Soziale Dilemmas. Scott Adams, Your Accomplishments Are Suspiciously Hard to Verify (Dilbert Book Treasury)
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1 Soziale Dilemmas Scott Adams, Your Accomplishments Are Suspiciously Hard to Verify (Dilbert Book Treasury)
2 Die höchste Zahl gewinnt! Schreiben Sie eine ganze Zahl 1 auf einen Zettel Die höchste Zahl gewinnt. Allerdings wird der Preis durch die Gewinnzahl geteilt. Schreiben mehrere Teilnehmer die höchste Zahl auf, wird der Gewinn unter ihnen gleich aufgeteilt. Der Preis beträgt 500 Fr. und wird von mir ausgezahlt!
3 1. Mintz-Experiment: Panik im Flaschenhals 2. Braess-Paradox 3. Large-Number-Spiel 4. N-Personen-Gefangenendilemma 5. Experimente mit dem Public-Good-Game 6. Wie erreicht man Kooperation in sozialen Dilemmas?
4 1. Experiment Mintz (1951)
5 1. Experiment Mintz (1951)
6 Mintz-Experiment: Analyse des Spiels Multiple Pareto-optimale Nash-Gleichgewichte mit asymmetrischen Auszahlungen. Spieler A, B, C, D, E Strategie: Reihenfolge des Ziehens A B C D E B A D C E etc. Jede Permutation ist ein Pareto-optimales Nash- Gleichgewicht (Anzahl N!). Koordinationsproblem (und Konflikt), N-Personen- Generalisierung des Kampfs der Geschlechter
7 2. Das Paradox von Braess f = Anzahl der Autos auf einer Strecke. Fahrzeit an den Pfeilen in Minuten. Sechs Autos fahren von A nach D. Im Gleichgewicht beträgt die Fahrzeit für jedes Auto 83 Minuten. Der Stadtrat beschliesst, eine Entlastungs- Strasse von B nach C mit Fahrzeit f + 10 zu bauen. Jetzt gibt es drei Routen: ABD, ACD und ABCD. Was passiert im neuen Gleichgewicht?
8 Das Paradox von Braess Nach dem Strassenbau sieht es so aus: Braess 1968, Grafik nach Pöppe 1992
9 Das Paradox von Braess Im neuen Gleichgewicht beträgt die Fahrzeit für alle Autos 92 Minuten! Obwohl eine neue Alternative geschaffen wurde. Und keine neuen Autos hinzugekommen sind. Das Braess-Paradox ist eine Variante des Gefangenendilemmas. Braess 1968, Grafik nach Pöppe 1992
10 3. «Large number» (Hofstadter 1985) Preis: US $ (Scientific American) Schreiben Sie eine ganze Zahl ( 1) auf eine Postkarte und senden Sie die Karte an Scientific American Die höchste Zahl gewinnt. Allerdings wird der Preis durch die Gewinnzahl geteilt. Wenn mehrere Teilnehmer die höchste Zahl einsenden, wird der Preis unter ihnen aufgeteilt.
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13 '000 1'000'000 1'000'000'000 6, (Avogadro-Zahl) (googol) 10 10**100 (googolplex) Resultat der Einsendungen an «Scientific American» Hofstadter (1985: 759)
14 «Large number» ist ein Beispiel für... ein instabiles, wenig robustes System (geringe Resilienz ) N Akteure N-1 sind kooperativ und bereits ein defektiver Akteur genügt, um das kollektive Gut zu zerstören! (ein bad apple )
15 Beispiel für eine ökologische Zeitbombe. Gut fünfzig Jahre dauerte es, bis der Saure Regen den Grossen Elchsee zum Umkippen brachte. Bild von W. Stagliani. Ernst Ulrich von Weizsäcker 1990: Erdpolitik, S. 9. Darmstadt: WBG
16 «Large number» Nash-Gleichgewicht? Es existiert nicht! Aber es gibt doch das Theorem von Nash (Nash 1951)?
