Bericht Israelaustausches 2015 der Gertrud-Luckner- Gewerbeschule in Freiburg

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1 Bericht Israelaustausches 2015 der Gertrud-Luckner- Gewerbeschule in Freiburg Israel und Palästina, Länder geprägt von unterschiedlichsten Religionen, Kulturen und Landschaften wecken Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen gleichermaßen. Ziel unseres Austauschprogrammes ist es, die anderen Länder und Kulturen kennen zu lernen. Das Austauschprogramm mit dem Technological College of Beer Sheva gibt es seit 1988; ins Leben gerufen wurde der Austausch damals von der GHSEmmendingen unter dem damaligen Schulleiter Herrn Reibold. Seit 2009 ist der Austausch an der Gertrud-Luckner- Gewerbeschule verortet und wird überdies seit zwei Jahren um den Programmpunkt das sogenannte Westjordanland oder eben Palästina ergänzt. Zur Vorbereitung haben wir uns bereits ein dreiviertel Jahr vor der Reise regelmäßig getroffen, um die Hintergründe, zum einen die Beziehung zwischen Deutschland und Israel auch vor dem historischen Hintergrund, und zum anderen die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten kennen zu lernen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der Geschichte der Namensgeberin unserer Schule, Frau Dr. Gertrud Luckner, Widerstandskämpferin während der Zeit des Nationalsozialismus und wichtige Person, die viele Menschen rettete und dafür ins Lager Ravensbrück kam. Nach Ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager arbeitete Sie sofort am Deutsch-Jüdischen-Dialog weiter. In Israel ist ein Altersheim nach ihr benannt, für welches das Kollegium der Gertrud-Luckner-Schule jedes Jahr Spenden sammelt. Dieses Jahr wird für einen Aufzug gesammelt, da es im Heim nur einen Fahrsitz gibt, der es nicht ermöglicht, die Bewohner zeitnah vom oberen in den unteren Stock oder umgekehrt zu befördern. Das Heim wurde vor allem für aus Deutschland stammende Überlebende des Holocausts gegründet. Auch nicht jüdische Deutsche, die eine rassenunreine Ehe führten und zu Ihren Ehepartnern hielten, fanden hier Aufnahme. Es ist ein fester Bestandteil des Programmes in Israel das Altersheim zu besuchen, Mithilfe für den Tag anzubieten und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Wir fanden es sehr bewegend zu sehen mit welch Würde und Stolz die älteren Herrschaften uns empfingen. Auch Gespräche über den Holocaust und uns Nachkommen der Täter waren möglich. In Israel ist uns dieser Begriff übrigens nie begegnet. Wir fanden es berührend, mit welch Offenheit und Entgegenkommen wir empfangen und aufgenommen wurden. Bereits drei Wochen vor unserer Reise kamen unsere israelischen Austauschschüler nach Freiburg. Gemeinsam unternahmen wir verschiedene Ausflüge in unsere schöne Region. Neben Schule und Schulprojekten besuchten wir sogar den Europapark. Außerdem machten wir eine lange Wanderung im grünen Schwarzwald, was eine ganz neue Erfahrung für die Israelis war sie waren trunken vor Grün und beteuerten immer wieder, wie schön wir es doch hier hätten. Wir waren erstaunt, wie wenig Übung und Ausdauer die Austauschpartner beim Wandern haben, wo sie doch alle ihren Militärdienst bereits hinter sich haben. Aber erstens ist wandern wohl ein typisch deutsches Hobby und zweitens ist der Militärdienst für viele Israelis nicht nur robben durchs Gelände, wie wir uns das so vorgestellt hatten. Auch

