzgerode, Teil 2, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 34,1999. S KIESER 2002: KIESER, CLEME"S: Geld als Massenprodukt. Maschinen und Arbeiter, in: Vom Gulden zum Euro, 175 Jahre Münzstätte Karlsruhe, Karlsruhe S

34 340 Ulf Dräger MAC GREGOR 2003: MAc GREGOR, ARTHUR: Peter der Große in England, in: BUBERL, BRIGITTE (Hg.): Palast des Wissens, die Kunst- und Wunderkammer Zar Peters des Großen, Band 2: Beiträge, München 2003, S MATWEJEW 2003: MATWEJEW, WLADIMIR: Johann Blübero, Mechaniker des Münzamtes, Medailleur-Nachformdrehmaschine, in: BUBERL, BRIGITTE (Hg.): Palast des Wissens, die Kunst- und Wunderkammer Zar Peters des Großen, Band 1: Katalog, München 2003, S. 63f. MEOING 2006: MEDING, HENNER R.: Die Herstellung von Münzen, Von der Handarbeit im Mittelalter zu den modernen Fertigungsverfahren, Frankfurt am Main MEHL 2006: MEHL, MANFRED: Die Münzen des Stiftes Quedlinburg, Hamburg ROMANUS 1994: ROMANUS, PETER (Red.): Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Geschichte und Sammlungen, Halle (Saale) MÜLLER 1997: MÜLLER, THOMAS 1.: Der Realienunterricht in den Schulen August Hermann Franckes, in: Schulen machen Geschichte, 300 lahre Erziehung in den Franckeschen Stiftungen zu Halle, Halle (Saale) 1997 (= Kataloge der Franckeschen Stiftungen 4), S MÜLLER-BAHLKE 1998: MÜLLER-BAHLKE, THOMAS 1.: Die Wunderkammer, die Kunstund Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale), Halle (Saale) SIEBLIST 2004: SIEBLIST, ULRICH (und MONIKA und DIETER LÜCKE): Die Stolberger Münzwerkstatt (und Quellenanhang), in: "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Stolberg und Leipzig 2004, S SLOTTA 1999: SLOTTA, RAINER: Bergbau und Kunst im Mansfelder Land, in: DRÄGER, ULF (Hg.): An Gottes Segen ist alles gelegen, Bergbau und Kunst im Mansfelder Land, Eisleben 1999, S STEGUWEIT 1995, STEGUWEIT, WOLFGANG: Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart, Berlin Abbildungen 1-17: Ulf Dräger, Halle. Abbildung 18: Wuthenow, Berlin.

35 Münztechnik auf Münzen und Medaillen Anmerkungen zu einer Ausstellung KATHARINA LÜCKE Im Konzept des Museums ALTE MÜNZE Stolberg (Harz) ist vorgesehen, mit jährlichen Sonderausstellungen die Dauerausstellung zu ergänzen. Die erste Sonderausstellung gestaltete Ulf Dräger, Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalts (Stiftung Moritzburg), aus Anlass der Eröffnung des Museums mit Glanzlichtern der Prägekunst. Mit exzellenten Medaillen aus der Sammlung der Moritzburg wurde in dieser Ausstellung die Geschichte der geprägten Medaille über die vergangenen 500 Jahre nachgezeichnet, deren Kunst durch die Entwicklung der Technik stark beeinflusst ist. Mit etwa 150 Werken stellte die Ausstellung eine regelrechte Schatzkammer der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte im kleinen Format vor. Die zweite Sonderausstellung, welche im September 2005 eröffnet wurde, widmete sich dem Thema der Münztechnik, wobei alle Prozesse zur Herstellung einer Münze oder Medaille auf diesen dokumentiert sind. Richard Peterhänsel begann bereits in seiner Jugend, inspiriert durch seinen Vater, sich mit Münzen und Medaillen zu beschäftigen. Anfang der 70er Jahre orientierte er seine Sammlung insbesondere auf Techniken der Münzherstellung und deren Belege in archivalischen Quellen und bibliophiler Literatur. Inzwischen hat er etwa Münzen und Medaillen zu diesem Thema erfasst (Abb. 1). In Stolberg konnte in zwölf Vitrinen jedoch nur ein kleiner Teil seiner imposanten Sammlung ausgestellt werden. Abb. 1: Medaillen aus der Sammlung Pctcrhänsel.

36 342 Katharina Lücke In anschaulicher Weise dokumentieren viele der hier vorliegenden Münzen und Medaillen den le1zten Akt der manuellen Münzfertigung. Sie führen uns die dabei benutzten Werkzeuge Hammer, Amboss, Ober und Unterstempel des Münzers vor. Es erhebt sich allerdings die Frage, inwieweit diese Darstel lungen realistisch oder nur ein Ausdruck künstlerischer Gestaltung sind. Die Darstellung von Oberstempein, welche viel höher als eine Männerlaust sind (Nr. 17), ist in der rat unrealistisch. Ein großer Teil der verwendeten Münzstempel für kleinere Gepräge war kürzer als eine Handbrert. Manche waren ein schließlich ihres durch die Hammerschläge zersplitterten.kopfes nur drei bis vier ZentImeter hoch und konnten demnach nicht über die Hand des Münzers ragen. Das hätte die Wucht des Hammerschlags verringert und zu Unschärfen und zu Verschiebung im Prägebild geführt. Bei Talerprägungen waren mindestens zwei Munzer vonnöten, ein Mann hätte nicht ausgereicht. Auf zeitgenössischen Darstellungen ist die Zusammenarbeit zweier Münzer nur selten zu finden. Das Stammbuchblatt des J. C. Wolff aus dem Jahre 1615 zeigt beispielsweise, wie der Münzmeister rn festlicher Tracht vor dem Amboss sitzt und mit beiden Händen den großen Stempel hält Mit einem wuchtigen Schlag gibt der Geselle dem Schrötling das beidseitige Prägebild, Um die Qualität der hergestellten Münzen zu verbessern, wurden ö... zwischendurch geglüht. Trotz allem war das immer noch eine zeitraubende, kräftezehrende und ziemlich ungenaue Ameitsweise. Um überhaupt viele Münzen herstellen zu können, müssen in den meisten größeren Prägestätten sehr viele Münzarbeiter beschäftigt gewesen sein. Einblicke in die damaligen Großbetriebe vermitteln die Medaillen Nr am besten. Abb. 2: Schautafel Hammerprägllng als Frühfarm der Geldherstellllng von K. Lücke.

37 Münztechnik auf Münzen und Medaillen 343 Für den Sammler Richard Peterhänsel anfangs ein großes Dilemma. Ohne ein vernünftiges Konzept und sinnvollen Kompromiss war die Sammlung nicht präsentierbar. Während der Sammler sein Augenmerk vor allem auf besonders schöne, interessante, ungewöhnliche Stücke und Kuriositäten legte, stand für die Ausstellungsgestaltung das Thema der Münzherstellung im Mittelpunkt. Besonders erschwert wurde die Auswahl durch die Tatsache, dass ein Sammler jedes Stück auf ganz besondere Weise liebt. Wurde eine Medaille oder Münze aussortiert oder auch nur beiseitegelegt und für nicht ausstellungswürdig befunden, so gab es sicherlich in einer der vielen Kisten und Kästchen ein anderes sehenswerteres Stück. Die Suche machte anfangs jedoch wenig Sinn, erst nachdem ich die Größe einer Vitrine mit sechs A4-Blättern auf dem Teppich improvisierte, wurde auch dem Sammler bewusst, dass wirklich nicht alle sehenswerten Münzen und Medaillen in zwölf Vitrinen passen. Nach intensiver Diskussion, einer guten Flasche Wein und besänftigenden Worten von Ulf Dräger, siegten - unter thematischen Gesichtspunkten ausgewählte - ca. 180 Stücke und einige Kuriositäten. Die Ausstellung wurde durch acht große Schautafeln (800 x mm) ergänzt, auf welchen die einzelnen Produktionsschritte im Speziellen dokumentiert wurden. Aber auch hier hatte der Sammler Richard Peterhänsel im Vorfeld schon ganz eigene feste Vorstellungen. Mit einigen groben Skizzen und einem äußerst klassischen Ausstellungsaufbau hatte er mich empfangen und bat, bitte nicht von seinem vorliegenden Konzept abzuweichen. Leider korrespondierten seine Gedanken nicht unbedingt mit meinen Vorstellungen, sodass ich seine Texte erheblich umarbeitete. Ausdrucke der fertigen Schautafeln, die nun ganz anders aussahen, als es sich Richard Peterhänsel vorstellte, wurden zur Korrektur wieder nach PI auen geschickt und lösten ungeahnte Begeisterung aus. Bevor eine Münze oder Medaille entsteht. sind vielfältige Vorarbeiten unabdinglich, lehrt die Erste von acht Schautafeln. Prozesse der Verhüttung, des Schrnelzens und des Gießens werden hier näher erläutert. Die nächste Schautafel thematisiert Die antike und friihmittelalterliche Münztechnik, da die ersten Münzen vor etwa 2500 Jahren in Umlauf gekommen sind. Die Hammerprägung als Früh{orm der Geldherstellung schließt sich dem vorangegangenen Thema an und beschäftigt sich explizit mit dem Prozess der Hammerprägung (Abb. 2). Die Hammerprägung als letzter Akt der manuellen Münzprägung wird von vielen Münzen und Medaillen in anschaulicher Weise dokumentiert. Die Technologischen Fortschritte hei der Miin::herstellung beschreiben neuartige Verfahren bis Ende des 16. Jahrhunderts, da durch die starke Entfaltung der Wirtschaft um 1500 der Bedarf an geprägtem Geld sprunghaft anstieg. Unter dem Thema Spindelpressen hringen höhere Qualität wird eine der wichtigsten Neuerungen, die von Menschenkraft bewegte Spindelpresse. auch als Balancier, Schraube oder Anwurf bezeichnet. beschrieben. Die Spindelpresse fand nach 1550 nur allmählich Eingang in die Münzstätten. da es unter anderem technische Schwierigkeiten im Bau des vergleichsweise monumentalen Mechanismus gab.

38 344 Katharina Lücke Mit der Weiterentwicklung der Schraube erfuhr die Münztechnik bis zum 18. Jahrhundert eine bemerkenswerte Entwicklung. In Büchern und Lexika, auf Kupferstichen sowie verschiedenen Medaillen wird die Öffentlichkeit über gängige Verfahren der Münz- und Medaillenproduktion informiert. Mit der Erfindung der Kniehebelpressen - Münztechnik des 19. Jahrhunderts, revolutionierte Diederich Uhlhom in Grevenbroich am Rhein die Münzprägung. Aus 85 Einzelteilen bestehend und damit komplizierter konstruiert als die Spindelpresse, wurde das Kniehebelwerk in den ersten Jahren noch mit menschlicher Muskelkraft bewegt, später aber mit Dampfkraft angetrieben. Die letzte Schautafel beschäftigt sich abschließend mit der Münztechnik im 20. Jahrhundert. Prägemaschinen von außerordentlicher Leistungsfähigkeit schaffen heute etwa 750 bis 800 Hübe pro Minute. Abb. 3: Richard Peterhänsel in der Ausstellung in Stolberg (Harz). Das Ausstellungsthema Münztechnik auf Münzen und Medaillen war im doppelten Sinn reizvoll. So sind eine ganze Reihe Arbeitsgänge notwendig, bis man eine fertige Münze oder Medaille in den Händen halten kann. Die Sonderausstellung hat begeisterten Zuspruch gefunden und wurde in abgeänderter Fassung inzwischen auch in der traditionsreichen Münze Berlin - Prägestätte seit ausgestellt, wo ein hervorragender Katalog die Präsentation dokumentiert. Richard Peterhänsel hat mit seiner Sammlung großes Interesse geweckt und gezeigt, dass komplexe

39 Münztechnik auf Münzen und Medaillen 345 Darstellungen auch auf der kleinsten Münze oder Medaille Platz finden (Abb. 3). So wurde das Thema Münztechnik auf Münzen und Medaillen einmalig und detailreich wiedergegeben. Literatur HÄGELE, INGRID und SCHIKORA, ANDREAS (Hg.): Münztechnik auf Münzen und Medaillen, Staatliche Münze Berlin, Berlin 2006 [Ausstellungskatalog]. Abbildungen: Katharina Lücke.

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41 Schmelzen und Probieren

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43 Schmelztiegel Ein wenig beachtetes Thema der Metallurgie l HANS-GEORG STEPHAN Einleitung Schmelztiegel gehören zu den wichtigsten handwerklichen Ausstattungsgegenständen in vielfältigen Zweigen der Metallurgie und des Bergbaus. Trotzdem sind sie bisher in den Kulturwissenschaften und auch in den historisch arbeitenden technischen und Naturwissenschaften relativ wenig beachtet worden. Ihre Anwendung reicht von der Prüfung des Gehaltes verschiedenartiger Stoffe, etwa an Silber, über den Metallguss bis hin zur Alchimie, die im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht nur Tummelplatz von Schwarmgeistern war, sondern eine große Bedeutung für Eine ausftihrlichere Darstellung der Tiegelmacherei in Großalmerode findct sich bei STl-PH.\:\ dort die Einzelnachweise für die zitierten Quellen und auch umfangrciche Literaturhinweisc. Für inhaltliche Hinweise zu Obernzell und die Überlassung von Bild- und Textmaterial zu Obernzell bei Passau danke ich Altbürgermeister Rudolf Hammel (Obernzell t) und Prof. Dr. Ingolf Bauer (München t) ganz herzlich. Frau Dr. des. Sonja König (Halle, Saale) und Dr. Stefan Krabath (Dresden) überließen mir Bildmaterial zu Bengerode. STEPHAN 2008.

44 350 Hans-Georg Stephan Abb. 1 a und b: Alchemistenwerkstätten als Illustrationen menschlicher Narretei und Unordnung. Oben: Darstellung von törichten Alchemisten (süddeutscher Petrarcameister, vor 1540). Unten: Gelehrter und Narren (von Falschheit und Beschiß. aus Sebastian Brants NarrenschitT. Straßburg 1494).

45 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 351 Abb. 2: Silberschmelze im Windofen oder Probierofen, mit Muffeln und Probierscherbell (flacher Tiegel), nach AGRICOL\ 1556, Zehntes Buch S. 52U.

46 352 Hans-Georg Stephan ~4 U,.",.,.h(JformB. l'/iiilc. Dtr lliidtrtlul'ijli/jsd. I!in"""-PijliJJE. Abb. 3: Friihneuzeitliche Muffeln, Tiegel und Pressforrnen für Probiertiegel nach AGRICOLA 1556, Zehntes Buch S. 195 f. und 198.

47 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 353 E x LJ '* f:{~_v~=: Abb. 4: Der Nürnberger Probierofen mit vielerlei Gerätschaften zur Metallschmelze etc.. nach ANDREAS LIBAVICS 1587,11, 10. Abb. 6. In der Frühzeit bis hin zum 1 I./12. Jahrhundert verwendete man für Tiegel vielfach einfache Tone und Erden, z. T mit organischen Beimengungen. und erreichte damit oft erstaunliche Erfolge. Bergleute fertigten ihre Probierschalen zur Prüfung des Erzgehaltes bis in die frühe Neuzeit hinein häufig selbst. wie etwa zahlreiche Funde aus dem Harz und dem Erzgebirge manifestieren. In einigen Töpferorten erkannte man schon im Frühmittelalter, besonders aber nach der Jahrtausendwende, die Eignung spezieller Tone und Mischungen, und stellte besonders gute Tiegel her, so im Rheinland und später im sächsischen Waldenburg. Ganz besonderer Wertschätzung erfreuten sich seit dem Jahrhundert die mit hochhitzebeständigen Mineralen angereicherten hessischen Tone mit dem fire-day mineral aus Großalmerode und

48 354 Hans-Georg Stephan die Grafittone aus der Umgebung von Passau, besonders aus Obernzell. Über Letztere ist vor dem 18./19. Jahrhundert leider nur wenig bekannt, obgleich wahrscheinlich zahlreiche der sporadisch an vielen Orten gefundenen Grafittiegel des Mittelalters und der frühen Neuzeit von dort stammen. Dieser Beitrag widmet sich speziell den im Scherben hellen hessischen Tiegeln, die seit dem 16. Jahrhundert Weltgeltung erlangten, in der frühneuzeitlichen technologischen Literatur zumeist an erster Stelle rangieren und bis heute an ihrem traditionell wichtigsten Herstellungsort Großalmerode bei Kassel gefertigt werden. Sie gelten als weitgehend resistent gegen Säuren, reagieren jedoch empfindlich auf raschen Temperaturwechsel. Grafittiegel sind hingegen relativ wenig empfindlich gegen Temperaturwechsel, aber nicht säurefest. Daraus resultieren unterschiedliche Schwerpunkte in der Verwendung. Allerdings ist evident, dass hessische Tiegel und Grafittiegel bis ins fortgeschrittene 18. Jahrhundert unterschiedliche Verbreitungsschwerpunkte aufweisen. Erstere sind stärker im mittleren und nördlichen Deutschland sowie im Norden und Nordwesten Europas verbreitet, Letztere vor allem im südlichen und südöstlichen Mitteleuropa. Darüber hinaus erreichten beide Sorten auf grund ihrer vorzüglichen Qualität seit der frühen Neuzeit auch weiter entfernte Regionen des Welthandels der europäischen Handelsnationen, worüber aber noch detaillierte Studien fehlen. Tiegel sind ein Massenartikel, der etwa in Münzwerkstätten und Goldschmieden, in großer Menge und hoher Qualität benötigt wird. Ihre Form ist weitgehend durch die Funktion bestimmt. Insofern wurden und werden einmal gefundene und bewährte Grundformen über lange Zeiträume und Regionen hinweg verwendet, was ihre zeitliche Einordnung erschwert. Ähnliches gilt tur die mutmaßlich von Prospektoren auf ihrer Suche nach verwertbaren Bodenschätzen aufgefundenen und von den Anwendern tur besonders geeignet erachteten Rohstoffe tur Tiegel. Die systematische, großräumige Erfassung und Kartierung mittelalterlicher und neuzeitlicher Tiegel aus Bodenfunden und in den Museen und Sammlungen stellt ein Desiderat der Forschung dar. Auch die archäometrischen Untersuchungen zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Tiegeln stecken noch in den Anfängen. Die Tiegelmacherei im Raum Großalmerode bei Kassel Die früheste Erwähnung von technischer Keramik ist indirekt durch den 1503 belegten Abbau von Glashafenton bei Großalmerode gesichert. Die umfangreiche Fertigung von Tiegeln zeichnet den Raum Großalmerode gegenüber anderen Töpferorten in Hessen und im Norden Deutschlands aus. Tiegel wurden offenbar immer wieder von Töpfern nebenbei hergestellt, wie Beschwerden der Tiegelmacher zeigen. Sie waren jedoch zumindest seit der Zeit, als die schriftliche Überlieferung dazu einsetzte, also um 1600, Domäne der Tiegelmacher, die sich gelegentlich über die

49 Schmelztiegel. ein wenig beachtetes Thema 355 "Pfuscherei" der Töpfer beklagten. In dieser Zeit trugen die mit der Tiegelmacherei befassten Tongrubenpächter zum Teil den Beinamen Töpfer, der später als Familienname in Großalmerode nicht mehr belegbar ist. Soweit die Tradition zurückreicht, haben sich die Tiegelhersteller niemals selbst als Töpfer bezeichnet. Hierin offenbarten sich ein gewisser Handwerkerstolz, das Bewusstsein, Spezialist zu sein, und der Wohlstand zumindest einiger Meister, die größere Werkstätten und ausgedehnten Handel betrieben. I, 5em Abb. 5: Mittelalterliche Tiegel: IReichskloster Corvey. kleiner Tiegel aus einfacher Tonerde. 9. Jahrhundert. 2-4 hellscherbige Tiegel aus feuerfestem (Großalmeroder~) Ton. runde Mündung mit Ausguss und Rundboden Jahrhundert (nach STEPHA-'; Abb. 20). 2 Witzenhausen-Ermschwerd, 3-4 Höxler. Nach Bodenfunden in Almerode zu urteilen, wurden Schmelztiegel schon um 1200, vielleicht schon im 12. Jahrhundert hergestellt, in dieser Zeit tauchen gelbe Tiegel auch in regionalen Funden erstmals auf (Abb. 5). Die besondere Eignung der Großalmeroder Tonlager für die Herstellung von Schmelztiegeln muss bereits in dieser Zeit bekannt gewesen sein, denn eine derart ausgeprägte Produktion dieser Spezialkeramik wurde bisher für keinen anderen Töpferort in Mittel- und Nordeuropa gesichert - außer für Hafnerzell bei Passau. Allerdings experimentierten oder fertigten auch andere Töpfereien in der ersten Hälfte des 13. lahrhundert auf Bedarf größere Mengen von Tiegeln, wie ein Neufund aus der Töpferei wüstung Bengerode im Solling zeigt (Abb. 6). Dort wurden neben rundbodigen Tiegeln mit runder Mündung und Ausgussschneppe auch schon Dreieckstiegel hergestellt.

50 356 Hans-Georg Stephan Abb. 6: Gelbscherbige Tiegel des frühen 13. Jahrhunderts, Werkstattbruch aus den Töpfereien in der Wüstung Bengerode bei Fredelsloh im Solling (Foto S. Krabath, S. König). Die Fundlage zusammen mit gängiger Töpferware dürfte die mittelalterlichen Produktionsverhältnisse generell charakterisieren. In dieser Epoche wurden Tiegel, Irdenware und Steinzeug (bzw. dessen Vorstufen) vermutlich in etlichen Töpfereizentren Mitteleuropas, und speziell in Großalmerode und Epterode je nach Bedarf in den gleichen Werkstätten hergestellt. Möglicherweise gehörten auch Glasschmelzhäfen zum Fertigungsspektrum der Töpfer. Eine Spezialisierung in unterschiedliche, zumindest theoretisch streng voneinander geschiedene Zweige des keramischen Gewerbes erfolgte wohl erst im Laufe des 16. Jahrhunderts, am ehesten in der Mitte oder zweiten Hälfte dieses Säkulums, als sich die Zahl der Betriebe innerhalb weniger Jahrzehnte im Kleinraum Großalmerode vervielfacht haben muss. Das Fehlen des Familiennamens Tiegelmacher (oder ähnlicher Personennamen) wie auch der dreimal vorkommende Name Töpfer unter den fiinf Pächtern des Tiegel- und Tongrubenmonopols im Jahre 1621 dürften Indizien dafür sein, dass dieses Spezialgewerbe sich erst verhältnismäßig kurz vorher, nach der Verfestigung bzw. Einführung der Familiennamen auf dem Lande, also im Wesentlichen nach 1500/1550, vielleicht erst um 1600, herausgebildet hatte. Voraussetzung für die Entstehung eines eigenständigen Tiegelmachergewerbes war der große Entwicklungssprung der Technik und der Gewerbe des Abendlandes im späten 15. und 16. Jahrhundert. Dieser wiederum stand in engem Zusammenhang mit der neuen Konjunktur von Bergbau und Metallurgie und mit der verstärkten Förderung der Technik und der Geo- und Naturwissenschaften, insbesondere der Alchemie als ihres ebenso umfassenden wie Geheimnis umwobenen Seitenzweiges,

51 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 357 der sich zu jener Zeit hoher, wenngleich nicht allgemeiner Wertschätzung erfreute, In alchemistischen Laboratorien, Bergwerken und Hüttenbetrieben wie auch in städtischen Apotheken, Gießereien, Münzstätten und Goldschmieden wurden Tiegel und Retorten in vorher nicht gekanntem Ausmaß benötigt (Abb. 1-4), Gleichzeitig dürften die Qualitätsanforderungen spürbar gestiegen sein. Leider fehlen zu dieser entscheidenden Phase der Entwicklung technischer Spezialkeramik ausreichende schriftliche Quellen und auch systematische archäologische sowie naturwissenschaftliche Untersuchungen. Ich vermute, dass bei dieser Entwicklung auch der Bedarf der Glasindustrie, direkt durch den Bedarf an Schmelzhäfen, Modeln und Tiegeln und indirekt durch auch aus Glas hergestellte Retorten eine wichtige Rolle gespielt hat. Der Bedeutung fiir die im fiirstlichen Hause Hessen phasenweise stark gepflegten naturwissenschaftlichen Interessen und Förderungsschwerpunkte hatte die Fertigung technischer Keramik lange Zeit eine Sonderstellung im Rahmen der keramischen Gewerbe zu verdanken. Zumindest aus obrigkeitlicher Sicht stellte die Tiegelherstellung in Großalmerode um 1600 das wichtigste keramische Gewerbe dar. Der selbst mit Tiegeln in seinem Laboratorium experimentierende Landgraf Moritz ( ) erschloss sich eine recht lukrative Einnahmequelle, als er die Verpachtung der Tiegeltongruben mit dem Herstellungsmonopol fiir Schmelztiegel koppelte. Offenbar akzeptierten die Bewohner diesen Eingriff nicht, denn obwohl das Monopol bereits vor 1600 vergeben war. musste im Jahre 1618 allen Töpfern in Großalmerode, bis auf diejenigen. die dazu besonders bestellt waren, die Verfertigung von Schmelztiegeln untersagt werden. Zuwiderhandlungen kamen jedoch weiterhin vor und fiihrten zu Auseinandersetzungen zwischen den Tiegelmachern und den Tongrubenpächtern, so etwa als 1618 ein Fuhrmann aus Arnstadt in Südthüringen illegal Tiegel für Besteller in Erfurt und Magdeburg abholte. Diese ablehnende Haltung der Großalmeroder Tiegelmacher wird besonders verständlich, wenn man weiß, dass der stets in Geldnöten befindliche Landgraf Moritz am I. Januar 1618 das Ton- und Tiegelmonopol an die mutmaßlich meistbietenden. zwei niederländische Kaufleute mit Wohnsitz in Amsterdam,'ergeben hatte: Pau! Auleander undt Reinhardt Kaltenbergk von Amsterdam hahen IIfI 20 Jahr consens erlangt, das sie außen Thonn bei Almeroda vor sich allein diegell machen lassen magen da riegen sie jahrlichen uff 4 terminen 120().fl l'ersprochen, hahen das jahr nur 900 jl gelieffirt lind seindt 300jl schu/dich gebliehen. Im Jahre 1621 beklagten sich die neuen Grubenpächter Kaspar Fahra und Hans Neumann, dass die Schmelztiegelmacher in Großalmerode die Tiegel nach Belieben herstellen und heimlich verkaufen. Nach dem beiderseitig bekräftigten Vertrag hätten sie jedoch versprochen, von jedem Tausend Tiegel 3 Ortstaler (3/4 Taler) und von jedem Schock Ton zu 60 Klumpen I Ortstaler ('4 Taler) zu geben. Nun würden die

52 358 Hans-Georg Stephan Tiegelmacher diese Vereinbarung missbrauchen, indem sie aus einem großen Tiegel (-Tonklumpen) bis zu 500 Münz- und Buntmetalltiegel fertigten. Dadurch würde der Fürst um mehr als das Zwanzig fache betrogen, denn sie machten aus großen kleine Tiegel (Abb. 7-12). y \ \ \ \ \ I I.6~ ~ \ ~.. 1 '\J Abb. 7: Endmittelalterliche und friihneuzeitliche runde Tiegel aus den Werkstätten in Großalmerode und Epterode, einmal mit Bodenstempel (1-5) sowie aus Witzenhausen und Hannoversch Münden (Foto unten) (vgl. STEPHAN 1995, Abb. 23).

53 Schmel ztlegej., elfl. wen" Ig heachtet es Thema 359 \J'V,cf!] ~'.,. '. ~ '\J"> ~ ~:,.:~ r -..., 1,V "~'_V \7 """." 1'.05. Abb.'. ',,' ". Dreleckstiege\ de reit Z. um aus Großalm erode (nach S Abb '" uo C7~ 7\~O~ ru ",,,~;";,h, D Abb. 9.. KI eine. f.oh 7. bi ',, ',,.. relcckstiegel P. an (na l 'h S TFPHA:-'. robtcrschalen Abb u n d Prohicrkclch' c aus (Jf()ßa1mcrodc.

54 360 Hans-Georg Stephan,~'C]t s~a ~L;j/~\J kv~c* IJJrn.rn ~~ ) (/A I ) c~_ } ull 12~ 13 ""\\.. -,/.. ~!! Sem Abb. 10: Frühneuzeitliche Probiergefaße von verschiedenen Fundorten. z. T. Großalmeroder, aber auch anderweitige Provenienz (nach SnPHAN Abb. 42). ~ / DD o I Abb. 11: Frühneuzeitliche Probierschalen und Tiegel des Jahrhunderts aus Großalmerode (nach STEPHAN 1995, Abb. 22).

55 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 361 Die Differenzen zwischen den bei den Interessengruppen scheinen zur Resignation der bisherigen Pächter geführt zu haben, die vennutlich nicht zum Keramikgewerbe gehörten. Noch im gleichen Jahre 1621 erhielt ein Konsortium von fünf Großalmerodern, die sämtlich oder zumindest überwiegend wohlhabende Handwerksmeister waren, das Monopol übertragen: Landgraf Moritz bekennt, dass seine Untertanen zu Großalmerode Peter Töpfer der Ältere, Hans Töpfer, Georg Töpfer, Christian Zimmer und Georg Ruelberg ihn darum gebeten haben, aus dem Tonvorkommen nicht nur Tiegel für sich (ihre Betriebe) zu machen, sondern auch den Ton selbst nach ihrem Gutdünken verkaufen und verhandeln zu lassen. Die Preise für Tiegel und Retorten für die Hofhaltung und die hessischen Untertanen sollten konstant bleiben und die bisherige Qualität gehalten werden. Kein anderer Meister sollte Ton graben, soweit sich die Großalmeroder Tonkaulen erstreckten, oder Tiegel fertigen und brennen, daß also einzig und allein der ganze riege/handel des Ortes in ihren Händen sein sol/. Möglicherweise bildete sich erst infolge Privilegierung der Tiegelmacherei durch Landgraf Moritz aus keramischen Werkstätten mit einem Produktionsschwerpunkt auf diesem Gebiet das später belegte Tiegelmacherhandwerk heraus. Die Schwierigkeiten der Durchsetzung des Monopols, welche in den Quellen des frühen 17. Jahrhunderts greifbar werden, können als Indiz dafür in Anspruch genommen werden. Gleiches gilt für die Funde der Zeit bis etwa 1600, die bisher zwar recht spärlich sind, aber mehrfach neben Töpferwaren Tiegel und Retorten enthielten. Die älteren Urkunden erlauben keine präzisen Aussagen über den Umfang der Tiegelund Knickennacherei. 2 Wenn im Jahre 1600 bereits Gulden Pacht bezahlt wurde und die Tiegelmacher jeweils 3 Taler für große Schmelztiegel abzuführen hatten, lässt sich die Produktionsziffer hypothetisch hochrechnen. Demnach muss die jährliche Produktion damals mehr als etwa große bzw. bis zu kleine Tiegel betragen haben. Tatsächlich werden die Tiegelmacher schätzungsweise mindestens Hunderttausend große und einige Millionen kleine Schmelztiegel pro Jahr gefertigt haben. Bis zum Jahre 1621 wird sich die Kapazität, jedenfalls nach dem Zinssatz zu urteilen, fast verdoppelt, oder die Pacht den tatsächlichen Gegebenheiten der Produktion angepasst haben. Die Zahl der an der Tiegelherstellung beteiligten Meister betrug damals fünf. Nach der hohen Pachtsumme und der zu erschließenden Produktionsziffer zu urteilen. müssen es zumindest z. T. größere Betriebe gewesen sein. So spärlich die Quellen auch sind, vennitteln sie doch den Eindruck, dass die Herstellung von Schmelztiegeln und Tonröhren im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert in Großalmerode einen, wenn nicht den absoluten Höhepunkt erreichte. Keramische Kugeln verschiedenen Formats für Spiele und Munition rur Schiffskartätschen.

56 362 Hans-Georg Stephan Vennutlich hatten die Pächter des Jahres 1621 wenig Gewinn an ihrem Privileg. Möglicherweise waren sie in Kürze finanziell ruiniert, denn in diesem Jahr erreichten die Wirren des Dreißigjährigen Krieges Nordhessen und die angrenzenden Regionen. Die Kriegswirren führten bereits 1622/1623 zum weitgehenden Erliegen des überregionalen Handels. Direkte Quellen für die konjunkturelle Entwicklung des Großalmeroder Tongewerbes im 16. und 17. Jahrhundert fehlen. Doch lassen die Funde der reich verzierten und mit Jahreszahl versehenen Werraware der Renaissance, die nach neuen Funden ebenfalls in Großalmerode hergestellt wurde, erkennen, dass der Export nach einem Anstieg im friihen 17. Jahrhundert im Jahre 1621 den Höhepunkt erreichte, sodann aber jäh, fast auf den Nullpunkt abfiel. Nun waren Schmelztiegel zwar in gewissem Sinne kriegswichtige Artikel (Guss von Geschützen und Geschossen, Verarbeitung von Pulver und Metallgerät verschiedenster Art, Münzprägung), jedoch haben sich auch für dieses Handwerk nachweislich die Kampfhandlungen und der dadurch bedingte Exportrückgang sehr nachteilig ausgewirkt. Einer Akte von etwa 1635 ist zu entnehmen, dass die Pächter des Ton- und Tiegelhandels bey versperrtem Paß des Weserstroms in ihrer Handlung etwas zurückgehalten [sind], der eine Beständer auch bey den Kayserischen in Hameln, als er diesem Handel nachziehen wollen, lange Zeit in Haft gehalten worden.3 Mutmaßlich bedingt durch die Kriegswirren entstanden für jeweils kurze Zeit um 1642 Tiegelmacherwerkstätten in folgenden nahe gelegenen bzw. nicht allzu weit entfernten Orten: Trubenhausen, Kassel und Morschen, Amt Spangenberg (ca. 163&-1639). Bereits im Jahre 1636 betrug die Pacht nur noch 175 Gulden, also weniger als ein Zehntel der Summe von Die rückläufige Entwicklung des Gewerbes führte zur Aufhebung des Monopols nach der letzten Verpachtung im Jahre Die Produktivität der Großalmeroder Tiegelmacher muss über etliche Jahrzehnte hinweg gering gewesen sein. Bereits um 1600 war der Handel mit Tiegeln und Knickern vom Landesherrn durch Privileg eine Zeit lang an einen Unternehmer, der wahrscheinlich weder Handwerker noch Großalmeroder war, vergeben worden. Dies widersprach offenbar den Vorstellungen und auch den Gewohnheiten der ortsansässigen Keramikproduzenten, von denen sich ein Konsortium von vier wohlhabenden Töpfern 1621 das Monopol selbst verleihen ließ. Aus diesen nur schemenhaft erkennbaren Verhältnissen kann man wahrscheinlich schließen, dass die Meister bemüht waren, am Handel direkt beteiligt zu sein, ihnen dies aber nur teilweise gelang. Insbesondere der Fernhandel mit Tiegeln, Retorten, Knickern und Häfen, bei dem die Verbraucher regional weit gestreut waren und zumeist nur eine begrenzte Zahl von Stücken abnahmen, dürfte ohne einen Zwi- 4 Vgl. die Akte im Staatsarchiv Marburg, Bestand 17e, Großalmerode 25. LANDAU 1843, S. 368.

57 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 363 schenhandel, z. T. mit Lagerhaltung und weiter gestreutem Angebot in vielen Fällen wenig lukrativ gewesen sein. Der gute Ruf Großalmerodes als Erzeugungsort technischer Spezialkeramik hat über lange Zeit hinweg aber immer wieder der Initiative unternehmerisch tätiger Handwerker gute Möglichkeiten des Direktverkaufs eröffnet. Dies war im Interesse von Abnehmern und Erzeugern insbesondere dann gegeben, wenn größere Bestellungen zu erledigen waren. So z. B. wurden Ende des 16. Jahrhunderts Wasserröhren zur Sababurg geliefert, Anfang des 17. Jahrhunderts gelangten Ebensolche vom Töpfer nach Wanfried und Anfang des 18. Jahrhunderts von den Erzeugern nach Bückeburg. Durch den Dreißigjährigen Krieg waren die Absatzmöglichkeiten Großalmeroder Töpfer stark eingeschränkt worden, der Umfang des Handels ging vermutlich drastisch zurück. Direkte Aussagen der Quellen dazu fehlen, jedoch kann man aus dem Rückgang der herrschaftlichen Einnahmen aus dem Tiegelmonopol auf sehr unglückliche wirtschaftliche Verhältnisse und eine geringe Bedeutung der Tiegelproduktion zwischen etwa 1630 und 1685 schließen. In der Jahrhundertmitte befand sich das Privileg wiederum in der Hand eines Ortsfremden, der sich aufgrund der desolaten Absatzlage und wohl auch des passiven Widerstandes der ansässigen Meister nicht zu behaupten vermochte. Der wirtschaftliche Aufschwung in den bei den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts brachte wohl eine Rückkehr zu den nie ganz aufgegebenen älteren Verhältnissen; die Meister betrieben den Verkauf weitgehend auf eigene Rechnung. Die durch mangelnde Umsicht bedingte Überproduktion zwang die Mehrzahl der Produzenten von Tiegeln und Knickern zwischen 1738 und 1743 zur Aufgabe ihrer händlerischen Selbstständigkeit und zum Übergang auf das Verlagssystem. Der Handel war damit weitgehend in der Hand von Kaufleuten, von denen die Handwerker einen Vorschuss auf ihre Ware erhielten und von denen sie in der Folgezeit in oftmals niederdrückender Abhängigkeit gehalten wurden. Die Steinzeugtöpfer versuchten dem drohenden wirtschaftlichen Ruin und dem Verlegersystem durch einen freiwilligen Zusammenschluss entgegenzuwirken - ob sie damit Erfolg hatten, ist nicht bekannt. Lediglich die Pfeifenmacher könnten sich mit einigem Erfolg ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit bewahrt haben. Leider erlaubt die Quellen- und Forschungslage selbst für das 18. Jahrhundert keine festen Aussagen zu diesem Problemkreis. Am Ende des 18. Jahrhunderts befand sich fast der gesamte Großhandel mit Keramik in der Hand des Großalmeroder Kaufmannes und Bürgermeisters Andreas Ruelberg. Diese Verhältnisse änderten sich nur wenig, als seit et\va 1790 der Tiegelhandel freigegeben wurde. Bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts war für jeden Töpfer ein Tag in der Woche bestimmt, an dem die aus Großalmerode und den umliegenden Orten stammenden Kaufleute aus den Vorräten beliebige Mengen auswählten und ankauften. Noch schwerer einzuschätzen ist der Anteil auswärtiger Händler, welche selbst nach

58 364 Hans-Georg Stephan Großalmerode kamen. Die holländischen Pächter des Tiege\monopols im Jahre 1618 werden bereits zuvor in Verbindung mit Großalmerode gestanden haben, vermutlich als Großkaufleute. Der Hausierhandel führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Verlagssystem, in dem die Töpfer ihre Waren nur noch periodisch auf Bestellung des zum Verleger gewordenen Ankäufers verfertigten. Die Bezahlung bestand in Gebrauchsgegenständen oder Lebensmitteln, die den Töpfern nach Gutdünken zugeteilt wurden. Die Zahl der Händler und der Umfang des Handels kann von wenigen Einzelnachrichten in der Literatur abgesehen, bisher nur schwer abgeschätzt werden. Für kürzere Zeitabschnitte im 18. Jahrhundert lässt sich die Produktionsziffer einzelner Gewerbezweige in groben Zügen einschätzen (siehe oben). Die für das 19. Jahrhundert belegten, z. T. rasch aufeinanderfolgenden Konjunkturschwankungen mahnen zur Vorsicht gegenüber einer statischen Einschätzung der Produktionsverhältnisse. Selbst für das 17. und 18. Jahrhundert deuten die wenigen erhaltenen Archivmaterialien auf z. T. kurzfristige Konjunkturschwankungen bedingt z. B. durch Überproduktion bzw. Absatzkrisen aufgrund politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen in weit entfernt gelegenen Absatzgebieten. Weitere, nur schwer in ihrer Bedeutung beurteilbare Größen sind der Anteil der auswärtigen Händler wie auch der Direktverkauf der Tongewerbetreibenden. Sieht man vom Monopol der Hafen-, Tiegel- und Pfeifentongruben und dem Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts vergebenen Tiegel- und Knickermonopol ab, so ergeben sich für die Zeit bis etwa 1740 kaum Anhaltspunkte für Schätzungen. Erst die Katasterbeschreibung von 1780 ermöglicht gewisse Einblicke. Damals gab es fünf Geschirrhaltende, also Fuhrleute sowie 13 Kaufleute und Krämer. In weichem Umfang sich die Kaufleute mit Ton- und Topfhandel beschäftigten, ist bisher nicht geklärt. Sicherlich lag in ihren Händen auch die Versorgung der Großalmeroder Bevölkerung mit Lebensmitteln, Kleidung, am Ort nicht ausreichend vorhandenen Rohstoffen usw. Zu dieser Zeit wurde bekanntermaßen der Großteil des Keramikhande1s durch den Kaufmann Ruelberg abgewickelt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Handel wieder in den Händen einer größeren Anzahl von Kaufleuten und Krämern. Allein in Hilgershausen gab es im Jahre 1858 insgesamt sieben herumziehende Topfkrämer. Die althergebrachten Exportverbindungen Großalmerodes dürften aber auch eine günstige Grundlage für eine gewisse Zentralität des Ortes für den Keramikhandel Nordhessens gebildet haben. Für die Transportmittel des überwiegend (außer nach Süden) als Nah- und Mittelstreckenhandel zu bezeichnenden Landhandels mit Großalmeroder Erzeugnissen wurden vereinzelte Belege bereits vorgelegt. Augenscheinlich überwog der Kleinhandel mit Tragegestellen und Karren, insgesamt ist die Quellenlage jedoch - wie zu erwarten - außerordentlich mangelhaft.

59 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 365 Die Gusstiegel dürften nach einzelnen mir bekannten Funden aus Norddeutschland höchstwahrscheinlich bereits seit dem 13./14. Jahrhundert über größere Entfernungen exportiert worden sein. In der Ausbildung handwerklicher Spezialbetriebe lag der Schlüssel für den Aufschwung des Großalmeroder Tongewerbes in der frühen Neuzeit. Im 16. Jahrhundert muss die Herstellung von Retorten und Schmelztiegeln enorm an Umfang zugenommen haben (Abb. 7-11). Im 16. und frühen 17. Jahrhundert war die Tiegelmacherei wahrscheinlich der wichtigste Erwerbszweig neben Glasmacherei und Glashandel. Aufgrund des begrenzten Bedarfs an derartigen Spezialgefäßen in Hessen und angrenzenden Regionen muss der Fernhandel für diesen Gewerbezweig eine besondere Bedeutung besessen haben. Retorten und Tiegel aus Großalmerode waren wohl in den norddeutschen und hessischen Apotheken, Laboratorien, Gelbgießereien und Goldschmieden unentbehrlich. Eine Kartierung der frühneuzeitlichen Glas-, Eisen-, Bunt- und Edelmetallhütten in Deutschland und angrenzenden Gebieten Nord-, West- und Osteuropas dürfte demnach erste Aufschlüsse über die anzunehmenden Absatzgebiete ergeben. Im Gebiet südlich des Mains und in Böhmen dürften vorwiegend Schmelzgefäße aus PassaulObernzell und Ybbs verwendet worden sein, in Sachsen solche aus Waldenburg. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Böhmen jedoch auch "hessisehe" Tiegel eingefiihrt. Wie bei den übrigen Großalmeroder keramischen Erzeugnissen auch, dürfte die Orientierung des Fernhandels vor 1800 vorzugsweise nach Norden gerichtet gewesen sein. Dabei spielte wohl schon im 17., mit Sicherheit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Ausfuhr in die überseeischen Kolonien der Niederlande und Englands, so dann vor allem nach Nordamerika. gelegentlich bis Indien, Südostasien und China eine Rolle. Hauptstützpunkte des Fernhandels waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts - wahrscheinlich auch schon zuvor - Bremen, Amsterdam und Danzig (für den Ostseeraum und Russland). Neben dem Schiffstransport spielte die Flößerei eine gewisse Rolle. Diese Art des Vertriebs wird von D ELFS5 folgendermaßen dargestellt: Als die J/ündener Schiffergilde noch bestand, wehrte sie sich heftig gegen den Transport I"On Waren aur Flößen. Im Jahre 1829 wurde es den Ho/zhändlern und Flößern daher durch die Regierung verboten, Oblasten mit::unehmen. Das lerbot dauerte jedoch nur kur::e Zeit. Gegen Ende des 19. Jahrhundert li'urden fast 11111' noch Tomraren 1"(11/ den Flößern als Oblast mitgenommen. Dieser Transport/ancl his ::um [I.] liettkrieg statt. Die Waren wurden in Kisten verpackt. ein Floß nahm etlm!o Kisten mit. Die Flö/ier verkauften ihre Töpferwaren auf der Fahrt an der unteren liescl: Sie hatten dadurch einen guten Nebenverdienst. der dazu beitrug. die Mündener lind Gilllter Flöf!cr wohlhabend zu machen. DELFS S. 28.

60 366 Hans-Georg Stephan Es ist durchaus wahrscheinlich, dass diese Art des Absatzes bereits seit dem Aufblühen der Flößerei im 16. Jahrhundert, als der Hollandhandel des Oberweserraumes seinen ersten Höhepunkt erlebte, einen gewissen Umfang angenommen hatte - sichere Angaben darüber fehlen jedoch. Der bis zum Dreißigjährigen Krieg bedeutende Fernhandel der Region mit Getreide, Textilien, Holz und Glas bildete vermutlich eine gute Grundlage für die Intensivierung und Neuanknüpfung von Handelsbeziehungen auf dem Sektor Keramik. Konkurrenzfähig konnten die Großalmeroder Handwerker beim Export von billigen Massengütern, wie es Keramik war, nur auf speziellen Gebieten oder infolge besonderer Leistungsfähigkeit sein. Bei den Tiegeln und Glashäfen war dies rohstofibedingt in besonderem Maße gegeben. Bei allen übrigen Produkten war der Konkurrenzdruck auswärtiger Erzeuger wesentlich stärker. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass im Raum Großalmerode seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beachtliche Ansätze zur Entwicklung von bergbaulichen und chemischen Gewerben vorhanden waren. Auch die Frühphase der Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts wirkte sich auf diesem Gebiet sehr forderlich aus. Trotzdem wurde Großalmerode auf die Dauer gesehen nicht zu einem Standort der modernen chemischen Industrie. Einer der Gründe dafür war der verspätete Anschluss des Ortes an das Eisenbahnnetz und die damit verminderte Wettbewerbsfähigkeit. Die bisher auf der Basis der schriftlichen Überlieferung vorgelegten Materialien zur Entwicklung der Tiegelmacherei bis etwa 1730 sind dürftig. BORCHARD 6 meinte, dass nach der Erledigung des Privilegs Gusstiegel in mehr oder weniger umfangreichem Maße von allen Keramik verarbeitenden Betrieben hergestellt worden seien. In der Tat versuchten sich die Produzenten bei dem in eigener Verantwortung betriebenen Verkauf der Ware zu Anfang des 18. Jahrhunderts gegenseitig zu unterbieten, so den Markt für sich zu gewinnen und sich den Ersatz der Produktionskosten zu sichern. Dieser Konkurrenzkampf führte zur Überproduktion und zu sinkenden Preisen. Nach einem zeitgenössischen Bericht waren die Tiegelmacher im Jahre 1732 so arm daß sie kaum Weib und Kind ernähren konnten. Um diesen Zuständen ein Ende zu machen, gaben zunächst vier Meister, dann alle ihre Selbstständigkeit in Bezug auf den Handel auf. Sie schlossen mit fünf Kaufleuten aus Großalmerode und umliegenden Ortschaften einen Vertrag. Jeder Tiegelmacher erhielt jährlich 50 Reichstaler Vorschuss. Zunächst war eine befriedigende Nachfrage vorhanden. Um ihre Einkünfte zu steigern, wurden ohne Überlegung, wie sich dieses Angebot zur Nachfrage verhielt, bedeutende Mengen von Tiegeln produziert. Diese scheinen bei Kaufleuten in Bremen und Danzig, auch in Amsterdam in Kommission gegeben worden zu sein. 6 BORClIARD 1924, S. 18.

61 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 367 Die Folge des Überangebots war jedoch, dass die Lager überfüllt waren, die Tiegel unter Einwirkung feuchter Luft unbrauchbar wurden, und die schon sehr niedrigen Preise noch immer weiter herabgesetzt werden mussten. Exakte Zahlen für die Stärke des Tiegelmacherhandwerks liegen erst wieder aus dem Jahre 1738 vor, damals gab es acht Meister. Über die Betriebsgröße verlautete, im Gegensatz etwa zu den Pfeifenmachern, nichts. Möglicherweise arbeiteten in der Regel lediglich Familienangehörige und Lehrlinge mit. Folgt man den wenigen publizierten Angaben, so gewinnt man den Eindruck, als sei die Zahl der Werkstätten verhältnismäßig geringen Schwankungen unterworfen gewesen. In der Katasterbeschreibung von 1780 werden sechs, um 1840 insgesamt sieben Tiegelmacherwerkstätten genannt. Die Zahl der Werkstätten schwankte demnach vom frühen I 7. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen fünf und acht. Auf den Niedergang der Schmelztiegelfabrikation in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts infolge nachlassender Qualität und Konkurrenzdruckes aus Passau und Hafnerzell (heute Obernzel\) folgte in den dreißiger Jahren eine neue Konjunktur. 7 Die Erlöszahlen der ersten Hälfte und der Mitte des 19. Jahrhunderts lassen auf weit größere, zum Teil jährliche Schwankungen des Absatzes schließen, als man zunächst vermuten möchte, und es für die ältere Zeit erkennbar ist. Der industrielle Aufschwung Deutschlands seit etwa brachte eine weitere Belebung des traditionsreichen Großalmeroder Gewerbes. Im Jahre 1861 arbeiteten sieben Tiegelmacher mit Gehilfen und Lehrlingen: Johannes Gundlach I Andreas Goebel Christoph Gundlach Wwe. 1 Conrad Liphard 2 Friedrich Goebel 2 Elias Gundlach Wwe. WiJhelm Gundlach 2 1. Friedrich Göbel 2. Wilhelm Gundlach 3.1. H. Gundiaehs Söhne 4. Joh. Gundiaehs Wwe. 5. Conrad Liphard jährlich 6 Brände beschäftigt -4 Mann Weiterhin wird in der Akte vermerkt: Im Jahr /866 ist eill Dritthei! welliger ahg(' set::t in Hinsicht des Krieges. Im Jahre 1863 war die Herstellung von Tiegeln der BORCHARD 1924, S. 25. Vgl. die Akte im Stadtarchiv Großalmerode: Bestand I. ~r. 52

62 368 Hans-Georg Stephan wichtigste Gewerbezweig der Stadt. 9 Diese Feststellung gilt, bezieht man die Erzeugung feuerfester Materialien, wie Ofenauskleidungen, Brennhilfen für die keramische Industrie usw. ein, noch heute. Vorwiegend aus dem 18./ 19. Jahrhundert sind Nachrichten über die Art der Produktion so wie aus dem 19./20. Jahrhundert originale Erzeugnisse in größerer Anzahl erhalten. In den älteren Quellen sind zumeist lediglich pauschal Tiegel und Retorten genannt. Aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert sind weiterhin einige Angaben zur Herstellung der Tiegel überliefert. Grundsätzlich müssen die Tiegel bereits in der Zeit um 1200 nach diesem oder einem sehr ähnlichen Verfahren gefertigt worden sein. Zumindest seit der Ausbildung eines eigenen Tiegelmachergewerbes im 16. Jahrhundert lagen die Grundzüge der Werkstattechnologie und -organisation so weit fest, dass die Verhältnisse des späten 18. Jahrhunderts ohne Bedenken in diese Zeit zurückprojiziert werden können. Die Tiegelmacher bauten den Ton zumeist nicht, wie die Krüge- und Irdenwarentöpfer z. T. selbst ab, sondern bezogen ihn von den Pächtern der Tongrube. Hauptursache für diese Gepflogenheit dürfte die Tiefenlage der für die Tiegelherstellung benötigten Tone und die damit verbundenen Schwierigkeiten beim Abbau gewesen sein. Nur sehr feuerbeständige Tone eignen sich zur Herstellung von Tiegeln. Deshalb wurde der fetteste, feinste, fast völlig kalkfreie weißlich-graue Ton verwendet. Die Beschreibung der verschiedenen Arbeitsgänge folgt dem Bericht von GATTERER aus dem Jahre Der weißlichgraue Ton wurde, von jeder gröberen Verunreinigung gesäubert, mit reinem, ziemlich groben, aus dem Fahrenbach geschlämmten Sand im Verhältnis I: 1 vermengt, mit Wasser befeuchtet und zu einem zähen Brei getreten. Nach je vier Tagen Ruhe wiederholte man noch zweimal dieses Durchkneten. Einer etwas späteren Quelle zufolge soll die Masse aus geglättetem. zermah/enem Sande mit 1/4 Thon bestanden haben. Erstere Angabe ist jedoch technologisch zuverlässiger einzustufen. Der Sand wurde durch Abdämmen des Fahrenbaches aus dem Sediment herausgeschlämmt. In jedem Fal1e gilt, dass die Feuerfestigkeit je nach den Mengenverhältnissen von Ton und zugesetztem Sand verschieden war, und auch je nach Bedarf unterschiedlich sein sollte. Zudem erhellt aus diesen Angaben, dass zur Tiegelbereitung reiner Quarzsand und Ton in mindestens gleichen Mengen verwendet wurde. Die Formung der Tiegel erfolgte wie bei einem gewöhnlichen Gefäß auf der Töpferscheibe. Demgemäß waren die Tiegel zunächst rund. Der Boden wurde mit einem Draht von der (rotierenden) Scheibe abgehoben. Die Spuren dieses Vorganges sind an erhaltenen Tiegeln noch gut zu erkennen. 9 KÜTHER 1973, S. 4.

63 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 369 Aufgrund ihrer Authentizität und Lebendigkeit sei auf die Beschreibung des Tiegeldrehens durch GATTERER 10 hingewiesen: Die drei- oder vierkantige Form wurde aus freier Hand gedrückt. Die Tiegel wurden in verschieden großen, ineinander passenden Sätzen, hergestellt und auch verkauft. Dies entsprach dem Bedarf der Verbraucher, es erleichterte und verbilligte Verpackung wie Transport. Ein ganzer Satz ineinander passender Tiegel wurde von einem einzigen, auf die Scheibe gesetzten Tonklumpen binnen weniger Minuten abgedreht. Von Tiegeln mittlerer Größe konnte ein Arbeiter täglich Stück drehen und formen. Die größten Tiegel hießen Rotgießer, weil sie zum Buntmetallguss dienten. Davon konnte man nur 100 pro Tag anfertigen. Der volle Satz, in einem solchen Rotgießer eingesetzt, hatte noch sechs weiter abnehmende Größen mit entsprechenden Namen: Halbe Rotgiesser, Achtel, Nößelt, halbe Nösselt usw. Eine andere Art von kleineren Tiegel-Sätzen umfasste lediglich fünf Stück. Von diesen konnte ein Arbeiter täglich 300 Exemplare anfertigen. Die kleinsten Tiegel fassten kaum I Lot Metall. Neben konisch zulaufenden dreieckigen, wurden selten runde und vereinzelt auf Bestellung viereckige Tiegel hergestellt. Jeder Tiegelsatz kam von der Scheibe auf das Trockenbrett, wo die Tiegel an der Luft trockneten. Diese Bretter lagen in Reihen übereinander, entweder in eigenen Trockenhütten oder doch wenigstens in den Hausfluren in der Zugluft. Aus der gleichen Zeit ist eine wichtige bildliehe Quelle überliefert. Das auf Glas gemalte Silhouetten-Genrebild des Tiegelmachermeisters Engelhardt Liphardt ist ein in seiner Art einzigartiges, kulturhistorisch bedeutsames Zeugnis der Groß almeroder Gewerbegeschichte (Abb. 12). Es ist nicht bekannt, ob jeder Meister über einen eigenen Brennofen verfügte. Wahrscheinlich war dies aber die Regel. Im Jahre 1799 z. B. besaß der Tiegelmacher Johann Henrich Gundelach einen Schmelztiegelofen neben dem Wohnhaus. Der Brennofen, in den die Tiegel kamen, war ellipsenförmig, vorn und hinten mit je einer hochgewölbten Öffnung zum Beschicken und Feuern. Ansonsten unterschied er sich kaum von gewöhnlichen Töpferöfen jener Zeit. Die Feuerung geschah beiderseits mit Hartholz. Die Temperaturregelung erfolgte durch Ab- und Zudecken der auf dem gewölbten Ofenrücken angebrachten Öffnungen. Die Tiegel standen im Ofen in Sätzen dicht nebeneinander. Nach 48 Stunden waren sie gar gebrannt. Am Ende des 18. Jahrhunderts kamen aus einem Brande bis Einsätze verschiedener Größe. 1 1 Nach den oben gemachten Angaben kann man die mittlere Tagesproduktion mit etwa 300 Tiegeln ansetzen. Demnach dürfte eine OfenfüIJung von einem Handwerker innerhalb von etwa drei bis fünf Wochen Dreharbeit gefertigt worden sein. Dazu kommen noch Zeit für die Aufbereitung des Tones. die 10 GATTERER 1790, S GADlCKE Band 2, S. 186.

64 370 Hans-Georg Stephan Besorgung des Brennmaterials, das Stapeln und Herausnehmen der Ware aus dem Ofen, die gelegentliche Reparatur des Ofens und schließlich der Verkauf der Produkte. Ein allein arbeitender Meister, der lediglich auf Mithilfe der Familie angewiesen war, dürfte demnach pro Jahr selbst bei fleißigster Arbeit nicht mehr als schätzungsweise Tiegel, Muffeln und Retorten verschiedener Größe gefertigt haben (Abb. 7-12). : ~ ~~;- :..~ i r:...'..;., Abb. 12: Silhouettenbild des Großalmeroder Tiegelmachers Engelhardt Liphard von (STEPHAN 1995, S. 9).

65 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 371 Um die Zahl der Betriebe und die Produktionsziffer zu begrenzen. galt in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Bestimmung, dass ein Meister immer nur einen seiner Söhne das Handwerk lernen lassen sollte. Über die Größe der einzelnen Werkstätten im 18. Jahrhundert, geschweige denn früher, ist bisher so gut wie nichts Sicheres bekannt. In der Einwohnerliste von 1734 wurden bei anderen Gewerben die Gesellen gesondert mit aufgeführt. Da diese bei den Tiegelmachern nicht erwähnt sind und sich das Gewerbe zu dieser Zeit in einer schweren Krise befand.. werden wohl die meisten Betriebe neben dem Meister nur einen Lehrling oder gelegentlich Tagelöhner beschäftigt haben. Auch die Katasterbeschreibung der Stadt Großalmerode vom März 1780 führt keine Tiegelmacher-Gesellen auf. Im Gegensatz dazu heißt es z. 8. bei GÄDICKE 12 im Jahr 1785 waren hier 7 MeisteI; ohne die Gesellen, der jährliche Ertrag der Schmelztiegelfabrikation wird auf Reichstaler berechnet. Legt man pro Arbeitendem eine jährliche Produktionsziffer \'on Tiegeln zugrunde und multipliziert diese Zahl mit 10 (7 Meister mit Lehrlingcn, keine Gesellen), so ergibt sich eine Jahresproduktion von Schmelzgefäßen verschiedener Art. Mit Gesellen ergäbe sich einc entsprcchend höhere Produktionskapazität. Aus den Jahren 1734 und 1785 z. B. sind Prcislisten erhalten, welche einen guten Einblick in die Produktpalette und die Preisgcstaltung vermitteln. Demnach kosteten 1734: große Tiegel, 5 in einem Satz große Tiegel, 8 in einem Satz kleine Tiegel kleine Tiegel, 8 in einem Satz 100 Halbe-Nößel-Tiegel 100 Ganz-Nößel-Tiegel 100 Halb-Maß-Tiegel 100 Ganz-Maß-Tiegel 100 Anderthalb-Maß-Tiegel 100 Zwei-Maß-Tiegei I Retorte von I -6 Maß, je Maß 1 Schock (60) Muffeln samt Blättern I Probier-Tute Gulden I Groschenl (etwa 2 I ggr.) 16 (etwa 20 ggr.) (etwa 24 ggr.) 16 R 4 :\ I 2 R 12 GADICl\j-_ Band 2, S L1 Ein Taler waren 24 Gute Groschen roje 12 Pfennigen. ein Gulden Ih (jute (jro,chen 7U je 12 Pfennigen.

66 372 Hans-Georg Stephan Im Jahre 1785 hatten sich die Preise etwa verdoppelt: kleine Tiegel, 5 in einem Satz 100 Halb-Nößel-Tiegel 100 Ganz-Nößel-Tiegel I Rotgießer mit 5 Einsätzen I Halber Rotgießer I Nößel 20 Sätze zu 5 kleinen Tiegeln 300 Pf. 600 Pf. 40 ggr. (etwa 20 ggr.) (etwa 40 ggr.) 6 ggr. I ggr. 6 Pf. 4 ggr. Der Versand geschah in Fässern. Ein Brand wurde in Fässern verpackt. Der Erlös für einen Brand soll etwa Reichstaler betragen haben, bei Bränden verdiente ein Meister also etwa Taler pro Jahr. Nach meiner Rechnung ergäben sich bei sieben Kleinbetrieben etwa Taler Umsatz. Die bei GATTERER 14 zuerst belegte und auf ihm basierend mehrfach wiederholte Behauptung, der Ertrag sei auf zu berechnen und der Bürgermeister Ruelberg als Hauptverleger verdiene jährlich an Reichstaler am Tiegelhandel, erscheint demnach zunächst wenig wahrscheinlich und wurde wiederholt angezweifelt. Vermutlich waren jedoch am Ende des 18. Jahrhunderts Betriebe mit mehreren Gesellen vorhanden, wonach sich die Zahl ohne weiteres auf Taler oder mehr erhöhen könnte. Die festgestellte Diskrepanz lässt sich jedoch wahrscheinlich im Sinne GATTERERS lösen. In Epterode war die Zahl der Tiegelmachereien im 18. Jahrhundert etwas höher als in Großalmerode, 1749 waren dort 11, im Jahre 1779 noch 9 Meister ansässig. Da zwischen Epteroder und Großalmeroder Erzeugnissen nicht unterschieden wurde und der Handel zumeist über Großalmeroder Kaufleute abgewickelt wurde, ergibt sich anhand der vorliegenden Meisterzahlen des 18. Jahrhunderts ohne weiteres eine Verdoppelung der zuerst genannten Summe. Schließlich ist mehrfach belegt, dass auch Töpfer Schmelztiegel anfertigten und verkauften. In allen Berichten aus dem Ende des 18. und dem 19. Jahrhundert wird die Schmelztiegelmacherei als das wichtigste Gewerbe der Stadt bezeichnet. Im 18. Jahrhundert wurden, gefördert durch die merkantilistische Politik jener Epoche, an mehreren Orten in Deutschland und im Ausland weitere Lagerstätten von verwertbaren Schmelztiegeltonen erschlossen. Selbst in nächster Nähe, am Lutterberg bei Hannoversch-Münden, entstanden Konkurrenzunternehmen. Der erste Beleg stammt aus dem Jahre 1754, als die Großalmeroder bei Nacht die dort neu errichtete Schmelztiegelfabrik zerstörten. Ab 1788 hat sich dann dort aber doch für einige Zeit eine Produktion etabliert 1 5; die dort gefertigten Tiegel wurden den Großalmerodern gleich geachtet. 14 GATTERER 1790, S GADICKE 1799, S. 33.

67 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 373 Die Großalmeroder Schmelztiegel müssen aufgrund ihrer hohen Qualität schon im Mittelalter, vor allem aber im 16. Jahrhundert eine großräumige Verbreitung erfahren haben. Die altertumswissenschaftliehe Beurteilung und naturwissenschaftliche Analyse von Bodenfunden kann hierüber nähere Aufschlüsse erbringen. Infolge des Dreißigjährigen Krieges wurde der Absatz stark eingeschränkt. Seit den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts ist über Bremen, Amsterdam und Danzig ein umfangreicher Überseeexport nach England, Skandinavien, Russland, Amerika, Ostindien und China belegt, in dessen Entwicklung zwar zeitweilige Haussen und Einbußen zu verzeichnen waren, der aber grundsätzlich bis heute weiter besteht. Generell lässt sich wohl feststellen, dass die Tiegelmacherei in der Mitte und zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgrund mangelnder Umsicht der Handwerksmeister wie auch durch merkantilistische Bestrebungen der deutschen und europäischen Staaten und Kleinstaaten krisenanfälliger als in älterer und jüngerer Zeit gewesen sein wird. Der Absatz konnte, begünstigt durch den Überseehandel und die Kolonialpolitik der Niederländer und Engländer, räumlich bis in weit entfernte überseeische Länder ausgedehnt werden. Die Konkurrenz neu gegründeter Fabrikationsstätten beschränkte sich jedoch nicht auf entlegene Gebiete, sondern schloss die nächste Umgebung mit ein. 16 So bezog z. B. die Messinghütte in Reher nahe Hameln, also in einem traditionellen, nahe gelegenen Absatzgebiet. den Ton für die Schmelz- und Gießtiegel zur Hälfte aus Großalmerode, zur Hälfte aus Friesland. 17 Eine bescheidene und dennoch auf einen Fernbandel ausgerichtete Form des Handels mit Tiegeln, wie sie im frühen 19. Jahrhundert - und wahrscheinlich bereits früher - üblich war, wird für das Jahr 1826 im Manuale eines Forchheimer Apothekers greifbar. Es enthält Adressen von hessischen Tiegelfabrikanten bzw. Händlern. die in Gasthäusern relativ weit von dort entfernter Städte Verkaufsniederlagen einrichteten. \'on wo aus der Apotheker Tiegel erhalten konnte: [... ] Tieglmann. Georg Schäfer aus Germerode in Hessen bei Eschwege oder noch Marktbreit im Stern Gasthof l'vfartin Brill von Abterode in Kurhessen hat die Niederlage von Tiegeln in Bamberg heyil1 Gastwirth Joh. Geiler zum Mondschein. Heinrich Koch Tiegelfabrikant l\'ohnlwti im [durchgestrichen Wilden Mann] in Niirnberg. aus Abterode [durchgestrichen in der blauen Flasche] im rothen Krantz. 2um li'eißen Adler in Niirnherg [... ]Fanko hierhe'/: In 2 Monaten zu erhalten von Bri/l in AbtE'rode im Kreis E.,c!l\\ ege'.ix Quellenmäßig sind mehrere Arten des Vertriebs der Schmelztiegelmacher belegt: Direkt an Hütten (oder andere Abnehmer); dies per Lieferung. wie an die landgräfliche Hofhaltung, oder über Boten der Abnehmer; der Verkauf an Händler. z. B. in Großalmerode, Münden, Bremen; der Kommissionshandel über Großalmeroder 16 Vgl. oben z. B. die Aufzählung von GATIFRI'R GAmcKE Band 2. S IR KRA~ZFELDER S. 218.

68 374 Hans-Georg Stephan Händler, wie Bürgermeister Ruelberg, oder an auswärtige Kaufleute in Bremen, Amsterdam, Danzig; der Verkauf über die Inhaber des Monopols, die seit 1621 eine Zeit lang mit den Inhabern der Betriebe identisch waren; der Verkauf in kleinerem Umfang, aber durchaus über mittlere Entfernungen (FrankenberglEder) durch Höker (mit Tragekiepe oder Schubkarren); im Hinblick auf die Durchführung des Transports ist auf die vom Landesherrn angeordnete Abholung durch hand- und spanndienstpflichtige Wagengespanne der Bauern aus nahe gelegenen Dörfern im Jahre 1592 hinzuweisen; als Verpackungsmaterial ist für diese Beförderung Stroh belegt; ein Teil der Strecke wurde in diesem Falle auf dem Wasserwege zurückgelegt; Letzterer ist mehrfach belegt und spielte für den vorrangig nach Norden gerichteten Fernhandel die entscheidende Rolle; ob Schiffe oder Flöße benutzt wurden, ist im Einzelnen fast nie belegt. Die Tiegel Runde, mit an der Mündung herausgedrückten kleinem Ausguss versehene Gusstiegel mit Kugelboden, liegen aus Großalmeroder und Epteroder Bodenfunden bereits aus der Zeit um 1200 vor (Abb. 5). Ähnliche Tiegel mit Rundboden fanden sich beispielsweise in Göttingen aus der Zeit um 1300, aus Höxter aus dem gesamten 13. und 14. Jahrhundert und, sicherlich in Großalmerode angefertigt, aus der Brandschicht von 1479 in Witzenhausen (Abb. 5 und 7). Im 16. Jahrhundert muss eine neuartige Grundform üblich geworden sein. Zusammen mit Renaissancekeramik fanden sich in Großalmerode Gusstiege! mit schmalem Standboden (Abb. 8, 9 und 11). Diese zeichnen sich wie die mittelalterlichen durch eine vergleichsweise dünne Wandung und einen eher weißlichen als gelblichen, mäßig hart bis hart gebrannten Scherben mit der entsprechend relativ glatten Oberfläche aus. Weiterhin ist der Boden glatt und nicht wie später üblich mit spiralisierenden Ringen von der laufenden Scheibe abgedreht. Diese Tiegel sind bereits, wie auch später üblich, an der Mündung dreieckig zusammengedrückt. Insgesamt scheint der Eindruck nicht zu täuschen, dass die jüngeren Exemplare des 18. und 19. Jahrhunderts tendenziell dickwandiger und härter gebrannt sind. Der Scherben ist gelblicher, teilweise fleckig grau oder braun, und durch heraustretende Quarzanteile rauwandiger als früher. Seit dem!6., vor allem aber seit dem späteren 17. Jahrhundert, sind die Tiegel z. T. steinzeugartig hart gebrannt und weisen gelegentlich eine rötliche, an gesinterte Engoben erinnernde glänzende Oberfläche auf. Besonders bei großen Exemplaren (Abb. 7, 8 und 11) ist der Standboden auffallend breit. Gelegentlich sind solche Gefäße nicht wie üblicherweise konisch, sondern topttörmig (Abb. 7 und 11). Für diese Periode sind außerdem verschiedene bauchige Becherformen, Fußbecher (Abb. 3 und 9) und Schalen formen (Abb. 2-4 und 9-11) belegt. All diese weniger gebräuchlichen Formen liegen zumeist in Kleinformaten vor, offenbar für besondere Zwecke.

69 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 375 Der einzige gut datierbare und näher untersuchte Fundkomplex mit größeren Mengen von Tiegeln ging mit einem nordholländischen Küstenschiff um 1630 im Scheurrak im Ijsselmeer unter. 19 Insgesamt wurden 211 Tiegel (zumeist fragmentarisch) geborgen. Es handelt sich durchweg um kleine Formate, welche in Sätzen zu je fünf gestapelt waren. MAARLEVELD stellte fest, dass die zusammengehörigen Tiegelsätze jeweils sehr gut ineinander passten. Hingegen ergaben sich größere Differenzen, wenn man versuchte, Tiegel aus verschiedenen Sätzen auszutauschen. Dies dürfte dadurch zu erklären sein, dass, wie GATTERER (1790) es beschreibt, jeweils der gesamte Satz aus einem Tonklumpen gedreht wurde. Insgesamt zeigte die metrische Untersuchung eine recht gute Übereinstimmung der Maße der Tiegeltypen in den verschiedenen Sätzen, was aufgrund der Standardisierung der Produktion unter Zugrundelegen von Maßen (Rotgießer, halbe Rotgießer, Maß, Nößel, Lot etc., vgl. z. B. GATTERER 1790) zu erwarten stand. Gleichwohl ergeben sich Unterschiede in den Abmessungen, weniger bei den Höhen und Randweiten als bei den Bodendurchmessern und insbesondere im Hinblick auf die Wandstärken und somit das Gewicht. 20 Im Folgenden sind die Maße eines Tiegelsatzes aus dem holländischen Schiff aufgelistet: Höhe Randweite Bodendurchmesser 17,8 cm 15,6 cm 7,9 cm 13,6 cm 12,6 cm 6,6 cm 12,1 cm 10,1 cm 5,8 cm 9,9 cm 8,2 cm 4,4 cm 8,8 cm 6,0 cm 3,1 cm MAARLEVELD gelangt zu der Auffassung, dass es sich wahrscheinlich um Probiertiegel zur Prüfung von Edelmetallen handelt, die nur einmal verwendet werden konnten. Aus Epterode liegt ein Satz von fünf Tiegeln als Fehlbrand vor, der zeigt, dass dies nicht die kleinsten Formate waren: Höhe Randöffnung 7,3 cm Bodendurchmesser 6,5 cm 6,0 cm 5,8 cm 4,6 cm 2.5 cm 3,9 cm 19 MAARLEVELD co M.\ARLEVELD S

70 376 Hans-Georg Stephan Diese Tiegel sind dünnwandiger als die vom Scheurrak und besitzen außerdem einen leicht abgesetzten Fuß. Spärliche Beifunde weisen auf eine Datierung in die zweite Hälfte des 17. oder die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts hin. Der niederländische Autor weist außerdem auf Funde Großalmeroder Tiegel in Terschelling (Nordholland), Leiden, bei den Shetlandinseln (vielleicht von einem 1711 untergegangenen Schifl) und im Ägäischen Meer hin. Mir sind weiterhin Funde aus Amsterdam und aus Bergen in Norwegen bekannt. Im näheren Umkreis ist auf Funde aus Witzenhausen (15., 17./18. Jahrhundert), Hannoversch Münden ( Jahrhundert), Höxter und Corvey ( Jahrhundert), Hameln ( Jahrhundert), Burg Eisenberg in Waldeck ( Jahrhundert), Fritzlar (18., 19. Jahrhundert), Göttingen ( Jahrhundert), Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Harzgebiet ( Jahrhundert), darüber hinaus z. B. in Frankfurt (17. Jahrhundert), Braunschweig (18./19. Jahrhundert), Lüneburg ( Jahrhundert), Lübeck (16.,17. Jahrhundert) und Bremen ( Jahrhundert) hinzuweisen. Eine Übersicht zur Entwicklung der keramischen Gewerbe im Jahre 1861 verdeutlicht die rasche Entwicklung neuer Produktionszweige in Großalmerode: 25 Töpfer etc. mit 86 GehilJen und Lehrlingen 7 Schmelztiegelmacher mit 13 Gehilfen und Lehrlingen 6 Ziegeleien mit 6 Aufsichtspersonal, 22 männlichen Arbeitern 7 Pfeifenfabriken mit 8 Mann Personal, 18 männlichen und 12 weihlichen Arheitern Graphit-SchmelztiegelJabrik P Goehel und Sohn: 2 Mann Personal, 45 männliche Arbeiter Schamottesteinfabriken Faulbauch und Steinherger Gewerkschaft: zus. 3 Personal, 86 männliche Arbeiter. Wie bereits bei der Behandlung der traditionellen keramischen Gewerbe ausgeführt, veränderte sich die Struktur dieses Erwerbszweiges seit der Mitte und nochmals am Ende des 19. Jahrhunderts grundlegend. Eine relativ ausführliche Darstellung der Zeitverhältnisse ist in der Festschrift aus dem Jahre 1900 erhalten. Eine knappe Skizzierung enthält der Magistratsbericht vom Mai 1910 zur Lage der Tonindustrie im Jahre Weitere Hinweise zur industriellen Entwicklung enthält die Volkswirtschaftswissenschaftliche Arbeit von W. BORCHARD ( 1924). Doch sei hier schon angemerkt, dass Großalmerode neben Hafnerzell bei Passau mit Recht am Anfang der verhältnismäßig jungen Geschichte der Feuerfest-Industrie steht. In beiden Orten bestand ein uraltes Hilfsgewerbe feuerfester Baustoffe, der Schmelztiegelherstellung, lange bevor in Schlesien und am Rhein Betriebe feuerfester Baustoffe entstanden. Von den Ton verarbeitenden Gewerben entwickelten sic~ der Export von Ton, die Schmelztiegel fabrikation, die Fertigung von Schamottstemen und Brennhilfsmitteln für die keramische Industrie sowie die Ziegelherstellung sehr stark. Die entstehende Industrie nahm die Mehrzahl der traditionellen

71 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 377 Töpfer als Arbeiter auf, wenige wurden Unternehmer neuen Stils. Im Jahre 1900 konnte Großalmerode als recht bedeutender Industrieort mit dem Schwerpunkt Ton und Keramik gelten. I I Sem Abb. 13: Grafittiegel, wohl aus der älteren Produktion der Großalmeroder Firma Wilhclm Gundlach (19. Jahrhundert) nach Vorbild der Passauer Tiegel (nach STEPHA~ Abb. 15). Einige typische Betriebe des 19. Jahrhunderts seien hier genannt: I. Aktiengesellschaft Möncheberger Gewerkschaft CasseL gegründet 1822 mit einem Werk in Epterode, welches sich mit der Produktion von Falzziegeln. naturfarben und in allen Glasuren sowie Schamotte- und Verb1endsteinen befasste.

72 378 Hans-Gcorg Slephan 2. Wilhelm Gundlach u. Co., gegründet 1838, neben hessischen seit einiger Zeit auch Herstellung von Grafit-Schmelztiegeln (Abb. 13). 3. C. W. Goebel und Söhne, gegründet 1836, Schmelztiegel und Schamottesteine (Abb.14). 4. Die Thonwaarenfabrick von Georg Llidwig Beckel: Die Fahrik ist gegründet im Jahre 1865 lind beschäjiigt /8 Arbeitel: Die Firma heflisst sich speziell mit Herstellung von Sa/hen- lind Wichsekruken. von Dach::iegeln. Thonrohren. Chamottesteinen sowie Cement- lind Wandbekleidllngsplatten. 5. Becker und Piscantor, gegründet 1867, Grafitschmelztiegel. 6. Schneiderkreidefabrik F. Herrmann, gegründet Vereinigte Großalmeroder Tonwerke, gegründet Vertrieb von Glashafenton, Schmelztiegel und Chamotteton, Grafittiegelproduktion. Dreis liste ube, Thon-Smmelz- und Probe.Tiegel ELiAS GOEBEL & SOHN EPTERODE b C,,"~olmotode (tl. NI 41 j:~ Ai. '.Z Bedin r ~\ \J Pramllerl: Oü{oqoJ1893 Abb. 14: Titelbild der Preisliste der Firma Elias Göbel in Epterode, um 1900 (nach STEPHAN 1995, Abb. 11).

73 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 379 Abb. 15: Auslaufende handwerkliche Tiegelmacherei in Epterode um 1920 (Emil Ötzel in der Firma J.I' Goebel). Hafnerzell bei Passau Johann Beckmann, ein berühmter Göttlnger Wirtschaftswissenschaftler, der die Großalmeroder Werkstätten aus eigener Anschauung kannte, schreibt in seiner 1780 erschienenen Anleitung zur Technologie: Die Schmelztiegel gehören zu deli feuerfesten Töpferarbeiten. Die vornehmsten, welche über alle Weltteile verfahren werden, sind die Hessischen, welche eine graugelbe oder röthliche Farbe haben, und die Ipser oder Passauer, welche schwarz sind, und lieu abschwärzen [abfärben]. Jene werden aus einem weissen ziemlich reinen Thone und Sand gemacht; diese aber aus einem blauen fetten Thone und Wasserbley [Grafit]. Jene halten metallische Gläser am besten, aber sie leiden keine ungleiche und abwechselnde Hitze. Die Ipser [Ybbser] erdulden diese leichter und öfter, hingegen werden sie VOll Salzen [Säuren] durchfressen [... ] Die Ipser Tiegel werden zu Ips, einer kleinen Stadt in Unter-Österreich an der Donau, und zu Passau, aus zween Theilen klein gestossenen Wasserbleys [Molybdena], und einem Theile Tholl gemacht. Jenes gewinnt man seit 200 Jahren in einem Granit-Gebürge bei Leizersdorf, nicht weit VOll Passau, wo die Gruben von den Eigenthiimern, den Bauern, kunstlos gebauet werden. Der Thon

74 380 Hans-Georg Stephan wird drey viertel Stunden von Passau auf Bayerischem Gebiete gegraben. Man erhält daher Tiegel, die bis Markfassen; doch nicht in Sätzen, die auf einander folgen. ihnliche, wiewohl nicht gleich gute, verfertigt man auch zu Boehmisch Brod, auch seit einigen Jahren zu Ber/in. 21 Die umfangreichen, noch heute bergmännisch abgebauten Grafittonlager bei Pass au waren in historischer Zeit die mit Abstand Bedeutendsten in Europa und wurden seit der Jüngeren Vorrömisehen Eisenzeit für die Herstellung hochwertiger Koch- und Vorrats geschirre genutzt. Der Anteil an Grafit hat zur Folge, dass diese Tiegel problemlos große Temperaturunterschiede beim Erhitzen und anschließenden Abkühlen ertragen können. Bei jedem Schmelzvorgang verbrennt allerdings etwas von dem Grafit, sodass nach etwa einem Dutzend Schmelzen der Tiegel extrem dünnwandig und verbraucht war. Bei den kleineren Tiegeln wurden Grafit und Ton im Verhältnis 2: I gemischt, bei größeren Tiegeln erhöhte man den Grafitanteil erheblich bis auf 5: I und bereitete Boden (besonders hoher Grafitanteil) und Wandung aus unterschiedlichen Massen. Einem Bericht von 1815 zufolge erhielten die kleinen Tiegel von 1/2 bis 15 Mark nur ein Fabrik-Siegel (Stempelmarke), von Mark neben zwei Siegeln auch noch die Nummer der Mark, und von 300 bis Mark so viele Siegel als hunderte von Mark und eben so viele römische Ziffern. Die Dreieckigen nannte man Nesttiegel, weil von ihnen nach ihrer Größe von 1/4 oder 1/2 Mark bis 2 Mark, 4,8 und 15 zu 4 oder 5 Stück ineinander gesetzt wurden. 22 Nach Funden aus den Absatzgebieten muss die Herstellung von Tiegeln neben der älteren Schwarzhafnerei wohl ab dem Jahrhundert einen Aufschwung genommen haben. Allerdings fehlen dazu noch jegliche Werkstattbruchfunde am mutmaßlichen Herstellungsort und hinreichend aussagefähige archäometrische Untersuchungsserien aus den angenommenen Verbreitungs ge bieten. Ob man indes vor dem 15./16. Jahrhundert mit einer Spezialisierung einzelner Handwerker auf die Tiegelmacherei rechnen kann, bleibt in Analogie zu Großalmerode zweifelhaft. Eine Besonderheit, die man mutmaßlich von den Geschirrtöpfern übernahm, ist die seit dem 15. Jahrhundert geläufige Stempelung der Produkte. Zum Teil handelt es sich um Werkstattmarken mit Namen der Töpfer, andere Marken sind noch ungeklärt. Hinzu traten später, so nach einer Verordnung von 1815, noch Nummern, nach dem Markwert der Silbermenge (I Mark ca. 250 g), die in den Tiegel passte. 23 Traditionell erfolgte die Fertigung wie in Großalmerode bis weit ins 19. Jahrhundert hinein fast allein durch Drehen auf der allerdings im V~rgl~ich zu den gewöhnlichen Töpferscheiben deutlich niedrigeren Drehscheibe. Die TI.egei wurden v?m Stock bzw. Stoß, d. h. von einem vorgefertigten Tonzylinder gefertigt, von dem Jeweils kleinere Einheiten geformt und abgeschnitten wurden. 21 BECKMANN 1787, S. 264 f. 22 BAllER 1976, S BACER 1983, S. 34.

75 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 381 Der schwarze, im Bruch auch graue, in der Spätzeit oft dickwandige, an der Oberfläche glänzende Scherben ist in der Regel nur mäßig hart gebrannt und oft deutlich dickwandiger als die hessischen Tiegel (Abb ). Die Grundformen entsprechen weitgehend den Großalmeroder Tiegeln, allerdings ist eine gewisse Tendenz zu breiteren Proportionen erkennbar. Zudem sind Tiegel mit dreieckig ausgezogener Mündung in der Neuzeit wohl etwas seltener als dort. Allerdings sind aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit bislang noch allzu wenige Funde aus den Produktionsstätten bekannt. Im 19. Jahrhundert fertigte man Rundtiegel erst ab einer Größe von 20 Mark (5 kg Fassungsvermögen). Die Mehrzahl der älteren Stücke stammt aus dem Milieu der Verbraucher und ist derzeit, vor allem ohne größere Serien naturwissenschaftlicher Untersuchungen, nur generell den Grafittiegel fertigenden Werkstätten Mitteleuropas (Ybbs, Pöchlarn und andere Orte in Österreich, Ungarn und Böhmen) zuzuordnen, innerhalb derer der Raum Passau allerdings frühzeitig eine Vorrangstellung eingenommen haben wird. Abb. 16a, b, c: Obemzeller runder Grafittiegel des späteren 19. oder frühen 20. Jahrhunderts, gestempelt SAXINGER 18 M. Abb. 17: Obemzeller dreieckiger Grafittiegel des Jahrhunderts.

76 382 Hans-Georg Stephan Abb. 18: Grafittiegel des 16. Jahrhunderts aus dem Alchimistenlaboratorium in Oberstockstall, Niederösterreich, Variationen kleiner und mittlerer Größen, Letztere z. T. mit T-Stempel (nach VON DER OSTEN 1998).

