GEBR. JUNG informationssysteme
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- Cornelius Krämer
- vor 8 Jahren
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1 Jedes Jahr stürzen in Deutschland mindestens Menschen, über 65 jährige stürzen sogar einmal pro Jahr, dabei Frauen häufiger als Männer. Im Bereich der stationären Langzeitpflege ist eine deutlich höhere Sturzinzidenz zu verzeichnen. Nach Ergebnissen der schwedischen Beobachtungsstudie erleiden 40 % oder mehr Bewohner innerhalb eines halben Jahres mindestens einen Sturz, bei Bewohnern mit Demenz sogar 62 %. Durch die Folgen der Stürze entstehen Kosten von ca. 500 Millionen pro Jahr. Doch weit schlimmer sind die Folgen für die Betroffenen. Ein Sturz bedeutet zum Teil einen enormen Einschnitt in ihre selbständige Lebensführung, vor allem durch den Verlust des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten. Wir haben zum Ziel unsere Bewohner dabei zu unterstützen, Stürzen vorzubeugen und Sturzfolgen zu minimieren. Allerdings soll dies nicht durch Einschränkung der Bewegungsfreiheit erreicht werden, sondern vielmehr durch die Erhaltung oder Wiederherstellung größtmöglicher sicherer Mobilität, verbunden mit einer höheren Lebensqualität. Anders als bei jüngeren Menschen sind Stürze für Senioren eine akute Gefährdung der Gesundheit, insbesondere da eine Schenkelhalsfraktur droht. Folglich hat die Vermeidung von Stürzen oberste Priorität. Mit den Ärzten und Betreuern unserer Bewohner arbeiten wir dabei eng zusammen. Wer macht Wer wird informiert Definition Ein Sturz ist ein Ereignis, bei dem der Betroffene unbeabsichtigt auf dem Boden oder auf einer anderen tieferen Ebene aufkommt. Unter Sturzprophylaxe verstehen wir die Aufgabe, sich aktuelles Wissen anzueignen, um Bewohner mit einem Sturzrisiko zu identifizieren und adäquate Interventionen einleiten zu können. Anhand des Erkennens der Sturzrisikofaktoren können gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen ergriffen werden. Eine konsequent durchgeführte systematische Erfassung der Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 1 von 11
2 Sturzrisikofaktoren und deren Dokumentation bildet die Grundlage für die Beratung und die Maßnahmenplanung und stellt darüber hinaus sicher, dass alle Mitarbeiter über die vorliegenden Sturzrisikofaktoren informiert sind. Weiterhin wollen wir in der Lage sein, bei Bedarf zusätzliche Strukturen einzufordern und diese fachlich zu begründen. Dazu sorgen wir dafür, dass unsere Einrichtung eine maximale Sicherheit bietet. Unser oberstes Ziel ist es, das Sturzrisiko zu minimieren bzw. die Folgen eines Sturzes zu mildern. Mitgeltende Unterlagen - Interne Dokumente Risikoerfassung Sturz Sturzereignisprotokoll Pflegeplanung Pflegeberichte Statistiken zu Sturzvorfällen in der Einrichtung Maßnahmenplanung Vorbereitung Wir bilden uns regelmäßig weiter zum Thema Sturzprävention. Pflegefachkraft Arzt, PDL Für notwendige Hilfsmittel wie z. B. Hüftprotektoren nehmen wir Kontakt mit den Krankenkassen auf, um eine Kostenübernahme einzuleiten. Da ungünstige Umgebungsbedingungen zu den Hauptfaktoren Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 2 von 11
3 von Sturzereignissen gehören, gewährleisten wir geeignete räumliche und technische Voraussetzungen sowie Hilfsmittel für eine sichere Mobilität. Freiheitsentziehende Maßnahmen oder der Einsatz sedierender Medikamente werden keinesfalls zum Zweck der Sturzprävention eingesetzt. Der Erhalt und die Förderung sicherer Mobilität haben beim sturzgefährdeten Bewohner absoluten Vorrang. Wünscht der Bewohner z. B. ein Bettseitenteil, besteht die Möglichkeit ein Bettseitenteil zu verwenden, das nur am Kopfende des Bettes angebracht ist oder in der Mitte frei ist, sodass beim Transfer aus dem Bett Stabilität gewährleistet ist. Wir sorgen für technische Hilfsmittel zur Sturzprophylaxe. Diese sind wenig verbreitet und gebräuchlich. Sie erleichtern mit Sicherheit den Alltag, sind aber kein Ersatz für menschliche Zuwendung. Verbreitet sind: Greifzangen Sessel mit Aufstehhilfen Sensormatten Bewegungsmelder Fernsteuerungen Wir informieren uns regelmäßig über aktuelle Hebe- und Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 3 von 11
4 Transfertechniken. Diese nützen nicht nur dem Bewohner, sondern auch der Pflegekraft selbst, da durch falsche Transfertechniken eine enorme körperliche Belastung entsteht. Ansprechpartner ist hier die Pflegedienstleitung. Folgende Merkmale sind Anzeichen für ein erhöhtes Sturzrisiko: Sturzvorgeschichte Ist bereits ein erhöhtes Sturzrisiko bekannt? Gangunsicherheiten, Gangstörungen Sehstörungen bzw. Augenerkrankungen Demenzielle Erkrankungen Medikamente, die Nebenwirkungen wie Schwindel oder niedrigen Blutdruck verursachen Probleme an den Füßen wie Hammerzehen Beeinträchtigung funktioneller Fähigkeiten, der sensomotorischen Funktion oder der Balance Probleme mit der Körperbalance, dem Gleichgewicht, Gangveränderungen, allgemein eingeschränkte Bewegungsfähigkeit Erkrankungen, mit denen veränderte Mobilität, Motorik und Sensibilität einhergehen Multiple Sklerose Morbus Parkinson Apoplexie/apoplektischer Insult Polyneuropathie Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 4 von 11
