Bildungsungleichheiten in Österreich
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- Marta Kramer
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1 Bildungsungleichheiten in Österreich Umfang, Struktur, Ursachen und Maßnahmen Johann Bacher Institut für Soziologie Johannes Kepler Universität Linz Altenbergerstr. 69, 4040 Linz Übersicht 1. Basisdaten zum Umfang und zur Struktur 2. Ursachen 3. Maßnahmen 4. Zusammenfassung 1
2 1. Basisdaten zum Umfang und zur Struktur Abbildung 1: Bildungspartizipation in Abhängigkeit von sozialen Ungleichheitsdimensionen MIGRA -0,16 EINW BILD KIND19 ALLEIN 0,09 0,12-0,12 0,43 STATUS (R 2 =0,27) MERW (R 2 =0,05) 0,11 0,08 0,42 0,11 EINK (R 2 =0,40) - 0,18 0,18 BILD_K (R 2 =0,19) 0,18 GESCHL_K -0,08-0,31 MIGRA = Migrationshintergrund EINW = Einwohnerzahl BILD = höchste Bildung der Eltern KIND19 =Zahl der Kinder bis 19 Jahre ALLEIN = Alleinerzieherhaushalt STATUS = berufliche Position der Eltern EINK =Erwerbseinkommen der Eltern MERW = mütterliche Erwerbstätigkeit BILD_K = Bildungspartizipation des Kindes GESCHL_K = Geschlecht des Kindes entnommen aus Bacher (2003: 14) 2
3 Abbildung 2: Besuch einer AHS-Oberstufe oder BHS in Abhängigkeit von der Bildung der Eltern Matura/Uni 69,2 76 Bildung der Eltern Lehre/BMS 36 40,4 PISA2003 ECHP Pflichtschule 26,2 26, AHS/BHS-Schulbesuch des Kindes entnommen aus Bacher (2006) Abbildung 3: Bildungsbeteiligung in einer weiterführenden Schule mit Matura in Abhängigkeit vom Geschlecht 51,8 Geschlecht des Kindes Mädchen Buben 41,5 41,4 58,9 55,6 Schulstat.2002/03 PISA2003 ECHP 35, AHS/BHS-Schulbesuch des Kindes entnommen aus Bacher (2006) 3
4 Abbildung 4: Bildungsbeteiligung in einer weiterführenden Schule mit Matura in Abhängigkeit vom Migrationshintergrund VZ ,4 49,5 öster.staatsbürgerschaft Staatsb.ehem.Jugos. PISA ,1 51,9 türkische Staatsb. mit Migrationshintergrund ECHP 37,3 45,1 kein Migrationshintergrund AHS/BHS-Schulbesuch des Kindes entnommen aus Bacher (2006) 2. Ursachen Schulsystem (frühe Bildungsentscheidung, Halbtagesform) führt zu starker Abhängigkeit von sozialen Ungleichheitsdimensionen empirisch mit PISA nachweisbar: primärer Schichteffekt über kulturellen Hintergrund ( Boudon 1974) sekundärer Schichteffekt über Bildungserträge ( Boudon 1974) Interaktion schulischer Faktoren mit sozio-ökonomischem Hintergrund zusätzlich relevant Wohnverhältnisse, Ferienregelung und Ferienbetreuung, Bildungsaspirationen 4
5 Abbildung 4: Ergebnisse der explorativen Pfadanalyse mit intervenierenden Variablen 0,17,09 0,28 0,14 0,11 BILD,46 STATUS 0,23 0,32 0,24 CULTPOSS CULTCOM CULTACTV 0,09 (R 2 =0,28) 0,08 (R 2 =0,16) -0,14 (R 2 =0,14) -0,19 0,14 (R 2 =0,25) WLREAD (R 2 =0,20) 0,67 0,14-0,23 MERW (R 2 =0,08) 0,08 MIGRA 0,12 0,14 WLMATH (R 2 =0,50) 0,32 GSCHW ALLEIN 0,09 EINW GESCHL_K -0,23 0,09 0,19 BILD_K (R 2 =0,41) 0,12 0,11 EINW = EinwohnerInnenzahl des Schulstandortes GSCHW =Zahl der Geschwister ALLEIN = AlleinerzieherInnenhaushalt AFAM = andere Familienform (in der Regel Stieffamilie) MERW = mütterliche Erwerbstätigkeit BILD_K = Bildungspartizipation des Kindes MIGRA = Migrationshintergrund BILD = höchste Bildung der Eltern STATUS = berufliche Position der Eltern GESCHL_K = Geschlecht des Kindes CULTPOSS = Besitz kultureller Güter 5 CULTCOM = kulturelle Kommunikation in der Familie CULTACTV = kulturelle Aktivitäten WLEREAD = Lesekompetenz WLEMATH = Mathematikkompetenz BILD_K = Bildungspartizipation des Kindes
6 Abbildung entnommen aus Bacher (2005: 55) 6
7 3. Maßnahmen Reduktion des primären Schichtungseffektes Förderung der Teilhabe aller Kinder an kulturellen Aktivitäten, z.b. durch Nachmittags- und Wochenendangebote in den Schulen Ganztagesschule Förderung der kulturellen Vielfalt (einseitige Betonung der Hochkultur verstärkt Ungleichheiten) Reduktion des sekundären Schichtungseffektes Vermeidung von frühen Bildungsentscheidungen Gesamtschule mehr Elterninformation und Elternarbeit zur realistischeren Einschätzung der Bildungsleistungen (diagnostische) Unterstützung der Lehrkräfte bei der Diagnose von Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder Einführung eines allgemeinen Schülergehalts (ab 15 Jahren) zur Reduktion der Bildungskosten Reduktion der geschlechtsspezifischen Unterschiede Förderung der Teilnahme von Buben an kulturellen Aktivitäten Einrichtung von allgemeinen schulischen Programmen, die sowohl Burschen als auch Mädchen ansprechen und in denen Vorstellungen von traditionellen und modernen Geschlechterrollen thematisiert werden Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in anderen Lebensbereichen 7
8 Reduktion des Effektes des Migrationshintergrundes Förderung der Arbeitsmarktintegration und der räumlichen Integration der Eltern der Kinder mit Migrationshintergrund Förderung der Sprachkenntnisse und Lesefertigkeiten von MigrantInnenkindern 4. Zusammenfassung Bildungsungleichheiten sind gut dokumentiert, Ursachen sind weitgehend bekannt nächste Schritt: Entwurf von Alternativen Literatur: Bacher, J., 2003: Soziale Ungleichheit und Bildungspartizipation im weiterführenden Schulsystem Österreichs. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 28. Jg., Nr. 3, Bacher, J., 2005: Bildungsungleichheit und Bildungsbenachteiligung im weiterführenden Schulsystem Österreichs Eine Sekundäranalyse der PISA 2000-Erhebung. SWS-Rundschau, Jg. 45, Bacher, J., 2006: Forschungslage zu Bildungsungleichheiten in Österreich. Arbeitspapier. Boudon, R., 1974: Education, Opportunity, and Social Inequality. New York u.a. 8
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