Erfahrungsbericht ERASMUS Aufenthalt an der Universität Leeds 2011/12

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1 Erfahrungsbericht ERASMUS Aufenthalt an der Universität Leeds 2011/12 Formalitäten vor der Abreise: Nachdem ihr vom Akademischen Auslandsamt eure Zusage erhalten habt, müsst ihr euch nochmal direkt bei der Uni Leeds bewerben. Diese Bewerbung erfolgt größtenteils online und ist rein formell. Ihr solltet euch daher nicht zu viele Gedanken über das dabei verlangte Motivationsschreiben machen. Wichtig ist jedoch, dass ihr die gestellten Fristen einhaltet. Anreise: Solltet ihr euch für die Anreise mit dem Flugzeug entscheiden, rate ich euch nicht nach Leeds/Bradford, dem Leeds nächstgelegenen Flughafen, sondern nach Manchester zu fliegen. Leeds/Bradford ist ein sehr kleiner Flughafen und wird daher nur von wenigen Fluggesellschaften angeflogen. Direktflüge aus Deutschland sind selten und meist wesentlich teurer als nach Manchester. Auch liegt der Flughafen 40 Busminuten von der Innenstadt entfernt. Hierbei handelt es sich um einen Linienbus, der alle 45 Minuten fährt und ca. 4 Pfund kostet. Die Anreise über Manchester ist wesentlich komfortabler. Direkt vom Flughafen fährt alle halbe Stunde ein Zug nach Leeds. Ich würde euch empfehlen, euer Zugticket bereits vor Abreise online auf zu kaufen, da ihr so meist nur die Hälfte des Schalterpreises zahlt. Ein Ticket kostet, je nachdem wie früh ihr bucht, zwischen 10 und 20 Pfund. Am Hauptbahnhof in Leeds angekommen wendet ihr euch dann am besten an einen der zahlreichen Uni Leeds Studenten (zu erkennen an ihren grünen T Shirts), die während der International Welcome Week am Bahnhof auf ankommende internationale Studenten warten. Diese helfen euch dann ein Taxi zu finden und beantworten auch alle etwaigen Fragen. Wohnen: Prinzipiell habt ihr, wie in Deutschland, die Wahl zwischen Studentenwohnheimen der Uni und privaten Unterkünften. Die Uni garantiert allen internationalen Studenten, die sich innerhalb der Frist bewerben, einen Wohnheimsplatz. In England ist es üblich, dass die sogenannten Fresher (Firstyears) ihr erstes Jahr im Wohnheim leben und sich dann zu Beginn ihres zweiten Jahres gemeinsam mit Freunden ein Haus mieten. Daher findet man in den Wohnheimen neben internationalen Studenten vor allem Fresher. Diese sind zum Teil noch sehr jung (17/18 Jahre) und größtenteils auf Party aus, da in England die Noten des ersten Jahres noch nicht für den Abschluss zählen. Falls ihr dem aus dem Weg gehen wollt, könnt ihr euch jedoch einfach für ein Wohnheim mit 1