17 «Large number» Nash-Gleichgewicht? Es existiert nicht! Aber es gibt doch das Theorem von Nash (Nash 1951)? Das Theorem ist korrekt, aber die Voraussetzung ist verletzt. Bei diesem Spiel ist die Anzahl der Strategien unendlich. Die kollektiv rationale Lösung? Alle N Spieler wählen 1. Die Auszahlung ist: Preis/N, symmetrisch und Pareto-optimal.
18 Soziale Fallen (Platt) oder soziale Dilemmata (Dawes): Das Ergebnis der Interaktion ist nicht Pareto optimal (nicht effizient ) Die Akteure könnten ein besseres Ergebnis erzielen, wenn sie die Möglichkeit hätten, einen bindenden Vertrag abzuschliessen.
19 Beispiele Kollektive Güter: Fernsehempfang, Leuchttürme, Umweltqualität, saubere Luft, Wasser, Fischfang in den Weltmeeren, Klimawandel, Tariflöhne, Soziale Bewegungen, deren Ziele eine Person befürwortet etc. (Kollektivgut, public good : Wichtigstes Kriterium: Nicht-Ausschliessbarkeit, Güter werden nicht auf Märkten angeboten.) Koordinationsprobleme, Autos begegnen sich an einem Engpass, Paniksituation, technische Normen etc. Sozialer Tausch: Geschäfte im Internet ( Vertrauensspiele ) Selbstzerstörerische Konkurrenz, Rüstungswettlauf Rechnernetze: Weiterleitung von Daten bei dezentralen Rechnern
20 Ausschliessbarkeit Ja Nein Rivalität im Konsum Ja Nein Privates Gut (Mensaessen) Clubgut (Golfplatz, Spielplatz für Kinder einer Wohnanlage) Allmendegut (Fischfang, Wasserverbrauch in Trockengebiet) (Reines) öffentliches Gut (Saubere Luft, Rechtssicherheit) Bei Nicht-Ausschliessbarkeit: Trittbrettfahrer-Problem Rivalität graduell abstufbar, Ausschliessbarkeit abhängig von Technologie. z.b. B. S. Frey und G. Kirchgässner, Demokratische Wirtschaftspolitik. 3. Aufl. Vahlen
21 Klimawandel: Reduktion von Treibhausgasen ist ein globales Kollektivgutproblem 7 Milliarden Akteure, 195 Staaten Ausschliessbarkeit? Rivalität im Konsum? Klimawandel
22 Klimawandel Klimawandel: Reduktion von Treibhausgasen ist ein globales Kollektivgutproblem 7 Milliarden Akteure, 195 Staaten Ausschliessbarkeit: Nein (ohne weitere Massnahmen wie Emissionshandel, CO2-Steuern, Vorschriften zur Emissionsreduktion etc.) Rivalität im Konsum: Ja (ab einem Schwellenwert) Globaler Klimawandel ist ein Allmendeproblem!