77 -= Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema \ -, -'".' '.~' c!j \. _. - 'J ~ -., I 8, A 69 w, rrl \Jl ~l/." W \!jw@ Abb. 19: Grafittiegel des 16. Jahrhunderts aus dem Alchimistenlaboratorium in Oberstockstall. Niederösterreich. Variationen kleiner und mittlerer Größen. letztere z. T. mit T-Stempel. Probiersehaien und andere Formen (nach \'0'1 DER OSTE~ 1998).

78 384 Hans-Georg Stephan Abb. 1 Normalform A Normalform B Abb2 Form C Form 0 Form E Form Pi at Abb3 Abb. 20: Formen Obernzeller Grafiniegel nach einem Büchlein von (nach ROITLÄNDER 2002, Abb. 2).

79 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 385 ~ ~ ~ Verelnlgte ( r, ~chmelztlegelfabrjken.ind Grdphjtwerke V JOSEPH KAUfMANN,GEORG SAXINGER JUNIOR & C~ OBERNZELL BEI PASSAU (BAYERN) Abb. 21: Titelblatt einer Preisliste der Vereinigten Schmelztiegel fabriken und Graphitwerke in Obemzell bei Passau. Anfang 20. Jahrhundert.

80 386 Hans-Georg Stephan Traditionell bestanden im Markt Obernzell 12 Hafnereigerechtigkeiten. 24 Die Meister durften nur zwei Gesellen und einen Lehrling beschäftigen. Ausnahmen wurden jedoch bereits im 18. Jahrhundert gelegentlich zugelassen, und spätestens im 19. jahrhundert machte sich, wie in Großalmerode, unter dem Druck des Weltmarktes eine Krise des alten Handwerks und eine starke Tendenz zu größeren, rationeller arbeitenden Betrieben bemerkbar. Bereits 1807 wurde nur noch in 9 Werkstätten die Schwarzhafnerei betrieben, wovon 3 Betriebe mit der erstaunlich großen Anzahl von 69 Beschäftigten, Schmelztiegel fabrizierten. Die 1883/1884 gegründeten Vereinigten SchmelztiegelJabriken und Graphitwerke mit etwa 100 Personen in der Fabrik und 50 Beschäftigten in den Grafitgruben hatten jedoch nur zeitweise wirtschaftliche Erfolge, sie gingen 1923 in Konkurs (Abb. 21). Um 1900 gehörten zum üblichen Lieferprogramm 31 bzw. 36 Größen der Normalformen der runden Tiegel mit Ausguss bzw. der Dreieckstiegel mit einer Höhe von 8 cm bis 90 cm und einem Fassungsvermögen von 0,1 bis 100 Liter. Auf Bestellung fertigte man dazu Deckel, Auf- und Untersätze sowie alle gewünschten Sonderformen. Die Nutzungsdauer von Schmelztiegeln lag damals in der Regel bei 20 bis 72 Metallgüssen. Aufgrund der Lage unmittelbar an der Donau bestanden seit jeher gute Absatzbedingungen über den Wasserweg. Grafittiegel sind vor allem im südlichen Mitteleuropa stark verbreitet. Der bisher größte archäologische Fund von Grafitschmelztiegeln aus dem oberdeutschen Verbrauchermilieu stammt aus dem niederösterreichischen Oberstockstall, wo ein Alchimistenlaboratorium des fortgeschrittenen 16. Jahrhundert freigelegt und untersucht wurde. 25 Der Fundkomplex enthielt Fragmente von zahlreichen flachen Probierschalen und etwa 280 Dreieckstiegel überwiegend kleinen Formates (Abb. 18 und 19). Der Bodendurchmesser ist etwa halb so groß wie die Kantenlänge, die ungefähr der Höhe entspricht. Der Boden ist meist ziemlich dick, und die relativ dünne Wandung schwingt zum sich verjüngenden Rand hin leicht konkav aus. Es kommen drei Größenklassen vor: Höhe mm (115 Exemplare), Höhe mm (71 Exemplare) und Höhe mm (10 Exemplare). Gruppe 1 entspricht etwa den 1/4 Mark bis 1 Mark-Tiegeln, Gruppe 2 den 2-8 Mark-Tiegeln und Gruppe 3 den 10 und 20 Mark-Tiegeln. Die Tiegel ab einer Höhe von mrn tragen einen Bodenstempel in Form eines T im Wappenschild (Krücken-Kreuz), die von mm Höhe haben zwei Bodenstempel dieser Art. Hafnerzeller Schmelztiegel wurden 1621 an die kaiserliche Münzprägeanstalt in Wien geliefert, 1622 an die Münzstätten in München und Prag erhielt der Obemzeller Tiegelmacher Gabriel Kaufmann von Kaiser Leopold das privileg, die 24 ROTTLÄNDER 2002, S VON DER STEN 1998 (hier benutzt Dissertation 1992, S ). 26 BAUER 1983, S. 31.

81 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 387 kaiserlichen Gießereien zu beliefern. Der Absatz erreichte aufgrund der hohen Qualität nach Bodenfunden des späteren Mittelalters und der frühen Neuzeit auch den Nord- und Ostseeraum. In einer Gewerbestatistik aus dem Jahre 1827 verlautet: [... ] Vom Jahre 1795 his 1804 sind noch Zentner Schmelztiegel nach dem Auslande abgesetzt worden. Gegenwärtig erzeugt ein Haus allein mit Arbeitern jährlich über Zentner Schmelztiegel und man nimmt an. dass im Ganzen jährlich über Zentner Schmelztiegel im In- und auslande abgesetzt werden [... ] Der bei weitem größte Handel mit bayerischen Schmelztiegeln geht nach Oesterreich. Preussen. Sachsen, Italien. Frankreich. England. Spanien; sie scheinen allen Welttheilen unentbehrlich und werden selbst in Mexico, Potosi (berühmte Silberminen in Peru) und Sibirien gesucht. Die ausländische Konkurrenz, namentlich von Piemont, Neapel und Scho(( land, besonders aber die hessischen SchmelztiegelJabriken (deren Erzeugnisse selbst unsern inländischen Silberarbeitern. wenn sie mit Säuren arbeiten. unentbehrlich sind), hat der inländischen Industrie bedeutenden Schaden zuge{iigt. 27 Offene Fragen und Schlussbemerkungen Bisher praktisch nur literarisch als bedeutendes Produkt der auf Steinzeug spezialisierten Töpfereien des westsächsischen Waldenburg bei Zwickau bekannt sind die dortigen Tiegel. Vennutlich war der Umfang der Herstellung dort deutlich beschränkter als es die Schriftquelle suggeriert, denn größere Mengen eindeutiger Fehlbrände sind unbekannt. Dabei muss vennutlich berücksichtigt werden, dass die Waldenburger Töpferei im 16. Jahrhundert wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreichte, vor allem aber, dass GEORG AGRICOLA (1556), dem wir diese Nachricht verdanken, im benachbarten Chemnitz lebte und wirkte. Für sein Hauptarbeitsfeld, das Erzgebirge mag dieser Ort ftir Schmelztiegel wichtig gewesen sein, wenn er berichtet: aus Töpfererde und gebeuteltem [fein gesiebtem] Sand macht man die li"aldenburger, aus aschehaltigem [Grafithaltigem] Ipsener ton die Tiegel der Goldschmiede [... ] und aus dem oberen Pannonien [Ungarn] holt man die Erde fiir die Tiegel der Münzer. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hat man in der Töpfereiwüstung Bengerode bei Fredelsloh im Solling zumindest gelegentlich in größerer Menge rundbodige gelbe Gusstiege1 mit runder und auch bereits mit dreieckiger Mündung in kleinen bis mittleren Fonnaten hergestellt (Abb. 6). Aus anderen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Töpferorten sind bislang allenfalls Einzelfunde von Tiegeln bekannt. Demnach darf man trotz des in vieler Weise sehr unbefriedigenden Forschungsstandes derzeit davon ausgehen, dass im Gebiet 27 BAUER 1976, S. 16 f.

82 388 Hans-Georg Stephan der Bundesrepublik Deutschland Gusstiegel als Spezialerzeugnisse in historischer Zeit vor der Industrialisierung wahrscheinlich nur in Großalmerode mit Epterode und in Hafnerzell über lange Zeit hinweg hergestellt und weiträumig vertrieben wurden. Schmelztiegel sind außerhalb spezialisierter Töpfereien zumeist ein seltenes Fundmaterial. Unerfahrene Bearbeiter tun sich oft bereits in der zweifelsfreien Ansprache und der Beschreibung schwer. Eine großräumige, systematische Zusammenstellung der Typen, ihre Analyse hinsichtlich der funktions- und ortsspezifischen Beschaffenheit, der Chronologie, der räumlichen Verbreitung stellt ein dringendes Desiderat der Forschung dar. Insbesondere aus Altstadtgrabungen, aus archäologischen Untersuchungen in Burgen und Bergbaugebieten liegt ein inzwischen europaweit recht umfangreicher Fundus vor, der, abgesehen von frühgeschichtlichen Tiegeln aus Ost-, Nord- und Nordwesteuropa, noch weitgehend unausgeschöpft ist. Darunter finden sich auch Tiegel aus Münzstätten des Mittelalters und der frühen Neuzeit, etwa am Alten Markt in Magdeburg und im böhmischen Kuttenberg, aber auch von Falschmünzerwerkstätten auf den dänischen Inseln und anderswo.28 Weiterführende Literatur AAGARO/BAYERLIGLEITSMANN 1980: AAGARO, HERBERT, BAYERL, GÜNTER und GLEITSMANN, ROLF-JÜRGEN: Die technologische Literatur des 18. Jahrhunderts als historische Quelle, Eine kommentierte Auswahl-Bibliographie, in: Das achtzehnte Jahrhundert, Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts 4, 1980, S ADAM/STOLLlWILDE 1990: ADAM, KARIN, STOLL, HANS-JOACHIM und WILDE, PETER MICHAEL: Zum mittelalterlichen Bunt- und Edelmetallguß in Magdeburg, in: Zeitschrift für Archäologie 24,1990, S AGRICOlA 1546: AGRICOLA, GEORG: De natura fossilium libri X Basel 1546, Nachdruck, übersetzt und bearbeitet von GEORG FRAus;AoT und 'hg. von HANS PRESCHER, Berlin 1958 (= Georgius Agricola, Ausgewählte Werke 4). AGRICOlA 1556: AGRICOLA, GEORG: De re metallica libri XII, (Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen) Basel 1556, Nachdruck, übersetzt und bearbeitet von GEORG FRAUSTADT und hg. von HANS PRESCHER, Berlin 1974 (= Georgius Agricola, Ausgewählte Werke 8). BAUER 1976: ~AUER, INGOLF: Zur Geschichte der Schmelztiegelherstellung in O~emzell, m: Volkstümliche Keramik aus Europa, Zum Gedenken an Paul Stleber, München und Berlin 1976, S H NICKEL S. 23; ADAM/STOlL/WILDE 1990; COTTER 1992; MAARLEVELD 1984.

83 Schmelztiegel, ein wenig beachtetes Thema 389 BAUER 1983: BAUER, INGOLF: Handbuch und Führer zum Keramikmuseum Schloß Obernzell, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, München BECI<~MANN 1779: BECKMANN, JOHANN: Beiträge zur Oekonomie, Göttingen BECKMANN 1787: BECKMANN, JOHANN: Anleitung zur Technologie, I. Auflage, Göttingen 1780, 3. Auflage, Göttingen BECKMANN 1796: BECKMANN, JOHANN: Anleitung zur Technologie, 4. Auflage, Göttingen 1796 (Erweiterung der 3. Auflage von 1787). BORCHARD 1924: BORCHARO, WANOA: Die Entwicklung der Tonindustrie in Großalmerode, Berlin 1924 (= Fachbücher der Keramischen Rundschau 13), [Dissertation Göttingen 1924]. COTTER 1992: COTTER, JOHN P.: The mystery of the Hessian Wares, Post-medieval tri angular crucibles, in: GAIMSTER, DAVlD und REOKNAP, MARK (Hg.): Everyday and exotic pottery from Europe c , Studies in honour of John Gillian Hurst, Oxford 1992 (Oxbow Monograph 23), S DELFS 1952: DELFS, JÜRGEN: Die Flösserei im Stromgebiet der Weser, Bremen 1952 (= Schriften der wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens, Neue Folge 34). FREESTONE/TITE 1986: FREESTONE, JOHN C. und TITE, MICHAEL S.: Refractories in the ancient and preindustrial world, in: KINGERY, W. D. und LENSE, ESTHER (Hg.): High technology ceramics, Past, present, and future, The nature of innovation and change in ceramic technology, Symposium on ceramic history and Archaeology, 88th Annual meeting, Papers, Columbus Ohio 1986 (= Ceramics and civilization 3), S GÄDICKE 1799: GÄDICKE, JOHANN CHRISTIAN: Fabriken- und Manufacturen-Addreß Lexikon von Teutschland [... ], 2 Bände, Weimar GATTERER 1790: GATTERER, CHRISTOPH WILHELM JAKOB: I. Technologische Beschreibung der Stadt Groß-Allmerode in Niederhessen, in: Technologisches Magazin 1,1790, S KRANZFELDER 1982: KRANZFELDER, URSULA: Zur Geschichte der Apothekenabgabeund Standgefaße aus keramischen Materialien unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Süddeutschland vom 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert, Dissertation München KÜTHER 1973: KÜTHER, WALDEMAR: Historisches Ortslexikon des Kreises Witzenhausen, Marburg/Lahnl973 (= Historisches Ortslexikon des Landes Hessen. Regierungsbezirk Kassel I). LIBAVIUS 1597: LlBAVIUS, ANOREAS: Die Alchemie des Andreas Libavius. Ein Lehrbuch der Chemie aus dem Jahre 1597, deutsche Übersetzung von ATTERI:R,

84 390 Hans-Georg Stephan MATTHlAS u. a., kommentiert von REx, FRlEDEMANN, WeinheimlBergstraße MAARLEVELD 1984: MAARLEVELD, THIJS JACOB: Archeologie in troebel water, Eein nieuwe werkwijze voor scheepsonderzoek, Twee schepen onderzocht (= Archeologie onder water 1) Rijswijk NICKEL 1964: NICKEL, ERNST: Der "Alte Markt" in Magdeburg, in: UNVERZAGT, WILHELM (Hg.): Ergebnisse der archäologischen Stadtkemforschung in Magdeburg 2, Berlin 1964 (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 18). VON DER OSTEN 1998: VON DER OSTEN, SIGRlD: Das A1chemistenlaboratorium Oberstockstall, Ein Fundkomplex des 16. Jahrhunderts aus Niederösterreich, Innsbruck 1998 (= Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 6) [Dissertation Universität Wien 1992]. READ 1947: READ, JOHN: The Alchemist in Life, Literature and Art, London ROTTLÄNDER 2002: ROTTLÄNDER, ANTJE: Technische Keramik aus Graphitton und ihre Absatzgebiete vor dem ersten Weltkrieg, in: DITTMAR, MONIKA und ENDRES, WERNER (Hg.): Kiepe, Pferdefuhrwerk, Eisenbahnwagon, Keramik als Gebrauchs- und Handelsware, Beiträge zum 35. Internationalen Hafnerei-Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung in Velten (Land Brandenburg) vom 22. bis 28. September 2002, Velten 2003 (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises rur Keramikforschung 4), S STEPHAN 1995: STEPHAN, HANS-GEORG: Großalmerode, Ein europäisches Zentrum der Herstellung von technischer Keramik, Die Geschichte der keramischen Gewerbe in Großalmerode und Epterode und die Entwicklung ihrer Produktion vom 12. bis zum 19. Jahrhundert, Teil 11: Technische und Baukeramik, Tonpfeifen, Knicker, Steingut, Porzellan, Aspekte von Handel, früher chemischer Industrie, Bergbau und Gewerbegeschichte, Großalmerode/Dransfeld STEPHAN 2008: STEPHAN, HANS-GEORG: Großalmerode, ein bedeutender historischer Töpferort in Hessen und Europa, Aspekte insbesondere von Keramikhandel und Herstellung technischer Keramik, in: SCHINDLER, THOMAS und WITTSTOCK, JÜRGEN PAUL: Keramik und Landesgeschichte, 2008 (= Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 20), S

85 Die "trockene" Silberprobe ULRICH SIEBLIST Die Probierkunst war im 18. Jahrhundert Bestandteil der Edelmetallberufe. Sie diente der Kontrolle von Produkten dieser Berufsgruppen, der Untersuchung Silbers unbekannter Zusammensetzung und der Reinigung verunreinigten Materials in kleinsten Mengen. Sie erforderte zum einen Kenntnisse in Mathematik, die weit über die allgemein üblichen Grundrechenarten hinaus gingen, zum anderen die Kenntnis der überregionalen und der vielen regionalen Gewichtssysteme, der dementsprechenden Wertsysteme und der verschiedenen Münzsorten der deutschen Kleinstaaten und des Auslands. Daneben war der metallurgische Teil des Verfahrens zu beherrschen, wobei das Wissen um die chemischen Zusammenhänge empirisch war. Für den eigentlichen Vorgang des Probierens waren nur die Kenntnisse der Wägetechnik und der Metallurgie von Bedeutung. Das Prinzip bestand darin, dass eine oder mehrere gewogene Proben einer größeren Silbermenge schmelztechnisch von eventuell enthaltenen unedleren Bestandteilen befreit wurden. Eine Trennung von Gold und Silber ist mittels Probierens nicht möglich. Der Vergleich von Ausgangsund Endgewicht ermöglichte dann eine Aussage zum Feingehalt des in Frage stehenden Silbers. Eventuelle Gewichtsdifferenzen bezeichneten den Anteil enthaltener unedler Metallanteile. Das Instrumentarium des Probierers war nicht sehr umfangreich. Es bestand aus einem Stichel oder kleinem Meißel zur Probenentnahme, einer aufziehbaren Feinwaage und einem Feingewichtssatz mit Pinzette. Die Art des Gewichtssatzes orientierte sich entweder am örtlichen Gewichtssystem, am Dezimalsystem oder der Gewichtssatz war frei geteilt. Bei Letzterem wurde ausgehend von einer frei gewählten Grundeinheit von 1 durch Halbieren, Vierteln, Achteln usw. ein Ge ~ichtssatz aufgebaut, mittels dessen Verhältnisangaben gemacht werden konnten. Ublich war auch die Teilung nach dem Sexagesimalsystem. Ziel des Wiegens war die Kontrolle zwischen Ausgangs- und Endgewicht, um zu klären, ob das beprobte Material den fiir Preis, Verarbeitung und Gebrauch wichtigen Reinheitsanforderungen entsprach oder nicht. Als nächstes Arbeitsmittel wurde ein spezieller Schmelztiegel benötigt, der in der Lage war, auf grund seiner feinen KapiIIarstruktur die unedle ren Bestandteile der Probe zu absorbieren. Da für die Beprobung nur geringste Mengen Metall erforderlich waren, schwankte der Durchmesser eines solchen Probiertiegels zwischen 1/2

86 392 Ulrich Sieblist und 11/2, maximal 2 1 /2 Zoll. Diese winzigen Tiegel - Kupellen genannt - wurden mittels eines Formringes (Nonne) und eines halbkugeligen Stempels (Mönch) aus einem Materialgemisch - je nach regionaler Gewohnheit ein Aschegemisch oder gebrannter Glimmer unter Beimengung unterschiedlicher Zusätze - hergestellt. Allgemein üblich waren Kupellen aus einem Gemisch der Asche von Holz und Knochen. Da der Betrieb einer Münze oder eines Edelmetall verarbeitenden Gewerkes ständig Feingehaltsproben erforderte, wurde das Material, wie auch die Kapellen ständig auf Vorrat hergestellt und bereitgehalten. Dazu wurde reine, weiße Holzasche, vorzugsweise von Buche, angefeuchtet, im Mörser fein zerrieben und mehrmals mit Wasser aufgeschlämmt durch ein Haarsieb getrieben. Die in der Asche enthaltenen Salze (Natronlauge oder Kalilauge) wurden dabei gelöst und ausgewaschen. Das Wasser wurde so oft gewechselt, bis der Laugeneffekt durch Schmecken oder die Verseifung am eingetauchten Finger nicht mehr spürbar war. Diese Aufbereitung war notwendig, um zu verhindern, dass die Kupellen beim Probiervorgang durch restenthaltenes Salz verglasten und nicht genügend saugten - "raubten". Parallel wurden Knochen von Tieren oder Fischen gesammelt, weißgebrannt und in gleicher Weise aufbereitet. Die so vorbereitete, möglichst feine Asche beider Sorten wurde getrocknet, erneut gemahlen, im Verhältnis von zwei Teilen Holzasche einen Teil Knochenasche zusammengemengt und zu Kugeln geballt aufbewahrt. Zur Herstellung der Kupellen wurde die Aschemischung nochmals fein gerieben und dann mit etwas Bier soweit angefeuchtet, dass ein in der Hand zusammengedrückter Ballen nicht mehr auseinanderfiel. Der Zusatz von Bier ermöglichte zum einen die Formbarkeit der Asche ermöglicht, zum anderen bewirkte das Klebvermögen der Maltose, dass die Kupellen beim Trocknen und später im Brand die Form behielten. Die feuchte Masse drückte man fest in den Formring und zog glatt ab. Von oben wurde dann der Formstempel eingeschlagen und so die Kupelle gebildet, die anschließend trocknete. Der letzte Teil der Ausstattung war das Probieröfchen, ein Muffelofen. Er bestand aus einem ausschamottierten Vierkanttürmchen, hatte unten eine Aschenöffnung, auf halber Höhe eine Beschickungsklappe, hinter der ein Rost eingebaut war und oben eine Einfüllklappe für die Holzkohle. Den oberen Abschluss bildete ein Rauchrohr zum besseren Zug. Die Temperatur regelte man über das Öffnen oder teilweise Schließen der Aschenklappe. Auf den Rost wurde vor dem Anheizen ein halber Tontiegel gestellt oder ein Gewölbe aus Tonscherben gesetzt, um zu verhindern, dass Kohle oder Asche in die Kupelle f,illt und um den Vorgang beobachten zu können. In dieses Gewölbe wurde, wenn der Ofen die richtige Glut hatte, die Kupelle gesetzt und nach deren Abrauchen - wenn sie glühte - die Probe eingelegt. Diese war zuvor aufbereitet worden, indem die Materialprobe mit etwa der vier- bis achtfachen Menge silberfreiem Probierblei auf einem Scherben zusammenge-

87 Die "trockene" Silberprobe 393 schmolzen wurde. In der glühenden Kupelle schmolz diese aufgrund der geringen Größe sehr schnell und bildete eine Kugel - den König. Danach wurde die Hitze verringert, um dem Blei Zeit zu geben, zu oxidieren und in die Kupelle einzuziehen. Die Oberfläche der Schmelzkugel war während dessen schlierig, wolkig und bewegt. Der Scheidevorgang war abgeschlossen, wenn die Schmelzkugel blickte, d. h., wenn auf der Kugel keine Schlieren oder Oxidhäutchen mehr zu sehen waren und die Oberfläche klar glänzend aufstrahlte. Die Bereiche des Tiegels, in die das Blei samt Verunreinigungen eingezogen war, erschienen nun etwas dunkler, der Rest blieb weißglühend. Wird die Kupelle in diesem Zustand mit einer Tiegelzange aus dem Ofen gehoben, kann man eine Besonderheit des Silbers beobachten. Silber hat die Eigenschaft, beim Schmelzen etwa die Hälfte seines Volumens an Sauerstoff aufzunehmen. Bei der nun plötzlich einsetzenden Abkühlung wird dieser ruckartig freigesetzt, wobei aus der Kugeloberfläche Beulen, Ästchen oder ganze Perlen herausgepresst werden und erstarren. Trotz der Kleinheit der Probe ist dabei deutlich ein zischendes oder prasselndes Geräusch, das Spratzen, zu hören. Kühlt die Probe im Ofen langsam ab, ist dieser Vorgang nicht so rasant und die Kugel bleibt weitgehend glatt, rund und silberweiß. Haften Verschmutzungen am König oder war er nicht gänzlich weiß, so musste der Scheidevorgang wiederholt werden. Die Ursachen für das Misslingen waren entweder eine schlechte Kupelle (Salze in der Asche), oder die zu geringe Beifügung von Blei, bzw. die Legierung war ungewöhnlich schlecht und das Blei hatte nicht ausgereicht, um alle Beimengungen zu lösen. Nach dem Probieren wurde das Silber erneut gewogen und es zeigte sich, ob das probierte Material den Angaben gemäß war oder nicht. Mit gewissen Toleranzen konnte auch gesagt werden, weichen ungefähren Feingehalt es hatte. Bezogen auf das Münzwesen wurde hauptsächlich probiert, ob die Mark Fein auch wirklich "fein" war. Bei den Silberschmieden galt es, lebensmittelsichere Legierungen einzuhalten bzw. vorgegebene Legierungen zu garantieren. Deshalb wurde bei ihnen alle Ware vor der Auslieferung zum Zunftobermeister zum Beschau gebracht. Dieser nahm mit einem Flachstichel von allen Teilen eine Probe. Hierbei wurde unter Hin- und Herschaukein mit dem Stichel ein Span gestochen, wobei sich das bekannte Zickzackmuster bildete, der Tremolierstich. Die Späne eines jeden Meisters wurden gesammelt und in festgelegten Zeitabständen zusammengeschmolzen und probiert. Beim Ankauf von Altsilber war das Probieren für die Festsetzung des Preises notwendig. Es erforderte die Prozentrechnung und die Umrechnung von Tausendteilangaben in Lotstandards und dann wieder die Rückrechnung vom Probengehalt auf die Gesamtmenge des in der Lieferung enthaltenen Feinsilbers. Denn nur dieses stellte ja den Wert dar, der je nach Handelssituation in ortsgültiger Währung auszudrücken War. Noch problematischer wurde es beim Fernhandel. Es bedurfte schon elmger Kenntnisse und Umrechnungstabellen um die Zusammenhänge zu beherrschen.

88 394 Ulrich Sieblist Das Amt des Probierers übte oft für mehrere Gewerke/Zünfte die gleiche Person, der Wardein eines Amtes oder Rates, aus. Er musste eine Ausbildung durchlaufen, wurde geprüft und vereidigt und hatte ein für seine Zeit recht beachtliches und vielseitiges Wissen. Solange die Probiererei nur im Kleinen betrieben wurde, dürften die benötigten Bleimengen geringfügig gewesen sein. Bei ständigem Probierbetrieb war die Bleimenge jedoch beachtlich. Die mit Bleiglätte, Blei und Kupfer durchsetzten Teile der Kupellen wurden deshalb gesammelt und das Blei auf der Hütte zurückgewonnen. Neben dem Probieren eines Materials auf metallurgischem Wege gab es noch ein "Schnellverfahren" - die Strichprobe. Sie hat nichts mit dem oben beschriebenen Tremolierstich oder- Strich zu tun. Das Instrumentarium für diese Methode bestand aus einem Probierstein, einem Satz Probiernadeln und der Probiersäure. Der Probierstein war ein Stück Kieselschiefer, plan geschliffen, leicht rau und tiefschwarz. Die Probiernadeln bestanden aus schmalen Messingblechstreifchen, auf deren Enden jeweils ein Stückchen Edelmetall einer definierten Legierung gelötet wurde - auf jede Nadel eine andere. Die Differenzierung erfolgte in Lotschritten, bei Gold in Karat. Statt der Nadeln wurden die Probierspitzen mancherorts auch auf die Zacken eines Sternes aufgelötet. Die Probiersäuren bestanden aus Königswasser unterschiedlicher Konzentration. Für die Probe wurde der Stein gereinigt und anschließend mit dem zu beprobenden Material ein Strich aufgerieben. Daneben rieb man einen Strich mit der Probiernadel des vermuteten oder angegebenen Feingehaltes. Zur Probe wurde quer über beide Silberstriche die Probiersäure aufgebracht. Am unterschiedlichen oder auch gleichen Grad der Auflösung des Probenstriches im Verhältnis zum Standardstrich war zu erkennen, ob es sich um gleichwertige oder differente Legierungen handelte. Diese Art des Probierens erforderte sehr viel Erfahrung und blieb immer ungenau. Sie diente mehr dazu, Fälschungen schnell zu erkennen.

89 Die "trockene" Silberprobe 395 Abb. 1: Material und Werkzeug der Kupellenherstellung. Abb. 2: Probenherstellung, Barren, Tremolierstich, Probenlrugel, Bleizusatz.

90 396 Ulrich Sieblist Abb. 3: Kupelle im Glühöfchen. Abb.4: Stadien der Kupellen (von links): frische Kupelle, abgerauchte Kupelle, Kupelle nach dem Probiervorgang.

91 Die "trockene" Silberprobe 397 Abb. 5: Perlenbildung durch Spratzen auf dem erstarrten König, deutlich die dunklen mit Blei angereicherten Bereiche der Kupelle.

92 398 Ulrich Sieblist Ausgewählte Literatur AGRICOLA, GEORG: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, hg. von SCHIFFNER, CARL u. a., München BREPOHL, ERHARD: Theorie und Praxis des Goldschmieds, Leipzig CLAUS, JULIUS EBERHARD VOLKMAR: Kurtzgefaßte Anleitung zum Probieren und Münzen, Stolberg 1753, Nachdruck Auleben ERCKER, LAZARus: Drei Schriften, bearbeitet von BEIERLEIN, PAUl REINHARD und WINKELMANN, HEINRICH, Bochum HAllENS, JOHANN SAMUEL: Werkstäte der heutigen Künste, oder die neue Kunsthistorie 1, Brandenburg und Leipzig 1761, S JUSTI, JOHANN HEINRICH GOTTLOB VON: Die Kunst das Silber zu Affiniren, in: Schauplatz der Künste und Handwerke, oder vollständige Beschreibung derselben 1, Erlangen 1762, S SCHIFFNER, CARL: Einführung in die Probierkunde, Zum Gebrauche beim Unterricht an Bergakademien, technischen Hochschulen, Berg- und Hüttenschulen und verwandten Anstalten, Halle (Saale) Sämtliche Fotos U1rich Sieblist.

93 Probiertechnik bei Georg Agricola und Lazarus Ercker PETER HAMMER Das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts, als LAVOISIER ( ) die Verbrennung als Verbindungsbildung mit dem Sauerstoff erkannte, wird im Allgemeinen als Beginn des Zeitalters der quantitativen Untersuchungen in der Chemie angesehen. Mit der alten Probierkunst mussten jedoch schon lange vorher genaueste quantitative Analysenmethoden angewendet werden. Im Buch VII seines Werkes De re metallica libri XlI beschreibt AGRJCOLA die Probierverfahren wie folgt: Doch die bereits geschmolzenen Metalle pflegen wir zu probieren, so daß wir in Erfahrung bringen können, wie groß der Anteil Silber in einem Zentner Kupfer oder Blei ist oder welchen kleinen Teil Gold ein Pfund Silber in sich enthält; [... ) Ja, ein solcher Versuch lehrt, ob Münzen echt oder unecht sind und stellt mit Sicherheit das Silber fest, wenn davon mehr als recht ist die Münzer dem Golde beigemischt haben; oder Kupfer, wenn dieselben dieses mehr, als sie dürfen, mit dem Gold oder Silber legiert haben; [... ]1 Nach LAZARUS ERCKER2 ist das Probieren eine Kunst, die lehrt, welche und wie viel an Metallen die Bergarten enthalten, wie die Metalle zu trennen und wie die Verunreinigungen zu entfernen sind. Auch bei den Münzwerken, dort also, wo aus Gold und Silber Geld gemacht wird, ist dem Probieren neben den schaifsinnigen, dazu gehörigen Berechnungen keineswegs zu entraten, sondern höchst noflvendig. In der Probiertechnik findet man bereits alle notwendigen Elemente der Analytik: - vorschriftsmäßige und identische Probenahme - genaue Einwägung - Beherrschung des Trennungsganges - Doppelbestimmungen - Genaue Endwägung - Berechnungen AGRKOLA 1556, Buch VII, S ERCKER 1580, S. 43.

94 400 Peter Hammer Probenahme Das Probieren der Erze hat AGRlCOLA wie oben erwähnt beschrieben. Die Vorbereitung geschieht durch Brennen, Rösten, Pochen und Waschen. Hartes Erz muss gebrannt werden, damit es gepocht und gewaschen werden kann. Alles, was gewaschen wurde, muss wieder getrocknet werden. Die Erze müssen zum Probieren fein zerkleinert und gut vermengt vorliegen. Auf dem Gebiet der Münztechnik werden von LAZARUS ERCKER interessante Einzelheiten zur Analytik der Münzen aufgeführt. Die Probeentnahme geht davon aus, dass die Silberverteilung sowohl in einer Münze als auch in verschiedenen Münzen ungleich ist und daher eine Granulation, ein Aushämmern und die Beprobung mehrerer Münzen vorsieht. Als weiteres Qualitätsmerkmal ist die Doppelbestimmung angeführt. Ercker empfiehlt gemünztes Geld nach groben und kleinen Sorten folgender Maßen zu probieren: Grobe Sorten wie Taler und Gulden dünn zu schlagen und mit der Schere 2 Probiermark abzuschneiden. Bei Zwei- und Dreikreuzern von 3 Stück kleine Stücke abschneiden, von den Rändern auch etwas (in welche Probe zuviel von den Rändern kommt, diese wird am Gehalt reicher). Wieg zwei gleiche Mark nach dem Grängewicht ein - haben die Körner die gleiche Schwere, so ist die Probe richtig gemacht. Vergleich eines der Körner mit dem Grängewicht, wie viel Du dann Lot und Grän findest, soviel enthält I Mark der genannten Münzen feines Silber. 3 Ercker schreibt weiter: Von Pfennigen nimm 12 Stück, schneide von jeden 2 Stück ab, dicke und dünne Stellen! Dasfeine Korn wird bei den Proben. in denen viel Dünnes ist, fast 2 Grän höher als bei denen, in denen viel von den dicken Pfennigen enthalten ist. Weil aber die kleinen Münzen wegen des Weißsiedens im Gehalt ungleich sind, so ist der Gehalt am besten so zu erkunden, dass man 1 Mark dieser Münzen in einem Tiegel zusammenschmilzt und zu einem Zain gießt und man diesen Zain probiert. 4 Auch AGRICOLA 5 beschreibt die Entnahme des Münzmaterials für die Probe inklusive der Doppelbestimmung sehr ausführlich. Der Aufwand zur Entnahme der zu analysierenden Proben scheint unter heutigem Gesichtspunkt recht hoch, jedoch garantierte diese Verfahrensweise der repräsentativen Probeentnahme sowie der Doppelbestimmung eine hohe Genauigkeit der Analysenergebnisse. Vgl. ERCKER S. 84 f. ERCKER 158~ S. 85. A(iRWOU Buch VII. S. 329.

95 Probierteehnik bei Georg Agrieola und Lazarus Ereker 401 Die Wägetechnik Die Wägetechnik erforderte hohe Ansprüche, die gerade in den Münzstätten den höchsten technischen Stand erreichte. Selbstgefertigte Waagen und Gewichtssätze mit genauer Abstufung bestimmten die hohe Genauigkeit. Die Waagen müssen auf die zu wägenden Stücke abgestimmt und entsprechend abgestuft sein. Die Empfindlichkeit, definiert als die gerade noch zu bestimmende Masse, wird bei der Balkenwaage u. a. durch die Masse und Länge der Balken sowie durch die Reibung in den Drehpunkten bestimmt. AGR/COLA unterscheidet drei kleinere Waagen: A. für einige Unzen I B. für Probierzentner I C. für Körner (Abb. 1). Abb. 1: Die drei kleinen Waagen nach AGRICOLA Buch VII. S Empfindlichkeit: A. für einige Unzen (I Unze ~ 29.2 g). B. für Probierzentner (3.6 g). C. für Körner (ca. 3 mg).

96 402 Peter Hammer Es gibt drei kleinere Waagen, mit denen wir Erz, Metalle und Zuschläge wiegen. Mit der ersten wiegen wir Blei und die Zuschläge: Sie ist unter den kleineren Waagen die größte; und wenn man 3 Unzen (1 Unze = 29,2 g) des größeren Gewichts auf die eine ihrer Schalen legt und ebensoviel auf die andere, leidet sie keinen Schaden. Die zweite ist empfindlicher; auf ihr wiegen wir Erze oder Metall, die wir probieren wollen. Sie kann 1 Zentner des kleineren Gevdchts gut auf der einen Schale tragen (3,6 g) und auf der anderen Erz oder Metall, so schwer, wie dieser kleine Zentner ist. Die dritte ist die empfindlichste; mit ihr wiegen wir die kleine Menge 6 (die Körner) Gold oder Silber, die nach Durchfiihrung des Probierens am Boden der Kapelle zurückgeblieben ist. 7 Um hohe Empfindlichkeiten zu erreichen, stellten sich die Probierer ihre Waagen selbst her oder verbesserten käufliche Waagen (Nürnberg, Köln oder auch aus dem Bergischen Land) durch Feinabgleich und Abschirmung. In Bezug auf die Probiergewichte ist auffällig, dass in der zeitgenössischen Literatur des Probierens der größte Wert auf deren Einteilung und nicht auf deren Masse gelegt wird. Die Einteilung der Probiergewichte erfolgte entsprechend der HandeIgewichte, nur auf geringerer Basis. Man besaß den Zentner, das Pfund, die Mark als Handelsgewichte und dementsprechend den Probierzentner, das Probierpfund und die Probiermark als Probiergewichte. Während die Handelsgewichte definierten Massen entsprechen mussten, kam es bei den Probiergewichten nicht auf eine bestimmte Masse an. Für die analytischen Bestimmungen war jedoch die Abstufung von entscheidender Bedeutung, was die vorrangige Behandlung in den Probierbüchern erklärt. Diese Probiergewichte wurden von den Probierern selbst angefertigt und stellten die Grundlage der exakten Feingehaltsbestimmung dar. 8 Die Gewichtsreihen wurden entweder von oben nach unten, beginnend mit dem Probierzentner oder der Probiermark oder von unten nach oben bzw. alternierend eingewogen. 6 Empfindlichkeit ca. 3 mg. AGRICOLA Buch VII, S Dem kam entgegen. dass es an sicher justierten Gewichtsstücken fehlte. Die in den verschiedenen Münzstätten gebrauchten Gewichtsstücke wichen mehr oder weniger beträchtlich voneinander ab (GROTE S. 48).

97 Probiertechnik bei Georg Agricola und Lazarus Ercker 403 m GJ [B l!!i [!J LB IHI 8 m LiliO Abb. 2: Abstufung der Wägestücke nach AGRICOLA (1556, S. 341) in Pfund und Lot. Obere Reihe: 100,50,25, 16,8,4,2, 1 Pfund 1/2 Pfund = 1 Mark = 16 Lot, 8, 4, 2, 1 Lot. Untere Reihe: 112,64,32, 16,8,4,2, 1 Pfund 1/2 Pfund = 1 Mark = 16 Lot, 8,4,2, 1 Lot. Die Einteilung der Probiergewichte erfolgt nach AGRlCOLA in zwei Reihen (Abb. 2), die auch ERCKER anwendet, wobei sich nach ERCKER Vorteile der unteren Reihe wegen der besseren Teilbarkeit der Wägestücke ergeben. AGRICOLA schreibt dazu: Die Gewichtsstücke sind aus Silber. Messing oder Kupfer hergestellt. Die ersten und größten davon wiegen meist 1 Quent [= 3,6 g]. Je kleiner sie nämlich sind, desto brauchbarer sind sie, desto weniger nämlich brauchen wir von dem zu probierenden Erz oder Metall und Blei. Dieses Stück heißt ein Probierzentner 9 und entspricht der größeren Zahl von Pfunden, die ebenfalls 100 wiegt. 1 0 Eine Einteilung der Probierrnark wendet LAZARUS ERCKER 11 an, wobei er nach dem Grän- und nach dem Pfenniggewicht unterteilt (Abb.3). Die Einteilung nach dem Grängewicht umfasst 12 Gewichte, die bis ca. 0,09 % reichen. Die andere Unterteilung nach dem Pfenniggewicht umfasst 10 Stücke bis 0,2 %, wobei 1 Mark == 16 Lot = 256 Pfennigen entspricht, I Lot = 16 Pfennig; 16 Pfennige = 18 Grän. AGRICOLA 1556, Buch VII, S. 759, Anmerkung 350 in Freiberg: 3,75 g. 10 AGRICOLA 1556, Buch VII, S. 338 ff. 11 ERCKER 1580, S. 63.

98 404 Peter Hammer.. ~ i ~ ~ E E E... N ::; ~ "' "' '" ;; tl ~ I CY ~ ;} N M ti " 6 ~. ~ i.. ~ ;t ~ N ~ ~ N N ~ '!i.. g ~ ~..; " '" I I Abb. 3. Einteilung der Probiermark nach dem Pfenniggewicht und dem Grängewicht in Anlehnung an ERCKER (Ercker 1580, S. 63) aufvergleichsflächen bezogen. Einteilung der Probiermark nach dem Einteilung der Probiermark nach dem Pfenniggewicht (untere Reihe) Grängewicht (obere Reihe) 16 Lot - 1 Mark / 100 % (64 cm 2 ) 16 Lot ~ I Mark /100 % (64 cm 2 ) 8 Lot / 50 % (32 cm 2 ) 8 Lot / 50 % (32 cm 2 ) 4 Lot / 25 % (16 cm 2 ) 4 Lot / 25 % (16 cm 2 ) 2 Lot / 12 5 % (8 cm 2 ) 2 Lot /125 % (8 cm 2 ) 1 Lot - 4 Quent /625 % (4 cm 2 ) 1 Lot ~ 18 Grän / 6 25 % (4 cm 2 ) 2 Quent / % (2 cm 2 ) 9 Grän / % ( 2 cm 2 ) 1 Quent = 4 Pfennig / 1 6 % (1 cm 2 ) 6Grän/21%(13cm 2 ) 2 Pfennig / 0 8 % (50 mm 2 ) 3 Grän / 1 05 % ( 65 mm 2 ) 1 Pfennig = 2 Heller / 0 4 % (25 mm 2 ) 2 Grän / 0 7 % (40 mm 2 ) 1 Heller /02 % (125 mm 2 ) 1 Grän / 0 35 % (20 mm 2 ) 1/2 Grän / 017 % (10 mm 2 ) 1/2 Grän / 0,09 % (5 mm 2 ) Es werden also die Gräne in kleinere Teile eingeteilt als die Pfenniggewichte, sodass sich nach dem Grängewicht der Gehalt genauer angeben lässt. Über die Genauigkeit der Bestimmung informiert LAZARUS ERKER: Obwohl der vierte Teil eines Gräns [das entspricht 0,09 %] beim Angeben des Gehaltes nicht gebräuchlich ist, so hat ihn der Probierer doch nötig, um genauen Bericht zu erstatten ERCKER S. 64.

99 Probiertechnik bei Georg Agricola und Lazarus Ercker 405 Für die Probiennark gelten dieselben Betrachtungen wie für den Probierzentner. Eine festgelegte definierte Probiennark gibt es nicht. Die Gründe dafür sind die Unmöglichkeit der Herstellung und Verbreitung eines derart genauen Standardgewichtes. Die Probierer stellten ihre Reihen der Wäge stücke selbst so her, dass das kleinste Gewicht der höchsten Empfindlichkeit der empfindlichsten Waage entsprechen musste 13 und die vorgegebenen Abstände genau eingehalten werden mussten. Die Anfertigung der Reihen der Gewichtsstücke war nach dem Duodezimalsystem - durch Verdopplung oder Halbierung der Massen - einfach und mit geringem Fehler verbunden. Beherrschung des Trennungsganges am Beispiel der Kupellation (Probieren von Silber) Das Probieren auf Silber mithilfe der Kupellation und die schmelzmetallurgische Silbergewinnung sind ein und derselbe Vorgang, der sich nur nach den Mengen unterscheidet. Das Probieren durch die Feuerprobe mit einer Kupelle (besonderer Tiegel), daher auch Kupellation genannt, besteht darin, dass die Silber enthaltende Probiennenge mit Blei verschmolzen wird. Das Blei wird dabei durch den Luftsauerstoffzu Bleiglätte PbO oxidiert. Diese nimmt die Verunreinigungen in sich auf und wird auch auf grund ihrer geringen Oberflächenspannung vom Tiegelmaterial aufgesaugt. Silber löst sich nicht in der Bleiglätte, bleibt also in der Kupelle zurück und zeigt sich nach Entfernung der Glätte durch seinen Silberblick. Die Beherrschung dieses metallurgischen Vorgangs erfordert sehr viel Erfahrung der Probierer und SiJberbrenner. Nach einer alten Regel heißt es: Kalt getrieben - heiß geblickt. Bei heißem Treiben wird mehr Silber in die Kupelle abgeführt, was zu beachtlichen Silberverlusten führen kann. 13 [n einer eigenen Versuchsreihe mit einer kleinen Dukatenwaage kam der Autor bei einer Empfindlichkeit von 3,5 mg für 1/2 Grän auf2,ol6 g der Probiermark.

100 406 Peter Hammer öO,S' :,> 700.~ <....'< 60. '0 ~ ~ ~ \ \ 1\ \ \ \ \ \ ~ 5IJ '0 \ '{} 30 '0 ~\ \ 00 o Ag \ i ji< I 1'0 ~ ~ Alom-%!'b 20 3'0 '1'0 5'0 Schmelze "'" ~ ~ r-- SChmelzf+~ L, f+pb 30 ' tlew.-% Pb /J(} 7'0 8'0 9'0 ~I ~ - '\ ~ ~ 327' 97, '0 Pb Abb. 4: Das Zweistoffsystem Silber-Blei (HANSEN 1936, S. 46). Schmelzpunkt von Blei 327"C, von Silber 960,5 C, Eutektikum bei 304 C und 97,5 % Silber. Das Silber-Blei-Zustandsschaubild nach HANSEN I4 zeigt die vollständige Mischbarkeit der bei den Metalle im flüssigen Zustand sowie den Temperaturverlauf der Liquiduskurve an. Es ist ersichtlich, dass es zu Beginn des Prozesses nicht nötig ist, die Temperatur unnötig hoch zu treiben (also kalt treiben). So ist bereits eine Schmelze aus 90 % Blei und 10 % Silber bei ca. 460 C vollständig flüssig und eine von 40 % Blei und 60 % Silber bei ca. 700 C. Die Anreicherung des Silbers durch Oxidation des Bleis ist mit den geringsten Silberverlusten verbunden, wenn nach der Liquiduskurve gefahren wurde. Beim Schmelzpunkt des Silbers von 960 C werden, wenn die Temperatur etwas geringer ist, noch Bleireste im Silber verbleiben und wenn die Temperatur zu hoch ist, Silberverluste eintreten. Das Können und die Erfahrung des Metallurgen und Probierers waren für die optimale Prozessführung entscheidend. 14 HA~SEN 1936, S. 46, Abb. 4.

101 Probiertechnik bei Georg Agricola und Lazarus Ercker 407 Die Menge des zuzugebenden Bleis ist von dem Silbergehalt abhängig, wozu sowohl von AGRlCOLA als auch von ERCKER quantitative Angaben gemacht werden. (Bei 15-1ötigem Silber setzt man 5 oder 6 Schweren Blei hinzu, bei 15 Lot 3 Quentlein nur 4 Schweren, bei 14-lötigem 9 Schweren usw.) Im Zusammenhang mit der Kupellation steht die Frage nach der Reinheit des zurückgebliebenen Feinbrandsilbers l5, denn schließlich war ja dieses Silber der Maßstab für alle anderen Legierungen. AGRICOLA schreibt dazu: Wenn es ganzfeingebrannt ist. ist es ganz weiß. und 1 Mark davon ist bis auf 1 Quentfein das sind 15 Lot 3 Quentlein (4 Quentlein = 1 Lot, 1 Quentlein = 1,56 %; 100 % - 1,56 % = 98,44 %). Denselben Wert gibt LAzARus ERCKER an: Brandsilber soll im allgemeinen haben: 15 Lot und 3 Quentlein [4 Quentlein = 1 Lot, 1 Quentlein = 1,56 %]. das sind 98,44 %. Dass es recht kritisch ist, den bestimmtem Feingehalt anzusteuern, zeigt eine Stelle im Großen Probierbuch: Einige Silberbrenner setzen beim Brennen auf jede Mark Silber 1/2 Lot oder 1 Quent/ein [1,5 bis 3 %] Garkupfer zu. damit das Silber nicht über, sondern auf seinen genauen Gehalt kommt. Dieses Kupfer bleibt nicht beim Silber, sondern geht mitsamt dem Blei in den Test. Dieser Zusatz erfolgt an den Orten. wo das Silber ohne Probe angenommen und bezahlt wird. damit kein Teil Schaden oder Nachteil erleidet. 17 GERHARD KRUG weist darauf hin, dass niemals der Begriff "Feinsilber" auftritt, es wird nur von Lötiger Mark gesprochen. Er schreibt: Gewiss war es nach dem damals üblichen Abtreibeverfahren möglich. hochfeines Silber von 998 herzustellen. doch musste dies mit einem ungewöhnlich hohen und zudem progressiv steigenden Verlust an Silbersubstanz bezahlt werden, sobald eine Feinheitsgrenze von etwa 15 Lot 12 Grän (0,979) überschritten war. 18 Gleichmäßig niedrige Bleiwerte moderner Analysen l9 zeigen, dass der Schmelzer die Reinheit des Silbers während der Kupellation gut abschätzen konnte. Zur Erkenntnis wird der Vorgang des Spratzens - die beginnende Freisetzung des im flüssigen Silber gelösten Sauerstoffs - beigetragen haben, der nur bei reinem Silber auftritt.20 Der stets im Silber in geringen Mengen vorhandene Goldanteil verblieb bei der Kupeliation im Silber und ist daher mit im Silbergehalt enthalten. 15 HAMMER AGRICOlA Buch X, S ERCi(ER 1580, S KRUG 1974, S MOESTAIFRANKE 1995, S MOESTAIFRANKE 1995, S. 66.

102 408 Peter Hammer Für das Legieren war es wichtig, das Silber mit reinem Kupfer zu legieren. Dazu bestand eine Probiervorschrift von LAZARUS ERCKER. 21 Da schon geringe Mengen unedler Metalle die Eigenschaft des Silbers negativ verändern, war die Überprüfung der Verformbarkeit, der Duktilität und der Farbe des Feinbrandsilbers nicht nur eine notwendige Qualitätsmaßnahme, sondern auch eine Maßnahme zur indirekten Bestimmung des Feingehaltes. Berechnungen Die Berechnungen der Mischungsverhältnisse der Metalle, um einen bestimmten Feingehalt zu erhalten (AlIigationsrechnung) und die Umrechnungen zur Valvation nehmen im AlIgemeinen einen Großteil der Probierbücher ein. Einige Probierbücher befassen sich fast nur mit derartigen Berechnungen, wobei jedes Beispiel im Einzelnen meist über Kreuzrechnungen erläutert wird. Die nicht dekadischen Umrechnungen sind auch heute noch trotz Anwendung allgemeiner Formeln mit einem großen Rechenaufwand verbunden. Es soll ein Beispiel aus dem Probierbuch von 1. E. V. CLAUS 22 angeführt werden: Es hat jemand 5 und 8-lötiges Silber, daraus will er 6-lötiges fertigen. Wie viel in Mark muss er von jeder Sorte nehmen? Es sollen c die Konzentrationen in Lot und m die dazugehörigen Massen in Mark sein, dann gilt: clml + c2m2 = cemf, CI = 5/16, c2 = 8/16, CE = 6/16; ml + m2 = me = I; ml = 1 - m2 5/16ml + 8/16m2 = 6/16 5/16 (1 - m2) + 8/16 m2 = 6/16 5/16-5/16 m2 + 8/16 m2 = 6/16 3/16 m2 = 1/16 m2 = 1/3 ml = 2/3 Für 3 Mark 6-1ötiges Silber muss er 1 Mark 8-lötiges und 2 Mark 5-lötiges nehmen. Beim Ansatz von mehreren Komponenten sind immer erst zwei und dann jeweils eine weitere zu berücksichtigen. 21 ERrKER S CLAüS 1753, S. 77.

103 Probiertechnik bei Georg Agricola und Lazarus Ercker 409 Schlussbetrachtung Auf dem Gebiet des Münzwesens sah Lazarus Ercker die Krönung der Probierkunst, was in einem seiner Berichte deutlich zum Ausdruck kommt: Und ob wohl jetziger Zeit [1580] Goldschmiede. gemeine Probierer und Kaufleut sich bedünken lassen / wann sie etliche Beschickung des Tiegels rechnen können / sie haben nunmehr die Kunst gar hinweg / so mangelts ihm doch noch an dem fiirnemisten und besten stück / Nemlich daß sie bei keinem Müntzwerk ge)'l'esen / und dessen keinen rechten Verstand noch Übung haben / Deswegen von ihnen in diesen Sachen nichts fruchtbar/ichs würde können verursacht werden. 23 Die modemen Analyseverfahren sind schneller und genauer als die alte Probierkunst, jedoch kann diese dem Fachmann in Bezug auf Methode, Exaktheit und Urteilskraft wertvolle Anregungen geben. Literatur AGRlCüLA 1556: AGRICüLA, GEORGIUS: De re metallica libri XII, Basel 1556, Nachdruck übersetzt und bearbeitet von GEORG FRAUSTADT und hg. von HANS PRESCHER, Berlin 1974 (= Georgius Agricola, Ausgewählte Werke 8). BEIERLElN 1959: BElERLElN, PAUL REINHARD: Lazarus Ercker, Berlin 1959 (= Freiberger Forschungshefte D 12). CLAUS 1753: CLAUS, JULIUS EBERHARD VOLKMAR: Kurtzgefaßte Anleitung zum Probieren und Münzen, Stolberg 1753, Nachdruch Auleben ERCICER 1580: ERCKER, LAZARUS: Beschreibung der allervornehmsten mineralischen Erze und Bergwerksarten vom Jahre 1580, eingeleitet und bearbeitet von PAUL REINHARD BEIERLElN, Berlin 1960 (= Freiberger Forschungshefte D 34). GRüTE 1865: GROTE, HERMANN: Die Geldlehre, Insbesondere: der Wiener Münzvertrag von 1857, die Goldkronen und die deutschen Handelsvereine, Leipzig HAMMER 1995: HAMMER, PETER: Über Feinsilbergehalte von Münzen unter Berücksichtigung historischer Quellen, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 30, S HANSEN 1936: HANSEN, MAX.: Der Aufbau der Zweistoffiegierungen. Berlin KAHNT/KNORR: KAHNT, HELMUT und KNORR, BERND: Alte Maße, Münzen Gewichte. MannheimlWienlZürich BEIERLEIN 1959, S. 65.

104 410 Peter Hammer KRUG 1974: KRUG, GERHARD: Die Meißnisch-Sächsischen Groschen 1338~1500, Berlin MOESTAIFRANKE 1995: MOEsTA, HAsso BERND und FRANKE, PETER ROBERT: Antike Metallurgie und Münzprägung, BasellBostoniBerlin 1995.

105 Die Einführung der Kupellenprobe (Probe auf der Kapelle) als moderner Probiertechnik für Silber in den mitteleuropäischen Münzstätten des Spätmittelalters Untersuchungen zur Bedeutung und Ausbreitungsgeschichte einer vormodernen erfahrungstechnischen Innovation* GERALD STEFKE Inhalt 1. Vorbemerkungen: Das Thema und sein Umfeld 2. Forschungsgeschichte; Abgrenzung zwischen Kupellenprobe und Kupellation als Bezeichnung für das Silberproduktionsverfahren Treibarbeit (Thesen) 3. Die frühesten ausdrücklichen Zeugnisse für den Gebrauch der Kupellenprobe in mitteleuropäischen Münzstätten: Der deutschsprachige Südwesten seit Zeugnisse aus der Innerschweiz seit spätestens 1421, aus Norddeutschland seit 1432, aus Bayern seit 1431 und aus Meißen-Thüringen seit Nachweise für die Kupellenprobe durch Quellen, in denen das Wort Kapelle nicht vorkommt 6. Zusammenfassung 7. Zur Geschichte der Kupellenprobe außerhalb MitteJeuropas 8. Exkurs: Der Feingehalt des Lübecker lötigen Silbers, Literatur Überarbeitete, erweiterte und um den wissenschaftlichen Apparat ergänzte Fassung des am 4. April 2006 in Stolberg (Harz) gehaltenen Vortrags. Die Anfange der Materialsammlung und die Grundzüge der Interpretation reichen bis in die frühen I 980er Jahre zurück. Allerdings ist mit der geografischen und sachlichen Ausweitung der Arbeit der Materialbedarf erheblich gestiegen. Dem waren. wie sich je länger je mehr herausstellte, die Hamburger Bibliotheksverhältnisse nicht völlig gewachsen. Da ich rur die Überarbeitung nur wenige, noch dazu auf mehrere "Schübe" verteilte Monate Zelt hatte, habe ich nur das Allerwichtigste über die Fernleihe oder mit der Hilfe von auswärtigen Kollegen beschaffen können. Um Forschungsmöglichkeiten. die ich sehe. aber jetzt nicht nutzen konnte, nicht gleich wieder im Dunkel verschwinden zu lassen, habe ich öfters Titel genannt bzw. Tite!gruppen erwähnt, die ich gern benutzt hätte, aber in Hamburg nicht finden konnte Ich danke herzlich meinem Kollegen Dr. phi!. Klaus Schlottau, Arbeitsstelle SozialgeschIchte der Tech,mk und Umwelt am Historischen Seminar der Universität Hamburg, meinem Freund Dr. rer, nat. \\olfgang Zeuge, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg, und Herrn Dip!. Chemiker Robert Lehmann, Doktorand am Institut rur Anorganische Chemie (Lehrstuhl Prof Dr, habil Carla \'ogo.

106 412 Gerald Stefke 1. Vorbemerkungen: Das Thema und sein Umfeld Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein haben so gut wie alle Währungssysteme des europäischen Kulturraums ihre Geltung von der Menge des in den "Währungsmünzen" enthaltenen Edelmetalls abgeleitet. I Die Wertbasis der Währungseinheit wurde als eine bestimmte Menge Edelmetall in Münzform definiert. 2 Dies war, je nach dem Typ der betreffenden "Edelmetallwährung", Gold oder Silber; beim (problematischen) Typ der Doppelwährung handelte es sich um Gold und Silber in bestimmtem Mengenverhältnis.3 Ein solches Geldsystem setzte zwingend voraus, dass es Techniken der quantitativen Ede\metallanalyse, des Probierens, gab, mit denen ohne allzu großen Aufwand und routinemäßig der Edelmetallgehalt des Münzstoffs auf allen Stufen der Münzproduktion (und auch danach) genau und verlässlich, inter- 2 Arbeitskreis Analytik, der Leibniz-Universität Hannover für die Bereitschaft. eine der hier vorgelegten Fassung schon mehr oder minder nahe Version dieses Aufsatzes zu lesen. ihre Beobachtungen niederzuschreiben und darüber mit mir zu sprechen (die Bekanntschaft mit R. Lehmann hat Reiner Cunz gestiftet, wofür ich ihm sehr dankbar bin). - Der vorliegende Text. der Mitte Oktober 2007 abgeschlossen wurde, hat noch nicht überall die Gestalt erreicht, die ich ihm gern gegeben hätte, wenn ich für die Überarbeitung mehr Zeit gehabt hätte und nicht darauf hätte achten müssen, dass der Beitrag nach Umfang und Zeitpunkt der Fertigstellung nicht den Rahmen dieses Bandes sprengt. So wären die wortgeschichtlichen und terminologiekritischen Erörterungen im 2. Abschnitt auf ein erheblich breiteres und festeres Fundament zu stellen; ich habe daher das jetzt schon Vorhandene als "Thesen" bezeichnet. obwohl ich bis heute nichts gehört oder gelesen habe. was mich dazu veranlassen müsste, meine hier skizzierte Sicht der Verhältnisse zu revidieren. Dann wäre es natürlich angezeigt, den geografischen Rahmen "Mitteleuropa" durch die Untersuchung weiterer Regionen und Territorien dichter auszufüllen, die Darstellung also wenigstens tendenziell flächendeckend zu machen. Endlich wäre es sinnvoll, der Darstellung des technischen Fortschritts auf dem Gebiet des mitteleuropäischen Münzwesens im 15. Jahrhundert eine Untersuchung des organisatorischen Fortschritts bei der Kontrolle der Münzproduktion durch AuJzieher und Probierer oder Versucher hinzuzufugen. Das alles wäre Stoff genug fur ein Büchlein. das ich gern druckfertig haben möchte. Bis dahin würde ich mich über alle Anregungen und Hinweise auf versteckte Materialien sehr freuen, die einem derartigen Manuskript noch zugute kommen könnten. Damit soll natürlich keiner staats/asen Betrachtungsweise des Geldwesens (KNAPP 1905, S. VI) das Wort geredet werden; innerhalb eines mit Währungshoheit ausgestatteten politischen Gebildes konn ten auch schon im Spätmittelalter, nicht erst im "modemen" europäischen Staat des 18. und 19. Jahr' hunderts, stoftwertlose oder stoftwertarme Objekte durch die Obrigkeit als Geld proklamiert werden, wie besonders die dänische Geldgeschichte zeigt. Allerdings ist dies nur dann mit mehr als kurzfristigem Erfolg geschehen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt wurden, durch die wenigstens der wirtschaftlich und politisch handlungsmächtige Teil der Ge\dbenutzer vor Schaden weitgehend geschützt wurde. Selbst bei Scheidemünzen geringsten Nennwerts war mindestens eine Beschränkung der Emission auf die vom Zahlungsverkehr benötigten Mengen nötig; siehe dazu etwa STEFJ(E wo ein besonders friiher, zugleich gut dokumentierter Fall ausführlich dargestellt ist. Das geschah in der Regel indirekt, durch Bestimmung des Nennwerts der Währungsmünzen, deren Feingewicht gleichzeitig festgelegt wurde. Es galten also etwa sowohl I g Gold in der Münzsorte A wie 15 g Silber in der Münzsorte B als Edelmetalläquivalente einer Recheneinheit der NN-Währung.

107 Die Einführung der Kupellenprobe 413 subjektiv überpfüfbar, bestimmt werden konnte. 4 Deshalb stellt die Geschichte der Probiertechnik eines der wichtigsten Gebiete im Themenspektrum der Geschichte der Münztechnik dar; in der existierenden Literatur kommt dies freilich oft nicht deutlich zum Ausdruck. Für Gold und Silber kommen zum Teil dieselben Probiertechniken in Betracht. Hier soll es ausschließlich um die Methoden des Silberprobierens gehen, auch wenn von Techniken die Rede ist, die fiir beide Metalle angewendet werden. Bis in die Antike zurück reicht nur eine Technik, die nahezu "zerstörungsfrei" ist: Die Strich- oder Streichprobe. Da ihre Anwendung, nach Beschaffung der Grundausstattung, so gut wie keine Kosten macht, wird sie, als Schnellprobe, noch heute verwendet. Verlässliche Resultate liefert sie, wie alle technischen Verfahren, natürlich nur, wenn sie von einem erfahrenen Fachmann mit größter Sorgfalt praktiziert wird. 5 Selbst dann ergeben sich aber nur begrenzt genaue Werte; denn bei dem Verfahren handelt es sich um eine kolorimetrische Technik 6, um einen optischen Farbvergleich. Die modernen zerstörenden Techniken des Probierens von Silberlegierungen gehören fast alle zur Gruppe der nasschemischen Untersuchungsverfahren. Deren Geschichte reicht aber nur bis ins 2. Viertel des 19. Jahrhunderts zurück, bis zur Entwicklung und Ausbreitung der nassen Probe nach Gay-Lussac. 7 Bis dahin gab es als zerstörende Technik der quantitativen Untersuchung von Silberlegierungen nur die trockenen Verfahren, das fire assaying, um den anschaulichen englischen Begriffil zu erwähnen; dies war in jüngerer Zeit ausschließlich die so genannte Kupellenprobe. Dem Probiergut wird Blei hinzugegeben. Im Feuer kommt es zur 4 Dazu gehört natürlich auch eine zuverlässige Technik des genauen Wiegens. Sie war offenbar im Spätmittelalter überall in der Alten Welt vorhanden, sodass sich eine Beschäftigung mit dem Gegenstand hier erübrigt. In der numismatischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gibt es zahllose Zeugnisse für den Versuch von Liebhabern, mit dieser Technik selbst umzugehen. Die Ergebnisse sind fast alle völlig wertlos. VgI. ÜOOy Allerdings hat VON SCHRÖTTER, Nasse Probe, in: VON SCHRÖTTER S. 454, behauptet. die Nasse Probe, die in dem Fällen des Silbers aus salpetersaurer Lösung durch eine titrierte KochsaldöslIllg bestehe und auf die Araber zurück[gehe), sei auch in Europa sehr viel älter: sie habe sich seit J 400 über Paris in Europa [verbreitet), kam bis zum 16. Jh. aber ganz ab. Diese Aussage ist in nur unerheblich veränderter Formulierung in die letzte Auflage des transpress-lexikons Numismatik übergegangen: FENGLER/GIEROW/UNGER 1988, S Neuestens begegnet sie auch bei MWr."G S. 26. Da nirgends Literatur angegeben ist, lässt sich der Ursprung dieser Behauptung nicht überprüfen. Ich kann hier also nur sagen, dass mir Derartiges sonst nirgends begegnet 1St. auch mcht In der chemie- und technikgeschichtlichen Literatur, die ich für diesen Beitrag benutzt habe. \on den spätrnittelalterlichen Quellen gar nicht zu reden. Man fragt sich natürlich auch. wieso ellle so bemerkenswerte Technik so schnell wieder ganz ab[gekommen) sein sollte. Nach freundhcher MItteIlung von Klaus Schlottau haben vor dem 18. Jahrhundert nirgendwo die technischen FähIgkeiten und phvsikalischen Kenntnisse existiert, die für das beschriebene Verfahren nötig gewesen wären. Siehe nur BUGBEE 1940.

108 414 Gerald Stefke selektive[n] Oxydation des Bleies und anderer, nicht edler Verunreinigungen aus [... der] Blei-Edelmetall-Legierung. 9 Das Verfahren heißt Kupellenprobe, weil der Oxidationsvorgang in der Kupelle oder Kapelle stattfindet, einem speziell für diesen Zweck angefertigten kleinen Gefäß!O, dessen Grundmaterial Asche, besonders Knochenasche, ist.!! Das im Feuer entstehende Bleioxyd wird überwiegend von der mehr oder minder porösen Kupellenmasse aufgesaugt, ein Teil verdampjt.12 Vor dem Aufkommen des Gay-Lussac Verfahrens war die Kupellenprobe die einzige Technik der quantitativen Untersuchung von Silberlegierungen, mit der sich der wirkliche Feingehalt aus einer geringen Menge des Probierguts ermitteln ließ. Nach unserem bisherigen Wissen war die Kupellenprobe die anspruchsvolle Standardtechnik der gesamten frühen, vorindustriellen Neuzeit. Sie ist aber auch heute noch keineswegs völlig verdrängt. Die folgende allgemeinverständliche Beschreibung des neuzeitlichen Verfahrens stammt von earl Ritter von Ernst ( ), einem hervorragenden, auch numismatisch stark interessierten österreichischen Fachmann des späteren 19. Jahrhunderts 13 ; sie ist seinem berühmten Aufsatz über die Kunst des Münzens von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart von 1880 entnommen: Beim Cupelliren, dem Probiren auf t r 0 C k e n e m Weg e, wird ein bestimmtes Gewicht des zu untersuchenden Edelmetalls genau abgewogen und mit Blei auf einem aus Knochenasche bereiteten 9 Edelmetall-Analyse 1964, S In den deutschsprachigen älteren Quellen ist ausschließlich von Probe auf der Kapelle die Rede. Der Ausdruck Kapelle war auch noch in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der deutschen Fachterminologie präsent. Dagegen kennt das Französische und Englische nur die Version mit "u"-laut (coupelle und cupel). Warum das so ist, dafür habe ich bisher nirgends eine plausible Erklärung gefunden. Ich möchte die Vermutung wagen, dass beide Formen unabhängig voneinander aus dem italienischen coppella abgeleitet sind, für das die Bedeutung Probierschälchen spätmittelalterlich belegt ist (siehe dazu unten Anmerkung 163 f). Seit dem 20. Jahrhundert benutzen wohl auch die meisten deutschsprachigen Nachschlagewerke diese Form, stellen sie jedenfalls voran. Darunter ist auch das bis heute grundlegende und für die Gestaltung von neueren, kleineren Fachlexika maßgebliche Wörterbuch der Münzkunde, das Friedrich Freiherr von Schrötter 1930 herausgegeben hat (VON SCHRÖTIER 1930). Als Verfasser hat er sogar, offenbar irrtümlich, die Form Kapelle als irrtümlich bezeichnet (\'0:-; SCHRÖTTER 1930, S. 334); wie sich bei der Durchsicht der deutschen Wörterbücher des spiiteren 19. Jahrhunderts gezeigt hat, folgte er damit einem - ansonsten anscheinend nur noch von STCTZEL 1912, S. 23 beachteten - Irrtum des Grirnmschen Wörterbuchs. An den Anfang stellt die Form Kapelle etwa noch das 1964 in Leipzig in 9. Auflage erschienene Fremdwörterbuch (KLlEN S. 331 ), das auch durch eine tadellose Definition auffällt. 11 BlGBEE S. 92 f; Edelmetall-Analyse 1964, S. 17 und 65 f; zusammenfassend MOESTN FRA:--1KE 1995, S. 72. Obwohl alle Autoren aus der Praxis des 20. Jahrhunderts auch Kupellen aus anderen Materialien (nie jedoch aus Ton!) erwähnen, scheint Knochenasche nach wie vor das bevormgte Material m sein. 12 Edelmetall-Analyse 1964, S Siehe etwa den ausführlichen Nachruf RAIN ER 1911; für den Hinweis und die Übersendung einer Kopie bin ich Dr. Eberhard Auer. Erftstadt, sehr m Dank verbunden.

109 Die Einführung der Kupellenprobe 415 Schälchen (Capelle) im Probirofen eingeschmolzen, a b g e tri e ben. Das sich bildende Oxyd des Bleies und die anderen Verunreinigungen ziehen sich in die poröse Capelle ein, und nach Abscheidung des letzten Oxydhäutchens tritt der B I i c kein. wobei das Körnchen reinen Metalls erstarrt. Sein Gewicht gibt den Feingehalt des probirten Silbers, respective der Legirung. 14 Von Ernst erwähnt hier nicht, dass bei dem Prozess nicht nur das Bleioxid und die übrigen unedlen Bestandteile des Probierguts in die Kupellenwand einziehen, sondern dass auch ein kleiner Teil des Edelmetalls, besonders des Silbers, nicht im Körnchen reinen Metalls ankomrnt. 15 Andererseits bleiben im Edelmetallkom geringe Verunreinigungen, die dessen wirklichen Feingehalt auf 996 bis über 998 Promille reduzieren. 16 Offenbar werden hier die Grenzen der Genauigkeit sichtbar, die auch bei einem Verfahren nicht fehlen, das vor allem wegen der Genauigkeit seiner Ergebnisse geschätzt wird. 17 Ältere Formen der trockenen Probe sind bereits im Mittelalter praktiziert worden. In Quellen der Praxis aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert finden sich aber deutliche Hinweise darauf, daß diese ältere Technik des fire assaying nicht ebenso leistungsfahig war wie die Kupellenprobe; der entscheidende Unterschied liegt darin, daß die frühen Methoden nur hochhaltiges Silber erbracht haben, kein wirklich feines. 18 Für die dazwischeniiegende Zeit stellt sich die Frage, wann und unter welchen Umständen der Übergang von den primitiven Formen zur modemen Probiertechnik erfolgt ist. Eine deutliche Antwort darauf, die allerdings auch nicht vollkommen unumstritten ist, gibt es bisher nur fiir England; sie lautet: 1279, im Zusammenhang der großen Münzreform, die damals von König Edward I. in die Wege geleitet wurde. 19 In und fiir MitteIeuropa scheint es so gut wie keine einschlägige Literatur zu geben. Man kann die Vorgänge, die dort insgesamt als Einfiihrung der Kupellenprobe in die Arbeitspraxis der zahlreichen Münzstätten zu beschreiben sein werden, aber vorzugsweise im 15. Jahrhundert suchen. 14 VON ERNST 1880 S Seit wann dies b~k~nnt'ist, lässt sich nicht sagen, jedenfalls nicht ohne aufwändige Cntersuchungcn: bei HAMMER 1995, S. 194 ist eine fachmännische Äußerung zu diesem Thema von 1765 zitiert. 16 Edelmetall-Analyse 1964, S Zu diesen Fragen ausführlich BUGBEE S (Loss ofprecious.\fetals du ring Cupellation; dort auch S. 122 f. über Retention of Base Me/als) und Edelmetall-Analyse S 73RO (Genauigkeit der Bestimmung). Wenn man diese Ausführungen gelesen hat. wird man wcnlg darauf geben, dass nach VON SCHRÖTTER, Klipellenrallb, in: VON SCHRÖTTER 1930, S der SIIbcf\crlu,t im Durchschnitt [... ]1 Grän auf die Mark. also etwa 0.4 % der =/1 prohierenden \lasse betragen,oll. 18 Auf das Nähere kann hier nicht eingegangen werden. Belege für diese ältere Technik kennc Ich au, England vor 1279 (zur Literatur siehe die nächste Anmerkung), aus Regensburg um 1310 (unten Anmerkungen 79 und 85) und aus Hamburg 1384 (unten Anmerkung 187). 19 Darüber unten Anmerkungen

110 416 Gerald Stefke Ich spreche von "Einführung" der Kupellenprobe, obwohl man den Vorgang nirgends rückschauend beobachten kann. Auch sonst lassen sich im "abendländischen" Spätmittelalter aus Quellengründen Innovationsprozesse gewöhnlich nur in ihren Resultaten erfassen. Dennoch darf man unterstellen, dass ein neues technisches Verfahren, das an einem zentralen Punkt eines wirtschaftlich wichtigen Produktionsprozesses eine wesentliche Verbesserung bringt, bewusst, aus guten Gründen eingeführt worden ist; die Neuerung ersetzt ja ein anderes, weniger leistungsfähiges Verfahren. Indem ich die Wörter Münzstätten und Silber in den Titel meiner Studie aufnehme, mache ich deutlich, daß ich über das Probieren in der Arbeit der Hüttenieute 20 nichts zu sagen weiß, und auch nichts über den Einsatz der Kupellenprobe im Umgang mit Gold-Silber-Legierungen oder Gold 21 beisteuern kann. Davon findet sich in den schriftlichen Quellen des Münzwesens, die ich vorstellen und interpretieren möchte, rein gar nichts. Auch zur Geschichte der Scheidung von Gold und Silber will ich hier nichts beitragen Forschungsgeschichte; Abgrenzung zwischen Kupellenprobe und Kupellation als Bezeichnung für das Silberproduktionsverfahren Treibarbeit (Thesen) Soweit die deutschsprachige Literatur zur Geschichte der älteren Münztechnik alle Bereiche berücksichtigen will, handelt es sich fast nur um Titel, die vor etwa einem Dreivierteljahrhundert oder noch früher veröffentlicht worden sind. 23 Darunter sind auch das einzige umfassende Handbuch der wissenschaftlichen Mittelalter- und Neuzeitnumismatik und das größte numismatische Sachwörterbuch. Zwar ist 1995 eine ziemlich umfangreiche Arbeit zur Geschichte der antiken Metallurgie und 20 Mit diesem Thema befasst sich z. B. fast ausschließlich das 7. Buch von Georg Agricolas De re metal/ica (AGRICOLA 1556/1928, S ); dazu überblicksweise SUHLING Der mit dem Gegenstand nicht vertraute Agricola-Leser steht zu seiner Überraschung fest, dass beim probieren der Erze auch Tontiegel verwendet wurden. Es handelt sich offenbar um die Probierscherben, die bei der Ansiedeprobe benutzt werden. Nach LAUB 1969, S. 10 I wurde mit dieser Rohprobe zwar nur eine recht bescheidene Genauigkeit erreicht; die war aber für die speziehen Zwecke, für die diese Probier technik nur eingesetzt wurde, ausreichend. 21 VON ERNST 1880, S. 39 f. 22 Zum Grundsätzlichen vgl. etwa CZAYA 1990, S. 39: Da sich Gold und Silber [... ] bei der Verhüllung [... ] gleich verhielten, erzielte man [... ] eine Silber-Gold-Legierung. Am Schluß des lang>l:ierigen Prozesses stand die Scheidung der beiden Edelmetalle, sofern ein lohnender Goldanteil vorhanden u'ar. 23 Als Ausnahme kenne ich nur HESS 1996, dessen Auftrag sich aber auf die Darstellung der hochmittelalterlichen Verhältnisse beschränkt hat; so musste sich sein Ausblick ins Spätmittelalter mit den Aspekten begnügen, die er bereits für das Hochmittelalter hatte behandeln können. Bei WALTHER 1939 ist die Behandlung der mineralogisch-chemischen Prozesse explizit ausgeschlossen (WALTHER 1939, S Anmerkung I am Ende).

111 Die Einführung der Kupellenprobe 417 Münztechnik erschienen, gemeinsam verfasst von zwei erfahrenen Fachgelehrten, einem Naturwissenschaftler und einem Althistoriker und Numismatiker 24 ; aber die antike Probiertechnik ist nicht berücksichtigt. Erst ganz kürzlich hat dann ein älterer, langjährig numismatisch interessierter deutscher Ingenieur ein Buch veröffentlicht, das alle Aspekte der Münztechnik vom Mittelalter bis zur Gegenwart darstellen wil1. 25 Wenn man die einschlägige Literatur durchsieht, könnte man zunächst fast glauben, die Kupellenprobe habe überhaupt keine Geschichte gehabt. So sprach Carl von Ernst 1880, als er sich auch systematisch mit einer r] Reihe vorbereitender Operationen beim Münzprozesse 26 befasst hat, von der seit zahlreichen Verjährungsepochen bestehender n] Methode der Cupellation, bevor er sich ohne weitere Umschweife der Beschreibung der Technik der Kupellenprobe zuwandte. 27 Nicht besser sieht es 32 Jahre später bei Stütze I aus. 28 Die neueste Darstellung der Probiertechnik durch Meding 29 spiegelt im Wesentlichen wider, was man darüber im 1930 veröffentlichten, 1970 in Berlin ohne jede Veränderung nachgedruckten, aber dennoch als,,2. Auflage" bezeichneten Wörterbuch der Münzkunde finden kann. Die einschlägigen Artikel stammen fast a\1e aus der Feder des Herausgebers Friedrich Freiherr von Schrötter ( ), eines bei Gustav Schmoller ausgebildeten Wirtschaftshistorikers, der in jahrzehntelanger Forschungsarbeit, zunächst vor allem an den schriftlichen Que\1en, zum besten Kenner der Geschichte der Münzproduktion im neuzeitlichen Mitteleuropa geworden ist. 30 In seinem Artikel Kupellenprobe (Feuerprobe) 3 I hat sich von Schrötter ebenfalls auf die Darstellung der chemisch-physikalischen Zusammenhänge und der Technik beschränkt. Nur der Schlusssatz scheint der historischen Dimension doch ihr Recht einzuräumen; er lautet: Die Kupellation war schon den Römern bekannt. Im Kontext muss man unter Kupellation dasselbe verstehen, was Carl von Ernst 50 Jahre früher darunter verstanden hat: die Kupellenprobe. Aber wenn man, in der Hoffnung. damit festen historischen Boden unter die Füße zu bekommen, von Schrötters Literaturhinweis folgt, dann erlebt man eine Überraschung: Weder im zitierten erschienenen Band des noch heute als "Klassiker" geltenden Werks von Hugo 24 MOESTA/FRANKE MEDING Dagegen beschränkt sich das Buch des englischen Ingenieurs Denis R. Cooper (COOPER 1988) trotz eines Titels. der zeitlich und sachlich umfassende Behandlung der Geschichte der Münztechnik zu versprechen scheint, fast völlig auf die neuzeitliche Prägetechnik. 26 VON ERNST 1880, S VON ERNST 1880, S. 39 f 28 STÜTZEL 1912, S MEDING 2006, S und 25 f. 30 Über ihn zuletzt KLUGE. in: VON SCHRÖTTER S. IX-XVII. 31 VON SCHRÖTTER 1930, S. 334.

112 418 Gerald Stefke Blümner über Technologie und Terminologie der Gewerbe bei Griechen und Römern noch in weiterer, neuerer Literatur zur Verhüttungs- und Probiertechnik der Antike gibt es einen Nachweis dafür, dass damals die Kupellenprobe als Technik des Probierens von Silber bekannt gewesen wäre. 32 Sehr wohl bekannt war aber ein Verfahren der Silbererzeugung, das auch im Deutschen oft als Kupellieren oder Kupellation bezeichnet wird 33 : Das Treibverfahren, Abtreiben des Bleis oder Abtreiben mit Blei, zu dem als letzte Stufe das Feinbrennen gehört. 34 Im Englischen, Französischen und Italienischen stellen die Ausdrücke cupellation, coupellation und coppellazione die Standardbezeichnungen für dieses Produktionsverfahren dar. Das vergrößert natürlich die Gefahr von Verwechslungen. Dadurch dürfte in diesen drei Sprachen auch die Unterscheidung zwischen der älteren Feuerprobe, die vermutlich nichts weiter als eine Kleinform der Treibarbeit war, und der Kupellenprobe erschwert sein. Wieso und wann das Treibverfahren den Namen Kupellation erhalten hat, ist nicht nur unklar, sondern geradezu rätselhaft; denn wenigstens im deutschsprachigen Raum sind dabei nie Kupellen eingesetzt worden. 35 Der Sprachgebrauch dürfte daher jedenfalls außerhalb des deutschen Sprachgebiets entstanden sein. Möglicherweise deutet sich dies bereits in 32 Bei BLÜMNER 1887, S. 136, findet sich zwar wirklich die Aussage: Die Reinheit des Goldes [!] prüfte man [... ] wie heute noeh [... ] dureh das [... ] Verfahren des Abtreibens (Kupellirens). Aber ganz abgesehen davon, dass dies technisch nur möglich ist, wenn das Probiergut kein Silber enthält, kann überhaupt kaum dieselbe Technik gemeint sein, die man in der Neuzeit als Kupellenprobe bezeichnet. Denn wo Blümner, ein paar Seiten weiter (BLÜMNER 1887, S. 153), die Prohe des Silhers behandelt, da ist nicht einmal von Kupelliren die Rede, von Kupellenprohe ganz zu schweigen. Als Blümner vierzig Jahre später für die Pauly-Wissowa'sche Realenzyklopädie der Klassischen Altertumswissenschaften den Artikel Silber beisteuerte, gab es über die Probe nichts Neues zu sagen (BLÜMNER 1927, Sp. 21). Auch bei BOGAERT 1976 begegnet man weder dem Wort noch der Sache. Bei MOESTN FRANKE 1995, S. 48 und 72 f., kommt die Kupellenprobe nur als moderne Technik vor; allerdings hat die Feststellung wenig Gewicht, da, wie schon erwähnt, das Thema Probierteehnik der Antike in dem Buch nicht behandelt (allerdings auch nicht ausdrücklich ausgeschlossen) ist. Nur bei FORBES 1956, S. 45 C, findet sich, eher beiläufig und jedenfalls beleglos, die Annahme, in der Antike habe es die Kupellenprobe gegeben: Er behauptete, die Strichprobe für Silber sei nur als erstes, vorläufiges Schnellverfahren verwendet worden; probahly a eareful assay would involve gravimetrie eupellatio/l. Dahinter steht offenbar nichts weiter als die gleich zu erörternde Gleichsetzung von Kupellenprobe und eupe/lation in der Bedeutung Treibverfahren. 33 Ich kann nicht sagen, seit wann es im Deutschen diesen Sprachgebrauch gibt, vermute aber, erst seit dem frühen 19. Jahrhundert. Die Frage müsste sich für den, der die deutschsprachige Fachliteratur aus den Jahrzehnten um 1800 zur Hand hat, recht schnell beantworten lassen. 34 BLÜMNER 1927, Sp. 21 (ohne Benutzung der im Text genannten Fachbegriffe). MOEsrAiFRANKE 1995, S (Gewinnung von Silber aus Bleierzen), besonders S (Das verfahren der Kupellation). - Über das Verfahren (das Abtreiben des Reichbleis oder die Kupellation) zusammenfassend etwa KERsCHAGL 1961, S. 15 f. 35 Nach MOESTAIFRANKE 1995, S. 64, hätte das Verfahren diesen Namen auch gar nicht von der Kupelle, sondern von spätmittelalterlichen Öfen r.. f, die zur besseren Nutzung des Heizmaterials mit emer Kuppel überbaut waren. Leider ist nicht angegeben, wo man darüber Näheres erfahren kann.