2 vorrangig internationalen Studenten bewerben. Auf bietet die Uni eine sehr gute Übersicht über alle Wohnheime. Zunächst einmal müsst ihr euch entscheiden, ob ihr ein Catered oder Self Catered Wohnheim bevorzugt. Bei den Catered Wohnheimen (dies sind fast alle on campus Wohnheime) bekommt ihr eine Karte, auf die jeden Tag neun Pfund geladen werden, die ihr in der Mensa ausgeben könnt. In der Mensa gibt es sowohl Frühstück als auch Mittag und Abendessen. Die neun Pfund reichen allerdings meist nur für zwei Mahlzeiten. Das Essen in der Mensa ist lecker, jedoch nicht allzu abwechslungsreich. Unvorteilhaft ist, dass die neun Pfund am Ende des Tages verfallen, egal ob ihr sie ausgegeben habt oder nicht. Allerdings ist man sowieso jeden Tag auf dem Campus, so dass dies meist kein Problem darstellt. Ich habe mich für das Self Catered Wohnheim Leodis entschieden und war mit meiner Wahl auch sehr zufrieden. Leodis liegt 5 min vom Campus und 15 min von der Law School entfernt. Die Zimmer sind ausreichend groß und gut eingerichtet. Ein entscheidender Faktor bei meiner Wahl war neben der Campusnähe vor allem, dass jedes Zimmer ein eigenes Bad hat. In Leodis wohnt man mit 4 5 anderen Studenten in einer Flat und teilt sich mit diesen eine geräumige Küche. Ich habe mit 5 englischen Freshern zusammengewohnt. Diese waren zwar alle sehr nett, allerdings nicht sonderlich an einer sauberen Küche interessiert. Damit hatte ich allerdings wohl einfach Pech, da ich viele Freunde aus anderen Flats hatte, in denen die Küchen immer in einem besseren Zustand waren. Anders als in Heidelberg sind die Wohnheime in Leeds teurer als private Unterkünfte. Für mein Zimmer habe ich pro Monat ca. 550 gezahlt. Ein Wohnheim, welches ich euch sehr empfehlen kann, ist Charles Morris Hall. Müsste ich mich nochmal für ein Wohnheim entscheiden, würde ich definitiv dorthin ziehen. Die Charles Morris Hall liegt direkt auf dem Campus und ist ein Catered Wohnheim. Die Campuslage ist wirklich sehr angenehm, da sich der Großteil des Lebens auf dem Campus abspielt. Des Weiteren ist die Charles Morris Hall auch erst vor einem Jahr eröffnet worden, so dass alle Zimmer und Küchen noch ganz neu sind. Die Zimmer erinnern ein wenig an Hotelzimmer, sie bieten neben einem großen Schreibtisch auch ein Doppelbett, was im Vergleich zu dem kleinen Einzelbett in Leodis ein echter Luxus ist. Auch sind die Küchen in Charles Morris deutlich schöner als in allen anderen Wohnheimen. Sie bieten neben Waschmaschine und Trockner auch einen gemütlichen Wohnbereich mit zwei Sofas und einem Fernseher. Der einzige Nachteil an der Charles Morris Hall ist ihr vergleichsweise hoher Preis. Könnt ihr diesen verschmerzen, kann ich euch wirklich nur raten, euch für dieses Wohnheim zu entscheiden! 2

3 Finanzen: Generell lässt sich sagen, dass das Leben in England teurer ist als in Deutschland. Zwar ist Leeds z.b. im Vergleich mit London eine eher günstigere Stadt, jedoch kostet alles ca 20 % mehr. Des Weiteren sollte man bei der finanziellen Planung bedenken, dass das Leben als Erasmusstudent teurer ist als das eines normalen deutschen Studenten, da man wesentlich mehr unternimmt. Ausflüge, Reisen, Lehrbücher, Partys usw. kosten einiges. Dies wird auch nicht durch den Erasmuszuschuss ausgeglichen. Ihr solltet euch also bewusst sein, dass ihr in Leeds mehr Geld brauchen werdet als in Heidelberg. Um in England problemlos an Bargeld zu gelangen, würde ich euch raten, ein Konto bei der Deutschen Bank anzulegen. Mit einer Deutschen Bank Karte könnt ihr kostenlos an allen Automaten der Barclays Bank Geld abheben. Die Barclays Bank ist eine der verbreitetsten Banken in England und alleine auf dem Campus bietet sie zwei Automaten. Falls ihr euch dafür entscheidet, ein englisches Konto zu eröffnen, kann ich euch den Student Account der Santander Bank empfehlen. Dieser bietet meiner Meinung nach die besten Konditionen für internationale Studenten. International Welcome und Freshers Week: Bevor das eigentliche Semester beginnt, bietet die Uni zunächst zwei Wochen lang Einführungsveranstaltungen an. In der International Welcome Week gibt es unzählige Veranstaltungen, die einem dabei helfen, sich in Leeds zurechtzufinden und neue Leute kennenzulernen. In der darauffolgenden Woche, der sogenannten Freshers Week, kommen dann die englischen Erstsemester an die Uni. Die Freshers Week ist das Partyhighlight des Jahres für alle englischen Studenten. Eine Woche lang wird in allen Clubs der Stadt und an der Uni nur gefeiert. Die Freshers Week ist eine sehr interessante Zeit, in der unheimlich viel auf dem Campus los ist und eine sehr gute Gelegenheit, um viele Leute kennenzulernen. Studium Bereits vor eurer Ankunft in Leeds müsst ihr online eure Kurse für das ganze Jahr wählen. Jedoch könnt ihr problemlos in den ersten zwei Wochen des Semesters alle Kurse wechseln. Macht euch also nicht zu viele Sorgen, falls sich z.b. mal zwei eurer gewählten Kurse überschneiden. Bei der Kurswahl solltet ihr neben euren Interessen auch auf die geforderten Prüfungsleistungen achten. In den meisten Kursen müsst ihr ein Essay und/oder eine Klausur schreiben. Ich würde euch empfehlen, nicht nur zweisemestrige Kurse mit einer Abschlussklausur am Ende des Jahres zu wählen, sondern 3