23 Erste ÖlkriseZweite Ölkrise Kyoto Protokoll
24 4. X oder Y? (Rapoport) Sie haben die Wahl zwischen X oder Y Auszahlung für X-Wahl A X = 2 x Auszahlung für Y-Wahl A Y = 3 x + 3 x = Anzahl der Personen, die X wählen Beispiel: 10 Spieler, 5 wählen X A X = 10, A Y = 18
25 4. N-Personen-Gefangenendilemma (N-GD) A X = 2۰x A Y = 3۰x andere X-Spieler C = X D = Y D ist die dominante Strategie. D ist die einzige Nash-Gleichgewichtsstrategie Das Ergebnis ist aber Pareto-inferior (ineffizient) Wechselseitige Wahl von C (Kooperation) ergibt ein Pareto-optimales Resultat, ist aber kein Nash- Gleichgewicht. Generalisierung des GD: N-GD Definition eines N-GD, Dawes (1980): D(x) > C (x+1), D(0) < C (N)
26 Wikipedia-Kampagne Liebe Leserinnen und Leser: Verzeihen Sie die Störung. Einmal im Jahr bitten wir Sie um Ihre Unterstützung. Um Wikipedias Unabhängigkeit zu schützen, gibt es keine Werbung. Wir finanzieren uns durch Spenden von durchschnittlich 20. Jetzt sind Sie in Deutschland gefragt. Wenn alle, die das jetzt lesen, 5 spenden, ist unsere Spendenkampagne in einer Stunde vorüber. Über 14 Millionen Mal wird unser Spendenaufruf täglich angezeigt, aber nur Menschen haben bisher gespendet. Wenn Sie Wikipedia nützlich finden, nehmen Sie sich an diesem Dienstag bitte eine Minute Zeit und geben Wikipedia mit Ihrer Spende etwas zurück. Vielen Dank! Heute endet unsere Spendenkampagne. 7,7 Mio. es fehlen 0,1 Mio. Spendenkonto Wikimedia Foerdergesellschaft BIC BFSWDE33BER IBAN DE
27 Organspenden Jeder hat eine gewisse, kleine Wahrscheinlichkeit, dass er ein Spenderorgan benötigt. Das Angebot an Organspenden ist ein kollektives Gut. Das kollektive Gut wird um so mehr bereit gestellt, je mehr Personen einen Spenderausweis haben. C = Spenderausweis, geringer Aufwand K, D = Defektion, kein Spenderausweis, Aufwand = 0.
28 Organspenden Jeden Tag sterben durchschnittlich drei Menschen, weil für sie ein Organ nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Sie sterben an akutem Organspende- Versagen, wie es der Medizinrechtler Hans Lilie ausdrückt (Hardenberg 2008). 80 % der Deutschen befürworten Organtransplantationen, aber nur 12 % haben einen Spenderausweis.
29 «Nudge» Ein kleiner Schubs, der viel bewirkt: Widerspruchslösung statt Zustimmungslösung verschiebt den Aufwand von C (Kooperation) zu D (Trittbrettfahren) Deutschland: Zustimmungslösung per Spenderausweis (aktives opt in ); Österreich: Widerspruchslösung (Bereitschaft zur Organspende als Normalfall, als Voreinstellung oder default ) Organspenden sind in Österreich wesentlich häufiger als in Deutschland Abadie & Gay (2006) vergleichen 22 Länder: 17,3 versus 14,2 Organspenden pro eine Million Einwohner Genauere statistische Analyse: 25 % höherer Anteil Organspenden bei Widerspruchslösung gegenüber Zustimmungslösung. Mit diesem kleinen Trick ( grün ist Default-Kategorie) erhöhen die ewz den Anteil von grünem Strom!
30 5. Public Good Experiment Die Spieler erhalten zu Beginn einen Betrag von z. B. 5 Punkten. Die Spieler haben die Option, den Betrag oder einen Teil des Betrags in einen kollektiven Fonds zu investieren. Die Summe im kollektiven Fonds wird verdoppelt und auf alle Spieler gleich aufgeteilt. Ledyard (1995). (Public good game, entwickelt von den Soziologen Marwell & Ames)
31 Beispiel Spieler Investition in kollektiven Fonds = 6 12/3 Auszahlung aus dem Fonds Private Auszahlung Gesamte Auszahlung Gleichgewichtsstrategie(n)?
32 Public Good Game N > 2, x i = Beitrag von Spieler i in den kollektiven Fonds, Z. B. 0 x i 5 2x [ ] i 2 u = 5-x + + x i i j N N j i Private Auszahl ung i s Beitrag Beitrag der anderen Spieler Auszahlung aus dem kollektiven Fonds 2/N < 1 Trittbrettfahren ist strikt dominante Strategie!
33 N > 2, x i = Beitrag von Spieler i in den kollektiven Fonds u i Max für x i = 0, ist eine dominante Nash- Gleichgewichtsstrategie. u i (0) = 5, wenn alle Spieler x=0 wählen. u i (5) = 10, wenn alle Spieler in den gemeinsamen Topf investieren. N-GD mit Abstufung der Kooperation oder kontinuierlicher Entscheidungsvariable. x i =0 ist (vollständige) Trittbrettfahrer-Strategie. Überblick zu Experimenten: Ledyard in Kagel and Roth 1995.