113 Die Einführung der Kupellenprobe 419 der 1540 postum veröffentlichten Pirotechnia des Vanuccio Biringuccio ( ) an; dort soll nämlich die Trennung von Gold und Silber von anderen Metallen als ein Verfahren con la coppella beschrieben sein. 36 Wenn das richtig ist, könnte damit auch der Weg gefunden sein, auf dem dieser Sprachgebrauch ins Französische gelangt ist; denn Biringuccios Werk ist erstmals schon 1556, dann nochmals 1572 und 1627 in französischer Übersetzung veröffentlicht worden. 37 Im deutschsprachigen 13. bis 16. Jahrhundert gehört, wie gesagt, nicht die,,kapelle" zum Treibverfahren, sondern ein Tiegel mit dem Namen Test 38, von dem offenbar die Berufsbezeichnung Testberner oder Tastberner fiir einen dem Silberbrenner benachbarten Beruf abgeleitet ist. Treibverfahren und Kupellenprobe sind wohl eng miteinander verwandt, aber durchaus nicht identisch. Der gerade im vorliegenden Sachzusammenhang entscheidende Unterschied besteht darin, dass vor dem 20. Jahrhundert durch das Abtreiben niemals ein Silber erzeugt worden ist, dessen Feingehalt so hoch war, dass der Unterschied zu wirklichem Feinsilber wirtschaftlich fast belanglos wurde. Allerdings scheint es auch in diesem Gegenstandsbereich während des Spätmittelalters nicht ohne wichtige Verfahrensänderungen abgegangen zu sein. Sie werden ebenfalls nur in ihren Resultaten erkennbar. Es handelt sich darum, dass die Feinheit des Standard-Hüttensilbers immer größer geworden ist. Soweit die bereits 1886 von Hubert Ermisch im Rahmen des Freiberger Urkundenbuchs recht breit publizierten Quellen zur Geschichte der Hüttentechnik des sächsischen Silberbergbaus es erkennen lassen, haben hier die Innovationen im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts stattgefunden. Noch 1467 lag der gewöhnliche Feingehalt des Freiberger Bergsilbers. wie es der Münzstätte geliefert wurde, bei etwa 15 1/4 Lot 39 ; er betrug also etwa Da mir der italienische Text nicht zugänglich war. muss ich mich auf die Angaben bei PARTI:-;GTO:-; 1961, S. 36 verlassen: Book Ilf of Biringllccio [... ] describes the separation [... ] 0/ gold and sil"cr from olher metals by clipellation (con la coppella), the/llsed metal in Ihe large cupel ['l being hlo\i'il by large bellows. It also describes how to make small cupeis 0/ bone ash in moulds. Eine ähnliche Formulierung findet man bei Biringuccios jüngerem, lateinisch schreibenden Landsmann Andrca Cesalpino ( ), der (nach PARTlNGTON 1961, S. 91) von der Reinigung von Gold und Silber durch das Blei gesagt hat: Dieser modus pllrgandi Cupe/la appellatur. 37 PARTINGTON 1961, S. 32. _ Im Oxford English Dictionary (SIMPSOI'<!WEII'<ER Band 17. S. 8~5. test l. orig.) ist die Gleichsetzung von cop pie und teast bereits zu 1622 belegt: es handelt SIch um eine Angabe über das Silber, das mit dem Blei verloren geht; wahrscheinlich geht es um die Trelharbeit, nicht um das Probieren. 38 Zum spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Vorkommen des Worts siehe E,NERIG 2006, S Siehe auch noch unten Anmerkung 136 (Frei berg, 1440er Jahre). Der Ausdruck Test gehört übrigens immer noch zur Fachsprache der Hüttenleute im Bereich Treibarbeit; nach LEH:-;E,WEP.>Bl-.RG S. 2R. bezeichnet er jetzt eine gemauerte Ofenwanne, die aus dem Treibofen mrge=ogen werden kann. 39 Freiberger UB. 2, Nr. 1050, hier S Es handelt sich um die Antwort des Freiberger MünzmeIsters auf Beschwerden anderer sächsischer Münzmeister aus dem Vorjahr (Freiberger CR 2. Nr. 1 O.jlj, S. 194), er bekomme das Bergsilber billiger als sie das Kau/silber, obwohl dieses nicht so fein SCI

114 420 Gerald Stefke Tausendteile und war damit von jeder Annäherung an Feinsilber sehr weit entfernt. 40 Gut ein Dutzend Jahre später, Ende 1480, begegnen dann Beschwerden der Freiberger Gewerken darüber, dass der Affinierungsprozess neuerdings zu ihrem Schaden zu weit getrieben werde; dieser Text enthält das erste Zeugnis fur ein mehrstufiges Verfahren41: Wenn den Bergleuten das Silber in der Hütte abgetrieben sei und sie es in das brennegadem42 auf das Schloss brächten, dann werde es ihnen ufjs hochste gebrant, nämlich auf einen Feingehalt von 15 1/3 Lot4 3 ; das macht freilich immer wie das Bergsilber. Der Freiberger gab zwar zu, dass das Bergsilber bisweilen besser als 15 \ 14-lötig sei, betonte aber, es sei oft auch geringer, sodass sich das eine gegen das andere aufhebe. 40 Für die Arbeit der Münzstätten wurde das Bergsilber übrigens auch noch viel später gar nicht feiner benötigt, da ftlr den allgemeinen Zahlungsverkehr bestimmte Silbermünzen mit diesem oder gar einem noch höheren Feingehalt in Mitteleuropa bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts nirgends hergestellt worden sind. 4\ Freiberger UB. 2, Nr. 1102, S Die Datierung der handschriftlich nicht explizit datierten Quelle im Druck, [um 14110j, lässt sich präzisieren, wie oben geschehen. 42 Zum Wort siehe EMMERIG 2006, S Die Gewerken haben bei dieser Gelegenheit auch behauptet, das Freiberger Bergsilber sei vor alders nur auf 13 oder 13 \ /2 Lot gebrannt worden. Das gehört offenbar in die Kategorie der frei aus der Luft gegriffenen Aussagen über die paradiesischen Verhältnisse einer grauen Vergangenheit, die sich Interessenten zu allen Zeiten gefahrlos leisten konnten, wenn sie wussten, dass ihnen niemand ihre Behauptungen würde widerlegen können. Da die fragliche Behauptung keinesfalls als in irgendeinem Wissen begründete Aussage über reale Verhältnisse einer zeitlich bestimmten oder wenigstens annähernd bestimmbaren Vorzeit zu werten ist, lohnt sie kein weiteres Wort der Erörterung. Schon die Bergbeamten des Jahres 1480 haben sich völlig zu Recht gar nicht auf diese Diskussionsebene eingelassen, sondern sich einfach auf die Anordnung der ftlrstlichen Räte berufen. Interessanter ist diese TextsteIle aber möglicherweise deshalb, weil hiermit vielleicht der quellenmäßige Ausgangspunkt ftlr eine lange Folge von abwegigen Aussagen über angeblich häufige, zuzeiten kurzfristig vorgenommene Veränderungen der Feingehaltswerte des sächsischen Bergsilbers im Spätmittelalter gefunden ist, die KRUG 1974 zu einem ganzen System (in Tabellenform: S. 26, 37, 48, 50, 56, 61, 72, 86,90,98 und 104) ausgebaut hat, ohne ftlr dessen Existenz in der historischen Realität auch nur den mindesten belastbaren zeitgenössischen Beleg beibringen zu können (auch wiederholter Briefwechsel mit dem Verfasser, der 1978 im Alter von 79 Jahren gestorben ist, in den Jahren 1972 und 1973 über dies Thema hat zu keinem besseren Resultat geftlhrt). Da, soviel ich sehe, Krugs einschlägige Aussagen auch nach mehr als 30 Jahren noch nie ernstlich auf ihre Tragfahigkeit hin diskutiert worden sind, scheint es mir dringend nötig, hier wenigstens eine kleine Warnleuchte bei den geldgeschichtlichen Altersfantasien eines um die sächsische Münzkunde hochverdienten Numismatikers aufzustellen. Krug spricht zwar gewöhnlich von der Erfurter Silbermark, hat mir aber in einem Brief vom 19. Mai 1972 ausdrücklich bestätigt, dass auch nach seiner Ansicht das Silber in Gestalt der Erfimer Silbermark Freiberger Hüttensilber gewesen ist; dessen Feingehalt ist bei KRUG 1967, S mit 15 Lot angeben, was als Norm festgelegt worden sei. Mir ging es seinerzeit um den Feingehalt des Lübecker lötigen Silbers seit den I 360er Jahren, der nach Lübecker Nachrichten von 1365 und 1367 mit dem des Erfurter lötigen Silbers identisch war. Ich hatte gehofft, Krug würde mir die mehl genannte - zeitgenössische Quelle nachweisen können, der er die Festlegung entnommen hatte; damals wusste ich noch nicht, dass es aus dem 14. oder frühen 15. Jahrhundert eine derartige Quelle gar nicht geben kann. Es fallt schon sehr schwer, sich überhaupt vorzustellen, wie KrUg SIch das praktische Funktionieren seines Systems gedacht haben mag; er kann doch wohl kaum

115 Die Einführung der Kupellenprobe 421 noch nicht mehr als 969 Tausendteile. Wiederum zwölf Jahre später wird dann aber in den schriftlichen Quellen eine neue Qualität des sächsischen Brandsilbers sichtbar, die schon durch ihren Namen mit den Anfängen eines neuen, hochergiebigen Reviers verbunden ist: Schneeberger Silber. Es war mir vor gut einem Jahrzehnt in einer mecklenburgischen Feingehaltsvorschrift von 1492 begegnet, allerdings nur mit der Beschreibung seiner Stempelung: Gezeichnet und besiegelt mit einem Schwan und Löwen 44 ; den Namen lieferte erst ein Gelehrter der Zeit um 1800, der den Text besprochen hat. Leider hat der mecklenburgische Archivar earl Friedrich Evers nicht angegeben, woher sein Wissen stammte. 45 Der Name findet sich aber auch in einer Hamburger Quelle der Zeit um 1500: Man erkenne dat Sneberger sulver by dem swane. Der Schwan stammt gewiss aus dem Wappen der Stadt Zwickau 46, die ja mit dem Schneeberger Silberbergbau seit dessen allerersten Anfängen auf das engste verbunden gewesen ist. 47 Meine Versuche, in Erfahrung zu bringen, welches der Feingehalt dieser Sorte gewesen ist, konzentrierten sich zunächst auf die sächsische Literatur und die sächsischen Gelehrten. Diese Bemühungen hatten aber keinen Erfolg, auch nicht 2004, als ich auf die Quelle von 1492 zutückkam.48 Der stellte sich erst ein, als ich zwei Jahre später die gedruckten schriftlichen Quellen zur deutschen Münzgeschichte des 15. Jahrhunderts in breiterer Auswahl auf Zeugnisse für das Aufkommen der Kupellenprobe durchsah. Beim Lesen des Urkunden buchs von Friedensburgs Werk über Schlesiens Münzgeschichte im Mittelalter fand ich zwar kein einziges derartiges Zeugnis, wohl aber. ganz am Ende, eine Breslauer Nachricht von 1506 über den Feingehalt des Schneeberger Silbers. 49 Er betrug 15 Lot 3 Quentchen 2 [Richt-] Pfennig, also 15 7/8 Lot oder 992 Tausendteile. Aus einer sächsischen Quelle lernen wir diesen Wert erst mehr als ein gemeint haben, die Silberhütten des Freiberger Reviers hätten ihr 151ötiges Produkt stets nach Erfurt geliefert, um es dort mal stärker, mal weniger stark legieren und anschließend an die Freiberger Münzstätte liefern zu lassen?! 44 STEFKE 1995, S. 32 mit Anmerkung Ich habe mir nach dem gleich zu besprechenden Quellenfund nicht die Mühe gemacht. erneut nach Evers' Gewährsautor zu suchen. 46 Siehe BLASCHKEIKEHRERIMACHATSCHECRISTIER 1979, S. 508 f. 47 LAUBE 1974, S und Allerdings ist 1488 in Sachsen auch Z"'ickalrsch hrant belegt. in einer Aufzeichnung vom 23. Januar über eine dem Zwickauer Münzmeister erteilte Instruktion: FALKE 1868, S Näheres lässt sich darüber vorerst nicht sagen. 48 STEFKE 2004, S. 89 mit Anmerkung 70 (S. 90). Indem ich. in Anknüpfung an Quellen der I 540er Jahre, einen recht hohen Wert von Lot ~ 984/1.000 annahm. habe ich mich hier dem RIChtIgen jedenfalls schon genähert. Dagegen ist das zu streichen. was STEFKF S. 89. Anmerkung r,s und S. 91 über die Verwendung von lötigem Silber als Ausgangspunkt einer weiteren. fünf.iahre jüngeren mecklenburgischen Feingehaltsvorschrift gesagt ist. Der Wortlaut der Quelle. den,ch mit Michael Kunzel für verloren hielt. hat sich angefunden. Die Deutung der fraghchenl\onn blerbt zwar auch danach noch schwierig; die 2004 versuchte Interpretation kommt aber mcht mehr In Betracht. 49 FRIEDENSBURG 1887, Nr. 112 (S. 110). Vgl. auch unten Anmerkung 140

116 422 Gerald Stefke halbes Jahrhundert später kennen: In der kursächsischen Münzordnung von 1558 erscheint er, ebenso formuliert, als höchster in der Praxis vorkommender Wert des sächsischen Brandsilbers. 50 Selbst aus Dänemark gibt es einen achtzehn Jahre älteren Beleg: In den Rechnungen des dänischen Münzmeisters Reynold Junge ist dieser Feingehalt, in etwas anderer Formulierung, für meißnisches Silber zu 1540 belegt. 51 Damit ist bereits um 1500 im sächsischen Erzgebirge ein Spitzenwert erreicht, der, wenn es um die hüttenmäßige Darstellung von Silber geht, selbst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr übertroffen worden ist. 52 Daneben begegnet in der hüttentechnischen Fachliteratur seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch, praktisch identisch, der Wert 15 Lot 16 Grän = 15 8/9 Lot = 993 Tausendteile, noch nicht 1556 bei Georg Agricola, aber 1565 bei Lazarus Ercker 53, 1763 bei Henning Calvör 54 und 1795 in dem münztechnischen Handbuch des Friedrich Gottlieb von Busse. 55 Einen mit 996/1.000 (15 Lot 3 Quentehen 3 Richtpfennig) nochmals um drei Tausendteile höheren oberen Grenzwert für Brandsilber habe ich nur in Klotzsehs Chursächsischer Münzgeschichte von 1780 gefunden betrugen im Oberharz 57 die Feingehalts-Grenzwerte als Resultate der Treibarbeit 979 und 991 Tausendteile. Der Mittelwert lautete = 15,76 Lot 58 ; er 50 HIRSCH S Zeile 1-3; in den Feingehaltsangaben ist hier statt gr. immer qv. ftir Quentchen zu lesen. 51 GALSTER 1934, S. 103; die Angabe lautet auf 16 Lot minus 2 Ort, d. h. Viertelquentchen ~ Sechzehntellot; sie bedeutet also ebenfalls 15 7/8 Lot. 52 Nach KRAUME bei ROSENHAINER 1968, S. 81, Anmerkung 30, ist bis gegen Ende des Mittelalters [... ] das Blicksilber im al/gemeinen nichtjeingebrannt worden. Ob man diese Bemerkung als Indiz dafür werten darf, dass im Harz um 1500 dieselbe Entwicklung stattgefunden hat, die ich oben ftir das sächsische Erzgebirge beschrieben habe? 53 In seinem Bericht vom Rammelsberge, den ich gelesen habe bei CALVÖR , S , hier 211. Auch ftir die Neuausgabe ERCKER 1968, S , hier 257, ist dieser Druck die einzige Textgrundlage, siehe ebd. S. 7 und 226 (hier eine weitere Abschrift erwähnt, die aber ftir den Druck anscheinend nicht benutzt worden ist). 54 Ich zitiere nach der Wiedergabe der Darstellung des Feinbrennens aus Calvörs Maschinenwesen a~r dem Oberharze bei KOLB 1984, S , hier S S6 VON BUSSE, FRIEDRICH GOTTLIEB: Kenntnisse und Betrachtungen des neuern Münzwesens für Deutsche, 2 Bände, Leipzig Zitiert nach LUSCHIN VON EBENGREUTH 1926, S Dieser Feingehalt wird auch für die deutschen Feinsilber-Münzen des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts ange nommen: AUER 2006, S. 5 und 13. KLOTZSCH 1780, S. IV-VII; dieser Wert auch erwähnt bei HAMMER 1995 S 194 Als unteren Grenzwert gibt Klotzsch 15 Lot 3 Quentchen I Richtpfennig (~988 Tausendtei'lej an. Diese Werte sind mit der Zeitangabe im 18. Jh. übernommen durch VON SCHRÖTTER, Brandsilber, in: VON SCHRönER 1930, S. 83. S7 Das Folgende nach LEHNEIWEINBERG 1975, S. 30 und Die weitere Affinierung, mit dem Ziel, wirkliches Feinsilber zu erzeugen, erfolgte 1967 auf elektro lytischem Wege. Nach PAWLEK 1983, S. 641, wird dies Verfahren gewählt, wenn das Blicksilber nennenswerte Mengen an [anderen] Edelmetallen enthält. Das auch bei KERSCHAGL 1961, S. 16 behan delte Feinbrennen oder Feintreiben kommt nur in Betracht, wenn dies nicht der Fall ist. Dabei wer-

117 Die Einführung der Kupellenprobe 423 stimmte damit überein mit dem Wert von 15 3 /4 Lot, wie er in Sachsen für Standard Brandsilber bereits in der Ordnung für die Münze auf dem Schreckenberg (Annaberg) vom 18. August und dann wieder 1549 in der Münzordnung des Kurfürsten Moritz angegeben ist. 60 Im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts hat sich dann offenbar dieser Wert auch außerhalb Sachsens als Normalwert durchgesetzt.61 Nach den hier vorgetragenen Daten wird wohl niemand mehr ernstlich die Auffassung vertreten wollen, die Kupellenprobe sei praktisch nur eine bloße Kleinstform des Abtreibverfahrens, der Kupellation. 62 Dennoch wird diese Auffassung seit der den zwar Feingehalte von 998 bis 999/1.000 erreicht; das Verfahren wird von KERSCHAGL ebd. aber als verhältnismäßig umständlich und teuer bezeichnet. 59 Paraphrasiert bei FALKE 1868, S. 118 f. 60 HIRSCH 1756, S Denselben Wert findet man, in der Form bis auf 1 Drachme [~ 1/64] rein. bei AGRlCOLA 1556/1928, S. 417, vielleicht nach dieser Quelle. Allerdings wurde auch in Kurftirst Augusts Münzordnung von 1558 (wie oben Anmerkung 50) für die Bezahlung des Brandsilbers durch den Dresdner Münzmeister festgelegt, dass es, ohne Rücksicht auf seinen wirklichen. höheren oder niedrigeren Feingehalt als 15 3/4-lötig gelten solle. Andererseits heißt es bereits in Herzog Georgs von Sachsen Münzordnung vom 8. Februar 1534: Der Münzmeister sol Brandsilber, /unfzehen lot drey qvinten [fein}, fiir eine marck nehmen (KLOTZSCH S , hier S. 287). Vermutlich hat es sich um eine Praxis gehandelt, die der Vereinfachung des Verwaltungshandelns diente und selbst 1534 nicht mehr neu war. Jedenfalls erscheint schon das sächsische Silber. das Friedrich der Weise 1522 und 1523 zur Vermünzung an seinen Nürnberger Agenten Anton Tucher hat schicken lassen, als 15 3/4-lötig, obwohl mindestens eine Sendung ausdrücklich als Schneeberger Brand bezeichnet worden sein dürfte: EHRENBERG 1889, S. 104 fauch fiir die aus diesem Silber geprägten Schau-Guldengroschen, deren Material 1522 einmal als lauter Schneperger silber on allen zwsatz bezeichnet wird (EHRENBERG 1889, S. 103), ist dreimal dieser Feingehalt angegeben. Dazwischen kommt aber auch eine Ablieferung vor, deren Feingehalt mit 15 Lot 3 1'4 Quentchen (," 988/1.000) als etwas höher beschrieben ist (EHRENBERG 1889, S zu 1522 Juli 24). Ob man aus den genannten drei sächsischen Münzordnungen folgern darf, es sei damals von den Silberbrennern keine höhere Feinheit des Brandsilbers als 15 3/4 Lot gefordert worden. wie es KLOTZSCll 1?RO. S. VI, getan hat, mag dahingestellt bleiben. Nicht richtig ist aber jedenfalls die Angabe um die.ifitte des 16. Jlz.s brannte man nur 15 Lot 3 Quint foin bei VON SCHRÖTTER. Brandsilher. in: \0' SCHRÖTTER 1930, S Siehe dazu etwa HAMMER 1995, S. 193 nach dem Großen Probierbuch von 1580 des Lazarus Ercker. der damals längst in Böhmen tätig war. Für den Ausgang des 15. Jahrhunderts ist noch eine auffal Iige Nicht-Übereinstimmung mit der sächsischen Entwicklung vor allem fiir Tirol zu konstatieren. Der Schwazer Brand betrug damals nur Lot: M0E5ERlDwORSnl.~K S. 40 (vgl. S. 42). Das weitere ist mir allerdings unverständlich: Wenn man dies 906/1.000 feine Bergsilber "eiter lein gebrannt hat mit einem Gewichtsverlust von durchschnittlich rund 5 "". dann entstand dadurch durchaus nicht theoretischfeine[s] Silber, sondern man erreichte auch so nur einen relati\ be,cheidenen Feingehalt von nicht viel mehr als 15 1/4 Lot; sollte sich etwa die Kom-Vorschrift der lialler Münzen auf die ses Silber bezogen haben? 62 Im Gegenteil war es das Probierverfahren auf der Kapelle, das dem Abtreib\ erfahren auf dem Tnl als Muster an Leistungsfahigkeit diente, wie besonders bildhaft zwei Formulierungen von Lalaru, Ercker von 1565, bei CALVÖR 1765/1990 S bei ERCKER 1968 S zeigen: Die Sdbcr hlnf,en unter der MuJfol [beim Reinbrennen unter einer Abdeckung] sauber und rein. lind f{eh<'l1 <1ul dem

118 424 Gerald Stefke Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu einhellig von den Historikern der Chemie und der Metallurgie vertreten. 63 Es kann hier vorerst dahingestellt bleiben, warum ihnen der Unterschied als belanglos und - im wörtlichen Sinne - nicht der Rede wert vorgekommen ist. Wir werden sehen, dass der Unterschied den Sachverständigen des deutschen Münzwesens im 15. Jahrhundert so wichtig war, dass sie die Anwendung des Probierens auf dem Test, der wirklichen Kleinform des Abtreibverfahrens, verboten haben. Die einzige geschichtliche Angabe in Friedrich von Schrötters Kupellenprobe Artikel hat sich als Folge eines Missverständnisses erwiesen. Sie lockt den gutgläubigen Leser auf eine falsche Fährte. Nimmt man den Satz aber zum Anlass, von Schrötters Behauptung zu überprüfen, dann ist das Resultat - der Antike war die Kupellenprobe unbekannt - auch als Beitrag zur Geschichte der nachantiken Kulturen durchaus von erheblichem Interesse. Denn damit ist klar, dass diese Probiertechnik im Mittelalter entwickelt worden sein muss, und es stellt sich also die weitere Frage, wann und wo das geschehen sein mag; darauf soll am Ende dieser Untersuchung noch kurz eingegangen werden. Kaum weniger, jedoch in anderer Weise nützlich ist die Einsicht, dass die Kupellenprobe ein technisches Verfahren ist, das durch seine besondere Leistungsfähigkeit über das Silberproduktionsverfahren des Abtreibens mit Blei hinausweist, selbst über dessen jüngere, erheblich verbesserte Form; erst heute scheint der Unterschied zwischen den bei den Verfahren, so weit es die maximal erreichbare Höhe des Feingehalts angeht, praktisch verschwunden zu sein, offenbar infolge technischer Verbesserungen beim Feinbrennen des Silbers, die erst im Laufe des (späteren) 19. und 20. Jahrhunderts erreicht worden sind. Auf dem Weg zu dieser Einsicht dürfte deutlich geworden sein: In diesem Gegenstandsbereich ist nicht nur bisher mit einer irrigen Hypothese gearbeitet worden; es Test. als ein Silber auf einer Capelle; wenn man den Test auf eine bestimmte, beschriebene Weise herstellt, so wird der Test fein dichte. wie eine Capelle. 63 So apodiktisch FORBES 1956, S. 46: gravimetrie cupellation - in ejji!ct, reflning on a small scale. Ganz ähnlich, nur wortreicher Edelmetall-Analyse 1964, S. I: waren die alten Probiermethoden Nachahmungen der seinerzeit üblichen technischen Gewinnungs- bzw. RajJinationsverfahren [... ] im.laboratoriumsmaßstab ; insbesondere entspreche die Verbleiungs- bzw. Kupellationsprobe [!] in ihrem Prinzip dem metallurgischen Treibprozeß auf dem Verglättungsherd. nur ehen,en miniature' ausgefiihrt. Konsequenterweise entdeckt der Verfasser denn auch im übernächsten Satz, dass die Kupel/ationsprobe [... ] bereits Ende des 12. Jahrhunderts in methodischer und apparativer Hinsicht einen Grad der VOl/lwmmenheit erreicht [hat], der sich von dem heutigen Stand nur wenig unterscheidet; dies soll aus den Werken von Presbyter [sic; gemeint ist der sog. Theophilus presbyter], Albertus Magnus [ ']. Geber u. a. [!] hervorgehen. Es versteht sich von selbst, dass, Wie fast immer, wenn sich Handbücher von Gegenwartswissenschaften über geschichtliche Verhältnisse auslassen, nichts über die Herkunft dieser "Weisheiten" gesagt ist. Auch HAMMER in diesem Band erklärt ohne weiteres: Das Probieren auf Silber mit Hilfe der Kupellation und die schmelzmetallurgische Silbergewinnung sind ein und derselbe Vorgang, der sich nur nach den Mengen unterscheidet.

119 Die Einführung der Kupellenprobe 425 gibt hier auch generell ein ausgeprägtes, schon ziemlich altes Forschungsdefizit, besonders, so weit es sich um das Spätmitte1alter, einschließlich des frühen 16. Jahrhunderts, handelt. 64 Das sieht man auch an der Behandlung des Themas in der Allgemeinen Münzkunde und Geldgeschichte des Mittelalters und der Neueren Zeit, die der österreichische Rechtshistoriker und berühmte Numismatiker Amold Luschin von Ebengreuth 1904 und, erheblich erweitert, erneut 1926 vorgelegt hat. Zwar sagt auch Luschin kein Wort über die Geschichte der Kupellenprobe; der aufmerksame Leser kann aber doch unzweideutig erkennen, dass der Autor diese Probiertechnik fur eine modeme hält, die es weder in der Antike noch im Mittelalter gegeben hat. 65 Nicht besser steht es in den eben besprochenen allgemeinen Werken mit der Berücksichtigung von Unterschieden im Raum. Eine geografische Differenzierung wird überhaupt nicht vorgenommen. Das kann man der allgemeinen Literatur freilich kaum zum Vorwurf machen. Denn in der Literatur zur Münzgeschichte einzelner deutscher Länder und Städte sucht man größtenteils vergebens nach Aussagen zur Geschichte der Kupellenprobe im Rahmen der Münzprägung des betreffenden Landes oder der behandelten Stadt. Das gilt auch dort, wo es in den einschlägigen Schriftquellen ganze Gruppen von Erwähnungen der Kupellenprobe innerhalb relativ kurzer Zeiträume gibt, etwa in Württemberg oder im so genannten,.wendischen Miinzverein".66 Da könnte man beinah auf die Idee kommen, hier werde systematisch etwas unterdrückt. Aber wem hätte damit genutzt oder geschadet werden sollen? Es handelt sich doch wohl einfach darum, dass die Autoren Nachrichten weggelassen haben, mit denen sie nichts anzufangen wußten. Dennoch spiegeln die Aussagen der allgemeinen Literatur hier, wie so oft, doch nicht vollkommen verlässlich den Forschungsstand, wie er, wenn auch nur ganz vereinzelt, auf der regionalen Ebene erreicht worden ist. Und so bin ich denn durchaus nicht der erste, der die Behauptung aufstellt, dass die Kupellenprobe in Mittele~ropa im Spätmittelalter eingeführt worden ist. Zunächst gibt es eine entsprechende Außerung von Herrnann Grote aus dem Jahre Sie steht an sehr spezieller Stelle. nämlich in dem Aufsatz über die Bremer Miinzgesetze des 14. Jahrhunderts. Der 2. Teil 67 behandelt das Miinzgesetz von 1387, den Revers der Bestallungsurkunde 64 Diese Feststellung ist natürlich auch als Aufforderung gemeint. auf der Basis von besser fundienen Hypothesen zur Schließung der Lücken beizutragen. Sie richtet sich nicht zuletzt an die natun,, senschaftlich-technisch gut vorgebildeten Fachkollegen. denen der auf diesem GebIet schlecht ausgestattete Historiker höchstens Wege zeigen, aber nicht vorausgehen kann. 65 LUSCfIIN VON ESENGREUTH 1926, S. 202 und 225 (dies auch schon S. 182). 66 Auf beide Gebiete wird unten näher eingegangen. 67 GROTE 1863, S

120 426 Gerald Stefke des neuen Rats-Münzmeisters Hinrik de muntere van Romunde 68 vom 30. März Grote hat den Text nicht im originalen mittelniederdeutschen Wortlaut präsentiert, sondern in einer Übersetzung ins Neuhochdeutsche, die sich aber ganz eng, bis in die Wortfolge, an die Vorlage 69 hält. Hinrik sollte drei verschiedene Sorten schlagen: Witten (nach dem Vorbild der lübischen Vierpfennigstücke)70, sware penninge, also die später Schwaren genannte Bremer Sorte, und Bremer. also Hohlpfennige bremischer Währung. Die vorgeschriebenen Münzfüße sind in allen Einzelheiten dargestellt, mit Schrot, Kom und Remedium am Kom. Uns interessieren nur die Silbergehaltsdaten: Die Witten sollten 13 Lot, also 13/16 jjmes sulvers enthalten; die Überprüfung sollte zunächst nach deme stale, also im Vergleich mit einem Normalstück für den Feingehalt, stattfinden. Es handelt sich um die Strichprobe. Bei einer zweiten, offenbar genaueren Prüfung uppe deme teste, auf dem Test, durfte es aber ein Quentchen, ein Viertellot, weniger sein; dies ist das Remedium am Kom. Entsprechend lautet die Feingehaltsnorm für die Schwaren to der helfle an jjmen sulver, also acht Lot, bei der Prüfung auf dem Test ein Quentchen weniger; dass der Stal hier nicht erwähnt wird, ist sicherlich einem Schreiberversehen geschuldet, denn bei den Hohlpfennigen taucht er wieder auf. Diese sollten 6 LotJYnes zulvers nach dem Stal enthalten. Das Remedium auf dem Test ist hier nicht quantitativ festgelegt; was dort wirklich verloren geht, wes[... ]uppe deme teste redeliken afgeyt. das sollte dem Münzmeister nicht zum strafbewehrten Vorwurf gemacht werden dürfen. Von den zahlreichen Fragen, die dieser Text vor fast anderthalb Jahrhunderten aufwarf (und die er für nichtspezialisierte Leser auch heute noch aufwerfen kann), hat Grote zwei zum Gegenstand von kleinen Monografien gemacht. Er schrieb fast sechs materialgesättigte, auch heute noch lesenswerte Seiten über den Star 1, den er im vorliegenden Kontext als eine Art Streichnadel in der Form eines Pied-fort erklärte; zwei weitere Absätze, die es aber "in sich haben", sind dem Test gewidmet,72 Es lohnt, das Wichtigste und wohl unzweifelhaft Richtige daraus wörtlich ZU zitieren. Der Test, schrieb Grote, ist der Tiegel [... ].Im Mittelalter schmolz man beim Probiren der edlen Metalle dieselben nicht in einem aus Asche geformten 68 Die Herkunftsbezeichnung ist wohl auf Roennond zu deuten. Hinrik hätte dann aus dem äußersten Südosten des heutigen Königreichs der Niederlande gestammt, Mönchengladbach gegenüber. 69 Grote hat den als besiegelte Ausfertigung im Ratsarchiv überlieferten Text, der nach Sprache und Orthografie sicherlich in der Ratskanzlei entstanden ist, in dem Druck bei CASSEL 1772, S benutzt und die Lese- und Zeichensetzungsfehler dieses Drucks fast alle ausmerzen können. Neue, einwandfreie Drucke, beide nach dem Original, findet man jetzt bei JUNGK 1875, S. 139 f. und Brem UB., Band 4, Nr. 71 (S. 83 f.). 70 Es handelt sich um die sehr seltene Münze, die bei JUNGK 1875 unter der Nummer 378 (S. 255 f.) und bei JESSE 1928 unter der Nummer 463 (5. 248) beschrieben ist. 71 GROTE S GROTE S. 226.

121 Die Einführung der Kupellenprobe 427 Gefäßchen, der Capelle, sondern man schmolz sie mit der Asche 73 oder demjenigen Stoffe, mit welchem sich der Zusatz unedler Metalle vermischen sollte, im Tiegel zusammen. [... ] Dies Verfahren war aber unsicher [... ] In den deutschen Münzstätten wurde das ältere Verfahren erst am Anfange des 15. Jahrhunderts abgeschafft. Als Beleg für diese Behauptung zitierte Grote eine Passage aus dem zwischen Würtemberg [!] und den schwäbischen Städten 1423 geschlossenen Vertrage: Das Korn solle auf einer Capelle und nicht auf einer Teschte versucht werden. Das Zitierwürdige schließt mit dem Satz: Jedenfalls fiel die Probe im Tiegel genauer aus als die Strichprobe. Hinzuzufügen ist hier zunächst nur, dass es sich bei der Silberprobe auf dem Test 74 offenbar um ein Probierverfahren handelte, das dem Produktionsprozess des Abtreibens ganz ähnlich und vielleicht sogar damit identisch war; das Wort Test ist uns ja schon aus diesem Bereich bekannt. Das Verfahren führte also nicht auf wirkliches Feinsilber. Und daraus folgt natürlich auch, dass das feine Silber der Bremer Urkunde von 1387 kein Feinsilber war, sondern nur eine hochhaltige Silbersorte. Deren Feingehalt genauer zu bestimmen, würde hier höchstwahrscheinlich ebenso schwer fallen wie in zahlreichen anderen, ähnlich gelagerten Fällen des deutschen Spätmittelalters. Wie andere Autoren, die mit solchen Fällen zu tun hatten, muss ich mich mit der Standardweisheit zufriedengeben, die in der neueren deutschen numismatischen Literatur gewöhnlich auf Luschins Aufsatz über Fehlerquellen, welche 73 Nach den Lehrschriften des 16. Jahrhunderts hat Asche auch beim Abtreibprozess eine wichtige Rolle gespielt; siehe etwa AGRICOLA , S , oder Lazarus Ercker bei C~L\'ÖR 1765/1990, S. 210 f, in ERCKER 1565/1968, S Man findet bei LAUB S. 116 f., eine ftir den hüttenmännischen Laien besser verständliche Beschreibung des Treibofens mit dem eigenlliche[n] Treibherd aus gelaugter Holzasche. Vgl. auch noch den Kommentar zu Abb. 170 bei HlSA 1971; siehe auch die Angaben über die Produktion von ausgelaugier Holzasche [... ]. die fiir die Herrichtung der Böden bei den Treibherden benötigt wurde, im Unterharzer Hüttenbetrieb des frühen 18. Jahrhunderts bei ROSENHAlNER 1968, S Dies war durchaus keine Neuerung des 16. Jahrhunderts, denn nach FORBES 1956, S. 45, wurde bereits in der griechisch-römischen Antike der Abtreibprozess (the cupellation) usually carried out in small crucibles lined "'ilh bone-ash 10 ahsorh pari of the dross. Einen Freiberger Beleg aus den 1440er Jahren siehe unten Anm Bei \'Os SCHRÖTTER, Blicksilber, in: VON SCHRÖTTER 1930, S. 79, wird der Tesl, nach der münztechnischen Literatur der Zeit um 1800, geradezu beschrieben als ein aus abgeschlämmler..(eslgestamp(ier A.\chc geformte[s] Gefäß, das die andern unedlen Metalle mit dem Blei wrschluckle (einen besonderen Artikel Test gibt es bei VON SCHRÖTIER 1930 nicht). Endlich findet man noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem deutschen Fremdwörterbuch (HEYSE, 20. Ausgabe S. 8(4) unter Te.,1 neben der Erklärung Probiersehälchen aus feuerfestem Ton ['I die weitere Angabe auch die aus ausgelaugter Asche gebildete Vertiefung im Treibherde, wo das ab~utreibende Metall geschmol~en "ird. Übrigens habe ich in der Literatur vergeblich nach einer ausftihrlichen Darstellung der TechnIkgeschichte des Abtreibverfahrens gesucht. 74 Die weibliche Form des Worts bei Grote (und sicherlich schon bei seiner Vorlage) beruht offenbar auf einem Übertragungsfehler. Im modemen Druck lautet der Passus sol [... J man das kom alle... egen uf ainer eapelle und nicht uf ainem tesehte versuchen: GÜNTER S. 74 oben.

122 428 Gerald Stefke bei Prüfung des Feingehalts von Mittelaltermünzen zu beachten sind in der Buchenau-Festschrift von 1922 zurückgeht: Dass diese deutschen Silbersorten meist nur etwa fünfzehnlötig waren; ihr Feingehalt betrug also etwa 15/16 oder knapp 94 Prozent.?5 Soweit ich bisher sehe, hat eine Rezeption von Grotes Einsichten aus dem Jahre 1862 nirgends stattgefunden. Die Konsequenz, dass das feine Silber des Münzmeister-Revers von 1387 gar kein Feinsilber war, hat nicht einmal Hermann Jungk erkannt, der die Urkunde dreizehn Jahre später in engem Anschluss an Grote interpretiert hat.?6 Aber mindestens ein weiterer Autor hat, unabhängig von Grote, auch erst mehr als 60 Jahre nach ihm, jedenfalls gewusst und ausgesprochen, dass die Kupellenprobe in Deutschland im 15. Jahrhundert die übliche Technik der Silberprobierung gewesen ist. Dieser Autor ist - ausgerechnet - Friedrich von Schrötter, und er hat sich innerhalb von zwei Jahren gleich zweimal zum Thema geäußert: Zuerst 1926 im Münzgeschichtlichen Teil seines Werks über das preußische Münzwesen 1806 bis Da heißt es: Wann die Kupellenprobe aufgekommen ist, habe ich nichtfinden können. 1n Deutschland wurde sie im 15. Jahrhundert angewendet.?7 Zum Beleg wies er auf drei von den fünf einschlägigen württembergischen Texten hin, die seit 1897 in einwandfreien Drucken bequem benutzbar sind. Denn man findet sie, wie alle anderen wichtigen zeitgenössischen Schriftstücke zur Geschichte der württembergischen Münzprägung zwischen 1374 und 1493, in den umfangreichen Beilagen von Heinrich Günters Arbeit über das Münzwesen in der Grafschaft Württemberg 75 LUSCHrN VON EBENGREUTH 1922; vgl. auch 1926, S Die Erkenntnis war damals freilich nicht wirklich neu; man findet sie etwa schon bei BINDER 1846, S. 7 und danach auch bei BINDERfEBNER 1910, S. 5. Auf Luschin bezieht sich beispielsweise JESSE 1928, S. 54, aber auch neuerdings noch RIzzOLLI 1991, S. 83 mit Anmerkung 83 (unter Bezugnahme auf einen weiteren Text von Luschin aus dem Jahre 1919). Eine bekannte Tatsache war der Sachverhalt für BUCK 1935, S. 13, Anmerkung 36. Hier ist auch deutlich ausgesprochen, was bei den meisten Autoren nur stillschweigend praktiziert wird: Bei den Feingehal/sberechnungen kann darauf nicht Rücksicht genommen werden. 76 JUNGK 1875, S Er hat auch den Hinweis nicht aufgenommen, dass die Probe auf dem Tes/, verglichen mit der Kupellenprobe, eine minderwertige Probiertechnik war. Das hat aber wahrscheinlich mit der speziellen Quellenlage zur Bremer Münzfuß-Geschichte zu tun: Die nächsten einschlägigen Texte, Münzmeister-Reverse von 1412 (JUNGK 1875, S. 140 fund Brem. UB. 5, Nr. 23, S. 30 f.) und 1414 (Brem. UB. 5, Nr. 59, S. 60 [,), kennen immer noch nur das Probieren up dem teste,. und danach herrscht fast ein ganzes Jahrhundert lang völliger Datenmangel. Ein Vertrag, den Erzbischof und Rat am 29. September 1438 mit dem Münzmeister Goswin Kumhar geschlossen haben (JUNGK 1875, S. 142 f und Brem. UB. 6, Nr. 174, S. 178 f), enthält wegen der Münzfußdaten nur emen bestätigenden Verweis auf den brev, den der Münzmeister in vortijden besiegelt hat. Dieser Munzmelsterrevers, der wahrscheinlich auch etwas zur Probiertechnik enthalten hat, muss aber wohl endgültig verloren gegeben werden; vgl. auch Brem. UB. 6, Nr. 118 (S. 127), Anmerkung 3. Dass in der erzbischöflichen Münzmeister-Bestallung von 1512 (JUNGK 1875, S. 145) nichts über Probiertechnik steht, verwundert nicht. Denn damals brauchte man unter Fachleuten nicht mehr zu erwähnen, dass nur die Kupellenprobe in Betracht kam. 77 S VON CHRÖITER 1926, S. 322 mit Anmerkung 1.

123 Die Einführung der Kupellenprobe 429 zusammengestellt. Es handelt sich um Texte von 1404, 1423, 1472, 1478 und Dies sind meistens Münzverträge, an denen die Grafen beteiligt waren. Die Münzeinigung von 1423 ist dieselbe, die schon von Grote angefiihrt wurde. Nach den einschlägigen Formulierungen lassen sich die ersten drei und die letzten bei den Texte zu zwei Gruppen zusammenfassen. In der ersten Gruppe wird verlangt, dass die Probe auf einer Kapelle und nicht auf einem Test stattfinden solle. Dies war 1404 und 1423 sicherlich notwendig, galt es doch, eine andere, noch konkurrierende Technik aus dem Felde zu schlagen. Warum es aber 1472, also nach beinahe einem Halbjahrhundert, erneut aufgegriffen wurde, noch dazu in einer anderen Textgattung, einem Münzmeister-Revers, erscheint zunächst rätselhaft, und es fällt schwer, nicht an einen alten Formularzopf zu denken. Dagegen ging es 1478 und 1493 um die Beschäftigung eines Probierers, der mit der Praxis der Kupellenprobe vertraut war. Insgesamt muss man aber aus diesen drei späten württembergischen Erwähnungen der Kupellenprobe doch wohl schließen, dass auch im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts die ältere Technik des Probierens auf einem Test in Südwestdeutschland selbst bei Fachleuten noch nicht ganz und gar aus dem Felde geschlagen war; denn wenn sich von zwei konkurrierenden Techniken eine als die eindeutig überlegene vollkommen durchgesetzt hat, erübrigt es sich ja, sie ausdrücklich zu erwähnen, jedenfalls außerhalb von Hand- und Lehrbuchzusammenhängen. Zum zweiten Mal ist VON SCHRÖTTER 1927 im 1. Teil seines Brandenburg-Franken-Werks auf die Kupellenprobe zu sprechen gekommen: Wie die Probierung der Silbermünzen in den früheren Jahren geschah, wissen wir nicht; im 15. Jahrhundert aber auf der Kupelle, da diese in den bayerischen und schwäbischen Münzstätten gefordert wird.7 9 Wenn man diese Zeugnisse aus Friedrich von Schrötters spezielleren Arbeiten der I 920er Jahre kennt, dann fragt man sich natürlich, wodurch er wenig später daran gehindert worden sein mag, einige Zeilen entsprechenden Inhalts auch in sein Wörterbuch aufzunehmen. 78 Die Erwähnungen der Kupellenprobe findet man bei GÜNTER 1897 aufs und 120 f. 79 VON SCHRörrER 1927, S. 196 mit Anmerkung 5. Die für Schwaben zitierten Belegstellen sind dieselben, die der Verfasser bereits im Vorjahr genannt hatte. Für Bayern berief sich \'o~ SCHR(lTTFR auf die Praxis in der Regensburger Münze, um 1400, wie sie in einer Quelle beschrieben wird die zu Ausgang der I 860er Jahre von Kar! August Muffat veröffentlicht und interpretiert worden 1St. DIe Publikation ist, wie so viele ältere Titel zur bayerischen Geschichte. in Hamburg mrgends erreichbar. Aber man braucht sie hier auch gar nicht mehr unbedingt, weil die Quelle inzwischen in einem modernen Druck bei EMMERIG 1990, S , hier 8 (5. 97) vorliegt. Es handelt SIch um einen Text aus der Zeit um 1310, der allerdings nur in einer Abschrift von ca. 1430! 1440 überliefert 1St. Em Blick auf den Wortlaut zeigt, dass es sich, wie nicht anders zu erwarten. um das ProbIeren auf dem Test handelt, nicht um Probieren auf der Kapelle: danach ist auch die - anscheinend noch Mutfat folgende - irrige Angabe bei ZWlcKERlEMMERIG 2001, S. 153 zu korrigieren. Tatsächlich setzen die bayerischen Belege für die Kupellenprobe erst in den 1430er Jahren ein. siehe dazu unten Anmerkung

124 430 Gerald Stefke 3. Die frühesten ausdrücklichen Zeugnisse für den Gebrauch der Kupellenprobe in mitteleuropäischen Münzstätten: Der deutschsprachige Südwesten seit 1400 Mit der Münzkonvention zwischen Graf Eberhard von Württemberg und zwei Gruppen von südwestdeutschen Städten vom 26. Mai 1404 nähern wir uns bereits der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. An der Spitze der Städtelisten stehen Ulm und Konstanz. Die Vorschrift lautet hier, man solle das Kom allwegen auf einer Kapelle versuchen und [das Probiergut]fin machen und nicht auf einem Test. 80 Aber es gibt eine weitere Erwähnung der Kupellenprobe aus demselben Raum, die noch einige Jahre älter ist; sie steht in einem Münzvertrag der Städte Konstanz und Schafthausen von Verabredet wurde die Herstellung von Pfennigen nach einheitlichem Fuß. Ihr Feingehalt wird so beschrieben: Davon "sollen I 1/2 Quentehen nach Gewicht (swär) ein Quentehen feines Silber Konstanzer Brands aus dem Feuer bringen und nicht weniger. Und das soll auf der Kapelle fein gebrannt werden und nicht auf dem Test, wie dies die geschworenen Versucher bei ihren Eiden sicherstellen sollen".s 1 Mit dieser Urkunde könnten wir dann dem tatsächlichen Zeitpunkt schon sehr nahe gekommen sein, zu dem die Kupellenprobe in Südwestdeutschland bekannt geworden ist. Denn ein Münzvertrag von 1396, an dem u. a. Graf Eberhard und die Stadt Ulm beteiligt waren, enthält keinerlei Hinweise auf die Kupellenprobe, obwohl der Text große Besorgnis um die Sicherstellung der vereinbarten Münzfuße erkennen lässt.8 2 Die Urkunde des Jahres 1400 wirft eine bisher nicht erörterte Frage auf, bietet dann aber auch Handhaben zu ihrer Beantwortung. Auch hier ist wieder völlig klar, dass das feine Silber kein Feinsilber war. 83 Die Erläuterung Konstanzer Brand charakte- 80 GÜNTER 1897, S KEUTGEN 1901, Nr. 223 (S ), hier 3 (S. 312). Keutgen nannte als Vorlage eines Drucks aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, den er hier wiederholt hat, eine flüchtige Abschrift des 15. Jh.. Es war also anhand von CAHN 1911 sicherzustellen, dass bei der Abschrift nicht etwa eine Minderzahl in der Jahreszahl verloren gegangen ist; dies Bedenken konnte mit inhaltlichen Argumenten ausgeräumt werden. CAHN 1911 hat in Anmerkung 3 zu S. 208 (S. 209) die Zahlen des älteren Drucks als ungenau bezeichnet und auf S einen neuen Druck geliefert; hier ist allerdings aus test ein völlig sinnloses rost geworden. 82 Am Münzvertra~ vom 29. November 1396 (Druck: GÜNTER 1897, S ) haben außerdem noch ein Herzog von Osterreich, der Bischof von Augsburg und zwei Grafen von Öttingen teilgenommen; die drei Reichsstädte Ulm, Esslingen und Schwäbisch Gmünd haben sich nur als nicht prägende Mitglieder beteiligt. 83 Julius Cahn wusste das freilich nicht. Denn bei der Interpretation der Fußdaten, CAHN 1911, S. 209, hat er das Silber der Münzfußangabe rechnerisch so behandelt als hätte er es mit modernem Elektrolytfeinsilber zu tun. Die Angabe Konstanzer Brand, über die 'sich Cahn allerdings schon einleitend geauße.rt hatte (siehe die nächste Anmerkung), erscheint im Text der Darstellung nicht. Mit diesem HinweIS soll mcht etwa dem hochverdienten Numismatiker Julius Cahn der Vorwurf unsauberen

125 Die Einführung der Kupellenprobe 431 risiert es als Standardsorte, die in der Region sicherlich bekannt und verbreitet war; der Feingehalt war vermutlich ziemlich hoch. 84 Mit dem Übergang zur Kupellenprobe hätte man das Korn der Pfennige auch in Lot und Quentehen echten Feinsilbers angeben können. Aber das wollte man nicht, wenigstens damals noch nicht. Weshalb hat man dann aber so großen Wert darauf gelegt, das Silber nach der modemen Methode probieren zu lassen? Die Antwort erschließt sich, wenn man fragt, wie Konstanzer Brand denn bisher identifiziert worden war, und wie man andere Personen, etwa einen erst kürzlich zugereisten Münzmeister oder eine Münzstätte außerhalb der Konstanzer Region, darüber informiert hatte, was Konstanzer Brand war. Die Identifikation konnte nur optisch erfolgen. Der Fachmann, dessen Beruf die Treibarbeit und das Probieren auf dem Test war, erklärte, wenn ein ihm aus der Tradition und aus seiner Berufserfahrung bekannter Punkt des Treibprozesses erreicht war: Das, was jetzt vorliegt, ist Konstanzer Brand. Damit konnte es sein Bewenden haben, wenn die Auftraggeber der Kompetenz und Seriosität des Brenners völlig vertrauten. Ansonsten wurde vielleicht noch ein zweiter Fachmann als Kontrollperson hinzugezogen. Was hier für den Konstanzer Brand dargestellt wurde, galt vor der Einführung der Kupellenprobe in den Münzbetrieb auch für alle anderen hochhaltigen Silbersorten; besonders anschaulich zeigt das ein Regensburger Text aus der Zeit um 1310, den Hubert Emmerig der Forschung erschlossen hat.8 5 Für die Mitteilung von so bestimmten Silbergehaltswerten an andere, und natürlich auch schon für die dauerhafte Sicherung einer lokalen, regionalen oder "nationalen" Tradition, gab es nur eine Möglichkeit, die Herstellung eines Stals, einer Trial plate, wie es auf Englisch anschaulicher heißt. Das konnte ein Stal der Silbersorte sein, Arbeitens gemacht werden. Es bot sich hier nur an, an seinem Beispiel auf eine Praxis hinzuweisen. die man bei so gut wie allen deutschen Autoren findet, wenn sie derartige Münzfußdaten interpretiert haben. 84 Bei BINDER 1846, S. 8, Anmerkung 19, ist allerdings, unter Berufung auf eine Ulmer Stadtgeschichte. zu lesen: Ulmer Brand war wie in Constanz J3löthig. Bei BINDERIEBNER 1910, S. 6, Anmerkung 23. findet man die ergänzende Angabe, dies habe erst seit 1539 gegolten; nach der plausiblen Vermutung von GROTE 1865, S. 52, handelt es sich um den damaligen Mindestfeingehalt des Goldschmtede Silbers; dieser Wert ist auch in den norddeutschen Städten in der frühen Neuzeit mehr oder minder erheblich herabgesetzt worden. Andererseits ist es aber mindestens für das Spätmittelalter hochgradig unwahrscheinlich, dass der Feingehalt des Ulmer und Konstanzer Brandes bis dahin Lot betragen habe, wie ebd. behauptet wird, vermutlich nach GROTE 1865, S. 51. Denselben Wert hat CAHN 1911, S. 101 und 380, in ausdrücklichem Anschluss an GROTE 1865, S aus der Münzfußbestimmung der Münzordnung des Konstanzer Bischofs Heinrich J. von 1240 für das puntm argentum et examinatum dieser Urkunde herauslesen wollen. Das wird auch dadurch mcht wahrscheinlicher, dass CAHN ebd. das Ergebnis einer Schmelz probe von zehn Pfennigen des Bischofs mit einem durchschnittlichen Feingehalt von für seine Interpretation ins Feld geführt hat. 85 EMMERIG 1990, S , hier 97 f. ( 8-15), dazu EMMERIG 1990, S. 54; zur Quelle \gl. schon oben Anmerkung 79. Das Impressionistische des Beurteilungs- und Streitaustragungs-Verfahrens wird hier ganz deutlich; das Wiegen des versuchkoren stellt in diesem Verfahren das einzige ohiektive Element dar. Zum Begriff fersuchkorn siehe EMMERIG 2006, S. 182.

126 432 Gerald Stefke wie es für den Verkehr zwischen Lübeck und seinen Münzvertrags-Partnem 1370 und 1379 belegt ist. 86 Oder es konnte sich um Slale des für eine oder mehrere Münzsorten bereits legierten Silbers handeln, wie wir es von der Besprechung der Bremer Urkunde von 1387 bereits kennen; auch Lübeck, das sich 1387 und 1389 aus den Verträgen des "wendischen Münzvereins" heraushielt, hat damals den Vertragsteilnehmern Stale seiner Silbermünzen überiassen.8 7 Eine Kombination der bei den Verfahrensvarianten ist endlich 1392 aus Lübeck belegt. 88 Auch in diesen Fällen dürfte die vergleichende Prüfung vor allem auf optische Weise erfolgt sein, durch die Strichprobe; zum zusätzlichen Einsatz der Probe auf dem Test wird es wohl kaum alle Tage gekommen sein. An diesen Verhältnissen änderte sich so gut wie alles, sobald die Kupellenprobe überall zur Verfügung stand und Fachpersonal, das mit ihr kunstgerecht umgehen konnte: Zum einen erfuhren die Konstanzer erstmals, wie hoch der Feingehalt des Konstanzer Brandes eigentlich war. Aus einem rein qualitativen, stark subjektiven Datum wurde ein quantitatives und objektives. Zum andem konnte dies Datum überallhin problemlos, ohne Bewegung von Realien, mitgeteilt werden. Der Satz "Silber Konstanzer Brands hält x Lot Feinsilber nach der Kupellenprobe" sagte null dem Fachmann, der ihn hörte, alles, was er wissen musste. Wenn man solche Sätze aus verschiedenen Orten und Regionen zusammengetragen hätte, dann hätte man daraus ein Kapitel "Silberqualitäten" in einem Usancenbuch für die Hand des überregional tätigen Kaufmanns machen können. Wenn der dann noch einige weitere Informationen bekommen hätte, nämlich über Silbergewichte und Silberpreise, hätte er schon in Lübeck kalkulieren können, was sich verdienen ließ, wenn man in Erfurt Silber kaufte oder in Zahlung nahm, um es in Frankfurt am Main zu verkaufen. Auch wenn solch eine Schrift aus dem mitteleuropäischen 15. Jahrhundert bis- 86 STEFKE 1988, S. 266 f. und HR I, 2, Nr. 172, hier 1, Zeile 4. (S. 187; das Wort stal ist hier und in den Rezessen von 1387 und 1389 als schal verlesen, siehe STEFKE 1988, S. 270, Anmerkung 20). - Eine rur mitteleuropäische Verhältnisse besonders frühe Nachricht von 1321 kommt aus Hildesheim: In dem Vertrag zwischen Bischof und Stadt, in dem, wie sch~n 1300, v~reinbart wurde, dass die Pfennige lötig sein sollten, wird das erläutert als lötig nach dem Silber, das dafür vorgesehen ist (/odich [00'] na dem silvere. dal darto bescheden is); als Grundlage für eine verlässliche Kontrolle hatten von diesem Silber der Bischof, die Ratrnannen, der Münzmeister und de der stat tekene hebbel (also die Instanz, die sicherstellen und durch Stempelung dokumentieren sollte, dass das in der Stadt hergestellte Barrensilber normgerecht war) jeder ein Stück (mallik en stucke): UB. Stadt Hildesheim I, Nr. 726 (S , hier 399). Die Stelle ist wörtlich zitiert und _ unter anderen Gesichtspunkten - diskutiert bei BUCK 1935, S. 18 f. mit Anmerkung 70 und S. 20 f. mit Anmerkung 82.Bei MEHL 1995, S. 20 und 256 gibt es von der Urkunde nur Inhaltsangaben, die den hier interessierenden Punkt nicht erwähnen. 87 HR I, 2, Nr. 340, I, Zeile 3 (S. 399) und HR I, 8, Nr. 936, I, Zeile 3 (S. 608). 88 B UCHENAU 1930, der die Quelle allerdings insofern gründlich missverstanden hat, als er glaubte, dat fine sial sulvers sei nur zwölflötig gewesen; dazu bereits STEFKE 1988, S. 270, Anmerkung 20.

127 Die Einführung der Kupellenprobe 433 her nicht bekannt geworden ist und vielleicht nie existiert hat 89, kann doch nicht zweifelhaft sein: Durch die Einfiihrung der Kupellenprobe wurde überregionale, ja internationale Verständlichkeit und Vergleichbarkeit von Feingehaltsdaten hergestellt. Es handelt sich um einen wichtigen Beitrag zum Prozess der Herstellung von technischer Rationalität im "abendländischen" Wirtschaftsleben des ausgehenden Mittelalters. 4. Zeugnisse aus der Innerschweiz seit spätestens 1421, aus Norddeutschland seit 1432, aus Bayern seit 1431 und aus Meißen-Thüringen seit 1444 Wie lange mag es gedauert haben, bis die Kenntnis des neuen Probierverfahrens über ganz Mitteleuropa verbreitet war? Wenn man annimmt, dass die Anfänge wirklich in Südwestdeutschland und in den Jahren um 1400 zu suchen sind, möchte man begründet vermuten: Etwa drei bis vier Jahrzehnte. Dafür ein Indiz aus Norddeutschland: 1436 hat ein Projektemacher namens Peter Haneman van deme Rine den Rat der niedersächsischen Stadt Hameln dazu überredet, mit ihm ein groß angelegtes Unternehmen der Prägung von sehr schlechten Silbermünzen zu beginnen. das dann allerdings, wie die numismatische Überlieferung zeigt, schon nach ersten Anfängen gescheitert ist; Reiner Cunz hat darüber in der Hatz-Festschrift von 1988 gehandelt. 90 Vorher kannten wir das Unternehmen vor allem aus dem detaillierten Revers des Münzmeisters.91 Die Urkunde ist hier zu erwähnen, weil bei allen fünf Sorten, die geprägt werden sollten, die Feingehaltsangabe in der Form erscheint: soll halten und aus dem Feuer bringen auf der Kapelle: schal holden unde ute deme vure bringen uppe der capelien oder ähnlich. Hameln war schon damals nur eine Mittel- 89 Die eben vorgetragenen Überlegungen orientieren sich natürlich vor allem an den zahlreichen Angaben über Silbergewichte und Silbersorten im Werk des Florentiners PEGOLOTTI Zu beachten ist aber auch der - wohl um 1390 niedergeschriebene - Abschnitt Von gewicht und kawfmanscha/l im Püchel von meim gesiecht und von abentewr des Nürnberger Patriziers Ulman Stromer. 13~ (Chron. Dt. Städte I, S , hier S ; ein längerer Auszug daraus bei lessf Nr. 363, S. 238 f. Über den Verfasser zuletzt KURRAS 1995). Es ist allerdings ganz ungewiss. ob man in diesem verhältnismäßig kurzen Text den ersten, bald wieder eingestellten Versuch sehen sol!. ein Usancenbuch nach italienischem Muster zu schreiben. oder ob die wenigen Seiten als Auszug aus einer umfangreicheren, aber verlorenen deutschen Handschrift zu werten sind. Nur für Genua und Brügge gibt es annähernd vollwertige Ortsartikel. Der Genua-Artikel hat einen systematisch angelegten Silber-Abschnitt, der alle oben angesprochenen Elemente enthält und sogar den lokalen PreIS eines l2-unzen-pfundes Silber nennt. Im Regensburger Runtinger-Handlungsbuch (B.~STIA" S. 169) erscheint U1man Stromer 1395 als Silberhändler. Er hat vermutlich mehr über den Geschäftszweig gewusst als in seinem "Büchlein" zu lesen ist. Siehe dazu auch noch unten Anmerkung 154 f. 90 CUNZ [ Erstdruck in Numismatisch-sphragistischer Anzeiger Jg. 16, S Danach. streckenweise stark gekürzt: JESSE 1924, Nr. 246 (S. 107 f.).

128 434 Gerald Stefke stadt von regional begrenzter Bedeutung, und wenn dort die Kupellenprobe 1436 bekannt war, dann darf man wohl unterstehen, dass dies fiir alle großen Zentren wirtschaftlicher Aktivität erst recht gegolten hat, und zwar in der Regel schon deutlich früher. Im Einzelnen ist es dann freilich nicht leicht, zu einem begründeten Urteil über den Zeitpunkt zu kommen, zu dem in einer bestimmten Münzstätte oder Gruppe von Münzstätten der Gebrauch der Kupellenprobe begonnen hat. Dafiir je ein Beispiel aus dem Süden und dem Norden Mitteleuropas: In Bern scheint der Gebrauch der Kupellenprobe erst aus den Fußdaten der Münzordnung von 1466 unzweideutig hervorzugehen.9 2 Wenn man das als Erstbeleg fiir die Einfiihrung der Technik werten müsste, wäre der Zeitpunkt als ungewöhnlich spät zu bezeichnen. Doch zeigt ein Passus aus einer 45 Jahre älteren Münzordnung, den Colin Martin 1972 im Rahmen einer Fundbearbeitung in die Diskussion der Numismatik eingefiihrt hat 93, ebenso eindeutig, dass die moderne Probiertechnik in Bern spätestens 1421 und vielleicht auch schon ein oder zwei Jahrzehnte früher bekannt geworden ist. Von einer Groschenmünze, die später Plaphart genannt wurde, hieß es 1421, sie solle "halb Silber sein, wie auch die früheren Münzen waren, die der Wale machte, die fein halten 7 1/2 Lot auf der Kapelle" (halb silber sin, als ouch die erren pheninge waren, die der Walch macht, die fin halten 7 1/2 Iod uf der kapellen). Der Text dokumentiert ein Übergangsstadium: Es war kein reines Spezialistenwissen des erwähnten früheren Münzmeisters, der aus Savoyen hergeholt war 94, dass die Münzen nur 7 1/2 Lot Feinsilber enthielten, nicht acht. Auch die Berner wussten das; allerdings erlaubt die Quellenlage keine Aussage darüber, seit wann sie es gewusst haben mögen. 95 Die Angabe zur Hälfte Silber geht auf eine Zeit zurück, in der in Bern noch eine hochhaitige, nicht einmal annähernd völlig feine Silbersorte nicht nur die handelsübliche war, sondern auch die Bezugsgröße des Probierens darstellte. Seit der Einfiihrung 92 Die Ordnung ist gedruckt bei GEIGER 1968, S. 168 f. GEIGER 1968, S. 61 f. über die Kupellenprobe, allerdings ohne Angaben zur Datierung und überwiegend ohne Bemer Bezug; nur für die Angabe, dass für das Blei der Versucher aufkommen mußte, werden S. 62, Anmerkung 1, ungedruckte Bemer Quellen zitiert, über deren Zeitstellung nichts gesagt ist. In den sonst noch GEIGER 1968, S abgedruckten Quellentexten des Zeitraums 1468 bis 1500 gibt es nur noch eine weitere einschlägige Nachricht: 1483 werden unter den Kostenfaktoren, die der Münzmeister dargeben sollte, auch die capelien genannt (GEIGER 1968, S. 176). 93 MARTIN 1972, S. 181, note finale; der Verfasser hat die Handschrift benutzt. Die Stelle ist auch, allerdings zu stark gekürzt, im Artikel kapelle des Frühneuhochdeutschen Wörterbuchs zitiert (Band 8, Lieferung 2, 2003, Spalte 601), nach einer 1967 erschienenen Publikation von Bemer Rechtsquellen, die mir aber nicht zugänglich war. Ebd. ist außerdem ein Satz aus einer bereits 1937 veröffentlichten Zürcher Quelle von 1427/1429 wiedergegeben, in dem die cape/len, dar uffman die muntz versuchet, vorkommen; auch diese Publikation ist in Hamburg nicht erreichbar. 94 GEIGER 1968, S Dem Text lässt sich nicht entnehmen, ob die Bemer dies Wissen schon von dem Walen oder erst später erworben haben. Auch ist offenbar völlig unbekannt, wann der Wale in Bem tätig war.

129 Die Einführung der Kupellenprobe 435 der Kupellenprobe - etwa durch den Walen? - wußte man, daß diese Silbersorte nur 15 Lot Feinsilber enthielt. Das hinderte die Berner nicht, eine Münze, deren Feingehalt die Hälfte von 15 Lot betrug, also 469/1.000, auch weiterhin als halbsilbern zu bezeichnen; dieser Zopfwar selbst 1466 noch nicht abgeschnitten. 96 Aus Bremen wissen wir zwar, dass in der Stadt auch noch 1412 und 1414 die Testprobe praktiziert wurde. Aber danach ist dort für beinahe ein ganzes Jahrhundert die Quellenlage so schlecht, dass sich nicht einmal begründet vermuten läßt, wie lange es dabei noch geblieben ist. 97 Nicht ganz so schlecht, aber beileibe nicht gut steht es mit den vier großen Hansestädten des lübischen Währungsgebiets, Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg. Hier ist die einzelstädtische Quellenlage für den Ausgang des 14. und die I. Hälfte des 15. Jahrhunderts ausgesprochen dünn, ganz abgesehen davon, dass Hamburg seine gesamten älteren Münzakten im Großen Brand von 1842 verloren hat. Daher kommen fast ausschließlich die Dokumente, vor allem die Verträge oder Rezesse, der 1379 begründeten Währungsunion des lübischen Währungsgebiets, des so genannten "wendischen Münzvereins"98, in Betracht. Da trifft man nun eine erste ausdrückliche Erwähnung der Kupellenprobe überraschend spät an, nämlich in dem Rezess, der am 18. September 1432 beschlossen, aber nicht ausgeführt wurde, und in der Neufassung vom 13. Januar Mit diesen Texten endet eine etwa zwei Jahrzehnte dauernde Phase, aus der umfassende Verträge mit ausführlichen, auch schon für die Arbeit der Münzstätten hinreichend detaillierten Münzfußvorschriften nur ausnahmsweise überliefert sind. IOO Es spricht vieles dafür, dass solche Schriftstücke schon in der Zeit rar waren. IOI Die vorangehende Periode findet ihren Abschluss in einem in zwei Fassungen erhaltenen Rezessentwurf von Die Münzordnung gibt den Feingehalt der Bern plaphart dieses Jahres an als ~em halben. 7 J : 1011 an das korn (GEIGER S. 168; die Interpunktion von mir geändert). Für die Bemer Münzgeschichte folgt aus dieser Erörterung, dass es auch vor 1466, soweit die schriftlichen Quellen zurückreichen, niemals Plapparte mit einem höheren Feingehalt als 469/1.000 gegeben hat. 97 Siehe oben Anmerkung Darüber zuletzt ausftihrlich STEFKE HR 11, I, Nr. 148 (S ), hier I und 2 (S. 100) und MAX BAIIRFELDT ~~ 1-3 und 5 (S. 207 f.). Zu den Rezessen des Zeitraums bis 1492 vgl. zuletzt KC'\lEL S S. 29 rechts ist auch eine der Kupellenproben-Erwähnungen im Rezess von 1432 referiert. Ebenso findet es sich bereits bei GAEDECIIENS 1854, S Auf Einzelheiten ist hier nicht einzugehen. Über das normative Schriftgut dieses Zeitraums zuletzt KUNZEL 1998, S Der hier nur erwähnte Anschlussvertrag der Städte Rostock. Stralsund und Greifswald vom 9. Oktober 1425, der bis vor kurzem nur in einem mäßigen Druck des 18. Jahrhunderts vor/ag, ist jetzt bequem zugänglich bei KUNZEL S. 37 f. (nach der Rostocker Ausfertigung). 101 Dazu ausführlicher STEFKE 2002, S. 163.

130 436 Gerald Stefke (1411] I 02 und einem Rezess vom 29. September \03 die alle nichts enthalten, was dafür sprechen könnte, dass die Kupellenprobe schon damals in den Städten bekannt gewesen sein könnte. 104 In den Rezesstexten von 1432 und 1433 ist der Feingehalt der zwei bzw. drei Sorten in Lot feinen Silbers na proven der capelien angegeben. Eine weitere Bestimmung deutet Möglichkeiten der Münzmeister an, die Ergebnisse der Kupellenprobe zu manipulieren, indem sie ihrem Probierblei etwas Silber zusetzten, was die Probe natürlich günstiger ausfallen ließ. Daher sollte der Rat bzw. sein Beauftragter das Blei mitbringen. 105 Die Vorschrift läßt vermuten, dass es im Kreis der städtischen Münzpolitiker oder ihrer fachkundigen Berater Männer gegeben hat, die bereits schlechte Erfahrungen mit solchen Gaunerstückehen gemacht hatten. Im Rezess vom 16. Mai 1439, der keine neuen Münzfußdaten enthält, wurde der Feingehalt des Goldschmiede-Silbers auf 15 Lot nach der Kupellenprobe festgelegt. \06 Das Thema wurde im Rezessentwurfvon 25. November 1450 erneut aufgegriffen. 107 Wenn hier die Kupellenprobe nicht vorkommt, so darf man daraus nicht den Schluss ziehen, sie hätte sich schon damals so völlig durchgesetzt, dass ihre Erwähnung sich erübrigte. Denn im Rezessentwurf vom 9. Februar 1463 taucht sie wieder auflo8, und noch 1465 findet sich in den Hamburger Kämmereirechnungen ein unanfechtbarer Beleg dafür, dass in der Stadt Münzen auf den Test gesetzt wurden, um sie zu probieren. I 09 Wie es für dies ältere Verfahren typisch ist, handelte sich um eine ziemliche Menge, nämlich 132 Stader Blafferde (hohl geprägte Zweipfennigstücke ), die ungehihr vier Lot, etwa 55 bis 60 g, gewogen haben dürften. Zwar wird diese Probe nicht in der städtischen Münzstätte stattgefunden haben, die damals höchstwahrscheinlich geschlossen war, sondern in der Werkstatt eines Hamburger Goldschmiedemeisters. Aber danach verwundert es doch nicht, dass die neue Probiertechnik im Rezess vom 15. Oktober 1467 wieder eindringlich ins Bewusstsein der fachkundigen Leser 102 HR 1.5, Nr. 729 (S ), dazu zuletzt KUNZEL 1998, S. 26 f. 103 HR 1,6. Nr. 57 (S. 39 f), dazu zuletzt KUNZEL 1998, S Die Kornbeschreibung 12 loed fines sulvers im Rezess bedeutet also auch hier nicht 12 Lot Feinsilber. Zu den Verhältnissen der Jahrzehnte vor 1432/1433 siehe auch noch unten, Exkurs. 105 Vgl. JESSE 1928, S. 154 mit Anmerkung 608 (S. 207): "Schon das Blei rur die Vornahme der Kapellenprobe wird vom Rat geliefert, um Betrug zu verhindern". Die Kenntnis der Sache, die nur an dieser Stelle des Buchs erwähnt ist, wird vorausgesetzt. 106 HR 11, 2, Nr. 302 (S. 237 f.), hier II (S. 238). 107 HR ll, 3, Nr. 676, (S. 516). 108 HR 1I, 5, Nr. 305, 21 (S. 209 f.). Es handelt sich um eine wörtliche Wiederholung der Bestimmung vom 16. Mai Kämmereirechnungen Hamburg 2, S. 262, 16 f.: 1 talentum 2 solidos in blajferdis Stadensibus positis Super test ad habendum probam de eisdem. Den Hinweis auf diese Stelle (die ich schon 1980 gelesen. aber damals noch nicht in ihrer Tragweite begriffen und daher auch nicht exzerpiert hatte) verdanke ich dem noch unveröffentlichten Artikel Test des Mittelniederdeutschen Handwörterbuchs, den mir der Redakteur, Herr Kay W Sörensen, freundlich zugänglich gemacht hat.

131 Die Einführung der Kupellenprobe 437 gebracht wurde, für die allein der Text bestimmt war. Man kann die sehr ausführlichen Regeln für die doppelte Prüfung der neugeprägten Münzen, vor der Ausgabe und nachträglich anhand der Fahrbüchsen-Stücke llo, durchaus als Probierordnung bezeichnen. Auf der ersten Stufe soll der Münzmeister selbst "das Werk auf der Kapelle versuchen, so oft, bis er zuverlässig weiß, daß es richtig ist an seinem Kom mit dem Wert, wie ihm das vorgeschrieben ist" (dat werk uppe de[r] kappelien vorsoken so dicke, dat he vorware wete, dat id bestendich sy an sinem korne in maten, als eme dat bevalen is). Die Münzen aus den Fahrbüchsen sollen die Wardeine "auf die Kapelle setzen und versuchen auf das feine Kom und nicht auf das Königs- oder Kaufmannskom, mit Blei, das ihnen dazu übergeben wird, in Abwesenheit der Münzmeister" (uppe de kappelien setten unde vorsoken uppe dat jjme korn, unde nicht uppe da! koninges oifte kopmans korn, mit blye, da! en darto geantwerdet wird, in affivesende der muntemester). Dies Regelwerk stammt allerdings nicht aus dem Wissensschatz norddeutscher MÜllzpolitiker und Münztechniker. Es handelt sich vielmehr um mehr oder minder wörtliche Zitate aus einem - später in seinem Entstehungskontext zu besprechenden - meißnischen Text von [1444 (?)]; damit werden Informationszusammenhänge sichtbar, die weit über den niederdeutschen Bereich hinausreichen. 111 Diese Vorschriften sind dann auch in die letzten umfassenden Rezesstexte des 15. Jahrhunderts übergegangen, in den Entwurfvom 15. Juni 1468 und die Ausfertigung vom 23. (24.) Mai Mit seiner dichten Überlieferung und den teilweise sehr ausführlichen Formulierungen vermittelt das Schriftgut des "wendischen Münzvereins" ein einprägsames Bild von der Bedeutung der Kupellenprobe in der Praxis der regionalen Silbermünzproduktion und des professionellen Umgangs mit Silber überhaupt in den letzten bei den Dritteln des 15. Jahrhunderts. Zugleich legen die Texte aber auch die Vermutung nahe, dass es sich bei der Einführung der Kupellenprobe durchaus nicht immer und überall um einen einmaligen Vorgang gehandelt haben muss. Man hat alternativ auch mit einem Prozess zu rechnen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken konnte; mehr oder minder frühe 110 HR 11, 6, Nr. 57, 4 und 5 (S. 39). 111 HIRSCH 1756, Nr. 91, hier S. 94 f. Durch den Entlehnungsnachweis wird natürlich fraglich. oh es sinnvoll ist, eine Interpretation des niederdeutschen Textes im Kontext norddeutscher Verhältnisse zu versuchen. Das gilt insbesondere für den Ausdruck Kaufmannskorn. Der ist allerdings. anders als das überall ohne weiteres verständliche Wort Königskorn, also Feingehalt des argent-le-rol. auch außerhalb des Niederdeutschen erklärungsbedürftig; das Wort kommt weder in Emrnerigs Glossar (EMMERIG 2006) noch im Frühneuhochdeutschen Wörterbuch (Bd. 8, Lieferung ) vor. DIe naheliegende Deutung handelsüblicher Feingehalt wirft sogleich die Frage auf. in welchen SIlberhandelsbeziehungen des mitteleuropäischen Raums es bald nach der Mitte des 15. Jahrhunderts 1 einen Standard-Feingehalt gegeben haben könnte. ",. 12 HR 11, 6, Nr. 92, 6 und 7 (5. 67 f.) und HR 111, 3, Nr. 86, 15 und 16 (5.67 f). U'er den Re7ess von 1492 zuletzt ausführlich STEFKE 2004, S

132 438 Gerald Stefke Ersterwähnungen des Verfahrens schließen also nicht aus, dass es bis zu seiner endgültigen Durchsetzung und der Etablierung optimaler Verfahrensabläufe in der Alltagspraxis einer Münzstätte oder Münzstättengruppe noch viele Jahre gedauert haben mag. Diese Verhältnisse, aber auch das im Vergleich mit dem Südwesten auffällig späte Auftauchen der Kupellenprobe in den Großstädten des lübischen Währungsgebiets mit ihren weiten und vielfältigen Kontakten zu allen Gegenden der "mittelalterlichen Weltwirtschaft" würden es nahe legen, das deutschsprachige Mitteleuropa in seiner gesamten Ausdehnung in die Untersuchung einzubeziehen. Da dies im Rahmen des vorliegenden Aufsatzes nicht möglich ist, soll ergänzend wenigstens noch ein Blick auf zwei bedeutende Territorien geworfen werden, die über einen dichten und großenteils publizierten Bestand an einschlägigen Quellen verfügen: Das Herzogtum Bayern der Wittelsbacher und die mit der Landgrafschaft Thüringen verbundene Markgrafschaft Meißen der Wettiner, die 1423 mit einem verhältnismäßig bescheidenen Gebietszuwachs auch den sächsischen Herzogstitel und die damit verbundene Kurwürde erwerben konnten. In den bis 1406 reichenden Quellen zur bayerischen und fränkischen Münzgeschichte, die Franz Bastian im Rahmen seiner Bearbeitung des Runtinger-Handlungsbuchs veröffentlicht hat l13, gibt es keinen einzigen Hinweis auf die Kupellenprobe. 114 Die übrigen Schriftquellen zur Geschichte der Münzprägung des 15. Jahrhunderts in den bayerischen Landen des Hauses Wittelsbach hat erst ganz kürzlich Hubert Emmerig im Rahmen der Materialsammlung ftir seine Wiener Habilitationsschrift zusammengetragen. I 15 Danach setzen auch hier die Erwähnungen der Kupellenprobe erst in den frühen 1430er Jahren ein: Nach der Bestallungsurkunde vom 8. Dezember 1431 ftir den Münzmeister in Neuötting l16 soll der versucher auf der cappeln versuchen, und 1433 hat dann in Ingolstadt in der Fastenzeit ein gewisser Bartholomeo versucher von Wienn, also ein auswärtiger Spezialist, böhmische Groschen sowie Münchner und Landshuter Pfennige auf ainer cappellen prennen lassen. 117 Weitere Belege gibt es in den Bestallungsurkunden ftir die Münchner 113 BASTIAN 1943, S und Darunter gibt es auch Augsburger Schriftgut. 114 Zur Kritik einer weiteren Regensburger Quelle, nach der das Probieren auf der Kapelle bereits fijr die Zeit um 1400 belegt sein sollte, siehe oben Anmerkung EMMERIG Mit dem Erscheinen der Buchfassung ist nicht vor Oktober 2007 zu rech nen (Mitteilungsblatt 35/07 des Instituts fiir Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien, S.25 f.). Ich bin daher Hubert Emmerig besonders dankbar für die liebenswürdige Hilfsbereitschaft, mit der er mir die für diesen Aufsatz in Betracht kommenden ungedruckten Texte aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts zur Verfügung gestellt hat. Außerdem danke ich ihm fiir Kopien aus VoN LORI 1768, einem Buch, das es in keiner Hamburger Bibliothek gibt. 116 Ungedruckt; erwähnt bei EMMERIG 2004, S U ngedruckt. Der Text, in dem dies berichtet wird, stammt erst von 1441.

133 Die Einführung der Kupellenprobe 439 Münzmeister vom 21. November und 25. Mai und für die Landshuter Münzmeister vom 5. August Die genannten Bestallungsurkunden orientieren sich alle an demselben Formular, in dem das ältere Verfahren des Probierens auf dem Test nicht erwähnt wird. Für Meißen-Thüringen sind die Quellen, soweit sie sich auf die Freiberger Münzstätte beziehen, die Hauptmünzstätte der Wettiner in der "Groschenzeit", bereits seit 120 Jahren publiziert 121; die schriftlichen Quellen zur Geschichte der nichtfürstlichen Münzprägung im mittelalterlichen "Sachsen" liegen sogar noch 40 Jahre länger vor. 122 Die Durchsicht der Freiberger Texte bringt ein erstaunliches Ergebnis: Erst in Schriftstücken von 1444 findet man erste Erwähnungen der Kupellenprobe. Es handelt sich zunächst um eine undatiert überlieferte, aber traditionell in das genannte Jahr gesetzte umfangreiche Münzordnung, die sich selbst als eine gemeine Reformation der Müntze verstanden wissen wollte. 123 Sie enthält auch sehr eingehende Vorschriften für das Probieren der Silbermünzen l24 : Zunächst soll der Münzmeister, wenn er ein Werk ganz bereitet hat, das Werk selbst, ohne Mitwirkung eines herrschaftlichen "Probierers", uf der Kapelle versuchen oder versuchen lassen, so dicke, dass er vor war wisse, dass es bestehe an seinem korn, immaßen das hernach gesetzt ist. In einer zweiten Stufe sollen die Belegstücke aus der Prüfe-Büchse durch beständige Probirer der bei den Landesherren untersucht werden; die Probierer sollen ir blei vorauf setzen 125, ob es Silber hätte, dass sie das Korn Silbers von dem Blei hernach von dem Prüfekorn mögen abzihen. Das hinter dieser Anweisung stehende Problem kennen wir schon aus den Texten des "wendischen Münzvereins" von 1432/ Weiter wird bestimmt, dass man die Münze probieren solle ur das feine Korn, und nicht uf des Königs oder Kaufmanns Korn. Dabei solle man das Korn Silbers, das aus dem Blei kamt, von dem Prüfe Korn abzihen, wenn was Silbers 118 LORI 1768, Nr. 38, S , hier S. 34 (nicht fehlerfrei), erwähnt bei EMMERIG 2004, S. 160 (vgl. auch S. ISS f, hier das Probieren auf der Kapelle erwähnt). 119 Ungedruckt. 120 KULL 1901, S , hier 81 (mit der sicherlich fehlerhaften Lesung Cuppein); erwähnt bei EMMERIG 2004, S UR Freiberg 2. Meine Hoffuung, bei FALKE Quellenmaterial mit Kapelle-Belegen fiir die übrigen landesherrlichen Münzstätten des späteren 15. Jahrhunderts zu finden. hat SIch leider nur in einem - hier noch nicht zu behandelnden _ Fall erfiillt; dem Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden danke ich dennoch schon heute verbindlich fiir die Übersendung von Kopien dieser drei Aufsätze. 122 VON POSERN-KLETT 1846, S HIRSCH 1756, Nr. 91 (S ); das Zitat auf S. 91. Dazu ausführlich. mit Anfiihrung älterer Literatur und auch eines abweichenden Datierungsvorschlags (1456/1457). KRlG S HIRSCH 1756, S, , 125 Ob dies richtig gelesen ist? Der Sinn ist jedenfalls "vorher untersuchen", ben Anmerkung los,

134 440 Gerald Stefke aus dem Blei kamt, das ist in der Müntze nicht gewest. Die meisten Regeln dieser Probierordnung sind uns bereits vertraut, weil der Text oder ein anderer, eng verwandter für die Formulierung der einschlägigen Bestimmungen in den Rezessen des "wendischen Münzvereins" aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts benutzt worden ist. l27 Bei dem zweiten Text von 1444 handelt es sich um die Instruktion, die den Freiberger Münzbeamten am 12. März erteilt worden ist. 128 Die Kupellenprobe wird hier nur beiläufig erwähnt: Unter den zahlreichen Aufgaben, die meister Jorge der versucher übertragen bekam l29, wird auch die Pflicht erwähnt, jedes Werk, das bereit wirt ufj der capelen unde ufj der wage nach ufftcal bestanden ist, zu versiegeln und dem Bergschreiber zu übergeben. Weitere Nachrichten über den Umgang mit der Kupellenprobe in der Freiberger Münze bietet erst der Entwurf einer Bestallung für den Münzmeister Paul Borner, die am 28. Dezember 1460 oder einem der nächsten Tage konzipiert, aber nicht ausgefertigt wurde. l3d Da die einschlägigen Formulierungen mit denen von 1444 nur wenig gemein haben, lohnt es, sie hier vorzulegen: Der Münzmeister soll die Münze slahen und uf die cappellen antwerten uf das jjme korn, in maßen er in der ytzt gescheen probirunge selbs gesehen had, wy das jjme korn von der cappellen ist ußgegangen - der Münzmeister, der bereits seit Ende 1456 amtiert hatte, wenn auch erst seit Oktober 1459 allein, ohne seinen Vater Hans Borner131, und der bei der erwähnten Probierung als Gauner von hohen Graden entlarvt worden war l32, hat also so getan, als wüsste er nicht, wie eine kunstgerechte Probe auf der Kapelle abläuft! Weiter hat Jorge Goltsmyd (identisch mit dem Versucher von 1444?) geswarn die muntz zu probiren uf das jjme korn. So haben ym unser rete ein jjme korn (also einen Feinsilber-Stal) gelaßen, daruf er probiren sal, und was an der probinmge feylet, das das korn nicht fyne und in rechtem gewichte ist, das sal derselbe 127 Oben Anmerkung UB. Freiberg 2, Nr. 993 (S. 87 f.). 129 Seine Stellung im Freiberger Münzbetrieb erinnert mehr an die des warden im spätmittelalterlichen England und entsprechender Beamter in den landesherrlichen Münzstätten der Niederlande; er sollte sicherlich kein bloßer Spezialist der Probiertechnik sein. Ähnliche Verhältnisse lassen sich etwa ein halbes Jahrhundert später auch in Nordostdeutschland beobachten (STEFKE 2004, S. 104), und Vorbilder dafiir kann man also auch in Meißen suchen, nicht nur in Westeuropa. 130 UB. Freiberg 2, Nr (S. 177-(80). Allenfalls könnte auch ein Protokoll über Verhandlungen der landesherrlichen Räte am 13. Mai 1452 (UB. Freiberg 2, Nr. 1024, S. 140 f.) etwas enthalten, dessen erste hier ausgelassene Hälfte Verabredungen über Münzsachen. insbesondere über Schrot und Kom der gemeinschaftlichen Münze dokumentieren soll: UB. Freiberg 2, S. 140, Vorbemerkung zuii1 Stück. 131 S. UB. Freiberg 2, S , Rechnungen Nr. 92 und UB. Freiberg 2, S. 177, Vorbemerkung zum Stück: Es wurde festgestellt, dass gegen 600 Schock Gr~schen an Schrot und Kom fehlten. so dass die Räthe an Abselzung und Gefangennahme des Munzmelsters dachten; beides ist im Frühjahr 1461 dann tatsächlich erfolgt: UB. Freiberg 2. Nr, 1041 (S. 181 f.).

