11 Spezielle Funktionen und ihre Eigenschaften
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- Hertha Pfeiffer
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1 78 II. ANALYSIS 11 Spezielle Funktionen und ihre Eigenschaften In diesem Abschnitt wollen wir wichtige Eigenschaften der allgemeinen Exponentialund Logarithmusfunktion sowie einiger trigonometrischer Funktionen zusammenstellen. I) Die Exponentialfunktion zur Basis a Definition 11.1 Für eine positive reelle Zahl 1 a (0, ) definieren wir die Exponentialfunktion zur Basis a als Wir schreiben dann auch exp a : (, ) (0, ) : x exp(x ln(a)) = e x ln(a). a x := exp a (x). Bemerkung 11. Die Exponentialfunktion zur Basis e ist damit die altbekannte Exponentialfunktion, d.h. exp e (x) = exp(x), wenn e die Eulersche Zahl ist. Die im folgenden aufgelisteten Eigenschaften der Exponentialfunktion zur Basis a gelten damit insbesondere für die altbekannte Exponentialfunktion. Graph(exp) Graph(ln) Abbildung 15. Die Graphen der Exponentialfunktion und des Logarithmus zur Basis e Für natürliche und rationale Zahlen x haben wir bereits eine Definition für den Ausdruck a x kennen gelernt. Die neue Definition liefert dabei dasselbe Ergebnis. Satz 11.3 (Eigenschaften der Exponentialfunktionen) Die Exponentialfunktion zur Basis a ist differenzierbar auf R und für a > 1 ist sie streng monoton wachsend, für a < 1 ist sie streng monoton fallend.
2 11. SPEZIELLE FUNKTIONEN UND IHRE EIGENSCHAFTEN 79 Ferner gelten die folgenden Gesetzmäßigkeiten und Regeln: lim exp a(x) = x, für a > 1, 0, für a < 1. lim exp a(x) = x 0, für a > 1,, für a < 1. exp a(x) = ln(a) exp a (x) a x+y = a x a y y exp a (x) dx = 1 ln(a) exp a(y) a x y = (a x ) y (a b) x = a x b x a x = 1 a x II) Der Logarithmus zur Basis a Definition 11.4 Die Umkehrfunktion zur Exponentialfunktion exp a, die nach dem Satz über die Umkehrfunktion 8.19 existiert, wird Logarithmus zur Basis a genannt: log a : (0, ) (, ). Bemerkung 11.5 Der Logarithmus zur zur Basis e ist damit der Logarithmus naturalis, d.h. log e (x) = ln(x), wenn e die Eulersche Zahl ist. Die im folgenden aufgelisteten Eigenschaften des Logarithmus zur Basis a gelten damit insbesondere für den Logarithmus naturalis. Satz 11.6 (Eigenschaften des Logarithmus) Der Logarithmus zur Basis a ist differenzierbar auf (0, ) und für a > 1 ist sie streng monoton wachsend, für a < 1 ist sie streng monoton fallend. Ferner gelten die folgenden Gesetzmäßigkeiten und Regeln: lim log a(x) = x, für a > 1,, für a < 1. log a(x) = 1 ln(a) x lim log a(x) = x 0, für a > 1,, für a < 1. log a (x) = ln(x) ln(a) log a (x z ) = z log a (x) log a (x y) = log a (x)+log a (y) log a ( x y ) = log a(x) log a (y)
3 80 II. ANALYSIS III) Trigonometrische Funktionen Satz 11.7 (Eigenschaften des Sinus und Cosinus) Der Sinus und der Cosinus sind differenzierbar auf ganz R. Der Sinus sin : R [ 1,1] : x ( 1) k x k+1 (k+1)! ist streng monoton wachsend auf [, ]. Der Cosinus cos : R [ 1,1] : x ( 1) k x k (k)! ist streng monoton fallend auf [0, ]. cos k=0 k=0 3 sin 3 Abbildung 16. Die Graphen des Sinus und des Cosinus In der folgenden Tabelle sind einige spezielle Funktionswerte festgehalten: x sin(x) cos(x) Darüberhinaus gelten die folgenden Gesetzmäßigkeiten und Rechenregeln: Ableitungen sin (x) = cos(x), cos (x) = sin(x) Stammfunktionen y sin(x) dx = cos(y), y cos(x) dx = sin(y) Additionstheorem des Cosinus Additionstheorm des Sinus Cosinus ist eine gerade Funktion Sinus ist eine ungerade Funktion cos(x + y) = cos(x) cos(y) sin(x) sin(y) sin(x+y) = cos(x) sin(y)+sin(x) cos(y) cos(x) = cos( x) sin(x) = sin( x) Satz des Pythagoras cos(x) +sin(x) = 1