34 Experiment mit Sanktionsmöglichkeit im Public Good Game Öffentliches-Güter-Spiel 4 Personen, Ausstattung eines Spielers 20 Punkte Jeder kann 0 bis 20 Punkte in Gruppenprojekt (Fonds) einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds (wächst mit Faktor 1,6) Beispiel: A, B und C zahlen je 20 in den Fonds, D ist Trittbrettfahrer und behält 20. Auszahlung an A, B, C: 0,4 x 60 = 24 Auszahlung an D: = 44 Bei voller Kooperation bekommt jeder 0,4 x 80 = 32, wenn sich alle als Trittbrettfahrer verhalten, bekommt jeder nur 20. Gleichgewichtsstrategie?
35 Experiment mit Sanktionsmöglichkeit im Public Good Game Öffentliches-Güter-Spiel 4 Personen, Ausstattung eines Spielers 20 Punkte Jeder kann 0 bis 20 Punkte in Gruppenprojekt (Fonds) einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds Beispiel: A, B und C zahlen je 20 in den Fonds, D ist Trittbrettfahrer und behält 20. Auszahlung an A, B, C: 0,4 x 60 = 24 Auszahlung an D: = 44 Bei voller Kooperation bekommt jeder 0,4 x 80 = 32, wenn sich alle als Trittbrettfahrer verhalten, bekommt jeder nur 20. Dominante Strategie & Nash-Gleichgewichtsstrategie: Vollständiges Trittbrettfahren Prognose Homo Oeconomicus: Niemand wird in den Fonds einzahlen!
36 Experiment mit Sanktionsmöglichkeit im Public Good Game Öffentliches-Güter-Spiel 4 Personen, Ausstattung eines Spielers 20 Punkte Jeder kann 0 bis 20 Punkte in Gruppenprojekt (Fonds) einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds Beispiel: A, B und C zahlen je 20 in den Fonds, D ist Trittbrettfahrer und behält 20. Auszahlung an A, B, C: 0,4 x 60 = 24 Auszahlung an D: = 44 Bei voller Kooperation bekommt jeder 0,4 x 80 = 32, wenn sich alle als Trittbrettfahrer verhalten, bekommt jeder nur 20. Zusätzlich mit Sanktionsmöglichkeit: Spieler können andere Spieler sanktionieren mit 0 bis 10 Strafpunkten. Jeder Strafpunkt kostet den sanktionierenden Spieler 1 Punkt und den bestraften Spieler 3 Punkte. Nash-Gleichgewichtsstrategie?
37 Experiment mit Sanktionsmöglichkeit im Public Good Game Öffentliches-Güter-Spiel 4 Personen, Ausstattung eines Spielers 20 Punkte Jeder kann 0 bis 20 Punkte in Gruppenprojekt (Fonds) einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds Beispiel: A, B und C zahlen je 20 in den Fonds, D ist Trittbrettfahrer und behält 20. Auszahlung an A, B, C: 0,4 x 60 = 24 Auszahlung an D: = 44 Bei voller Kooperation bekommt jeder 0,4 x 80 = 32, wenn sich alle als Trittbrettfahrer verhalten, bekommt jeder nur 20. Zusätzlich mit Sanktionsmöglichkeit: Spieler können andere Spieler sanktionieren mit 0 bis 10 Strafpunkten. Jeder Strafpunkt kostet den sanktionierenden Spieler 1 Punkt und den bestraften Spieler 3 Punkte. Nash-Gleichgewichtsstrategie? Vollständige Kooperation und Sanktionierung aller nicht-kooperativen Spieler ist eine Nash Gleichgewichtsstrategie.