135 Die Einführung der Kupellenprobe 441 Jorge Goltsmyd verantwerten und der muntzmeister nicht. Außerdem haben die Räte dem Münzmeister auch drie prufekorn (nach dem Kontext: Sta1e des Feingehalts der Münzen l33 ) gegeben, sich mit der probirunge darnach wissen zu richten. Endlich wird dem Münzmeister ein Remedium am Feingehalt von höchstens zwei Grän ( 1/9 Lot) zugestanden mit der Begründung, das die probirunge gescheen sal uf das h'ne korn und nicht uf das konigskorn oder kauffmanskorn, als vor gescheen ist - die entsprechende Norm von 1444 ist also anscheinend nicht umgesetzt worden, falls sie nicht etwa nur in der Zwischenzeit wieder "vergessen" worden ist. Man wird sich kaum den Vorwurf der Willkür zuziehen, wenn man sich weigert, die Nachrichten von 1444 als Zeugnisse für den Zeitpunkt der Einführung der Kupellenprobe in den Wettinerlanden gelten zu lassen. Ein Blick auf die Quellenlage der vorangehenden Jahrzehnte wird das gewiss deutlich machen: Unmittelbar voran gehen Bemühungen der Landesherrschaft, die offenbar äußerst altmodische und schlecht kontrollierte Organisation der Freiberger Münze zu modernisieren. Da der Hauptzweck sicherlich darin bestand, die Stellung des Münzmeisters als des bisherigen Hauptnutznießers der bestehenden Verhältnisse zu schwächen, ist es misslich, dass wir diese Bemühungen nur aus einer - vom Fürsten angeforderten - Stellungnahme des Münzmeisters kennen.i 34 Aber immerhin kann auch ein solches "Gutachten" hier und da Interessantes enthalten. So erfahren wir, dass der Fürst beabsichtigte, eynen vorsucher ader segirer l35 zcu setczen ober dy muncze; den hatte es also in Freiberg bisher nicht gegeben. Der Münzmeister wollte ihn auch gleich als Silberbrenner im brennegadem beschäftigen. Der Text enthält kein Indiz dafür, dass in der Münzstätte mit der Kupellenprobe gearbeitet wurde 136 ; aber daraus darf man gewiss nicht schließen dass der Münzmeister sie nicht kannte. Denn er hatte sicherlich kein Interesse an der amtlichen Einführung einer Probiertechnik in den Münzbetrieb, mit der der Feingehalt des von ihm erworbenen Bergsilbers und der von ihm produzierten Münzen ganz genau festgestellt werden konnte. Aus den ersten vier Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts gibt es nur vier Texte, in denen man überhaupt einschlägige Nachrichten erwarten könnte, allesamt Münzfuß-Vereinbarungen der Landesherren, von 1402, 1412, 1431 und Keine davon enthält auch nur ein Wort zum Thema Probieren; wenn das mit Kupfer zu legierende Silber stets als IÖliges bezeichnet wird, so ist das kein sicheres Indiz dafür, dass die Kupellenprobe noch nicht bekannt war. 133 Das Wort fehlt bei EMMERIG UB. Freiberg 2, Nr. 991 (S ), [um 1442?j. 135 Bedeutung Seigerer im Sinne von Aujzieher? V gl. EMMERIG 2006, S Seiger ( Die Beinasche, die dem Münzmeister seit langer Zeit kostenlos geliefert \\urde (UB. Freiberg 2. S. 84), hat gewiss nicht der Herstellung von Kupellen gedient, sondern der Ausrüstung derteste rn dem brennegadem, von denen wir an anderer Stelle (S. 86, 2. Absatz) erfahren. dass sie (nach Benutzung) zwischen der Herrschaft und dem Münzmeister geteilt \\Urden. 137 UB. Freiberg 2, Nr. 962 (S. 62), 975 (S. 73 0, 985 (S. 80) und 987 (S. 81).

136 442 Gerald Stefke Dass die Kupellenprobe in Meißen-Thüringen erst 1444 bekannt geworden ist, dagegen spricht auch eine kleine Quellengruppe von 1448: Damals hat Herzog Wilhelm III., Bruder des 2. Wettiner-Kurfiirsten von Sachsen und Regent in Thüringen, mit einer ganzen Reihe seiner Städte vereinbart, dass sie nach dem vom Fürsten vorgegebenen Münzfuß seiner eigenen Pfennigmünze bis auf Weiteres Pfennige schlagen lassen durften. earl Friedrich von Posem-Klett hat 1846 die Privilegien für Saalfeld vom 10. März, fiir Jena vom 14. Mai und fiir Nordhausen vom 9. Oktober gedruckt. 138 Die Beschreibung des Feingehalts lautet überall: das die gemischete gewogene mark bestehen soll zue sechs {athen feines silbers. [... ] val/komment/ich ujj der capelien versucht. Dabei bewegen wir uns hier im Bereich des - zugegebenermaßen noch besseren - Kleingelds, bei dem es zu allen Zeiten nicht gar so genau auf das Feingewicht der Münzen angekommen ist. Andererseits kann natürlich nicht geleugnet werden, dass wir in den Wettinerlanden über begründete Mutmaßungen nicht hinauskommen, wenn es um die Zeit vor 1444 geht. 5. Nachweise für die Kupellenprobe durch Quellen, in denen das Wort Kapelle nicht vorkommt Die hier bisher angestellten Untersuchungen sind der Kupellenprobe fast ausnahmslos am Leitfaden des Wortes Kapelle nachgegangen. Obwohl auf diese Weise ziemlich umfangreiches Material zutage gefördert werden konnte, muss doch mit Nachdruck die Frage gestellt werden, ob es denn nicht auch Möglichkeiten gibt, die Technik nachzuweisen, wenn sie nicht ausdrücklich erwähnt wird. Die Frage kann grundsätzlich bejaht werden. Dabei ist zwischen zwei Fallgruppen zu unterscheiden: Zum einen kann es sich darum handeln, dass einschlägige Quellen aus dem 15. Jahrhundert überhaupt nicht überliefert sind - das gilt etwa, wie bereits erwähnt, fiir Stadt und Erzstift Bremen zwischen 1414 und , oder dass eine an sich vorhandene Überlieferung keine münzstättennahen Texte enthält, in denen man solche "technischen" Angaben nur erwarten darf; darum handelt es sich bei dem von Friedensburg 1887 und 1904 veröffentlichten, bis reichenden schlesischen Schriftgut. 140 Unter derartigen Bedingungen kann natürlich nur die Erschließung von neuen Quellen weiterhelfen. 138 VON POSERN-KLETI 1846, Urkunden Nr. 41 (S , Nr. 26 (S. 345 f.; etwas gekürzt auch beijess E Nr. 253, S. 118) und Nr. 37 (S. 354 f.; hier als bisher tätig Eisenach, Weißensee und Saalfeld genannt). Bel KRUG 1974 ist diese Prägung nicht behandelt, siehe S. 168, nach Nr Siehe oben Anmerkung 76 und E ". h' s um,asst Immer In 115 Druckseiten: FRIEDENSBURG 1887, S und 1904, S Vgl. schon oben Anmerkung 49.

137 Die Einführung der Kupellenprobe 443 Der zweite, wesentlich interessantere Fall besteht darin, dass der Ausdruck Kapelle im Zusammenhang mit dem Probieren von Silber gar nicht üblich gewesen sein könnte. Darum scheint es sich in Teilen des Reiches, besonders im Westen, wirklich gehandelt zu haben. So kommt das Wort in dieser Bedeutung in den beiden Wörterbüchern des Mittelniederländischen überhaupt nicht vor. 141 Dann habe ich es auch in dem (kleinen) Teil der normativen Texte des Kurrheinischen Münzvereins l42 vermisst, den ich für die Zwecke dieser Studie gelesen habe. Aber selbst in diesem Teil findet man schon recht Aufsehenerregendes. Im ersten großen Münzvertrag der vier Kurfürsten vom 8. Juni ist nämlich der Feingehalt der Weißpfennige folgendermaßen beschrieben: "Die sollen halten auf die Assaye 9 Pfennige Feines, das macht 12 1/2 Lot Königssilber" (die sullen halden uf die assaye nun pennige fins. daz machet druzehendehalb lait kuniges silbers). Das in Frankreich allgemein und in den östlich angrenzenden Landen vielfach übliche Königssilber als Ausgangspunkt der Berechnung von Silberlegierungen war bekanntlich 23/24 bzw /3/1.000 fein. Das quantitative Wissen über die Zusammensetzung des argent-le-roi setzt die Beherrschung des Verfahrens der Kupellenprobe voraus. Beides war in Frankreich damals sicher schon gegeben. l /2 Lot, also 12 1/2 Sechzehntel oder 781 Tausendstel, Königssilber machen einen Feingehalt von 748,7/1.000; das kann man mit gutem Gewissen zu oder drei Vierteln aufrunden. Dies ist Feinsilber, wie es durch die Kupellenprobe ermittelt wird. Die 9 Pfennige Feines, von denen die Quelle spricht, stellen drei Viertel der Grundmenge von 12 Pfennigen dar; gemeint sind die deniers der französischen Feingehaltsskala. Mit dem Ausdruck ist also wirkliches Feinsilber gemeint I 45, Feinsilber im Sinne der Kupellenprobe. 141 VERWIJsNERDAM und VERDAMiEBBlNGE WUBBEN Dagegen ist im neuzeitlichen Niederländisch Kapel (samt Ableitungen und Zusammensetzungen) sehr wohl belegt: Woordenbock der Nederlandsche taal 7, I, 1926, Sp f., als sprachliche Alternative zu Kupel oder Cupel usw. (ebd. 8,1,1916, Sp. 596); die Stellennachweise reichen aber nicht über die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. In den Bedeutungsangaben gehen für beide sprachlichen Varianten die Bereiche probieren und abtreiben wild durcheinander. Man darf vielleicht vermuten, dass sich auf diesem Gebiet der chemischen Technik vor allem die französische Terminologie geltend gemacht hat. daneben aber auch, mindestens sprachlich, Einflüsse aus Deutschland wirksam geworden sind. 142 Ein bequem benutzbares Repertorium findet man bei WEISENSTElN S Es bietet auch ausfiihrliehe Literaturhinweise. 143 WEISENSTEIN 1995, S. 203, Nr. 21. Jetzt maßgebender Druck: RTA ÄR I, Nr. 286 (S ; der Weißpfennigfuß auf S. 51 Si; danach gekürzt bei JESSE 1924, Nr. 307 (S ). Früherer Druck bei HIRSCH 1756, Nr. 55 (S ). 144 N"h a eres dazu unten Anmerkung Erst am Tag des Stolberger Vortrags ist mir bekanntgeworden, dass diese Rechnung schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert einmal angestellt worden ist, von Henner R. Medmg (MFDI'% 1980; m diesen Jahren war ich in keinem Münzverein Mitglied und hatte daher auch das Heft des,\'umlsmallsehen Nachriehtenblatts in dem der kleine Aufsatz erschienen ist, vorher nie zu Gesicht bekommen). MEDlNG wollte allerdin~s etwas beweisen, was eigentlich nicht beweisbedürftig ist: Dass Königssilber nicht, wie FRIEDRICH VON SCHRÖTTER behauptet hatte, im Mittelalter/ur dasfemstc Sdher gehaj-

138 444 Gerald Stefke Danach muss die Fonnulierung eine Münze hält auf die Assaye dasselbe bedeuten, was im übrigen deutschen Sprachraum heißt: sie hält nach der Probe [auf] der Kapelle. Es wird zu untersuchen sein, ob sich weitere, ebenso klare Gleichungen auch schon in früheren rheinischen Quellen finden lassen, oder auch anderswo, etwa in Quellen aus den südlichen Niederlanden. Und da Innovationen sich nicht ausbreiten wie eine Überschwemmung, sondern sehr schnell große Entfernungen überwinden können, wenn die nötigen politischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind, hier noch als Lesefrucht ein Zitat aus den Dokumenten der Münzverwaltung des Deutschen Ordens in Preußen, das den Feingehalt der preußischen Schillinge im Jahre 1380 beschreibt: Eine gewogene, d. h. rauhe Mark an Schillingstücken soll so und so viele "Schot [Vierundzwanzigstel]feynes assays [halten], wie man allewege zu versuchen pflegt in ordnungsgemäßen (rechtfertigen) Münzstätten in Frankreich oder in Braband".146 Nach dem vorangehenden wird es, glaube ich, niemandem leichtfallen zu leugnen, dass die Kupellenprobe im Deutschordensland bereits in den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts bekannt war. ten worden ist; daher musste MEDING das Feine des Vertrags von 1386 ohne Beweisftihrung ftir Feinsilber im modemen Sinn erklären. Im Ergebnis sind wir nun aber ganz einig. VON SCHRÖTTERS Artikel Argent le Roy und Königsilber in: VON SCHRÖTTER 1930, S. 36 und 312, liefern weitere Belege ftir die bereits früher gemachte Beobachtung, dass des Verfassers Beiträge zur Geschichte der Münztechnik ftir sein Wörterbuch der Münzkunde sehr hinter dem zurückbleiben, was man von ihm erwarten durfte. Bei der zentralen Aussage dieser beiden Artikel, gegen die MEDING 1980 zu Recht Widerspruch erhoben hat, handelt es sich in der Hauptsache um eine flüchtige, teilweise verzerren de Wiedergabe dessen, was LUSCHIN VON EBENGREUTH 1926, S. 42 f, zur Sache ausgeftihrt hat; den entscheidenden Punkt, dass dieser Zusatz [das unedle Vierundzwanzigstel] in Frankreich in Rechnung gezogen war (LUSCHIN VON EBENGREUTH 1926, S. 43), hat VON SCHRÖTTER ignoriert. 146 VOSSBERG 1843, S. 94. Es handelt sich um die Bestellung eines versucher!s], dehen man pfleget czu halden in rechten munczen, ftir die Ordensmünzstätte Thom durch den Hochmeister Winrich von Kniprode ( ). Der Feingehaltswert von 17 1/2 Schot (= 11 2/3 Lot) in dem nur abschriftlich überlieferten und um 1400 als Formular benutz/ern] Text gehört nach VOSSBERG 1843, S. 95 f. allerdings nicht zum ursprünglichen Wortlaut, da die damaligen Schillinge mit 20 Schot = 13 1/3 Lot Feingehalt noch erheblich besser waren. Die erwähnte Feingehaltsangabe erlaubt es aber wahrscheinlich festzustellen, wie hoch der Feingehalt des zu Beginn des 15. Jahrhunderts im preußischen Münzwesen verwendeten lötigen Silbers gewesen ist. Denn in einer Rechnung über die Prägung der Jahre 1404-[1407] (VOSSBERG 1843, S ) stellt sich das Schillingsilber als Legierung aus 3 Teilen silbers und einem Teil Kupfer-schicksil oder schickunge dar; der Silber-Anteil beträgt also 18 Schot oder 12 Lot. Nach dem Preis dieses Silbers (2,333 Mark Münze pro Gewichtsmark) lässt sich sicherstellen, dass es sich um dieselbe Silbersorte handelt, die in einer anderen gleichzeitigen. auch sachlich zugehörigen Quelle (VOSSBERG 1843, S. 105) lotiges silber genannt wird. Danach gilt wahrscheinlich: 18 Schot lötiges Silber = 17,5 Schot Feinsilber; das damalige preußische lötige Silber wäre also mit einem Feingehalt von 972/1.000 = 15,555 Lot ftir diese Zeit sehr hochhaltig gewesen.

139 Die Einführung der Kupellenprobe 445 Nachdem uns das Wort assay zweimal im sachlichen Kontext der Kupellenprobe begegnet ist l47, erscheint es sinnvoll, nach weiteren frühen Belegen zu suchen. Es würde allerdings zu weit führen, dies hier systematisch zu tun. Auch ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass assay schon damals, wie noch heute im Englischen, einfach für Probe steht, nicht für eine bestimmte Technik des Probierens. Also muss jeder einzelne Wortbeleg im jeweiligen Text- und Sachzusammenhang sorgsam daraufhin untersucht werden, ob es sich wirklich um ein Zeugnis für die Kupellenprobe handelt. Dafür nur drei Beispiele: Das Wort begegnet recht häufig im MitteIniederländischen, auch in der verkürzten Form saie und mit dem Verbum sageren 148 in der Bedeutung assayeren. 149 Frühe Belege, von 1359 und 1375, bietet das MitteIniederländische Wörterbuch l50 aus der Publikation der Kämmererrechnungen von Deventer. 151 Nichts deutet aber daraufhin, dass diese Nachrichten etwas mit der Kupellenprobe zu tun haben; vielmehr hat es sich bei sage bzw. saye um eine - vermutlich hochhaltige - Silberqualität gehandelt, die durch Brennen von fremden Groten hergestellt wurde - etwa argent-ie-roi? Vereinzelt kommt das Wort schon um 1400 auch außerhalb des ostniederländisch-niederrheinischen Raums vor. So trifft man es, in der Form zaye, im Rezess des "wendischen Münzvereins" vom 6. Februar 1403 an. 152 Hier sollten die Witten 9 penningejjmer zaye = 12 1 /2 Lotjimes lodiges sulvers halten. Für die Pfennige und Halbpfennige lautet die Kom-Vorschrift 9 bzw. 8 loel sulvers na der zaye. Die Beschreibung des Feingehalts der Witten erinnert an die Feingehaltsangabe für die Weißpfennige im eben besprochenen kurrheinischen Vertrag von 1386 (die Zahlen sind sogar dieselben), und man wäre daher geneigt, unter fyner zaye Feinsilber im Sinne der Kupellenprobe zu verstehen. Aber dann müsste man nicht nur annehmen, dass die Kupellenprobe im lübischen Währungsgebiet schon drei Jahrzehnte vor ihrer Ersterwähnung bekannt war. Man hätte auch zu akzeptieren, dass es dort damals 960/1.000 feines "Iötiges" Silber gegeben hat, wofür nichts spricht; vielmehr scheint hier das argent-le-roi als ji'ne zaye bezeichnet zu sein. 153 Endlich gehört auch sicherlich hierher die Formulierung sol hahen 147 In dem oben Anmerkung 90 f. besprochenen Text von 1436 aus Hameln ist die dort zitierte Feingehaltsvorschrift übrigens bei einer einzigen Sorte, dem swarten holen penning. noch erweitert um die Angabe schall ho/den uppe deme assace. 148 Vermutlich übernommen aus dem späten Altfranzösisch. wo es neben sai ebenfalls das \'erb.wier gibt. 149 Das Verb hat offenbar nichts zu tun mit dem bayrisch-österreichischen Verb seigen oder s<ligen = seigern, bei dem es nach EMMERIG 2006, S. 161 f., ausschließlich um die Prüfung des Schrots der Münzen geht. 150 V ERWl)sNERDAM 1885, Band 7, Sp. 56 und Die Publikation, von der ich mir mit Gründen noch weitere Nachrichten verspreche. war mir nicht erreichbar. 152 Da es in HR I, 5 nur ein Regest gibt (Nr. 115, S. 78), ist zurückzugehen auf us. Stadt Lüheck 5. Nr. 66 (S. 65--{'7, hier 65). 153 Siehe dazu unten, Exkurs.

140 446 Gerald Stefke an der sais in der Nachricht über das in Genua handelsübliche Silber in den wohl um 1390 entstandenen Aufzeichnungen des Nürnbergers Ulman Stromer über Gewicht und Kaufmannschaft.154 Der angegebene Feingehaltswert, Il Unzen 14 Pfennig gemäß Wenediger prant, entspricht 965/1.000, wenn wir annehmen, dass dahinter die Probe auf der Kapelle steht, was sehr wahrscheinlich ist. 155 Stromer müsste also die Kupellenprobe gekannt haben, es sei denn, dieser erfahrene und erfolgreiche ältere Geschäftsmann hätte nur abgeschrieben oder mechanisch aus dem Italienischen übersetzt. 6. Zusammenfassung In einem knappen Resümee kann man festhalten, dass es doch nicht viel weniger als ein Jahrhundert gedauert hat, bis die Kupellenprobe in den Münzstätten des deutschsprachigen Mitteleuropas nicht nur flächenhaft bekannt geworden ist, sondern auch in der Alltagspraxis der Münzproduktion einen gesicherten Platz gefunden hat. Nach dem hier untersuchten Quellenmaterialliegen die Anfänge in den 1380er Jahren und im frankreichnahen Westen; das Wissen konnte aber auch ausnahmsweise ebenso früh, vielleicht sogar etwas früher, in den äußersten Nordosten "überspringen", in den Staat des Deutschordens-Hochmeisters, der ja ebenfalls, wenn auch in einem anderen Sinne, als frankreichnah beschrieben werden kann. 156 üb es auch eine direkte Übertragung aus Italien in den Süden des deutschsprachigen Raums gegeben hat? Dafür scheint bisher nur die Möglichkeit zu sprechen, dass das Wort Kapelle als Lehnwort aus dem italienischen coppella entstanden ist. 157 Wann und wo das geschehen sein mag, lässt sich bisher nicht einmal vermutungsweise sagen. Nach den Tiroler Verhältnissen zu urteilen, wird man auch hier vielleicht nicht über die 1370er Jahre zurückkommen. In dem umfangreichen, bis 1363 reichenden Quellenteil, den Helmut Rizzolli dem ersten Band seiner Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter beigegeben hat l58, ist das Wort jedenfalls unbelegt. Auf der anderen Seite kann man mit Bestimmtheit sagen, dass die völlige Durchsetzung der Kupellenprobe in den Münzstätten des Wettinerstaats und des lübischen Währungsgebiets erst in den 1460er Jahren gelungen ist. Die Verzögerung 154 Oben Anmerkung 89. JESSE 1924, S. 239, Anmerkung 2, wies dazu bereits hin auf "ital. sagg io, mitteil at. sagium = Silberprobe". 155 Denn bei PEGOWTII 1936, S. 291, findet sich genau derselbe Wert zwar nicht für Genua, aber fiir argento della bolla di Vinegia. Über die Stellung von Pegolottis Nachrichten im Kontext unseres Themas siehe übrigens unten Anmerkung Siehe dazu etwa PARAVICINI 1989 und Und nicht aus mittellateinischem cupella, das in der hier interessierenden Bedeutung nirgends belegt zu sein scheint. V gl. schon oben Anmerkung RIZZOLLI 1991, S

141 Die Einführung der Kupellenprobe 447 könnte hauptsächlich darauf zurückzufuhren sein, dass die Kupellenprobe im Spannungsfeld unterschiedlicher materieller Interessen gestanden hat. Dafur sprechen vor allem die sächsischen Verhältnisse: Die Landesherren drängten darauf, die modeme Probiertechnik einzufuhren. Die Freiberger Münzmeister aber leisteten hinhaltenden Widerstand; denn die alte, primitive Technik erlaubte es ihnen offenbar, mehr Silber zu empfangen, als sie bezahlten, und weniger Silber in den Münzen zu verarbeiten, als es der Münzfuß verlangte. Das war wenigstens solange eine gefahrlose Sache, wie die Münzmeister die einzigen in der Münze und ihrem Umfeld waren, die die modeme Technik kannten - dass es eine solche Zeit gegeben hat, lässt sich zwar nicht beweisen; es wäre aber sehr erstaunlich, wenn es anders gewesen wäre. Die Wege, auf denen die innovative Probiertechnik verbreitet worden ist, werden nur ausnahmsweise sichtbar oder, genauer gesagt, ahnbar. Das gilt verschärft fur die Frage nach den Trägern der Verbreitung, als die man sich gewiss nicht nur und vielleicht nicht einmal in erster Linie die Münzmeister wird denken dürfen. Als die treibende Kraft fur die Einfuhrung der Kupellenprobe in den Münzstätten der deutschen Territorien darf man sicherlich die Fürsten mit ihren Räten und durch diese ansprechen; fur die wettinischen Lande wird das bereits in den Freiberger Quellen ganz deutlich. Da die Räte in der Regel ebenso wenig wirklich sachverständig waren wie die städtischen,,münzherren", blieb hier noch Raum fur das Eingreifen von überlokal tätigen fachkundigen Beratern, die allerdings oft nur in - meist anonym überlieferten - Gutachten fassbar werden. In allen diesen Fragen wird erweiterte Quellenbenutzung hoffentlich die Voraussetzungen fur ein besseres Verständnis der Verhältnisse schaffen. Mit der Einfuhrung der Kupellenprobe sind die Arbeitsschritte "Berechnen des Feingehalts der Silbermünzen", "Probieren" und "Herstellen der vorschriftsmäßigen Legierung" voneinander unabhängig geworden. Es genügte, rechnerisch alles auf einen Nenner zu bringen. Die Beispiele aus der zeitgenössischen Praxis (Bem 1421 und 1466, "wendischer Münzverein" 1439/1441, Mecklenburg 1492) zeigen, dass man auch in Mitteleuropa die Korn-Vorschriften nicht unbedingt auf wirkliches ~einsilber beziehen musste, bloß weil man probiertechnisch imstande war, den wlrkhchen Feingehalt einer Legierung zu ermitteln. Wir werden uns aber kaum da.:auf verlassen können, dass eine derartige Praxis in den normativen Texten der Munz Produktion immer so deutlich beschrieben worden ist wie in den genannten Belspielfällen. Innerhalb der doch recht langen Zeitspanne im 15. Jahr~undert, um die es hier geht, ist also ganz besondere Sorgfalt geboten, wenn es um die sachgerechte Interpretation von Münzfußvorschriften und speziell die Berechnung des Norm Feingewichts von Silbermünzen und des Feinsilberäquivalents von Währungselllheiten geht.

142 448 Gerald Stefke 7. Zur Geschichte der Kupellenprobe außerhalb Mitteleuropas Was lässt sich derzeit schon über die Geschichte der Kupellenprobe im lateinischen Europa außerhalb Mirteleuropas sagen? An erster Stelle ist über England zu reden, weil dies, soviel ich bisher weiß, das einzige Land ist, aus dem es Untersuchungen über den Gegenstand gibt. Danach ist die Kupellenprobe in England schon 1279 bekannt geworden, und zwar höchstwahrscheinlich durch Italiener im Kontext der großen Münzreform König Edwards I.159 Die Einwände, die Ende der 1980er Jahre gegen diese Auffassung von Brand und Challis l60 erhoben worden sind, halte ich nicht für überzeugend. 161 Daraus ergibt sich ohne weiteres, dass die einzigen völlig sicheren frühen Erwähnungen der Kupellenprobe in Italien, die ich bisher kenne, als reichlich späte zu charakterisieren sind. Sie stehen nämlich in der hande\skundlichen Datensammlung des Francesco Balducchi Pegolotti, seiner vom ersten Herausgeber Pagnini so genannten Pratica della Mercatura l62, die erst in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts zusammengetragen worden ist. Hier gibt es nicht nur eine ziemlich detaillierte Vorschrift für die Durchführung der Probe, governare il saggio dell'ariento nella coppella l63, sondern auch ein Rezept, Kapellen zum Probieren des Silbers [zu] machen,fare cop pelle da saggiare ariento. l64 Seit wann das Verfahren in Frankreich bekannt ist, habe ich bisher nicht herausfinden können. Die französische numismatische Literatur ist in solchen Dingen kein bisschen weniger verschwiegen als die deutsche. Der berühmte französische Numismatiker Adolph Dieudonne ( ) hat dies in dem von ihm verfaßten, 1915 erschienenen Band 2 des Manuel de Numismatique franr;aise ausnahmsweise explizit gemacht: Die Münzmetalle, ob sie nun aus dem Bergwerk kamen oder aus dem Umlauf, erfuhren vor der Vermünzung eine Behandlung (Kupellation, Affinierung, Strichprobe), mit der wir uns hier nicht weiter zu befassen haben. Wir wollen nur die 159 Dazu grundlegend CRAIG Zum gleichen Ergebnis kam aber auch, anscheinend ohne Kenntnis von Craigs Darlegungen, SIEGRlST 1963; hier findet man auch ältere, abweichende Deutungen der Quellen referiert. Die Quellen stehen lateinisch und englisch bei JOHNSON 1956, lateinisch und deutsch bei SIEGRlST BRAND 1987; CHALLIS Es würde hier viel zu weit fuhren, auf die sehr komplizierten Details der Sache und der Diskussion einzugehen. Dies gilt um so mehr, als m. E. ein erheblicher Teil der Meinungsverschiedenheiten darauf beruht, dass die englische Terminologie des fire assaying die Unterscheidung zwischen der älteren, primitiven Form der Feuerprobe und der wirklichen Kupellenprobe sehr erschwert (vgl. dazu bereits oben nach Anmerkung 34) Uber alle mit dem Werk und semem Urheber zusammenhängenden Fragen siehe die IntroducflOn von ALLAN EVANS zu PEGOLOTTI PEGOLOTTI 1936, S PEGOLOTTI 1936, S. 339 f., in leicht abweichender Form (nach der Edition des 18. Jahrhunderts) bereits zitiert bei NAGL 1895, S. 223, mit Anmerkung 369.

143 Die Einführung der Kupellenprobe 449 Resultate betrachten. 165 Eine Nachricht, nach der 1343 denjranzösischen Münzprobirern sehr genau die Anwendung der Cupellation vor[geschrieben] worden sei, die Verfertigung der CapelIen, die Anwendung silberfreien Bleies und der Gebrauch genauer Waagen, findet sich 1844 bei dem deutschen Chemiehistoriker Hermann Kopp166 und danach bei Hermann Grote. 167 Aber selbst wenn sich der Text in der französischen numismatischen Literatur ausfindig machen ließe l68, würde uns das in der Frage nach dem Zeitpunkt der Einfuhrung der Kupellenprobe in Frankreich kaum weiterhelfen. Denn dieser Zeitpunkt dürfte deutlich früher zu suchen sein. Hilfsweise kann man nach den frühesten Zeugnissen fiir das quantitative Wissen über die Zusammensetzung des argent-fe-rai fragen; denn dies Wissen setzt, wie gesagt, die Beherrschung der Kupellenprobe voraus. Aber auch in diesem Punkt sind verläßliche Informationen rar. In dem neuen Handbuch der französischen Mittelalter-Numismatik von Mare Bompaire und Franc;oise Dumas findet man nur die Angabe, das Königssilber sei in den königlichen Münzstätten "offiziell" seit 1295 verwendet worden, aber faktisch sicherlich schon deutlich früher. 169 Wenn dies heißt, dass 1295 ausdrücklich gesagt worden ist, der Feingehalt des argent-fe-rai betrage 11 1/2 deniers, dann würde ich dies zugleich als sicheres Indiz dafiir werten, dass damals die Kupellenprobe in Frankreich bekannt war. Allerdings scheint es außerhalb des "mainstream" der auf die königliche Münzprägung konzentrierten französischen Numismatik eine sehr viel ältere Nachricht zu geben, die, ohne ausdrücklich von argent-le-roi zu sprechen, doch ein "Silber von 11 1/2 deniers", argentum ad undecim denarios et obofum, als Grundlage einer 3 deniers "feinen" Münze vorschrieb. Die Nachricht steht in einer Urkunde des Bischofs von Cahors aus dem Jahre 1212, die erst 1979 einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit bekanntgeworden ist. 170 Von der Urkunde losgelöst hat die Nachricht dann aber sehr schnell "Karriere gemacht": Bereits drei Jahre später begegnet sie in der Untersuchung von Franc;oise Dumas und Jean-Noel Barrandon über den Feingehalt und das Feingewicht der Münzen während der Regierung von Philippe Auguste ( ) unter 165 DJEUDONNE 1915, S. 33. Im französischen Text heißt das traitement. coupellation. afjlnage. essai all tollcheall [lies touchau~l. Da mit coupellation offenbar das Abtreiben gemeint ist muss man annehmen, dass der Verfasser außer der Strichprobe überhaupt keine vormodeme Problertechmk kannte. 166 Kopp S. 41. _ Über Kopp 1844, den "Klassiker" der Chemiegeschichtsschreibung. siehe ausführlich WEHR ,., S GROTE 1863, S. 226; er schreibt aber Cupellen h h b d C Kopp gab, wie schon Grote hervorhob, keinen Quellen-NachweIs. und auch IC a e en.,sprun g der Nachricht in den sehr mageren Hamburger Beständen an älterer Literatur zur franzoslschen Numismatik (es gibt nicht einmal eine vollständige Reihe der Revue Numlsmatlque) mcht ausfmdlg machen können, insbesondere auch nicht bei DE SAULCY BOMPAlREIDuMAS 2000, S. 547 (GiossaireJ. 170 BISSON 1979, S. 205 f, hier 205. In der ausführlichen Diskussion der Urkunde (S ) kommt der Passus nicht vor.

144 450 Gerald Stefke den (wenigen) schriftlichen Feingehaltszeugnissen l71, und die Verfasser haben von dort schon die Brücke zum königlichen Münzwesen der folgenden Jahrhunderte mit dem - leider nicht belegten - Hinweis geschlagen, diese Praxis werde da zur Regel seit Louis IX. 172, also seit den viereinhalb Jahrzehnten um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Von da aus war es dann nicht mehr allzu weit bis zu der Aussage in einer 1988 erschienenen englischen Besprechung des Buchs: The alloy standards were commonly [!] defined by a double statement. 173 Demgegenüber scheint mir ein wenig mehr Vorsicht doch angezeigt: Zum einen steht die Nachricht aus Cahors offenbar nach wie vor völlig allein im frühen 13. Jahrhundert. Zum andern scheint mir auch die Überlieferung des Halbsatzes nicht über jeden Zweifel erhaben: Die Urkunde ist nur durch eine Abschrift von 1669 und einen Druck von 1617 erhalten geblieben, und man muss doch wohl mit der Möglichkeit rechnen, dass hier ein späterer Zusatz oder eine Randbemerkung in den Text geraten sein könnte. Eine letzte Frage: Wo und wann ist die Technik entwickelt worden? Die "klassische" Antike kommt meines Erachtens nicht in Betracht; diese Auffassung habe ich schon einleitend vertreten und begründet. 174 Man könnte den Blick jetzt natürlich in den arabischen Kulturraum richten. 175 Wenn es sich bei der Beschreibung der Silberprobe in der lateinischen Summa perfectionis magisterii des so genannten Geber l76, deren älteste Handschrift aus dem Ende des 13. Jahrhunderts stammen solll77, wirklich um die Kupellenprobe handelt 178, dann würde eine Übernahme der Technik in Spanien l79 oder in Italien irgendwann im 13. Jahrhundert l80 nicht verwundern. 181 Allerdings sollte man wohl auch nicht von vornherein die Möglichkeit ausschließen, dass die Entwicklung der Kupellenprobe eine Eigenleistung Italiens in diesem Zeitraum gewesen ist. Man sieht, hier eröffnet sich ein weites Forschungsfeld, das wohl kaum einer allein zu beackern versuchen sollte. 171 DUMAs/BARRANDON 1982, S DUMAslBARRANDON 1982, S METCALF 1988, S Oben Anmerkung 32. Auch an eine Entstehung in Byzanz ist wohl nicht zu denken. 175 TOLL 1972 erwähnt S. 134 f. tests using cupellation with lead, aber infolge der Zweideutigkeit des Wortes cupellation bleibt unklar, ob damit die Kupellenprobe gemeint ist. 176 Größtenteils abgedruckt bei Kopp 1844, S SARTON 1931, S Nach dem Urteil von Kopp 1844, S. 40, kannte "Geber" das Technische der Cupe/lationjast nach ihrem heutigen Standpunkte. Ich maße mir natürlich kein Urteil an. 179 Mit dessen Verhältnissen ich mich nicht einmal am Rande befasst habe. 180 Siehe etwa LONG 2003, S. 96 f. mit Anmerkung 30 (S. 130). 181 Falls es sich bei "Geber" nicht schon um eine solche Übernahme handelt nämlich die Bearbeitung und nicht nur die bloße Übersetzung von arabischen Materialien, siehe S~TON 1931, S f. Ich übersehe nicht, ob die zeitweise offenbar recht lebhafte Debatte über diese Frage inzwischen zu einem Abschluss gekommen ist.

145 Die Einführung der Kupellenprobe Exkurs: Der Feingehalt des Lübecker lötigen Silbers, /1445 Die in der Überschrift ausgedrückte Frage ist hier vor allem deshalb von Bedeutung, weil ohne ihre - wenigstens vorläufige - Beantwortung nicht hätte geklärt werden können, ob der Rezess des "wendischen Münzvereins" von 1403 ein Zeugnis dafür enthält, dass die Kupellenprobe schon damals im östlichen Küstennorddeutschland bekannt war. In den schriftlichen Quellen aus der Zeit vor der Einführung der Kupellenprobe gibt es keine Nachrichten über den Feingehalt der hochhaltigen Silbersorten, die der Münzfußformulierung zugrunde gelegt wurden; wir wissen jetzt auch, dass es solche Nachrichten gar nicht geben kann, und warum nicht. Also lässt sich die Frage nur mithilfe der numismatischen Quellen beantworten: Man muss den Feingehalt der in Betracht kommenden Münzen feststellen und die Ergebnisse mit den Münzfuß-Werten vergleichen. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, heute Münzen ausfindig zu machen, deren Zustand noch immer so ist, wie er war, als sich die Münzen im Umlauf befanden. Fast alle heute verfügbaren silbernen Mittelaltermünzen stammen aus Funden, meist aus Bodenfunden. Sie sind oft in korrodiertem Zustand gefunden und in der Regel anschließend mit Chemikalien gereinigt worden; nicht selten ist dies sogar Fundmünzen widerfahren, die es gar nicht nötig gehabt hätten. Die einfachste und häufigste Auswirkung solcher Schicksale besteht darin. dass die Münzen an ihrer Oberfläche eine Silberanreicherung bzw. Kupferverarmung aufweisen, die sich auf die Resultate einer modemen Probierung um so stärker auswirkt, je schlechter die Legierung und je geringer die Dicke der Schrötlinge war. Da diese Zusammenhänge bei modemen Probierungen bis in die 1970er Jahre meist nicht beachtet worden sein dürften, müssen die Ergebnisse selbst dann mit einem gehörigen Maß an Skepsis betrachtet werden, wenn kein Zweifel besteht, dass die Proben ansonsten fachmännisch und mit Sorgfalt durchgefiihrt worden sind. 182 Eine in Mitteleuropa wohl singuläre Möglichkeit, normative Silbergehaltsdaten des späteren 14. und früheren 15. Jahrhunderts mit den Ergebnissen von fast zeitgenössischen Proben an Münzen zu überprüfen, die vorher höchstwahrscheinlich nie unter der Erde gewesen sind und dann sicher weder korrodiert ~och mit Chemikalien gereinigt waren, hat eine bis 1945 im Lüneburger StadtarchIv erhaltene Quelle aus dem Jahre 1445 geboten, in der numismatische und schnfthche A... Es Ist hier nicht der Platz, dies alles näher auszuführen und genau zu belegen. DIe ussagcn stutzen sich natürlich vor allem auf Erfahrungen in meinem hauptsächlichen Arbeitsgebiet. ~orddeutschland und Dänemark vom 13./14. bis zum frühen 16. Jahrhundert. In der Regel erfahrt man aus der numismatischen Literatur, in der Ergebnisse von probierungen mitgeteilt werden. weder über den Zustand der probierten Münzen noch über die angewendete Probiertechnik irgendetwas. Als Interessent für die Daten hat man also oft nur die Wahl zwischen "glauben" und,.nicht glauben"; eme wemgstens '...'... h Q ellen Fem Im Ansatz rahonale Auseinandersetzung ist nur da moghch, wo m zcllgenosslsc en u gehaltswerte überliefert sind.

146 452 Gerald Stefke Überlieferung in unübertreftbarer Weise verbunden waren. 183 Die buchf6rmige Handschrift ist vermutlich angelegt worden, um das Verfahren beim Ankauf von Gold- und Silbermünzen für den Lüneburger Münzbetrieb zu vereinfachen. An den Blättern, die Angaben über den Feingehalt und den Geldwert von 42 verschiedene[n Gold-]Sarten und 24 einheimischen undfremden Silbermünzen enthielten, waren die Münzen selbst durchlacht am Rande befestigt. Es gibt keinen Grund zu bezweifeln, dass für die Silbermünzen die Kupellenprobe angewandt worden ist. Die Handschrift ist öfters benutzt, aber niemals angemessen veröffentlicht worden, bevor sie 1945 im Gefolge des Kriegsendes untergegangen ist. Inzwischen scheint auch eine Abschrift nicht mehr greifbar zu sein, die in den I 880er Jahren von Max Bahrfeldt angefertigt und nach dem 2. Weltkrieg an das Museum für das Fürstentum Lüneburg ausgeliehen worden ist. 184 Man kann die Quelle also heute nur noch so benutzen, wie es seit eh und je für zahllose Werke der älteren griechischen und römischen Literatur gilt: Als in neuere Werke eingestreute Fragmente. Davon seien hier zwei genutzt, die in Gustav Hoeckes gründlichem Aufsatz über den Schatz fund von Elmenhorst aufbewahrt sind l85 : Die ältesten, seit 1388 geprägten Lübecker Sechslinge waren nach der Münzmeisterinstruktion vom 22. Juli dieses Jahres 14lötig auszubringen l86 ; im Lüneburger Valvatiansbuch werden sie als 131ötig bezeichnet. Das war nach allem, was hier bisher dargelegt worden ist, gar nicht anders zu erwarten. Aus dem Jahre 1384 gibt es ja auch noch, in Hamburg überliefert, eine Aufzeichnung über die Resultate einer Untersuchung der Witten aus den Teilnehmerstädten des Rezesses von 1381, die unverständlich wäre, wenn man nicht annähme, dass auf dem Test probiert worden ist. 187 Viel interessanter ist die zweite Nachricht, die die jüngeren, seit 1423 nur wenige Jahre lang in größeren Mengen als Währungsmünzen produzierten lübischen Sechslinge l88 betrifft. Nach dem Unterhändlervertrag, den die Gesandten der Städte am 8. Oktober 1424 mit der Unionskönigin Philippa abgeschlossen haben, sollten die vereinbarten lübischen Sechslinge elven loet unde en quentyn an sulvere halten, mit einem Remedium von 1/6 Lot 189; der Silbergehalt sollte also 11,25 Lot betragen, mindestens aber 11,0833 Lot. Nach diesem Fuß dürfte wohl eine Zeit lang wirklich geprägt worden sein. Die Lüneburger Valvation gibt 183 Das Folgende nach JESSE 1928, Anmerkung 463 (S. 200; hierher auch die wörtlichen Zitate); vgl. auch HOECKE 1908, S Für liebenswürdige Auskünfte bin ich wieder einmal Frau Archivdirektorin Dr. Vta Reinhardt ZU Dank verbunden. 185 Ho ECKE 1909, S Alle einschlägigen Daten zusammengestellt bei STEFKE 1989, S. 147 mit Anmerkung HR I, 2, NT. 288 (S. 341). KoppmannsAngabe, dass der Text auf einer "Versammlung zu Lübec/(' oder für diese entstanden ist, beruht auf bloßer Vermutung. 188 Es handelt sich um die Nummern im Münzverzeichnis von JESSE 1928 (S , die Jesse selbst zu Unrecht in den Beginn des 15. Jh. setzen wollte. 189 HR I, 7, Nr. 740 (S ), hier I (S. 498 f.).

147 Die Einführung der Kupellenprobe 453 den Feingehalt dieser Sechslinge jedoch mit 10 1/3 Lot an. Der Unterschied zwischen den beiden Werten erklärt sich in beiden Fällen ohne weiteres durch die Annahme, dass das "Silber" der Fußvorschriften nur knapp 15 Lot Feinsilber enthalten hat; genau gerechnet, betragen die Werte 14,857 Lot = 928,6/1.000 für die Sechslinge von 1388 und 14,696 Lot = 918,5/1.000 bzw. 14,917 Lot = 932/1.000 für die Sechslinge von Im Lichte dieses Ergebnisses muss man dann auch die Feingehaltsangaben im Rezess vom 6. Februar interpretieren: Wenn es sich bei der jjmen zaye um wirkliches Feinsilber gehandelt hätte, dann wäre das,feine lötige Silber" fein gewesen; es hätte sich faktisch auch hier, wie im kurrheinischen Müuzvertrag von 1386, um argent-le-roi gehandelt. Es spricht aber nichts dafür, dass im lübischen Währungsgebiet schon im frühen 15. Jahrhundert mit derart hochhaltigem Silber gearbeitet worden ist. Tatsächlich ist das argent-leroi eher auf der linken Seite der Gleichung zu suchen. Dann ergibt sich die folgende Rechnung: Dreiviertel von 15 1/3 Lot, dem Feingehalt des Königssilbers, macht 11,5 Lot Feinsilber; wenn diesem Kom der Witten 12,5 Lot,feines lötiges Silber" entsprachen, dann betrug dessen Feingehalt 14,72 Lot gleich 920/ Das Lübecker hochhaltige Silber der Jahrzehnte um 1400 war offenbar identisch mit dem 925/1.000 feinen Sterling-Silber der englischen Silbermünzen; die Abweichungen von diesem Wert betragen nicht mehr als ± 7/ Allerdings wird man deshalb nicht ohne weiteres behaupten dürfen, dass dies beabsichtigt war. Denn von den drei hier ermittelten Werten hat der von 1403 nur den Charakter einer plausiblen Hypothese; und bei den Werten von 1445 ist zu beachten, dass sie aus einem geschäftlichen Zusammenhang stammen, in dem man gewiss eher etwas zu niedrige Werte in Kauf genommen hat als zu hohe. Außerdem ist ja der Abstand zwischen der Sterling-Feinheit (= 14,8 Lot) und dem 15-Lot-Wert (= 937,5/1.000) mit 12,5 Promille auch nicht gerade groß. Und eben dieser 15-Lot-Wert ist es, der in dem Augenblick sichtbar wird, als in den Dokumenten des "wendischen Münzvereins" erstmals eine Aussage über den Feingehalt des Silbers gemacht wurde, mit dem man in den Münzstätten gearbeitet hat, im Rezess vom 16. Mai 1439: de mark sulvers, de vifjtein Iod holdet fines sulvers. l92 Im Rezess vom 14. Oktober 14~1 wrrd das wiederholt und bekräftigt: Die Mark löligen Silbers, die 15 Lot fein halt 19Q M't d M'.. II d tl' h gemacht werden dass nicht I er lttellung derart genauer Rechenergebmsse so nur eu IC..'.'. voreilig (und womöglich falsch) gerundet worden ist. Damit soll selbstverstandltch mcht suggenert w d d'.. L. ngen und beim probieren derart er en, le Zeitgenossen hätten bel der Herstellung von egleru... genau gearbeitet. Nach den überlieferten Münzfuß- und Remediumswerten zu urteilen. durfte die angestrebte (und im günstigen Fall dann sicherlich auch erreichte) Genauigkeit beim SIlber m Mitteleuropa im 14. und 15. Jahrhundert nicht wesentlich über ein halbes Prozent der Grundemhelt Mark hinausgegangen sein Siehe oben Anmerkung HR 11, 2, Nr. 302 (S. 237 f.), I (S. 237). HR n, 2, Nr. 521 (S ), I (S.444).

148 454 Gerald Stefke und nicht weniger 193 ; hierauf, und nicht auf das wirklich feine Silber, bezieht sich dann auch die Kom-Vorschrift, die vorsieht, dass 12 mark dieses (sodanes) feinen [!] Silbers [mit Kupfer legiert insgesamt] 19 Mark und drei Lot gewogen ausmachen sollten, sodass die Mark gewogen an Geld 10 loet fines [!] sulvers halte. 194 Diese 10/16,feinen" lübischen Schillinge hielten also nicht 625/1.000 Feinsilber, sondern bloß 586/1.000 oder 9,375 Lot. Hier wurde offenkundig, ebenso wie 1421 in Bem 195, an der alten Terminologie festgehalten, obwohl man nun quantitativ genau wusste, in welchem Umfang das,feine" Silber nicht fein war. 9. Literatur Die in erheblichem Umfang benutzten Wörterbücher des Mittellateinischen, des Deutschen und Niederländischen, des Französischen, Englischen und Italienischen sind hier nicht aufgenommen; ein systematisch geordnetes Verzeichnis ist für eine spätere Buchveröffentlichung (siehe oben Anmerkung *) vorgesehen. AGRICOLA : AGRICOLA, GEORG: De re metallica 1ibri XII, 12 Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, Berlin 1928 [Annotierte Übersetzung der lateinischen Erstausgabe von Benutzt: Nachdruck Wiesbaden 2006 und Taschenbuchausgabe München 1977 mit Nachdruck der 3. Auflage Düsseldorf 1961]. AUER 2006: AUER, EBERHARD E: Von feinem Silber, Der Versuch, mit gutem Geld schlechtes zu verdrängen, Köln 2006 (= Das Fenster in der Kreissparkasse Köln 168). BAHRFELDT 1909: BAHRFELDT, MAX: Der Münzrezeß der vier wendischen Städte von 1433, Januar 13, in: Hansische Geschichtsblätter 36, 1909, S BASTIAN : BASTlAN, FRANZ: Das Runtingerbuch und verwandtes Material zum Regensburger-südostdeutschen Handel und Münzwesen, Band 1: Darstellung, Band 2: Text des Runtingerbuches, Band 3: Urkunden, Briefe, Rechnungsauszüge; Register zum Text des Runtingerbuches, Berichtigungen, Ergänzungen, Regensburg 1944, 1935, 1943 (== Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 6-8). BINDER 1846: BINDER, CHRISTIAN: Württembergische Münz- und Medaillen-Kunde, Ergänzt und hg. von dem königlichen statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart BINDERIEBNER 1910: BINDER, CHRISTIAN: Württembergische Münz- und Medaillenkunde 1, neu bearbeitet von JULIUS EBNER, Stuttgart \94 Ebd Oben Anmerkung

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159 Die Münzprobationstage im Alten Reich GERHARD SCHÖN Prägeberechtigten Ständen, die ihre Münzproduktion gegenseitig auf den inneren Gehalt überprüfen wollen oder sollen, bietet sich die Einrichtung einer gemeinsamen Veranstaltung, eines Münzprobationstages, an. Nach dem Vorbild des Rheinischen Münzvereins wurde diese Institution auf den Reformreichstagen empfohlen und gelangte in die drei Reichsmünzordnungen und die Probationsordnungen. Nach mehreren Anläufen konnten sich Probationstage in acht von zehn Reichskreisen langfristig etablieren. Hauptaufgabe war die Untersuchung der aktuellen Münzproduktion auf Schrot und Korn, wie sie in den Fahrbüchsen von den einzelnen Ständen vorgelegt wurde. Daneben wurden auch Stichproben von eigenen und fremden Geldstücken aus dem Zahlungsverkehr auf ihren inneren Wert geprüft. Schließlich waren sowohl die Bewerber auf das Kreisamt des Generalmünzwardeins als auch die von den Einzelständen angenommenen Münzmeister und Spezialwardeine zu examinieren und zu vereidigen. Wie liefen nun solche Probationskonvente (Abb. 1) in administrativer Hinsicht ab, wer hatte die Veranstaltung zu besuchen, wonach wurde die Tagesordnung bestimmt, nach welchen Regeln wurden die Münzen untersucht, wie wurde in Streitfällen verfahren, auf welche Art die Ergebnisse publiziert? An welchen Orten wurde getagt, wie lange dauerten die einzelnen Zusammenkünfte, in welcher Regelmäßigkeit fanden sie statt? In welcher Beziehung standen die Probationstage zu den Kreistagen, auf denen ebenfalls Münzangelegenheiten verhandelt werden konnten? Wie lange hatte die Einrichtung Bestand, und welche Änderungen ergaben sich bis ZUm Ende des Alten Reiches? Darüber geben neben dem Wortlaut der Probationsordnungen auch die Protokolle, Abschiede und Probationsregister, aber auch Instruktionen für die Gesandten und Berichte von Teilnehmern Auskunft.

160 466 Gerhard Schön Abb. 1: Münzpolitische Beratungen der Gesandten auf einem Probationskonvent der drei korrespondierenden Kreise Franken, Bayern und Schwaben. Im Vordergrund die Generalmünzwardeine bel der Untersuchung des Inhalts einer Fahrbüchse (Frontispiz aus LEUC'HT 1691, nach dem Exemplar der Bibliothek der Staatlichen Münzsammlung München).

161 Die Münzprobationstage im Alten Reich 467 I. Entstehung der Münzprobationstage Das Wesen der Münze als Edelmetallstück mit obrigkeitlichem Garantiestempel fur Schrot (Rauhgewicht) und Kom (Feingehalt) setzt Präzisionsarbeit in den Prägeanstalten voraus. Kontrollen begleiten den gesamten Fertigungsprozess. Die erste Probe wird aus dem Inhalt des Schmelztiegels genommen (Tiegelprobe ) und ermöglicht es, die Legierung bei Bedarf noch durch Zusatz von Kupfer oder Edelmetall zu korrigieren. Danach ist die gegossene Metallstange (Zain) als Halbfabrikat zu untersuchen (Zainprobe). Schließlich müssen die fertigen Münzen nach der Abnahme vom Prägestock stichprobenartig auf ihren inneren Wert geprüft werden (Stockprobe). Für die Arbeiten an der Waage war der Aufzieher zuständig, weicher die Probestücke und Gewichte in die Waagschalen legte und dann das Gerät in die Höhe zog. Der Probierer (Versucher) hatte die Bestimmung des Feingehaltes mittels Feuerprobe vorzunehmen, anfangs durch das Verfahren der Zementation I, ab dem 16. Jahrhundert durch Kupellation.2 Der Wardein (Guardin), ursprünglich der Verwahrer (Hüter) der Prägestempel (Münzeisen), übernahm bald die Aufgaben von Aufzieher und Probierer und wurde ab dem 16. Jahrhundert zum Aufseher über die Einhaltung des Münzfußes, welcher den Münzmeister zu kontrollieren hatte und hierzu unmittelbar von der Obrigkeit besoldet wurde Münzvereine In der Zeit der Regionalisierung des deutschen Geldwesens fiihrte der sich weiträumig entwickelnde Handel mit dem Wunsch nach gleichförmigen und stabilen Zahlungsmitteln zur Ausbildung der Münzvereine des Spätmittelalters, die fur die im gesamten Vertragsgebiet gültigen Münzen einen einheitlichen Münzfuß vereinbarten. Ebenso wichtig wie die Festlegung von Schrot und Kom der Vereinsmünzen war die Kontrolle der Einhaltung der Spezifikationen. Auf den von den Mitgliedern des Rheinischen Münzvereins4 ab regelmäßig 6 an festgelegten Versammlungsorten, in der Regel bestimmt durch eine Alternationsordnung 7, vorgeschriebenen 4 HIRSCH 1761, Band 7, S. 27 (1417), SCHNEIDER 1991, S SCHNEIDER 1991, S SCHNEIDER 1991, S. 95. HIRSCH 1761, Band 7, S HIRSCH 1756, Band I, S U Band I S 57 bisweilen auch halbrsprunghch und normalerweise vlerteljahrhch, HIRSCH,,.. jährlich, HIRSCH 1761, Band 7, S ' y, ammlungsort Wurde bei vierteljährlicher Veranstaltung zumeist für Jedes Quartal em eigener ers..' festgelegt, begegnet bei halbjährlicher Abhaltung bisweilen eine Alternation nur für den FruhJahrstermin, HIRSCH 1761, Band 7, S. 26.

162 468 Gerhard Schön Probationskonventen, ab unter der Leitung eines gemeinsam bestellten Probierers, konnte anhand des Inhalts der Fahrbüchsen, die von den einzelnen Münzstätten laufend mit Musterexemplaren aus jeder Produktionscharge zu bestücken waren, der Zustand aller in den Umlauf gegebenen Vereinsmünzsorten für alle Beteiligten nachvollziehbar ennittelt und zur Kenntnis gebracht werden wurden die Untersuchungen durch Stichproben aus dem kaujjmans budefj, also dem Zahlungsverkehr, ergänzt. Darüber hinaus galt es, die aus benachbarten Gebieten einströmenden fremden Münzen, welche fernzuhalten kaum ein Stand des Reiches in der Lage war, auf ihren inneren Wert zu untersuchen und sie bei entsprechender Eignung, also gleichfönnigem Gehalt, nach dem Realwertprinzip in Landeswährung zu tarifieren. Da das fremde Geld unweigerlich dorthin strömen würde, wo es den höchsten Gegenwert erzielte, konnte man durch die gemeinsame Vereinbarung eines weiträumig einheitlichen Kurswertes solche unerwünschten Geldströme verhindern. Nach dem Vorbild der vier Kurfürsten am Rhein und deren Vertragspartner entstanden Probationskonvente in der Folgezeit auch in anderen Münzvereinen, etwa ab 1510 in Franken und der Oberpfalz. IO 1.2. Reichsmünzordnungen und Probationsordnungen Im Zuge der Reichsrefonn wurden Probationstage für Goldmünzen bereits im Reichsabschied von 1498 zu Freiburg im Breisgau empfohlen. I I Der Frankfurter Reichsdeputationstag von 1509 schlug hierfür sechs Probationskreisel2 unter Einschluss der Territorien der Kurfürsten vor, in denen die Münzprobationstage an zwei festen Tenninen pro Jahr abgehalten werden sollten. Diese erste reichsweite probierordnung wurde richtungsweisend für alle späteren Fassungen. Von den Probationskonventen erhoffte man sich ein beständiges Münzwesen sowie Vollzug und dauerhafte Einhaltung der Münzordnung.13 Mit der Einführung der Reichssilbennünzen verfügte die Esslinger Reichsmünzordnung von 1524 die Abhaltung von zwei Probationstagen im Jahr in sechs Reichskreisen l4, also ohne Regelung für die habsburgischen Lande und die Territorien der Kurfürsten am Rhein, welche die neue Münzordnung ohnehin nicht zu unterstützen gedachten. 15 Der erste Probationstag wurde für alle sechs Kreise auf den selben Tag 8 HIRSCH 1761, Band 7, S HIRSCH 1761, Band 7, S HIRSCH 1756, Band I, S II OarzAUER 1998, S HIRSCH 1756, Band I, S Sinngemäß in HIRSCH 1756, Band I, S. 201 (1509),243 (1524), 362 (1551), 397 (1559). 14 HIRSCH 1756, Band I, S oarzauer.1998, S. 442, s.ieht in den sechs Kreisen, wohl analog zu den Wahlbezirken zum Reichsregiment \on 1500, die Lander aller Kurfiirsten von dem Reformwerk ausgeschlossen. In dem Sach-

163 Die Münzprobationstage im Alten Reich 469 angesetzt und der jeweils erste Versammlungsort bestimmt, aber keineswegs überall durchgeführt. 16 Angesichts des geringen Erfolgs der Reichsmünzordnung von 1524, nach der alle umlaufenden Talermünzen in schwerere hätten umgeprägt werden müssen, gelang nach einigen vergeblichen Anläufen ein neuer Vorstoß erst mit dem Augsburger Reichsabschied vom Februar 1551, welcher die Münzaufsicht und damit auch die Abhaltung der Probationstage erstmals allen zehn Reichskreisen nach den Landfriedensordnungen von 1512 und 1522 auftrug. 17 Im Juli 1551 legten daraufhin sowohl die Augsburger Reichsmünzordnung, als auch die nunmehr separat erlassene Reichsprobationsordnung die Termine für die beiden jährlichen Probationstage reichsweit fest. 18 Die einzige Rezeption der Probationsordnung von 1551 war die Gründung der Braunschweiger Münzgenossenschaft durch einen Teil der niedersächsischen Kreisstände, welche von 1555 bis 1557 sogar jedes Vierteljahr einen Münzprobationstag durchführten. 19 Anlässlich der Verabschiedung der Augsburger Reichsmünzordnung von 1559, die den nunmehr abgespaltenen Rechnungsgulden in Silber darstellte und sich mit vereinfachter Nominalreihe und höherer Goldbewertung zunächst in Süddeutschland, durch den Nachtrag von 1566 mit der Einbeziehung der sächsischen Guldengroschen als Reichstaler dann auch in Norddeutschland durchsetzen konnte, wurde auch die Reichsprobationsordnung mit geringfügigen Änderungen erneut publiziert und hatte in der Fassung von 1559 bis zum Ende des Alten Reiches Bestand. Zur Organisation der Münzprobationstage sollte zunächst jeder Reichsstand mit Münzrecht innerhalb von zwei Monaten nach Publikation der Reichsprobationsordnung beim zuständigen Kreisdirektorium vorstellig werden. 20 Der erste Probationstag, auf dem die vorgeschriebenen Präliminarien festzulegen waren, wurde dann 1560 im Fränkischen, Bayerischen, Schwäbischen und Oberrheinischen, 1566 im Niederrheinisch-Westfiilischen 1568 im Niedersächsischen und 1571 im Obersächsischen und Kurrheinischen ~eis abgehalten. Man hatte zu entscheiden, ob jährlich nur der eine Münzprobationstag zum Frühjahrstermin, oder aber beide durchgefü~ werden sollten, des weiteren waren die Versammlungsorte festzulegen und d~e Kreiswardeine zu ernennen. Einige Kreise erließen eigene Probierordnungen m ßischen Krayß aus der Reichsmünzordnung von 1524 waren aber allem Anschein nach die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg mit einbegriffen. vgl. CHRlSTMANN S Der Probationstag für den Niederrheinisch-Westfälischen Kreis in Köln ",urde nach LEN'JARTZ J 9 J 3. S. 2-3, gehalten, derjenige für den Oberrheinischen Kreis in Speyer dagegen nicht. SCHNEIDER J 977. S HIRSCH Band 1, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 362 und VON ßAHRFELDT 1927, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 371 (1551),411 (1559).

164 470 Gerhard Schön Anlehnung an die Reichsprobationsordnung. Danach geschah erst einmal wieder nichts. Der Speyerer Reichsabschied von 1570 rief die Münzstände nunmehr bei Androhung des Entzugs des Münzrechts zur Beachtung der Münzordnung und zur Abhaltung der vorgeschriebenen Probationskonvente auf2 1 und lud zu einem Reichsdeputationstag 1571 nach Frankfurt am Main, auf dem als Maßnahme gegen den Missbrauch des Münzrechts beschlossen wurde, die Münzprägung ausschließlich in wenigen, in der Regel vier 22, privilegierten Kreismünzstätten zu erlauben, derer sich alle mit dem Münzrecht ausgestatteten Kreisstände zu bedienen hatten. Zusätzliche eigene Prägeanstalten wurden lediglich denjenigen Territorien zugestanden, die darin Gold und Silber aus eigenem Bergbau vermünzen konnten. 23 Aus diesem Grund wurde vielfach der Betrieb auch längst unrentabler Bergwerke aufrecht erhalten, bisweilen auch ein Ertrag an Edelmetall nur vorgetäuscht, indem man etwa zugekauftes Silber über die Bergmeister an die Münzstätte liefern ließ. Der Abschied des Deputationstages von 1571 hatte solches allbereit gespüret und klargestellt, dass die Prägeerlaubnis nur auf daselbsten gewonnenes Gold und Silber zu verstehen sei Reichskreise und Münzkorrespondenz Der Österreichische Reichskreis, dominiert von den habsburgischen Landen, die ohnehin eine Exemption von den Reichsmünzordnungen in Anspruch nahmen, führte weder Kreistage noch eigene Münzprobationstage durch, bestellte jedoch bisweilen einen Generalmünzwardein. Der Burgundische Kreis scherte bald gänzlich aus der Reichsmünzordnung aus und veranstaltete ebenfalls keine Probationstage nach deren Vorschriften. Die Aufforderung im Reichsabschied von , die Regierung der Niederlande möge reichskonstitutionsmäßige Sorten prägen lassen und diese wenigstens auf den Probationskonventen des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises vorlegen, hatte keinen dauerhaften Erfolg.26 Nicht zuletzt aus dieser schlechten Erfahrung heraus entstand das Konzept der Kreiskorrespondenz. Benachbarte Reichskreise sollten regelmäßig in allen Münzangelegenheiten untereinander Informationen austauschen, eine gemeinsame Münzpolitik betreiben, und msbesondere rechtzeitig einschreiten, falls einer der Kreise sich den Vorschriften im 21 HIRSCH 1756, Band 2, S. 72 (1570), 106 (1571). 22 HiRSCH Band 2, S. 71 (1570), 106 (1571). Im Niederrheinisch-Westfälischen Kreis wurde die Zahl der privilegierten Münzstätten später erheblich ausgeweitet. 23 Hierdurch sollte vennieden werden, ungemünztes Edelmetall unnötig über weite Strecken transportieren zu müssen. 2~ HIRSCH 1756, Band 2, S HIRSCH Band 2, S. 30; vgl. LENNARTZ 1913, S HIRSCH 1756, Band 2, S (1571); BERGERHAUSEN 1993, S , 195.

165 Die Münzprobationstage im Alten Reich 471 Münzwesen widersetzen sollte. Größere Territorialstaaten, die von den eigenen Kreisorganen allein kaum kontrolliert werden konnten, insbesondere diejenigen der Kreisdirektoren, sollten so durch den Verbund mehrerer Kreise bei der Reichsmünzordnung gehalten werden. Der Frankfurter Reichsdeputationstag von 1571 legte drei Kreiskorrespondenzen fest 27, den Kurrheinischen, Oberrheinischen und Niederrheinisch-Westfälischen Kreis (auch als die vorderen oder die drei rheinischen Kreise bezeichnet), dann den Obersächsischen und Niedersächsischen Kreis (die heiden sächsischen Kreise) und schließlich den Fränkischen, Bayerischen und Schwäbischen Kreis (die oberen Kreise oder die drei korrespondierenden Kreise schlechthin), denen sich bis 1573 noch der Österreichische Kreis anschloss. 28 Die geforderte Zusammenarbeit wurde dann auch von den anschließenden Münzprobationstagen der einzelnen Kreise vereinbart. Die drei oberen Kreise Franken, Bayern und Schwaben gingen noch einen bedeutenden Schritt weiter. Auf den Kreistagen von 1572 wurde beschlossen, die bisher üblichen Partikularprobationstage einzustellen und künftig nur noch Münzprobationstage der drei korrespondierenden Kreise abzuhalten Kreismünzdirektorium, Generalmünzwardein und Kreismünzräte Der äußere Rahmen eines Münzprobationstages auf Kreisebene orientierte sich grundsätzlich an dem eines Kreistages. Nach der Reichsmünzordnung von 1551 sollten in allen zehn Reichskreisen die Abgesandten der kreisausschreibenden Fürsten auch als Vorsitzende der Münzprobationstage fungieren. 30 Eine Alternation im Kreisdirektorium wie etwa im Niederrheinisch-Westfälischen Kreis schlug sich damit auch auf das Münzdirektorium nieder. 31 Die drei oberen Kreise bestimmten in diser Müntz-Correspondentz ein gemeinsames Direktorium, welches durch den Vertreter des Fürstbischofs von Bamberg ausgeübt wurde. 32 Zusätzlich zu den Probierern und Wardeinen auf den einzelnen Münzstätten war bereits im Rheinischen Münzverein ab 1425 ein gemeiner Prober zu bestellen. 33 Desgleichen wurde auch in den Reichsprobationsordnungen ab J 509 verlangt, die 27 HIRSCH 1756, Band 2, S DoTZAUER 1998, S Siehe etwa den Abschied des fränkischen Kreistags zu Schweinfurt vom August HIRSCH 1756, Band I, S. 321, 362 (1551), (1559). 31 LENNARTZ 1913, S A \.... k' h Ablehnung der Bewerbung n asshch des brandenburgischen Anspruches auf das Dlfe tonum nac.. von Johann Christoph HIRSCH als Generalmünzwardein erstellte der Ansbacher ArchlVrat Gottfned STtEBER 1761 einen Aetenmäßigen Zusammen trag von der Besehaffinheit des Sti/ft Bamherg[ Ischen] D'.. D direnden Cratsen Franden. zreetom bey denen Münz-Probations-Conventen der try correspon N Bayern und Schwaben für den Zeitraum von 1650 bis Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 137, r HIRSCH 1761, Band 7, S. 34.

166 472 Gerhard Schön Untersuchung solle durch einen gemeinen geschwornen Probierer. so ein yeder Bezirck sunderlich bestellen und haben sol, verrichtet werden.3 4 Nach dem Reichsabschied vom Februar 1551 hatte jeder der nunmehr zehn Kreise einen Kreiswardein anzunehmen, welchem jeweils zwei Kreismünzräte zur Seite gestellt werden sollten.35 Auf Kosten der Kreise wurden diese auf einen im Mai 1551 nach Nürnberg ausgeschriebenen Reichsvalvationstag 36 geladen. Obwohl aus etlichen Kreisen niemand eingetroffen war, hatten doch die erschienenen Räte und Wardeine alle angeordneten Probationen und Kursbestimmungen der einheimischen und fremden Münzen vorgenommen, welche dann als Grundlage für die im selben Jahr in Augsburg verabschiedete zweite Reichsmünzordnung dienen konnten. 37 Ausgewählt wurde der Generalwardein vom Münzdirektorium im Einvernehmen mit den anderen Münzständen des Kreises. Die drei Oberkreise mit ihrem gemeinsamen Direktorium unterhielten dennoch für jeden Kreis einen eigenen Generalwardein. Aufgrund der häufigen Personalunion der Kreisdirektoren verständigten sich der Oberrheinische und Kurrheinisehe Kreis ab 1761 auf die Bestellung eines gemeinsamen Generalwardeins fur beide Kreise. Zu den Aufgaben des Generalmünzwardeins auf den Münzprobationstagen gehörte die Probierung sowohl der von den Münzständen eingereichten Musterstücke als auch von Stichproben aus dem Zahlungsverkehr, die er selbst vorzunehmen und vorzustrecken hatte, sowie die Examinierung von neu anzunehmenden Münzmeistern und Spezialwardeinen. Darüber hinaus hatte er für Gutachten zur Ver fugung zu stehen, Visitationen der Münzstätten durchzuführen und etwaige Ordnungswidrigkeiten auf dem nächsten Münzprobationstag zu melden.38 Auch die Inspektion von Bergwerken, aufgrund derer eigene Münzstätten beansprucht wurden, gehörte zu seinem Tätigkeitsfeld.3 9 1m 18. Jahrhundert hatte der Generalmünzwardein auch ohne Abhaltung von Probationskonventen vierteljährliche Berichte über die Beschaffenheit der Münzen im Geldumlauf vorzulegen. Im fränkischen Münzvertrag von 1510 wurde wie in den Reichsprobationsordnungen a? 1509 verlangt, dass die Vertragspartner ihren gemeinsamen probierer auch gememsam bezahlten. 40 Der Augsburger Reichsabschied vom Februar 1551 stellte klar, dass der Generalwardein seine Entlohnung von dem Reichskreis, der ihn 34 HIRSCH 1756, Band I, S. 206 (1509), 247 (1524). 35 HIRSCH Band 1. S HIRSCH Band I, S HIRSCH 1756, Band I, S R HIRSCH 1761, Band 7, S. 179 (Münzabschied des Oberrheinischen Kreises von 1580 in Worrns). siehe auch SCHNEIDER 1991, S. 10& SCHNEIDER S ~O HIRSCH 1756, Band I, S. 217 (1510), sinngemäß auch S. 206 (1509), 370 (1551), 410 (1559).

167 Die Münzprobationstage im Alten Reich 473 annahm, zu erhalten hatte. 41 Die Besoldung bestand in einem Jahresgehalt, teilweise mit einem Anteil in Naturalien, bisweilen mit zusätzlicher Vergütung rur jede einzelne vorgenommene Probe 42, und erfolgte aus der Kreiskasse, wornr von den Kreisständen besondere Umlagen nach der Reichsmatrikel erhoben wurden. Angesichts der notorischen Rückstände der Beitragszahlungen waren jahrelange Verzögerungen bei der Auszahlung des Gehaltes und der Erstattung der Auslagen ausweislich der vielen Klagen fast schon die Rege1. 43 Bisweilen konnte das Amt des Kreiswardeins aus Geldmangel über längere Zeit nicht neu besetzt werden. 44 Der Niedersächsische Kreis leistete sich hingegen zeitweise zwei Generalwardeine mit voneinander abgegrenzten Aufgabenbereichen. 45 Der Generalmünzwardein war mit seiner Probationstätigkeit fiir den Kreis nicht immer ausgelastet, auch die Bezahlung wurde im Wesentlichen in Ansehung seines Arbeitsaufwandes angesetzt. Daher verwundert es nicht, dass die Kreiswardeine vielfach ihrem erlernten Beruf, etwa dem eines Goldschmiedes, Drahtziehers oder Rechenpfennigschlagers, weiterhin nachgingen, Handel mit Gold und Silber, Medaillen und Probationszubehör betrieben 46, oder aber zusätzlich bei einzelnen Kreisständen angestellt waren. Häufig rekrutierten sich die GeneralmÜllZwardeine aus den Reihen der Spezialwardeine der Kreismünzstätten und übten dann beide Positionen in Personalunion aus. Auch nachträglich konnte ein Generalwardein zusätzlich die Spezialwardeinsstelle in einer der Kreismünzstätten annehmen. 47 Für Nebentätigkeiten aller Art war in jedem Fall die Erlaubnis des Kreises erforderlich und konnte durchaus auch verweigert werden. 48 Wurde ein Münzmeister auf das Amt des Kreiswardeins berufen, so hatte er zumindest in den drei korrespondierenden Kreisen seine vorherige Tätigkeit wegen des unterstellten Interessenkonfliktes in aller Regel sofort oder nach kurzer Interimszeit4 9 aufzugeben und war dann allein auf die Besoldung des Kreises angewiesen, 41 HIRSCH 1756, Band I, S LENNARTZ 1913, S Siehe etwa HIRSCH 1756, Band 2, S. 2 (1561), oder die Supplik des fränkischen Generalmünzwardeins von 1627, Staatsarchiv Nümberg, Rep. 137, Nr. 63, Pr LENNARTZ 1913, S SCHMIDT 1930, S SCHNEIDER 1991 S Der als Autor de~ ~ünz~chlüssels bekannte fränkische Kreiswardein Leonhard Willibald Hoffmann arbeitete ab 1680 auch als Spezialwardein für die Münzstätte Schwabach. 48 LENNARTZ 1913, S K fri'... b' h für Hans Putzer von Putzenau einmal urz stjge Uberschneidungen der AmtszeIten erga en SIC. als Nürnberger Münzmeister und fränkischer Generalwardein und später als Münzmeister der Stadt Regensburg und bayerischer Kreiswardein.

168 474 Gerhard Schön sofern er nicht gleichzeitig auf eine Spezialwardeinsstelle wechseln konnte. 5o In den beiden sächsischen Kreisen sowie bisweilen auch am Oberrhein wurden durchaus auch amtierende Münzmeister längerfristig als Generalwardeine eingesetzt Ablauf der Münzprobationstage Einen Teilnehmerbericht über den Ablauf eines Münzprobationstages der drei korrespondierenden Kreise enthält die Dissertation des Jenaer Jurastudenten Johannes Scheidlin. Im Alter von 22 Jahren hatte dieser seinen Vater, den Augsburger Juristen und Münzrat Johann Andreas Scheidlin, zum Probationstag von 1705 nach Regensburg begleiten dürfen. 52 Weitere Nachrichten über die Art und Weise der Durchführung ergeben sich aus dem Schriftverkehr im Vorfeld der Veranstaltung, wie Einladungen und Instruktionen, sowie aus dem während der Tagung produzierten Schriftgut, den Protokollen und Münzabschieden Ausschreibung Das Münzdirektorium übernahm mit dem Vorsitz auf den Probationstagen auch deren Ausschreibung und Festlegung der Tagesordnung. 53 Dabei musste es bisweilen auch auf besondere Anordnung eines Reichs- oder Kreistages tätig werden. Die Einladung wurde gewöhnlich sechs Wochen vor dem Beginn der Veranstaltung unter Beifügung der Tagesordnung allen Kreisständen zugestellt 54, von denen man ein Antwortschreiben mit der Zusage der Teilnahme erwartete. 55 Diese hatten null genügend Zeit, sich zu beraten und auch schriftliche Erkundigungen über die Gedanken der Mitstände einzuholen. Bevor sich die Deputierten auf den Weg machten, erhielten sie vom Dienstherm ihre Instruktion und Kredenzschreiben. 56 Dabei wurde vor allem die Position des Landesherm in den Beratungspunkten sowie der so 5l S o etwa Jeremias PFEFFENHAUSER, der sich nach seiner Eingabe von 1664 vom Stuttgarter Münzmeister zum württembergischen Spezialwardein und schwäbischen Kreiswardein veränderte. Der oberrheinische Kreiswardein ab 1604 war beispielsweise gleichzeitig Münzmeister der Stadt Worms. 52 HIRSCH 1760, Band 6, S. 17, und die biografischen Angaben in der Einladung des Dekans der Junsllschen Fakultät, Wilhelm Hieronymus BRÜCKNER, zur lectio cursoria des Kandidaten de confiscatione bonorum in delictis, Jena Nach LENNARTZ 1913, S. 11, wurden im Niederrheinisch-Westfalischen Kreis die ersten regelmäßigen M ünzprobationstage ohne vorherige Aufforderung zu den bekannten Terminen abgehalten. 54 SCHEIDLIN 1707, S Die Ausschreibung. zu einem Münzprobationstag mit dem dazugehörigen Schriftverkehr findet sieb etwa Im StaatsarchIV Bamberg, H 2, NT. 701, PT. I (1676). 56 Als Beispiel hierzu siehe Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv NT. 3858, Pr. 2 (1681). ',,

169 Die Münzprobationstage im Alten Reich 475 jeweilige Verhandlungsspielraum festgehalten. In den Reichsmünzordnungen garantierte der Kaiser den Gesandten sicheres Geleit zu den Probationstagen, eine wichtige Voraussetzung, um die Kontrolle über das Münzwesen auch in Kriegszeiten aufrecht erhalten zu können Teilnehmerkreis Die Probationstage sollten von allen prägeberechtigten Kreisständen beschickt werden, auch von solchen, die ihr Münzrecht gerade nicht ausübten. 58 Wurden Münzangelegenheiten auf einem Kreistag behandelt, so waren dort alle Stände zur Abstimmung berechtigt. Jedenfalls war aus einer Teilnahme an Probationskonventen kein Münzrecht ableitbar. Der Münzprobationstag selbst war ein reiner Gesandtenkongress, ähnlich den Kreistagen und dem ab 1663 dauerhaft institutionalisierten Reichstag. Waren die Veranstaltungen des Rheinischen Münzvereins von den Münzmeistern, Probierem und Eisenverwahrem der Vertragspartner zu besuchen 59, so schlug die Probationsordnung von 1509 vor, jeder Kreisstand solle seinen Münzmeister und Wardein sowie einen oder zwei sachkundige Räte entsenden.6 0 Während die Reichsmünzordnung von 1524 neben dem leitenden Münzpersonal einen Sachverständigen tur ausreichend hielt 61, präzisierten die Probationsordnungen ab 1551, von jedem Stand sollten nebst Münzmeister und Spezialwardein zwei Räte, beim Ruhen der Prägetätigkeit wenigstens ein mit dem Münzwesen unmittelbar befasster Rat, erscheinen. 62 Münzstände konnten sich auch vertreten lassen. 63 Bei unentschuldigtem Fernbleiben sollten die erschienenen Gesandten mit Probation und Beschlussfassung fortfahren, den ausbleibenden Ständen hingegen wurden Geldstrafen, im Wiederholungsfalle gar der Verlust des Münzrechts angedroht 64, aber in der Praxis nie verhängt. Auch sollte nicht jedes Mal ein anderer Rat erscheinen, der sich erst über die Gepflogenheiten und die Sachlage infonnieren musste. 65 Nicht zuletzt aus Kostengründen ließen verschiedene Kreisstände ihre Münzräte immer öfter durch Bürger des Versammlungsortes vertreten, sodass ein Rat zeitweise im Auftrag von nicht weniger als zehn Ständen handelte. Im Niederrheinisch-Westfälischen KreIS 57 HlRSCH1756, Band 1, S. 362 (1551), 398 (1559), SCHEIDLIN 1707, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 406 (1559), SCHElDLlN 1707, S HIRSCH 1761, Band 7, S HIRSCH 1756, Band 1, S HIRSCH 1756, Band 1, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 367 (1551), (1559). 63 SCHElDLlN 1707, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 367 (1551), , 411 (1559); HOFFMANN 1683, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 372 (1551), 412 (1559).

170 476 Gerhard Schön wurde 1668 festgelegt, dass jeder Rat maximal drei Stände vertreten dürfe. 66 Die Anwesenheit von Münzmeister oder Spezialwardein wurde im Normalfall bald nur noch zu ihrer Prüfung und Vereidigung fiir erforderlich angesehen Termin und Versammlungsort Die Probationsordnung von 1509 gab die Termine fiir die zweimal jährlich abzuhaltenden Münzprobationskonvente reichseinheitlich vor6 8, 1524 wurde das Datum der konstituierenden Sitzungen fiir alle Kreise auf den 12. März 1525 festgelegt. 69 Ab der Reichsmünzordnung von 1551 waren dann die Probationstage jeweils auf den 1. Mai und den 1. Oktober anzusetzen, wobei der Herbsttermin auf Kreisbeschluss auch entfallen konnte.7 0 Auch der Versammlungsort (Mahlstatt) oder deren Abfolge wurde zunächst von der Reichsprobationsordnung festgelegt und konnte dann in jedem Kreis individuell geregelt werden. Die drei korrespondierenden Kreise Franken, Bayern und Schwaben hatten fiir ihre gemeinsamen Münzprobationstage ab 1572 eine Alternation zwischen den Städten Nürnberg, Regensburg und Augsburg vereinbart. Üblicherweise enthielt auch der vorangegangene Münzabschied den Hinweis auf Termin und Ort der nächsten Veranstaltung, welcher dann vom Münzdirektorium im Einladungsschreiben bestätigt wurde. Probationstage konnten aus wichtigem Grund verschoben oder wegen Truppenbewegungen in eine andere Stadt verlegt werden; auch hat sich der Konvent in seltenen Fällen während der Verhandlungen wegen unzureichender Instruktionen vertagen müssen. 71 Daneben waren bisweilen außerordentliche Münzprobationstage erforderlich, etwa wegen übervoller Fahrbüchsen 72 oder in Zeiten von Münzwirren.73 Hatte über mehrere Jahre hinweg kein Probationstag stattgefunden, so konnte ein neuer Termin auch auf einem Kreistag vereinbart werden. Ein Münzprobationstag dauerte normalerweise drei bis fiinftage. Erst im 18. Jahrhundert nahmen die Untersuchungen und Verhandlungen auf den Probationskonventen zunächst mehrere Wochen, dann Monate, schließlich Jahre in Anspruch, wobei freilich nicht notwendig alle Gesandten die ganze Zeit anwesend sein mussten. 06 Ln;'iARTZ 1913, S HOFF\!A'iN 1683, S HIRSCH 1756, Band I, S. 202 (1509). 69 HIRSCH 1756, Band I, S. 243 (1524). 70 HIRSCH Band I, S. 362,367 (1551), 397 (1559), Band 2, S. 72 (1570),106 (1571). 71 LDi'iARTl 1913, S So im August 1605 in Wonns. SCHNEIDER 1991, S n HmH!A"'i S. 309.

171 Die Münzprobationstage im Alten Reich Ankunft und Session Am Abend des ersten Tages hatten die Gesandten und Prüfungskandidaten in der festgelegten Stadt einzutreffen, ihre Ankunft bei den Sekretären des Direktoriums anzuzeigen und ihre Legitimationsschreiben vorzulegen. 74 Am zweiten Tag begann der Münzprobationstag mit der Begrüßung des Direktoriums. Danach wurde der vorige Münzabschied durch einen der Sekretäre verlesen.?5 Nach der gemeinsamen Eröffuung der Fahrbüchsen konnten die Generalwardeine mit der Probierung der Musterstücke beginnen, während die Gesandten zu Beratung und Abstimmung schritten. Die Sitzordnung nach der Rangordnung (Session)16 bestimmte gleichzeitig die Abstimmungsreihenfolge. Für die Münzprobationstage fanden die Reichsmünzordnungen ab 1524 eine pragmatische Regelung. Grundsätzlich sollte wie auf den Kreistagen gesessen werden. War dort eine Session umstritten, so sollte derjenige Gesandte, weicher zuerst in der Herberge eingetroffen war, dieses eine Mal und ohne jegliches Präjudiz auch weiter vorne sitzen und abstimmen.? Probierung der Musterstücke aus den Fahrbüchsen Beschaffenheit der Fahrbüchse Die Fahrbüchse war zur Aufnahme der Probestücke bestimmt, für deren Richtigkeit der Münzmeister oder Wardein die Verantwortung (Gefahr)78 zu übernehmen hatte. Nach französischem und englischem Vorbild aus der Mitte des 13. Jahrhunderts 79 fand das Behältnis ab 1399 Eingang in den Münzverein der vier Kurfürsten ~m Rhein.80 Ab 1509 ist sie in den Reichsprobationsordnungen beschrieben als eme eiserne Büchse, oben mit einem ziemlichen Schlitzloch. darein die Proben gesteckt und in diese/bigen Büchsen gebracht werden mögen. Solche Fahrbüchsen hatten alle münzberechtigten Kreisstände auf ihren Münzstätten vorzuhalten.8 1 Charakteristisch ist der mehrfache Verschluss durch Vorhängeschlösser 82, welcher sicherstellen sollte, dass der Inhalt nur unter Mitwirkung aller Beteiligten entnom- 74 SCHEIDLIN 1707, S SCHEIDLIN 1707, S Als Sessionen wurden auch die durchnummerierten Arbeitssitzungen bei den Kreistagen. ab 1760 auch bei den Münzprobationstagen, bezeichnet. 77 HIRSCH 1756, Band I, S. 243 (1524), (1551), 411 (1559) Vgl. HIRSCH 1756, Band I, S. 366 (1551), und die Ausführungen zur Etymologie bel SCHRODFR 1904, Sp FISCHER 1926, S HIRSCH 1756, Band I, S HIRSCH 1756, Band I, S. 201 (1509),365 (1551),405 (1559). 82 Vgl. HIRSCH 1759, Band 5, S. 86 (Denkschrift von 1677).

