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1 Der große TRIAS-Ratgeber für Nierenkranke Erkrankungen, Untersuchungen, Therapien - Aktiver Schutz Bearbeitet von Johannes Mann, Ulrich Dendorfer, Jörg Franke 1. Auflage Taschenbuch. 191 S. Paperback ISBN Format (B x L): 17 x 24 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 Ihre Funktion beschränkt sich nicht nur auf die Urinproduktion, obwohl das natürlich eine entscheidende Aufgabe ist. Die Niere kann jedoch wesentlich mehr: Hormone aus der Niere steuern den Blutdruck. Der Salzgehalt des Körpers wird kontrolliert. Die Niere hat wichtige Aufgaben bei der Regulation des Knochenstoffwechsels. Sogar auf die Blutbildung hat sie entscheidenden Einfluss. Manche dieser Funktionen der Niere waren in früheren Zeiten, als es auch in Mitteleu- ropa Dürre mit echtem Wassermangel gab, für das Überleben unentbehrlich. Heute können wir mit der modernen Medizin manche Nierenfunktionen ersetzen. Dennoch erreicht alle medizinische Technik nicht die Perfektion der eigenen Nieren. Deshalb kann man mit gutem Recht von einem Wunderwerk Niere sprechen. Als Einstieg wollen wir uns zunächst auf der folgenden Seite anschauen, welchen Weg eine Tasse Kaffee durch den menschlichen Körper nimmt. Die Niere filtert das Blut Die Nieren werden, wie die anderen Organe des Körpers auch, vom Herzen ununterbrochen mit Blut versorgt. Ein großer Anteil des pro Minute vom Herzen ausgeworfenen Blutes fließt durch die Nieren: In Ruhe erhalten die Nieren rund ein Viertel des gesamten Blutvolumens. Das bedeutet, dass in jeder Minute 1,2 l Blut durch die Nieren strömt, in 24 Stunden sind das über 1700 l Blut, die von schädlichen Stoffen gereinigt und in der Zusammensetzung kontrolliert und eingestellt dem Körper wieder zugeführt werden. Die glomerulären Filter halten Blutzellen und Eiweiß zurück Das Blut besteht aus Zellen (roten und weißen Blutkörperchen, Blutplättchen) und einem wässrigen Anteil. In dem wässrigen Anteil sind viele Stoffe gelöst: Dieser wässrige Teil des Blutes wird in den Nieren gefiltert. Die Zellen und größere Stoffe wie zum Beispiel Eiweißmoleküle werden nicht gefiltert, weil sie nicht durch die Filterporen passen. Ähnlich wie Kaffeepulver bei einem Kaffeefilter nicht in den Filterkaffee gelangt, kann durch eine Filterung in der Niere verhindert werden, dass zum Beispiel Blutkörperchen in den Urin gelangen. 15

3 1 Wunderwerk Niere Was passiert mit einer Tasse Kaffee? 1 Wenn man ein Kind bittet, seine Vorstellung vom Weg eines Getränks durch den Körper aufzumalen, wird der Körper wahrscheinlich aus einem großen Kringel bestehen, in den oben Essen und Trinken hineinfällt und unten entsprechend wieder herauskommt. Dass der menschliche Körper etwas komplizierter als ein Sack aufgebaut ist, ist den meisten Erwachsenen schon klar, aber wie genau, wissen die wenigsten 3 Über die Darmwand gelangt der Kaffee ins Blut Magen Zwerchfell Die Nahrung und die Flüssigkeit werden im Darm in kleine Bestandteile zerlegt (Verdauung). Diese kleinen Bruchstücke von Eiweiß, Zucker, Fetten etc. werden durch die Darmwand direkt ins Blut der Darmgefäße aufgenommen. Damit genug Nahrung aufgenommen werden kann, ist die Darmoberfläche insgesamt größer als 100 Quadratmeter. So gelangen das Wasser und die anderen Inhaltsstoffe des Kaffees durch die Darmwand in unser Blut. Hätten Sie gewusst, dass man am abgenommenen Blut»er-riechen«kann, dass der Spender vorher Kaffee getrunken hat? Daran mag man ablesen, dass der Kaffee das Blut tatsächlich erreicht hat. Harnblase 16

4 2 Der Kaffee fließt in den Magen Den ersten Abschnitt der Flüssigkeitspassage können wir vor allem dann gut fühlen, wenn der Kaffee zu heiß war: Wir spüren die heiße Flüssigkeit den Hals hinuntergleiten und irgendwo im Bauch landen. Der Kaffee fließt durch die Speiseröhre hinter Herz und Lunge hinab in den Magen, der knapp unterhalb des Zwerchfells sitzt. Flüssigkeiten transportiert der Magen dann rasch weiter in den Dünndarm, da diese nicht weiter verdaut werden müssen. 4 Mit dem Blut fließt der Kaffee durch die Nieren Wenn nun aber den ganzen Tag über Flüssigkeiten in das Blut aufgenommen werden, muss das überschüssige Wasser auch irgendwie den Körper wieder verlassen. In der Niere wird die Flüssigkeit also der Blutbahn wieder entzogen. Spezielle Sensoren im Körper messen, ob und wie viel Flüssigkeit ausgeschieden werden muss. Diese Information wird an die Nieren weitergegeben, die dem Blut entsprechend mehr oder weniger Flüssigkeit entziehen. Das überschüssige Wasser wird dann zunächst in der Blase gesammelt und später als Urin ausgeschieden. 5 Die Nieren halten wertvolle Blutbestandteile zurück und scheiden überschüssige Flüssigkeit und Abfallstoffe aus Was zunächst ganz einfach klingt, ist eine gar nicht so leichte Aufgabe für die Nieren. Es kann nicht einfach eine Schleuse geöffnet werden, die eine bestimmte Menge Wasser ablässt. Im»Blutwasser«sind viele Stoffe gelöst. Manche Stoffe muss der Körper behalten (z.b. die Bluteiweiße), andere dieser gelösten Stoffe sollen ausgeschieden werden (Abfallstoffe aus dem Stoffwechsel). Wieder andere Stoffe müssen nur zum Teil ausgeschieden werden. So bleibt die Zusammensetzung unseres Körpers recht konstant, obwohl wir täglich verschiedene Mengen von Salzen und anderen Nahrungsbestandteilen zu uns nehmen. 17