38 Experiment mit Sanktionsmöglichkeit im Public Good Game Öffentliches-Güter-Spiel 4 Personen, Ausstattung eines Spielers 20 Punkte Jeder kann 0 bis 20 Punkte in Gruppenprojekt (Fonds) einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds Beispiel: A, B und C zahlen je 20 in den Fonds, D ist Trittbrettfahrer und behält 20. Auszahlung an A, B, C: 0,4 x 60 = 24 Auszahlung an D: = 44 Bei voller Kooperation bekommt jeder 0,4 x 80 = 32, wenn sich alle als Trittbrettfahrer verhalten, bekommt jeder nur 20. Zusätzlich mit Sanktionsmöglichkeit: Spieler können andere Spieler sanktionieren mit 0 bis 10 Strafpunkten. Jeder Strafpunkt kostet den sanktionierenden Spieler 1 Punkt und den bestraften Spieler 3 Punkte. Teilspielperfekte Gleichgewichtsstrategie?
39 Experiment mit Sanktionsmöglichkeit im Public Good Game Öffentliches-Güter-Spiel 4 Personen, Ausstattung eines Spielers 20 Punkte Jeder kann 0 bis 20 Punkte in Gruppenprojekt (Fonds) einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds Beispiel: A, B und C zahlen je 20 in den Fonds, D ist Trittbrettfahrer und behält 20. Auszahlung an A, B, C: 0,4 x 60 = 24 Auszahlung an D: = 44 Bei voller Kooperation bekommt jeder 0,4 x 80 = 32, wenn sich alle als Trittbrettfahrer verhalten, bekommt jeder nur 20. Mit Sanktionsmöglichkeit Spieler können andere Spieler sanktionieren mit 0 bis 10 Strafpunkten. Jeder Strafpunkt kostet den sanktionierenden Spieler 1 Punkt und den bestraften Spieler 3 Punkte. Teilspielperfekte Gleichgewichtsstrategie: Vollständiges Trittbrettfahren Prognose Homo Oeconomicus: Niemand wird in den Fonds einzahlen, da niemand sanktionieren wird! (Sanktionierung ist keine glaubwürdige Drohung.)
40 Design des Experiments Spieler treffen Entscheidungen in 2 x 6 Runden des PGG Wichtig: Nach jeder Runde werden die Gruppen neu gebildet! Das nennt man stranger matching (bei partner matching wäre es ein wiederholtes Spiel, das sich strategisch vom stranger matching unterscheidet. Strategisch ist partner matching wie ein einmaliges Spiel.) Kontrollgruppe (K): Ohne Sanktion (6 Runden) Versuchsgruppe (V): Mit Sanktion (6 Runden) Die gleichen Personen sind bei diesem Experiment zunächst in K, dann in V (oder umgekehrt, um Reihenfolgeeffekte zu prüfen). Man nennt das Within -Design ( Between -Design: Die Versuchspersonen werden auf verschiedene Gruppen aufgeteilt.) Die Akteure wissen nicht, mit wem sie in einer Gruppe spielen (Personen bleiben anonym).
41 Altruistic Punishment in Humans Ganz anders im Experiment! Selbst-schädigende Sanktionierung erhält Kooperation aufrecht. ( Altruistisch, weil die sanktionierenden Personen Kosten zu Gunsten fremder Personen auf sich nehmen, die von der erhöhten Kooperation in künftigen Runden profitieren. Fehr, E. and Gächter, S., Altruistic Punishment in Humans. Nature 415:
42 Warum sanktionieren Versuchspersonen, obwohl die Sanktionierung mit Kosten verbunden ist?
43 Warum sanktionieren Versuchspersonen, obwohl die Sanktionierung mit Kosten verbunden ist? Sie verhalten sich nicht als Homo oeconomicus : Nicht nur materielle Auszahlungen spielen eine Rolle. Fairnessnormen! Insbesondere die soziale Norm der Reziprozität. Reziprozität ist tief verankert als Motiv menschlichen Handelns. Das zeigen auch neurowissenschaftliche Studien.