172 478 Gerhard Schön men werden konnte. Auf Probationstagen abwesende Stände hatten daher den Schlüssel zu hinterlegen oder überbringen zu lassen. Die Zahl der Schlösser wurde jeweils in den Probationsordnungen festgelegt, ein Teil der Schlüsselbewahrer erst auf den konstituierenden Probationskonventen. Im Rheinischen Münzverein mit vier Vertragspartnern waren ab 1399 vier Schlösser vorgeschrieben, zu denen jeder der vier Wardeine oder dessen Obrigkeit einen Schlüssel erhielt findet sich eine Regelung mit zwei Schlössern mit je einem Schlüssel für den Wardein und den Probationstagsgesandten. 84 Die Reichsprobierordnung von 1509 für Goldmünzen schlug ganz analog zum MÜDZverein der rheinischen Kurfürsten nunmehr reichsweit eine Fahrbüchse mit vier Schlössern vor, von denen ein Schlüssel beim eigenen Münzstand verblieb und die drei übrigen an noch festzulegende andere Kreisstände weiterzugeben waren. 85 Ab 1524 wurde in den Reichsmünzordnungen eine Büchse mit drei Schlössern vorgeschrieben 86, von denen der Münzstand, der Landesherr des Probationstagsortes und ein Dritter je einen haben sollte.8 7 Auf den konstituierenden Probationstagen nach der Ordnung von 1559 wurde zur Aufbewahrung des letzteren Schlüssels jedem Münzstand ein anderer Kreisstand zugeordnet 88, wobei einzelne Stände nachher bisweilen auch abweichende Wünsche äußerten.8 9 Auf dem Münzprobationstag der drei Oberkreise von 1760 tauchte vorübergehend die Frage nach einer allgemeinen Hauptfahrbüchse auf, wurde aber vertagt. Die Abbildung einer Fahrbüchse nach der Reichsprobationsordnung findet sich auf einem Kupferstich von Auch unabhängig von Kreisprobationstagen konnten Fahrbüchsen zur Kontrolle innerhalb eines einzelnen Münzstandes, dann in der Regel mit abweichenden Spezifikationen und Dienstvorschriften, eingesetzt werden. Erhalten ist hiervon die Fahrbüchse der Münzstätte Dresden deren Verwendung von 1734 bis 1844 belegt ist. 91 In England hat sich die Verwendung einer Fahrbüchse und deren Probierung (Trial ofthe Pyx) als Zeremonie bis auf den heutigen Tag erhalten. 83 HIRSCH 1756, Band 1, S. 57 (1399),1761, Band 7, S. 45 (477). 84 HIRSCH 1761, Band 7, S HIRSCH 1756, Band 1, S HIRSCH 1756, Band 1, S. 247 (1524), 368 (1551). 87 HIRSCH Band 1, S. 406 (559). 88 HIRSCH 1756, Band 1, S. 414, (1560). 89 HIRSCH Band 2, S. 2 (1561). 90 Frontispiz im Werk von LFUCHT FIscm.R 1926, S

173 Die Münzprobationstage im Alten Reich 479 1/.5.2. Inhalt der Fahrbüchse Zusätzlich zu den innerbetrieblichen Kontrollen 92 sollte der Wardein, seltener der Münzmeister, aus jeder ausgebrachten Schmelze eine genau festgelegte Anzahl von Musterstücken nehmen und in ein Papier verschließen, darauf den Tag, auf welchen solch Werk gemacht worden und ausgangen, auch eine fortlaufende Nummer und wie viel solches gewesen, eigentlich schreiben und alsdann dieselbe Prob also, in dem Papier verschlossen, und wal zugemacht, damit sie nicht ausfalle, in solche Büchsen thun. 93 In der Praxis wurden auf dem Umschlag neben Herstellungsdatum und Werksumfang normalerweise auch Feingehalt und Stückelung angegeben. Der Regensburger Münzabschied von 1572 gab ein Formular fur die Beschriftung der Zettel vor. 94 Die Art und Anzahl der zu hinterlegenden Probeexemplare änderte sich im Lauf der Zeit. Im Rheinischen Münzverein wurde ab 1399 aus jedem Werk ein Richtstück (Stal)95, ab 1417 je ein Stück der geprägten Goldgulden 96, in der Reichsmünzordnung von 1524 die Schroten ains yeden Wercks gefordert. 97 Die folgenden Reichsprobationsordnungen machten die Anzahl der Musterstücke von der Münzsorte abhängig. Von den Goldgulden und den groben Silbermünzen vom Guldiner abwärts, ab 1551 also bis zum 6 Kreuzer ab 1559 bis einschließlich 5 Kreuzer, sollte ein einziges Exemplar je Werk, von den kleineren Sorten je zwei, von Pfennigen oder Hellem aber je sechzehn Stück eingeworfen werden. 98 Dennoch lieferten einige Münzstände zu wenige Exemplare oder anstelle von Stockproben nur Schratten (Halbfabrikate). Der Münzabschied der drei korrespondierenden Kreise vom Oktober 1572 schrieb daher vor, aus jedem Werk von Guldinem ein ganzes Stück, von halben zwei, von Zehnkreuzern sechs, von Halbbatzen zehn, von Kreuzern und Dreiern funfzehn Exemplare und von Pfennigen oder Hellem je ein Lot in die Fahrbüchse zu stecken verfugten die drei Oberkreise, mindestens an Talern vier Lot, also zwei Stück, und an geringeren Nominalen je zwei Lot in die Büchsen einzustoßen I ist in Nürnberg auch fur Dukaten die Anzahl von zwei Exemplaren belegt rügte der schwäbische Generalwardein an einigen Batzenwer- 92 S CHEIDLlN 1707, S (1623). 93 HIRSCH 1756, Band I, S. 201, 205 (1509), 247 (1524), 366 (1551), 405 (1559). 94 H IRSCH 1756, Band 2, S H 9 IRSCH 1756, Band I, S HIRSCH 1761, Band 7, S. 27 (1417), Band I, S. 201, 205 (1509). 9 7 HIRSCH 1756, Band I, S HIRSCH 1756, Band 1 S. 366 (155 J) (1559). 99 ', HIRSCH 1756 Band 2 S 160' VON SCHRÖTTER 1929, Band 2, S "., HIRSCH 1758 Band 4 S ".. 1 Stadtarchiv Nürnberg, B 8, Nr. 246.

174 480 Gerhard Schön ken, es seien aber nur zum Auftiehen 4 Stück gewesen. 102 Die zusätzlichen Exemplare bei den kleineren Sorten wollte man neben der Bestimmung des Feingehaltes auch zur Kontrolle der Gleichförmigkeit der Stückelung und zur Ermittlung des Durchschnittsgewichtes verwenden. I 03 Auf den Probationstagen waren neben den Fahrbüchsen auch noch die Tiegelregister l04 vorzulegen, welche in numerischer Reihenfolge jedes eingestoßene Päckchen aufzuführen hatten, zusammen mit den auf den Probezetteln ausgewiesenen Angaben zu Feingehalt, Umfang des Werkes und Datum der Ausbringung. Selbstverständlich waren in den Fahrbüchsen und Tiegelregistern der Kreismünzstätten nicht nur die Münzprägungen für die eigene Obrigkeit, sondern auch jegliche für andere Münzstände ausgeführte Prägeaufträge zu dokumentieren. Büchsen und Register waren ursprünglich und noch in der Münzordnung von 1559 von den Spezialwardeinen auf den Münzprobationstag mitzubringen l05, in der Folgezeit aber schon vorab an den Veranstaltungsort einzusenden, ansonsten konnte der Konvent sie von einem Boten in der Münzstätte abholen lassen. 106 Die Verpflichtung zur Einsendung der Fahrbüchsen wurde selbst dann aufrechterhalten, wenn ein angekündigter Probationstag abgesagt wurde, damit die Generalwardeine dennoch die Münzproduktion kontrollieren konnten Eröffnung der Fahrbüchse Nach den einleitenden Worten des Direktoriums wurden allen Beteiligten die Schlüssel zu den Fahrbüchsen abgefordert. Im Beisein aller erschienenen Räte 107 schloss dann der Abgeordnete der Probationsstadt, dessen Schlüssel gewöhnlich beim Rat der Stadt in einer versiegelten Schachtel hinterlegt warlo8, in der vorgegebenen Reihenfolge die Büchsen auf, entnahm einzeln jedes Briefchen mit den Probestücken, übertrug die Angaben in ein Register oder Buchl09 und übergab am Schluss alle Stücke dem Generalwardein zur Probierung, welcher insbesondere darauf zu achten hatte, dass die einzelnen Probestücke nicht vertauscht wurden. I BAHRFELDT 1887, S \'0:-; SCHRÖITER 1929, Band 2, S HIRSCH 1761, Band 7, S. 44 (1477), Band I, S (1559), Staatsarchiv Bamberg, B 27c V, Nr. 13, Session 45 (1761). 105 HIRSCH 1756, Band I, S. 202 (1509), 368 (1551), 407 (1559). 106 \'0:-; SCHRÖITER 1929, Band 2, S HIRSCH Band I, S. 202 (1509), 407 (1559). :~: \'O:-;.SCHRÖITER 1929, Band 2, S. 169 (1577); HIRSCH, Band 5, S. 116 (l680).. HIRS( H 1756, Band I, S. 368 (1551), 407 (1559) und 1761, Band 7, S. 81 (1571), ein Beispiel Siehe bei HIRSCH Band 7, S. 311 (Kurrheinischer Kreis 1593). 110 HIRSCH 1756, Band I, S. 202 (1509).

175 Die Münzprobationstage im Alten Reich 481 Fehlte einer der Schlüssel, so musste der Beauftragte notgedrungen die Büchse mit Gewalt öffnen. 111 Auch kam es durch die monatelange Aufbewahrung und den Transport der Fahrbüchsen nach dem Öffnen der Schlösser nicht selten zu Klagen über zerfallene Briefchen und unklare Zuordnung zwischen Musterstücken und Zetteln. 112 Sobald der Inhalt aus der Fahrbüchse entnommen war, wurde sie in Gegenwart der Münzräte wieder zugeschlossen und ihrem Eigentümer zurückgegeben. Ebenso wurden alle Schlüssel denen, die sie vorher gehabt hatten, im Falle einer Altemationsregelung die zweiten Schlüssel dem Vertreter des nächsten Veranstaltungsortes, in den drei korrespondierenden Kreisen dem zuständigen Generalmünzwardein, ausgehändigt. 113 Ergab sich später, dass man für den nächsten Probationstag von der Alternationsordnung abweichen musste, so bedeutete dies nicht notwendig, dass nun auch die zweiten Schlüssel an den neuen Versammlungsort übergeben werden mussten, insbesondere dann nicht, wenn man an der Rotation der Gastgeberstädte in Zukunft festhalten wollte. I 14 Während die Generalwardeine nun die Probation der Münzen l15 vorzunehmen hatten, gingen die Gesandten zu Beratung und Abstimmung über. 116 Bei Bedarf konnte an dieser Stelle die Examinierung des Münzpersonals vorgezogen werden, Probation und Beratung hatten dann im Anschluss daran stattzufinden verwahrte man auf dem Münzprobationskonvent der drei Oberkreise hierzu den Inhalt aus den bereits eröffneten Fahrbüchsen sowie die Proben aus dem Geldumlauf in der Büchse der Stadt Augsburg, welche sie am Ende des Probationstages zurückerhielt. 117 Angesichts der zentralen Position des Generalwardeins auf den Münzprobationstagen war vorgeschrieben, dass sich dieser mit seinem eigenen Probierzeug einschließlich Wasser, Ofen, Kupellen und Waagen 1l8 bereits einige Tage vor dem Beginn der Veranstaltung am Versammlungsort einzufinden habe, damit nicht etwa die Gesandten durch das Warten auf seine Ankunft aufgehalten würden. 119 In den drei korrespondierenden Kreisen wurde die Fahrbüchse eines jeden Münzstandes nach dem Rotationsprinzip stets von einem Generalwardein eines anderen KreIses probiert. War hier einer der Generalwardeine aus wichtigem Grund verhmdert. dann 111 VON SCflRÖTTER 1929, Band 2, S. 151 (1573). 1/2 HIRSCflI756, Band 2, S. 212; VON SCHRÖTTER 1929, Band 2, S H IRSCflI756, Band I, S. 202 (1509), 368 (1551), 407 (1559). 114 H IRSCfI 1760, Band 6, S H IRSCfI 1760, Band 6, S S CflEIDLIN 1707, S HIRSCfI 1760, Band 6, S. 43, 48. Das Protokoll dieses Vorgangs sorgte dann auf dem nächsten Probationstag 1760 für reichlich Verwirrung um die angebliche Hauptfahrbüchse. :18 HIRSCfI 1756, Band I. S. 206 (1509), 370 (1551), 410 (1559), Band 2, S. 159 (1572). 19 HOFFMANN 1683, S. 310.

176 482 Gerhard Schön prüften die bei den übrigen wechselseitig die Büchsen des jeweils anderen Kr~~ses und dann gemeinsam die des dritten, unbesetzten Kreises. 120 War der Generalm.unzwardein gleichzeitig als Spezialwardein tätig, so ließ man die Büchsen dieses Kreisstandes entweder von einem Spezialwardeinskollegen probieren 121, oder aber man legte dem Kreiswardein drei Proben mit veränderten Nummern vor und erwartete dasselbe Ergebnis wie vorher Probation und Dokumentation Während man das Schrot (Rauhgewicht) durch Aufziehen mit der Waage ermitteln konnte, wurde zur Bestimmung des Feingehaltes in der Regel jedes einzelne Musterstück halbiert, gewogen, dann mittels Kupellation die unedlen Legierungsbestandteile abgetrieben und das verbleibende Edelmetallkorn mit der Probierwaage aufgezogen. Im Streitfalle war man in der Lage, mit der übrigen Münzhälfte eine zweite Feuerprobe vorzunehmen. Um Zeit und Kosten zu sparen, konnte man sich beim Vorliegen zahlreicher Werke derselben Sorte aus einer Münzstätte auf die Ermittlung des Durchschnittsfeingehaltes beschränken. Hierzu wurden dann alle Stücke halbiert, zusammengegossen und davon die Probe genommen. Erwies sich der Gehalt als zu schlecht, hatte man zur individuellen Feingehaltsbestimmung immer noch die anderen Hälften zur Verfügung. 123 Die untersuchten Werksproben, also Münzhälften und Probekörner, stellten einen nicht unerheblichen materiellen Wert dar und mussten daher dem Vertreter des Münzstandes am Ende der Zusammenkunft zurückgegeben werden. 124 Von jeder einzelnen Probation hatte der Generalmünzwardein das von ihm ermittelte Schrot und Kom sowie die eventuelle Abweichung vom Sollwert, zusammen mit der Werksnummer aus dem Tiegelregister in einem von ihm eigenhändig zu erstellenden und mit Vornamen und Zunamen zu unterschreibenden Probationsregister festzuhalten und dem Direktorium zu übergeben. 125 Für seine eigenen Unterlagen konnte er ein gleichlautendes Register anfertigen und behalten. 126 Vielfach wurden auch die ursprünglichen Werksgrößen in die Probationsregister "b 127'. U ertragen. Eme Ausnahme scheinen hier die drei korrespondierenden Kreise darzustellen, sei es, weil die Generalwardeine nicht unterschreiben wollten, was sie nicht selbst nachprüfen konnten, oder weil auch in den eingereichten Tiegelregistern 120 HIRSCH 1760, Band 6, S. 13 (1705); SCHEIDLlN 1707, S l SCH~EIOER 1991, S Nürnberger Münzabschied vom Mai 1567, HIRSCH 1756, Band 2, S HIRSCH 1756, Band I, S. 407 (1559). 124 HIRSCH 1756, Band 1, S. 371 (1551),410 (1559). I".- HIRSCH 1756, Band I, S. 202, 207 (1509), 368, 371 (1551),407 (1559) 12~ HIRSCH 1756, Band I, S. 207 (1509) Siehe für den Kurrheinisehen Kreis etwa HIRSCH 1761, Band 7, S (1579), (1593).

177 Die Münzprobationstage im Alten Reich 483 der Umfang des Werkes nicht immer vermerkt war. In den Probationsregistern der Oberkreise ist daher meistens nur von der Anzahl der Werke ohne weitere Quantifizierung die Rede l28, die Mengenangaben müssen dann in den entsprechenden Tiegelregistern nachgeschlagen werden. 129 In tabellarischer Zusammenstellung wurden die Probationsregister bisher publiziert tur den Niederrheinisch-Westfälischen Kreis durchgehend von 1567 bis 1690 nach kölnischen Mark l30, rur den Niedersächsischen Kreis von 1568 bis 1625, ebenfalls mit Mengenangaben 13 I, sowie für den Obersächsischen Kreis von 1572 bis 1629 und von 1656 bis 1680 mit Nennwerten in Talern bei den Silbersorten sowie Stückzahlen bei den Goldmünzen. 132 Freilich sind auch diese Register nur bis zum Anfang der Kipperzeit als zuverlässig zu betrachten. Falls ein Musterstück in der Probe die Norm nicht erfüllte, so konnte im rheinischen MÜllzvertrag von gegen den Münzmeister je nach dem Grad der Unterschreitung des Mindestfeingehalts eine Geldstrafe bis hin zum Berufsverbot verhängt werden. Die Regelung von , die auch in alle Reichsprobationsordnungen übernommen wurde 135, sah vor, falls der erste Versuch nicht das gewünschte Ergebnis geliefert hatte, auf Antrag des betreffenden Münzmeisters eine zweite Probe im Beisein weiterer Zeugen durchführen zu lassen. Bestätigte sich der Verstoß gegen die Münzordnung, so hatte der verantwortliche Münzmeister neben der Bestrafung auch rur alle während der Nachprobationszeit von den anwesenden Gesandten konsumierten Speisen und Getränke aufzukommen. Ansonsten setzte man auf die Mitwirkung des betreffenden Kreisstandes, deren Münzräte vom Konvent angewiesen werden konnten, an ihre Regierung zu berichten und die Abstellung des gerügten Missstandes an der Münzstätte zu verlangen Siehe etwa VON SCHRÖTTER 1929, Band 2, S. 197, im Gegensatz zu den programmatischen Ausführungen bei WUTTKE 1897 S Siehe etwa aus der Mün~s;ätte Sch~abach von 1569 bis 1571 die Tiegelregister. HIRSCH Band 2, S , und die dazugehörigen, aber teilweise anders nummerierten ProbatIOnsregister. HIRSCH 1756, Band 2, S , lennartz 1913, S VON BAHRFEWT WUTTKE 1897, S HIRSCH 1761, Band 7, S HIRSCH 1761 Band 7 S. 35' SCHNEIDER 1991, S '" HIRSCH 1756 Band I S. 203 (1509) 368 (1551),408 (1559). 13 ", 6 VON SCIlRÖTTER 1929, Band 2, S. 189.

178 484 Gerhard Schön Probierung von Stichproben aus dem Geldumlauf Die geschilderte Produktkontrolle über den Fahrbüchseninhalt ließ sich bei unlauterer Absicht freilich mit geringem Aufwand umgehen. Sieht man einmal von den zahlreichen Fällen ab, in denen die Vertreter eines Münzstandes einfach gar nicht erschienen, oder die Fahrbüchse aus unerklärlichen Gründen nicht mehr auffindbar war, so blieben noch als Möglichkeiten, dem Probationstag nur vollwichtige Münzen vorzulegen und die leichteren Stücke aus demselben Werk in den Zahlungsverkehr zu geben, oder aber Werke von niedrigerem Feingehalt den Prüfern ganz zu verschweigen. Freilich wurde die amtliche Toleranz (Remedium) der Spezifikationen immer nach unten hin ausgenutzt, Kippermünzen und anderes unterwertiges Geld aber wird man als Fahrbüchseninhalt vergeblich suchen. Tatsächlich berichteten die Münzstände den Probationstagen auch in Inflationszeiten grundsätzlich nur diejenigen ihrer Sorten, die nach den Reichsmünzordnungen und deren Nachträgen sowie den Münzabschieden der Kreise zugelassen waren, auch halten sich die Abweichungen vom Soll bei den Musterstücken in auffällig engen Grenzen. 137 Manchmal überstiegen Kom oder Schrot der Probestücke sogar die Vorschriften, was den Generalwardein bisweilen zu der Bemerkung veranlasste, dass der Münzmeister keine Legierung verstehen müsse. 138 All dieses war bereits den Zeitgenossen sehr wohl bewusst l39, weshalb man auf den Probationstagen neben den eingereichten Mustern aus den Fahrbüchsen auch Stichproben aus dem Zahlungsverkehr untersuchte. Hierunter fielen neben auffälligen Geprägen der eigenen Stände vor allem die im Kreis zum Vorschein gekommenen auswärtigen Sorten. Diese waren vom Generalwardein laufend und selbstständig aus dem Geldumlauf zu erwerben und als Auslagen vorzustrecken, was sich für diesen ungünstig auswirken konnte, wenn der nächste Probationstag nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt stattfand. Von den Bergmünzstätten wurden Fahrbüchsen nicht angenommen, um keinerlei Anschein einer Privilegierung durch den Kreis aufkommen zu lassen. Dennoch ließ beispielsweise der Bayreuther Markgraf vorsichtshalber den Münzmeister in seiner Residenzstadt anweisen, er solle von jedem Werk ein Stück nehmen, halbieren, und von der einen Hälfte den Feingehalt bestimmen, dann die andere Hälfte mit dem Probezettel in einer Fahrbüchse verwahren, und solche Probbüchsen soll mit zweien Schlössern verschlossen werden, davon ein Schlüssel der Münzmeister, den anderen 137 Kursachsen beispielsweise dokumentierte vor dem Kreisprobationstag für die Jahre nur die rclchskonstltultonsmäßigen Münzen, WUTTKE 1897, S In der von der Münzstätte Schwabach dem fränkischen Kreiswardein vorgelegten Prägestatistik des Zeitraumes sind nur die Sorten des Konventionsfußes, nicht aber die unterwertigen Ausgaben des Siebenjährigen Krieges enthalten. Staatsarchiv Nümberg, Rep. 271, Nr B.\HRFFl.OT 1887, S. 21. pq Siehe den Bericht von 1571 bei VON SCHRÖTTER 1929, Band 2, S

179 Die Münzprobationstage im Alten Reich 485 aber der Wardein in Venvahrung haben solle, damit alsdann bedürffondenfalls, wann ein Probiertag im Heiligen Römischen Reich gehalten würde, man hiervon Red und Antwort geben könne. 140 Die Vorlage nur eines halben Musterstückes sowie die Schlüsselverwahrung ausschließlich durch Vertreter des eigenen Münzstandes unterscheiden sich deutlich von der üblichen Handhabung im Kreis. Davon abgesehen gibt es keinen Beleg dafür, dass diese Anweisung überhaupt befolgt wurde Verhandlungen zur Münzpolitik In müllzpolitischen Fragen erfolgten Beratung und Abstimmung wiederum ganz in Analogie zur Handhabung auf den Kreistagen. Zunächst trug das Direktorium die Tagesordnungspunkte einzeln vor und unterbreitete im Anschluss daran an erster Stelle seinen eigenen Lösungsvorschlag (Proposition). Nun konnten sich alle Stände zum Thema äußern. Nach dem Konsensprinzip gaben die ersten Redner bereits die grundsätzliche Richtung der beabsichtigten Problemlösung vor, wobei die nachfolgenden Beiträge weitere Einzelheiten und zusätzliche Aspekte behandeln konnten. Von den Gesandten auf den hinteren Rängen wurde erwartet, dass sie sich im Wesentlichen den Vorrednern anschlossen und keine völlig konträren Positionen vertraten. Hierauf formulierte das Direktorium den Beschluss (Conclusum) in dieser Sache und verlas ihn zur Mitschrift, bevor mit dem nächsten Punkt der Tagesordnung fortgefahren wurde. 141 Unter den Verhandlungspunkten finden sich neben allgemeinen münzpolizeilichen Verordnungen wie dem Verbot des Aussortierens schwererer Münzen, des spekulativen Aufwechsels, des Einschmelzens reichskonstitutionsmäßiger Sorten und der Ausfuhr von Gold und Silber in ungemünzter Form auch münzpolitische Maßnahmen wie die Bewilligung von Prägekontingenten, die Berechnung von gerechtem Schlagschatz und Münzerlohn 142 die Valvation und Außerkurssetzung unterwertiger oder fremder Sorten, das Anbringen von Gegenstempeln des Kreises, die Herstellung normierter Markgewichte, die Zulassung oder Übertragung :on Kreismünzstätten, die Aufhebung von Heckenmünzstätten innerhalb des Kreises, Beratungen über die Legalisierung veränderter Silberparitäten sowie Vereinbarungen über die gelegentlich durchgeführten eigenen Münzprägungen der Kreisorgane. Anstehende Entscheidungen von weitreichender Bedeutung konnten auch auf emen Kreistag verlegt werden Abschrift der Instruktion von 1696 fiir den Bayreuther Münzmeister. Staatsarchiv Bamberg. F ürstenturn Bayreuth 367 (Geheimes Archiv Bayreuth, 3 E, S. XXII, Nr. 2), fol SCHEIDLlN 1707, S H IRSCH 1756, Band 1 S (1559). 143 ' KUNZEL 1980, S. 31.

180 486 Gerhard Schön Sobald die Relationen der Generalmünzwardeine über die Probationsbefunde vorlagen, wurden auch diese abgelesen und zur Dictatur gegeben. 144 Nun konnte im Plenum über Valvation und Außerkurssetzung von Münzsorten entschieden werden. Bei gleichförmig ausgebrachten ausländischen oder auch unterwertigen inländischen Münzen war eine Kurswertfestlegung anhand des inneren Wertes möglich. Waren die Stücke von uneinheitlichem Gehalt, so bot sich an, solche Sorten zu verrufen und gänzlich zu verbieten Examinierung und Vereidigung des Münzpersonals Die Reichsprobationsordnung von 1509 hielt es für ratsam, die Münzmeister nicht nur ihrer Obrigkeit, sondern allen Ständen des Reiches mit Gelübden und Eiden zu verpflichten. 145 Nach dem Speyerer Reichsabschied von 1570 sollten Münzmeister und Spezialwardeine erst dann eingestellt werden, wenn sie auf einem Probationstag examiniert und vereidigt worden waren. Auch durfte der Münzbetrieb erst aufgenommen werden, sobald beide Stellen ordnungsgemäß besetzt waren. 146 Ein Wardein hatte sich nicht als Münzmeister zu betätigen, und genauso wenig gestand man einem Münzmeister zu, ohne Kontrolle durch einen Spezialwardein zu münzen. War in einem Münzstand nur einer der beiden Amtsinhaber bestellt, so ließ man das Examen vor dem Kreis solange anstehen, bis auch der Kollege präsentiert worden war. 147 Nachdem den Kreisen in der Kipperzeit die Kontrolle über das Münzpersonal entglitten war, erlaubte man bei der Rückkehr zu geordneten Münzverhältnissen 1623 in den drei korrespondierenden Kreisen, dass das neue Münzpersonal unverzüglich in den Dienst der Landesherren treten durfte, um die dringend benötigte Prägung der neuen Münzen vorzunehmen, sich dann aber auf dem nächsten Probationstag der Prüfung vor dem Kreis unterziehen musste. Das Nichtbestehen dieser einen prüfung wurde mit Berufsverbot innerhalb der drei Kreise bei Androhung von Ehrverlust und Leibesstrafe geahndet und alle anderen Reichskreise davon in Kenntnis gesetzt. Dasselbe Strafmaß wurde auch in Münzabschieden von 1626 und 1677 wiederholt. 148 Dennoch erfahren wir von bedeutenden Münzständen die vom Kreis in dieser Zeit mehrfach vergeblich zur Examinierung des Münz~ersonals aufgefordert wurden, ohne dass irgendwelche Sanktionen überliefert wären. Für den Münzproba~.ionskon:ent der drei Oberkreise von 1700 ist sogar belegt, dass nicht bestandene Prufungstelle auf dem nächsten Probationstag nachgeholt werden konnten. 1.J.l HIRSCH Band I.S.368(15SI),BandS,S.116(l680). 145 HIRSCH Band I. S h HIRSCH Band 2, S HmF\I..\\;:\ S ~ IlmF\IA:-':-' S

181 Die Münzprobationstage im Alten Reich 487 Zur Examinierung der angehenden Münzmeister und Spezialwardeine wurde eine besondere Kommission unter der Leitung des Generalmünzwardeins eingesetzt. 149 In den drei korrespondierenden Kreisen hatten der Prüfung eines jeden Münzmeisters oder Wardeins jeweils die Gesandten von zwei vorher bestimmten Münzständen aus den beiden anderen Kreisen beizuwohnen. 150 Die Prüfungsgebiete waren für Münzmeister und Spezialwardeine weitgehend identisch und umfassten Metallkunde, Hüttenwesen, Probiertechnik, Metrologie und Reichsmünzgesetzgebung. 151 Die Fragen waren in der Regel sehr allgemein gehalten, sodass der Kandidat die Zusammenhänge und Vorgehensweisen umfassend mit eigenen Worten vortragen musste. 152 Hinzu kamen Rechenaufgaben zur Beschickung von Gold- und Silberlegierungen, die innerhalb einer bestimmten Zeit gelöst werden mussten. Die gesamte Prüfungsdauer betrug etwa vier Stunden. Ein Kandidat für das Amt des Generalmünzwardeins musste sich einer wesentlich umfangreicheren Examinierung unterziehen. Konnte die Prüfung erfolgreich abgelegt werden, so standen Eidesformeln für jede Berufsgruppe bereit. 153 Die Verpflichtung wurde im Beisein der Vertreter der Kreisstände vorgenommen und über die bestandene Prüfung ein entsprechendes Zeugnis ausgestellt. 154 Wiederum durften nur die ordentlichen Kreismünzstätten ihre angehenden Münzmeister und Wardeine zur Examinierung und Verpflichtung auf den Probationstagen präsentieren. Dem Münzpersonal der übrigen Prägeanstalten wurde die Vorstellung vor dem Kreis grundsätzlich verwehrt, damit deren Münzstände aus einer bestandenen Prüfung keinerlei Privilegierung ableiten konnten Münzabschied Alle Verhandlungen, Beschlüsse und Befunde auf dem Probationstag wurden durch den Sekretär des Direktoriums protokolliert und sodann allen Gesandten zur MII- 149 LENNARTZ 1913 S Staatsarchiv Ba~~er~, B 27c V, Nr. i3 (1761), Session 56, vgl. die Ausnahmeregelung bei HIRSCH 1766, Band 8, S SCIlNElDER 1991, S Eine Sammlung von Prüfungsfragen für den Münzprobationstag 1760 der drei korrespondierenden Kreise findet sich im Staatsarchiv Bamberg, B 27c V, Nr. \3, vgl. das bel HIRSCH Band t oder Wardems an emen Kollc- S , abgedruckte Schreiben eines ungenannten M unzmels ers gen über die Prüfung auf dieser Veranstaltung SCIlElDLlN 1707, S (1623); VON BAIlRFELDT 1927, S Im Niederrheinisch-Westfahschen Kreis wurden auch die Eisenschneider vor dem Kreis vereidigt, LENNARTZ S Beispiele hierfür siehe Staatsarchiv Bamberg, B 27c V, Nr. 12 (1760), Session S frän' k' h G neralmünzwardems zu der CfINElDER 1991, S. 118, vgl. auch die Ausführungen des ISC en e... Frage, ob 1728 in Erlangen ein Münzwardein eingesetzt werden solle. StadtarchiV Nurnberg. B R. Nr.151.

182 488 Gerhard Schön schrift diktiert. 156 Abschließend bestimmte man Tennin und Versammlungsort der nächsten Zusammenkunft und beschloss pflichtgemäß die Kommunikation der Ergebnisse an den Kaiser und die anderen Reichskreise. Zum Ende der Veranstaltung wurde der MÜTIZabschied (Rezess) mit allen einzelnen Verhandlungspunkten, welche die Gesandten beschlossen hatten l57, sowie den zur Veröffentlichung bestimmten Prüfungsergebnissen durch das Direktorium verfasst und als Urkunde konzipiert, die von den Teilnehmern gegengelesen, unterschrieben und gesiegelt wurde. 158 Jeder Kreis erhielt eine Ausfertigung, die an den Vertreter des Kreisdirektors ausgehändigt wurde. 159 Schließlich wurde der erfolgreiche Verlauf der Veranstaltung mit einem Umtrunk gefeiert, bevor sich die Gesandten voneinander verabschiedeten und die Heimreise antraten. Mit der Ausfertigung durch das Direktorium war der Probationsrezess wie ein Kreistagsabschied rechtsverbindlieh Entwicklung und Auswertung Aktenüberlieferung Vom Schriftgut der Probationstage sind die Münzabschiede am leichtesten zugänglich. In die gedruckten Patente, welche naturgemäß lediglich die zur Veröffentlichung bestimmten Regelungen enthalten, wurden die Probationsbefunde allenfalls in der Frühzeit inseriert. Selbst in den als Urkunden ausgefertigten Münzabschieden, insbesondere in den drei Oberkreisen, sind die Probationsregister meist nur als Anlagen im Text erwähnt, ohne dem Vertragsdokument beigebunden zu sein l61, und sind daher, ebenso wie die eingereichten Tiegelregisterl62, in den Kreisakten zu suchen. 163 Die Angaben aus den Tiegelregistern mit den auf jeden Probationstag hin aufsteigenden Werksnurnmern finden sich auch in den ordentlichen Arbeitsbüchem 156 HIRSCH 1756, Band I. S. 407 (1559), Band 6, S (1725). 157 SCHEIDLI~ 1707, S Einzelne Stände wie etwa Salzburg, welche die Ausnahme von der Reichsmünzordnung beanspruchten, konnten den Zusatz protestat oder cum pratestatiane santa hinzufügen, SCHE/DLiN 1707, S SCHEIDU:'; 1707, S Zu den Kreisabschieden siehe DOTZAUER 1998, S Staatsarchiv Bamberg, BestandA ~ Ein Beispiel von 1705 aus der fränkischen Kreismünzstätte Wertheim ist abgedruckt bei BAHRFELDT S V gl. \'o~ SCHRÖTTER 1929, Band 2, S Einige Probierzettel und Münzabschiede aus dem Fränkischen Reichskreis smd abgebildet bei ENDRES 2003, S

183 Die Münzprobationstage im Alten Reich 489 (Münzbüchlein) der Spezialwardeine wieder, die bisweilen mit eingeklebten Tuscheabdrücken der Prägestempel illustriert sind. l64 Die Sitzungsprotokolle in den Kreisakten der Einzelstände entsprechen im Wesentlichen der vom Direktorium verlesenen Fassung, können aber auch besondere Notizen der Teilnehmer fiir ihre Obrigkeit enthalten. In vielen Fällen sind Aktenstücke aus der eigenen Registratur beigegeben, die den Gesandten als Grundlage für ihre Verhandlungen extradiert worden waren, dann aber nicht mehr an ihren ursprünglichen Verwahrungs ort zurückgelegt wurden. Die Befunde der Münzprobationstage machen deutlich, welche Münzherren in welchem Maße die Münzordnungen übertraten, auch lassen sich Rückschlüsse auf die Zustände in den einzelnen Münzstätten ziehen, etwa über die Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit der Dokumentation, aber auch über die Fähigkeiten des Münzpersonals anhand ihrer Examen und der Einheitlichkeit der Ausbringung. Manche Münzsorten sind nur aus Probationsberichten bekannt. Hier muss unterschieden werden zwischen nachweislich probierten MÜllzsorten, die dann sicher existiert haben, und den im Druck vielfach ungenau und vereinfacht wiedergegebenen Münzbildern. Von besonderer Bedeutung ftir die Geldgeschichte sind die Nachrichten über die Verbreitung fremder Münzsorten im Zahlungsverkehr Berechnung von Prägezahlen Die Prägezahlen als die Anzahl der von einem Münztyp mit einer bestimmten Jahreszahloder Zeichnungsvariante hergestellten Exemplare stehen in besonderem Interesse der Numismatiker. Freilich ist zu beachten, dass grundsätzlich nur die vom Kreis zugelassenen Sorten auf den Münzprobationstagen vorgelegt wurden und daher nicht alle heute nachweisbaren Gepräge in den Probationsregistern erfasst sind. Auch wurden sehr häufig die Stempel der VOIjahre weiter verwendet, ohne die Jahreszahl zu ändern, sodass die Datierungen auf den Münzen nicht notwendig mit den Produktionszeiträumen aus den Tiegelregistern übereinstimmen müssen. Die Abrechnung von neu geprägten Münzen erfolgte in aller Regel in der Angabe des hergestellten Geldbetrages. Zur Ermittlung der Stückzahl ist dann also ~Ie Kenntms des Kurswertes der einzelnen Münze erforderlich, welcher nicht unbedillgt mit dem aufgeprägten Nennwert übereinstimmen muss. 165 Zu beachten ist auch die dem Betrag zugrunde liegende Währungsparität Ein Beispiel rur die Münzstätte Nümberg siehe Stadtarchiv Nfunberg, B 8. Nr W..'. B Ir on Talern hergestellt. bedeuurden Im 18. Jahrhundert etwa SpezIestaler rur emen e ag v. tete dies eine Stückzahl von Exemplaren K. d h 24 Gulden je Mark Femsilber abgconvenljonsgeld konnte beispielsweise zu 20 Gulden 0 er aue rechnet werden.

184 490 Gerhard Schön Auf den Beipackzetteln der in die Fahrbüchsen eingelegten Münzen sowie in den Arbeitsbüchern der Münzstätten finden sich stattdessen üblicherweise Menge und Gehalt der zur Vennünzung hergestellten Legierung. Die Massenangaben erscheinen oftmals gerundet in ganzen, seltener auch halben oder wenigstens viertel Mark und sind durch das Rauhgewicht der daraus produzierten Münzen normalerweise nicht ganzzahlig teilbar. Der Grund hierfür liegt in der Herstellungsart. Die Angabe des Umfanges des Werkes bedeutet nicht nur das Gesamtgewicht der ausgegebenen Münzen, sondern enthält auch die Abgänge beim Schmelzen, Gießen, Sieden und Schroten. Bei letzterem Vorgang, dem Ausschneiden oder Stanzen der Ronden oder Münzen aus dem gegossenen und ausgewalzten Zain, hängt der anfallende Verschnitt ganz entscheidend von der Herstellungsart ab. Walzenprägung mit reihenweiser Anordnung der Gravuren ergibt zwangsläufig einen Verlust von l-n/4, der sich bei Berücksichtigung des üblichen Abstandes zwischen den Münzbildern und der notwendigen Benehmung der Kante des Zains leicht auf 30 bis 50 % erhöht. Da dieser Abfall erst bei einem der nächsten Prägeaufträge wieder eingeschmolzen wurde, muss er zur Ennittlung der Prägezahlen vom ursprünglichen Gewicht des Werkes abgezogen werden. Bei einer Fertigung mit Hammer, Anwurf oder Taschenwerk hingegen konnten die Ronden vor der Prägung hergestellt und durch geeignete Anordnung auf dem Zain der Abfall deutlich reduziert werden. Der Abgang beim Gießen und Weißsieden, desgleichen die Vorgänge des Einschmelzens untergewichtiger Stücke sowie des Justierens bedeuten weitere Korrekturen am Verhältnis zwischen der Werksgröße und der Anzahl der hergestellten Münzen. Fehlen die Mengenangaben in den Aufzeichnungen, dann kann für jedes einzeln aufgeführte Werk die gesamte Bandbreite von Kleinstauflagen bis hin zur Ausnutzung des Fassungsvennögens des vorhandenen Schmelztiegels von vielleicht 250 Mark in Frage kommen Ende der Probationstage Ab 1571 hatten sich die Münzprobationstage in den Kreisen allgemein durchgesetzt und wurden in den folgenden Jahrzehnten mustergültig und in der vorgeschriebenen Regelmäßigkeit durchgeführt. 167 Alle Bemühungen, der sich nach der Jahrhundertwende anbahnenden Kipperzeit wirksam entgegenzutreten sollten sich freilich aufgrund der Eigeninteressen der Prägeherren als vergeblich ~rweisen. An der Neuordnung ~es Münzwesens ab 1622 waren die Reichskreise wieder maßgeblich beteiligt, ~m weltere~ Verlauf des Krieges fanden regelmäßige Probationstage allerdings nur In den drei oberen Kreisen statt vom Reichstag im Jüngsten Reichsabschied 167 HIRSCH 1757, Band 3, Vorbericht; VON SCHRÖTIER 1929, Band 2, S. 176.

185 Die Münzprobationstage im Alten Reich 491 wieder angeordnet, 1689 durch kaiserliches Münzedikt erneut angemahnt, wurden sie dann in den meisten Reichskreisen noch einige Jahrzehnte lang abgehalten, zuletzt freilich in immer größeren Abständen. Mit dem Niedergang der Kreisverfassung kamen auch die Münzprobationstage 1680 im Obersächsischen Kreis und 168 I im Niedersächsischen Kreis zum Erliegen. Die Münzaufsicht wurde zunehmend von den größeren Territorialstaaten wahrgenommen, auf welche wiederum die Kreisorgane immer weniger Einfluss ausüben konnten. Aber auch in den Kreisen mit weiterhin aktivem Verfassungsleben gelangte die Reihe der Münzprobationskonvente 1617 im Kurrheinischen Kreis 168, 1620 im Oberrheinischen Kreis, 1715 im Niederrheinisch-Westfalischen Kreis und 1725 in den drei Oberkreisen zu einem vorläufigen Ende. 169 Die Verhandlung von MÜflZangelegenheiten verlagerte sich auf die ähnlich dem Reichstag permanent tagenden Kreiskonvente, die dank der laufenden Untersuchungen der umlaufenden Münzen durch die Generalmünzwardeine auch weiterhin Valvationen publizieren konnten. Waren die Kreisdirektoren selbst an einer Münzverschlechterung beteiligt, so war eine Abhilfe von Seiten der Reichskreise nicht zu erwarten. Anlässlich der hauptsächlich durch Kurbayem, Kurpfalz, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt veranstalteten übermäßigen Ausprägung neuer Goldmünzsorten und geringhaitiger Silbersorten ließ der Kaiser 1737 die Münzangelegenheit wieder auf dem Reichstag behandeln. 170 Als Ergebnis wurde zunächst ein Reichsgutachten verabschiedet, weiches die durch die Inflation längst überholte Silberparität des Leipziger Fußes l71 zum Reichsfuß erhob. Gleichzeitig wurden die Generalmünzwardeine auf Kosten ihrer Kreise zum Reichstag nach Regensburg geladen, um dort vereidigt zu werden und die Probation und Valvation der im Reich umlaufenden Münzen zu des Reichs weiterer Entschließung vorzunehmen. In Der Aufforderung waren sechs Kreiswardeine nachgekommen 173, welche damit ein ganzes Jahr lang beschäftigt waren kam dann ein zweites Reichsgutachten zustande, welches eine neue Reichsmünzordnung auf der Grundlage des Leipziger Fußes vorsah. In beiden Fälle~ w~r die Ratifikation durch den kaiserlichen Prinzipalkommissar erfolgt 174 und somit em 168 Der 1656 gegründete Münzverein der Fünf Stände aus dem Kurrheinischen und Oberrheinischen Kreis führte keine Probationstage durch Eine Vorstellung von der Regelmäßigkeit der Probationstage bieten die Aufstellungen bel D<lTlAUR 1998, S C HRISTMANN 1988, S D ".. h R on 1667 wiederum von Kurer LelpZlger Fuß von 1690 als Nachfolger des Zmnmsc en ezesses v.. '. P'" 18 Gulden fiir die Mark FemsIlsac h sen und Kurbrandenburg vereinbart bedeutete eme antat von..' ber, während der Silberpreis im Süden des Reiches bereits die Marke von 20 Gulden uberschritten hatte. 172 H IRSCH 1760, Band 6, S. 199; SCHNEIDER 1991, S H I IRSCH 1760, Band 6, S ; CHRISTMANN 1988, S H IRSCH 1760, Band 6, S ,

186 492 Gerhard Schön Reichsbeschluss zustande gekommen, der allerdings wegen der Unmöglichkeit seiner Durchsetzung in den meisten Territorien nicht publiziert und damit auch nicht verbindlich wurde. 175 Gegen die Münzverschlechterung des Siebenjährigen Krieges schritt der Kaiser ab 1759 in zahlreichen Mandaten ein und ordnete an, dass die Münzprobationstage wieder in Gang gebracht werden sollten. 176 Diese kamen in den südlichen und westlichen Reichskreisen ab 1760 dann tatsächlich zustande und dehnten sich nunmehr zu jahrelangen Veranstaltungen aus. Neben den zahlreich neu geprägten KriegssechsteIn, Groschen und allerlei Sorten nach Interimsfüßen hatte man sich vor allem mit den Modalitäten der Einführung des Konventionsfußes zu befassen, über den bereits ab 1754 auf den Kreistagen beraten worden war. Gleichzeitig stellte sich die Frage, ob man die Probationstage wieder beleben und wie früher durchführen sollte. Dagegen sprachen vor allem die hohen Kosten der Dienstreisen der Münzräte, weiche ihre Landesherren zu tragen hatten. Die Münzangelegenheiten konnten ebenso gut weiterhin auf den regulären Kreistagen behandelt werden, oder aber auf den Jahresversammlungen der Kreise, auf denen die Münzräte und der Generalwardein ihren Rechenschaftsbericht abzulegen hatten. Der Oberrheinische Kreis berief hierzu eine eigene Kreismünzdeputation ein. 177 Einigkeit bestand darin, die Fahrbüchsen nebst Tiegelregistern wie gewohnt regelmäßig einzufordern und durch den Generalmünzwardein untersuchen zu lassen, der auch laufend die Sorten aus dem Zahlungsverkehr probierte und seine Ergebnisse in Quartalsberichten veröffentlichte. 178 Die Münzprobationskonvente der drei korrespondierenden Kreise, des Kurrheinischen und des Oberrheinischen Kreises zwischen 1760 und 1764 waren somit die letzten ihrer Art. Münzverhandlungen wurden in die Kreiskonvente integriert, die Kreiswardeine probierten laufend und berichteten dem Direktorium Zielerreichung und Nachwirkung In Summa. es ist umb die Müntz-Probations-Täge ein sehr edles Thun, dann so auff einige Art und Weise des Heiligen Reichs Wohlfarth und Aufnehmen vermittels des Miintz-Wesens be fordert wird, so geschieht es gewiß durch die Müntz-Probations Täge. Der darauß erwachsende Nutz ist nicht außzusprechen, wann dieselbige jleissig besuchet und darauff das Müntz-Wesen und die geschlossene Puncten gebüh- 175 CHRIST~ANN S Auf den Münzen aus welfischen und einigen wenigen anderen Munzstatten. die den Leipziger Fuß ohnehin befolgten, findet sich fortan auch die Bezeichnung.JlQch dem Reichsfuß'. 176 HIRSCH Band 8. S. 119, Johann Friedrich MElDlNGER schlug dem Kaiser 1760 gar die Errichtung emes Generalrelchsmünzdirektoriums und die Abhaltung jährlicher reichsweiter Generalprobat10nstage vor. HIRSCH 1766, Band 8, S SCHNEIDER S SCI/NEIDER S. 193.

187 Die Münzprobationstage im Alten Reich 493 rendermassen in Obacht genommen werden, auch mit allen Ernst die Execution. ohne Ansehen der Person vollzogen wird. 179 Diese Einschätzung des fränkischen Generalmünzwardeins von 1683 lässt die Frage offen, ob die Münzprobationstage nun ihren Auftrag, die Durchsetzung der Münzordnung im Reich zu gewährleisten, tatsächlich erfüllt haben. Freilich konnten die Silberparitäten aus den ReichsmÜllZordnungen wegen der Inflation nicht dauerhaft gehalten werden und mussten daher immer wieder angepasst werden. Aber haben die Probationstage wenigstens ein einheitliches und stabiles Münzwesen im Reich geschaffen? Jedenfalls konnten sie weder die große noch die kleine Kipperzeit verhindern, auch nicht die Alleingänge der Territorialstaaten bei der Einfuhrung neuer Münzsorten unterbinden. 180 Die Kreisinstitutionen und Probationskonvente konnten auf alle diese Ereignisse nur reagieren, dafur aber in gegenseitiger Abstimmung stabilisierend einwirken. Bei der Durchsetzung der Münzabschiede waren die Reichskreise immer auf die Mitwirkung der Einzelstände angewiesen. Erreichbar war praktisch nur das, was auch im Interesse namentlich der vorderen Stände des Kreises lag. Wurde etwa die Aufhebung von Heckenmünzstätten kleinerer Herrschaften vielfach durchgefuhrt, so geschah immer dann nichts, wenn die Kreisdirektoren oder Obristen selbst an Verstößen gegen die Münzordnungen beteiligt waren. Die Verhaftung und Strafen l81, die der Probationskonvent untauglichem Münzpersonal androhte, konnte von den Kreisorganen selbst nicht vollstreckt werden, es blieb ihnen aber die Kommunikation an die eigenen Kreisstände und auf dem Wege der Korrespondenz auch an die Münzstände der anderen Kreise und den Kaiser. Freilich hätten die Münzprobationstage auch wirkungsvoller sein können, wenn sie regelmäßiger und von allen Ständen besucht worden wären. Zumindest in den Kreismünzstätten konnte in den meisten Fällen durch die Prüfung und Kontrolle des Münzpersonals, sowohl bei NeueinsteIlungen als auch im Rahmen von Visitationen, die Herstellung des Geldes in der vereinbarten Qualität und Quantität sichergestellt werden, soweit es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuließen. Von unschätzbarem Wert aber waren die in den MÜllzabschieden und den auf deren Grundlage erstellten Handbüchern fur Kaufleute l82 publizierten Valvationen. Die dadurch verfügbare Information über den inneren Wert der kur~ierenden Geldsorten, die Festlegung der Kurswerte und die Außerkurssetzung unemhelthch ausgebrachter Sorten kamen der wirtschaftlichen Entwicklung zugute und konnten die Bevölkerung vor Verlusten schützen. Durch die Korrespondenz der Reichskreise war man in der Lage, diese Maßnahmen so weiträumig wie möglich durchzufuhren. 179 HOFFMANN S H I OFFMANN 1683, S HOFFMANN 1683, S dch'. Zum Beispiel von WolffSTÜRMER ab 1572, Adam Berg ab 1597, BemdArendt ab 1610 un nslian Leonhard LWCHT ab 1691.

188 494 Gerhard Schön Auch wenn das Münzwesen im Alten Reich von der Einheitlichkeit und Stabilität, wie es die Reichsmünzordnungen geplant hatten, weit entfernt war, so haben doch die Bemühungen der Reichskreise auf den Münzprobationstagen einen bedeutenden Beitrag in diese Richtung geleistet. Quellen und Literatur BAHRFELDT 1887: BAHRFELDT, MAX: Nachrichten über den Münzprobationstag zu Regensburg 1705, in: Numismatisch-sphragistischer Anzeiger 18, 1887, S VON BAHRFELDT : VON BAHRFELDT, MAX: Niedersächsisches Münzarchiv, Verhandlungen auf den Kreis- und Münzprobationstagen des Niedersächsischen Kreises , Halle (Saale) 1927 (Band I), 1928 (Band 2), 1929 (Band 3), (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen 10) und 1930 (Band 4, ohne Reihenzählung). BERGERHAUSEN 1993: BERGERHAUSEN, HANS WOLFGANG: "Exclusis Westphalen et Burgundt", Zum Kampf um die Durchsetzung der Reichsmünzordnung von 1559, in: Zeitschrift für historische Forschung 20, 1993, S CHRISTMANN 1988: CHRISTMANN, H. THOMAS: Das Bemühen von Kaiser und Reich um die Vereinheitlichung des Münzwesens, Zugleich ein Beitrag zum Rechtsetzungsverfahren im Heiligen Römischen Reich nach dem Westfälischen Frieden, Berlin 1988 (= Schriften zur Rechtsgeschichte 41). CHRISTMANN 2002: CHRISTMANN, H. THOMAS: Die Reichsmünzordnungen und deren Umsetzung durch die Reichskreise, in: CUNZ, REINER (Hg.): Währungsunionen, Beiträge zur Geschichte überregionaler Münz- und Geldpolitik, Hamburg 2002 (= Numismatische Studien 15), S DOTlAUER 1998: DOTZAUER, WINFRlED: Die deutschen Reichskreise , Geschichte und Aktenedition, Stuttgart ENDRES 2003: ENDRES, RUDOLF: Der Fränkische Reichskreis, Augsburg 2003 (= Hefte zur bayerischen Geschichte und Kultur 29). FISCH~.R 192?: FI~CHER, HuGO: Die Fahrbüchse der vormaligen Dresdner Münze, in: Blatter für Münzfreunde 61,1926, S HIRSCH : HIRSCH, JOHANN CHRISTOPH: Des Teutschen Reichs MünZ Archiv. Nürnberg 1756 (Band I), 1756 (Band 2), 1757 (Band 3), 1758 (Band 4), 1759 (Band 5), 1760 (Band 6),1761 (Band 7),1766 (Band 8), Register Nürnberg Nachdruck München 1977/1978.

189 Die Münzprobationstage im Alten Reich 495 HOFFMANN 1680: HOFFMANN, LEONHARD WILLIBALD: Nützliches curieuses Müntz Gespräch, welches die Gült- und Ungültigkeit der heut zu Tage vielerley geprägten Müntzen, und was daraus vor Nutzen und Schaden entstehet, Reichs- und Müntz-Probation-Abschieds-mäßig ohn-partialisch vor Augen stellet, Nürnberg HOFFMANN 1683: HOFFMANN, LEONHARD WILLIBALD: Alter und Neuer Müntz Schlüßel oder Beantwort- und Eröffnung CCXXII curioser Fragen, das Müntz Wesen betreffend, Nürnberg 1683, Nachdrucke Frankfurt (Oder) 1684, Nürnberg 1692, 1694, 1715, Lindau (Bodensee) KUNZEL 1980: KUNZEL, MICHAEL: Der Kreis- und Münzprobationstag des Niedersächsischen Kreises 1609 in Gardelegen und seine münzpolitischen Auswirkungen, in: VI. Fachtagung Numismatik, Rostock 1980, S LENNARTZ 1913: LENNARTZ, PETER: Die Probationstage und Probationsregister des Niederländisch-Westfälischen Kreises, in: Numismatische Zeitschrift 46, 1913, S. 1-84, [Dissertation MünsterlWestfalen 1912]. LEUCHT 1691: LEUCHT, CHRISTIAN LEONHARD: Neuer Müntz-Tractat von approbirten und devalvirten Guldinern und andern Müntz-Sorten, was dieselbe sowol vor Gepräg, als auch an Schrott und Korn halten, Nürnberg [1691], 1692, 1694, 1700,1715. SCHEIDLIN 1707: SCHEIDLIN, ]OHANNES VON: Conventus monetales Sacri Romani Imperii trium superiorum correspondentium circulorurn Franconiae, Bavariae, Sueviae, Müntz-Probations-Täge der drey Correspondirenden Creyse, Dissertation Jena 1707, Nachdrucke Augsburg 1719, Jena SCHMIDT 1930: SCHMIDT, WALTHER: Geschichte des Niedersächsischen Kreises vom Jahre 1673 bis zum Zusammenbruch der Kreisverfassung, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 7, 1930, S , [Dissertation Göttingen 1929]. SCHNEIDER 1977: SCHNEIDER, KONRAO: Das Münzwesen in den Territorien des West~rwaldes, des Taunus und des Lahngebietes und die Münzpolitik des ~berrhelnischen Reichskreises im 17. Jahrhundert, Urbar (bei Koblenz am Rhem) 1977, [Dissertation Bonn 1976]. SCHNEIDER 1991: SCHNEIDER KONRAO: Zur Tätigkeit der Generalwardeine des Oberrheinischen Reichskreis~s insbesondere im 18. Jahrhundert, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 17, 1991, S SCHNEIDER 1995: SCHNEIDER KONRAO: Die Münz- und Währungspolitik des Oberrheinischen Reichskreis;s im 18. Jahrhundert, Koblenz 1995 (= Veröffentlichungen der GeselIschaft für Historische Hilfswissenschaften 4).

190 496 Gerhard Schön SCHRÖOER 1904: SCHRÖOER, EOWARO: Fahrbüchse, in: Blätter für Münzfreunde 39, 1904, Sp VON SCHRÖTTER : FREIHERR VON SCHRÖTTER, FRIEDRICH: Das Münzwesen des Deutschen Reichs von 1500 bis 1566, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich 35, , S ; 36, , S VON SCHRÖTTER 1929: FREIHERR VON SCHRÖTTER, FRIEDRICH: Brandenburg-fränkisches Münzwesen, 2: Das Münzwesen der hohenzollemschen Burggrafen von Nümberg und der Markgrafen von Brandenburg in Franken , Halle (Saale) 1929 (= Münzstudien [Riechmann] 7). WUTTKE 1897: WUTTKE, ROBERT: Die Probationsregister des Obersächsischen Kreises, in: Numismatische Zeitschrift 29, 1897, S

191 Münzstätten: Ausstattung, Organisation und Personal

192

193 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit HUBERT EMMERIG In dem auf der Stolberger Tagung vorgestellten Glossar zum frühneuhochdeutschen Fachwortschatz in Münztechnik und Münzverwaltung l waren Münzstätteninventare eine der wichtigsten Quellengruppen. 2 Sie geben Auskunft über die in der Münzstätte vorhandenen Werkzeuge und Gegenstände des täglichen Bedarfs. Es lag nun nahe, diese Inventare nicht nur auf ihren Wortschatz, sondern auch auf ihren Inhalt hin anzusehen. Das soll hier am Beispiel der Inventare habsburgischer Münzstätten geschehen. Ziel ist es, herauszuarbeiten, ob es eine charakteristische Typologie des Münzstätteninventars gibt. Ähnlich, wie es bei dem erwähnten Glossar die erklärte Absicht war, Hilfestellung beim Verstehen und Analysieren regionaler numismatischer Quellen zu geben, könnte auch diese Untersuchung helfen, weitere Inventare deutscher Münzstätten des späten Mittelalters oder der frühen Neuzeit besser einzuschätzen und zu verstehen. Als Grundlage dienten hier acht Inventare, die im Druck vorliegen. Für das Glossar war das eine Beclingung, um dem Nutzer ein Nachlesen zu ermöglichen; das Gleiche gilt auch für diese Untersuchung, die ohne den Abdruck des Textes der Inventare auszukommen hat. Im Anhang findet sich eine Liste der Quellen mit kurzem Regest und mit Angabe des Zitats, wo der vollständige Text nachzulesen ist. Die acht Inventare entstammen dem Jahrhundert zwischen 1548 und Natürlich wird es in den Archiven eine Reihe weiterer ähnlicher Dokumente geben; wollte man diese aber in gleicher Weise analysieren, so sollte man sie gleichzeitig auch im Druck vorlegen, was sich sicher lohnen würde. Trotzdem scheinen die hier zugrunde gelegten acht Inventare des 16. und 17. Jahrhunderts für eine erste Analyse eine geeignete Grundlage darzustellen. EMMERIG Zur lateinischen Sprache in solchen Quellen vgl. z. B. PRoDAN/GoLDENBERG 1964.

194 500 Hubert Emmerig Selbstbezeichnung Die Schriftstücke bezeichnen sich selbst überwiegend als Inventar: Inventari und Verczaichnüs alles vorhandenen Münczzeugs (Budweis 1611)3, Inventarium [... ] aller Miinzsachen (Klagenfurt 1622) oder Inventarium des Miinczgezeugs und Hallsraths (Joachimsthal 1649) lauten entsprechende Formulierungen. Sogar der Kostenvoranschlag für die Ensisheimer Münzstätte ist überschrieben mit: EIssischen Münzwerchzellgs Inventari (1582), obwohl diese Gegenstände in Ensisheim noch nicht vorhanden waren. Bei dem Inventar aus Hall in Tirol (1577) verweist der Titel SlIma SlImantm alles [... ] Müntzwerchzeugs linnd anderer [... ] Varnllss darauf, dass in diesem Fall zusätzlich eine Bewertung der vorhandenen Gegenstände vorgenommen worden war. Anlass für die Erstellung Die Erstellung eines Inventars war kein regulärer und regelmäßig stattfindender Verwaltungsvorgang. So stellt sich die Frage: Warum oder wann wurde ein Inventar erstellt? Die Anlässe, die uns die Quellen zu erkennen geben, variieren, lassen sich jedoch zu zwei klaren Gruppen zusammenfassen. Ein Wechsel beim Münzpersonal auf einer der oberen Ebenen, d. h. bei Münzmeister, Wardein oder Münzverwalter, war regelmäßig der Anlass für die Erstellung eines Inventars. Die Absicht war hier, durch eine Inventarisierung zu Beginn und Ende der Amtszeit einer dieser Personen sicherzustellen, dass von der Ausstattung des MünZbetriebs nichts wegkam oder beim Ausscheiden aus dem Amt mitgenommen wurde. Aber auch eine grundlegende Änderung in Betrieb oder Organisation der Münzstätte konnte der Anlass sein. Das trifft etwa in Ensisheim zu, wo eine Münzstätte neu eröffnet werden sollte (1582). Ein Besitzerwechsel fand in Krernnitz (1548) und in Klagenfurt (1622) statt; die Schließung der Münzstätte war in Budweis der Auslöser für die Erstellung (1611). Wer erstellte das Inventar? Im Kremnitzer Inventar (1548) sind einerseits zwei Hofmeister (Ulrich Freiherr von Eytzing; Wolf Haller zu Hallerstein) und drei weitere Männer (Ruprecht HaIler. Georg Krabath von Sparndorf, Urban Scharrberger), wohl Räte der Königin Ma~a von Ungarn (t 1558) genannt; König Ferdinand 1. ( ) wurde durch VIer Kursivschrift bezeichnet Formulierungen, die direkt aus dem jeweiligen Inventar übernommen wurden: Groß- und Kleinschreibung wurden dem heutigen Gebrauch angepasst.

195 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 501 ungarische Kammerverwalter und Räte (Georg Mamminger zu Kirchberg an der Pielach, Erasmus von Pamkirchen, Christoph von Könritz, Schomer Janusch) und seinen obersten Dreissiger in Ungarn Sebastian von Simisch vertreten. Eine Kommission von zehn Personen mit paritätischer Zusammensetzung hat also die Übergabe der Materialien vorgenommen, und diese Personen werden wohl auch das Inventar gemeinsam erstellt haben. Bei der Inventarisierung der Gegenstände in der Prager Münzstätte (1578), deren Niederschrift vom neuen Münzmeister Tobias Gebhart besiegelt wurde, waren außerdem der fiiihere Münzmeister Hans Hardter, der Buchhalter Paul Stuermbs von Fürstenfeld (den die königlichen Kammerräte dazu abgeordnet hatten) und der Wardein Joachim Hauenschilt anwesend. Als 1591 die Prager Münzstätte erneut durch ein Inventar erfasst wurde, waren im Auftrag der böhmischen Kammerräte die Raitdiener bei der böhmischen Kammerbuchhalterei David Kadner und Hans Siebenhüner, der Münzmeister Lazarus Ercker, der frühere Wardein Peter Keck und der neue Wardein David Enderle beteiligt. Bei der Besiegelung des Schriftstücks fehlte nur der fiiihere Wardein. Bei der Verzeichnung des Bestands in der aufgelösten Münzstätte Budweis (1611) erfahren wir nur aus der Besiegelung die beteiligten Personen: Es waren der Bergrat Hans von Stekl, Benedikt Hübmer, Oberbergmeister Valent in Schütner, der frühere Münzmeister Christoph Mattighofer von Stern fels, in dessen Obhut die Gegenstände nun übergeben wurden, der Bergmeister zu Tabor DanieJ Glasperg und der Bergmeister Matthias Kulle. Bei der Inventarisierung in Joachimsthal (1649) waren die Deputierten der Amtsschreiber Friedrich Schaub, der Münzwardein Johann Freystein und der Schmiedemeister Christoph Berger; Grundlage war hier ein altes Inventar aus der Zeit des Münzmeisters Georg Steinmüller vom 5. Juli Zusammenfassend ist festzustellen: Das derzeitige und teilweise auch das aus dem ~mt scheidende leitende Münzpersonal war in der Regel fiihrend an den InventanSlerungsaktionen beteiligt. Dazu traten Beamte der königlichen Finanzverwaltung. die die Interessen des Landesherrn zu vertreten hatten. Erwähnt werden in Ungarn Hofmeister und Kammerverwalter in Böhmen Buchhalter und Raitdiener der Kammerbuchhalterei, Bergräte, Oberb~rgmeister und ein Amtsschreiber. Verbleib der Schriftstücke Bei drei Inventaren ist erwähnt was mit dem handschriftlichen Schriftstück geschehen sollte; dabei erfahren wir z'ugleich, dass teilweise nicht nur eine Reinschrift des Inventars angefertigt wurde. Vom Kremnitzer Inventar ( 1548) wurden zwei Exempl.are ausgefertigt, von denen jeweils eines an die beiden beteiligten Parteien gin~: EInes an die Räte der Königin Maria, das andere an die Kommissare Kömg Ferdlnands I. Das Inventar der Haller Münzstätte (1577) war der tirolischen Kammer zu -b I U ergeben. Von dem Prager Inventar aus dem Jahr 1591 wurden drei Exemp are

196 502 Huber! Emmerig geschrieben, eines kam an die Kammerräte, eines an den neuen Münzmeister und eines an den neuen Wardein. Bewertung der inventarisierten Gegenstände Drei Inventare verbinden mit der Auflistung der Gegenstände eine detaillierte Bewertung. Der Grund, warum das geschah, ist nicht immer erkennbar. In Hall gab es im Jahr 1577 eine solche Bewertung (worauf bereits die Überschrift Summa Sumarum verweist), und hier findet sich z. B. die folgende Formulierung: ModI. seinds all angeschlagen per 180 jl. Der Anschlag, das meint die Schätzung des Wertes, ergab insgesamt einen Betrag von Gulden 57 Kreuzer. Warum diese Bewertung geschah, bleibt aber unklar. In Ensisheim (1582) handelt es sich nicht um die Bewertung vorhandener Materialien, sondern um die prognostizierten Anschaffungskosten. Die Summe der Beträge ergibt gesamt Gulden 44 Kreuzer. Allerdings hat schon BERG, der diese Quelle gedruckt hat, festgestellt, dass die genannten Kosten nicht vollständig sind. So sind z. B. für die Öfen keine Aufstellungskosten berechnet, sondern nur die Herstellung. Vielleicht ist sogar nur die Herstellung deijenigen Gegenstände angesetzt, die in Hall für Ensisheim produziert werden konnten - die Einrichtung der Ensisheimer Münzstätte wurde nämlich von Hall aus betrieben, wo ja die Fachleute für eine solche Aufgabe zur Verfügung standen. Die Bewertung im Klagenfurter Inventar (1622) war die Grundlage für die Bezahlung beim Besitzerwechsel der Münzstätte von der Landschaft zum König. In diesen Bewertungen ist sehr deutlich zu spüren, wie man sich bemüht hat, auf eine hohe Summe zu kommen, wenn etwa Reisekosten des Zimmermanns mit 40 Gulden angesetzt wurden, der sich Münzdruckwerke in Salzburg, München und Augsburg angesehen hatte, oder wenn hier 300 Tiegel zum Preis von 815 Gulden genannt werden, die bestellt worden seien, aber erst in drei oder vier Wochen geliefert werden sollten. Beides sind Posten, die in einem Inventar, das vorhandene Gegenstände auflistet und bewertet, eigentlich nichts zu suchen haben. So überrascht der hier erzielte Gesamtbetrag von Gulden 5 Schillingen 16 Pfennigen eigentlich nicht, auf dessen Grundlage man sich dann auf immer noch hohe Gulden einigte, die an die Landschaft bezahlt wurden. Aufbau der Inventare Die bis jetzt erwähnten Informationen sind in der Regel in Einleitung und SchlusSsatz der Schriftstücke enthalten. Diese schließen den Hauptteil mit der eigentlichen Verzeichnung der Gegenstände ein. Prinzipiell geht der Aufbau der Inventare in der Regel nach Räumen vor, wie man es sich ja auch praktisch vorstellt, wenn eine solche Kommission Raum für Raum abgeht und erledigt. Lediglich das Projekt der

197 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 503 Einrichtung der Ensisheimer Münzstätte (1582) weist noch keine Raumaufteilung auf, und das Klagenfurter Inventar (1622) verzichtet für einen großen Teil des Inventars auf eine Raumangabe; dabei handelt es sich um das Streck- und Prägewerk samt Durchschnitt und Prägewalzen, Tiegel, das Probierzeug, Prägestempel und sonstiges Münz- und Gießzeug. Erst nach diesem Großteil des Materials setzt die Raumgliederung ein, die dann vor allem noch Räume für spezielle Aufgaben nennt. Für die Benennung der Räume gibt es zwei Möglichkeiten: Sie kann fachbezogen sein und die Nutzung des Raums im Rahmen der Münzstätte ansprechen: So wurden z. B. in der Gießkammer offenbar Metalle geschmolzen und gegossen; diese Möglichkeit betrifft in der Regel echte Werkstätten und weitere Räume, in denen im Rahmen des Münzbetriebs gearbeitet wurde. Die zweite Gruppe sind Räume, die nur durch die Art oder Lage des Raumes beschrieben sind, ohne auf ihre Funktion einzugehen: der Saal, die Kammer neben dem Saal, die untere Kammer oder das obere Zimmer. Zu einem guten Teil handelt es sich dabei um Wohnräume in der Münzstätte; ein Teil des Münzpersonals wohnte offenbar im Gebäude der Münzstätte. Wenn aber etwa in Prag (1591) in der großen Erkerstube sechs große Gewichte zwischen 20 und 100 Mark, alles Nürnberger Gewicht, dazu drei große Waagen, I 1/4 Zentner gekörntes Kupfer und eine große Goldwaage, die in einer Almer4 hing, verzeichnet wurden, so ist klar, dass das kein Wohnraum war, sondern dass hier Metalle in größeren Mengen gewogen wurden. Der Raum ist somit eindeutig dem Münzbetrieb zuzurechnen, auch wenn uns das seine Benennung nicht erkennen lässt. Für die Raumgliederung und Raumbenennungen im Einzelnen gibt es kein einheitliches Formular. Der Aufbau der Inventare folgt fast durchweg der Raumgliederung des jeweiligen Hauses. Die Benennungen der Räume folgen keinem einheitlich~n K~on, und Räume mit vergleichbarer Benennung enthalten auch nicht immer die gleichen Gegenstände. Ein Grund dafür ist wohl auch, dass die Inventare fast durchwegs Münzstätten beschreiben, die im Betrieb standen, und da sind eben manche Gegenstände nicht mehr da, wo sie einmal waren, sondern z. B. in eine Abstellkammer gekommen, weil sie defekt waren. Der praktische Arbeitsbetrieb hat also dazu g~fuhrt, dass eine ideale Raumaufteilung, falls es sie denn einmal gegeben hatte, mcht mehr vorhanden war. Damit ist klar: Man kann hier nicht nach einem einheitlichen Schema vorgehen und au~h nicht - so schön das vie\leicht gewesen wäre - die Gliederung des idealen Munzbetriebs und der vorbildlichen Münzstätte rekonstruieren. Auch die Zahl der erwähnten Räume schwankt übrigens stark, zwischen nur fünf in Budweis (1611), -- etwa 30 in Kremnitz (1548) und in Hall (1577) oder sogar 35 in Prag (1578). 4 E' me Almer ist ein (verschließbarer) Kasten oder Schrank. Vgl. Emmerig S. 47 f.

198 504 Huber! Emmerig Diese Beobachtungen belegen, dass jede Münzstätte - auch wenn hier mit den gleichen Werkzeugen die gleichen Arbeiten durchgeführt wurden - einen eigenständigen, von den Baulichkeiten, ihrem Vorstand und weiteren Faktoren abhängigen Einzelfall darstellte. Trotzdem gibt es natürlich typische Raumbenennungen, die immer wieder vorkommen und deshalb für uns von Interesse sind. In diesen Räumen waren Gegenstände vorhanden, die verschiedenen Waren gruppen zuzuordnen sind. Beides, Räume und Ausrüstung, gilt mehr oder weniger für alle Münzstätten dieser Zeit. Abweichungen sind z. B. durch ein unterschiedliches technologisches Niveau, durch verschiedene Größe des Betriebs oder dadurch bedingt, dass vielleicht manche Tätigkeiten wie z. B. der Stempelschnitt nicht im Münzgebäude stattfanden, sondern nach außen vergeben wurden. Unterschiede gibt es aber auch in der Benennung von Räumen und Gegenständen und in ihrer jeweiligen Zuordnung, also darin, welche Gegenstände sich in welchen Räumen befanden. Diesen zwei Gruppen von Begriffen sollen deshalb nun zwei Rundgänge gelten, einerseits der Raumgliederung, andererseits den hier verwahrten Gruppen von Gegenständen. Die Räume des Münzbetriebs Bey der Kai}. Münczcassa (Prag 1578) wurden Bargeldbestände aufbewahrt, zu denen aber auch nicht ausgeprägte Edelmetallbestände in Form alter Münzen, sonstiger Posten von Edelmetall einschließlich Abfällen aus der Herstellung (Zisalyen, Cysalien) und diverser Edelmetallgegenstände, die an die Münzstätte verpfändet waren, hinzutraten. Im Prager Inventar von 1591 werden hier auch Probgroschen, die Belegstücke vieler in den letzten Jahren verarbeiteter Werke, und Forderungen der Münze gegenüber Personen außerhalb der Münzstätte in der Höhe von 707 Taler 6 Groschen und 1 Pfennig aufgelistet. Diese Müncz Cassa (Prag 1591) ist nicht mit der Cassa Stueben (Prag 1591) identisch, in der sich neben zwei verschließbaren Möbeln, einer Truhe und einer Almer mit jeweils zwei unterschiedlichen Schlüssel~, diverse weitere Gegenstände wie Waagen samt Zubehör, Chemikalien oder elu Geldtrichter befanden. Ja, vielleicht meint der Begriff Münzkassa gar nicht einen Raum, sondern eher eine Institution, die Rechnungsstelle der Münzstätte? Silber Chamer (Kremnitz 1548) oder der Miinnzer SilbergweIb (Hall 1577) sind die Räume, in denen das auszuprägende Silber in Truhen aufbewahrt wurde, in denen aber auch damit hantiert wurde, wo es z. B. gewogen wurde; hier befanden sich d~shalb Waagen mit diversen Gewichten, außerdem waren in Kremnitz (1548) hier auch schriftliche Unterlagen über Silberproben vorhanden. Die Waagchamer (Kremnitz 1548) diente der Aufbewahrung der Waagen sowie ihrer Ein~elteile wie z. B. der Schalen und der zugehörigen Gewichte und war wohl auch Ort Ihrer Anwendung. Hier wurden Wiegungen _ vor allem wohl größerer posten-

199 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 505 durchgeführt. Vielleicht ist auch das Wegstübel (Hall 1577), in dem sich ein Waagbalken befand, ein solcher Raum. Das Probierstuebl (Kremnitz 1548), Probier Gwelb (Hall 1577), auch Gwardeins Zirner, zu dem mehrere Räume, darunter die Probier Camer gehörten (Prag 1578), oder das Probierküchel (Joachimsthal 1649) war der Arbeitsplatz des Probierers bzw. Wardeins. Er hatte die Edelmetalle im Probierofen auf ihre Feinheit zu untersuchen. Der Probierofen gehört zur Ausstattung des Raums ebenso wie weitere Arbeitsgeräte des Probierers, das Probiergezeug (Prag 1591): die Komwaage, Zangen, Scheren, Dreifuß, Mörser und Stössel, ein Blasbalg, ein Probschabmesserl und als Besonderheit fünf Punzen, mit denen der Probierer goldhaltiges Silber kennzeichnen sollte (Kremnitz 1548). Auch einen Schreibtisch oder sogar ein separates Schreibstubl hatte der Probierer (Prag 1578). Das Eisen Gwelb (Hall 1577) war offenbar ein Lagerraum für diverse alte Eisengegenstände von Kesseln und Eisentüren bis zu Prägewellen und -stempeln. Das Gwelb. da man schaidt und zimentiern tuet (Prag 1578), war ebenfalls ein Raum, in dem Metall geschmolzen wurden; hier wurde aber zudem mit Chemikalien hantiert. Das Zementieren eines der üblichen Verfahren zum Scheiden von Gold und Silber, war schon im' Mittelalter bekannt und wurde z. B. in der um 1122/1123 fertiggestellten Schedula des Theophilus Presbyter beschrieben. 5 In einem Krätzgaden in Hall (1577) werden 24 1/2 Zentner gemahlener Weinstein erwähnt, die in zwei großen Vasen untergebracht waren. Der Raum, in dem das Metall in einem großen Schme1z- oder Gießofen geschmolzen wurde, heißt Brenngaden (Prenngadn; Kremnitz 1548) bzw. Gießgaden (Giessgadn, Kremnitz 1548; Giessgaden, Hall 1577), Giesscamer (Prag 1578) oder Guess C~rnmer (Prag 1591), oder es ist von der Schmelzhüten die Rede (Klagenfurt 1622). Hier konnten auch mehrere Windöfen stehen (Prag 1578). Für das Anheizen des Feuers wurde ein Blasbalg benötigt, zum Hantieren im Feuer benützte man Klufftn und Eschspiess (Kremnitz 1548). Hier wurde durch das richtige Beschicken des SChmelztiegels die Legierung des Metallpostens festgelegt. Das flüssige Metall WUrde dann in Gussformen gegossen, um die Barren und späteren Zaine zu erzeuren. Dazu waren hier Zangen, Löffel, Rührhake~, d~ver~e Tiegel und die Modl(Hall 577) vorhanden, Gussformen für die Barren, die Sich Je nach dem Nommal m der Größe unterschieden. Letztere sollten auch für Ensisheim (1582) angeschafft werden. Die fiir den Umgang mit dem flüssigen Metall, aber wohl auch anderen Flüssigkeiten nötigen Tiegel konnten in einem eigenen Raum, der Dijgl Camer (Hall 1577). autbewahrt werden, wenn sie in besonders großen Stückzahlen vorhanden waren. So T HEOBALD 1933, S Zur Person des Autors vgl. LUDWIG 1997.

200 506 Huber! Emmerig erwähnt das Haller Inventar 2075 Tiegel, die bis zu 350 Mark (ca. 85 kg) Fassungsvermögen hatten. In der Regel befanden sich die Tiegel in anderen Räumen. Auch der Koistadel, in dem sich der Vorrat an Holzkohle für das Beheizen der Schmelzöfen befand, ist als eigener Raum nur in Hall (1577) belegt. Die Räume, in denen die gesamte weitere Metallverarbeitung stattfand, werden Schmiede oder Münzschmiede, Müncz oder Schmitt Stube(n) (Budweis 1611), einfach Schmittn (Prag 1578) oder Münzstuben (Klagenfurt 1622) genannt. Hier wurden die Barren zu den Zainen aushämmert, aus denen dann die Schrötlinge ausgeschnitten wurden, die durch weitere Bearbeitung für die Prägung vorbereitet wurden. Deshalb finden sich hier alle Werkzeuge für die Bearbeitung von Metallen wie Zangen, Hämmer, Waagen, Ambosse, Scheren, Zainhäckhen, Fasshölzer und viele weitere Gegenstände. In Kremnitz (1548) waren die Gulddenmüntz und die Silberschmidt Stueben offenbar getrennte Einheiten. Auch eine Werkstatt für Holzbearbeitung gab es in Hall (1577), die Zimerhütfen und des Zimmermaisters Werchstatt. Für das Körnen oder Granulieren geschmolzenen Metalls gab es in Prag (1591) einen eigenen Raum, die Khörrn Cammer, in der wohl ein Schmelzofen vorhanden war, der durch Feuerzangen und den kupfernen Körnkessel ergänzt wurde. Zwischen den Arbeitsschritten der Verarbeitung des Edelmetalls musste dieses immer wieder geglüht werden, damit sich seine Gefügestruktur erholen konnte, sodass es die weitere Bearbeitung gut überstehen konnte. Diese Arbeit fand in der Glüe (Budweis 1611), im Glüe- und Weißmach Gwelb (Klagenfurt 1622) oder in der Gluekhcammer (Joachimsthal 1649) statt, wo es dafür Glühpfannen, Glühschaufeln, Glühgabeln und anderes Zubehör gab. Der abschließende Schritt in der Schrötlingsherstellung war - wenn gewünscht - das Weisssieden, ein Kochen in Weinstein oder Salz, das den Schrötlingen eine besonders weiße und silbrige Farbe gab. Für diese Arbeit stand das erwähnte Glüe- und Weißmach Gwelb (Klagenfurt 1622) oder die Weissied Camer (Hall 1577) zur Verfügung. Hier befanden sich Siedöfen mit diversen Schalen und Wannen zum Abkühlen und Waschen der Zaine, aber auch Geräte zum Körnen. In der Schlosserwerchstatt (Hall 1577) und in der Schlosser Schmidten (Hall 1577) wurde nicht Edelmetall verarbeitet, sondern diese Räume dienten der Herstellung der benötigten Gerätschaften aus Eisen bzw. Stahl, also für das Schlosserwerchzeug (Klagenfurt 1622). Die Prägestempel und Prägewalzen wurden hier hergestellt, dann aber auch alle Werkzeuge aus Eisen wie z. B. Ambosse, Hämmer, Zangen und Feilen. Soweit diese Werkzeuge von außerhalb der Münzstätte bezogen wurden, dürften sie hier jedenfalls gewartet worden sein. Eine Drehbank hatte einen eigenen Raum beim Draewerck (Hall 1577).

201 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 507 Sofern die Prägestempel bzw. -walzen nicht von auswärtigen Handwerkern wie Siegelschneidern oder Goldschmieden geschnitten wurden, gab es für den Stempelschneider in der Münze eine eigene Eisenschneider Werchstube (Hall 1577) oder Eisnschneiderwerchstat (KJagenfurt 1622), in Klagenfurt waren es sogar zwei solche Werkstätten für die zwei dort beschäftigten Stempelschneider Hans Georg und Donatus Stark; hier wurden die nötigen Werkzeuge wie z. B. Punzen für Text und Bild verzeichnet, die eine rationelle Stempelherstellung erlaubten. Hier lagerten auch diverse Prägestempel und -walzen, alte abgenützte, neu geschnittene und noch ungeschnittene. Dazu traten weitere Werkzeuge und Arbeitsmittel, vom Zirkel über Bleiunterlagen bis zu Schleifsteinen. Vielleicht war auch das Sennckhstuebl (Kremnitz 1548) ein Raum für diese Zwecke; hier befanden sich 1253 Ober- und Untereisen für verschiedene Nominale. In der hochtechnisierten Haller Münzstätte (1577) befanden sich im Prägwerch diverse Pressen samt einem umfangreichen Zubehör für die modeme, durch Wasserkraft getriebene Prägetechnik. Nur in diesem Fall waren dann auch die Durchdrucksstuben (Hall 1577) nötig, in denen die geprägten Münzen aus dem Zain ausgestanzt wurden. Zusätzlich gab es in Hall auch noch das Prägdrucksstübel, in dem drei Exemplare des Prägdruckhstockh(s) standen, die jeweils für die Prägung bestimmter Nominale dienten. In anderen Fällen wie in Prag (1578) fand die Prägung offenbar in der Schmittn statt, denn hier befanden sich nicht nur die Prägestempel, sondern z. B. auch neun Prägehämmer. In loachimsthal (1649) waren Präghammer und Prägfell in der Gießkammer vorhanden. Neben einer Vielzahl von Räumen, in denen die Metallverarbeitung stattfand bzw. Vorräte diverser Materialien aufbewahrt wurden, gab es natürlich auch Verwaltungsräume, in denen das Verwaltungspersonal seinen Arbeitsplatz hatte und z. B. die schriftlichen Unterlagen über den Münzbetrieb führte. Ob diese Räume, die verschiedenste Bezeichnungen tragen (Schreib unnd Wegstuben auch Gelttgwelb, Hall 1577; Cantzley, Prag 1591; Canzlei oder Schreibstuben, Budweis 1611; Müntzambtsstube, loachimsthal 1649), auch dem Publikumsverkehr dienten, wo etwa der Ankauf von Altsilber gegen neugeprägtes Geld stattfand, bleibt unklar. Hier befanden sich jedenfalls Truhen, Kästen und eine Geldtrage, Waagen und Gewichte, SChreibtisch, Schreibpapier und Schreibzeug, daneben aber z. B. auch kupferne Rechenpfennige. Die mehrfach erwähnten Gewölbe waren wohl Räume, die ein besonderes Sicherheitsbedürfnis erfüllen konnten, in denen insbesondere Geldbestände lagerten. Manche Räume sind in der Benennung einer bestimmten Amtsperson zugeordnet: Des Müntzverwalters Zijmer (Hall 1577), Gegen Schreibers Stuebn und Gegenschreibers Chamer (Kremnitz 1548) lauten entsprechende Bezeichnungen; hier ist dann die Trennung zwischen dem Amts- oder Arbeitsraum (Stube) und dem Wohn- und Schlafraum (Kammer) wieder erkennbar.

