Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland

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1 32/ Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland Seite 1 Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland Auszug aus Weimarer Republik. Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland (32/ ) Lernziele Die Bestimmungen des Versailler Vertrages von 1919 für Deutschland kennen lernen; die Gründe erkennen, warum das Friedenswerk keinen Bestand hatte; den unterschiedlichen Umgang mit dem Vertrag und dessen Folgen für die Demokratie in Deutschland beurteilen Vorkenntnisse Ergebnis des Ersten Weltkriegs; Wilsons 14 Punkte und der Waffenstillstand von Compiègne; Abdankung des deutschen Kaisers; Novemberrevolution in Deutschland Kurzbeschreibung Der Vertrag von Versailles galt als schwere Hypothek für die Aufbruchstimmung in der jungen Weimarer Republik. Anhand von Film- und Bilddokumenten sowie Kartentricks werden die Bestimmungen von Versailles Gebietsabtretungen, Rüstungsbeschränkungen und Reparationen dargestellt. Zum Inhalt Um den Versailler Friedensvertrag von 1919 tobten in den 20er Jahren vor allem in Deutschland die heftigsten politischen Auseinandersetzungen. Inzwischen ist es sehr ruhig um ihn geworden. Politische Kontroversen gibt es überhaupt nicht, auch die historische Wissenschaft hat ihn weitgehend zum gesicherten Bestand der Geschichtsbücher gemacht. Dabei könnten, ausgehend von diesem Vertrag und mit dem jetzt gewonnenen zeitlichen Abstand, verschiedene für die Geschichte unseres Jahrhunderts interessante Fragestellungen erörtert werden: Wie ist dieser Vertrag im Vergleich mit den vorausgegangenen Bemühungen um eine europäische Friedensordnung (Westfälischer Frieden von 1648, Wiener Kongress von 1815) und den nachfolgenden (Potsdamer Abkommen von 1945) zu beurteilen? Welche Rolle spielte dieser Vertrag für den Aufstieg der USA zur Weltmacht? Welche Bedeutung hat die Weltwirtschaft für das Verhältnis der Staaten und Nationen erhalten? In welchem Zusammenhang ist dieser Vertrag mit dem Zweiten Weltkrieg zu bringen? Mit welchen Schwierigkeiten hatte die mit dem Vertrag entstandene erste Weltorganisation, der Völkerbund, zu kämpfen?

2 32/ Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland Seite 2 Ein 10-Minuten-Film kann für die Behandlung dieser Themenkomplexe natürlich nur Einstiegsmaterialien bieten. Er konzentriert sich daher auf eine knappe Darstellung der für Deutschland wichtigen Bestimmungen des Vertrages. Dabei wird im Wesentlichen aus deutscher Sicht berichtet, um am Schluss den unterschiedlichen Umgang der Deutschen mit diesem Vertrag problematisieren zu können. Wenn man diese Voraussetzungen berücksichtigt, kann der Film für viele unterrichtliche Fragestellungen als Einstieg nützlich sein. Der Film beginnt mit Aufnahmen von der Konferenz in Paris, deren Beginn mit Bedacht auf den 18. Januar 1919 gelegt wurde, den Tag an dem 1871 das deutsche Kaiserreich in Versailles proklamiert worden war. Die Siegermächte verfolgten das Ziel, jede wirtschaftliche und politische Expansion Deutschlands so weit einzudämmen, dass eine deutsche Hegemonialstellung in Zentraleuropa dauerhaft verhindert werden konnte. Bestimmt wurden die langwierigen Verhandlungen von den Großen Drei, dem US-Präsidenten Woodrow Wilson, dem französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau und dem britischen Premier David Lloyd George; zeitweise gehörte auch noch der italienische Ministerpräsident Vittorio Orlando dazu. Wegen des Ausscherens Russlands aus der Koalition war es nicht zur Konferenz geladen. Die unterschiedlichen, zum Teil sogar gegensätzlichen Ziele werden nur angedeutet, so etwa Wilsons Programm zum Selbstbestimmungsrecht der Völker und zu einem Völkerbund, das von den Alliierten sehr reserviert aufgenommen wurde. Zum Programm der Konferenz gehörte auch die Gründung neuer Staaten in Zentral- und Südosteuropa vor allem auf den Trümmern der Habsburger Monarchie. Die neuen Gebilde waren alles andere als Nationalstaaten, sondern setzten sich aus verschiedenen Völkern zusammen. Keiner der damals geschaffenen Staaten besteht heute noch in dem alten Umfang. Überdies wurden sie mit starken deutschen Minderheiten belastet, die ihnen jeden Ausgleich mit Deutschland verbauten. Bei den Verhandlungen in Paris waren Vertreter der Deutschen Republik, deren Verfassung parallel dazu in Weimar ausgearbeitet wurde, nicht zugelassen. Als einer deutschen Delegation unter Außenminister Brockdorff-Rantzau Anfang Mai 1919 die 440 Artikel des Vertrages übergeben wurden, gab es in Deutschland einen Aufschrei der Empörung. (Der sozialdemokratische Reichskanzler Scheidemann: Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fesseln legt? ) Die Regierung trat zurück, nachdem nur geringfügige Erleichterungen ausgehandelt werden konnten. Nach einem Ultimatum der Sieger und einer Abstimmung in der Weimarer Nationalversammlung ringt sich eine neue Regierung zur Unterzeichnung durch ( der übermächtigen Gewalt weichend und ohne damit ihre Auffassung über die unerhörte Ungerechtigkeit der Friedensbedingungen aufzugeben ). Sie wird am 28.