44 Eigennützige Akteure, Individuelle Rationalität + _ Kollektive Rationalität, Pareto optimales Resultat (Adam Smith s unsichtbare Hand ) Markteffizienz Soziales Dilemma: Keine kollektive Rationalität. Paretoinferiores oder ineffizientes Resultat ( unsichtbare Faust Rapoport) Marktversagen... instead of a benevolent invisible hand, a malevolent invisible fist punishes everyone. (Rapoport 1998: 254) Barry and Hardin (1982): Rational Man and Irrational Society? Soziales Dilemma oder soziale Falle : eine Situation strategischer Interaktion, in der alle profitierten, wenn sie einen bindenden Vertrag abschliessen könnten.
45 Soziale Dilemmata oder soziale Fallen Viele verschiedene Arten, nicht nur Gefangenendilemma! Spieltheorie zur Präzisierung und Analyse der Struktur Mechanismus-Design: Wie sollte das Spiel (Regeln, Struktur, Institutionen) beschaffen sein, damit ein erwünschtes Ergebnis erzielt wird?
46 6. Wie kann Kooperation in sozialen Dilemmata erreicht werden? Staat, Gesetze, rechtliche Sanktionen (Thomas Hobbes Leviathan ) Aber wenn Kooperation nicht einklagbar ist: Wiederholte Interaktionen ( wiederholte Spiele ) Soziale Normen, Sanktionen und altruistische Reziprozität (Fehr & Gächter-Experiment) Reputation (ebay) Selbstorganisation: Institutionelle Regeln zur Lösung von Allmendeproblemen. Elinor Ostrom, 1990: Managing the Commons, Nobelpreis 2009
47 Kulturelle Evolution von Institutionen ( Kollektive Lernprozesse ). Beispiel einer Institution amerikanischer Ureinwohner: Manchaugagogchangaugagokchaugogagungamaug Weizsäcker (1990), Guinness Book of Records
48 Kulturelle Evolution von Institutionen ( Kollektive Lernprozesse ). Beispiel einer Institution amerikanischer Ureinwohner: Manchaugagogchangaugagokchaugogagungamaug Wir fischen auf unserer Seite, ihr fischt auf eurer Seite und niemand fischt in der Mitte. Ein Wort für eine Institution zur Schonung von Ressourcen. Die Regel ist: Kooperativ Fair Effizient Einfach Weizsäcker (1990), Guinness Book of Records
49 Kulturelle Evolution von Institutionen ( Kollektive Lernprozesse ). Beispiel einer Institution amerikanischer Ureinwohner: Manchaugagogchangaugagokchaugogagungamaug Wir fischen auf unserer Seite, ihr fischt auf eurer Seite und niemand fischt in der Mitte. Ein Wort für eine Institution zur Schonung von Ressourcen. Die Regel ist: Kooperativ Fair Effizient Aber wird sie auch befolgt? Einfach Weizsäcker (1990), Guinness Book of Records
50 Fallstudie 1: Die Alanya-Fischer (vereinfacht nach den Analysen in Ostrom 1990) Alanya-Fischer in der Türkei: Ca. 100 Fischer, Risiko der Übernutzung der Ressourcen, lösung durch einfache Regel oder Institution : Der Startsektor wird per Los zugewiesen. 2. Täglich wechseln alle Fischer von z.b. Ost nach West den Sektor (Rotation). (Selbstüberwachendes und selbst-sanktionierendes System ohne staatliche Intervention.)
51 Fallstudie 2: Törbel, Wallis (vereinfacht nach den Analysen in Ostrom 1990)
52 Törbel im Wallis
53 Abbildung 20: Walliser Schwarznasenschaf (Foto: D. Schmuki, 27. April 2005)
54 Elinor Ostrom besucht Törbel 2010 Text und Foto aus der Broschüre des Törbler Vereins Urchig Terbil
55 Fall 2: Törbel, Schweiz Allmendenutzung (geschriebene Verfassung seit 1517) 1. Zugangsregelung: N Teilnehmer Problem der Übernutzung durch Clubmitglieder?