202 508 Huber! Emmerig Die zahlreichen weiteren Wohnräume, die in manchen Inventaren Erwähnung finden, sind keine Besonderheit der Münzstätte. Ihre Auflistung reicht vom Stall über die große Gesindestube, das Speisegewölbe bis zum Saal, von der oberen kleinen Stube über diverse Kammern bis zur Küche. Das Inventar der Wohnräume bestand in der Regel aus den hier üblichen Ausrüstungsgegenständen wie Tischen, Stühlen, Spann- oder Himmelbetten, Leintüchern, Kissen oder Federbetten. Nur gelegentlich verirrten sich Gegenstände des Münzbetriebs in einen dieser Räume. Räume wie Küchen und Speiss Gewelb (Krernnitz 1548) dienten der Aufbewahrung und Zubereitung von Lebensmitteln und der Lagerung von Geschirr für Essen und Trinken. Die vorhandenen Gegenstände Eine Auflistung von Beständen an Bargeld und Edelmetallen ist eine Besonderheit der bei den Prager Inventare (1578, 1591). Auf Geldbestände folgt auch ein posten von valuierter Müncz, die zum Einschmelzen vorgesehen war. Weiter werden hier Vorräte an Gold in verschiedener Form, goltig Silber und weitere Silberposten wie Silberschrotten, Aufgrundt und Zisalyen verzeichnet (Prag 1578), die unter dem Begriff Schaidtsilber zusammengefasst sind; dabei handelt es sich um Edelmetallabfalle, die zum Einschmelzen anstanden. In der Münzstätte vorhandene Pfänder, meist Münzen oder andere Gegenstände aus Gold oder Silber, finden sich hier ebenfalls, wobei der Betrag, mit dem sie beliehen worden waren, genannt wird. Das Inventar von 1591 verzeichnet zusätzlich eine lange Liste von Probgroschen, die von Dukaten bis zu Kleinmünzen herunterreichen, das sind die Belegstücke der.jfi den vergangenen Jahren verarbeiteten Werke, die mit Zetteln beschriftet und versiegelt waren. Sinngemäß passen zu diesen vorhandenen Werten auch die Forderungen der Münze, verliehene Gelder, deren Rückzahlung erwartet wurde. Alle diese Punkte werden der Münzkassa zugeordnet. ~nter den in der Münzstätte notwendigen Ausrüstungsgegenständen nehmen die Ofen eine zentrale Rolle ein. Windofen, Gießofen oder Probierofen, jeweils mit nötigem Zubehör wie Blasbalg, Kohlen, Feuerzangen, Feuerhaken und Dreifüßen, finden sich z. B. im Brenngaden oder in der Gießkammer der Probierofen aber in der Probierstube. ' Als Gießformen für das flüssige Edelmetall dienten die eisernen Ingüsse oder Eingüsse, aber auch Gießbögen und Gießbänke. Die Erwähnung von Modeln, die jeweils für ein bestimmtes Nominal geeignet waren, zeigt, dass das geplante Norntnal schon beim Guss eine Rolle spielte, und zwar nicht nur wegen des Feingehalts, sondern auch bei der Form (Ensisheim 1582).

203 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 509 Tiegel dienten in der Münzstätte für verschiedene Zwecke, der Schmelztiegel stand auf dem Feuer oder im Ofen, der Schöpftiegel diente dem kurzfristigen Transport von flüssigem Metall und anderen Flüssigkeiten. Der Bestand in Hall (1577) betrug über Tiegel; das Fassungsvermögen solcher Tiegel reichte von 500 Mark (ca. 125 kg) bis herunter zu 20 Mark (ca. 5 kg), so z. B. in Prag (1578) in der Gießkammer. Ein Bestand von 140 Tiegeln, davon 18 Schöpftiegel und die übrigen zwischen 20 und 70 Mark fassend, wurde in Prag (1578) in der Stube des Münzmeisters verzeichnet. In Klagenfurt (1622) waren 180 Tiegel mit einem Fassungsvermögen zwischen 80 und 100 Mark vorhanden; weitere 300 Tiegel für 100 bis 400 Mark wurden als schon bestellt, aber noch nicht geliefert, aufgelistet. Für die anschließende Bearbeitung des Edelmetalls vom Barren bis zum fertigen Schrötling waren eine große Zahl von Werkzeugen aus Eisen oder Stahl nötig. Verschiedene Arten von Zangen zum Halten von Gefäßen oder heißen Gegenständen, in den Ziesenstock eingeschlagene Ambosse sowie die Hämmer, mit denen darauf gearbeitet wurde, Scheren zum Ausschneiden der Schrötlinge aus dem Zain - in ihrer Größe offenbar vom jeweils geplanten Nominal abhängig -, dann diverse Gieß- und Schöpfgefäße, Löffel, Feilen, Bohrer, Sägen und Meißel werden hier genannt. Reiter waren Siebe, mit denen Schrötlinge oder Münzen nach ihrer Größe sortiert werden konnten; Glühpfannen, Geldtrichter, Fasshölzer und diverse Schalen, Becken und Mulden wurden bei weiteren Bearbeitungsschritten verwendet. In Budweis (1611) befanden sich diese Gegenstände alle in der Müncz oder Schmitt Stuben. Für die Herstellung der modemen Prägewalzen diente die Drehbank, mit der Feinarbeiten in Metall durchgeführt werden konnten. Für die abschließende Behandlung der Schrötlinge, das Weißrnachen, wurde der Weißmachofen benötigt, der sich mit dem nötigen Zubehör wie verschiedenen Kesseln in einer eigenen Weißsiedkammer (Hall 1577), aber auch in der Gießkammer (Prag 1578, Ioachimsthal 1649) befinden konnte. In großen Wasserbehältnissen kühlte man das heiße Metall ab; in solche Kessel wurden die gegossenen Barren geworfen, in den Körnkessel fiel das Metall beim Granulieren und erstarrte sogleich durch die AbkÜhlung. Ein Mörser mit Stössel wie er im Probierstübel oder auch im Gießgaden erwähnt ~if(1, diente zur Aufber~itung von Chemikalien, die der Probierer verwendete oder d~e für das Scheiden der Metalle nötig waren. Zum weiteren Probierzeug zählten mcht nur der erwähnte Probierofen mit seinem Zubehör wie einem Handbalg, P ro b' lermuffeln und diversen Zangen, sondern auch Punzen zum Kennze~c. h nen von goldhaitigern Silber, eine Feinwaage im Gehäuse oder auch ein Blech mit Buckeln, In die man die Proben ausgießen konnte. Das Inventarium des Gwardeinzeugs und Probierristung stellt im 10achimsthaler Inventar (1649) einen eigenen Abschnitt dar, der mehrere Räume umfasst. Dazu zählen wieder der Probierofen mit dem Zubehör, große und kleine Waagen und diverse Geräte zur Metallbearbeitung.

204 510 Huber! Emmerig Waagen benötigte eine Münzstätte in vielen Größen. Ganze Metallposten waren ebenso zu wiegen wie einzelne Schrötlinge, um sie zu justieren, und die Proben, die der Probierer in seinem Ofen untersuchte; für Letztere gab es die Khornwaag, die dem Probierer zur Verfügung stand (Kremnitz 1548), größer waren Schalwagen und Aujziehwägl (Klagenfurt 1622). Auch Einzelteile der Waagen wie Waagbalken, Waagschalen oder Aufzüge werden in den Inventaren verzeichnet. Zu den Waagen gehörten die Gewichte, die es in verschiedenen Größen gab. Die Gewichtssätze beruhten in der Regel auf den Zweierpotenzen wie 64, 32 und 16 Mark; andere Sätze folgen dem Dezimalsystem mit 100, 50 und 25 Mark. Die Stockgewichte in Budweis (161 \) fallen mit 55, 44 und 33 Mark ebenso aus dem Rahmen wie solche zu 60, 24, 20 und 12 Mark in loachimsthal (1649). Neben den Stockgewichten, den großen Gewichtss1Ücken, gab es auch die Einsetzgewichte zu 64,32 und 16 Mark, wie z. B. 2 eingeseczte erjurdische Marckgewichte, eines von 32 Marck, das andere von 64 Marck (Joachimsthal 1649). Diese hatten die Form eines Gefäßes, in dem die weiteren kleineren Gewichte untergebracht waren. Bei einem Einsetzgewicht zu 32 Mark dürfte die Hülle 16 Mark gewogen haben, darin waren weitere immer kleinere, die jeweils die Hälfte wogen. Der ganze Satz war somit ein großes Gewicht, er konnte aber auch als ganzer Gewichtssatz für kleinere Gewichte dienen. Kleine Gewichte reichten von den Münzgewichten, die das Normgewicht einer umlaufenden Münzsorte hatten (z. B. 4 Stuckh Go/ltgewicht unter dem Probiergezeug; Prag 1591), bis zu kleinsten Gewichten, mit denen auf Feinwaagen untersuchte Edelmetallproben ausgewogen werden konnten. Aufbewahrt wurden die Waagen z. B. in der Waagchamer (Kremnitz 1548), sie finden sich aber auch in vielen anderen Räumen wie in der Silberkammer (Kremnitz 1548) oder auch in der Schreibstube, wo sich die Amtswaage befand (Prag 1578), zu ~er zwei Stockgewichte zu 100 und 50 Mark und ein Einsetzgewicht zu 64 Mark geho r - ten. Auch der Wardein hatte freilich Waagen in seinem Zimmer, ebenso waren sie auch in der Cassa Stueben und in der grossen Erckher Stueben vorhanden (Prag 1591). Für die Prägung dienten bei der Hammerschlagtechnik die Münzeisen oder Prägestempel, Prägestöcke (Untereisen) und Oberstempel (Obereisen). Das Krernnitzer Inventar (1548) verzeichnet einen Bestand von 1253 Stempeln, aufbewahrt. 1m Sennckhstuebl; oft werden auch alte Prägestempel genannt, die schon beim Alte.1s en lagen. In der Schmittn in Prag (1578) befanden sich 38 Prägestempel. In Joachnnsthai (1649) gab es einen außergewöhnlichen Bestand von 59 Stöcken und 55 Obereisen, der von dem Janischen Erben erkauft worden war und sich mit einem Inventar darüber in einem Repertorium befand; die aktuellen Stempel, 28 Stöcke und 48 Ober- oder Dopeisen, lagen in zwei Almem in der Münzamtsstube. Der Bestand von 627 Stempeln in Klagenfurt wird im Inventar an einer Stelle verzeichnet, der unterschiedliche Standort der Stempel wird aber jeweils angegeben: in der Stuben oder i1l der Schlossent erchstat.

205 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 511 Hergestellt wurden die Stempel durch einen Schmied; dann schnitt ein Eisenschneider das Münzbild hinein. Sein Werkzeug bestand insbesondere aus Punzen aller Art, mit denen diverse Details in das Münzbild eingefügt werden konnten, ohne sie jedes Mal neu zu schneiden. Dies galt ganz besonders für die Buchstabenpunzen, aus denen die Legenden zusammengesetzt wurden. Auch ein Zirkel zählte zum Werkzeug des Stempelschneiders. Für die Prägung selbst diente dann der Prägehammer, ein Vorschlaghammer. Ein Prägefell fing die soeben geprägten Münzen auf. Die Inventare der moderneren Münzstätten sprechen dann aber von Pressen, mit denen geprägt wurde. Das sind, nach dem Zubehör wie Schraubenschlüssel zu schließen, richtige Maschinen, ebenso wie die großen eisernen Prägstöcke, die für Ensisheim vorgesehen wurden, Präzisionsgeräte, bei denen immer wieder Teile und Zubehör aus Messing erwähnt werden. Das doppelte Radwerk mit viel Zubehör, von dem in Ensisheim (1582) zwei Exemplare vorgesehen wurden, meint wohl ein Walzenprägewerk. Dafür wurden keine Ober- und UnterstempeI, sondern die so genannten Wellen, die Prägewalzen, benötigt, die - wiederum als Paar - Avers und Revers der Münze in einem Durchgang prägten. Natürlich werden in den Münzstätten auch glatte Prägewalzen erwähnt, in die noch kein Bild geschnitten worden war. In Münzstätten, die über diese Technik verfügten, wurde auch der Zain mechanisch auf die gewünschte Dicke gebracht; dazu diente ein Streckwerk. Nach der Prägung mit der Walze wurden die Münzen mit dem Durchdruck oder Prägdurchdruck, auch Durchschnitt genannt, aus dem Zain ausgestanzt. Ähnlich war die Ausrüstung in Klagenfurt (1622) mit einem großen Streckwerk und einem Prägwerk und einem großen Bestand weiterer Maschinen mit viel Zubehör. Auch zwei große Schneidwerke werden hier erwähnt. Chemikalien waren in der Münzstätte für verschiedene Arbeitsschritte nötig. Weinstein - die großen Bestände wurden in Zentnern gemessen - diente zum Weisssieden. Cimentpulver und Ziementbüchse wurden für das Zementieren, das Trennen der Edelmetalle, verwendet ebenso wohl das Schaidwasser. Diese Vorräte befanden sich in Klagenfurt (1622) in der Schaiderei, die wohl ein kleines Chemielabor war: Hier gab es auch Gläser, Vitriol, Glassial und Hafenwerk. Zerstoßene Kreide, Salz und Weinstein wurden in der Gießkammer in Prag (1578) vermerkt. Immer wieder findet sich in den Inventaren Alteisen verzeichnet, z. B. 4 Cnt. (Zentner) Alt Eisen ungefehrlich (Prag 1591), die in der Gießkammer lagerten, oder allt verschlagene Stock und Münczeisen [...] ungefehr 1/2 Cenfen (Budweis 1611); d as E' Isen konnte SIcherlich. wieder verkauft werden, gemessen wur d e es. Z In entnern. SChreibpapier und Schreibtische waren in der Münzstätte für das Führen der s~~rifthchen Unterlagen nötig; bei des wird z. B. im Zimmer des Probierers erwähnt. Altere schriftliche Unterlagen, also Teile des Archivs der Münze, befanden sich z. B. in versiegelten Säcken wie die Probzettel der letzten 20 Jahre (Kremnitz 1548). Für diese

206 512 Hubert Emmerig schriftlichen Unterlagen gab es in der Cantzley (Prag 1591) mehrere Möbel mit vielen Schubladen. Die Prob groschen verschiedener Nominalien der Jahre von 1582 bis 1591, die Belegstücke, waren ebenfalls in versiegelten Päckchen vorhanden. Zur Aufbewahrung von Wertgegenständen gab es absperrbare Truhen und Schränke, die teils sogar zwei unterschiedliche Schlüssel hatten und so nur von zwei Personen zusammen geöffnet werden können; solche befanden sich in der Cassa Stueben in Prag (1591). Zwei eiserne Truhen in Joachimsthal (1649) werden als rote Truhen beschrieben, zusätzlich gab es eine weitere schwarze. Betten mit Leintüchern und Federbetten, Tische und Stühle, Essgeschirr und Trinkgefäße sind in der Regel in den Wohn- und Essräumen verzeichnet. Geräte zur Bekämpfung eines eventuellen Feuers wie Wasserspritzen und Ledereimer fanden sich sowohl in Wohn- wie in Arbeitsräumen. Diese Bemerkungen zu Raumgliederung und Inventar der Münzstätten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier wurde lediglich versucht, anhand charakteristischer Raumbenennungen und Inventargruppen einen Überblick zu geben und so das Spektrum abzustecken, das in den verwerteten Quellen dokumentiert ist. Zur gezielten Suche bestimmter Begriffe ist auf das oben erwähnte Glossar zu verweisen. Zu eingehender Beschäftigung mit den Quellen sei ausdrücklich die vollständige Lektüre der im Anhang aufgeführten Texte empfohlen, die dieser Untersuchung zugrunde liegen. Anhang: Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 6 Hall, 1520 März 10 Inventar, erstellt anlässlich der Einstellung der Münzprägung seit Standort: Tiroler Landesarchiv, Innsbruck, A 52/2. Literatur: MaSER 1980, S (enthält keinen Druck des Textes; hier nicht verwertet). Kremnitz (Krernnica), 1548 Inventar, erstellt anlässlich der Rückgabe der Münzstätte durch Königin Maria von Ungarn an die Kammerverwaltung König Ferdinands 1. Standort: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, Ungarische Akten 11, Specialia "Königin Maria von Ungar", Fasz Druck: KAZIMiR Die Standorte der Archivalien werden so angegeben, wie sie in der Literatur genannt sind. Standort und Signatur \\urden nicht überprüft.

207 Inventare habsburgischer Münzstätten der frühen Neuzeit 513 Hall, 1577 April 2 Inventar, erstellt nach dem Tod des Münzmeisters Thomas Krumpper, dem Ausscheiden des Münzkassiers Caspar Goldwurmb und anläßlich der Aufnahme des neuen Münzverwalters Jakob Berdorf. Standort: Haller Münzamtsarchiv. Druck: FIALA 1898, S (nur in Auszügen). Prag (Praha), 1578 Oktober 14 Inventar, erstellt anlässlich des Abtretens des Münzmeisters Hans Hardter und der Übergabe an den neuen Münzmeister Tobias Gebhart. Standort: Archiv zeme ceske, Praha, Archiv prazske mincovny, fasc. 5. Druck: NOHEJLOvA 1942, S Ensisheim, 1582 Projektierte Einrichtung für die in Planung befindliche Münzstätte. Standort: Museum Ferdinandeum, Innsbruck, Fasz. F. B Druck: BERG 1935, S Prag (Praha), 1591 Oktober 25 Inventar, erstellt unter dem Münzmeister Lazarus Ercker und anläßlich des Wechsels im Amt des Wardeins von Peter Keck zu David Enderle. Standort: Nachlaß von Karel Chaura ( ). Druck: NOHEJLOvA-PRATOVA 1956, S Budweis (Ceske Budejovice), 1611 November 23 Inventar, erstellt anlässlich der Einstellung des Münzbetriebs und Einlagerung der Ausrüstung unter Aufsicht des früheren Münzmeisters Christoph Mattighofer von Stemfels. Standort: Archiv Ministerva vnitra, Praha, MM 5,27, IV Druck: NOHEJLOvA 1942, S Klagenfurt, 1622 Februar 28 Inventar und Bewertung, erstellt anlässlich des Rückkaufs der Münzstätte von der Landschaft durch den König. Standort: Staatsarchiv, Wien, österreichische Akten, Steiermark, Fasz. 10. Druck: PROBSZT-OHSTORFF 1919, S Joachimsthal (Jächymov), 1649 September 1. Inventar, erstellt durch Amtschreiber Friedrich Schaub, Münzwardem Johann Freystein und Schmiedmeister Christoph Berger. Angeschlossen ist hier ein Inventar des Wardeinzeugs und der Probierausrüstung vom I I. Oktober als Johann Freystein von seinem Amt als Wardein zurücktrat und es Davld Könner übergab. Standort: Archiv Ministerva vnitra, Praha, MM 5, 89, 2. Druck: NOHEJLOVA 1942, S

208 514 Huber! Emmerig Literatur BERG 1935: BERG, LunWIG: Münzstätte Ensisheim, Ensisheimer Inventar 1582 und Werkmeisterinstruktion, in: Numismatische Zeitschrift 68, 1935, S EMMERlG 2006: EMMERlG, HUBERT: Glossar zu Münztechnik und Münzverwaltung in Spätmitte1alter und früher Neuzeit, Zum frühneuhochdeutschen Wortschatz in ausgewählten Quellen (14. bis 17. Jahrhundert), hg. von CUNZ, REINER, Braunschweig 2006 (= Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 55). FIALA 1898: FIALA, EDUARD: Verschiedenes aus der Haller Münzstätte (Fortsetzung), in: Numismatische Zeitschrift 29, 1897 (1898), S KAZIMiR 1980: KAzIMiR, STEFAN: Inventar kremnickej mincovne z roku 1548 [Inventar des Kremnitzer Münzhauses aus dem ], in: Slovenska numizmatika 6, 1980, S LUDWIG 1997: LUDWIG, KARL-HEINZ: Theophilus Presbyter, in: Lexikon des Mittelalters 8, München 1997, Sp MosER 1980: MosER, HEINz: Das älteste Inventar der Münzstätte Hall in Tirol aus dem Jahre 1520, in: Haller Münzblätter 2, 1980, Heft 15, S NOHEJLOV A 1942: NOHEJLOV A, EMANUELA: Inventare mincoven: Prazske (1578), Budejovicke (1611) a Jachymovske (1649) [Die Inventare der Münzstätt~n in Prag (1578), Budweis (1611) und loachimstal (1649)], in: Numismaticky Casopis 18, 1942, S NOHEJLovA-PRATOVA 1956: NOHEJLovA-PRATOVA, EMANUELA: Inventar prazske mincovny z r. 1591, in: Numismaticky Sbornik 3, 1956, S PROBSZT -ÜHSTORFF 1919: PROBSZT -ÜHSTORFF, GÜNTHER: Die Kipperzeit in Kärnten, in: Numismatische Zeitschrift 52, 1919, S PRODAN/GOLDENBERG 1964: PRODAN, DAVID und GOLDENBERG, SAMUEL: Inventarele din 1553 ~i 1556 ale mine10r si monetariei din Baia Mare, in: Anuarul institutului de istorie din Cluj 7, 1964: S THEOBALD 1933: THEOBALD, WILHELM: Technik des Kunsthandwerks im zehnten Jahrhundert, Des Theophilus presbyter Diversarum Artiurn Schedula, Berlin 1933.

209 Die Organisation der Stolberger Münzstätte im 18. Jahrhundert MONIKA LÜCKE Eine seltene, sehr umfangreiche archivalische Überlieferung, die bisher kaum aus der Sicht der Geldherstellung wissenschaftlich bearbeitet wurde, macht es möglich, die historischen Prägewerkstätten in Stolberg sowohl in ihrer Ausstattung als auch von den Arbeitsabläufen her zu rekonstruieren. Die Münzprägung in der Grafschaft Stolberg gilt seit KARL FRlEDERlCHS umfangreichem Standardwerk Die Münzen und Medaillen des Hauses Stolberg und die Geschichte seines Münzwesens als bearbeitet (Dresden 1911, Nachdruck Bielefeld 1974). FRIEDERICHS Gegenstand waren die Münzen, die technologischen Abläufe bei ihrer Herstellung beachtete er nur am Rande. l Aber gerade dieses Problem stand im Mittelpunkt der Diskussion zu einer Konzeption für das Museum ALTE MÜNZE. Die Technologie der Münzherstellung und damit letztendlich die detaillierte Einrichtung der Werkstatträume warf eine Reihe von Fragen auf. Der Goldschmied und Metallrestaurator ULRlCH SIEBLIST, der sich mit technischen Problemen der Stolberger Werkstatt beschäftigte und den Aufbau der Produktionsräume begleitete, veröffentlichte im Begleitband zur Ausstellung einen ersten Aufsatz.2 Die archivalische Erschließung des umfangreichen Bestandes zur Stolberger Bergbau- und Münzgeschichte war damit noch nicht abgeschlossen. Im Folgenden sollen einige Aspekte der Arbeitsorganisation der Stolberger Werkstatt in der Zeit von erläutert werden, so die personelle Ausstattung, die Arbeitsorganisation und die Ausrüstung der Werkstatt. 1. Die personelle Ausstattung Nach dem Weggang des Münzmeisters Johann Jeremias Gründler ( ) im Ja~ 1749 suchten die Grafen umgehend einen Nachfolger. Die Auswahl des Münzmeisters war die Grundlage für den Betrieb einer Münze. Er war nicht nur der Fach ~ann rur die Münzproduktion, sondern vereinigte in seiner Hand auch die Orgamsahon der gesamten Werkstatt war technischer und kaufmännischer Leiter sowie Personalchef. Das ganze Unt~rnehmen war von ihm mit eigenen Mitteln zu finan- 2:\eren. 2 FRIEDERICH 1911, gibt bedauerlicherweise keine Hinweise zu seinen Quellen an. SIEBLIST 2004, S

210 516 Monika Lücke Die ersten Dokumente um die Bemühungen der Grafen Christoph Ludwig zu Stolberg-Stolberg (1703, reg ) und Friedrich Botho zu Stolberg-Roßla (1714, reg ) zur Annahme eines neuen Münzmeisters datieren auf den Februar Einer der aussichtsreichsten Bewerber auf die freie MünzmeistersteIle war der in Clausthal auf der Münze tätige Schreiber Otto Heinrich Knorre ( ). Dessen Herkunft aus der Familie eines vermögenden Hüttenreuters in Zellerfeld erwies sich als vorteilhaft, war der Vater doch sofort bereit, die geforderte Kaution von 400 Talern zu bezahlen.3 Nachdem die Vertragsbedingungen ausgehandelt waren, zog sich Knorre jedoch aus dem Vertrag zurück. Er befiirchtete, dass die Erträge aus dem Stolberger Bergbau nicht ausreichend fiir eine erfolgreiche Tätigkeit wären. Außerdem hatte man ihm Hoffuung auf eine Anstellung in Clausthal gemacht. 4 Eine zweite ernsthafte Bewerbung kam von Johann Ernst Claus, dem herzoglich braunschweigischen Eisenfaktor zu Wiede, dessen Sohn die letzten zwei Jahre in Zellerfeld und Clausthal Probierkunst, Münzwesen und Markscheidekunst erlernt hatte. Die vom Vater im Schreiben vom gebotene Kaution betrug Taler. 5 Am 25. Mai 1750 kam es zur Unterzeichnung des Bestallungsvertrages für Just (Julianus) Eberhard Volkmar Claus zum gräflich stolbergischen gemeinsamen Zehntner, Münzmeister und Wardein.6 Im Vertrag selbst wurden die üblichen Pflichten als Zehntner und Münzmeister aufgezählt, vor allem auf die notwendige schriftliche Rechnungslegung und Berichtspflicht gegenüber der Aufsicht über Bergwerke und Hüttenbetrieb in der Grafschaft verwiesen. 7 Erst im 7 ging es um die Bestellung als Münzmeister und die ihm damit anvertrauten Mitarbeiter. Der 8 regelte die schriftliche Berichtspflicht über das in die Münze gelieferte Silber nach Gewicht und Probierergebnissen in einem gesonderten Buch, 9 die Beachtung sächsischen Münzfußes8 und 10 die Beachtung der besonderen Stellung der Grafschaft Hohnstein.9 Der 11 verbot den Ankauf von Silber, das nicht in den Bergwerken der Grafschaft abgebaut worden war. Die abschließenden Festlegungen im 15 und 16 betrafen die Rtl. Kaution, 4 6 Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg (LHASA, MD), Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 8, BI. 3 und 11. Vgl. KL'NZEL 1994, S. 168 zu seiner späteren Tätigkeit in Schwerin sowie den biografischen Aufsatz von SCHNEIDER 1984, S LHASA. MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 8, BI. BI. 13 und 30/31 (Zellerfeld, ). Dieser Vertrag ist in zwei Exemplaren überliefert. Zum einen als Entwurf unter LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang NT. 13, BI. l7r-2ir und Stiftung Moritzburg, KunstmuseUIll Sachsen-Anhalt, Landesmünzkabinett, G I 120. Vgl. EM>fERIG 2004, S , insbesondere S Hier ist der Leipziger Münzfuß gemeint. Die Grafschaft Hohnstein gehörte nicht zum Bereich der kursächsischen Herrschaft, sondern lehnsrechtlich zu Braunschweig-Lüneburg.

211 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 517 das Jahresgehalt von 350 Rtl., die freie Wohnung, Feuerholzlieferungen und die Zahlung eines Schlagschatzes von 8 Groschen pro ausgemünzter Mark Silber fein. Der Vertrag hatte eine Kündigungsfrist von einem halben Jahr. Schon bald darauf erfolgte durch Kursachsen am 23. Juli 1750 die Aufforderung an die Stolberger Grafen, den Münzmeister Claus in Dresden prüfen und vereidigen zu lassen. 1O Diesen Eingriff in ihre Rechte wollten die Grafen nicht akzeptieren. Daraufhin gaben sie ein juristisches Gutachten in Auftrag. Interessant war dabei nicht nur die Anmerkung des Juristen Siegmann das Verfahren den Münzmeister Gründler betreffend, sondern auch die Empfehlung, sich nicht gegen die sächsischen Forderungen zu stellen, auch wenn sie fonnal im Recht seien mit ihrer Stellung als Münzstand. Falls sich nämlich der neue Münzmeister etwas zu Schulden kommen lassen würde, könnte das Grafenhaus durch Kursachsen deshalb nicht zur Verantwortung gezogen werden. 12 Übrigens existiert aus dieser Zeit der Auseinandersetzung um den Gebrauch des Münzrechts auch eine Sammlung von Urkunden seit dem Mittelalter, die eigens zu diesem Zweck zusammengestellt wurden und die Grundlage für entsprechende juristische Gutachten bildete. 13 Kursachsen hatte als obersächsischer Kreisdirektor durchaus gewisse Aufsichtsfunktionen, auch wenn keine Kreis- und Probationstage einberufen wurden. Für die Zeit des Siebenjährigen Krieges ( ) ist die Überlieferung von Archivalien zur Stolberger Münze sehr gering. Friederich übergeht das Thema völlig. Von der nur 20 Kilometer entfernt liegenden, benachbarten anhaltischen Münze in Harzgerode ist wesentlich mehr bekannt. 14 In Harzgerode wurde seit 1758 minderwertiges preußisches Kriegsgeld geprägt. Seinen größten Ausstoß hatte diese Münzstätte 1760 vor der Versieglung durch preußisches Militär am 2. Januar 176I.l5 Die Umstände dieser Entwicklung sollen hier nicht weiter beleuchtet werden. Der enonne Geldbedarf des preußischen Königs war nur durch immer weitere Münzverschlechterungen zu realisieren. So wurde im Januar 1760 der Münzfuß von 19 3 /4 auf 30 Taler herab gesetzt. Die geprägten Stücke sollten nur in sächsischen. polnischen und anderen Sorten hergestellt werden. Zu den anderen Sorten gehörten nebenanhalt-bemburger, Sachsen-Weimarer und Eisenacher auch Stolberger Münzen, die vom 15. Februar 1758 bis zum 31. Mai 1759 in Dresden geschlagen wurden. 16 Den erhöhten Geldbedarf kurzfristig zu realisieren, erforderte neben der 10 LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 8, BI. 32. II BRÜCKNER 2005, S. 307 tf. 12 LHASA, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 8, BI BRÜCKNER 2005, S LHASA, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV NT. Il. BI. 7 ff. 14 HECKL 1999 b, S ; HECKL 1999 a, S HECKL 1999 b, S. 370; HECKL 1999 a, S. 166 ff. 16 tt VON SCHRÖTTER 1910, S. 49. (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 1334, Vol. IV, BI. 81 '. Bericht der kursächsischen Geheimen Räte vom ),

212 518 Monika Lücke Neuen Münze in Berlin weitere Münzstätten, Gerät sollte aus Bernburg, Harzgerode und dem Köthenschen, also aus Anhalt, kommen. Die Forderungen Friedrichs wurden immer maßloser und die mit der Münzprägung betrauten Unternehmer weigerten sich, die für sie immer schlechter werdenden Bedingungen zu akzeptieren. Für die Ausprägung von Münzen standen seit 1758 auch die englischen Subsidien zu Verfügung. So wurden daraus 1758 Kriegsmünzen für Rtl. geprägt, 1760 über und 1761 über Rtl. Die Goldprägungen übernahm der Staat in Berlin und Leipzig. Es ist aber auffällig, dass genau zu diesem Zeitpunkt auch die Stadt Stolberg preußisch besetzt wurde, obwohl es dazu keine militärische Notwendigkeit gab. Seit dem Januar 1761 bis nachweisbar Ende März 1761 lag in Stolberg das königlich preußische Freiregiment Dragoner des Generals Joachim Reinhold von Glasenapp. Dieses Regiment wurde in Stolberg spätestens im Juni 1761 durch das preußische Freikorps Infanterie und Dragoner des Generals Johann Michael Gschray abgelöst, der sich bis Anfang Oktober 1761 in Stolberg aufhielt. 17 Gschray war eine schillernde Figur, der eine Karriere vom bayerischen Schlosserlehrling zum preußischen General geschafft hatte. Dem Preußischen König empfahl er sich für besonders heikle Aufgaben. In Harzgerode und Bernburg waren übrigens reguläre Regimenter im Einsatz. Diese Besetzung Stolbergs wurde bisher nur bekannt, da einige Soldaten in Stolberg heirateten. Dazu waren Zeugnisse notwendig, Litterae testimoniales genannt, die beim Pfarrer vorgelegt werden mussten. Auch wenn es bisher keinen archivalischen Hinweis auf einen Zusammenhang der preußischen Besetzung mit der Münze in Stolberg gibt, so ist nicht auszuschließen, dass auch die Stolberger Münze preußische Kriegsprägungen produzierte. Die Auflistung der sächsischen Kontributionen 1758/1759 die in der Höhe von einer Million Reichstaler an Preußen zu zahlen waren, zei~e, dass der Stolberger Graf Christoph Ludwig mit 1391 Rtl. extrem wenig aufzubringen hatte. Dagegen hatte die Grafschaft Stolberg-Roßla Rtl. zu zahlen, Graf Friedrich Botho war von General eines selbst aufgestellten königlich polnischen und kursächsischen Infanterieregiments. Leipzig zahlte Rt\., Neustadt/Hohnstein Rtl. 18 Es wäre zu fragen, inwieweit der Graf Stolberg-Stolberg 20 Jahre nach der sächsischen Unterwerfung einen Weg aus dieser Umklammerung suchte? Und eventuell das bestehende Kräfteverhältnis im Krieg zu ändern suchte? Sowohl in Berlin als auch in Stolberg (Archiv Wernigerode) sind kaum Archivalien aus der Zeit überliefert. es steilt sich die Frage, ob hier bewusst Akten ausgedünnt oder vernichtet wurden? 17 Pfarrkirchenarchiv Stolberg. Inv. Nr. 2.2/255 (Litterae testimoniales 176{}--1769), BI. 153 f, 159 f und 169. IX LHASA. MD. Rcp. H Stolberg-Stolberg, B XlII Nr. 45, BI. 3-5.

213 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 519 Das Inventar vom Münzmeister Claus vom 30. Juli 1766 verzeichnete mehrere Stempel des Jahres 1761, so von einem Gulden mit Wappen und Jahrzahl, einen 1/3 Taler von 1757 und 1761, zu 1/6 und Ih2 Taler. 19 Deshalb ist von einer Münzprägung auszugehen. Bekannt sind jedoch bisher nur ein nach Friederich bisher nicht eindeutig zugeordneter Kupferpfennig (Nr und Nr. 1953) und ein in der jüngsten Vergangenheit auf einer Auktion versteigerter 1/12 Taler (Christoph Ludwig II. und Friedrich Botho ) aus dem Jahr Die Geheimen Kabinettsakten des Jahres 1760 aus dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden 21 beschäftigen sich u. a. mit der Lage des Obersächsischen Kreises hinsichtlich des Münzwesens, u. a. der Müntzzerrüttung. In der Reihe derer, deren Stempel auf eine im Reich noch nie erhörte Art und Weise gemlßbrauchet worden standen auch die Stolberger Grafen. Unter den schlechten Münzprägestätten tauchte am 6. Juni 1761 Stolberg unter Position 10 auf, was natürlich den Missbrauch ohne Wissen der Grafen Stolberg nicht ausschließt. Der Dresdener Bankier Friedrich Cyriacus Zemitz 22 begann noch kurz vor dem Friedensschluss von Hubertusburg ( ) zwischen Preußen, Österreich und Sachsen im Januar 1763 mit seinen Bemühungen, die Stolberger Werkstatt pachten zu wollen. Er rechnete sich bei dem Aufkauf des millionenfach im Umlauf befindlichen minderwertigen Kriegsgeldes und dessen Umarbeitung in vollwertiges gutes Geld einmal einen hohen Gewinn und gleichzeitig eine schnelle wirtschaftliche Stabilisierung aus, die für die Geschäfte eines Bankiers unabdingbar ist. Da Münzstättenverpachtungen nach dem Reichsgesetz aber strengstens verboten waren und die Grafschaft Stolberg in ihrer erzwungenen Abhängigkeit zu Kursachsen ein hohes politisches Risiko dabei einging, musste es fiir dieses Vorhaben in Dresden vorab günstige Weichenstellungen gegeben haben. Denkbar wären Schulden des sächsischen Hofes bei Zemitz oder andere finanzpolitische Verbindungen, die bislang nicht bekannt sind, da es vonseiten des kursächsischen Hofes keinen sofortigen Protest oder sogar ein gewaltsames Einschreiten gegen diese Art der Nutzung der Münzstätte gab. 23 In.den neuen Verträgen wurden nicht nur die Bedingungen fiir di~ Münzherstellung mit Münzmeister und Pächter ausgehandelt, offenbar gab es Uberlegungen. das V~rhältnis von Münzpächter Zernitz und Münzmeister Claus vertraglich zu regeln. Em Entwurf zum Vertrag mit Claus (ohne Datum) enthält in den 4-8 detml- 19 LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 18/1. BI FR1EDERlCH 1911, Nr Vgl. auch SCHÖN 2002, Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla. Nr Sächsisches Staatsarchiv Dresden Geheimes Kabinett Loc. 1334/4. BI. 226!T. 22 lhasa, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 13a. BI. I!T. 23 Hier müssten weitere Nachforschungen einsetzen. zu eventuellen Verbindungen \'on Zernitz zum Dresdener Hof gab es bisher nur einen Hinweis auf einen Dresdner Kautinann Zernltz. allerdmgs Im Zusammenhang mit dem Umtausch geringer Münzen im Juni 1761.

214 520 Monika Lücke liertere Formulierungen zum Werkstattbetrieb als im Vertrag vom Mai So regelte der Vertrag das Verfahren bei Streitproben derart, dass der Münzmeister verpflichtet wurde, nach dem Wardein eine Gegenprobe durchzuführen. Der Münzmeister erhielt die gesamte Aufsicht über die in der Werkstatt ablaufenden Arbeitsprozesse und damit die Verantwortung und Kontrolle von der Beschickung des Schmelzofens, die Rücknahme der fertigen Zaine nebst Aufsuch (Silberabfälle ) zum erneuten Wiegen, anschließend die Übergabe an den Druckwerksmeister zum Strecken, nach erneutem Auswiegen erhielten der Ränderierrneister und die Weißsieder die schwarzen Platten, nach dem Weißsieden und wiederholtem Wiegen ging das Material an den Prägemeister, der verpflichtet war, jeden Posten geprägter Münzen ausgewogen an den Münzmeister zu reichen. Am Schluss sollte der Auszähler das Geld nochmals wägen und abpacken. Ihm fiel auch die Aufgabe zu, die Ergebnisse in einen Aufsatzbogen (Abrechnungsbogen) einzutragen, der auch zur Ablieferung beim Münzmeister vorzulegen war. Bergamt / Kanzlei - Inhaber des Münzrechts / Graf I Münzwardein 1 M unzpac ht er Probierer 1 ~,unzmelster IM" I - Sc hl ossergese II e schmllzer Buchhalter \ Münzschreiber Gehilfen Kastenpacker Medailleur/ Auszähler 1 stem l pelschneidev Streckmeister / Glüher Prägemeister Schmied Unterleger/ Weißsieder Durch{asser Durchschneider - Zustoßer Justiermeister Abb. I: Die Arbeitsorganisation in der Stolberger Münze um '4 - LHASA. MD. Rep. H Sto1berg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 13, BI. 18r-19v.

215 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 521 Im Vertrag für Just Eberhard Volkmar Claus nach der Aufgabe von Zemitz fehlen die detaillierten Ausführungen zum Werkstattbetrieb. Betont wurde hier, dass jeglicher Münzbetrieb auf eigenen Kredit, Kosten und Haftung ohne Beteiligung der Münzherren, die erforderlichen Maschinen, Stempel, Pferde und andere Gerätschaften, außer den uns gehörenden Münzgeräten, deren Gebrauch die Grafen gestatteten. Ebenso waren, wie üblich, die Löhne der benötigten Arbeitskräfte vom Münzmeister zu übernehmen. Claus erhielt die bisherigen Gebäude, auch ein Streckwerk zur Nutzung mit der Verpflichtung, alles in Stand zu halten. Ihm selbst gehörten die angeschafften transportablen Maschinen, Vorräte und Materialien. Claus wurde verpflichtet, alle Stempel, brauchbare und unbrauchbare, dem gemeinschaftlichen Bergamt der Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla abzuliefern. Die in den MÜllzmeisterverträgen von 1750 und 1764 fehlenden Paragrafen haben vermutlich die Arbeitsinstruktionen für die Mitarbeiter überflüssig gemacht. Deutlich wurde, dass die Übergabe der Stolberger Münzprägung an den Entrepreneur Zemitz eine umsichtige und juristisch unanfechtbare Vertragsgestaltung verlangte, zumal es auch darum ging, Auseinandersetzungen mit Kursachsen zu vermeiden. 26 Am 7. September 1763 wurde J.E.V. Claus das zweite Mal eingesetzt; am 23. Oktober kam die Mitteilung vom würcklichen Anfang der Ausprägung. 27 Zuvor war dem Münzbetrieb noch eine Kupferhammermühle in Stolberg übergeben worden. Der bisherige Inhaber, der Müller Kraul, erhielt am 23. Juli 1763 als Abfindung 100 Rtl. Zur Übergabe am 10. August wurde Bier ausgeschenkt. Der Zimmermeister Schatz erhielt noch im Oktober acht Groschen für die Taxierung der Kupferhammerrnühle.28 Außerdem hat es noch ein Münzstreckengebäude gegeben, das nach der Verkaufsakte unterhalb der Stadt lag. Als es baufällig und unbrauchbar geworden war, kam es 1778 zum Verkauf. 29 Kurze Zeit nach Beginn des Betriebs der Münze zeigte sich, dass die Qualität der Prägungen nicht den Vorgaben entsprach. Die Meldung über Pro~leme kam.~m 20. November 1763 von Graf Friedrich Botho zu Stolberg-Roßla, emen Tag spater ging bereits eine neue Probe nach Dresden.30 Die kursächsische Administration des Prinzregenten Xaver gab am 30. Dezember 1763 den Befehl, die Mängel sofort 25 LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. \3a, BI. 38r-40v. 26 Vgl. die Vertragstexte Nr. 5 und 6 in LÜCKE 2005, S LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. \3, BI. 10 und LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, F I B Stolbergische Generalkassenrechnung BI. 34, 38 und LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B Ortschaften Schloß Stolberg Nr. 19, BI LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 13, BI. 40 f.: vgl. FRIWERICII S. 364 f.

216 522 Monika Lücke abzustellen. In Stolberg folgte eine Untersuchung. Ein Schritt, um Abhilfe zu schaffen, bestand darin, neues Münzpersonal zu verpflichten. Der Aktenvorgang mit der Verpflichtung der Arbeitskräfte macht deutlich, dass es sich um hoch qualifiziertes Personal handelte. 31 Nach einem Protokoll über die Einstellung der Mitarbeiter der Münze vom 19. November legten in Anwesenheit von Berghauptmann von Brandenstein, des Kammerkommissars Ziegler, des Assessors Sander, des Zehntners Claus, des Zehntgegenschreibers Münch und des Geschworenen Brunner einen Eid ab: Johann Gottlieb Weygant als Buchhalter und Direktor, Hüttenschreiber Ernst Friedrich Rupstein als Münzwardein, Claude Francois Thieboud als Medailleur und Stempelschneider, der Münzschreiber Siegmund Christoph Schade, der Auszähler Christoph Johann John, der Schmelzer Johann Elias Franke, der Streckmeister Johann Gottlieb Kartheuser. Bei weiteren 13 Arbeitern fand sich keine Berufsbezeichnung. Am 13. März 1764 folgen der Streckmeister Johann Christoph Jordan aus Dresden, der G1üher Christi an Hohmann aus Harzgerode, die Durchschneider Johann Conrad CantzIer aus Dresden und Georg Günther Eberle aus Breitungen, die Durchlasser Johann Martin Reichelt aus Stolberg, Christoph Querfeld aus Harzgerode, Christoph Heinrich Rudolph und Christian Sien aus Stolberg, Caspar Prose aus Straßberg, die Prägemeister Christian Gotthelf Chrenitz aus Bautzen, Johann Theodorus Schwartze aus Harzgerode, Gottlob Wilhe1m Brauer aus Dresden als Justiermeister, Christian Friedrich Horn aus Stargardt als Weißsieder, des weiteren Joachim Jacob Seiler aus Nürnberg und Gottfried Thomas Judeich aus Finsterburg als Schlossergesellen, außerdem in der Prägestube als Unterleger und Zustosser acht Arbeiter aus Dresden, Stolberg, Günthersberge und Schwenda. Am 30. Juni 1764 werden nochmals zwei Schmelzer und ein Justierer verpflichtet. Abschließend folgen in der Akte noch ein Graveur oder Stempelschneider sowie ein Wultzendreher (Walzendreher). Am 27. Oktober 1764 wurde Johann Christian Hekel als Gehilfe des Wardeins (Münzprobierer) der Eid abgenommen. 33 Für einzelne Münzstätten, wie für Harzgerode, sind die Mitarbeiter nicht nur zahlenmäßig, sondern auch namentlich bekannt. So konnten für Harzgerode 163 Mitarbeiter im Jahr namentlich erfasst werden, für die Schweriner Münze im selben Jahr 286 Personen. 35 Die Arbeitsverträge sind eher selten überliefert. Für Stolberg existieren keine zahlenmäßigen Angaben zum Personal. Namentlich wurden nur die 1763/1764 vereidigten Mitarbeiter erfasst Vgl. Aktenreferat. abgedruckt: LÜCKE 2005, Nr. 8, S LHASA. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 12, BI. 26v ff.. 13 LHASA, MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 12, BI. 66v. 34 HECKL 1999 b, S. 371 f. 35 Kt'NZEL S. 167 f. 3h Ll'CKE Nr. 8, S. 24 ff.

217 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 523 Die Zernitzsche Ära der Münzprägung dauerte nur bis zum August 1764 (zur Verarbeitung von Feinsilber vgl. Abb. 2). Der Münzpächter bat um seine Entlassung aus einem auf sechs Jahre geschlossenen Vertrag, um weitere finanzielle Verluste zu vermeiden. Bereits am 28. September 1764 fragte Claus wegen des erneuten Beginns der Ausprägung bei den Grafen nach.3 8 In den städtischen Akten fanden sich keine Hinweise auf Mitarbeiter der Münze, auch nicht auf eventuell vorhandene Mietverhältnisse, Steuerzahlungen usw. Vielleicht bietet der Hinweis im Vertrag des Wardeins, dass er überdies den freyen Mittags und Abend-Tisch mit denen auf dem Comtoir befindlichen Personen nebst freyer Stube bekommt, und dies für die anderen Arbeiter ebenso gilt, eine Lösung. Feinsilberausbeute der Stolberger Gruben Zeitraum Jahresdurchschnitt an Feinsilber in kg 1503 ca ca /1550 ca /1553 ca ca '1575 ca ca ca /1582 ca '1612 ca ca ca ca ca. 398 Feinsilberverarbeitung der Stolberger Münze Jahr Feinsilber in kg November ,4 Dezember Januar ,3 Februar ,5 März ,6 April ,3 Mai ,6 Juni ,1 Juli ,8 August ,8 Oktober ,3 November ,9 Dezember ,6 Januar ,0 Abb. 2: Feinsilberausbeute der Stolberger Gruben im Vergleich zur Verarbeitung in der Münze \om November 1763 bis zum Januar Diese Zahlen basieren auf den Ausmünzungsangaben bei FRlEDERlCH den Förderschätzungen bei OElKE 1997 und Umrechnungen aus den Angaben LHASA. MD. Rep. H Stolberg-Stolbcrg. B xv Nr. 115 (L. WEHRHAN, Kurze Beschreibung des Bergbaus in der Grafschaft Stolbcrgl. 38 LI:\ASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 13. BI. 65.

218 524 Monika Lücke 2. Die Arbeitsorganisation Die Werkstattorganisation der Münze (vgl. Abb. 1) dokumentieren die Arbeitsverträge der Beschäftigten. Während es für den Münzmeister und den Wardein häufiger überlieferte Verträge gibt, beispielsweise in den Akten der Berliner Münze 39, ist das für die Mitarbeiter von Münzwerkstätten eher selten. Nach abgelegtem Eid wurden die Instruktionen ausgehändigt. Diese mussten bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses in der Münze wieder abgegeben werden. Vielleicht sind deshalb so wenige Verträge überliefert. Erst nach der Abgabe erhielt der ausscheidende Mitarbeiter ein Arbeitszeugnis. In den Stolberger Akten sind zwar die Verträge des Münzmeisters Claus bzw. Pächters Zernitz gesiegelt und unterschrieben überliefert, die Verträge der Mitarbeiter jedoch nur als Entwurfbzw. als Kopie in die Akten aufgenommen. Alle Verträge beginnen mit der Verpflichtung, dass die Mitarbeiter ein ehrbares und frommes Leben führen, alle Völlerei und Trunkenheit vermeiden und auch anderen nicht gestatten sollten, in der Prägestube betrunken zu arbeiten, um Unglücksfalle zu vermeiden. Außerdem wurde gefordert, in der Werkstatt Frieden und Einigkeit zu halten, und Streit, Untreue und Unfrieden nicht zuzulassen. Gegen ihre Vorgesetzten waren alle Mitarbeiter zu Gehorsam und gegen jedermann zu Bescheidenheit verpflichtet. Anzuzeigen war alles, was der Münze schaden konnte. Rupstein wurde als Wardein 40 nicht nur verpflichtet, gewissenhafte Proben von sämtlichem eingelieferten Silber zu nehmen, sondern auch von jeder Probe einen Probenzettel anzufertigen und jede Schmelze zu registrieren. Am Ende des Herstellungsprozesses hatte er die Stockprobe davon zu nehmen, und zwar von Speziestalern, 2/3 Talern, 1/3 Talern und 1/6 Talern je 2 Stück, 1/12 und 1/24 Talern je 4 Stück und 1/48 Talern je 8 Stück. Angewiesen wurde auch, dass von der Stockprobe eine Hälfte zum Probieren genommen, die andere Hälfte aber mit Bezeichnung der Sorte des Geldes, der Jahrzahl, des Quartals und der Nummer des Werks, quartalsweise in Gegenwart des Münzmeisters und eines hiesigen Bergamtsbeamten in die Fahrbüchse gesteckt und der Schlüssel dazu dem Gemeinschaftlichen Bergamt zur Verwahrung einzuliefern war. Der Münzschreiber4 1 sollte die geforderten Schreib- und Kopierarbeiten binnen der vorgegebenen Zeit ordentlich ausgeführt werden. Er war zur VerschwiegenheIt verpflichtet. Der Schreiber hatte ständig auf der Expedition anwesend zu sein und durfte sich ohne Abmeldung und darauf erhaltene Erlaubnis nicht entfernen. 39 Geheimes Staatarchiv Berlin-Dahlem. Münzdepartment Abt HA, Tit. V, VI, VII (Verträge der Münzen in Stettin ; Berlin 1713, sowie Magdeburg). 40 LHASA. MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 13, BI LHASA. MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 4r.

219 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 525 Der Medailleur Thiebaud 42 erhielt einen Vertrag über sechs Jahre, der in den ersten zwei Jahren nicht kündbar war. Danach folgte eine sechsmonatige Kündigungsfrist, die er dem Münzpächter anzuzeigen hatte. Die Stempel waren mit eigener Hand zu fertigen und mit der möglichsten Accuratesse, nach der ihm vorgegebnen Zeichnung reinlich und sauber zu arbeiten und zu fertigen; auch besonders allemal dahin zu sehen, daß von jeder Sorte sechs paar Stempel vorräthig sich befinden und das Münzwerk durch deren etwaigen Abgang nicht gehindert werde. Außerdem sollte er die Mustereisen für die Ränderiermaschinen schneiden und die sonstigen in seine Zuständigkeit fallenden Arbeiten in der Münze mit erledigen, ohne dafür gesonderte Vergütungen zu verlangen und das alles natürlich mit eigenem Werkzeug. Der Paragraf 6 regelte seine Arbeit in der Werkstatt, so verspricht Herr Medailleur Thibaud zu allen Stempeln die gehörigen Matricen zu machen, und keinen Stempel anders als nach diesen einzurichten; auch in der Präge Stube alle Tage, so viel es die Zeit zu laßen will, die Machinen zu visitiren und nachzusehen, ob die Stempel ordentlich wagerecht eingesezt und noch gut sind; und das einige, was er unrichtig befindet dem Herrn Münzmeister anzuzeigen, damit es durch den Prägemeister sofort abgeändert und durch geflißentliche oder nachläßige Zugrundrichtung derer Stempel seine Arbeit nicht unnöthig vermehret werde. Die Matricen sind sorgfältig zu verwahren, Fremde dürfen weder Stempel, noch Abdrücke oder Zeichnungen [... ] bekommen. Der Entrepreneur Zernitz wurde verpflichtet, dem Graveur ein jährliches Gehalt von hundert Stück Speziesducaten, vierteljährlich 25 Stück, an ihn zu bezahlen. Der Medailleur unterstand lediglich dem Münzpächter und bei dessen Abwesenheit dem Münzmeister. Nach einer Abrechnung des Dresdener Münzmeisters Friedrich Wilhe1m 0 Feral erhielt der Münzeisenschneider neben seinem Lohn für die Fertigung des Stempels auch den Prägelohn für die Herstellung von Gold- und Silbermedaillen Oe Stück 6 Rtl. für Goldmedaillen bzw. 1 Rtl. für Silbermedaillen sowie 100 RtI. für die Gravur des Stempels).43 Für die Schmelzer44 wurde festgelegt, dass sie beim Schmelzen des Silbers vor allem auf die Feuerung achten und ständig bei Tag und Nacht das Feuer zu überwachen hatten. Unnötiger Kohlenverbrauch sollte vermieden werden. Nachdrücklich Wurde betont, dass die Schmelzer die Silberbeschickung einmal zugewogen erhalten und dafür zu sorgen haben, diese ohne Veränderung in die Tiegel und zum Schmelzen zu bringen. Abschließend erfolgte nochmals die Anweisung, nur III Gegenwart des Wardeins Schmelzproben zu nehmen und notwendige Veränderungen an der Zusammensetzung der Beschickung vorzunehmen. Erst nach freigabe 42 LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang NT. 13, BI. 26r-28\'. 43 Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett, Loc BI LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 13, BI. 35r-37\'.

220 526 Monika Lücke der Schmelze durch den Wardein durfte gegossen werden. Durch Kastenpacker und Gehilfen waren die Sandformen nach den Maßen des Münzmeisters so vorzubereiten, dass nicht zuviel Schroten abgang entstand. Der Druckwerk- oder Streckmeister4 5 hatte die Maschinen mit größter Sorgfalt zu behandeln. Beim Stükkeln selbsten [sollte] niemahlen ein Werk gantz durchgearbeitet, ehe nicht der Herr Müntz Meister oder Guardein die Stükelung untersuchet, 2 bis 3 Mark aufgestoßen und sodann den Befehl zum fortarbeiten gegeben hat. Nach der Bearbeitung lieferte der Streckmeister das Gewicht der empfangenen Zähne (Zaine) in schwarzen Platten und Schroten an den Herrn Münzmeister. Der Glüher auf dem Streckwerk 46 hatte die ständige Aufsicht über den Glühofen, das Silber aus diesem sorgfältig zu sammeln, die Asche fleißig verwaschen und in das Silber abzuliefern, ohne etwas zurück zu behalten. Die Münzkrätze und die sonstigen Abfälle enthielten Silber, das erneut dem Schmelzprozess zugeführt werden musste. Der Durchschneider4 7 sollte bei Fertigung und Durchschneidung derer Schwarzen Platten dahin sehen, daß solches in bester Ordnung und solcher gestalt geschehn, daß aus denen Zähnen soviel Platten als möglich heraus geschnitten und die Schroten ohne Noth nicht vermehret werden. Die beim Durchschnitt anfallenden Schroten hatte er auf das sorgfältigste zu sammeln und mit den Platten abzuliefern. Dabei war nur Silber der Münzstätte zu verarbeiten. Zusätzlich hatte der Durchschneider darauf zu achten, dass unter die Schroten überhaupt als auch beim Zusammenstoßen in den Töpfen zur Vermehrung des Gewichtes kein Eisen oder anderes Material zugefügt und zu gewogen werde. Der Durchlasser4 8 sollte die für das Durchlassen und Strecken des Silbers notwendigen Maschinen beständig bei nöthiger Schmiere halten und hatte sich dabei den Befehlen und Anordnungen des ihm vorgesetzten Streckmeisters zu gehorchen. Bei auftretenden Qualitätsmängeln musste er die Walzen und Werke wieder instand setzen. Der Justiermeister4 9 erhielt die Richtpfennige vom Münzmeister und hatte die Arbeiten der Justierer zu beaufsichtigen. Die Schrötlinge waren für alle Geldsort~n exakt zu justieren und stückweise auszuwiegen. Der Justiermeister hatte täglich die Richtpfennige, Justierwaagen und Gewichte zu überprüfen. Außerdem beaufsichtigt er das Rändeln der Schrötlinge und zwar vor dem Prägen. 45 LHASA. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 11r~12v. 41> LHASA. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 42r-43v. 47 lhasa. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12. BI. 43v-45r. 4X lhasa. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 45r-46r. 4~ lhasa. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 46v-47v.

221 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 527 Der Weißsieder 50 hatte sich täglich eine Stunde vor den anderen Arbeitern zur Arbeit einzufinden, damit jene nicht auf ihn warten müssten. Die Platten zum Weißsieden erhielt er vom Münzmeister und stellte nach dessen Anweisung das Weiß siedebad zusammen. Der Prägemeister 51 erhielt die Weißplatten zum Abprägen vom Münzmeister zugewogen und wog die ab geprägten Gelder an diesen wieder zurück. Für Verluste stand er selbst mit Lohnkürzung ein, die Maschinen und Prägestöcke waren von ihm instand zu halten, die Stempel immer waagerecht einzusetzen und nur die vom Münzmeister Herausgegebenen zu benutzen. Wenn nicht geprägt wurde, war am Abend vorher der Schlüssel zur Prägestube an den Münzmeister abzugeben. Er beaufsichtigte die Arbeit der Unterleger und Zustoßer. Der Auszähler52 hatte alle Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, dass kein Paquet oder Beutelfalsch eingezehlet oder gar entwendet werde, als wofor er nach beschehener Übergabe derer Paquets und Beutel an ihn allein zu stehen hat. Bei Differenzen sollte er noch einmal zählen, an jeden Sack einen beschriebenen Postzettel der Summe, Sorte und Gewicht heften und die Paquets auf gleiche Art überschreiben und abschließend dem Münzmeister übergeben. Die SchlossergeselIen53 mussten sich von Ostern bis Michaelis morgens um 5 Uhr einfinden und abends bis 7 Uhr arbeiten. Von Michaelis bis Ostern aber von morgens 6 Uhr bis abends 6 Uhr. Sie waren für die Instandsetzung der Münzmaschinen zuständig. Der Probierer beeidete, dass er sich an die vorgeschriebene Legierung halten werde, den Anweisungen des Wardeins folgen und keine Proben ohne dessen Wissen und Genehmigung nehmen werde. Und sich so zu verhalten, wie es einem redlichen und ernsthaiften Probierer eigen! und wohlanstehet. 54 Die Arbeitsverträge wiesen jedem in der Münze Beschäftigten seinen Platz im Betrieb zu. Es ging jedoch vor allem darum, die Zuständigkeiten von Münzpächter und Münzmeister zu regeln. Nicht zuletzt zeigte die Ausfertigung im Bergamt, dass eine Kontrolle vonseiten der Inhaber des Münzrechts als notwendig angesehen wurde lhasa, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 48r--49r. LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 49v-51v. lhasa, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 5v-7v. lhasa, MD, Rep. H Sto1berg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 52r-53r. lhasa, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 12, BI. 67v-69r.

222 528 Monika Lücke 3. Die materielle Ausstattung Die Münzwerkstatt ist in Kostenanschlägen und Inventaren ebenfalls gut dokumen tiert, allerdings nicht aus der Zeit des Münzpächters Zernitz, sondern von den Nach folgern Claus und Rupstein zwischen 1764 und Die Vorrichtung der neuen Münze 1763/1764 verursachte einige Kosten zur Inbetriebnahme, so einen Reisekostenvorschuss nach Dresden über 309 Reichstaler, Holzlieferungen aus den herrschaftlichen Forsten zu Bauholz 1764 über 407 Reichstaler, Kosten für die herrschaftliche Kupferhammermühle 1764 über 81 Reichstaler und 12 Groschen, um nur einige Posten zu nennen. 55 Konkrete Kostenaufstellungen für die Neuaufnahme des Betriebs durch den Münzmeister Rupstein legte dieser den Grafen 1766 vor. Das gesamte Volumen für Vorrichtung einer Münzstätte zur Ausmünzung von Silbergeld und die notwendigen Geräte beliefen sich auf Reichstaler. Noch einmal Reichstaler veranschlagte Rupstein für Tiegel, Holz, Kohlen, Weinstein, Öl und weiteres MateriaJ.56 Dagegen konstatierten die Grafen Carl Ludwig und Friedrich Botho in einem Briefwechsel vom 17. bzw. 22. November 1766 einen nur kleinen und ungewissen Gewinn.57 Am 1. Dezember wurde daraufhin in einer Beratung der Grafen mit dem Hofmeister von Brandenstein und dem Hofrat Kolbe vonseiten Roßlas sowie dem Hofrat Siegmann von Stolberg festgelegt, dass Rtl. für die Vorrichtung der Münze genügen sollten. Das Stolberger Jägerhaus sah man für die Münzstätte vor, Friedrich Botho hatte dafür einen jährlichen Mietzins über 8 Rtl. zu zahlen. Aus Kostengründen und Unsicherheit über die Festlegung des nächsten Münzfußes wurde das Thema vertagt, bis die Rahmenbedingungen bekannt waren. Der Kostenanschlag des Münzmeisters Rupstein, der für den Betrieb der Münze einen Vorschuss von besser jedoch Rtl. ansah, verzeichnete als größte Posten die jährliche Miete für Streckwerk und Haus mit 270 Rtl. und das Material zum Betrieb der Werkstatt mit wöchentlich 20 Rtl., jährlich Rtl. 58 Die Beschäftigung von sechs Münzarbeitern bei mäßigem Betrieb veranschlagte Rupstein pro Woche mit 12 Rtl. Uährlich mit 624 Rtl.), den Lohn des MünzschreIbers pro Woche mit 2 Rtl. (insgesamt im Jahr 104 Rtl.). Der Probierer oder Wardein sollte 3 Rtl. wöchentlich (156 Rtl. jährlich) erhalten. Der am höchsten bezahlte Beschäftigte war der Stempelschneider, der wöchentlich für zwei geschnittene Stempel 55 LHASA. MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 14, BI LHASA. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 16, BI. 2 ff.; vgl. LÜCKE 2005, Nr S LHASA. MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 16, BI X let!.: I. 2005, NT. 38, S. 45 ff.

223 Die Organisation der Stolberger Münzstätte Rtl. bekommen sollte, jährlich also Rtl. Für Fuhrlöhne, Botenlöhne und extraordinäre Ausgaben enthielt der Anschlag 250 Rtl. jährlich (Abb. 3). Der gesamte Betrieb kostete also Rtl. Dagegen wurden die Verluste und Materialkosten aufgerechnet, und somit kam Rupstein zu dem Ergebnis, dass sich Gewinne und Verluste in etwa ausglichen (6.094 Rtl. 6 Gr. 8 Pf. gegenüber RtI.). Waren/Gebühren 5 Rtf. 1 Gr. 4 Pf. 1 Gr. 6 Pf. 6 Pf. 1 Gr. 15 Gr. 1 Rtl. 8 Gr. 2 Gr. 1 Rtl. 8 Gr. 3 Rtl. Gebühr für Trauung oder Kindtaufe im Haus 1 Pfund (500g) Rindfleisch 1 Pfund Schweinefleisch 1 Brot (3 Pfund) 1 Brot (7 Pfund) 50 Pässe und Bürgereide 12 Kalender Marktreinigung durch Hospitaliten Scheuem der Ratsstube Schuhe für den Marktmeister Miete für Teich vor der Neustadt Gehälter SRtI. 6 Gr. 45 Rtl. 12 Gr. 7 Rtl. 21 Gr. 600 Rtl. 266 Rtl. 100 RtJ. 24 Rtl. 40 Rtl. 8 RU. 17 Rtf. Kindfrau Ratsdiener Schulvorsteher Gräflicher Kanzleidirektor Hofmeister Kammerdiener Kammerfrau Koch Kanzleibote Nachtwächter Abb. 3: Ortsübliche Preise.

224 530 Monika Lücke Bliebe noch die Frage nach der Überlieferung der Maschinen einschließlich derer, die heute in der Stolberger ALTEN MÜNZE zu sehen sind. Am 18. Mai 1792 wurde der Tod des Zehntners und Münzmeisters Ernst Friedrich Rupstein den Grafen mitgeteilt mit dem Hinweis, dass sich verschiedene Geräte noch im Jägerhaus befinden. 59 Die Stuben wurden daraufhin sofort versiegelt. Noch am 26. April, kurz vor seinem Tod, hatte Rupstein ein Verzeichnis der Münzgeräte angefertigt. 60 Darunter befanden sich neben einem Dukatenstock aus Eisen, der nach einer Niederschrift von Münzmeister Claus den Grafen gehörte, ein altes StoBwerk mit Schlüsseln, ein Klippwerk, ein Durchschnitt für Speziestaler und eine Rändelmaschine. Außerdem verwahrte das Bergamt einen Dukatenstock und einen 2/3-Stock jeweils aus Eisen, den 1788 ein Dresdner Medailleur im gräflichen Auftrag gefertigt hatte. Ein weiteres Inventar, vom Münzmeister Claus 1766 vor seinem Weggang geschrieben, verzeichnete Maschinen und Werkzeuge zur Herstellung von Dukaten und eine Reihe Stempel aus verschiedenen Jahren, auch der Zeit des Siebenjährigen Krieges. 61 Nach der Anzeige des Todes von Rupstein durch seine Erben am 19. Juli 1792 erging sofort der Befehl zur Versieglung der Münze. Umfangreiche Briefwechsel um das Inventar der Münze sowie die Neuaufnahme, Schätzung des Wertes und Verkaufsangebote der Erben füllen mehrere Aktenordner im gräflichen Archiv. Am 28. Juni 1793 wurde das Werkstattinventar derer zur herrschajilichen Communion Miintze. theils gehörigen und theils dazu gekauften Probier- und Miintzgerethscha! ten nebst Stempeln. wie solches den Müntzmeister sowie Cammer- und Forstsecretair Ernst Hermann Agathus Ziegler übergeben. 62 Die Inventare geben nicht nur einen Einblick in die technische Ausstattung, sondern auch in die Nutzung der Räumlichkeiten im Jägerhof. Interessant ist, dass neben Inventaren der Münzmeister auch Überprüfungen durch Beamte des Bergamts vorliegen. In einem solchen Verzeichnis, angefertigt nach dem Tod des Münzmeisters Rupstein 1792, ist neben dem Neuwert auch der derzeitige Wert der Maschinen, Werkzeuge und anderen Ausrüstungen aufgenommen (z. B. kostet ein lederner Blasebalg neu 5 Rtl., gebraucht noch 3 Rtl. 12 Gr., oder 2 Schmelz- oder Windöfen, neu 4-5 Rtl., jetzt 2 Rtl. und 8 Gr.). Die Auswertung der edierten Texte zum "Hochsicherheitstrakt" Münze befindet sich erst am Anfang. Es ist zu hoffen, dass die Interpretation auch zu vertiefter interdisziplinärer Zusammenarbeit führt. Die Ergebnisse können auch im Kontext anderer Münzstätten Verwendung finden. 59 LHASA. MD. Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 1811, BI. 1 ff. und BI. 7 ff. 60 LHASA. MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 1811, BI. 6. 6\ LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 1811, BI. 22r-23r. 62 LHASA, MD. Rep. H Stolberg-Sto1berg, B XV Anhang 18/1II, BI. 47 ff.

225 Die Organisation der Stolberger Münzstätte 531 Literatur BRÜCKNER 2005: BRÜCKNER, JÖRG: Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft, Die Grafen zu Stolberg und ihr Verhältnis zu den Landgrafen von Thüringen und späteren Herzögen, Kurfürsten bzw. Königen von Sachsen ( ), Dößel (Saalkreis ) 2005 (= Veröffentlichungen des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V zur Landes-, Regional- und Heimatgeschichte 2). EMMERlG, HUBERT: Bayerische Bestallungsurkunden für Münzmeister im 15. Jahrhundert, Zur numismatischen Quellenkunde des Spätmittelalters, in: CUNZ, REINER, POLLEY, RAINER und RÖPCKE, ANDREAS (Hg.): FUNDAMENTA HISTO RIAE, Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften, Festschrift für Niklot Klüßendorfzum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, Hannover 2004 (= Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 51), S FRlEDERlCH 1911: FRIEDERICH, MRL: Die Münzen und Medaillen des Hauses Stolberg und die Geschichte seines Münzwesens, Dresden HEcKL 1999 a: HECKL, JENS: Das Geldwesen Anhalts unter Berücksichtigung der Staatsschulden von , Hamburg 1999 (=Numismatische Studien 12). HECKL 1999 b: HECKL, JENS: Untersuchungen zu Münzstätten in und bei Harzgerade, Teil 2: Neuzeit, Die Münzstätte Harzgerode in der frühen Neuzeit, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 34, 1999, S lilisch 1977: Ilisch, Peter: Die Münzprägung in Münster unter Bischof Maximilian Friedrich ( ), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 12, 1977, S KUNZEL 1994: KUNZEL, MICHAEL: Das Münzwesen Mecklenburgs von , Münzgeschichte und Geprägekatalog, Berlin 1994 (= Berliner Numismatische Forschungen, Neue Folge 2). Lücra:.2005: LÜCKE, MONIKA (Bearb.): "Hochsicherheitstrakt" Münze, I?ie A~TE MUNZE in Stolberg Harz als Produktionsstätte in der archivalischen Uberheferung, Halle (Saale) 2005 (= Hallische Beiträge zu den Historischen Hilfswissenschaften 3). OELKE 1997: OELKE, ECKARDT: Silber, Blei und Flussspat, der Gangbergbau im Unterharz, in: LIESSMANN, WILFRIED (Hg.): Historischer Bergbau im Harz, 2. Auflage, Berlin u. a SCHNEIDER 1984: SCHNEIDER, KONRAD: Otto Heinrich Knorre, Münzmeister in Schwerin, Stralsund und Hamburg ( ), in: Zeitschrift für Hamburgische Geschichte 70, 1984, S

226 532 Monika Lücke SCHÖN 2003: SCHÖN, GERHARD: Deutscher Münzkatalog 18. Jahrhundert, 3. Auflage, München VON SCHRÖTTER 1910 bzw FREIHERR VON SCHRÖTTER, FRIEDRICH: Das Preußische Münzwesen im 18. Jahrhundert, Münzgeschichtlicher Teil, Band 3 ( ), Berlin 1910 und Band 4 ( ), Berlin SIEBLIST 2004: SIEBLIST, ULRICH: Die Stolberger Münzwerkstatt, in: LÜCKE, MONIKA und DRÄGER, ULF (Hg.): "die Mark zu l3 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Stolberg 2004, S

227 Das Berufsbild des Münzmeisters und Wardeins Familiäre Verflechtungen am Beispiel von Johann Jeremias Gründler DIETRICH LÜCKE Johann Jeremias Gründler ist für die numismatische Fachwelt ein Begriff. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Münzmeistern des 18. Jahrhunderts, vor allem wegen seiner künstlerisch anspruchsvoll gestalteten Ausbeutetaler (Abb. I). Nahezu unbekannt sind aber seine Herkunft, sein Familienleben und sein Verbleib nach seinem Abschied aus Stolberg. Diese Tatsache trifft in unterschiedlicher Intensität auf fast alle bisher bekannten Münzmeister und Wardeine zu. Man bringt sie bislang fast ausschließlich mit ihren Prägungen in Zusammenhang und das auch oft nur in einem geringen Zeitumfang. Komplette Münzmeisterbiografien mit Hinweisen auf deren Lehrer bzw. Schüler in diesem Beruf sind eine absolute Seltenheit. Sie werden aber als notwendig für die weitere Erforschung der historischen Metallgeldproduktion angesehen, um das Beziehungsgeflecht in diesem Beruf und zu den beauftragenden, das Münzrecht besitzenden Standesherrschaften, umfassender erkennen zu können. Dieser Aufsatz soll ein Versuch sein, das Lebensbild des Münzmeisters Grundler über das bislang über ihn Bekannte präziser zu zeichnen. Johann 1eremias Grundler wurde in der Reichsstadt Nordhausen im Januar 1681 geboren und dort am 12. Januar 1681 in St. Blasii getauft. l Diese Aussage kann nur deshalb sicher getroffen werden, weil der Münzmeister und Zehntner 1.1. Grundler aus Stolberg der Taufpate des am in Nordhausen geborenen Johann Jeremias Grundler, Sohn seines Bruders Johann Martin Grundler Wollwebermeister und Senator der Reichsstadt Nordhausen war, und hier im Ki~chenbucheintrag so ausgewiesen wurde. Der Vater des Münzmeisters war der Wollwebermeister, Ratsherr und Syndikus der Tuchmachergilde Jeremias Gründler der aus Merseburg stammte. Über Jeremias Gründler ist eine Leichenpredigt e;halten. In seiner Tätigkeit als Syndikus der Tuchmachergilde prozessierte er in den Jahren 1695 bis 1701 als deren Kläger erfolgreich vor dem Reichskammergericht in Wetzlar gegen die Leinewebergilde Kirchenbuch Nordhausen (SI. Blasii), Geburts- und Taufregister Diesen Hinweis verdanke ich Frau Norrna Kraus, Braunschweig.

228 534 Dietrich Lücke von Nordhausen. 2 Auch wenn wir über Gründlers Kindheit und Ausbildung noch nichts wissen, ist doch erkennbar, dass er in wirtschaftlich gesicherten, ja wohlhabenden Verhältnissen aufwuchs. Der Tradition der Zeit hätte es entsprochen, wenn der älteste Sohn den Beruf des Vaters erlernt und das Familienuntemehrnen weiterfuhren würde. Da der Vater ihm aber die Ausbildung zum Münzmeister ermöglichte, ließ dies bei diesem auf eine große persönliche Toleranz schließen, verbunden mit Geschäftssinn, Weitblick und wohl auch großer Weltoffenheit. Intellektuelle Beschränktheit konnte es in der Gründlerschen Familie nicht gegeben haben. Abb. 1: Ausbeute-Gedenktaler von 1722, Feinsilber, Dm 46 mm, Landesmünzkabinett Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt. (Foto: R. Hentze, Halle/Saale, 2002). Im Jahr 1705 erschien Johann Jeremias Gründler als gemeinschaftlicher Zehntner und Münzmeister der Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla in Stol~ berg. Er war gerade 24 Jahre alt. Das war um so erstaunlicher, da Münzmeister be~ Antritt ihres ersten Vertragsverhältnisses ein deutlich höheres Alter hatten, es sei denn, diese stammten aus renommierten Münzmeisterfarnilien. Joharm Jeremias Gründler war aber ein Unbekannter. Sein Name war in diesem Beruf in Deutschland neu. Des Rätsels Lösung ist möglicherweise in seiner Eheschließung in Stolberg am 18. Juli 1708 zu sehen, wo er die knapp 2 I-jährige Christina Elisabeth Hecht heiratete} Ihr Vater war der bekannte königlich polnische und kursächsische Münzmeister Ernst Peter Hecht in Leipzig. Auch wenn bislang noch kein Ehevertrag hierzu 2 Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg (LHASA, MD), Rep. A 53, Lit. N Nr. 441 f. und in: DIETRICH LOCKE (Bearb.): Findbuch der Akten des Reichskammergerichts im Landeshauptare hiv Sachsen-Anhalt, Buchstabe N-S(im), Halle (Saale) 2001, Nr Kirchenbuch Stolberg (Harz), Heiratsregister, nichtnurnmerierter Eintrag 1708.

229 Das Berufsbild des Münzmeisters und Wardeins 535 vorliegt, der im Normalfall der Zeit ein bis zwei Monate vor der Hochzeit festgeschrieben wurde, wäre davor bei einer Erstehe noch eine gut einjährige Verlobungszeit anzusetzen. Das Einverständnis zu dieser Hochzeit wurde also spätestens irgendwann im FfÜhjahr 1707 gegeben. Zwei Jahre nach Gründlers Dienstantritt in Stolberg darf davon ausgegangen werden, dass er niemals die Tochter dieses Peter Hecht hätte ehelichen können, wenn der Brautvater den Bräutigam, dessen Vermögensverhältnisse und Fähigkeiten nicht genau gekannt hätte. Vermutlich hat Johann Jeremias GfÜndler seine Ausbildung bei Hecht in Leipzig bekommen. In Leipzig wickelte Vater GfÜndler seine Fernhande\sgeschäfte ab und warum sollte er bei einer Messefahrt seinen Filius nicht bei Hecht als Lehrling untergebracht haben? Peter Hecht war in Leipzig als Münzmeister erst seit dem Herbst 1693 tätig. Zuvor hatte er vier Jahre als kurbrandenburgischer Wardein der Kreismünzstätte in Magdeburg gearbeitet. 4 Vor seiner Tätigkeit in Magdeburg war Hecht Mitarbeiter an der gräflich stolbergischen Münze in Wernigerode, wo auch die oben genannte Braut noch am 8. August 1687 geboren wurde. Auch Ernst Peter Hecht war einmal wie GfÜnd1er ein Neuling auf dem Gebiet der Münzherstellung. Sein Vater war der Magister Oswald Hecht, Pfarrer der Kirche Unserer Lieben Frauen zu Wernigerode und sein Schwiegervater der Apotheker des Ortes, Jacob Reninger. Ernst Peter Hecht heiratete nicht einmal in eine MÜllZmeisterfamilie ein!5 Vermutlich hat Ernst Peter Hecht seinen Schützling Johann Jeremias Gründler als Münzmeister und Zehntner nach Stolberg vermittelt. Hecht stammt selber aus der verwandten Grafschaft, hatte einen hervorragenden Ruf und war als Münzmeister ein hoher Beamter Augusts des Starken von Sachsen, dem sich auch die Grafen Stolberg zunehmend politisch beugen mussten, 1705 zumindest in den Geldherstellungsfragen. E!n Indiz für diese Vermutung ist GfÜndlers untypische, ja geradezu ungesetzliche Emstellung, von der wir aus einem Rechtsgutachten aus dem Jahr 1750 wissen. Dort ern:ähnte der beauftragte Rechtsgelehrte, dass GfÜndler nicht auf einem KreisprobatIOnstag der Reichskonstitution gemäß durch das Grafenhaus präsentiert wurde, sondern als bereits amtierender Münzmeister auf dem folgenden Probationstag erschien. 6 Diesen faux pas hätten sich die Grafen Stolberg nie erlauben dürfen, Wenn das Einverständnis des Kurfürsten dazu nicht vorgelegen hätte. Es ist erstaunlich, dass es aus Dresden bzw. Warschau keine negativen Reaktionen auf das ungeset~liche Erscheinen des Nobodys GfÜndler als Stolberger Zehntner und Münzmeister gab. GStA Berlin-Dahlem, HA 11, General-Direktorium, Abt. 23, Münzdepartment, Titel VII. Nr. 2. Acta wegen Bestallung und Instruktion des Wardeins Ernst Peter Hecht, Leichenpredigt auf Christina Elisabeth Gründler, geb. Hecht, Gräflich Stolbergische Sammlung, Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang Nr. 8, BI

230 536 Dietrich Lücke GTÜndlers Anstellung in Stolberg zeigte eine etwas merkwürdige Konstellation auf. Als Zehntner war er "Staatsbediensteter" und erhielt dafür ein Jahresgehalt von 350 Talern und eine freie Wohnung mit einem Deputat an Feuerholz. Dazu kamen 50 Taler Jahresgehalt als Münzmeister, als "Angestelltem", zuzüglich acht guter Groschen pro ausgemünzter Mark Silber fein als Münzlohn, wie es einem eigenständigen Unternehmer zustand. Dieser war voll verantwortlich für den gesamten Münzbetrieb, den er nach den Gesetzen des Marktes selbst zu finanzieren hatte. Auch die nachfolgenden Münzmeister Claus, Rupstein und Ziegler erhielten ähnlich strukturierte Verträge. 7 Damit hatten die Münzmeister als Zehntner ein gesichertes Einkommen für ihre Familien, falls es nicht genügend Silber zu vermünzen gab. Gleichzeitig waren sie marktwirtschaftlich bestrebt als Münzmeister zu verdienen, wenn genügend Silber zur Ausmünzung zur Verfügung stand. Die Grafen Stolberg selbst gingen kein Risiko in diesem Geschäft ein, für das ausschließlich die Münzmeister verantwortlich waren. Die Grafen konnten damit nur verdienen. -~7"""'~?':1. -:~ v'-/u"l~j}jel&/vn (~lh L~~ ~t!~--r-~'. ß;. ~ ft~ &t.~5i~..9~~.-!f,rj:' -~~~ ~-~~.9d j~7jje,.,jj'7rt C"ll-;c:,J4- '~. v. ~~9~1lU~ ~J i:~-rl ~ ~I: ~ ft 1rf{J. 'l-t~/t:::t/ ~ Jl,6 t1t/ra~1jf '-t~+ri~~. J,., /7~~ A'.t.rt:.~ M~.$,u.,.. N;-'.J v/l:7...,/ "~.~~J ~",. J1;:Frrz~ f-7~'~ 1~A1f.t.4~...;,~ L1'1.J,~~~!'jf ~';I~7 l~ npnu~ 4~CI-_ --~~+i' ~. Abb. 2: BÜTgereintrag fiir Johann Jeremias Gründler am 17. Januar 1710 in Stolberg. Stadtarcbiv Stolberg, Bürgerbuch I. LHASA, MD, Rep. H Stolberg-StoJberg, B XV Anhang Nr. 8, BI

231 Das Berufsbild des Münzmeisters und Wardeins 537 Am 21. April 1709 wurde dem jungen Ehepaar Gründler der erste Sohn Friedrich Wilhelm geboren. Er dürfte noch auf dem Schloss das Licht der Welt erblickt haben. Im Januar 17 I 0 erhielt Gründler das Bürgerrecht der Stadt Stolberg (Abb. 2), allerdings ohne die Zahlung der üblichen Gebühren. Diese wurden ihm als hohem gräflichen Beamten erlassen. Das Bürgerrecht war die notwendige Voraussetzung für den Erwerb von Grundbesitz in der Stadt. 8 Im sei ben Jahr kaufte der 29-jährige dem Superintendenten der Grafschaft, Magister Albert Bötticher, für die stolze Summe von Talern bar auf die Hand das Haus und Hofgrundstück am Seigerturm ab. Es handelte sich um ein brauberechtigtes Haus und die zweitteuerste Immobilie in der Stadt Stolberg. In die Hofgebäude zog nun die Münze ein. Bis 1713 kamen weitere sieben Wiesengrundstücke um Stolberg zur Heugewinnung im Gesamtwert von 272 Talern hinzu. 9 Diese Ankäufe machten nur dann einen Sinn, wenn Gründler für ein relativ großes Pferdepotential sorgen musste, oder sich damit eine zusätzliche Einnahmequelle zur pferdeversorgung verschaffte. Da er selber fur die Holz-, Silber-, Kohle- u. a. Transporte nicht aufkommen musste, dürfte er sich eine sichere zusätzliche Einnahmequelle verschafft haben. Im neu erworbenen Haus wurden dann dem Ehepaar Gründler weitere vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen, geboren, von denen aber nur der Sohn Johann Heinrich und der schon genannte Friedrich Wilhe1m das Erwachsenenalter erreichten. Drei ihrer Geschwister verstarben bereits als Babys. Am 3. Dezember 1715 verstarb Christina Elisabeth Gründler nach der Geburt ihres funften Kindes im Alter von erst 28 Jahren (Abb. 3). Ihre feierliche Beisetzung fand am 8. Dezember in der Stadtkirche St. Martini vor der alten gräflichen Familiengruft statt. 10 Damit riss aber der Kontakt zu den Hechts nicht ab. Gründlers zweite Frau verstarb nach einer zweijährigen Ehe im März Seine dritte Ehe ging Gründler mit Veronica Wegen, der Witwe des sachsen-weißenfelsischen Sekretärs Fiedler ein. Für alle in diesen Ehen geborenen Kinder waren sein Schwiegervater Peter Hecht und sein Schwager Ernst Peter Hecht, Münzmeister im braunschweigischen Zellerfeld, Taufpaten. Mit seinem Schwager in Zellerfeld verband ihn auch eine lebenslange Freundschaft, die deutlich wurde, wenn Einer des Anderen Unterstützung bei seinen jeweiligen Landesherren bzw. der Oberlehnsherrschaft, besonders Kursachsens, bedurfte. Gegenseitige Verteidigungsschriften, Gutachten u. a. sprechen dafur eine deutliche Sprache. I I 8 Stadtarchiv Stolberg, Biirgerbuch, Rep. XVIII, Nr. 5, neue Nr. 16, Eintrag nicht foliiert. 9 LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg B Ortschaften: Stadt Stolberg Nr. 54a. Amtssteuerkataster von 1740, nicht foliiert. 10 Kirchenbuch Stolberg (SI. Martini), Sterbe- und Beisetzungsregister, nichtnummerierter Eintrag V gl. FRlEDERlCH 1911, S. 342 f.