5 1 Wunderwerk Niere Die Glomeruli filtern den Primärharn ab Die Filterfunktion erfüllen in der Niere die Wände der Filtergefäße. Beim Blick auf diese Gefäßwände im Mikroskop kann man die Filterstruktur dieser Gefäßwände gut erkennen. In der Niere filtern nicht alle Blutgefäße, sondern nur die kleinsten Gefäße in den sogenannten Glomeruli. Glomeruli sind kleine kugelige Gebilde, in denen die kleinen Filtergefäße eine Art Gefäßknäuel bilden. Tatsächlich erinnert die Form dieser Glomeruli an Wollknäuel. In jeder Niere gibt es rund eine Million solcher Glomeruli. Durch die Filtergefäße in diesen Glomeruli wird ständig ein Teil»des Blutwassers«abgefiltert. Die abfiltrierte Flüssigkeit tropft durch die Blutgefäßwände heraus. Die so abgefilterte Flüssigkeit wird als Primärharn bezeichnet. Mit wenigen Ausnahmen enthält dieser Primärharn bereits alle Stoffe, die mit dem Harn ausgeschieden werden. Wird bei einer Nierenerkrankung nur noch die Hälfte des Primärharns abfiltriert, WICHTIG Da der Filtrationsvorgang in den Glomerula der entscheidende und leistungsbegrenzende Arbeitsschritt bei der Urinproduktion ist, ist diese glomeruläre Filtrationsrate (GFR) derjenige Wert, mit der die Leistungsfähigkeit der Niere am besten beschrieben werden kann. Eine gesunde Niere produziert pro Minute mehr als 90 ml Primärharn. Die GFR liegt also über 90 ml/min oder 0,09 l/min. kann die Niere auch nur die Hälfte ihrer Reinigungsleistung erbringen. Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) Bei gesunden jungen Menschen werden pro Tag mehr als 100 l Blutwasser auf diese Art und Weise abgefiltert (anders ausgedrückt: es werden mehr als 100 l Primärharn produziert). Mit dieser Menge abfiltrierten»blutwassers«könnte also bequem eine Badewanne gefüllt werden. Die pro Minute hergestellte Menge an Primärharn ist die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Der Primärharn wird zu Urin eingedickt Allein aus diesen Mengen (>100 l/tag) wird deutlich, dass die Niere einen weiteren Verarbeitungsschritt bei der Herstellung des Urins vollbringen muss. Mehr als 100 l Harnausscheidung pro Tag würde uns kaum Zeit zu anderen Tätigkeiten als Wasserlassen übriglassen. Außerdem enthält der Primärharn zwar keine Zellen und keine größeren Moleküle mehr, aber viele Salze und kleine Moleküle, die der Körper auch nicht verlieren darf. Um diese Stoffe zurückzugewinnen und um die 100 l pro Tag auf die üblichen 1 2 l täglichen Urin zu reduzieren, braucht die Niere also einen zweiten Verarbeitungsschritt. 18

6 Im Tubulus werden wichtige Stoffe zurückgewonnen Dazu wird der abfiltrierte Primärharn in ein relativ langes Röhrensystem geleitet, (lateinisch Tubulus, die Röhre). In der Wand dieses Tubulus sitzen dann verschiedene Transportsysteme, die Wasser und Salze ins Blut zurückholen. Diese Transportsysteme kann man sich als spezialisierte Schaufeln vorstellen, für jede Substanz, für jedes Salz eine spezielle Schaufel. Diese Transportsysteme werden so gesteuert, dass letztlich der Salz- und Wassergehalt des Körpers kons tant gehalten wird und alle getrunkenen Flüssigkeitsmengen auch wieder ausgeschieden werden, ohne dass man zu viel Wasser verliert. Deshalb trocknen wir auch dann nicht aus, wenn wir mal kurzfristig weniger trinken. Das Nephron ist die kleinste Funktionseinheit der Niere Zu jedem Glomerulum gehört ein Tubulus, also zu jedem Filter eine Röhre. Das Glomerulum zusammen mit seinem Tubulus wird Nephron genannt. Nachdem es pro Niere rund eine Million Nierenkörperchen (Glomeruli) gibt, gibt es pro Niere auch eine Million Nephrone, also Urinproduktionsfabriken. Aus diesen Fabriken werden die fertigen Urinmengen über ein System von kleinsten Harnwegen zusammengeführt und münden schließlich im Nierenbecken. Von dort verlässt der Urin die Niere über den Harnleiter zur Harnblase. Wenn man sich den Aufbau einer Niere einmal ganz genau ansehen will, kann man sich beim Metzger eine Schweineniere betrachten. Zumindest bezüglich der Nieren sind sich Mensch und Schwein sehr ähnlich. Die Harnleiter sind keine einfachen Röhren. Sie besitzen vielmehr eine Muskelschicht, die den Harn aktiv in wellenförmigen Bewegungen zur Blase transportiert. Auch die Harnblase ist ein Muskelorgan. Sie fasst etwa 0,3 0,5 l Harn, kann sich aber bei Behinderung des Abflusses erheblich erweitern. 19