56 Allmendenutzung Fall 2: Törbel, Schweiz 1. Zugangsregelung: N Teilnehmer 2. Begrenzung der Ressourcennutzung. Winterregel : Nur soviel Vieh darf auf die Allmende, wie im Winter aus eigenem Anbau versorgt werden kann. Und bei Regelverstössen?
57 Allmendenutzung Fall 2: Törbel, Schweiz 1. Zugangsregelung: N Teilnehmer 2. Begrenzung der Ressourcennutzung. Winterregel : Nur soviel Vieh darf auf die Allmende, wie im Winter aus eigenem Anbau versorgt werden kann. 3. Gewalthaber verhängt Sanktionen bei Regelverstössen und erhält 50 % der Busse. Klug entwickelte Regeln (Institutionen) lösen das Allmendeproblem über die Zeitspanne von fünf Jahrhunderten!
58 Fallstudie 2: Törbel, Wallis Allmende- Reglement von 1517 Ostrom 1990, Netting 1981, Majorani und Schmuki 2006 Michel Majorani und Daniela Schmuki 2006, Semesterarbeit über die Gemeinde Törbel im Wallis:
59 Das Allmendeproblem in der Literatur. Jeremias Gotthelf, Die Käserei in der Vehfreude (1850) Trittbrettfahren in einer Allmendesituation Die Schwierigkeiten liegen also nicht in äußerlichen Dingen, nicht im Mangel des Stoffes oder des Personals, die Schwierigkeiten liegen im Inwendigen. Sie liegen erstlich im gegenseitigem Mißtrauen. Jeder fürchtet, vom Andern betrogen zu werden, wahrscheinlich weil so Viele denken: was man machen könne, ohne daß es an Tag käme, dem habe niemand viel nachzufragen, sei also auch mehr oder weniger erlaubt. Ich mache, was ich kann, machs auch, denken wohl die Schlauern. Den Andern ists aber doch nicht recht wohl bei der Sache, sie fühlen wohl, daß sie bei diesem Grundsatze den Kürzeren ziehen müssen; denn da kann auf alle mögliche Weise mit der Milch betrogen werden, und zwar so, daß entweder der Käs ganz verdorben oder aber desto magerer, also desto schlechter wird. Das Erste geschieht, wenn man ungesunde Milch, Milch von ungesunden Eutern, ungesunden Kühen oder auch Käsmilch zur guten schüttet, das Zweite, wenn man in die frischgemolkene Milch, welche alsobald von der Kuh weg in die Käserei zu tragen ist, Wasser oder ältere Milch schüttet, von welcher man die Nidle weggenommen hat.
60 Die Allmende in der Literatur: Jeremias Gotthelf, Die Käserei in der Vehfreude (1850) In dem Roman über die Emmentaler Bauern hat Gotthelf viele Problemstellungen moderner Ökonomie intuitiv und präzise erfasst. Die Käserei als Allmende Trittbrettfahren: Weniger investieren, Ressourcen stärker ausbeuten Sonderinteressen des Management (Prinzipal- Agenten-Problem) Asymmetrische Information, Täuschung und Kontrolle, Bildung von Marktpreisen, Ausdehnung der Märkte ( Globalisierung ) etc. Verteilungsprobleme: Die Frauen verlieren, da ihnen die Kontrolle über die Nidle entzogen wird.
61 Definition soziales Dilemma Kollektivgüter, Trittbrettfahren, Allmendeproblem Panik-Experiment von Mintz Braess-Paradox Large-Number-Dilemma : Ein Spiel ohne Gleichgewicht N-Personen-Gefangenendilemma Public-Good-Game (PGG) Experiment von Fehr und Gächter mit dem PGG Allmende-Institutionen: Elinor Ostrom, 1990, Governing the Commons
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Soziale Dilemmas Scott Adams, 2011. Your Accomplishments Are Suspiciously Hard to Verify (Dilbert Book Treasury) Die höchste Zahl gewinnt! Schreiben Sie eine ganze Zahl 1 auf einen Zettel Die höchste Zahl
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