232 538 Dietrich Lücke

233 Das Berufsbild des Münzmeisters und Wardeins 539 Gründlers dritte Ehe mit Veronica Wegen brachte weiteren Reichtum in die Familie. Das zeigte eine erhaltene Akte, die einen Steuerstreit Gründlers mit der Stadt Sangerhausen beinhaltete. Die Frau war die Tochter Martin Wegens aus Sangerhausen und damit eine direkte Nachfahrin des kursächsischen Amtmanns Caspar Triller übernahm Gründler die komplette Erbschaft seines verstorbenen Schwiegervaters in Sangerhausen und zahlte die weiteren Erben mit über Gulden aus. Die genannte Summe bezieht sich lediglich auf das zu versteuernde Vermögen aus der Erbschaft. Es handelte sich um das Wohnhaus, das so genannte Stadtschloss in Sangerhausen, welches Caspar Triller 1588 am neuen Markt vom Kurfürsten Christian von Sachsen privilegiert erhalten hatte. Des weiteren gehörten zum Besitz zu versteuernde 83,75 Acker Land und weiteres steuerbefreites Land sowie Weinberge. Dieser steuerbefreite Grundbesitz wurde aber in der Fläche in der genannten Akte nicht genau ausgewiesen. 12 Auch in seiner Geburtsstadt hatte Gründler Land- und Immobilienbesitz ererbt oder erworben. Er erhielt auch in Nordhausen am 21. Mai 1717 das Bürgerrecht. Diese Tatsachen müssten noch im Zusammenhang überprüft werden. 13 In der Zeit der großen bergbaulichen Erfolge in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts spitzte sich der Konflikt zwischen Kursachsen und der Grafschaft Stolberg erneut zu. Kursachsen betrachtete die Stolberger Grafen als seine Lehnsleute und bekämpfte seit gut 200 Jahren das Grafenhaus, um diesem seine Reichsunmittelbarkeit zu nehmen. Das konnte bislang immer wieder verhindert werden. Mit der zunehmenden Schwäche des Kaisertums und dem gleichzeitigen reichspolitischen Erstarken der Wettiner war es nur eine Frage der Zeit bis zur endgültigen Mediatisierung der kleinen Grafschaft Stolberg. GrafChristoph Friedrich zu Stolberg-Stolberg (1672, ) fiel beim Kurfürsten Friedrich August I., dem Starken (1670, ), wegen seiner Klage beim kaiserlichen Reichshofrat in Ungnade. Der Graf lehnte die 1715 erlassene kursächsische Prozessordnung ab, da der Hauptteil seiner Besitzungen keine kursächsischen Lehen waren. Am 29. Juli 1730 besetzten 170 sächsische Dragoner die Stadt und das Schloss Stolberg. Der regierende Graf musste unter Gewalt einen Unterwerfungsrevers unterschreiben nötigte man dem Grafen Jost Christi an zu Stolberg-Roßla (1676, ) die Anerkennung der kursächsischen Lehnshoheit ab bevor man ihm in Dresden die Mitbelehnung an den gemeinsamen Schwarzburg-st~lbergischen Ämtern beurkundete. Damit hatte August der Starke sein Ziel die Mediatisierung der Stolberger Harzgrafen. fast erreicht. Den vorläufigen ScI~lusspunkt setzte König Friedrich August H. von Sachs~n und Polen (1696, ). Mit einem weiteren Gewaltakt im Sommer emer erneuten militärischen Besetzung von Stadt und Schloss Stolberg. gepaart mit LHASA, MD, Rep. 0 Sangerhausen. A XIII b Sangerhausen. Nr. 56a, nicht foliiert. Stadtarchiv Nordhausen, Bürgerbuch, nichtnummerierter Eintrag vom

234 540 Dietrich Lücke Erpressung des Grafenhauses durch den übermächtigen Sachsen, erfolgte im Frühjahr 1738 die endgültige Submissionierung. 14 Für die gräflich stolbergischen Beamten, so auch für Gründler, bedeutete die Unterwerfung, dass sie jetzt auch auf den Kurfürsten von Sachsen vereidigt wurden und dieser Eid unbedingten Vorrang hatte. Ab diesem Zeitpunkt hatte Gründler halbjährlich über das Bergwesen und die Münze an die zuständigen kursächsischen Behörden zu berichten. Verschiedene Berichte zeigen, dass er sich dabei auf sehr schwierigem Terrain bewegte, wenn z. B. Persönlichkeiten beim Kurfürsten Privilegien zum Bergbau und Hüttenwesen in der Grafschaft erworben hatten und diese durch die Stolberger Grafen abgelehnt wurden, weil sie den eigenen Wirtschafts interessen schadeten oder diese behinderten. Gründler geriet zunehmend unter Druck von beiden Seiten. Vielleicht war das 1749 für den inzwischen 68-jährigen der Grund, seine Position in Stolberg aufzugeben. Vielleicht wurde der Entschluss auch dadurch erleichtert, dass Ende der 40er Jahre die Erträge im Bergbau stark rückläufig waren. Berücksichtigt man aber diese Entscheidung vor dem Hintergrund seines immensen Vermögens vornehmlich in und um Sangerhausen, dann ist nur zu verständlich, dass er es nicht nötig hatte, sich den aufreibenden Belastungen zwischen den Grafen zu Stolberg und dem Kurfürsten von Sachsen auszusetzen. Im Januar 1750 berichteten die Schreiben zur Suche nach einem neuen Zehntner und Münzmeister davon, dass Gründler Stolberg Ende 1749 verlassen hatte. Wo Johann Jeremias Gründler hinzog, kam zufällig ans Licht. Er verließ die sächsischen bzw. von Sachsen dominierten Herrschaften und ging nach Brandenburg Preußen. Dort verstarb er 72-jährig am 23. Juli 1753 als königlich preußischer Bergrat in Rothenburg an der Saale. Welche Wertschätzung man ihm im Land König Friedrichs 11. von Preußen (1712, ) entgegenbrachte, zeigte sein Sterbeeintrag im Kirchenbuch von Rothenburg. Dort hieß es: Am 23. Julius, war der Montag nach Dominica 5 post Trinitatis, Vormittag gegen JO Uhr starb der hiesige Bergrat, Herr Johann Jeremias Gründler, wurde Mittwochs darauf bei Abend Zeit mit ansehnlicher Procession der sämtlichen Berg-OjJlcianten und 300 Bergleuten nach einer in der Kirche gehaltenen Parentation in einem dazu gemauerten Gewölbe in der Kirchen bey gesetzet. Sein Grab kann leider nicht mehr besucht werden, weil die alte Rothenburger Kirche im 19. Jahrhundert einem Neubau weichen musste Vgl. BRÜCKNFR S ; FRIEDERICH 1911, S ; D. LÜCKE 2004, S Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Rep. LU Gen. Nr. 488/32665, 489/ / ; Kirchenbuch Rothenburg (Saale), Sterbe- und Beisetzungsregister , Eintrag 12'1753.

235 Das Berufsbild des Münzmeisters und Wardeins 541 Literatur BRÜCKNER 2005: BRÜCKNER, ]ÖRG: Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft, Die Grafen zu Stolberg und ihr Verhältnis zu den Landgrafen von Thüringen und späteren Herzögen, Kurfürsten bzw. Königen von Sachsen ( ), DöBel (Saalkreis) 2005 (= Veröffentlichungen des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V zur Landes-, Regional- und Heimatgeschichte 2). FRlEDERlCH 1911: FRlEDERlCH, KARL: Die Münzen des Hauses Stolberg und die Geschichte seines Münzwesens, Dresden D. LÜCKE 2004: LÜCKE, DIETRICH: Die Münzmeister in der Grafschaft Stolberg, in: MONIKA LÜCKE und ULF DRÄGER (Hg.): "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Halle (Saale) 2004, S

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237 Das Berufsbild des Stempelschneiders Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen eines Promotionsprojektes: Der Stempel in der Kommunikationsgeschichte. Stempel und Stempelnutzung weisen eine lange Tradition auf und Stempelzeugnisse dokumentieren eine mehr als Jahre währende Geschichte. Es sind die ersten Geräte zum VervieWiltigen von bild- und zeichenhaften Informationen, die durch Abdruck auf ein Medium reproduziert werden. In der Kulturgeschichte stellen sich Stempel und Stempelnutzung mit einer Vielfalt an Verwendungsformen, Bedeutungen und Funktionen dar. Es sind: I. Der Stempel (als Gegenstand) wird Amulett, dann Schmuck, Druckträger (aufgedrucktes, geprägtes Zeichen) und schließlich technisches Werkzeug. 2a. Die Ausgestaltung von Stempelgeräten als Rollsiegel, Siegelstempel, Münzstempel u. a. steht in engem Zusammenhang mit den technischen Errungenschaften des jeweiligen Zeitgeschehens. Neben organischen Materialien (Holz, Horn, Bein) sind es mineralische (Ton, Stein, Halbedelstein), metallische (Bronze, Eisen) und schließlich synthetische Werkstoffe (Gummi, Kunststoff), aus denen Stempelgeräte angefertigt werden. 2b. Aus den geografischen Gegebenheiten resultiert zunächst das Medium, auf dem der Abdruck erfolgt. In der Frühzeit ist es weicher Ton, der anschließend gebrannt wird (Mesopotamien und Vorderer Orient), Papyrus (Ägypten), dann Pergament und Papier. Im schrnucktechnischen und künstlerischen Bereich sind zuerst dünne Edelmetallbleche bevorzugte Abdruckmedien, bis es um 650 v. ehr. zur Münzprägung kommt, wobei der Abdruck in feste, massive Metallkörper erfolgt. 3. Dem Stempelabdruck werden unterschiedliche Bedeutungen beigemessen, die durch meist mehrere Funktionen erfüllt werden. Die abgedruckten Zeichen steilen zuerst magische Motive dar (Amulett, kultische Handlungen), werden zu Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Betreuung des Projektes: Prof. Dr. Reinhold Viehoff. Dank rur die Unterstützung an der Arbeit gebühren: UIf Dräger, Kustos des Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt, Hans Fnebe fiir die wertvollen Literaturhinweise, Reinhold Jahn, Konrad Schneider und Monika Lücke bei der KonzeptIon und Fertigstellung des Manuskripts.

238 544 Klara lahn Schmuckzeichen (Verzieren von Gegenständen auf Keramiken), dann Kontrollund Kennzeichen (Verschlüsse an Gefäßen; Eigentum) bzw. zum Zeichen für Willensbekundungen (Verträge) und Echtheitsnachweis (Urkunden), bei Waren zum Qualitätszeichen und schließlich mit Beginn der monetären Geldwirtschaft zum Wertzeichen auf Münzen. In diesem Beitrag soll der Frage nach dem Berufsbild von StempelhersteIlem nachgegangen werden. Es bestehen nach bisherigen Erkenntnissen weder über deren Berufsbezeichnungen noch über Entstehung und/oder Wandel dieser Berufsbilder klare Vorstellungen. Von ihnen wurden aber Kommunikationsmittel angefertigt, mit denen Informationen auf einem Medium dauerhaft gespeichert werden konnten. Es sind kulturgeschichtliche Werke, die heute als wichtige Quellen für verschiedene Forschungsgebiete dienen. Deshalb wird zunächst auf: 1. Die Rolle des Stempels als Kommunikationsmittel eingegangen. Darauf folgend werden 2. Herstellungsverfahren sowie wichtige Werkzeuge, exemplarisch am Münzstempel, vorgestellt. Danach wird die 3. Quellenlage eruiert um historische Quellen zum Stempelschneider aufzuspüren. Zentrales Thema ist dann das 4. Berufsbild des Münzstempel- und Stempelschneiders. 1. Stempel als Kommunikationsmittel Kulturgeschichte beruht auf Veränderungen, die u. a. aus der Informationsverarbeitung und ihren Speichermedien resultieren: Wissen wird aufgezeichnet, transformiert, vemetzt und in einem (neuen) Medium wiedergegeben. Dieser komplexe Sachverhalt ist Gegenstand der Kommunikationswissenschaft, vor allem der Kommunikationsgeschichte. Kommunikationsgeschichte betrachtet die Kulturgeschichte aus informationstheoretischer Sicht als Evolution von Information, Informationsverarbeitung, kommunikativen Netzen und Medien.2 Das Ausmaß, in welcher Weise der Stempel als Kommunikationsmittel im Zusammenhang mit kulturgeschichtlichen Veränderungen steht, wird in der folgenden Übersicht dargestellt (Abb. 1). Es lässt erahnen, welche Auswirkungen, fortlaufende Einflussnahme sowie Voraussetzungen bzw. wechselseitige Beziehungen zwischen Stempelgerät. Abdruckmedium (Bedruckstoff) und Informationsspeicher bestehen. Unter diesem Aspekt ist der Münzstempel in der historischen Abfolge einer unter vielen anderen. Er ist allerdings der, mit dem die Kulturgeschichte erstmals schlagartig eine ganz wesentliche Veränderung erfährt: Es ist der Beginn einer allmäh- GI,SECKE 2005 (online).

239 Das Berufsbild des Stempelschneiders 545 lichen Ablösung der Tauschwirtschaft durch die Geldwirtschaft, wobei Münzgeld zum ersten Massenmedium wird und als technische Innovation den Beginn des Gesenkprägens in massive Metalle einleitet. Letztere Errungenschaft steht dann Pate bei der Erfindung des Buchdrucks, der zweiten großen kulturgeschichtlichen Veränderung. Übersicht: Stempel als Kommunikationsmittel Werkstoff Stelbptlj!:rrJI ~Id!l Htnttlltr 1 Steinarbt.:iter "Burgul" niamir" Stc:mpelgerit I Rollsiegel ßfilrucl.stofr 11''' Informations \erarheitung SchreIber Vorlagen- HeNtellc<r Vteiter- \erarbdtung Informationsspekher! rontäfelchell rl >'-RI,-"n-"-'Jr,-, --'11 Sl:hrittruHen. bill",,,,i.,ll>.r.._ 'bd ihm D J ElnzdblattJruÜ.e I :====:; Blllh ~:%::JrU'i~ '~.k. Ilv<=>, 1 lull Kallt<.Chu~l '>e',tlk39 Stl'lllpelnl.lchc'r 1~-Il-IQ97 Gwnmi---Skmpel -Slo!mprdfarhe Kun,I~I(lft<:,<"1~ 190) PoIymeT-Stempel MikTl)leliensc -Selbsljarber Abb. I: Entwicklung und Beziehung zwischen Werkstoff, Kommunikationsträger (Bedruckstoff) und -medien. 2. Münzstempel: Herstellungsverfahren und wichtige Werkzeuge Münzen werden durch Metallumformung mittels Massiv- und Vollprägen hergestellt. Dieser Vorgang wird als, Umformen in Gesenken' bezeichnet, wobei der U m formprozess in einem massiven Metallkörper mit einem oder mehreren Schüben erfolgt. Das Ergebnis ist eine dauerhafte Formänderung. Vollprägen ist der Ausdruck dafür, dass die Formänderung auf Vor- und Rückseite des metallischen Werkstoffs gleichzeitig, also in einem Arbeitsgang vollzogen wird. Gesenke sind de.~ach technische Stempel, d. h. Formwerkzeug, und müssen, um dem Massivpragevorgang standzuhalten härter als der Werkstoff sein, der umgeformt werden soll. Der technischen Termi~ologie folgend sind Münzstempe1,Gesenke'.

240 --,----~- 546 Klara Jahn Zum Herstellen von Gesenken werden sowohl spanende Trennverfahren als auch Umformverfahren angewendet. Spanende Trennwerkzeuge sind u. a. Meißel und Stichel. Zum Umformen (z. B. Schriftzeichen im Münzstempelschnitt) werden Punzen genutzt (Abb. 2). Wichtige Schneidformen der Kopfformen Meißelarte~ wichtigsten Stic~elarten eier wichtigsten Punzenarte~ Kreuzmeißel : Messerstichel BO?lIstiChel Schrot- Treibpunzen Absetzpunzen I ;ß punzen Modellierp. Setzpunzen,::...,? ~ :~t~~t~,!~f. _"%_;_1_----,-,.-_»_ "SPitzst~.. c~el" ' Nutenmeißel ~ 4l d? Trennstemmer Flachstichel ';1 6., " l1 I I "Prantel" :!ROhling) c:! 1::3 Matrizenherstellung durch Einsenken -::------:-----c--;---,--+-=--=-c-:---:---,,----, Facettenstichel Fadensticllel o gehärteter ~ Stahl.tempel t!1 ' ~~',,.,~. ; ungehärteter gehärteter "I Stah!stempel ; Stahlstempel ; (= Matnze) Abb. 2: Trenn- und Umforrnwerkzeuge zum Anfertigen von Münzstempeln (aus: WÜRTEMBERGER 1997, S, 22, 30, 66, 72), Trennverfahren: Meißel sind kulturgeschichtlich das älteste Trennwerkzeug, das sich auf den Faustkeil zurückfiihren lässt. Meißel und Stichel sind in Aufbau und Wirkung ähnlich. Der Trennvorgang wird in beiden Fällen mittels Hammerschlag ausgefiihrt. Die Besonderheit an diesen Werkzeugen ist, dass sowohl spanloses Trennen (Schneiden) als auch spanabhebendes Trennen ausgefiihrt werden kann. Der Unterschied zwischen beiden Verfahren besteht in der Handhabe des Werkzeugs, der Kraft, die ausgeübt und der Zeit, die aufgewendet werden muss. Während beim spanlosen Trennen der Meißel/Stichel senkrecht am Werkstück positioniert und die Kraft mittels Hammer schlagartig ausgefiihrt wird, entsteht eine glatte Schnittfläche. Beim spanabhebenden Trennen dagegen wird das Trennwerkzeug schräg, in einem flachen Winkel zum Werkstück gehalten, so werden mit vielen kleinen Hammerschlägen Späne herausgetrennt. Dieser Arbeitsvorgang erfordert weniger Kraft, ist aber zeitaufwändiger. Stichel sind dann auch wichtige Werkzeuge beim Anfertigen von Münzstempeln. Die Zurichtung der Schneidformen bei Sticheln ist, wie in Abb. 2 ersichtlich, unterschiedlich ausgeformt. Die Tätigkeit Stempel,schneiden' oder,graben' leitet sich aus den spanabhebenden Trennverfahren ab (Abb. 3).

241 Das Berufsbild des Stempelschneiders 547 Abb. 3: "Schneiden" eines Stempel mit Stichel und Formpunzen, (Medailleur Helmut König, Zella-Mehlis, Aufnahme 2005). Umformverfahren:,Punzen' ist ein Ausdruck, der, je nachdem wer ihn verwendet, unterschiedliche Bedeutung haben kann. Es kann sich dabei sowohl um ein Arbeitsgerät als auch um ein erzieltes Ergebnis handeln. Als Arbeitsgerät werden Punzen zum Anfertigen u. a. bei Münzstempeln verwendet. Dabei handelt es sich um vierkantige Stahlstäbe deren Kopfseite mit einem (Teil-)Muster oder auch zu Ganzformen, wie einzelnen Schriftzeichen, ausgearbeitet ist. Diese Stahlstempel, Musteroder auch Formpunzen genannt, zählen dann ebenfalls zu den Gesenken. Sie ~erden mit einem einzigen kräftigen Hammerschlag in einen nicht gehärteten mas SIven Metallkörper eingesenkt (Matrize). Formpunzen werden, je nach Anforderung, vom Stempelhersteller in spanenden Trennverfahren (s.o.) meist in Eigenregie angefertigt. Die Punztechnik erlaubt zum einen ein zügigeres Arbeiten als es mit der Sticheltechnik möglich ist, zum anderen lässt sich die Gleichmäßigkeit von Musterungen und Formen sicherstellen, wie es etwa bei Schriftzeichen angestrebt ist. Ve.. rgutungsverfahren: Gesenkverfahren beruhen darauf, dass das Umformwerkzeug härter sein muss, als der Gegenstand, der plastisch dauerhaft umgeformt werden soll. Punzen wie Münzstempel werden nach Fertigstellung des Stempelschnitts

242 548 Klara lahn dann einem Vergütungsverfahren 3, durch Härten und Anlassen 4, unterzogen um dem jeweils massiven Druck Stand zu halten. Der Herstellungsprozess beim Münzstempel erfolgt - aus ökonomischen Gründenmeist in mehreren Schritten Das Bildmotiv wird seitenrichtig und erhaben in einen nicht gehärteten Stahlzylinder in Trenntechniken ausgefiihrt. 2. Der geschnittene, ungehärtete Stahlzylinder mit dem Bildmotiv wird gehärtet. 3. Der gehärtete,bildstempel' wird anschließend in einen ungehärteten Stahlzylinder (Matrize) eingesenkt. Das Bildmotiv ist seitenverkehrt und vertieft. 4. In diese Matrize werden die,seitenrichtig-erhabenen Punzen' eingesenkt (und sind dann gespiegelt, d. h. seitenverkehrt-vertieft). Der Stempelschnitt ist fertig. Als letzter Arbeitsgang wird 5. der Stempel gehärtet. Der Prägevorgang mit dem gehärteten Münzstempel erfolgt dann mit Ober- und Untergesenk durch Vollprägung (siehe oben). 3. Stempelschneider: Hinführung auf Quellen (deutschsprachiger Raum) Stempelschneider firmieren unter einer Vielzahl von Begriffen, wie Siegelgraber, Siegelschneider, Petschaftstecher, Grabner, Stecher, Münzeisenschneider, Eisenschneider, Medailleur oder Graveur. Auch der Goldschmied wird genannt. Vereinzelt finden sich Hinweise auf Stempelschneider und deren Tätigkeit in archäologischen Arbeiten, in numismatischen Abhandlungen oder werden im Zusammenhang mit rechtlichen Angelegenheiten genannt. Wenn besondere künstlerische Werke geschaffen wurden, werden auch Namen genannt. Um Zugang zum Themenkomplex aus kommunikationsgeschichtlicher Sicht zu finden und mögliche Quellen aufzuspüren, wurden zunächst die folgend aufgeführten Wörterbücher herangezogen. Mit deren Hilfe sollten als Beispiele die Berufsbezeichnungen und vor allem deren Wortbedeutung eruiert werden. Es ist klar, dass sich aus einer listenmäßigen Darstellung des bloßen Wortgutes nur sehr bedingt historische Schlüsse ziehen lassen. Als empirische Basis bietet die Auswahl dieser Wörterbücher jedoch den Vorteil 1. bei jedem Wort festzustellen, Nach DIN 8580 Fertigungsverfahren Hauptgruppe 6.1 Stoffeigenschaft ändern durch Umlagern von Stoffteilchen. bei denen das Gefiige oder das Kristallgitter oder beide verändert werden (S. 339). Beim Härten wird die Festigkeit gesteigert, beim Anlassen wird die beim Härten entstandene Material spannung abgebaut und die Zähigkeit verbessert (ohne Veränderung des kristallinen Gefiiges) (DIN. Mechanische Technik 1988). Ausfiihrliche Beschreibung hierzu siehe im Beitrag von Volker Benad-Wagenhoff. Münzstempel und Siegelstempel werden nach diesem oder ähnlichen Verfahren seit dem Mittelalter angefertigt. vgl. Theophilus Presbyter (um 1100) Von der Arbeit. die im Gesenk gepresst wird in: BREPOHL 1999, S Eigene stereo-mikroskopische Untersuchungen an Münzstempeln von 1659 und 1725 lassen Arbeitspuren von spanenden Trennverfahren mittels Stichel sowie Umformverfahren durch Punzen eindeutig erkennen.

243 Das Berufsbild des Stempelschneiders 549 wann es auftaucht, wie lange es lebendig bleibt, auch wann es verschwindet oder durch ein anderes Wort ersetzt wird, 2. eine zeitliche Abfolge der Nennung von Berufen zu gewinnen und 3. das zugrunde liegende Quellenrnaterial 6 benannt ist. Ferner wurde ein Künstler-Verzeichnis verwendet und systematisch ausgewertet. DRW7 - Deutsches Rechtswörterbuch, erfasst die ältere deutsche (westgermanische) Rechtssprache, vom Beginn der schriftlichen Überlieferung in lateinischen Urkunden der Völkerwanderungszeit bis etwa MbdWB8 - Mittelhochdeutsches Wörterbuch von G. F. Benecke, W Müller und F. Zamcke (BMZ) und M. Lexer (L), Mhd-BMZ: Sprache der,klassischen' Periode mittelhochdeutscher Dichtung. Mdh-Lexer: Ergänzende Texte aus dem späten Mittelalter und chronikalisches, rechtliches und religiöses Schrifttum. DWB9 - Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, DWB: schriftsprachlicher Wortbestand in seiner Entwicklung und Gebrauch ab Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur Bearbeitungsgegenwart in Literatur, Lexika, WB (gloss. dict.) und Enzyklopädien. DRW, Mhd und DWB bieten einen Querschnitt durch den deutschen Sprachraum, der die klassischen Gebiete der Rechtssprache, Schriftsprache und Veränderungen des schriftsprachlichen Wortbestandes umfasst. Der Sachverhalt wird in meist kurzem Kontext dargestellt. Noch bevor deren Quellen herangezogen wurden, zeigten sich für die einzelnen münztechnischen Begriffe und stempelschneidenden Berufe nicht nur mundartliche Besonderheiten sondern auch Überschneidungsbereiche mit anderen Berufsgruppen. Daraus ergibt sich z. B. für den Münzstempel- und Stempelschneider die folgende Aufstellung: Als Quellen werden im Druck herausgegebene Werke bezeichnet. Es sind: I) deutschsprachige Urkundentexte (seit 1276), Verordnungen und Verträge sowie Ratserlässe und Aufzeichnungen in Stadtbüchern, 2) Rechts- und Handlungsanweisungen, 3) Literatur (Prosa) seit der althochdeutschen SpraChperiode, 4) persönliche Aufzeichnungen (Briefe), 5) Wörterbücher der jeweiligen Zeitgeschichte und 6) Abhandlungen in wissenschaftlichen und kunstgeschichtlichen Zeitschriften. Periodika und Monografien soweit sie auf Primärquellen beruhen. - Aus dem genannten Quellenmatenal eröffnet sich nicht nur das Sachgebiet von Münzkunde und -geschichte in voller Bandbreite und Facettenreichtum, sondern erhellt es auch in seinem gesellschaftlichen, rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhang. Aus den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Rückschlüsse ableiten und Verknüpfungen herstellen, die die Sichtweise auf das Berufsbild von Münzstempe!- und Stempelschneidern wesentlich erweitern. DRW - Deutsches Rechtswörterbuch: Volltext online. Anstelle von MhdWB wird folgend nur noch Mhd geschrieben. - Mhd - Mittelhochdeutsches Wörterbuch: Volltext online. DWB - Deutsches Wörterbuch: CD-ROM.

244 550 Klara Jahn Für Münzstempelschneider werden ab Mitte des 14. Jahrhunderts nachstehende Bezeichnungen genannt: eysengraber (1340, 1391), isen-graber (1369, 1385, 1395, 1430), ysernsnyder (1403), eisengraber (1450, 1459), eisenschneideramt (1562), münzeisenschneider (1566), eisenschneider (1568, 1669, 1690, 1741), muntzeisenschneider (1584, 1650, 1758) und Prägschneider (1801). Weitere Bezeichnungen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit,münze' genannt werden, sind: stempelgraber (1498), stempffelgreber (1509), stämpfelgräber (1692), stempelschneider (1650, 1744, 1751, 1781) u. a. Die Benennungen unterscheiden sich nicht nur in der zeitlichen Abfolge, sondern auch nach mundartlichen Sprachräumen. Im Vordergrund steht zuerst der Werkstoff Eisen, aus dem Münzstempel angefertigt werden. Die ausführende Tätigkeit wird mit,graben' bezeichnet, einem Wort mit vielen unterschiedlichen Bedeutungen. Im technischen Sinn ist es der Ausdruck fur,in die Tiefe graben' und ist nach den Ausführungen im DWB seit der germanischen Sprachperiode als Abgrenzung gegen bedeutungsähnliche Ausdrücke wie ritzen, schneiden, schnitzen oder hauen im Sprachgebrauch. Mit dem Wort,schneiden' verhält es sich ähnlich. Es tritt zum Ende des 12. Jahrhunderts in Erscheinung, in der Gestalt, dass damit eine klare Abgrenzung zur ursprünglich landwirtschaftlichen Tätigkeit (mit Sense oder Sichel Getreide schneiden) geschaffen und damit ebenfalls im technischen Sinn verwendet wird. Als Beispiel sei hier der frühe Eintrag im Mhd: als man an deme schrate daz wapen g e s n i t e n hate (Ende 12. Jahrhundert) 10 genannt. Im Sinn einer gestalterischen Tätigkeit bleibt es bis Mitte des 16. Jahrhunderts und wird dann im DWB in seiner Wortbedeutung erklärt: schneyder. auszstächer, scalptor. (1561).11 Dagegen tritt im DRW bereits der ysernsnyder (1403) in Erscheinung. Alleine dieser Sachverhalt ist überaus interessant, zumal im vorhergehenden Kapitel über Herstellungsverfahren der Unterschied zwischen spanlosem Schneiden und spanabhebenden Trennen 12 dargestellt ist. Der Ausdruck,-graber' wird ab dem 16. Jahrhundert zunehmend vom,-schneider' abgelöst. Im 18. Jahrhundert tritt,graben' dann mehr und mehr zurück und wird durch,gravieren' ersetzt. Gravieren und Graveur 13 sind aus dem französischen,graver' übernommen, das seinerseits auf das germanische,graban' zurückgeht. 10 HERBORT 1837, S. 6. Vers Mhd-BMZ: "snide, SNEIT, SNITEN, GESNITEN schneide. goth sneipa, ahd. snidu. IV gestalte. verfertige schneidend. [00'] c. von wappen und andern bildern". 11 MAALER 1561, S Schneiden bezeichnet in der Technik die spanabhebende Bearbeitung mit Meißel, Grabstichel, Feilen u. a. Werkzeugen. 1:1 Die Berufsbezeichnung Graveur ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch. V gl. hierzu LücKE 2005, wonach im Münzmeistervertragsentwurf von 1750 Graveur (S. 17), in einer Aktennotiz von 1764 GrQ\'ellr oder Stempelschneider (S. 26) genannt werden und im VertragsentwUrf flir den Medailleur Thiebaud vom Medailleur und Graveur sowie vom Herrn Graveur die Rede ist (S. 30). Bei Johann Veit Döll ( ) heißt es in einem Brief von 1789: /eh hatte mich in Wien als GrQ\'eur am.-erben lassen. Döll war von in Wien (BRUHN 2004, S. 20). Der Ausdruck Gravieren umfasst sowohl den Flach- als auch den Reliefschnitt. Damit sind diesem Berufsbild zunehmend auch die Tätigkeiten des Stempelschneiders zugeflossen.

245 Das Berufsbild des Stempelschneiders 551 Anders verhält es sich mit dem Trennwerkzeug, dem Stichel. In diesem Fall wird zuerst das Werkzeug (Mhd: stech-isen stn. stech-, hebeisen. ( )14 genannt, dann erst der,kunststecher' (1590), der in Kupfer sticht, sowie der Petschierstecher (1611 ). Berufsbezeichnungen in der Kombination mit,stempel' treten zuerst im Zusammenhang mit der Münzherstellung am Ende des 15. Jahrhunderts auf (s.o.: stempelgraber, 1498), obgleich nach DWB: "stampf (auf münze)" I 5 rur aufgedrückte Gepräge auf Münzen bereits um 1210 im Sprachgebrauch ist. Kurze Zeit später erscheint der Münzstempel mit der Bezeichnung "stemphysen (Münze)"16 und wechselt in der Folgezeit je nach Sprachregion zwischen stempfisen und Münzeisen.,Stempfel, gestempft' u. a. Schreibweisen sind und bleiben aber in der überwiegenden Mehrheit Begriffe fiir abgedruckte Zeichen von Siegel und Petschaft. Der Stempel als Bezeichnung fiir Münzeisen (und Medaillenstempel) häuft sich ab Anfang des 18. Jahrhunderts. Mit der Einführung des Gummistempels (Mitte 19. Jahrhundert) ist Stempel die allgemeine Benennung rur Handdruckgeräte. Die Berufsbezeichnung,Münzstempelschneider' ist neueren Datums. 4. Berufsbild des Münzstempel- und Stempelschneiders Beginn der Münzprägung ~ nach der Münzreform von.:,ka~ d Gr..- (ach 800 Abb. 4: Anzahl der Münzprägestätten zwischen 800 und 1250 im Vergleich. Links: Zur Zeit Kar! d. G. nach 800. Rechts: Nach Auflösung der karoliingischen MÜllZordnung um (nach SUHLE 1968; umgezeichnet mit heutigen Landesgrenzen). 14 TUCHER 1862, S. 40. Zeile 16. IS KEYSERSBERG 1522, Teil 2, BI. 38a. 16 Augsburger Stadtrecht von 1276, Art in: MEYER Detaillierte Ausführungen zur Anzahl und Verteilung nach Münzständen vgl. Ku 'GE. BERND S.12.

246 552 Klara Jahn Die Anfänge zum Berufsbild von Münzstempel- und Stempelschneider stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der kulturgeschichtlichen Entwicklung. Das Münzwesen spielt eine entscheidende Rolle (Gesellschaft, Handel, Wirtschaft, Politik) hierbei. Die Entwicklung des Münzwesens wird in Abb. 4 dargestellt und fur Deutschland nachfolgend kurz skizziert. Zu Zeiten Karls des Großen (ab 805) bleibt die Münzherstellung auf königliche Pfalzen beschränkt. Es wird heute davon ausgegangen, dass mit dem wandernden Hof auch das MÜllZpersonal gereist und jeweils vor Ort geprägt wurde. 18 Münzer (ahd. munizari; [at. monetarius, Jahrhundert l9 ) und Münzknechte sind königliche Beamte, die auf ihr Amt (ministerium) vereidigt wurden. Über Münzstempelschneider ist aus dem deutschsprachigen Schrifttum fur diese Zeit nichts bekannt. Die Verleihung von Münzrechten, die mit Ludwig dem Frommen (Römischer Kaiser und König der Franken von ) beginnt, fuhrt in den folgenden Jahrhunderten dazu, dass die Einheit im Münzwesen gelockert und schließlich zersplittert. Während in Deutschland die Münzrechte an die Geistlichkeit, an Fürsten und Städte übergehen, werden Münzstätten zu autonomen, d. h. selbstständigen und in sich geschlossenen Betrieben, vor allem in gewinnorientierter Absicht. Unter den feudalen, geistlichen oder städtischen Münzherren bilden sich fur Münzstätten unterschiedliche Organisationsformen heraus. Es sind: 1. Die Münzstätte wird vom Münzherm im Eigenbetrieb geführt, 2. sie wird an einen Pächter und/oder auch Pfandnehmer weitergegeben oder 3. wird sie einer Mehrzahl von Personen in Form von sog. Hausgenossenschaften übertragen. Von diesen Organisationsformen hängt dann auch die Stellung, vor allem die soziale Lage des MÜllzpersonals (Münzgesinde) ab. Die Betriebsleitung wird einem Münzmeister 20 unterstellt, der Beamter, Unternehmer oder Mitglied einer Genossenschaft sein kann. Seine pflichten bestehen darin, das für die Münzproduktion benötigte Münzmetall zu besorgen bzw. das zur Verfügung gestellte als gemünztes Geld abzuliefern. In vielen Fällen wird die Organisationsleitung mit so weitgehenden Rechten ausgestattet, die den Geld- und Edelmetallhandel, den Zoll und die Gerichtsbarkeit umfassen. Münzbetriebe stehen häufig in naher Verbindung zum Bergbau. Die Produktion von Münzen ist mit hohem Arbeitsaufwand verbunden. Abgesehen von der Rohstoftbeschaffung und -aufbereitung des MÜllZmetalls (Silber) sind im 18 Ll!SCHI" VON EBENGREUTH 1926, S Munizara (ahd.). nach GRAFF Band 2, Spalte 806: Münzer, mit dem Recht Geld zu prägen. (Geld-)Wechsler und Präger; munizari wird überwiegend mit Geldwechsel in Zusammenhang gebracht, vgl. Otfrid (um ) in: ERDMANN 1973, Buch 2, Kap. 11, Zeile 8. - Monetarius (lai.) dagegen ist Handwerker, Präger, vgl. BOSWORTH 1898, Suppl. S Münzmeister bezeichnet den Leiter einer Münzstätte, der für die Münzherstellung insgesamt verantwortlich ist, vgl. hierzu MEYER 1872, Augsburger Stadtrecht von 1276, Art 8 (Überschrift): Weih reht ein munzmeister gen der stat haben sol unde si gen ime. (Volltext online)

247 Das Berufsbild des Stempelschneiders 553 Vorfeld die zur Münztechnik notwendigen Gerätschaften und Werkzeuge (Eisen) zu organisieren, d. h. müssen angefertigt werden. Einzelne Arbeitsvorgänge, wie Schmelzen, Schmieden, Gießen, Abwiegen, das Anfertigen von MÜllzstempeln und Ausprägen der Münzen werden arbeitsteilig durchgefiihrt. Dieser aufwändige Herstellungsprozess benötigt zum einen eine straffe Organisation, zum anderen Kontrollen über das zu verarbeitende Edelmetall, über die Einhaltung von vorgegebenen Legierungsverhältnissen, das Gewicht sowie Anzahl der geprägten respektive abzugebenden Münzen. Münzstempel sind in einem Betrieb, in dem Geld hergestellt wird, das wichtigste und zugleich sensibelste Produktionsmittel. Die Tätigkeit des Münzstempelschneidens wird zuerst von Münzern 21 ausgefiihrt, die auch die mynetisena oder munizisen 22 verwahren. Mit fortschreitender Arbeitsteilung bildet sich seit Mitte des 14. Jahrhunderts der,eysengraber' als Beruf heraus (s.o.). Um 1400 ist er eine etablierte HandwerkerpersönJichkeit. Die handwerkliche Ausbildung der MÜllzarbeiter zu Eisengraber, Gießer, Zainmeister, Schrotmeister, Probierer und Setzmeister erfolgt im Betrieb der Münzstätte. 23 Münzstempel werden darüber hinaus auch von Münzmeistern angefertigt. 24 Neben Münzern, Münzmeistern und Eisengrabern werden Münzstempel zunehmend auch von Goldschmieden angefertigt. Goldschmiede, die seit der frühen Kulturgeschichte die Edelmetallverarbeitung betreiben (Edelschmied), verfugen allgemein über metallurgische Kenntnisse und deren Fertigungsverfahren. 25 Sie sind als Hersteller von Siegelringen und Siegelstempel 26 dann auch mit dem Anfertigen (spanendes Trennen) von Münzstempeln vertraut. Die enge Beziehung zwischen Münzstätten und Goldschmieden hat Tradition. Sie reicht zurück bis in die Zeit der Merowinger. Zu nennen sind die fränkischen Münzmeister Abbo (um ) und 21 Neben Münzern wird auch der Schmid der Münzstätte als Stempelhersteller genannt (1450). vgl. TOMASCHECKIWElsS 1877 NT 148 S Mynetisena (ahd.) Mün;eis;n. v~r '1O~0 vgl. BOSWORTH 1898, Suppl. S munizisen bei WALTHER V. D. VOGELWEIDE (um ) in: WAPNEWSKl 1998,49 V. 3. Die Verwahrung der Münzstempel geht später in die Hände eines Isenhüters oder Eisenhüters, dann zum Wardein über. 23 LUSCHlN VON EBENGREUTH 1926, S. 103 f. Vgl. auch JESSE 1924, S. 197:,lere knechte' in derwormser Urkunde von Über Münzmeister, die auch als Stempelschneider tätig sind vgl. SCHLlCKEYSEN/PALLMANN Darüber hinaus wurden Münzstempel auch von Münzmeistern umgearbeitet, WIe etwa In der Münzstätte Stolberg (Harz), vgl. hierzu SCHULZ 2004, S Vgl. BREPOHL 1999: Theophilus Presbyter, der um 1100 als Benediktinermönch in Helmarshausen die dreibändige Schedula diversarum artium, verfasste. Dieses Werk gilt heute als die WIchtIgste kunst- und fertigungstechnische Handschrift des Mittelalters. 26 Das von den Römern übernommene Siegelwesen war zunächst vom Siegelring dominiert und\\urde erst Mitte des 9. Jahrhunderts vom metallischen Siegelstempel abgelöst. Erste 1m Metallschmtt ausgefuhrte Siegelstempel waren das Portraitsiegel von Ludwig dem Deutschen (v. 831) und das KaIs~rsIegel von Kar! dem Dicken (v. 877), vgl. MÜHLBAcHER!lECHNER 1908 (FakSImIle onlme), S. XC - XCIV.

248 554 Klara lahn Eligius ( ) aus Nyon, die ursprünglich das Goldschmiedehandwerk erlernt hatten. In den folgenden Jahrhunderten werden Goldschmiede häufig in die Vertrauensposition als Münzmeister und Wardein berufen, gehören den Hausgenossen an und betätigen sich als Hersteller von Münzstempeln. Sie sind angesehene Bürger, die häufig öffentliche Ämter wahrnehmen. Aus den Predigten des Berthold von Regensburg ( ) ist zu entnehmen, dass die goltsmide. pjf:nnincsmide und ander smide der Ständegliederung angehören. 27 Pfennigschmiede sind Münzer bzw. Münzmeister. Für Goldschmiede als Münzstempelschneider liegt eine umfassende Dokumentation für die Freiberger Münzstätte (seit 1244) vor. Es heißt: Von der Ersterwähnung eines Goldschmiedes. er war gleichzeitig Stempelschneider an der Freiburger Münzstätte im Jahre bis zur Schließung 1556 sind urkundlich 65 Goldschmiede/-meister in Freiberg belegt. Von diesen arbeiteten 13 gleichzeitig als Stempelschneider. 28 Dem ersten Goldschmied wird das Amt des Eisengräbers an der markgräflichen Münzestätte erblich eingeräumt. Es geht ferner daraus hervor, dass es sich bei den Goldschmieden um eine Nebentätigkeit zu ihrem eigentlichen Gewerbe handelt. Dass Münzstätten nicht ständig mit Arbeit ausgelastet sind, geht u. a. aus städtischen Aufzeichnungen hervor. So ist beispielsweise aus den Ratserlässen der Stadt Nürnberg zu erfahren, dass der Goldschmied Wenzel Jamitzer ( , seit 1534 in Nürnberg) ab 1541 als,eisengraber' berufen wird um die Münzstempel anzufertigen. Nachdem 1550 in der Münzstätte wenig geprägt wurde, sollte man Jamitzer anstelle dessen mit offner hand eichen lassen und 1553, als der Münzbetrieb wieder aufgenommen wird, wird er in seiner Tätigkeit als,eysenschneider' auch wieder in die Pflicht genommen. 29 Siegel bzw. Petschafte, für die überwiegend Bronze und Messing verwendet wird sowie Beschau- und Meisterpunzen werden nicht nur von Goldschmieden angefertigt (Abb. 5). Es gibt Überschneidungsbereiche mit anderen Berufsgruppen, z. B. den Gürtlern. Diese geraten häufig mit den zunftgebundenen Goldschmieden in Kompetenzkonflikte. Im Innungsartikel der Freiberger Goldschmiede von 1466 heißt es, dass als Meisterstück u. a. ein Siegel mit einem Wappen geschnitten werden muss. Ferner, und das ist hier der entscheidende Punkt wird dem Goldschmied die Verarbeitung von Messing oder Kupfer nur unter stren~en Auflagen gestattet. 30 Nach der Krakauer Zunftordnung von 1412 hat ein Gürtler zur Meisterprüfung einen eisernen Stempel (eysin senkilstempit) anzufertigen. 3 I Aus der Stadt Nürnberg 27 BERTHOLD vo:-.; REGENSBURG (um ) in: PFEIFFER 1862, Band I, S BECKER'FRIEBE S. 21 ff. 29 Anzeiger S. 250 ff. 30 Das Freiberger Stadtrecht in: ERMISCH 1889: Innungsartikel der Goldschmiede um S. 290 (Volltext online: Zusatz 9. 2).. 11 Krakauer Zunft-Ordnungen in: BUCHER S. 99 (Faksimile online).

249 Das Berufsbild des Stempelschneiders 555 ist fur die Gürtler ist zu erfahren, dass als Meisterstücke u. a.fiinfstählerne Stämpel mit Figuren schneiden erforderlich sind.3 2 ~tt (ßolbtr~mtb. ~er 03ilrtltt..f)itfinb fr ~ürtd wo{ gtmlld)t S30n ldi)erl Qrtlicl2,mi) gtfct;racf2t! <;non ~intftji/e5tj1tftfj~ü~fcf1"grq6nl <;non lqu~trtf roltijltrlid2 ~amt6g4rttlquffba6~1i ~umq" ~acf2 QUcf2 jltmptftljfjn,mi) ~rt11nel)rtnl ~r46 6igd/wit ilt fan 6tWtiOrJ- Abb. 5: Der Goldschmied und Der Gürtler aus: AM MAN 1568, S. 26 und 35 Die Berufsbezeichnung,Gürtler' leitet sich aus Gürtungen und Gürteln zur Panzerung mit Rangabzeichen, Schmuck- und Prunkstücken ab. Der,gurtlrer'33 tritt bereits Anfang des 14. Jahrhunderts als Handwerker in Erscheinung, dem anders als dem Goldschmied, auch der Kleinhandel erlaubt ist. Die Differenzen zwischen Goldschmieden und dem Gürtlergewerk ziehen sich dann auch durch Privilegien, ]2 Gürtler, in KRÜNITZ , (Volltext online). Vgl. auch das Privileg Kaiser Karl VI. ( ) fiir die Nürnberger Gürtler (1736) und das Privileg Kaiser Karl VII. ( ) fiir die M~lster des Gürtler-, Spangen- und Klausurmacherhandwerks u. a. wegen Konfiszierung der ]3 Stämpfler_ und StöreT Arbeiten (1743). Nach: PILZ 1954, S. 21. OrrOKAR von Steiermark (geb. um 1265) in: SEEMÜllER 1893: chron. S. 869 L Vers : daz grads! volc. daz Wienne hat. daz sint hantwerkfrre [... ] gurtlfrr und irhfrre (irhfrre ~ \reis:gerber), (Faksimile online).

250 556 Klara Jahn Edikte und Zunftordnungen im Wesentlichen unverändert bis zum Jahr 1862, der Ablösung der Zünfte durch die Gewerbefreiheit. Anfang des 15. Jahrhunderts entsteht der Beruf des Eisenschneiders, der aus dem Plattnerhandwerk (Hersteller von Rüstungen) hervorgeht. Der Eisenschneider befasst sich mit Ziertechniken auf Rüstungen und Waffen, die in Metallschnitt und Metallätzung ausgeführt werden. Zentren des Plattnerhandwerks entstehen u. a. in Augsburg, Landshut, Nürnberg und Dresden, von denen große Ausstrahlungskraft für die Eisenschneidekunst ausgeht. Eisenschneider führen dann nicht nur Plattnerund Waffengravuren aus, sondern auch Verzierungen auf Hausgerätschaften (Oblateneisen) und Werkzeugen. Der Eisenschneider übernimmt in der Folge ebenfalls das Anfertigen von Siegeln bzw. Petschaften sowie MÜTIZ- und Medaillenstempeln. Abgesehen von der Plattnerei, die vom 15. bis Mitte des 17. Jahrhunderts in Deutschland betrieben wird, hat das Verzieren von Waffen lange Tradition. Sie lässt sich, ausgeführt in Metallschnitttechnik, bis in die Anfänge der Metallurgie zurückverfolgen. Die Waffentechnik bildet auch seit jeher den Motor für technische Innovationen, erst dann kommen Werkzeuge, dann Acker- und Hausgeräte. Zu einem Mittelpunkt der Jagdwaffenproduktion bildet sich im 16. Jahrhundert Thüringen heraus. In der Stadt Subl bestehen im Jahr 1570 bereits 10 Büchsenschmieden und die Gewehre werden z. T. in Eisenschnitt-Technik verziert. Mit zunehmender Arbeitsteilung und Spezialisierung kommt es zur Herausbildung der Eisenschneider als einer eigenständigen handwerklichen und künstlerischen Tätigkeit. Seit 1690 fertigen im Raum Suhl Eisenschneider auch Medaillen- und Münzstempel. Bisher konnten in dieser Tradition mehr als 30 Münz- und Medaillenstempelschneider nachgewiesen werden. 34 Unter ihnen sind Namen wie: Johann Veit Döll ( ), Friedrich Wilhelm Hörnlein ( ) und Helmut König (geb. 1934). Ab 1450 lassen sich Medailleure nachweisen. Medaillen sind zunächst in Metall gegossene bzw. geprägte Schau- oder Gedenkmünzen. Die Modelle dafür, in Holz oder Stein geschnitten oder in Wachs bossiert (Abb. 6), werden von Künstlern angefertigt. Die ContraJeitenmünz-Kunst wird zuerst von Holzbilderhauern, Tischlern und Steinschneidern ausgeübt, dann von Goldschmieden und schließlich vom Medailleur. 34 BRI"HVSClIMIDT 0" J [nach 1991]. S. 1 Ir

251 Das Berufsbild des Stempelschneiders 557 Abb. 6: Wachsmodell auf Schieferplatte zur Rückseite der Krönungsmedaille Friedrich I. zum König in Preußen im Jahr 170 I von Raimund Faltz ( ) aus: STEGUWEfT 2003, Abb. 3. Medaillen zeichnen sich gegenüber Münzen (hoheitliches Wertzeichen) durch ihren Kunstwert und dem fehlenden Kurswert aus und zählen zu den Werken der Kleinplastik. Medailleure sind als Künstler an Höfen beschäftigt oder werden von ihnen beauftragt. Als bedeutende Medailleure und Stempelschneider, die für viele andere richtungweisend waren, sind zu nennen: Hans Schwarz aus Augsburg (1492-nach 1521), der eine Bildhauerlehre absolvierte und vermutlich als Steinmetz tätig war. Er war u. a. im Jahr 1518 für Kurfürst Joachim I. von Brandenburg tätig (Abb. 7). Christian Wermuth ( ) arbeitete als Münzstempelschneider für den Herzo~ von Sachsen-Gotha-Altenburg, der ihn 1688 an die Münzstätte nach Gotha be~ef. Darüber hinaus fertigt er auch für andere Münzstätten, wie Stolberg (Harz), Munzstempel an. Im Jahr 1699 erhält Wermuth das kaiserliche Privileg, eine eigene Medaillenwerkstatt zu eröffnen. Raimund Faltz ( ) wird nach Aufenthalte~. in Lübeck, Kopenhagen, Erfurt, Coburg, Bamberg, Nürnberg, Straßburg, Paris, Brussel sowie London im Jahre 1690 als Medailleur von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg an die Berliner Münzstätte berufen STEGUWEIT 2003, s. 21.

252 558 Klara lahn Abb. 7: Bronzeguss-Medaille von Hans Schwarz aus Augsburg fiir Kurfiirst loachim I. von Brandenburg (1518) aus: STEGUWEIT 1997, S. 13. Münzstempel- und Stempelschneider im Schrifttum Quellen, die in den Wörterbüchern DRW-Deutsches Rechtswörterbuch, MhdWB Mittelhochdeutsches Wörterbuch und DWB-Deutsches Wörterbuch aufgeführt werden, umfassen einen Querschnitt der älteren deutschen Rechtssprache, der Periode der mittelhochdeutschen Dichtung, chronikalischem, rechtlichem und religiösem Schrifttum sowie dem schriftsprachlichen Wortbestand seit Mitte des 15. Jahrhunderts. Aus diesem Quellenmaterial geht hervor, dass die Nennung von Berufen in zeitlicher Abfolge Veränderungen erfährt und sich auch andere Handwerker, wenngleich nebenberuflich, mit derselben Sache beschäftigen. Es zeigt aber auch eine Gewichtung, wie und welche Berufe, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Geldproduktion stehen, im Schrifttum wahrgenommen werden. Mit Rückgriff auf das listenmäßige Wortgut, lässt sich dieser Sachverhalt veranschaulichen. Es soll für Münzstempelschneider, als Hersteller des wichtigsten und sensibelsten Werkzeugs in einer Münzstätte, und denjenigen, die die Münzproduktion betreiben, dargestellt werden. Dabei wird unterschieden zwischen 1. Münzer, die das Recht zur Herstellung von Münzen besitzen, es als Handwerker auch nutzen und häufig die Befugnis zum Geldwechsel haben, sowie 2. Münzmeistern, die in ihrer Funktion als Leiter von Münzstätten für die gesamte Münzherstellung verantwortlich sind. Beide werden auch mit dem Anfertigen von Münzstempeln in Zusammenhang gebracht. In der grafischen Darstellung wird gezeigt, wie sich die Nennungen zwischen Münzer, MünzstättenJeiter gegenüber Münzstempel- und Stempelschneider im Laufe der Zeit verschieben (Abb. 8).

253 Das Berufsbild des Stempelschneiders 559 o~~~~--~~~~~ Abb. 8: Gewichtung und Verteilung der Berufe nach DRW-Deutsches Rechtswörterbuch, MhdWB - Mittelhochdeutsches Wörterbuch und DWB - Deutsches Wörterbuch anhand von Urkunden, Rechtsverordnungen und Schrifttum aus der Zeit von 800 bis 1850 (133 Einträge). Zuerst werden in den Quellen der Wörterbücher DRW, Mhd und DWB anband von Urkunden, Rechtsverordnungen und dem Schrifttum aus der Zeit von Münzer wahrgenommen tritt neben dem Münzer der Münzstättenleiter in ~rscheinung. Das Maximum der Nennungen von Münzern und Münzstättenleitern hegt vor Ihre Nennungen gehen ab der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts stark zurück. Münzstempelschneider werden erst nach 1300 genannt. Münzstempelschneider werden fassbar, Künstlerverzeichnis w~~ aus dem bisher genannten Schrifttum hervorgeht, betätigen sich im Umfeld von Munzstätten verschiedene Berufsgruppen mit dem Anfertigen von Münzstempeln. Aus diesem Anlass wurde ein Künstlerverzeichnis 36 herangezogen und berufsspezifisch ausgewertet (Abb. 9 a, b und Tab. 3). Die hier interessierenden, speziellen Berufe sind in diesem Verzeichnis in der Berufsgruppe unter der englischen Bezeichnung medalist zusammengefasst. Es sind: Münzer bzw. Münzstättenleiterl -meister, Münzgraveur, -schneider, -stecher und Münzstempelschneider, Medailleur, Medaillenschneider und -stecher sowie Wachsbossierer und Plakettenkünstler. Bei den Einträgen handelt es sich dann um Kurzbiografien, wie etwa für Wentzel SAUR 2002: Allgemeines Künstlerlexikon. Bio-bibliographischer Index nach Berufen. Dabei handelt es sich um ein internationales Verzeichnis von bildenden Künstler seit der Antike (231 n. ehr.) bis ZUr Gegenwart. Nach SAUR (online): Grundlage der biografischen Einträge sind über 200 wichtige Internationale Künstlerlexika. Die Sortierung erfolgt nach 68 künstlerischen Berufsgruppen (in enghscher Sprache). Die Zuordnung der insgesamt 744 in den Einträgen verwendeten speziellen BerufsbezeIChnungen ist der, Übersicht der Berufe und ihrer Zuordnung'. die in mnf Sprachen verfasst ist. zu entnehmen. Innerhalb der Berufsgruppen sind die Künstler alphabetisch nach Ländern und darin chron I. h o oglsc angeordnet.

254 560 Klara Jahn Jamitzer. Johann Veith Döll oder Raimund Faltz. Genannt werden Name und Schreibvariationen, Berufs- und weitere Tätigkeitsbezeichnungen, Datierung nach Geburtsjahr bzw. erstmaliger Erwähnung sowie der bibliographische QuellennachweisY Für Deutschland werden im Zeitraum von 1000 bis 1903 insgesamt 1038 Personen verzeichnet. Die Fülle des Materials, die durch unterschiedliche Begrifflichkeiten benannte Tätigkeit für das Stempelschneiden sowie eine Vielzahl von beruflichen Kombinationen. machen es notwendig, eine der Sachlage angepasste Methode anzuwenden. Für die berufsspezifische Auswertung und deren grafische Darstellungen werden daher Münzgraveur. -schneider, -stecher, Münzstempelschneider sowie Medaillenschneider und -stecher zu stempelschneidenden Künstlern zusammengefasst. Deren Nennung steht häufig in Kombination mit anderen künstlerischen oder handwerklichen Aktivitäten. Beim Münzer handelt es sich dann um eine singulär genannte Tiitigkeit. Zwischen Münzer und Münzstättenleiter (Münzmeister) wird im Künstlenerzeichnis nicht differenziert. Der Goldschmied wird angesichts der Häufigkeit seiner Nennungen gesondert aufgenommen. Er steht stets in einem Zusammenhang mit einer (Neben-)Tätigkeit als Hersteller von Münz- bzw. Medaillenstempeln. Personen. die singulär als Medailleur genannt sind stellen eine eigene Gruppe dar. Abb. 9 a und Tab. 3 zeigen die Nennungen von stempelschneidenden Künstlern. Münzern. Goldschmieden und Medailleuren. In Abb. 9 b ist die Nennung von Münzern. Goldschmieden und Medailleuren in Relation zur Gesamtheit der Künstler. die als Stempelschneider tätig sind dargestellt. Ikl,p,d-hntrag h<:, S \IR S. 222 für: OÜLl. JOIfA:-'~ VEIT. enchaser. medalist. gern. cutter '11 Suhl 15.IOIX35. n. AKl. XX\'III. -- Im AKL (Allgemeines Künstlerlexikon. SArR B.md 2S. S.233. finden sich dann die Quellenangaben zu Dölls eigenem schriftlichen Werk und :\~h. hl,ls~ '.)WIC ~lon{lg:raflcn film Kün~tler.

255 Das Berufsbild des Stempelschneiders 561 Nennungen von im SAUR-Künstlerverzeichnis stempel schneidende Künstler Münzer Goldschmied il Abb. 9a: Anzahl Nennungen im SAuR-Künstlerverzeichnis unter medalisj von Künstlerbiographien im SAUR-Künstlerverzeichni~_ Münzer 111 Goldschmied SI Medailleur Abb. 9b: Anzahl Nennungen in % gegenüber stempel schneidenden Künstlern Abgesehen von einer zeitlichen Abfolge über Entstehen, Wandel und Verschwinden dieser Berufe, offenbart das Verzeichnis einen weitergehenden Aspekt. Es zeigt auf v?n wie vielen Künstlern der Beruf singulär ausgeübt bzw. in Kombination mit emer, zwei oder mehreren anderen Tätigkeiten in Einklang gebracht wird (Tab. 3). Als weitere Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen werden genannt: Bildhauer. Büchsenmacher, Gürtler, Gießer, Kupferstecher, Plattner, Stein- und Formschneider U.v.rn.

256 562 Klara Jahn Tab. 3: Übersicht zur Gewichtung von Nennungen in der Ausübung von Berufen im SAuR-Künstlerverzeichnis: Verteilung und Anzahl von Künstlern mit singulärer Tätigkeit sowie in Kombination mit einem zweiten Stempel-Beruf. Geburtsjahr. Erwähnung Gesamtzahl Personen Münzer Medailleur Münzschneider Münzer - Goldschmied Stempelschneider Graveur ** - Münzschneider - Eisenschneider 2 2 Medailleur - Goldschmied Stempelschneider Siegelschneider 10 I - Graveur Münzschneidcr 2 Münzschneider - Goldschmied 3 - Stempelschneider *) Die Reihenfolge der Nennung ist nicht berücksichtigt. **) english: engraver, die Übersetzung lautet auf,stecher, Graveur'; Letztere Bezeichnung ist erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich. Schlussfolgerungen Mit der Münzprägung entsteht der Beruf des Stempelschneiders für metallische Werkstoffe. Für die Zeit von 1000 bis 1900 zeigt sich, dass Münzstempel von unterschiedlichen Berufsgruppen angefertigt wurden. Es sind Münzer und später auch Münzmeister. die diese Prägestempel herstellen. Der Beruf des Eisengrabers entsteht in direktem Zusammenhang mit dem Münzbetrieb. Goldschmiede, die mit dem Anfertigen von Siegeln und Petschaften vertraut sind, betätigen sich u. a. als Münzmeister und stellen auch Münzstempel her. Andere Metall verarbeitende Handwerksberufe. wie Gürtler, sind in der Lage, Stempelschnirte auszuführen. Aus der Waffenproduktion entwickelt sich der Eisenschneider zum Medailleur und Münzstempelschneider. Am Entstehungsprozess des Medailleurs sind auch andere handwerkliche und künstlerische Berufe, wie Tischler, Bildhauer, Steinmetze, Forrnschneider und Goldschmiede beteiligt. Das Berufsbild des Münzstempelschneiders stellt sich einerseits als eigenständiger Beruf dar, der sich im Wesentlichen mit der

257 Das Berufsbild des Stempelschneiders 563 Münz- und Waffentechnik entwickelt hat. Andererseits ist,stempelschneiden' aber auch ein Arbeitsgebiet von anderen Handwerkern und Künstlern. Ausblick und Anregung Stempelschneider leisten seit dem Altertum einen wichtigen Beitrag in der Informationsaufzeichnung und deren Überlieferung. Ihre Beteiligung am medialen Kommunikationsgeschehen ist nicht unwesentlich (siehe Übersicht in Abb. 1) und ihr Anteil an technischen Innovationen ist bisher auch wenig beachtet (Erfindung des Buchdrucks). Selbst als Berufsgruppe der Klein- und Gebrauchskunst wurden sie über lange Zeit kaum bemerkt bzw. sind aus dem Blickwinkel geraten. Dabei sind Siegel, Petschaft und Münzstempel nur ein Segment aus ihrem Repertoire. Als Hersteller von technischen Stempeln und Punzen, von denen nur noch der Abdruck wahrgenommen wird, rücken sie verstärkt ins Gesichtsfeld unterschiedlicher wissenschaftlicher Fachrichtungen. In diesem Zusammenhang sei auf die Stempelschneiderforschung, wie sie ansatzweise von der Bucheinbandforschung 38 betrieben wird, hingewiesen. Sie wird mittlerweile auch von anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie Rechts-, Wirtschafts-, und Kunstgeschichte, der Genealogie u. a., eingefordert. Was die Material- und primäre Quellenlage 39 zum Stempelschneider betrifft, so kann - anhand eigener Recherchen - darauf verwiesen werden, dass sie in vielfaltiger Weise in Archiven und Museen vorliegen. Auch bereits aufgearbeitetes Material ist vorhanden. Es ist jedoch vereinzelt niedergelegt und daher schwer oder kaum auffindbar. Für die Numismatik steht zwar die Münzmeisterforschung40 im Vordergrund, wie aber am Beispiel Münzstempel gezeigt werden konnte, gibt es Überschneidungsbereiche mit vielen anderen Professionen. Aus diesem Grund wird eine fachübergreifende Stempelschneiderforschung angeregt Lederbände werden seit der Gotik mit Punz- und Stempeltechniken verziert. Als Hersteller von 39 Prägestempeln zur Bucheinbandgestaltung kommen vielfach auch Klausurmacher in Betracht. 40 Zum Beispiel Verwaltungsschrifttum, wie der Historiker es sieht... V gl. JESSE 1955/1956, S Jesse fasst unter Miinzmeisterjorschung nicht nur die admmlstrative Leitung einer Münzstätte auf sondern zählt ausdrücklich den Stempelschneider und Wardem mit dazu. Im Hinblick auf eine Ste:npelschneiderforschung bietet dieser Beitrag wertvolle Gedanken und Ansätze.

258 564 Klara lahn Literatur AMMAN 1568: AMMAN JOST: Das Ständebuch, 133 Holzschnitte, Mit Versen von SACHS, HANS und SCHOPPER, HARTMANN hg. von LEMMER, MANFREO, 5. Auflage, Nachdruck der Ausgabe von Frankfurt 1568, Leipzig 1975, (= Inselbücherei 133). Anzeiger 1877: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Organ des Germanischen Museums, Neue Folge 24, Heft 9, BECKER/FRIEBE 2004: BECKER, Uoo und FRIEBE, HANS: Die Stempelschneider in der Münzstätte zu Freiberg bis zu ihrer Schließung 1556, in: Freiberger Münzblätter 13,2004, S BOSWORTH 1898: BOSWORTH, JOSEPH: An Anglo-Saxon dictionary, Based on the manuscript collections ofthe late Joseph Bosworth, Supplement by NORTHCOTE TOLLER, THOMAS Oxford BREPOHL 1999: BREPOHL, ERHARD: Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk, Gesamtausgabe der Schrift de diversis artibus in zwei Bänden, Band 2: Goldschmiedekunst, Köln BRUHN/SCHMIDT o. 1. [nach 1991]: BRUHN, DIETER und SCHMIDT, AxEL: Suhler Medailleure, hg. von KRÄMER, WOLFGANG, Suhl, o. 1. [nach 1991]. BRUHN 2004: BRUHN, DIETER: Johann Veit Döll, Nachlass 1: , Suhl BUCHER 1889: BUCHER, BRUNO (Hg.): Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen der Stadt Krakau, nach Balthasar Beheim's Codex Picturatus, Wien 1889, Faksimile online < 7Ecd2/ drw /F3/krakzfto/ g099. htm> (Stand: ). DIN 8580: DIN Deutsches Institut für Normung e. V (Hg.): Mechanische Technik, 21. Auflage, Berlin und Köln DRW - Deutsches Rechtswörterbuch: Volltext online: DRW - Deutsches Rechtswörterbuch: Wörterbuch der älteren deutschen (westgermanischen) Rechtssprache Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Volltext online < > (Stand ). DWB - Deutsches Wörterbuch: CD-ROM: DWB - Deutsches Wörterbuch von 1. und W. GRIMM. CD-ROM Der digitale Grimm, ERDMANN 1973: ERDMANN, OSKAR (Hg.): Otfrids Evangelienbuch. 6. Auflage. Tübingen 1973 (= Altdeutsche Textbibliothek 49). ER!\IISCH 1889: ERMISCH, HUBERT (Hg.): Das Freiberger Stadtrecht [Festgabe zum achthundert jährigen Regierungs-Jubiläum des Hauses Wettin], Leipzig Volltext online < (Stand: ).

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260 566 Klara lahn Mhd - Mittelhochdeutsches Wörterbuch Volltext online: MhdWB - Mittelhochdeutsches Wörterbuch (BMZ: GEORG FRlEDRlCH BENECKE, WILHELM MÜLLER und FRIEDRlCH ZARNCKE ( ) sowie L: MATTHlAS LEXER ( ) Volltext online < WBB/woerterbuecher> (Stand ). MÜHLBAcHERILECHNER 1908: MÜHLBACHER, ENGELBERT und LECHNER, JOHANN (Hg.): Regesta Imperii, Abteilung: 1. Karolinger (926/962), Band 1, 1: Karolinger, Regesten (924), Innsbruck Kapitel Protokoll der Urkunden und Siegel, Faksimile online < l_mue 1908_0089> (Stand: ). PFEIFFER 1862: PFEIFFER, FRANZ (Hg.): Berthold von Regensburg (um ), Vollständige Ausgabe seiner Predigten 1, Wien PILZ 1954: PILZ, KURT: Das Handwerk in Nürnberg und Mittelfranken, Nümberg SAUR 200 I: SAUR Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München und Leipzig SAUR 2002: SAUR Allgemeines Künstlerlexikon, Bio-bibliographischer Index nach Berufen, München und Leipzig SAUR (online ):< (Stand: ). SCHLICKEYSENIPALLMANN 1896: SCHLICKEYSEN, FRlEDRICH WILHELM ADOLF und PALLMANN, REINHOLD: Erklärung der Abkürzungen auf Münzen der neueren Zeit, des Mittelalters und des Altertums sowie auf Denkmünzen und münzartigen Zeichen, 3. Auflage, Berlin SCHULZ 2004: SCHULZ, GäRT-G.: Die bergbaulichen Münzprägungen der Stolberger Grafen im 18. Jahrhundert, in: MONlKA LÜCKE und ULF DRÄGER (Hg.): "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Halle (Saale) 2004, S SEEMÜLLER 1893: SEEMÜLLER, JOSEPH (Hg.): Ottokars Österreichische Reimchronik, Nach den Abschriften Franz Lichtensteins, Teil 2, Hannover 1893, Faksimile online < &seite=153> (Stand: ). STEGUWEIT 2003: STEGUWEIT, WOLFGANG: Medailleur des Königs, Raimund Faltz ( ), Berlin 2003 (= Das Kabinett 8). STEGUWEIT 1997: STEGUWEIT, WOLFGANG (Hg.): Kunst und Technik der MedaiIle und Münze, Das Beispiel Berlin, Berlin 1997 (= Die Kunstmedaille in Deutschland 7).

261 Das Berufsbild des Stempelschneiders 567 SUHLE 1968: SUHLE, ARTHUR: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, 3. Auflage, Berlin TOMASCHECKIWElSS 1877: TOMASCHEK, JOHANN ADOLF (Bearb.), WEISS, KARL (Hg.): Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien I, Wien 1877 (= Geschichts Quellen der Stadt Wien I). TUCHER 1862: TUCHER, ENDRES: Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nümberg (I464~1475), Mit einer Einleitung und sachlichen Anmerkungen von FRlEDRICH VON WEECH, hg. von MATTHIAS LEXER, Stuttgart WAPNEWSKJ 1998: WAPNEWSKI, PETER: Walther von der Vogelweide, Gedichte, Mitteldeutscher Text und Übertragung, Frankfurt am Main WÜRTEMBERGER 1997: WÜRTEMBERGER, GEROLD (Hg.): Technologie - Technischwissenschaftliche Grundlagen des Goldschmiedens, Teil I: Grundtechniken der Herstellung von Schmuck und Gerät, Übersicht über Stoffe und Fertigungsverfahren, Bielefeld 1997.

262 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister D IETRICH und MONIKA L ÜCKE Abb. 1: Schloss und Stadt. Die über 800-jährige Geschichte des Ortes Stolberg ist noch heute in einem einzigartigen historischen Stadtbild sichtbar. 1 Das Grafen- bzw. Fürstengeschlecht der Stolberger prägte die Geschichte der Residenzstadt vom Beginn des 13. bis in das 20. Jahrhundert hinein, unübersehbar in der dominierenden Stellung des Schlosses h~ch über der Stadt auf einem Felsvorsprung (Abb. 1).2 Im 13. Jahrhundert wurden die ersten Stolberger Münzen geschlagen, etwa verschiedene Gepräge sind bekannt. Die letzten Stücke entstanden im Jahr 180 I. LÜCKElHENNRlCH 2006, S Dazu interessant sind die neuesten Veröffentlichungen über das Schloss. die aktuelle Erkenntnisse der Bauforschung auswerten. Vgl. HENNRlCH S. 13 ff.; LÜCKE: HENNRICH 2006, S

263 570 Dietrich und Monika Lücke Das Schloss, heute im Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wird seit dem Jahr 2003 umfassend saniert und restauriert. Dabei werden einzelne Bauschichten untersucht und immer wieder neue Erkenntnisse zur Baugeschichte gewonnen. So konnten größere Umbauten bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Sensationell für ein Schloss, das vor allem als Renaissanceschloss angesehen wurde. Die älteste, heute bekannte schriftliche Quelle, eine Ablassurkunde in der St. Martini-Kirche, erwähnt den Ort erst Archäologische Untersuchungen zeigen, dass die mit dem Bergbau entstandenen Siedlungen in dieser Gegend wesentlich älter sein müssen. Abb. 2: Statue des Heiligen Martin, Patron der Stadtkirche, der seinen Mantel mit einem behinderten Bettler teilt.

264 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister 571 Die Anlage des Stadtgebietes hat sich seit dem Mittelalter nicht geändert. Zu schmal sind die Täler, die hier das auslaufende Harzgebirge durchschneiden. Und auch bauliches Wachstum ist nur in engen Grenzen möglich. Die Stadt zählte in der Zeit von zwischen und etwa Einwohner, 1724 etwa und heute um die Die erste Vermessung der Stadt durch Johann Friedrich Penther im Jahre 1724 zeigt im Vergleich zur heutigen Bebauung nur geringe Abweichungen. Die drei Straßenzüge, die Niedergasse, die Eselgasse und die Neustadt bzw. das Kalte Tal, wurden jeweils mit einer doppelten Toranlage geschützt. Heute steht nur noch das Rittergässer Tor. Ein in der Stadt genanntes Viertel lag im inneren Ring der Toranlagen. Die Niedergasse begann zu dieser Zeit erst ab dem Stadttor am Hospital St. Georg stadtauswärts. Das Stadtbild wird noch heute von Fachwerkhäusern des 15. bis 19. Jahrhunderts geprägt und stellt ein einzigartiges Ensemble dar. Eine Besonderheit in Stolberg dürfte der große Anteil von Fachwerkhäusern aus der Zeit vor 1530 sein. Über 20 solcher Bauten sind bisher mit modemen Datierungsmethoden nachgewiesen worden. Das spätgotische Ensemble der Stadtkirche St. Martini mit der Marienkapelle und der alten Superintendentur stand bis in die Mitte der 1920er Jahre. Anhand der erhal- Abb. 3: Blick in das Kirchenschiff der SI. Martini-Kirche.

265 572 Dietrich und Monika Lücke tenen 196 Urkunden ( ) sowie der Jahresrechnungen seit 1475 lässt sich ein baugeschichtlich aufschlussreiches Bild dieser Kirche zeichnen. Die romanischen Fenster- bzw. Türöffnungen im Bereich des Kirchtunns, die Baumaßnahmen zur Erweiterung des Kirchenschiffs seit 1484 und die umfangreiche historische Ausstattung mit der Statue des Kirchenpatrons, des Heiligen Martin (Abb. 2), dem alten Kreuzaltar, den geschnitzten Tafeln, einer Marienstatue sowie Grabplatten der Gräfin Elisabeth von Württemberg ( ) und des Pfarrers Ulrich Rispach dokumentieren die Geschichte der Kirche. Im Jahr 1521 wurde in St. Martini das erste Mal in deutscher Sprache gepredigt, 1525 hielten hier übrigens sowohl Martin Luther ( ) als auch Thomas Müntzer ( ) Gottesdienste ab (Abb. 3). Von der Kirche fuhrt eine Treppe, der Kirchstieg am neuen Rathaus (nach 1720), das als koujhuse (1450/1454, 1452 d) erbaut wurde, zum Marktplatz mit seinen Gasthöfen, Herbergen, Geschäften und Wohngrundstücken, in denen vor allem Handwerker lebten. Der heutige Marktplatz (Abb. 4) entspricht in Lage und Ausdehnung dem Bild des späten 15. Jahrhunderts. Auf der dem Rathaus gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes befindet sich heute der Stolberger Hof Bereits im Spätrnittelalter lagen hier zwei Gasthöfe, genannt Zum schwarzen Hirsch und Zum goldenen Löwen. Abb. 4: Marktplatz von Stolberg mit Blick auf das Stolberger Rathaus.

266 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister 573 Abb. 5: Pentber-Plan von Ausschnitt mit den eingezeichneten Münzstätten. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Magdeburg (künftig: LHASA, MD), Rep. H Stolberg-Stolberg C, Plankammer S Mappe I, BI. 63. Nachgewiesen wurde die Lage mehrerer Prägestätten im Ort (Abb. 5). Demnach befanden sich Werkstätten zur Münzherstellung: - im Geburtshaus Thomas Müntzers in der Niedergasse 2 zum Ende des 15. Jahrhunderts - in der ALTEN MÜNZE in der Niedergasse 19 im 16. Jahrhundert, - auf dem Grundstück neben dem Seigerturrn von Johann Jerernias Gründler und - nach 1750 im Jägerhof, dem ältesten öffentlichen Gebäude der Stadt.

267 574 Dietrich und Monika Lücke I. Das Geburtshaus Thomas Müntzers Beginnt man den Rundgang auf den Spuren der Münzmeister 3 chronologisch, so ist das älteste bekannte Grundstück das neben dem Seigerturm vom Markt aus rechts liegende Grundstück, heute bekannt als Thomas Müntzers ( ) Geburtshaus (Abb. 6). Nach neuesten Untersuchungen handelt es sich um das älteste noch original erhaltene Wohnhaus Stolbergs. Dendrochronologisch stammt das Haus (Dachbalken), das 1851 angeblich abgebrannt ist, aus dem Jahr Damit wird nicht der Brand bestritten, sondern darauf hingewiesen, dass das Haus nicht, wie oftmals bei Fachwerkhäusern, vollständig abgebrannt ist. Abb. 6: Thomas Müntzers Geburtshaus in der Niedergasse. Nach den Rechnungsbüchern gab es im Zeitraum von 1470 bis 1501 zwei Familien in Stolberg, die den Namen Montzer trugen. In beiden Fällen waren die Männer von Beruf Münzmeister. Der erste Müntzer zahlte 1470 für ein Wohnhaus im Stadtzentrum erstmalig die kommunalen Steuern. Er verstarb zwischen den Steuerzahlungen von 1496 und 1497, da für sein Haus in den Jahren 1497 bis 1500 die Montzerin, 3 Ein Fragenkomplex bildete sich um die Münzmeisterbiografien heraus. lm Begleitband zur Eröffnung der Ausstellung in der ALTEN MÜNZE in Stolberg (Harz), 2004, wurde dieser Schwerpunkt der Münzgeschichte deutlich gemacht, insbesondere auf den Beitrag von D. LÜCKE 2004, S ist zu verweisen.

268 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister 575 also seine Witwe, die Steuern zahlte. Ob nun diese Frau zwischen 1500 und 1501 verstorben ist, neu geheiratet hat oder die Stadt verließ, kann nicht gesagt werden. Abb. 7: Stolberger Schadlosbriefebuch, restauriert 2002 mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt, Stadtarchiv Stolberg, ohne Sign.

269 576 Dietrich und Monika Lücke Die zweite Familie mit dem Namen Müntzer erschien erstmalig Gleichfalls im Stadtzentrum wurde ein Matthes Montzer auf ein Haus besteuert, welches bis dahin Hans von Bertikau besaß. Die Amtsrechnungen von 1497/1498 erwähnten ihn sowohl mit seinem Namen als auch mit der Berufsbezeichnung muntzmeister. Da es immer nur einen aktiven Münzmeister geben konnte, aber der mit Vornamen nicht bekannte, seit 1470 nachweisbare Münzmeister noch lebte, dürfte es sich bei Matthes Montzer um den Sohn des ersten Montzer handeln. Dieser hatte nach Volljährigkeit und Gründung eines eigenen Hausstandes die beim Vater gelernte Profession übernommen und war spätestens ab 1497/1498, wohl aber schon seit seiner steuerlichen Ersterwähnung der amtierende Münzmeister. Er verstarb zwischen den Steuerzahlungen der Jahre 1500 und 150 I, und seine Witwe hat nach Quedlinburg geheiratet. Einer der beiden Müntzer war der Vater des in Stolberg geborenen Theologen und Führer des thüringischen Bauernaufstandes, Thomas Müntzer. Der bisher als Vater Müntzers verstandene Witwer der 1520/1521 in Quedlinburg verstorbenen Mutter des Thomas Müntzer, kann also nur der Stiefvater gewesen sein. 11. Die ALTE MÜNZE Das Gebäude der ALTEN MÜNZE, seit Juni 2004 als Münzprägewerkstatt und Museum umgestaltet, wurde 1535 als Werkstatt und Wohnhaus errichtet. Der Bauherr war Kilian Kessler, Münz- und Bürgermeister des Ortes, der erfolgreich im Bergwesen und im Metallhandel tätig war. Das Haus gehört zu den prächtigsten Gebäuden des Ortes, ebenso wie Kesslers Wohnhaus in der Niedergasse 24, schräg gegenüber der ALTEN MÜNZE.4 Mit einer Höhe von 23 Metern und einer Breite von 18 Metern macht der von vier Ständern gestützte Bau mit seinem mehrgeschossigen Erker eher den Eindruck eines Turms. Die Fächerrosetten bilden den besonderen Schmuck der Fassade. Über der Toreinfahrt weist eine Inschrift auf den Bauherrn und das Jahr der Errichtung hin. Das Tor war über viele Jahre vermauert, erst wurde es als Wirtschaftseingang wieder freigelegt. Ob in diesem Gebäude von Kilian Kessler Münzen geprägt wurden, bleibt fraglich, da von ihm von 1535 bis zu seinem Tod keine Münzen bekannt sind.5 In der ALTEN lvlünze schlug Hans Glintz d. Ä. (gest. 1558) 1546 den ersten Stolberger Taler. Er kam aus Wernigerode, wo er in der Werkstatt Gregor Einhorns als Schmiedemeister tätig gewesen war. Hans Glintz d. 1. arbeitete bis 1566 in Stolberg, dann verlor sich die Spur der Familie um Vgl. den Aufsatz zur Hausgeschichte der ALTEN MÜNZE von M. LÜCKE 2004, S D. LCcKE S. 39 f. D. Ll'CKl S. 44.

270 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister 577 Die ALTE MÜNZE kam über ein Konkursverfahren Ende des 16. Jahrhunderts in den Besitz der Stolberger Grafen. Danach wurde es nur noch als Wohnhaus der adligen Familien von Mesebergk und von Hackeborn genutzt. Der letzte Stolberger Münzmeister Ernst Herrnann Agatus Ziegler ( ) wohnte in der ALTEN MÜNZE. die Werkstatträume befanden sich zu dieser Zeit im Jägerhof 111. Eine Münzwerkstatt am Seigerturm Der am längsten in Stolberg tätige Münzmeister Johann Jeremias Gründler arbeitete hier von Er besaß eines der größten Grundstücke in der Stadt, das vom Markt aus links neben dem Seigerturm gelegene heute als Parkplatz genutzte Areal. Von seinem Haus existiert nur noch ein Foto (Abb. 8). In Gründlers Bestallungsvertrag als Münzmeister und Zehntner ging es in den Paragrafen 15 und 16 um ein Jahresgehalt von 350 Talern, freie Wohnung und Feuerholz sowie die Zahlung eines Schlagschatzes von 8 Groschen pro ausgemünzter Mark Silber. 7 Sowohl das Grundstück der Müntzers als auch das von Gründler befanden sich in unmittelbarer Nähe des älteren Stolberger Rathauses am Anfang der Niedergasse. Die Stolberger Innenstadt bildete mit dem Marktplatz und dem Platz vor dem Müntzerhaus eine Einheit, die durch das Rathaus überspannt wurde. Es wurde 1746 abgerissen, dabei kam es zur Beschädigung der straßenseitigen Mauer des Gründlerschen Grundstücks. Das Rathausgebäude befand sich neben dem Seigerturm quer über der engen Straße, etwas versetzt zum Stolberger Hof Der Ratssaal wurde um aufwändig umgestaltet. Die neue Holzbohlenstube erhielt Eckständer mit geschnitzten Heiligenfiguren in den vier Ecken des Raumes. Es waren die Mutter Gottes, die heilige Katharina von Alexandria, der heilige Christophorus und der heilige Martin als Stadtpatron von Stolberg. Die einzigartigen Säulen haben in der neuen Ausstellung in der ALTEN MÜNZE einen Platz gefunden, im Thomas-Müntzer-Haus waren sie wahrscheinlich nur zeitweilig nach dem Abriss des Rathauses 1746 untergebracht. 7 M. LÜCKE 2004, BI

271 578 Dietrich und Monika Lücke Abb. 8: Wohngebäude Gründlers in einer Fotografie um (Foto: Wiedling, Stolberg/Harz).

272 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren de r Münzmeister 579 IV. Die Münzstätte im Jägerhof Abb. 9: Auf dem Jägerhof befand sich die Münzwerkstatt seit 1750 (Ansicht von der Straße und Blick in den Hot).

273 580 Dietrich und Monika Lücke i -' -,- -i- J. i - --:-;-~ -_.2.- OZ altn.f S. \ tf.', I Abb. 10: Aus dem Inventar des Münzmeisters Rupstein.