3 32/ Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland Seite 3 Juni 1919 im Spiegelsaal des Versailler Schlosses in einer einstündigen Zeremonie vollzogen. Der Film erläutert die schwerwiegendsten Bestimmungen des Vertrages für Deutschland: In einem Kartentrick werden die umfangreichen Gebietsabtretungen verdeutlicht: Elsass- Lothringen (nach dem Krieg von 1871 von Frankreich an Deutschland abgetreten): Eupen- Malmedy an Belgien; Nordschleswig an Dänemark; Posen, Westpreußen, Teile Ostpreußens und Hinterpommerns sowie Oberschlesien an Polen; das Memelgebiet an Litauen, Danzig wird Freie Stadt. Ein Zusammenschluss mit Deutsch-Österreich wird verboten. Außerdem werden Teile des Reichsgebiets zeitweise besetzt: das Saarbecken von den Franzosen und die linksrheinischen Gebiete mit den Brückenköpfen Köln, Koblenz und Mainz von den Franzosen, Belgiern Briten und Amerikanern. An einigen Realbildern zur Zerstörung militärischer Bauten und großer Waffensysteme werden die Bestimmungen zur weitgehenden Entwaffnung Deutschlands und zur Begrenzung seiner Streitkräfte erläutert. Das Landheer wird auf Mann beschränkt und die Wehrpflicht abgeschafft. Das Heer ist nur für die Erhaltung der inneren Ordnung und zum Schutz der Grenzen bestimmt. Die begrenzte Waffen- und Munitionsproduktion wird einer strengen Kontrolle unterworfen. Die Befestigungen im Westen und an der Ostseeküste werden geschleift. Die Seemacht wird auf 6 Linienschiffe, 6 kleine Kreuzer und je 12 Zerstörer und Torpedoboote sowie Mann begrenzt; Ersatzbauten dürfen eine bestimmte Größe nicht überschreiten. U-Boote sind ganz verboten. Luftstreitkräfte darf Deutschland nicht unterhalten; auch Luftschiffe sind untersagt. Aufnahmen aus dem Ruhrgebiet, das Deutschland nach dem Verlust des größten Teils von Oberschlesien als einziges Industrierevier geblieben war, leiten zur Problematik der Reparationen über: Mit der Begründung, Deutschland sei allein verantwortlich für den Ausbruch des Krieges (Artikel 231), wird eine Wiedergutmachung aller Verluste und Schäden verlangt. Eine feste Summe ist nicht vorgesehen. Eine Reparationskommission soll die Forderungen zusammenstellen, die Deutschland in Gold und Sachwerten dreißig Jahre lang abzugelten hat. Zunächst wird eine Abschlagszahlung in Höhe von 20 Milliarden Goldmark verlangt, darunter fast sämtliche Handelsschiffe, ein Großteil des Viehbestands, Rohstoffe, vor allem Kohlen sowie Maschinen wird die Gesamthöhe der deutschen Schuld auf 132 Milliarden Goldmark festgesetzt. Frankreich und Großbritannien vertreten unterschiedliche Konzepte zur Behandlung Deutschlands, deren Widerspruch nicht gelöst wird: Ein schwaches Deutschland stellt keine Gefahr für Frankreich dar, kann aber keine Reparationen zahlen; ein starkes Deutschland kann Reparationen zahlen und wird aber sein Übergewicht zur Revision des Vertrages nutzen. Frankreich versuchte, diese Sicherheitslücke durch eine Politik der Sanktionen zu schließen: Als Deutschland Ende 1922

4 32/ Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland Seite 4 mit seinen Zahlungen in Rückstand geriet, besetzten französische und belgische Truppen (Großbritannien und die USA hatten sich davon distanziert) das Ruhrgebiet als ein produktives Pfand. Die Ruhrbesetzung wurde von der deutschen Regierung mit der Ausrufung des passiven Widerstands beantwortet. Zur Verwendung In einer Art Längsschnitt veranschaulicht der Film die Bestimmungen des Versailler Vertrages und seine Auswirkungen auf die Geschichte der Weimarer Republik. Mit seinen Filmausschnitten, Fotos und Plakaten lässt er die Zeit lebendig werden: Es wird deutlich, dass das Problem des missglückten Friedens" die Menschen damals in sehr verschiedene Richtungen bewegt hat. Die thematische Orientierung des Films befreit die unterrichtliche Behandlung zunächst von vielen verwirrenden Details der Geschichte der Weimarer Zeit und ermöglicht die Konzentration auf eine zentrale Fragestellung: Was waren die zentralen Inhalte des Vertragswerkes? Für die Erklärung der weiteren deutschen Geschichte ist dieser Ansatz sehr hilfreich: Kein anderes Thema ist von Hitler so sehr propagandistisch ausgenutzt worden; und solange sich seine Außenpolitik gegen den Versailler Vertrag richtete, konnte er der Zustimmung der meisten Deutschen sicher sein. Literatur Czernin, Ferdinand: Die Friedensstifter Männer und Mächte um den Versailler Vertrag, Bern Keynes, John Maynard: The Economic Consequences of the Peace, New York 1971 ( ). Krüger, Peter: Versailles. Deutsche Außenpolitik zwischen Revisionismus und Friedenssicherung, München Ziegler, Wilhelm: Versailles. Die Geschichte eines missglückten Friedens, Hamburg 1932.

5 32/ Der Vertrag von Versailles und die Folgen für Deutschland Seite 5 Produktion Peter Stockhaus Filmproduktion, Hamburg, im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1995 Buch und Regie Dr. Joachim Paschen Realisation und Schnitt Maria Hemmleb Trick Udo A. Engel, Alf Olbrisch, Optical Art Musik Roland Musolff Begleitkarte Dr. Joachim Paschen (gekürzt Fabio Crivellari, M.A.)