4 11. SPEZIELLE FUNKTIONEN UND IHRE EIGENSCHAFTEN 81 Nullstellen des Cosinus..., 5, 3,,, 3, 5,... Nullstellen des Sinus..., 3,,,0,,,3,... Cosinus und Sinus sind -periodisch cos(x+) = cos(x), sin(x+) = sin(x) Periodenverschiebung um sin ( x+ ) = cos(x), cos ( x ) = sin(x) Definition 11.8 (Tangens und Cotangens) Die Funktion { } tan : R\ +k k Z heißt Tangens und die Funktion heißt Cotangens. R : x sin(x) cos(x) cot : R\{k k Z} R : x cos(x) sin(x) Satz 11.9 Der Tangens ist auf dem Intervall [, ] differenzierbar und streng monoton wachsend, der Cotangens ist auf dem Intervall [0, ] differenzierbar und streng monoton fallend. Die Graphen beider Funktionen sind punktsymmetrisch zu den Nullstellen. cot tan 3 3 Abbildung 17. Tangens und Cotangens Darüberhinaus gelten die folgenden Gesetzmäßigkeiten und Rechenregeln: Ableitungen tan (x) = 1 cos (x),
5 8 II. ANALYSIS cot (x) = 1 sin (x) Tangens und Cotangens sind ungerade Funktionen tan(x) = tan( x) cot(x) = cot( x) Nullstellen des Tangens..., 3,,,0,,,3,... Nullstellen des Cotanges..., 5, 3,,, 3, 5,... Tangens und Cotangens sind -periodisch tan(x + ) = tan(x) cot(x+) = cot(x) Satz (Arcusfunktionen) a. Die Funktion sin : [, ] [ 1,1] besitzt eine differenzierbare, streng monoton wachsende Umkehrabbildung, die wir Arcussinus nennen, arcsin : [ 1,1] [, b. Die Funktion cos : [0,] [ 1,1] besitzt eine differenzierbare, streng monoton fallende Umkehrabbildung, die wir Arcuscosinus nennen, arccos : [ 1,1] [0,]. c. Die Funktion tan : (, ) R besitzt eine differenzierbare, streng monoton wachsende Umkehrabbildung, die wir Arcustangens nennen, ( arctan : R, ). d. Die Funktion cot : (0,) R besitzt eine differenzierbare, streng monoton fallende Umkehrabbildung, die wir Arcuscotangens nennen, arccot : R (0,). Für die Ableitungen der Funktionen gelten die folgenden Regeln: ]. arctan (x) = 1 1+x arccot (x) = 1 1+x arcsin (x) = 1 1 x arccos (x) = 1 1 x Aufgabe Zeige, die folgenden Gleichungen für den Sinus und Cosinus: sin(x+) = sin(x) und cos(x+) = cos(x).
6 11. SPEZIELLE FUNKTIONEN UND IHRE EIGENSCHAFTEN 83 Aufgabe 11.1 Rechne möglichst viele der in diesem Abschnitt angegebenen Eigenschaften der Exponentialfunktionen, des Logarithmus sowie der trigonometrischen Funktionen nach. Dabei dürfen neben ihren Definitionen auch die Ergebnisse früherer Kapitel sowie früherer Aufgaben verwendet werden. Aufgabe Sei f : R R stetig mit f(x+y) = f(x) f(y) für alle x,y R und f(1) = a > 0. Zeige, dann ist f = exp a. Aufgabe (Additionstheoreme für Tangens und Arcustangens) a. Zeige das folgende Additionstheorem für den Tangens: tan(x+y) = tan(x)+tan(y) 1 tan(x) tan(y), wobei x,y,x+y (, ) gelten soll. b. Folgere daraus das folgende Additionstheorem für den Arcustangens: ( ) x+y arctan(x) + arctan(y) = arctan. 1 xy c. Zeige die Gleichung 4 arctan ( ) ( ) 1 1 arctan =
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