274 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister 581 Am Markt 18 befand sich ein Adelshof, auch als Gästeunterkunft und Witwensitz der Stolberger Grafen genutzt, der so genannte Jägerhof (Abb. 9). Er war mit dem Neustädter Tor gekoppelt. Dieser Gebäudekomplex, einer der wichtigsten Profanbauten in der Stadt aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts (1413 nach dendrochronologischer Datierung), ist auf der Hofseite in Ständerbauweise ausgefiihrt und damit einer der ältesten dieser Art in der Harzregion. In der Mitte des 18. Jahrhunderts richteten die Grafen hier die Münzwerkstatt ein. Spätere Umbauten datieren aus der Zeit um 1775, danach wohnte der gräfliche Kanzler Rothmaler im Jägerhof. Seit 1819 war im Gebäude die Posthalterei untergebracht. Nach dem Weggang Gründlers aus Stolberg nahm man von gräflicher Seite den Jägerhof zur Nutzung als Werkstatt in Aussicht. Münzmeister Justus Eberhard Volkrnar Claus erhielt die bisherigen Stätten und Gebäude, auch ein Streckwerk zur Nutzung mit der Verpflichtung, alles in Stand zu halten. Ihm selbst gehörten die transportablen Maschinen, Vorräte und Materialien. Claus wurde verpflichtet, alle Stempel, brauchbare und unbrauchbare, dem gemeinschaftlichen Bergamt der Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla abzuliefern. Die materielle Ausstattung der Münzwerkstatt ist aus der Zeit zwischen 1764 und 1792 gut dokumentiert. Vom Sommer 1763 bis 1764 wurden im Jägerhaus wohl die meisten Arbeiter beschäftigt, als der Münzpächter Zernitz Nachkriegsgeld in mehreren Millionen Stücken produzierte. Da die Arbeiter weder in den Steuer- noch in den Häuslingslisten auftauchen, ist zu vermuten, dass sie neben den Werkstätten untergebracht wurden. Der Münzmeister Ernst Friedrich Rupstein plante 1766 nur noch eine kleine Werkstatt, regelmäßig sollten etwa 10 Mitarbeiter beschäftigt werden, sechs Arbeiter, ein Münzschreiber, ein Probierer oder Wardein, ein Stempelschneider. Fuhr- und Botendienste wurden nach Notwendigkeit vergeben. Die Inventare von Claus (1766)8 und Rupstein (1792, Abb. 10)9 geben nicht nur ~inen Einblick in die technische Ausstattung, auch die Nutzung der Räumlichkeiten Im Jägerhof zu dieser Zeit werden deutlich. Genarmt wird ein Schmelzgewölbe. In der Prägestube rechter Hand befanden sich zwei große Zuschlaghärnmer, eine Handstrecke auf einer starken eichenen Bank mit vier Füßen und zwei große ~bosse mit eisernen Ringen. In der Prägestube linker Hand stand ein Stoß- und Khppwerk, in der oberen Stube ein Durchschnitt fiir Speziestaler, die Kammer war mit Probiergeräten ausgestattet LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 1811, Bl LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang 18/1, BI. 22/23. LHASA, MD, Rep. H Sto1berg-Stolberg, B XV Anhang 1811, BI. 21.

275 582 Dietrich und Monika Lücke Die Werkstatt mit dem Inventar übernahm nach dem Tod Rupsteins am 19. Juli 1792 Ende Juni 1793 Münzmeister Ziegler, der bisher gräflicher Kammer- und Forstsekretär war. I I Ziegler wohnte als Münzmeister in der ALTEN MÜNZE und betrieb die Werkstatt im Jägerhof. Erst vor kurzem gelang es, ein Porträt von ihm zu identifizieren (Abb. 11). Abb. 11: Porträt des Münzmeisters Ziegler, Museen der Stadt Stolberg (Harz). 11 LHASA, MD, Rep. H Stolberg-Stolberg, B XV Anhang , BI. 47 ff.

276 Ein Rundgang durch Stolberg (Harz) auf den Spuren der Münzmeister 583 Abb. 12: Die Ehefrau des Münzmeisters (Original verschollen). Auf dem Schloss über der Stadt wurde nur einmal gemünzt, wie vom Münzmeister Laffert bekannt, der im Auftrag des Grafen Gold vermünzte, was eigentlich verboten war. Es durfte nur vermünzt werden was auch in der Grafschaft gefördert WUrde. Und Gold gehörte nicht dazu. ' 12 F nederich 1911, S. 185 f.

277 584 Dietrich und Monika Lücke Literatur FRlEDERlCH 1911: FRlEDERlCH, KARL: Die Münzen und Medaillen des Hauses Stolberg und die Geschichte seines Münzwesens, Dresden HENNRICH 2003: HENNRlCH, CLAUDlA c.: Schloss Stolberg im Harz, Monumente Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn D. LÜCKE 2004: LÜCKE, DIETRICH: Die Münzmeister in der Grafschaft Stolberg, in: MONIKA LÜCKE und ULF DRÄGER (Hg.): "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Halle (Saale) 2004, S. 37~54. M. LÜCKE 2004: LÜCKE, MONIKA: Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz) in: MONIKA LÜCKE und ULF DRÄGER (Hg.): "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Halle (Saale) 2004, S. 55--fJ7. LÜCKE/HENNRICH 2006: LÜCKE, MONIKA und HENNRlCH, CLAUDlA c.: Juliana, eine "Oranierin" aus Stolberg im Harz, hg. vom Stolberger Geschichts- und Traditionsverein in Kooperation mit dem Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Stolberg (Harz) Abbildungsnachweis: Katharina Lücke (1-4,6 und 9).

278 Schlusswort

279

280 Technikgeschichte der neuzeitlichen Münzprägung Zwischenbilanz einer Tagung NIKLOT KLÜSSENDORF Am Ende der material- wie kommunikationsreichen Tage von Stolberg sei versucht, den Ertrag zusammenzuführen und einen Ausblick zu geben. Es freut mich, dass mir beide Veranstalter, die Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft und die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, diese Aufgabe übertragen haben. Dies ist Ausdruck der in den letzten Jahren intensivierten Verbindung der Numismatik zur BWG. Diese Verbindung hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte, denn zwei markante Persönlichkeiten aus der Geschichte der Numismatik setzten als Historiker auch in der BWG Akzente. Zu nennen ist eines der GfÜndungsmitglieder von 1943, der Braunschweiger Museumsdirektor Prof. Dr. Wilhelm Jesse (1887~ 1971 ).1 Er war langjährig federführend für die Geisteswissenschaftliche Klasse der BWG tätig und vertrat bis 1966 als Deputierter das Land Niedersachsen in der Numismatischen Kommission. Sodann sei an den 1996 gewählten, im Amt verstorbenen Präsidenten der BWG, den Mediävisten Prof. Dr. Norbert Kamp ( )2, erinnert. Auf Spuren dieser zwei verdienten Gelehrten dürften Arbeiten der BWG für die Numismatik oft stoßen. Dies ist weniger Verpflichtung als die Freude, Fährten aufnehmen und dabei, wie in Akademien üblich, im Verbund mit anderen wirken zu können. Auf dieser Linie liegt die große Resonanz dieser Tagung. Dabei war es eine besondere Freude, die Kolleginnen und Kollegen vom Vorstand der Internationalen Numismatischen Kommission unter uns zu haben. Inspirationen von dieser Tagung werden gewiss bei ihnen wie bei den Teilnehmern aus Deutschland und seinen Nachbarländern diese Stadt im Harz mit ihrem Museumsschwerpunkt ALTE MÜNZE in freundlicher Erinnerung halten. -- RAHN Zuletzt C~z Über ihren reichen Bergbau galt die Harzregion als eine Zentralregion des mittelalterlichen Reiches. Heute in der Mitte der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union gelegen, verknüpft sie nicht nur Niedersachsen und Sachsen Anhalt in einem Land mit seiner unteilbaren Geschichte. Jeder sieht, dass Sachsen Anhalt in Stolberg über den Tag hinaus einen attraktiven Punkt für seine Außenwirkung im Museumswesen und in der Numismatik gewonnen hat. Hierfür wurde Erh bl" h.., "d e IC es In Teamarbeit geleistet, meist im Ehrenamt und mit llimmermu em

281 588 Niklot Klüßendorf Engagement. Festzustellen war dies, nehmen Sie mich als Zeugen, vor Eröffnung des Museums ALTE MÜNZE am 19. Juni Nachts um zwei Uhr wurde noch gesägt, gewerkelt und gestaltet, und am nächsten Tag stand alles passgenau an seinem Platz. Die "Paten" der ALTEN MÜNZE aus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und von der Landesnumismatik in der Staatlichen Galerie Moritzburg hatten mit ihrem Team eine "Punktlandung" hingelegt. Den Auftakt setzte der Abschied von einer alten numismatischen Lehrmeinung. Der Bergbauhistoriker CHRISTOPH BARTELS hat uns, vor der gemeinsamen instruktiven Einfahrt in das Bergwerk Glasebach, umfassende neuere Lagerstättenforschungen rur den Gesamtharz präsentiert und die Rolle der geförderten Metalle Kupfer, Blei und Silber aus der Sicht von Verhüttung und Weiterverarbeitung herausgestellt. So müssen wir uns von dem Bild trennen, das Silber des seit etwa 968 abgebauten Rammelsberges bei Goslar sei Auslöser für die Expansion der Silberprägung seit dem späten 10. Jahrhundert gewesen, namentlich der Otto-Adelheid-Pfennige 3 Dass vielmehr die gesamten Erzlager des Oberharzes in den Blick zu nehmen sind, dass die Rolle der Heraustrennung des Silbers aus dem Erz mit dessen tragender Bedeutung rur die Gewinnung von Kupfer hohe Beachtung verdient, ist als Synthese der jüngeren Montanforschung hoch zu schätzen. So ist nachdrücklich auf die Bedeutung des Transfers zwischen den einzelnen Disziplinen hinzuweisen. Weil die Rolle des Münzpersonals einen Schwerpunkt setzte, ist hier von der grundlegenden Studie zur Münzmeisterforschung von dem als Archivar, Historiker, Volkskundler und Numismatiker anzusprechenden WILHELM JESSE auszugehen 4, Dieses Feld \\urde in großer Breite beackert, so durch die definitorisch abgrenzende Studie zu dem weit zu ziehenden Berufsbild des Stempelschneiders der Designerin KLAR.'< hh>.;, der Zusammenstellung des Historiker-Ehepaares MONIKA und DIETRICH lecke der über Jahrhunderte am Ort so zahlreich vertretenen Münzmeister und ihrer verschiedenen, in Stolberg heute buchstäblich zu erlaufenden Wirkungsstätten, schließlich zu Johann Jeremias Gründler und seinem familiären und beruflichen Umfeld von DIETRICH LÜCKE. Münzmeister waren keine isolierten Einzelpersonen oder gar nur Künstler, sondern hatten vielfältige gesellschaftliche Funktionen. Fast immcr arbeiteten sie in kollegialen Netzwerken, wirkten über das engere Anstellungs\'crhältnis zur Landesherrschaft als Unternehmer - waren schließlich, sowohl in kautinännischer wie technischer Hinsicht, darauf angewiesen, unternehmerisch zu handeln. Der komplexe Betrieb einer Münzstätte erforderte die Organisation von PersonaL Ausstattung und Technik. Diesen drei Säulen hat sich MONIKA LÜCKE mit gleichcr Gewichtung zugewandt. die sachgerecht von den Bediensteten zu den Vorgängen der Produktion überging. Für einen kleinen Standort überraschte dabei die uncrwartet ditterenzierte und spezialisierte Arbeitsteilung der Bediensteten. Die.j ~R.\I \11 Ihr/ '" I<J~~ 1956.

282 Technikgeschichte der neuzeitlichen Münzprägung 589 Forschungen von MICHAEL ROCKMANN: Zur Sozial- und Rechtsstellung eines frühneuzeitlichen Münzunternehmers am Beispiel des Eisleber Münzmeisters Anthonius Koburger (t 1576) sollen in anderem Zusammenhang fortgeführt werden. Über den Standort hinaus, der hier nur Exempel setzen konnte, kommen wir zu Innovationen der Technik, die weit mehr als das Personal mit seiner Fluktuation rasch internationale Verbreitung erlangten. Dies haben wir von der Kunsthistorikerin und Numismatikerin ELKE BANNICKE mit ihren Feststellungen zur fast europaweiten "Werkspionage" auf dem Münzstättensektor gehört, schließlich von dem Archivar und Historiker ROMEDIO SCHMITZ-EsSER, der mit ANDREAS UDO FITZEL die Tiroler Walz-Streckwerke behandelte, deren Rezeption bis nach Spanien und Südamerika zu verfolgen ist. In größerem Kontext ist künftig dem in Entstehung befindlichen europäischen Netz von Museen historischer Münzstätten großes Interesse entgegenzubringen, in dem Deutschland mit Stolberg einen respektablen, quasi modellhaften Platz einnimmt. Dass ein Münzbetrieb museal auch im Kleinen modeljhaft darstellbar ist, also in Miniatur und Medaille, unterstreicht das Bild, das wir aus Stolberg mitnehmen. Das auf der Tagung als Band der Abhandlungen der BWG der Öffentlichkeit übergebene Glossar zu Münztechnik und Münzverwaltung im Spätmittelalter undji-üher Neuzeit bearbeitet von dem Historiker und Numismatiker HUBERT EMMERJG, herausgegeben von REfNER CUNZ, verknüpft die administrativen und technischen Aspekte mit sprachlich-historischen Komponenten. Über dieses Hilfsmittel, das eine zentrale Stellung beanspruchen darf, herrscht Freude auf allen Seiten. Hauptbasis für den Bearbeiter waren die von ihm hier quejlenkritisch vorgestellten Münzstätteninventare. Über die Durchsicht auf die Termini hinaus lieferten sie strukturelle Einblicke in die Verwaltungsgeschichte und wurden so systematisiert - eine wichtige Vorarbeit für Editionen ähnlicher Quellen aus anderen Territorien, für die MANFRED MEHL das Beispiel Quedlinburg von 1761 referierte. Gleichzeitig mit der Tagung erschien seine große Monografie über Quedlinburg, sodass sich die Wiedergabe seines Vortrages in diesem Band erübrigtes. Eine zentrale Rolle spielten die Prägewerkzeuge, zunächst aus Sicht der Archäologie. Der Prähistoriker und Numismatiker BERNWARD ZIEGAUS beeindruckte mit den in ihrer technischen Vielfalt und zugleich in der örtlichen Konzentration her ~usragenden keltischen Beispielen aus FundsteIlen im Nördlinger Ries. Mit diesem uber das engere Tagungsthema hinausreichenden Ausblick, werden die besonderen, epochenübergreifenden Arbeitsmöglichkeiten in der Numismatik herausgestellt. Zum anderen gab uns ELKE BANNICKE einen konzisen Überblick über die größte deutsche Sammlung von Münzstempeln, heute in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der Bestand, ursprünglich das Stempelarchiv in der Berliner Münzstätte, MFIlL 2006.

283 590 N iklot Klüßendorf geht auf die preußische Zentralisierungspraxis des 19. Jahrhunderts zurück. Die Stempel waren also zunächst noch in einem technischen Betrieb, nicht in einem Museum, organisiert. Nach der in der DDR-Zeit erfolgten Abgabe des Bestandes durch die Münze an die Staatlichen Museen zu Berlin hat die Referentin ihn zu einem respektablen Schwerpunkt des Münzkabinetts ausgebaut und erschlossen. 6 Dass die fast ältesten Stempel der Sammlung als Folge der Annexion Kurhessens nach Berlin kamen und gar als Auslöser für die Zusammenführung der Münzstempel aus allen Teilen Preußens mitfungierten, zeigen etliche der vorgeführten Beispiele. Hierüber existierte schon zu DDR-Zeiten gute Kommunikation zwischen "hüben" und "drüben". Der historischen Technik ging schließlich der Kunsthistoriker HERMANN MAuE am Beispiel von Benvenuto Cellini (\ ) nach. Als Praktiker sowohl der MÜllzals auch der Medaillenprägung brachte dieser in Traktaten sein technisches Knowhow zu Papier. Dabei praktizierte er schon früh, zur Steigerung der Effektivität der Produktion, die auf dieser Tagung auch periodenübergreifend, bei den keltischen Regenbogenschüsselchen wie für die Münzstätte Hanau im 17. Jahrhundert, vorgeführte Auflösung flächiger Münzbilder auf eine größere Zahl von Punzen. Ansonsten praktizierte Cellini als Goldschmied und Künstler ungewöhnliche Techniken, so die auf besonders hohe Reliefs zielende Weiterbearbeitung vorgegossener Schrötlinge in mit Sand gefüllten Prägerahmen (eine Methode, die schon viel früher in chinesischen Münzstätten praktiziert wurde) oder das "Prägen" mit einer hohen Druck erzeugenden Schraube. Verfahren der Justierung von Schrötlingen und die auf den Münzen selbst feststellbaren Spuren von unterschiedlichen Techniken der Herstellung, dies vor dem Hintergrund der Mechanisierung der Produktion, führten der Ingenieur HENNER R. MEDING und der Technikhistoriker VOLKER BENAD-WAGENHOFF vor, mit verblüffenden Ergebnissen. Dies liegt zum guten Teil daran, dass viele Numismatiker mit ihrer Betrachtung erst an der fertigen Münze einsetzen, während Techniker die Verfahren gern so aufteilen, dass Vorgang für Vorgang nacheinander, unter Umständen durch verschiedene Forscher bzw. Forschergruppen, untersucht wird. Der Produktion von Münzen folgt ihr Umlauf. Hieraus sind sie beinahe ebenso wenig zurückzuholen wie ein gesprochenes Wort. Die nachträgliche Kontrolle aus, wie es in den Quellen heißt, des Kaufmanns Beutel, gehört, neben der Prüfung des Inhalts der Fahrbüchsen der Münzstätten, zu den wichtigsten Maßnahmen der Aufsicht über den Münzbetrieb der Territorien. Im Ancien Regime oblag diese den Reichskreisen. die auf die administrativen und technischen Verfahren der großen Münzvereine des Spätmittelalters zurückgreifen konnten, namentlich des Wendischen, vor allem aber des Rheinischen Münzvereins. Dass beide erst inmitten der Zu den Vorstufen außerhalb von Berlin: KLÜSSENDORF 1998.

284 Technikgeschichte der neuzeitlichen Münzprägung 591 langen Bestrebungen um Ordnung des Reichsmünzwesens im frühen 16. Jahrhundert ausliefen, eine Generation vor Etablierung der Kreisprobationstage, machte ihre Erfahrungen nicht wertlos. Diese fanden vielmehr in vielen Facetten Eingang in das Procedere der Reichskreise. Der Historiker GERHARD SCHÖN hat die verwaltungsgeschichtlich interessanten und nach dem Stand der Technik zunehmend verfeinerten Abläufe auf Probationstagen quellennah demonstriert und so wieder zum Gemeingut gemacht. Vielfältige, oft durch Fähigkeiten von Rang begleitete Tricks von Falschmünzern hat der Archivar und Numismatiker KONRAD SCHNEIDER vorgeführt und damit Technik Geschichte, Kriminal-Akzente und die Vorführung von Falsifikaten aus dem Institut rur Stadtgeschichte Frankfurt am Main (dessen Kern das traditionelle Stadtarchiv darstellt) verknüpft. Der hohe Quellenwert gesicherter Zusammenhänge zwischen Falschgeld und den darüber angelegten Akten ist, seit einer Generation auch archivarisches Gemeingut, herauszustellen. 7 In Museumsbeständen werden Falschmünzen meist isoliert bzw. als Ergänzungen zu den Münzserien eines Emittenten gelegt. Systematische Falschmünzsammlungen sind in Museen eher die Ausnahme, in größeren Archiven aber möglich. Die Verzahnung der Stücke mit den Archivalien entwickelt eigene Aussagekraft: zur Datierung, zur Lokalisierung im älteren Umlauf (teils mit Parallelen im Fundspektrum!), ferner zum Vergleich mit zeitgenössischen technischen Untersuchungen. Mit diesen "Feldvorteilen" gesicherter Realien kann die aus Archiven praktizierte Forschung auf manchem Feld mehr bieten als eine eher auf Museen konzentrierte Numismatik. Dies ist sogar ein zukunftsträchtiges Einsatzfeld für modeme technische Untersuchungen des so gesicherten Materials, das immerhin frei ist von den Bodenverätzungen vergleichbarer FundmÜllZen. Dass nicht nur hier interdisziplinär, sondern auch interinstitutionell zu denken ist, gehört zu den grundsätzlichen Anregungen dieser Tagung. Stärker als die von den zwei zuletzt genannten Referenten behandelten Methoden pragmatischer Kontrolle echter wie falscher Münzen ist die Messtechnik, ganz gleich, ob ältere oder modeme mit den Naturwissenschaften verzahnt. Feingehalte, Dichte und Korrosionsvorgän~e sind Felder der von dem Chemiker und Prähistoriker OLIVER MECKING und dem Informatiker und Numismatiker MARlo SCHLAPKE vorgeführten Archäometrie im Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Hierzu haben bis heute nur wenige Numismatiker in ihren Verwaltungen direkten Zugang bzw. Anwendungsmöglichkeiten. Daher ist es, wie bei früh~ren Innovationen der Forschung, nur dankbar zu begrüßen, dass einzelne Lände~ die Rolle des Vorreiters annehmen. Die präzise Analyse chemischer Vorgänge bel Bodenfunden überzeugt und hilft Fehler bei der Restaurierung zu vermeiden Hierzu dienten bereits die im Generationsabstand abgehaltenen internationalen Falschmünztagungen Von 1976 und Vgl. die Sammelbände von GEDAIlBiRO-SEY 1980 sowie von AUBERSONI DERSCHKAIFREY_KuPPER 2004.

285 592 Niklot Klüßendorf Augenschein und Erfahrung liefern zwar oft gute Anhaltspunkte zur Erstbeurteilung, doch Täuschungen etwa bei Metallüberzügen sind hiennit kaum zu venneiden. Dass nicht jedes Objekt einer entsprechenden Reihenuntersuchung zugeführt werden kann, gehört bei Münzen als Produkten der Massenfertigung zum Alltag und setzt daher für die erforderliche Auswahl Erfahrung in der Praxis voraus. Dennoch gestattet die Zahl der verfügbaren Objekte meist nicht deren Opferung. Die Numismatik fordert daher die Entwicklung zerstörungsfreier Analysemethoden. Dieser Prozess läuft im Wesentlichen seit Anfang der sechziger Jahre, in denen der Ingenieur EMIL KRAUME in Verbindung mit der Numismatikerin VERA HATZ die 983/991 einsetzenden Otto-Adelheid-Pfennige spektrochemisch auf Spurenelemente testete - unter Gegenproben entsprechend halbierter Stücke auf nasschemischem Wege.8 Für Münzstempel ist der neue Weg des Chemikers JIANFENG CU! (Promotion betreut von Carla Vogt und Reiner Cunz, beide Hannover) viel versprechend. Er geht dem Gehalt und der Verteilung von Kohlenstoffen und Spurenelementen nach, von denen Auswirkungen auf mechanische Eigenschaften historischer Prägestempel und Schadensursachen bei deren Abnutzung bzw. spontan auftretenden Zerstörungen wie die vom Münzpersonal gefürchteten Stempelrisse erwartet werden. Der Werkstoffkundler PETER WILK (vorgetragen von Reiner Cunz) hat schließlich die große Palette der Materialforschung bzw. der historischen Werkstoffkunde vorgeführt. Deren Einsatzgebiete reichen vom Münzstempel bis zu Verfonnungen am Bug gesunkener Schiffe. Das potentielle Instrumentarium reicht, um Beispiele herauszugreifen, vom Einsatz der Mikroskopie (nicht nur über Licht, sondern auch über Raster- und Transmissionselektronen) bis zu Ultraschall-Messverfahren, Schichtvennessungen und Kristallstrukturanalysen. Über den Einsatz und die Bewertung dieser Methoden zur Untersuchung von Münzmaterial, sowie über die Interpretation der Messergebnisse ist eine verstärkte Kommunikation zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlern nötig, wozu eben die BWG sich als geeignete Plattform anbietet. Allerdings gelten hier Einschränkungen: Nicht alles, was technisch möglich ist, ist in jedem Einzelfall einsetzbar - geschweige denn finanzierbar. Der Wunsch von Geisteswissenschaftlern nach Partizipation an der technischen Wunderwelt darf nicht dazu führen, das sprichwörtliche "Schießen auf Spatzen mit Kanonen" als Regelfall anzuvisieren. Vor Untersuchungen sollte daher stets die von beiden Seiten reflektierte einvernehmliche Auswahl stehen. Mitunter ist die unterschiedliche Herangehensweise zu berücksichtigen, denn viele Geisteswissenschaft Ier bevorzugen Details sowie Exemplarisches, Naturwissenschaftler eher Methoden. KRAßIFHatz Anlagen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit für die zahlreichen kleineren Cntcrsuchungen sei auf die letzten größeren Fortschritte durch ein von der VW-Stiftung gefordertes Archäomdrie-Projekt verwiesen: luscl! 2003/2004; MATZKE Hingewiesen sei auf aufschlussreiche Parallelen in einem anderen Kulturkreis. umfangreiche Reihenuntersuchungen zu frühen chinesischen Bronzelegierungen. die das China Numismatic Museum, Beijing, in den letzten Jahren initiiert hat und die mit den Namen DAI ZHlQIANG und ZHOU WEIRONG verbunden sind.

286 Technikgeschichte der neuzeitlichen Münzprägung 593 Kommen wir auf die zur Münzung verwendeten Metalle zurück, denen die Verfahren von Probiertechnik und historischer Metallanalytik zuzuordnen sind. Hierüber trugen der Metallurge PETER HAMMER und der Historiker GERALD STEFKE vor, der eine, Georgius Agricola ( ) und Lazarus Ercker ( ) folgend, mehr bergorientiert, der andere eher an der Arbeit der Münzstätten ausgerichtet, für die er einen großen europäischen Horizont heranzog. Gerade die schriftliche Fassung von STEFKE lässt in ihrer Grundsätzlichkeit gegenüber der kurzen Vortragsfassung die immensen Anforderungen durchblicken, welche die Quellenlage selbst erfahrenen Historikern in der Verknüpfung technischer Begriffe mit den herangezogenen TextsteIlen bietet. Ansonsten ist auf die Verfahren der Analyse erst hier einzugehen, gliederungsmäßig also nach der Münzproduktion. Dass sie bereits bei Gewinnung und Weiterverarbeitung des Metalls praktiziert wurden, ist vorauszusetzen. Wir müssen uns hierbei verdeutlichen, wie wenig von dem Gemeingut der Münzpraktiker früherer Jahrhunderte heute noch zum Allgemeinwissen zählt. Erinnert sei an so einfache Vorgänge wie die von Restaurator ULRJCH SIEBLIST beschriebene trockene Silberprobe oder an das Einschmelzen von Gold oder Silber, das nach einer Spontanumfrage auf der Tagung gerade einmal, oder sollen wir formulieren: immerhin, 40 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus eigenem Erleben kennen. So sind wir dem Prähistoriker HANS-GEORG STEPHAN dankbar, dass er uns mit seinen Ausführungen zur Tiegelproduktion vor Augen führte, dass Schmelztiegel nicht aus Metall bestanden, sondern aus keramischer Massenproduktion stammten, die auf spezielle Tone angewiesen war. Dafür waren diese Tiegel ein zerbrechliches, aber archäologisch oft anfallendes Verbrauchsgut. Selbst monetäre Kernbegriffe sind heute nicht mehr Allgemeingut, und die Berechnung von Münzfüßen ist gerade einmal Numismatikern vertraut. Immerhin gehörte emmal diese Begriffiichkeit zum hilfswissenschaftlichen Rüstzeug der Archivare, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts neben Berg- und Münzbeamten als Umrechner von frühneuzeitlichen Geldrenten in neue Währung oft gefragt waren. 9 Mit der heute zwar Volkswirten noch geläufigen, Geisteswissenschaftlern schon eher obsolet erscheinenden Vorstellung, dass eine Münze Sonderform der Ware Edelmetall war, verschwanden historische Maße für den Feingehalt wie Karat bzw. Lot und Grän aus dem Allgemeinwissen, jüngst gar aus den Lehrplänen für Archivare. In unserem Kreis ist die Bedeutung dieser Einheiten unstrittig. Die zusätzliche Angabe der Werte in historischen Messgrößen bleibt auch bei moderner Da:stel~.un~ m TausendsteIn sinnvoll, um Quellenangaben direkt vergleichen und die haufl~en Rechen- und Übertragungsfehler eliminieren zu können. Verstehen wir dies als eme der Kommunikations-Schnittstellen zwischen traditioneller Arbeitsweise und moderner technisch orientierter Wissenschaft: Numismatiker zählen und wiegen; damit liegen sie noch beinahe auf der Linie eher traditioneller Geldpraxis. Techniker Für die Archivtheorie und -praxis des 18. Jahrhunderts siehe SPIESS 1777, S. 8,55.

287 594 Niklot Klüßendorf aber messen mit immer stärker differenzierten Methoden. Man kann hier das eine tun, ohne das andere zu lassen. Bemerkt sei, dass nicht alles was historisch als "fein" galt lo, auch technisch fein im Sinn heutiger Vorstellungen von 1000 /1000 war. Zwischen den Größen der älteren Probiertechnik und den der modemen Verfahren klafft also ein Spalt, den man beim Rechnen mit alten Münzflißen im Blick haben sollte. Auf die differenzierteren grundsätzlichen Ausflihrungen von GERALD STEFKE sei nochmals verwiesen. Erwartungsgemäß spielten Münzen als primärer Gegenstand der Numismatik hier nicht die erste Rolle, sondern technische Probleme von Herstellung und Kontrolle, Metallbeschaffung, die Organisation von Münzbetrieben und ihr soziales Umfeld. Die ungewöhnliche Konzentration auf diese Fragenkreise macht den bleibenden Wert dieser Tagung aus. Sie suchte nicht nur die Nähe der Technik, sondern stellte sich ganz beiläufig unter einen anderen wichtigen Akzent, die Einbindung der Münze in die Kulturgeschichte. 1 1 Hierdurch wurde deutlich: die Numismatik kann weit über die engeren Standorte ihrer Primärquelle, Museen und Münzkabinette, ausgreifen. Sie ist zusammen mit der Ge1dgeschichte darauf angelegt, von anderen zu empfangen und an andere auszuteilen. Hierdurch gewinnt sie eine Richtung ins Allgemeine und wird praktisch "Brückenfach". Verknüpfungen mit Fächern wie der Montanwissenschaft, der Verfahrenstechnik, der Chemie, der Werkstoftkunde, der Archäometrie, der Archäologie sowie der Archivwissenschaft bestätigten eindrucksvoll das skizzierte interdisziplinäre Potential der Numismatik. Dabei bewegten sich in Stolberg etliche Referenten auf mehreren Feldern so sicher, dass wissenschaftliche "Handschriften" von Geistes- und Naturwissenschaftlern oft kaum zu unterscheiden waren. Zudem waren unter Teilnehmern wie Vortragenden viele Personen, die erstmals eine numismatische Arbeitstagung besuchten. All dies spricht flir die hohe Akzeptanz der Brückenfunktion, die BWG und Numismatische Kommission anstrebten. Und so fiihrte die skizzierte Vielfalt zu einem Ergebnis, das ermutigt. Auch wenn nicht das gesamte Spektrum der Möglichkeiten abgedeckt wurde und im Programm der Spagat zwischen Exempeln und Methoden zu gehen war, stellt der Ertrag der Tagung, der in die Form eines Sammelbandes zu gießen ist, in seinen Perspektiven mehr dar als nur die Summe der gebotenen Teile. Von den Nachbardisziplinen, die aus der gemeinsamen Arbeit von Numismatikern, Geld- und Wirtschaftshistorikern und Technikern Impulse nehmen und geben, sei eine weitere bemüht. Die Zeit des Überwechselns aus dem anspruchsvollen Programm in den eher lockeren Abschluss-Empfang im Museum gibt Gelegenheit, auf 10 Wie das in den Quellen auftretende Königssilher oder auch die lölige Mark. jeweils bezogen auf ein Korn von J 6 Lot. Dass lölig in manchen Fällen missverständlich sein kann. weil nur ein in anderen Quellen genannter gesetzlicher Gehalt gemeint ist. sei am Rande erwähnt. 11 FRIWf''-SHI:RG 1926.

288 Technikgeschichtc der neuzeitlichen Münzprägung 595 die Volkskunde hinzuweisen, eines der Fächer von WILHELM JESSE. 12 Bekanntlich befasst sie sich nicht nur mit dem Gegenständlichen, sondern auch mit Fragen der Mentalität. Überschreiten wir hierzu die Grenzen der Technik und stellen uns vor, dass der Daumen eines Münzlehrlings bei hastiger Prägung zwischen Schrötling und Oberstempel gerät oder dass ein frisch geschnittener Stempel beim ersten Schlag unter zu starkem Druck zerbirst. Auch wenn hierfür konkrete Quellen fehlen, können wir uns die verbale Reaktion des Münzmeisters auf solches Missgeschick lebhaft vorstellen. Diskutieren lässt sich dies am besten auf dem Empfang bei einem guten Glas, zumal die Numismatik, wie etliche der Vorträge gezeigt haben, so eine ganz trockene Wissenschaft nun wirklich nicht ist. Literatur AUBERSON/DERSCHKA/FREY-KUPPER 2004: AUBERSON FASEL, ANNE-FRANCINE, DERSCHKA, HARALD RAINER und FREY-KuppER, SUZANNE (Hg.): Faux - contrefa \ons - imitations, Actes du quatrieme colloque international du Groupe suisse pour l'etude des trouvailles monetaires (Martigny, 1./2. mars 2002), Lausanne 2004 (== Etudes de numismatique et d'histoire monetaire 5), S CUNZ 2006: CUNZ, REINER: Nachwort: Norbert Kamp und die staufische Münz- und Geldgeschichte, in: KAMP, NORBERT: Moneta regis, Königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik in der Stauferzeit, Hannover 2006 (= Monumenta Germaniae Historica, Schriften 25), S FRIEDENSBURG 1926: FRIEDENSBURG, FERDINAND: Die Münze in der Kulturgeschichte, 2. Auflage, Berlin GEDAJlBiRO-SEY 1980: GEDAI, ISTVAN und BiRo-SEY, KATALIN (Hg.): Proceedings ofthe International Numismatic Symposium, Budapest ILIscH 2003/04: ILISCH, LUTZ (Hg.): Dirharn und Rappenpfennig, 2 Bände, Bonn 2003 und 2004 (= Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Beiheft 17 und 19). lesse 1938: JESSE, WILHELM: Münze und Volk, in: Deutsches Jahrbuch für Numismatik 1,1938, S JESSE 1955/1956: JESSE, WILHELM: Probleme und Aufgaben der Münzmeisterforschung, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik 9/10, 1955/1956, S KLÜSSENDORF 1998: KLÜSSENDORF, NIKLOT: Münzstätte - Archiv - Museum, ---- Standortfragen bei ausgemusterten Prägestempeln anhand der Beispiele von FUlda, Hanau, Westphalen und Kurhessen, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 33,1998, S JESSE 1938.

289 596 Niklot Klüßendorf KRAUME/HATZ 1961: KRAuME, EMIL und HATZ, VERA: Die Otto-Adelheid-Pfennige und ihre Nachprägungen, Ein Beitrag zur Klärung der Frage nach der Beschaffenheit und Herkunft des Münzsilbers sowie nach den Münzstätten dieser Gepräge, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik 15, 1961, S , 3 Anlagen. MATZKE 2004: MATZKE, MICHAEL: Bergbau und Münzprägung im hochmitte1alterlichen Südwesten des Reiches, Ein archäometallurgisches Forschungsprojekt, in: TASSER, RUOOLF (Hg.): Der Tiroler Bergbau und die Depression der europäischen Montanwirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert, Innsbruck 2004, S MEHL 2006: MEHL, MANFREO: Die Münzen des Stiftes Quedlinburg, Hamburg RAHN 1999: RAHN, KERSTlN: Artikel Wilhelm Jesse, Historiker, Numismatiker, Volkskundler, Museumsdirektor, in: PETTKE, SABINE (Hg.): Biographisches Lexikon fur Mecklenburg 2, Rostock 1999 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Mecklenburg A, 2), S SPIESS 1777: SPIESS, PHILlPP ERNST: Von Archiven, Halle (Saale) 1777.

290 Autoren und Herausgeber: Diplom-KunstwissenschaftJerin Elke Bannicke, geb. 1955, Studium der Kunstwissenschaften in Halle (Saale), 1984 Diplomarbeit zum Medaillenschaffen Johann Christi an Kochs, bis 1986 Tätigkeit im Kunsthandel, ab 1987 im Berliner Postmuseum und seit 1989 wiss. Mitarbeiterin im Berliner Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin. Kontakt: Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Münzkabinett, Bodestraße 1-3, Berlin, Ausgewählte Veröffentlichungen: Münz- und Medaillenstempel, Modelle, Proben, Fälschungen, Die Sammlung des ehemaligen Stempelarchivs der Berliner Münze im Münzkabinett, Berlin 1999 (Das Kabinett 6) Johann Christian Koch, Medailleur des Barock, Berlin 2005 (= Die Kunstmedaille in Deutschland 2\). Zahlreiche medaillen- und münzkundliche Aufsätze, u. a.: Medaillenprägung in der Königlichen Münze Berlin, Dresden 1997 (= Die Kunstmedaille in Deutschland 6), S Der Münzbuchstabe A von 1750 bis 1997, Die Entwicklung der Münzstätte Berlin von der Königlichen Münze zum Münzamt der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1996 (= Die Kunstmedaille in Deutschland 7), S Das Stempelarchiv der ehemaligen Münze Berlin im Münzkabinett, Berlin 1996 (= Die Kunstmedaille in Deutschland 7), S Zur Entstehung von Medaillen und Gedenkmünzen im 20. Jahrhundert in Verbindung mit der Berliner Stempelsammlung, Die staatlichen Münzstätten in Deutschland im 20. Jahrhundert, Berlin 2000, (= Die Kunstmedaille in Deutschland 14), S Dr. Christoph Barteis, geb. 1949, Studium der Geschichte, Germanistik und Publizistik an der Universität Mainz und in Bochum, Studium an der Pädagogischen Hochschule Dortmund, 1985 Promotion, anschließend wiss. ~!tarbeiter des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Forschungsprojekte zum frühzeitlichen Montanwesen des Harzraumes und Ruhrreviers, seit Oktober 2000 ForsChungsleiter Bergbaugeschichte im Deutschen Bergbau-Museum Bochum, seit ~004 Mitarbeit in der europäischen Arbeitsgruppe Landmarks. Understanding pre I/ldustrial structures in rual and mining landscapes im Rahmen des EU-COST (Cooperation in Science and Technology) Programms. ~ontakt: Deutsches Bergbau-Museum, Am Bergbaumuseum 28, Bochum. ochum, christoph. bartels@bergbaumuseum.de.

291 598 Autoren und Herausgeber Ausgewählte Veröffentlichungen: Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie, Erzbergbau im Oberharz 1635~1866, Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum, 1992 Die Stadt Goslar und der Bergbau im Nordwestharz von den Anfängen bis zum Riechenberger Vertrag von 1552, in: KAUF HOLD, KARL HEINRICH und REININGHAUS, WILFRlED (Hg.): Stadt und Bergbau, Köln! Weimar/Wien 2004 (= Städteforschung Reihe A: Darstellungen 64), S Der Bergbau des nordwestlichen Harzes im 14. und 15. Jahrhundert, in: TASSER, RUDOLF und WESTERMANN, EKKEHARD (Hg.): Der Tiroler Bergbau und die Depression der europäischen Montanwirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert, Akten der internationalen bergbaugeschichtlichen Tagung in Steinhaus, InnsbruckiWien!München!Bozen 2004, S mit FESSNER, MICHAEL, KLAPPAUF, LOTHAR und LINKE, FRIEDRICH ALBERT: Kupfer, Blei und Silber aus dem Goslarer Rammelsberg von den Anfängen bis 1620, Bochum 2006 mit FESSNER, MICHAEL und FRlEDRICH, ANGELIKA: "gründliche Abbildung des uralten Bergwerks", Eine virtuelle Reise durch den historischen Harzbergbau, CD und Textband, Bochum 2002 (= Montanregion Harz 3 = Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 107). Dr. Volker Benad-Wagenhoff, geb. 1948, Studium des Maschinenbaus an der TH Darmstadt, mehijährige Tätigkeit in der Industrie, Promotion in Technikgeschichte an der TH Darmstadt, seit 1990 Konservator am Landesmuseum für Technik und Arbeit, Schwerpunkt Geschichte der Fertigungstechnik und des Industriellen Maschinenbaus. Kontakt: Landesmuseum für Technik und Arbeit, Museumsstraße 1, Mannheim, volker.benad-wagenhoff@lta-mannheim.de. Ausgewählte Veröffentlichungen: Die Schraubenherstellung von der vorindustriellen Einzelfertigung zur Massenproduktion , in: HENNZE, JOACHIM und GE RICKE, WOLF-DIETER (Hg.): Museum Würth, Schrauben und Gewinde, Sigmaringen 1992, S Industrieller Maschinenbau, Werkstattpraxis und Entwicklung spanabhebender Werkzeugmaschinen im deutschen Maschinenbau , Stuttgart 1993 (= Technik und Arbeit 5) Drehmaschine und Dreharbeit, 200 Jahre industrielle Facharbeit im Spannungsfeld von Technologie und Ökonomie, in: Landesmuseum fur Technik und Arbeit in Mannheim (Hg.): Der richtige Dreh?, Industrielle Facharbeit im Wandel, Mannheim 1996, S. 6~33 Massenfertigung und Automatisierung im 19. und 20. Jahrhundert, in: Beiträge zur Geschichte von Technik und technischer Bildung. Folge 15 (1997), S. 35~57 Revolution vor der Revolution? Buchdruck und Industrielle Revolution in: BUCHHAUPT, SIEGFRIED (Hg.): Gibt es Revolutionen in der Geschichte der Technik?, Workshop am 20. Februar 1998 aus Anlass der Emeritierung von Akos Paulinyi, Tagungsband, Darmstadt 1999,

292 Autoren und Herausgeber 599 S Industrieller Maschinenbau im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: HÄNSEROTH, THOMAS und KRAUTZ, CARSTEN (Hg.): Beiträge zur Geschichte des sächsischen Werkzeugmaschinen baus im Industriezeitalter, in: Saxonia, Schriften des Vereins ftir sächsische Landesgeschichte 6, Dresden 2000, S Über das Tausendstel hinaus, Geometrische Genauigkeit in der maschinenbaulichen Fertigung zwischen 1800 und 1950, in: MASING, WALTER (Hg.): Qualitätsmanagement: Tradition und Zukunft, Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Deutschen Gesellschaft ftir Qualität e. V, München 2003, S Diplom-Chemiker Jianfeng Cui, geb in Jilin (China), Studium der Chemie an der Universität Jilin, Auslandssemester in Deutschland, Masterstudium an der Universität Hannover, Institut ftir Anorganische Chemie. Kontakt: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Institut rur Anorganische Chemie, Callinstraße 9, Hannover, Dr. Reiner Cunz, geb. 1958, Studium der Fächer Geografie, Geschichte und Erziehungswissenschaften sowie Klassische Philologie und Europäische Ethnologie an der Philipps-Universität in Marburg an der Lahn. Berufsbegleitende Promotion zum Dr. phi!. (1994). Seit 1984 am Niedersächsischen Landesmuseum (seit 1998 Oberkurator), wissenschaftlicher Leiter des Niedersächsischen Münzkabinetts der Deutschen Bank in Hannover und Landesvertreter ftir Niedersachsen in der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (ab 1999 Vorsitzender), Vizepräsident des International Committee of Money and Banking Museums, Ordentliches Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Nebenamtliche Lehre an den Universitäten Göttingen (Fachgebiet Historische Hilfswissenschaften), Hannover (Fachgebiet Volkswirtschaftslehre; Fachgebiet Geschichte) und Wien (Fachgebiet Numismatik und Geldgeschichte). Arbeitsschwerpunkte: Numismatik und Geldgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, Technikgeschichte der Münzprägung, interdisziplinäre Forschungsansätze; Ausstellungstätigkeit (Wanderausstellung 1986 bis Stationen in den alten und neuen Bundesländern); Herausgebertätigkeit, Wissenschaftsorganisation. Kontakt: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Abt. Wissenschaft und Sammlungen, Georgsplatz 20,30159 Hannover, ~usg~wählte Veröffentlichungen: Numismatik zwischen Haushistoriographie.und fiirsthcher Sammellust, Dargestellt am Beispiel der Geschichte des ehemaligen

293 600 Autoren und Herausgeber Königlichen Münzkabinetts zu Hannover und seiner Betreuer , Hamburg 1996 (= Numismatische Studien 11) Vom Taler zur Mark, Einführung in die Münzund Geldgeschichte Nordwestdeutschlands von 1500 bis 1900, 5. überarbeitete Auflage, Hannover 1998 mehrere Dutzend Aufsätze Herausgeber von sechs Büchern. Diplom-Museologe Ulf Dräger, geb. 1965, Studium der Museologie in Leipzig, seit 1989 wiss. Mitarbeiter, seit 1991 Leiter und seit 1996 Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt, seit 1991 Landesvertreter für Sachsen-Anhalt in der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, seit 2004 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst, seit 2005 Vizepräsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft. Kontakt: Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt, Friedemann-Bach-Platz 5, Halle (Saale), Ausgewählte Veröffentlichungen: Deutsche Kunstmedaillen des 20. Jahrhunderts, Katalog, Halle (Saale) 1996 mit GRÜNDlG, RITA: Kunsthandwerk und Design, Zur Geschichte der Sammlung, Halle (Saale) 1997, S Kunstschätze der Lutherzeit in den Sammlungen der Moritzburg Halle, S und S , in: "Die Güter dieser Welt". Schätze der Lutherzeit aus den Sammlungen der Moritzburg Halle, Halle (Saale) 2000 "An Gottes Seegen ist alles gelegen", Zur Geschichte der Mansfelder Bergbaugepräge, in: Bergbau und Kunst im Mansfelder Land, Eisleben 1999, S Geschichte und Sammlungsstruktur des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt im Kontext von Wissenschaft und Museen sowie Moneta Hallensis, Zur Münzgeschichte der Stadt Halle, in: Numismatik - Münzkunde und Geldgeschichte. Halle (Saale) 2002 (= Hallische Beiträge zu den Historischen Hilfswissenschaften 2). S. 8-5 und S Die Hallesche Medaillenschule, Gedanken zum Begriff. in: Dank der Burg. Medaillenkunst in Halle. Berlin 2002 Ein besonderes Denkmal für die Universität Halle-Wittenberg. Die Medaille auf die 500-Jahrfeier in: Historia in Museo. Festschrift für Frank-Dietrich Jacob, Langenweissbach S mit LÜCKE. MONIKA: Das Konzept für die Gestaltung des Museums.. Alte Münze" in Stolberg (Harz). in: Münz- und geldgeschichtliche Probleme des 17. Jahrhunderts im Harzraum. Die große und die kleine Kipperzeit, Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung 12. Nordhausen 2004, S "Sterne für Halle" - die offizielle Edition zur 1200-Jahrfeier. in: Beiträge zur brandenburgisch'preußischen Numismatik. Numismatische Hefte 14,2006. S Patengeld und Taufmedaillen. Zeugnisse der Volkskultur und bildenden Kunst. in: Tausend Jahr Taufen in Mitteldeutschland, Ausstellungskatalog. Bettina Seyderhelm. Magdeburg S STOCK. ANDREA: Die Welt.. en miniature". Deutsche Medaillenkunst heute (= Die Kunstmedaille in Deutschland 23)

294 Autoren und Herausgeber 601 Luther in Mansfeld, Forschungen am Elternhaus des Reformators, Die Münzen - eine verlorene Haushaltskasse?, in: Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderband 6, Halle (Saale) 2007' Die Fundmünzen aus dem Lutherhaus in Wittenberg, in: Luthers Lebenswelten, Halle 2008 (Saale) (= Tagungen des Landes-museums für Vorgeschichte Halle 1), S Prof. Dr. Hubert Emmerig, geb. 1958, Studium der Geschichtlichen Hilfswissenschaften, Mittelalterlichen Geschichte und Klassischen Archäologie in München, 2005 Habilitation für Numismatik und Geldgeschichte, seit 1996 Assistent, seit 2005 ao. Univ.-Professor am Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien. Kontakt: Universität Wien, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien, Österreich, hubert.emmerig@univie.ac.at. Ausgewählte Veröffentlichungen: Die Regensburger Münzerhausgenossenschaft im 13. und 14. Jahrhundert, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 130 (1990), S [Magisterarbeit] Der Regensburger Pfennig, Die Münzprägung in Regensburg vom 12. Jahrhundert bis 1409, Beriin 1993 (= Berliner Numismatische Forschungen, Neue Folge 3), [Dissertation] mit KOZINOWSKl, Orro t: Die Münzen und Medaillen der Regensburger Bischöfe und des Domkapitels seit dem 16. Jahrhundert, Münzgeschichte und Variantenkatalog (Süddeutsche Münzkataloge 8), Stuttgart 1998 Glossar zu Münztechnik und Münzverwaltung in Spätmittelalter und früher Neuzeit, Zum frühneuhochdeutschen Wortschatz in ausgewählten Quellen (14. bis 17. Jahrhundert), hg. von CUNZ, REINER, (= Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 55) Braunschweig 2006 Bayerische BestaIIungsurkunden für Münzmeister im 15. lahrhundert, Zur numismatischen Quellenkunde des SpätmittelaIters, in: CUNZ, REINER u. a. (Hg.): FUNDAMENTA HISTORIAE, Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften, Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, Hannover 2004 (= Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 51), S Der Freisinger Müozschatzfund und das Geldwesen in Bayern zur Karolingerzeit, Mit einer Auswertung des Freisinger Traditionsbuches als geldgeschichtlicher Quelle, in: Sammelblatt des historischen Vereins Freising 38, 2004, S ' EMMERIG, HUBERT (Hg.): Vindobona docet 40 Jahre Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien , Wien 2005 (= Numismatische Zeitschrift = VerÖffentlichungen des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte Wien 10) Bayerns Münzgeschichte im 15. Jahrhundert, Münzpolitik und Münzprägung der bayerischen Herzogtümer und ihrer Nachbarn von 1390 bis 1470, München 2007 (=0 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 150), [Habilitation].

295 602 Autoren und Herausgeber Diplom-Verwaltungswirt Andreas Udo Fitzei, geb. 1967, Studium der Verwaltungswissenschaften in Ludwigsburg Diplom-Abschluss, anschließend Inspektor beim Regierungspräsidium Stuttgart, seit 1998 Regierungsamtmann Beginn numismatisch-historischer Recherchen mit Unterstützung der Stadt Schwäbisch Gmünd in Deutschland, Österreich und Spanien. Kontakt: Lechstraße 8, Schwäbisch Gmünd, Ausgewählte Veröffentlichungen: Peter Hartenbeck (um ), Von einem wackeren Schwaben aus Gmünd, Wundermaschinen, abenteuerlichen Reisen und abertausenden Silbertalern, Schwäbisch Gmünd 2007 Weshalb ein schwäbischtirolischer Münzertrupp dem spanischen Imperium technische Hilfestellung leisten musste, in: MünzenRevue 40, 2008,12, S Mitarbeit, Unterstützung und Übersetzungshilfe an mehreren spanischsprachigen Werken über die Münzstätte Segovia und die Walzenprägung Der Goldschatz von Deutsch-Ostafrika, Aus den Aufzeichnungen des Friedrich Schumacher ( ), in: Spaichinger Heimatbrief, Spaichingen 2009 (im Druck) und in: Tuttlinger Heimatblätter, Tuttlingen 2009 (im Druck) Johann Andreas Hermannskircher (um ), ein Bayer als Urvater der berühmten Stempelschneiderdynastie Hamerani im päpstlich-barocken Rom (in Vorbereitung). Dr. Peter Hammer, geb. 1934, Studium an der Bergakademie Freiberg mit dem Abschluss als Diplom-Metalloge 1958, Mitarbeiter am Institut für Werkstoffe der Luftfahrtindustrie bis 1960, Leiter des Labors ftir Metallische Werkstoffe im VEB dkk Scharfenstein bis 1991, 1970 Promotion an der TH in Karl-Marx-Stadt mit einem Thema zu Reibung und Verschleiß von Eisenwerkstoffen zum Dr.-Ing., Mitarbeiter am Deutschen Archäologischen Institut in Frankfurt am Main Kontakt: Greßlerweg 4, Zschopau, Ausgewählte Veröffentlichungen: Metall und Münze, Leipzig und Stuttgart 1993 Voss, HANS-ULRICH, HAMMER, PETER und LUTZ, JOACHIM: Römische und germanische Bunt- und Edelmetallfunde im Vergleich, in: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 79, 1998, S und 72 Tafeln Stichworte Löten, Lot, Messing, Niet, Schweißen, Stempel, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18-29, Berlin und NewYork Diplom-Designerin Klara Jahn, geb. 1950, Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste Berlin (West), anschließend Meisterschülerin Eröffnung eines eigenen Ateliers in Berlin, u. a. Gestaltung des Corporate Design für die deutschen Olympiastützpunkte, gegenwärtig Promotionsstudium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

296 Autoren und Herausgeber 603 Kontakt: Rathenauplatz 21,06114 Halle (Saale), Ausgewählte Veröffentlichungen: Fingerübungen: Hand - Zeichen - Sprachen, in: Typographische Monatsblätter, Zeitschrift für Schriftsatz, Gestaltung, Sprache, Druck und Weiterverarbeitung, Zürich, Nr. 4/5 1996, 72 S. Stempel, in: Typographische Monatsblätter 3, 2003, 45 S. weitere Veröffentlichungen in diversen Fachzeitschriften sowie Vorträge und Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema Corporate Design und Visuelle Kommunikation. Prof. Dr. Niklot Klüßendorf, geb. 1944, apl. Professor am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg, Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte, Studium in Münster (Geschichte, Englisch, Historische Hilfswissenschaften und Volkskunde), 1973 Promotion zum Dr. phi!., Archivdienst, zuletzt am Hessischen Staatsarchiv Marburg (bis 1999 noch an der Archivschule Marburg unterrichtend), Wissenschaftlicher überrat am Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg; 1986 Habilitation für Numismatik und Geldgeschichte, 1992 apl. Professor; Mitglied der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, ab 1980 als Vertreter des Landes Hessen, 2003 Korrespondierendes Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Kontakt: Koppelkaute 2, Amöneburg, kluessen@staff.uni-marburg.de. Ausgewählte Veröffentlichungen: Schriftenverzeichnis, bearbeitet von CUNZ, REI NER, in: FUNDAMENTA HISTORIAE, Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften, Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, hg. von CUNZ, REINER in Verbindung mit POLLEY, RAINER und RÖPCKE, ANDREAS, Hannover 2004 (= Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 51), S Seither u. a.: Edelmetallsammlungen zur Kriegsfinanzierung am Ende des Alten Reiches, in: CUNZ, REINER und SCHEIER, CLAUS-ARTUR (Hg.): Carl-Friedrich-Gauß-Kolloquium ~003, "Geld regiert die Welt", Numismatik und Geldgeschichte, Grundsatzfragen lllterdisziplinär, Beiträge aus Wissenschaftsgeschichte, Kunst- und Kulturgeschichte sowie Wirtschaftsgeschichte, Braunschweig 2004 (= Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 53), S Die heilige Elisabeth im hessischen Münzbild, in: Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 56, 2006, S Münzfundbericht des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde, Marburg, Nr. 9, (= Fundberichte aus Hessen 41, 2001 (2006», Teilband 2.

297 604 Autoren und Herausgeber Diplom-Historiker Dietrich Lücke, geb. 1956, Studium der Geschichte und Pädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, tätig als Lehrer für Geschichte an der ABF der Martin Luther Universität in Halle (Saale), und 1999 wiss. Mitarbeiter am Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt im Rahmen des DFG-Projekts Inventarisierung der Akten des Reichskammergerichts, seit 2000 freiberuflicher Historiker und Genealoge. Kontakt: Ahornweg 9, Nauendorf, Ausgewählte Veröffentlichungen: Findbücher der Akten des Reichskammergerichts im Landesarchiv Magdeburg - Landeshauptarchiv -, Band 1-5, Halle (Saale) (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung des Landes Sachsen Anhalt, Reihe A: Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts, Bände 11, und 18) Münzmeister und Wardeine in den Prozessakten des Reichskammergerichts, in: Numismatik - Münzkunde und Geldgeschichte, Halle (Saale) 2002 (= Hallische Beiträge zu den Historischen Hilfswissenschaften 2), S Thomas Müntzer und Stolberg/Harz, Halle (Saale) 2003 Die Münzmeister in der Grafschaft Stolberg, in: "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), Begleitband zur Eröffnung des Museums ALTE MÜNZE Stolberg (Harz), hg. von LÜCKE, MONIKA und DRÄGER, ULF, Halle (Saale) 2004, S Katharina Lücke, geb. 1982, Studium der Kommunikation und Technischen Dokumentation, Diplomarbeit zum Thema "Ein Vergleich ausgewählter Museumsverbunde mit einer Schlussfolgerung für die visuelle Gestaltung", seit 2005 freiberuflich tätig. Kontakt: Ahornweg 9, Nauendorf, info@kommunikationsluecke.de, Dr. Monika Lücke, geb. 1958, Studium der Geschichte, 1985 Promotion zum Thema Studien ::ll den hoch mittelalterlichen Volkskrellzziigen, tätig als wiss. Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Forschungsschwerpunkte Kirchenarchive (u. a. Leichenpredigten), Hexenverfolgungen in Sachsen-Anhalt, die Malerunternehmer Lucas Cranach d. Ä. und d. J. in Wittenberg, Topografie mitteldeutscher Städte und Münzstätte Stolberg. Kontakt: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geschichte, Abt. rur Historische Hilfswissenschaften, Hoher Weg 4, Halle (Saale), monika.luecke@geschichte.uni-halle.de.

298 Autoren und Herausgeber 605 Ausgewählte Veröffentlichungen: Katalog der Leichenpredigtensammlung der Stadtkirche Sankt Martini in Stolberg/Harz, Halle (Saale) 1996 (= Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts 3) Die Wittenberger Archivalien zum Leben und Wirken von Lucas Cranach d. Ä., in: Lucas Cranach d. Ä. und die Cranachhöfe in Wittenberg, hg. von der Cranach-Stiftung, Halle (Saale) 1998, S mit ZÖLLNER, WALTER: Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt, in: FrauenOrte, Frauengeschichte in Sachsen-Anhalt, Band I: hg. von STOLZE, ELKE, Halle (Saale) 2008, S Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), in: "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), hg. von LÜCKE, MONIKA und DRÄ GER, ULF, Halle (Saale) 2004, S Versuch einer Vermögenstopographie für die Stadt Wittenberg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Die Sozialstruktur und Sozialtopographie vorindustrieller Städte, hg. von MEINHARDT, MATTHIAS und RANFT, ANDREAS, Berlin 2005 (= Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit I), S mit HENNRICH, CLAUDlA: Juliana - eine "Oranierin" aus Stolberg (Harz), Halle (Saale) 2006 Thomas Müntzer auf Medaillen, Geldscheinen und Münzen, in: Thomas Müntzer in der Erinnerungskultur, Das Beispiel bildende Kunst, hg. von VOGLER, GÜNTER, Mühlhausen 2008 (= Thomas Müntzer-Gesellschaft, Veröffentlichungen 10), S Dr. Hermann Maue, geb. 1943, Studium zunächst der Architektur, anschließend der Kunstgeschichte, Archäologie, Historischen Hilfswissenschaften sowie Mittelalterlichen Geschichte, 1974 Promotion im Fach Kunstgeschichte; Volontariat am Germanischen Nationalmuseum; am Diözesanrnuseum Paderbom; seit am Münzkabinett des Germanischen Nationalmuseums. Kontakt: Kaulbachstraße 35, 903 I 7 Nümberg, hermann.maue@web.de. Ausgewählte Veröffentlichungen: mit VEIT, LUDWIG (Hg.): Münzen in Brauch und Aberglauben, Mainz 1982 (Hg.): Die Grafen von Schönborn, Nürnberg 1989 mit FISCHER, DIETER: Die Medaillen der Hohenzollem in Franken, Nümberg 2000 (Hg.): Quasi Centrum Europae Europa kauft in Nümberg, Nümberg 2002 Sebastian Dadler (Hg.): , Medaillen im Dreißigjährigen Krieg, Nümberg Mehrere Aufsätze zur Ikonografie und zum kulturgeschichtlichen Umfeld der Renaissance- und Barockmedaille, Beiträge zu Siegeln, besonders Verschluss Slegeln, und zu Bettlerzeichen. Diplom-Ingenieur Henner R. Meding, geb. 1937, nach dem Studium als Maschinenbauingenieur in der Industrie tätig, dann ein Studium der Wirtschafts- und

299 606 Autoren und Herausgeber Sozialgeschichte und Pädagogik. Zuletzt tätig als Oberstudienrat an einem Berufskolleg, nun im Ruhestand. Kontakt: Auf dem Kamm 23, Bergisch Gladbach, Ausgewählte Veröffentlichungen: Wie genau konnte im Mittelalter der Feingehalt der Münzmetalle bestimmt werden?, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 29,1980, S. 29 Das Härten der Prägestempel nach Angaben des Lazarus Ercker im kleinen Probierbuch von 1556 im Vergleich zu heute, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 38, 1989, S, Eine Abbildung des 18. Jahrhunderts zur Münzenherstellung? in: Numismatisches Nachrichtenblatt 52, 2003, S. 410 f. Schlagwerk zum Prägen in: Geldgeschichtliche Nachrichten 41, 2006, S. 7 f. Die Herstellung von Münzen, Von der Handarbeit im Mittelalter zu den modemen Fertigungsverfahren, hg. von der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte, Frankfurt am Main Dr. Oliver Mecking, Chemie- und Ur- und Frühgeschichtsstudium an der Universität Kiel. Abschluss 1996 als Diplom-Chemiker, 2000 Promotion bei Prof. Lagaly in Kiel über römische und mittelalterliche Keramik, seit Oktober 2000 Leiter des Archäometrielabors am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar. Kontakt: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Archäonaturwissenschaften, Archäometrie/Labor, Humboldtstraße 11, Weimar, meckingo@tlda.thueringen.de. Ausgewählte Veröffentlichungen: mit LAGALY, GERHARD: Naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Belgischen Ware aus Karden, in: NICKEL, CLAUDIA (Hg.): Gaben an die Götter, Der gallo-römische Tempelbezirk von Karden (Kreis Cochem Zell), Montagnac 1999, S mit LAGALY, GERHARD: Historische Quellen und analytische Untersuchungen zur Giftigkeit von Bleiglasuren vom späten Mittelalter bis zur Neuzeit, in: Archäologisches Korrespondenzblatt 30, 2000, S mit LAGALY, GERHARD: A new method for determining the ancient firing temperatures of ceramics, in: RAMMELMAIR, D. (Hg.): Applied Mineralogy in Research, Economy, Technology, Ecology and Culture, Proceedings of the 6 th International Congress on Applied Mineralogy ICAM 2000, Göttingen, Germany July 2000, Rotterdam 2000, S Naturwissenschaftliche Untersuchung der Mörtelprobe aus Apsaros, in: GEYER, ANGELIKA und MAMULADZE, SHOTA (Hg.): Gonio-Apsaros III, Tiblissi 2002, S Herkunftsbestimmung an grauer Drehscheibenkeramik des 3. Jahrhunderts aus Thüringen, Archäometrie und Denkmalpflege 2003, S Naturwissenschaftliche Analysen an Mörtelproben aus dem Palasbereich der Wartburg, Wartburg-Jahrbuch 2003, S mit WAL TER, D.: Gussformen und Tiegel aus zwei Siedlungen der Urnenfelderzeit im nördlichen Thüringen, Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zur

300 Autoren und Herausgeber 607 Technologie des Bronzegusses, in: Alt-Thüringen 37, 2004, S mit WULF, D.: Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Glasringen und Produktionsresten aus Erfurt, Trommsdorfstraße, in: Archäometrie und Denkmalpflege 2006, S. 128 f. mit PASCH, A. und STÜRZE BECHER, M.: Naturwissenschaftliche Untersuchungen am Schatzfund aus Erfurt, in: Archäometrie und Denkmalpflege 2006, S. 44 f. Diplom-Informatiker Mario Schlapke, geb. 1970, Informatikstudium an der Technischen Universität Ilmenau bis 1994, seit 1995 am jetzigen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Dienststelle Weimar, Sachgebiete Archäoinformatik und Fundnumismatik, laufendes Dissertationsprojekt an der TU Ilmenau, Institut für Praktische Informatik und Medieninformatik. Kontakt: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Archäonaturwissenschaften, Archäoinformatik und Fundnumismatik, Humboldtstraße I 1, Weimar, mschlapke@t1ad.thueringen.de. Ausgewählte Veröffentlichungen: Analyse und Entwicklung von Einsatzstrategien zur Erfassung, Verarbeitung und Darstellung von archäologischen Daten, Diplomarbeit an der TU Ilmenau, 1994 Stand der Archäoinformatik am TLAD, Aktuelle Anwendungen und Perspektiven, in: 3. Workshop "Multimediale Informations- und Kommunikationssysteme", Ilmenau, 1997, S Museum online, Multimediaeinsatz vor Ort und im Internet, in: STJA'99 (CD-ROM)/Beitraege/mik99/ schlapke.pdf (= 5. Workshop "Multimediale Informations- und Kommunikationssysteme") Die "Archäoinformatik" am TLAD, in: Ausgrabungen und Funde im Freistaat Thüringen 5 (2000), Stuttgart, S. 1-5' Neue Fundmünzen aus einer Südthüringer Kirche, in: CUNZ, REINER u. a. (Hg.): FUNDAMENTA HISTORIAE, Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften, Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10 Februar 2004, Hannover 2004 (= Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover, 51), S ' mit STÜRZEBECHER, MARIA: Schatzfund von Erfurt, in: Europas Juden im Mittelalter (Katalog der Ausstellung "Europas Juden im Mittelalter") [Ostfildern-Ruit 2004], S Erfurt 1998, in: Coin Hoards 2003, in: Medival and modem hoards, The numismatic chronicle, London 2004, S. 291 mit CUNZ, REINER: Der "neue" Münzfundkatalog MittelalterlNeuzeit der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Ein Zwischenbericht), in: Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft, Jahrbuch 2004, Braunschweig 2005, S Dr.. R.omedio Schmitz-Esser, geb. 1978, Studium der Geschichte und Kun~tgeschichte an der Universität Innsbruck, 2004 Stipendiat des Österreichischen Hlsto-

301 608 Autoren und Herausgeber rischen Instituts in Rom, anschließend freier Mitarbeiter beim Inschriftenwerk der Östereichischen Akademie der Wissenschaften und Lehrauftrag für Epigraphik des Mittelalters an der Universität Innsbruck , Stadthistoriker von Hall in Tirol und Direktor des Haller Stadtarchivs, seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Historischen Seminars der Ludwig Maximilians-Universität. Bis 2008 Mitherausgeber der interdiszilinären Reihe "Forum Hall in Tirol", seit 2008 im Beratergremium der Mediaevistik. Vortragstätigkeit zur italienischen Geschichte des Mittelalters, zur Tiroler Epigraphik und zu Themen der Haller Stadtgeschichte in Österreich, Deutschland und Großbritanien. Kontakt: Ludwig Maximilians-Universität, Historisches Seminar, Abteilung für Mittelalterliche Geschichte, Geschwister-Scholl-Platz I, München, Ausgewählte Veröffentlichungen: Arnold von Brescia im Spiegel von acht Jahrhunderten Rezeption, Ein Beispiel für Europas Umgang mit der mittelalterlichen Geschichte vom Humanismus bis heute, WieniBerlinlMünster 2007 (= LIT Geschichte 74) Der Taler um 1500, Eine Haller Münze zwischen Arm und Reich (Katalog), in: Haller Münzblätter 7, 2007, 9/11, S Das versteckte Gästebuch von St. Nikolaus in Hall, Die Graffiti auf der Brüstung der Empore der Pfarrkirche und Ihre Ent-schlüsselung, in: Tiroler Heimatblätter 81/4, 2006, S Kreuzreliquiar Maximilians I. aus Hall (Waldauische Stiftung), in: Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die Goldenen Bulle (Katalog) hg. von BROCKHOFF, EVELYN u. a., Frankfurt am Main 2006, S Die Graffiti der Salvatorkirche von Hall in Tirol, in: Forum Hall in Tirol, Neues zur Geschichte der Stadt I, 2006, S Ein zweiter Turm für die Münze Hall in Tirol, in: Neues Museum 3, 2006, S, 71 f. mit TADDEI, ELENA: Der Todesfall des Herzogs Severin von Sachsen in Tirol, Ein "Obduktionsbericht" des Habsburgischen Hofarztes Georg Tannstätter von 1553, in: Virus 5, 2005, S mit REBITSCH, ROBERT: Herzog Severin von Sachsen, Auf-enthalt und Tod eines jungen Sachsenherzogs in Tiro!, in: Tiroler Heimat 69, 2005, S Der Winterkönig: Eine bayerische Landesausstellung 2003 in Amberg, in: Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer 69, 2005, S Arnold of Brescia in Exile: April 1139 to December 1143, His Role as areformer, Reviewed, in: Exile in the Middle Ages, Selected Proceedings from the International Medieval Congress. University of Leeds, 8-11 July 2002, hg. von NAPRAN, LAURA und VAN HOUTS, EusABETH, Turnhout 2004, S In Urbe, quae caput mundi est, Die Entstehung der römischen Kommune ( ), Über den Einfluss Arnolds von Brescia auf die Politik des römischen Senats, in: Innsbrucker Historische Studien 23/24, 2004, S Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften von Stift Stams als Zeugnis der Tiroler Geschichte, in: Tiroler Heimat 67, 2003, S

302 Autoren und Herausgeber 609 Dr. Konrad Schneider, geb. 1950, Studium der Geschichte und Anglistik in Bonn, Promotion 1976, anschließend Ausbildung für den höheren Archivdienst, Tätigkeit am Staatsarchiv Hamburg 1979 bis 1987, seither am Institut für Stadtgeschichte, seit 2003 als stellvertretender Institutsleiter. Kontakt: Stadt Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte, Münzgasse 9,60311 Frankfurt am Main, Ausgewählte Veröffentlichungen: zahlreiche Veröffentlichungen zur Münz- und Geldgeschichte mit Schwerpunkt vom 17. bis 19. Jahrhundert, mit Schwerpunkt im Gebiet des Oberrheinischen Reichskreises, u. a. Die Münz- und Währungspolititk des Oberrheinischen Reichskreises im 18. Jahrhundert, Koblenz 1995 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften 4) Der oberrheinische Albus, Speyer 2001 (= Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer 42) Pfennige, Heller, Kupfergeld, Speyer 2002 (= Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer 43) Das Münzwesen des Herzogtums Nassau, Höhr-Grenzhausen 2005 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften 7) Die Petermännchen, Kurtriers Landesscheidemünzen im 17. und 18. Jahrhundert, Trier 2005 (= Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 30). Dr. Gerhard Schön, geb. 1966, Studium der Mathematik, der Historischen Hilfswissenschaften und der Neueren und neuesten Geschichte, wiss. Angestellter der IT Gruppe Geisteswissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München. Kontakt: Geschwister-Scholl-Platz I, München, Ausgewählte Veröffentlichungen: Deutscher Münzkatalog 18. Jahrhundert ( ,2002,2008) Das Münzarchiv der Staatsbank der DDR (1997, 1998,2000)' Euro Münzkatalog (seit 2002) Münz- und Geldgeschichte der Fürstentümer Ansbach und Bayreuth im 17. und 18. Jahrhundert, Dissertation München Ulrich Sieblist, geb. 1948, Ausbildung zum Goldschmied, Fachschulstudium Metallrestaurierung in Berlin, Restaurator im Landesamt für Archäologie/Landesmuseum für Vorgeschichte, seit 1985 freiberuflich als Metallrestaurator tätig. Kontakt: Questenberg, Dorfstraße 33, Ausgewählte Veröffentlichungen: Der vergoldete Spangenhelm von Stössen, Kr. H?henmölsen, in: Restaurierung und Museumstechnik 6, Weimar 1986, S Die Restaurierung von Christi an Daniel Rauchs Denkmal für August Hermann Francke, in: Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 1. I, 1993, S mit NOLL.

303 610 Autoren und Herausgeber GUDRUN und POLLMANN, HANs-OTTo: Der Erfurter Brakteatenschatz, Erfurt 1997 mit NAUMANN, HANS-JOACHIM und WURM, THOMAS: Rekonstruktion: Prüfstand für Beobachtungen, in: Gold für die Ewigkeit, Das germanische Fürstengrab vom Gommern, Halle (Saale) 2000, S mit BECKER, MATTlAS, FÜTING, MANFRED und HAMMER, PETER: Reine Diffusionsbindung: Rekonstruktion einer antiken Vergoldungstechnik und ihre Anwendungsbereiche im damaligen Handwerk, in: Jahresschrift fiir Mitteldeutsche Vorgeschichte 86, 2003, S Restaurierungsbericht "Caritas"-Grabdenkmal, in: Nordhäuser Nachrichten 13,2004 Die Stolberger Münzwerkstatt, in: "die Mark zu 13 Reichstaler und 8 Groschen Beibehalten werde", Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz), hg. von LÜCKE, MONlKA und DRÄGER, ULF, Leipzig 2004, S Dr. Gerald Stefke, geb. 1940; Studium in Hamburg , Promotion zum Dr. phi!. in den Fächern Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Deutsche Altertums- und Volkskunde (mit Dissertation zur Hamburger Wirtschaftsgeschichte des 14. Jahrhunderts), am Max-Planck-Institut für Geschichte als wiss. Referent in der Redaktion des Dahlmann-Waitz, am Historischen Seminar der Universität Hamburg als wiss. Assistent im Bereich Mittelalter/Hansegeschichte, seit 1985 Lehrbeauftragter für Geschichte des Mittelalters und Numismatik am Hamburger Historischen Seminar. Kontakt: Hamburg, Eppendorfer Landstraße 30, gerald.stefke@gmx.de. Ausgewählte Veröffentlichungen zur Münz- und Geldgeschichte: Der Münzfund von Meischenstorf, Hamburger Beiträge zur Numismatik 20, 1966, S Silbergeld-Probleme im westlichen Ostseeraum, ca ca. 1430, in: Nordisk Numismatisk Arsskrift 1981, S "Goldwährung" und "lübisches" Silbergeld in Lübeck um die Mitte des 14. Jahrhunderts, in: Zeitschrift des Vereins für Lübische Geschichte 63, 1983, S Der "wendische Münzverein" und seine Nachbarn im 14. Jahrhunderts: Gepräge-Vorbilder und ihre Nachahmungen von den AnHingen bis 1391/92. in: Hamburger Beiträge zur Numismatik 33/35,1979/1981 (" 1988", tatsächlich 1989), S Geldgeschichtliche Forschung in Norddeutschland um 1500, Die währungspolitischen und geldhistorischen Aufzeichnungen des Hamburger Bürgermeisters Dr. Hermann Langenbeck ( ) und die Hamburger "Münzchronik" aus dem späten 15. Jh., in: ALBERT, RAINER und CUNZ, REI~ER (Hg.): Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, Beiträge zum 17. Deutschen Numismatikertag März 1995 in Hannover, Speyer 1995 (= Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer 36), S Der "wendische Münzverein ' als spätmittelalterliche Währungsunion und andere norddeutsche Münzkonventionen des 13./14. bis 16. Jh., in: CUNZ, REINER (Hg.): Währungsunionen. Beiträge zur Geschichte überregionaler Münz- und Geldpolitik, Hamburg 2002

304 Autoren und Herausgeber 611 (= Numismatische Studien 15), S Die Herzöge von Meck1enburg zwischen Pommern und dem "wendischen MÜTIzverein": Voraussetzungen, Maßnahmen und Wirkungen flirstlich mecklenburgischer Münz- und Währungspolitik , in: MEHL, MANFRED (Hg.): Delectat et docet, Hamburg 2004 (= Numismatische Studien 16), S Prof. Dr. Hans Georg Stephan, geb. 1950, Professor für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Studium in Münster, München und Cardiff/Wales SFB 17 der Universität Kiel, Tätigkeit in der Stadtarchäologie Lübeck wiss. Mitarbeiter am Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen, dort Aufbau eines Forschungs- und Lehrbetriebes zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit mit zahlreichen Projekten, 1992 Habilitation und seit 1997 apl. Professor. Schwerpunkte in der interdisziplinären Stadt-, Siedlungs- und Landschaftsarchäologie, sowie der Sachkultur, insbesondere in der Keramik- und Glasforschung, Glashütten und Töpferei, Nahtstellen zwischen Mediävistik und Sprachforschung, ganzheitlicher Ansatz unter Einbeziehung der Natur- und Geowissenschaften. Kontakt: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Prähistorische Archäologie, Brandbergweg 4, Halle (Saale), Ausgewählte Veröffentlichungen: Archäologische Studien zur Wüstungsforschung im südlichen Weserbergland, Münstersehe Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 10-11, Coppengrave, Studien zur Töpferei des 13.-I 9. Jahrhundert in Nordwestdeutschland, Hildesheim 198 I (= Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 17) Großalmerode, Ein Zentrum der Herstellung von technischer Keramik, Steinzeug und Irdenware in Hessen, Großalmerode 1986 (= Die Geschichte der keramischen Gewerbe in Großalmerode und die Entwicklung ihrer Produktion vom 12 bis zum 19. Jahrhundert, Teil I) Die bemalte Irdenware der Renaissance in Mitteleuropa, Ausstrahlungen und Verbindungen der Produktionszentren im gesamteuropäischen Rahmen, München 1987 (= Forschungshefte des Bayerischen Nationalmuseums München 12) Keramik der Renaissance im Oberwescrraum und an der unteren Werra, Beiträge der Archäologie zur Erforschung der Sachkultur der frühen Neuzeit, in: Zeitschrift fiir Archäologie des Mittelalters, Beiheft 7, 1992 Großalmerode, Ein europäisches Zcntrum der Herstellung von technischer Keramik, Großalmerode 1995 (= Die Geschichte der keramischen Gewerbe in Großalmerode und Epterode und die Entwicklung ihrer Produktion vom 12. bis zum 19. Jahrhundert, Teil II: Technische und Baukeramik, Tonpfcifcn, Knicker, Steingut Porzellan, Aspekte von Handel, früher chemischer Industrie, Bergbau und Gewerbegeschichte) Studien zur Siedlungsentwicklung und -struktur von Stadt und Klostcr

305 612 Autoren und Herausgeber Corvey ( ), Eine Synopse auf der Grundlage der archäologischen Quellen, 3 Bände, Neurnünster 2000 (= Göttinger Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 26). Dr. Peter Wilk, geb. 1964, Studium der Chemie an der Universität Dortmund, Schwerpunkte in anorganischer Festkörperchemie, Elektrochemie, Promotionsstudium, Institut für Anorganische Chemie, Universität Dortmund, 1998/1999 wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Werkstoff technologie, Universität Dortmund (Prof. Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Bach), 2000/200 I Oberingenieur, 2001 Promotion zum Dr. rer. nat, Oberingenieur am Institut für Werkstoffkunde der Universität Hannover, seit März 2006 Leiter der Qualitätssicherung, Kraftwerkbetriebstechnik bei der STEAG AG in Essen. Kontakt: STEAG AG, Kraftwerksbetriebstechnik, Qualitätssicherung, Ruettenscheider Straße 1-3,45117 Essen, peter.wilk@evonik.com. Ausgewählte Veröffentlichungen: mit KELLER, H.-L. und WIMBERT, L.: BiTe03I, Das erste Mitglied eines neuen Strukturtyps, in: Zeitschrift für Kristallographie, Supp\. Iss. 15, 1998, S. 64 mit HOLLÄNDER, u.: Verschleiß und Korrosion von Schichtverbunden, in "Moderne Beschichtungsverfahren", hg. von BACH, F.-W und DUDA, T., Weinheim 2000, S. 1-30' mit BACH, FRIEDRICH-WILHELM u. a.: Abtragund Zerlegetechniken für den Rückbau kerntechnischer Anlagen, atw, in: Internationale Zeitschrift ftir Kernenergie 2, 2001, S ' mit KAUDER, K., BACH, F.-W u. a.: Herstellen von Schraubenmaschinen mit einer keramischen Einlaufschicht, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik 32, 2001, S mit BACH, FRIED RICH-WILHELM u. a.: Erweiterung des Verformungsverhaltens von ZM21 durch ECAE-Strangpressen, Plastic Deformation ofmetals, S , Dnepropetrowskl Ukraine' mit BACH, FRIEDRICH-WILHELM u. a.: Magnesiumlegierungen als degradable metallische Implantatwerkstoffe für die Medizintechnik, in: LUGSCHElDER, E. (Hg.): 9. Werkstoffwissenschaftliches Kolloquium, Innovative Werkstofftechnologie 2001, in: Werkstoffwissenschaftliche Schriftenreihe 52, Aachen 2002, S mit KELLER, H.-L.: Deve10pment of a Nove1 Closed Loop UHV-Apparatus for Coulometric Titrations ofoxygen by Means ofprobes in Three-Electrode-Arrangement, Zeitschrift ftir anorganische und allgemeine Chemie/Journal of inorganic and general chemistry 629 (10), 2003, S ' mit BACH, F.-W und VERSEMANN, R.: Nuclear Installation DismantIing-Making One's Way through the Technical Maze, Eurosafe Tribune 4, 2003, S ' mit BACH, F-W und BORMANN, D.: Cellular Magnesium; Cellular Metals and Metal Foaming Technology, 2003 mit SCHEEN, 1. u. a.: The influence of nitrogen on the development of bio films, Biofilms 2004, I, 29' mit BACH, FRIEDRICH-WILHELM u. a.: "Gefügemodifizierung durch Bornitrid", Materialwissenschaft und Werkstofftechnik 36, 2005, Nr. 1, S mit BACH, FRIEDRICH-WILHELM u. a.: Decommissioning technologies, inc\uding recent deve-

306 Autoren und Herausgeber 613 lopments and special features of the dismantiing of nuciear research and prototype facilities, Kerntechnik 70, Iss. 1-2, February 2005, S Dr. Bernward Ziegaus: geb. 1963, Studium der Alten Geschichte, Historischen Hilfswissenschaften, Mittelalterlichen Geschichte und Volkskunde in Passau und Wien; seit 1991 Referent für die antiken FundmÜllzen in der Archäologischen (Prähistorischen) Staats sammlung München; Mitarbeiter am Forschungsprojekt der Volkswagenstiftung "Das Prähistorische Gold in Bayern, Böhmen und Mähren", Herkunft - Technologie - Funde; 1995 Einrichtung des Kelten-Münzkabinettes in Neuburg a. d. Donau, Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung; seit 200 I Vorarbeiten zum Thema "Keltisches Münzhandwerk": Korpus zu den Prägewerkzeugen in Mitteleuropa, Rekonstruktion von prägetechnischen Arbeitsabläufen, Erkenntnisse zu den Organisationsstrukturen bei der Münzherstellung; seit 2002 GeschäftsteIle und Redaktion der Zeitschrift "Bayerische Vorgeschichtsblätter". Kontakt: Archäologische Staatssammlung München, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Abteilung Numismatik, Lerchenfeldstrasse 2, München, bemward.ziegaus@extern.lrz-muenchen.de. Ausgewählte Veröffentlichungen: Das Geld der Kelten und ihrer Nachbarn, Sammlung JosefSchörghuber, München 1994 (= Ausstellungskatalog der Prähistorischen Staatssammlung 26) Der Münzfund von Großbissendorf, Eine numismatisch-historische Untersuchung zu den spätkeitischen Goldprägungen in Südbayern, Kallmünz 1995 (= Ausstellungskatalog der Prähistorischen Staatssammlung 27) mit VAN IMPE, Luc u. a.: Oe keltische goudschat van Beringen (Prov. Limburg), Archeologie in Vlaanderen 6, 1997/1998, S , hier: S (Münzen) Die Fundmünzen aus der jüngerlatimezeitlichen Siedlung von Egglfing, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 65, 2000, S Römische Fundmünzen von ausgewählten Plätzen des Alpenvorlandes aus der Zeit des 1. Jh. v. Chr. bis in die Regierungszeit des Tiberius, Ein Überblick, in: HÜSSEN, CLAUS MICHAEL, IRLINGER, WALTER und ZANIER, WERNER (Hg.): Spätlatt~nezeit und frühe Kaiserzeit zwischen Alpenrand U~d Donau, Bonn 2004, (= Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 8), S Em Münzschatz mit Nauheimer Steg-Rinnen Quinaren aus dem Heidetränke-Oppldum (Hessen), in: METZLER, JEANNOT und WIGG- WOLF, DAVID (Hg.): Die Kelten und Rom: Neue Numismatische Forschungen, Mainz 2005 (= Studien zu Fundmünz.en der Antike 19), S Oe gypsis nummum deperditorum apud Celtas, m: Numismatische Zeitschrift 116/117, 2008, S

307

308 Eine Gemeinschaftspublikation mit NUMISMAlISC", >.,.lf DER LÄNDERIN DER KOMMISSION ~ BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLA:\D E. V. Landesmuseum Hannover Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank stiftung moritzburg IZJ MARTIN-LUTHER-UNIVERSIT Ä T HAllE-WITTENBERG ALTE MÜNZE STOLBERGER MUSEEN - MUSEUM ALTE MÜNZE

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310 !\jürvrn~ llld (i()!,jh,ln3,'!,\ukri'lilc'n (,ir :\lütllt'tl IIrd \ld,lilktl I~KÜNKER Ihr Haus für geprägte Geschichte Fachkompetenz und Seriosität seit 35 Jahren Vier international bedeutende Münzauktionen pro Jahr Mehr als Kunden welt\veit Hochwertig produzierte Farbbtaloge Jederzeit Rarankauf von Gold- und Silbermünzen zu fairen Preisen Münzen zu Festpreisen in Lagerlisten und unter Möchten Sie Ihre Münzsammlung veräußern? (gebührenfrei) Fritz RudQlf Künker GmbH & co. KG Gutenbergstraße Osnabruck. Germany Tel. +49 (0) Fax +49 (0) Osnabrück. Berlin. Münchm. Zürich

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Fitzel, Andreas Udo. Veröffentlicht in: Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Band 61, 2008, S. Der Stempelschneider Peter Hartenbeck und die Überführung der ersten Münzprägemaschine (Walzenprägewerk) nach Spanien im Spiegel deutsch- und spanischsprachiger Quellen und Literatur Fitzel, Andreas Udo

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