2 ein Besuch in Basel stand auf dem Programm und war sehr beeindruckend. Unser kleines Basel ist für die israelische Bevölkerung eine bekannte Stadt, die eng im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels steht. Die sechs Tage vergingen schnell und schon stand das gemeinsame Abendessen an, bei dem wir uns von unseren Austauschülern vorläufig verabschieden mussten. Wenige Wochen später stand unsere Reise ins Heilige Land kurz bevor. Jedoch mussten einige Punkte unseres geplanten Programmes kurzfristig geändert werden. Geschuldet war dies der aktuell angespannten Situation in Israel und besonders auch in Jerusalem. Gestrichen wurde der Besuch der Altstadt Jerusalems sowie die drei geplanten Tage im Westjordanland. Statt dessen bereisten wir diese drei Tage die arabischen Dörfer in Israel, was für uns nicht minder spannend war. Wir wussten, dass in Israel über 20 % arabische Israelis leben. Dies wird immer wieder diskutiert und führt zu Spannungen im Land. Wie es sich jedoch anfühlt, in arabischen Dörfern in Israel zu leben, konnten wir uns vor der Reise nicht vorstellen. Das Leben dort ist für uns faszinierend, da fremd. Gerüche wie aus Tausend-und-einer-Nacht, Kaftans und Burkas, Wasserpfeifenrauch und bunte Märkte prägen unsere Erinnerung, aber auch das israelische Militär auf den umliegenden Hügeln, die Fotos von toten Kindern und Jugendlichen, Opfer der Intifada, die auf den Kreisverkehren aufgebahrt sind und Hassprediger, die Ihre Parolen auf den Bildschirmen durchs Land dröhnen. Durch die Nachrichten, die sich vor allem auf die Berichterstattung aus den palästinensischen Gebieten bezieht, wird der israelinterne Konflikt oft überlagert, auch im Land selbst. Die ersten fünf Nächte unseres Aufenthaltes waren wir in Beer Sheva im Negev untergebracht. Bei unseren Ausflügen in die Region wurden wir von Studenten des Technological Colleges of Beer Sheva begleitet. Ziele der Ausflüge waren unter anderem die Festung Masada, das Tote Meer und die Wüste Negev. Am dritten Abend wurden wir erstmals richtig mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt konfrontiert. Nachdem in der Nacht zuvor mehrere Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden waren, wurde das Raketenabwehrsystem Iron-Dome in Beer Sheva installiert und uns wurden die Schutzräume im Hotel gezeigt. Es fühlte sich komisch an, einen How-to-do-in-the-worstcase-Kurs zu bekommen. Wir hörten, dass Raketen von Gaza auf das nahe gelegene Dimona mit Ziel auf die dortigen Reaktoren agbefeuert wurden. Die Nächte waren kurz und der diskussionsbedarf groß. Unsere Gastgeber waren merklich beunruhigt. Dadurch kam es allerdings für uns zu wichtigen und interessanten Gesprächen über Themen, über die sich die Israelis, unserer Erfahrung nach, sonst nicht so gerne unterhalten. Nach unseren Wüstenerfahrungen, die uns sicher ein Stück weit Wesentlicher gemacht haben und unserer Verabschiedung von unseren Freunden, war die nächste Station Jerusalem. Dort besuchten wir die Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem und das Israel Museum. Da der Zugang zur Altstadt gesperrt war, konnten wir, die sich dort befindenden Sehenswürdigkeiten nur aus der Ferne, von einem Aussichtspukt über der Stadt aus, betrachten. An dem Tag, an dem wir in Jerusalem waren, kam dann auch die Warnung und

3 Aufforderung des Auswärtigen Amtes, dass man sich nicht unnötig aus dem Haus begeben solle. So waren wir nur kurz essen, um dann eine Nacht lang unser Lieblingsspiel Werwolf zu spielen. Die Abreise am nächsten Tag gestaltete sich schwieriger als erwartet, da an diesem Tag sämtliche Zufahrtsstraßen ins Zentrum gesperrt wurden und dadurch die meist arabisch-israelischen Busfahrer nicht aus ihrem Teilder Stadt herauskamen. Dank eines Freundes unserer Lehrerin fuhren wir dann mittags weiter durch die besetzten Gebiete, entlang der jordanischen Grenze, weiter zum See Genezareth und schließlich nach Akko, einer kleinen arabisch geprägten Hafenstadt am Mittelmeer. Wie oben beschrieben, verbrachten wir die drei folgenden Tage im Norden, in arabischen Dörfern und in Nazareth. Auch das Beit Awot Luckner Altersheim liegt ganz im Norden, nahe der libanesischen Grenze. Die letzte Station war dann Tel Aviv: Tel Aviv ist eine moderne Stadt, in großen Teilen geprägt durch den Bauhausstil. Dieser entstand ursprünglich in Deutschland und wurde ab den 1930er Jahren von jüdischen Architekten im Zuge der Zionismusbewegung etabliert. Darüber hinaus schauten wir uns den alten Stadtteil Tel Avivs Jaffa an und kamen uns erneut vor wie bei Sindbad dem Seefahrer. Nachdem wir zum letzten Mal das sommerliche Wetter sowie das Meer genossen hatten, ließen wir unseren Israelaufenthalt bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Abschließend können wir sagen, dass wir durch den Israelaustausch eine Menge an neuen Erfahrungen und Eindrücken gesammelt haben. Trotz der angespannten Situation haben wir uns nie unsicher gefühlt und würden diese Reise jederzeit wiederholen. Wir sind dankbar dafür, dass uns so eine Möglichkeit geboten wurde. Durch Austauschprogramme wie dieses, wird es uns Schülern ermöglicht, unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen kennen zu lernen. Solche Einblicke durften wir in die jüdische wie auch die arabische Kultur erhalten. Auch in den aktuellen Nahostkonflikt können wir uns inzwischen besser einfühlen. Es ist nicht so, dass wir die Situation nach unserer Reise besser verstehen könnten unsere Lehrerin sagte einmal: Je öfter man diese Gegend bereist, desto komplexer erscheint sie einem, aber eben auch unheimlich reich, bunt und vielfältig. -, aber wir haben inzwischen Bilder im Kopf und wir wissen, dass dort Menschen leben wie wir, mit Empfindungen, Gefühlen, Lachen und Weinen. Wir möchten uns hiermit ganz herzlich bei unserer Schule, unserem Schulleiter Axel Klär, der sein ja trotz angespannter Situation gegeben hat, bei dem begleitenden Lehrer und Finanzminister Klaus Kaps und unserer Leiterin, Organisatorin und Lehrerin Sandra Butsch bedanken. Wir hoffen, dass noch viele weitere Generationen von Schülerinnen und Schülern in den Genuss eines solchen Programmes kommen werden und sich danach genauso bereichert fühlen werden, wie es bei uns allen der Fall ist. Schülergruppe der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule: TO 13, BKGD, BK Photo/Medien

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