4 darauf zu achten, dass ihr die Prüfungen aufs erste und zweite Semester verteilt. Hierauf habe ich bei meiner Kurswahl nicht geachtet, was zur Folge hatte, dass ich im ersten Semester nur eine Klausur und ein Essay schreiben musste, jedoch im zweiten Semester vier Klausuren, zwei Essays und eine Präsentation zu bewältigen hatte. Dies führte dazu, dass ich im ersten Semester recht wenig zu tun hatte, das zweite Semester dann allerdings sehr lernintensiv war. Generell lässt sich aber sagen, dass alle Prüfungen, wenn auch mit einigem Lernaufwand, gut zu bewältigen sind. Nach meinem Empfinden war das Studienniveau in England etwas niedriger als in Heidelberg. Die Schwierigkeit in den meisten Kursen besteht nicht darin, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, sondern die große Stoffmenge zu bewältigen. Das Niveau ist auch sehr stark vom gewählten Kurs abhängig. Begleitend zu den Vorlesungen finden alle zwei Wochen Seminare statt. In diesen wird in Kleingruppen das in der Vorlesung Besprochene wiederholt und vertieft. Die Seminare sind sehr gut geeignet, um Fragen zu stellen und sein Englisch im Gespräch über Rechtsfragen zu verbessern. Besonders empfehlen würde ich euch die Kurse English Legal System und Constitutional Law I+II. Diese bieten einen hervorragenden Einblick in das Englische Common Law System mit seiner ungeschriebenen Verfassung. Die persönliche Betreuung der Studenten ist in Leeds wirklich hervorragend und nicht mit Deutschland zu vergleichen. Jeder Student erhält zu Beginn seines Studiums einen persönlichen Tutor, an den er sich jederzeit wenden kann. Auch sonst wird einem bei Problemen (z.b. bei der Kurswahl) sowohl persönlich als auch per E Mail immer freundlich und schnell geholfen. Freizeit Sowohl die Stadt als auch die Uni Leeds bieten ein hervorragendes Freizeitprogramm. Die Uni Leeds hat die größte Student Union Englands, welche auch seit Jahren immer wieder zur besten Student Union des Landes gewählt wird. Die Student Union ist ein von Studenten betriebenes und von der Uni weitgehend unabhängiges, riesiges Gebäude im Herzen des Campus. Die Union bildet den Mittelpunkt des studentischen Lebens auf dem Campus. In ihr befinden sich neben der Mensa ein Supermarkt, ein Pub, eine Bar, ein Nachtclub mit 3 Floors, eine Theaterbühne, eine Buchhandlung, mehrere Cafés, ein Friseur, ein Optiker und vieles mehr. Zusätzlich organisiert die Student Union unzählige Clubs und Societies. Auf könnt ihr euch eine Auflistung all dieser Gruppen ansehen. Dort ist wirklich für jeden etwas dabei. Egal ob Sport, Politik, Musik oder Kunst, es gibt für so ziemlich alles die passende Society. In der Freshers Week finden im Gebäude der Union mehrere sogenannte Fairs statt, auf denen sich die verschiedenen Societies vorstellen. Das ist wie ein großer Flohmarkt, auf dem jede Society ihren Stand hat. Dort könnt ihr euch dann genauer über 4

5 die einzelnen Societies informieren und bei Interesse direkt beitreten. Ich war z.b. in der Ski/Snowboard, der Volleyball und der Filmsociety. Eine gute Möglichkeit mit Engländern ins Gespräch zu kommen, bietet die German Society. In dieser sind alle englischen Germanistikstudenten. Reisen Von Leeds aus lässt sich hervorragend ganz Großbritannien erkunden. In 1,5 Stunden ist man in Manchester bzw. Liverpool und in ca. 2,5 Stunden in London. Auch zum Meer sind es nur knapp 1,5 Stunden. Eine sehr gute und preiswerte Möglichkeit in England herumzukommen, bieten die von der Uni angebotenen Tagesausflüge. Diese finden meist samstags statt und bringen einen kostengünstig nach Oxford, Cambridge, Manchester, Liverpool usw. Diese Ausflüge eignen sich auch sehr gute, um neue Leute kennenzulernen. Fazit Mein Auslandsjahr in England war wirklich toll und ich habe es sehr genossen. Ich habe viele nette Leute getroffen, einen vertieften Einblick in das englische Rechtssystem erhalten und das Leben in Großbritannien kennengelernt. Ich kann jedem nur empfehlen, ein Jahr im Ausland zu verbringen und euch für Leeds zu entscheiden! Jonas Heldt 5