5 Osteoarthritis Krebserkrankungen Andere chronische Erkrankungen, schlechter Allgemeinzustand Depression Gesundheitsstörungen, die mit Schwindel, kurzzeitigem Bewusstseinsverlust oder ausgeprägter körperlicher Schwäche einhergehen Hypoglykämie Haltungsbedingte Hypotension Herzrhythmusstörungen TIA Epilepsie Kognitive Beeinträchtigung (akut und/oder chronisch) Kontinenzprobleme Dranginkontinenz, Nykturie Probleme beim Toilettengang Durchführung Wir beraten und schulen den Bewohner und dessen Angehörige ausführlich über: Wer macht Wer wird informiert Sein individuelles Sturzrisiko und achten besonders darauf, wie der Bewohner sich selbst einschätzt und ob dies objektiv der Situation entspricht Wir besprechen im Beratungsgespräch auch das Pflegefachkraft WBL, PDL, Arzt Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 5 von 11
6 korrekte Verhalten nach einem Sturz Wir üben richtige Verhaltensweisen ein, wie Benutzung der Hilfsmittel und Handläufe, das richtige Verhalten, wenn Darm oder Blase drücken oder bei überraschenden Situationen, wie Telefonläuten, nach einem Sturz Ruhe zu bewahren und nach Hilfe zu rufen oder zu klingeln. Rollstuhlfahrer weisen wir in besondere Sicherheitsmaßnahmen ein wie: Feststellender Bremse nach ein-und aussteigen, regelmäßige Überprüfung des Rollstuhls und ggf. statten wir den Rollstuhl mit einer rutschfesten Sitzauflage aus. Korrekte Kleidung (feste Schuhe, geschlossenen Hosen, nicht zu lange Röcke) Aufzug statt Treppe zu benutzen Organisatorisch beachten wir, dass: auf den Fluren keine Hindernisse wie Pflegewagen, Wassereimer oder Ziergegenstände etc. stehen der Boden trocken ist und nach der Reinigung Warnhinweise aufgestellt werden das Zimmer und die Flure gut ausgeleuchtet sind und keine Stolperfallen aufweisen und im Flur immer wieder Sitzgelegenheiten vorhanden sind regelmäßig abgewogen wird, ob die Vorteile einer Anti- Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 6 von 11
7 Dekubitus-Matratze die Nachteile überwiegen (ggf. höhere Sturzgefahr). Wir überprüfen regelmäßig, ob die verwendeten Matratzen das Sturzrisiko erhöhen (zu weiche und zu stark nachgebende Matratzen) Wir sorgen für eine funktionierende Alarmanlage und eine funktionierende Lichtanlage an jedem Bett Selbstverständlich sind Haltegriffe in Bad, Toilette und Flur, die regelmäßig überprüft werden Bei der Pflege und Betreuung des Bewohners achten wir auf, dass: ein Mobilitätstraining nach längerer Bettlägerigkeit durchgeführt wird Rollstuhlfahrer sich mit dem Rollstuhl selbstständig bewegen (mit entfernten Fußstützen) Wir den Bewohner genau beobachten, Erschöpfungssymptome und Veränderungen im Gesundheitszustand wahrnehmen ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Dehydration fördert Stürze) und Ernährung gewährleistet ist gut sitzendes Schuhwerk oder Antirutschsocken in der Nacht vorhanden sind, z. B. wenn der Bewohner häufig aufsteht und Socken zum schlafen braucht bei gefährdeten Bewohnern mit Hüftprotektoren der korrekte Sitz des Protektors gewährleistet ist. Dabei berücksichtigen wir die Akzeptanzprobleme des Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 7 von 11
8 Bewohners und bieten auch Kompromisse an, wie etwa das Tragen des Hüftprotektors nur während bestimmter risikoreicher Tageszeiten Gegenstände, die der Bewohner benötigt in Griffnähe sind Übungen zur Sturzprophylaxe angeboten werden, siehe Maßnahmenplanung In der Dokumentation ist die Pflegedokumentationssoftware der Gebr. Jung, der PflegeOrganizer, von großem Vorteil. Dieser hilft bei der Pflegedokumentation und informiert die Pflegekräfte über das Sturzrisiko der Bewohner. Das Sturzrisiko jedes Bewohners wird im Erstgespräch und der Anamnese erfasst und in den PflegeOrganizer eingetragen Das Risiko Sturz wird im PflegeOrganizer in den ersten 2 Wochen erarbeitet und in der Pflegeplanung berücksichtigt Ein Maßnahmenplan wird erarbeitet, Übungen mit anderen Berufsgruppen abgesprochen und koordiniert Jeder Sturz wird mit dem Sturzerfassungsprotokoll des PflegeOrganizer erfasst Nach jedem Sturz wird innerhalb von 3 Tagen das Sturzrisiko neu erfasst, die Pflegeplanung und Maßnahmenplanung evtl. überarbeitet und der Bewohner wird ärztlich untersucht Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 8 von 11
9 Bei der Belegung der Zimmer versuchen wir Bewohner mit hohem Sturzrisiko in der Nähe des Stationszimmers unterzubringen Die Stürze werden mit dem PflegeOrganizer erfasst und regelmäßig ausgewertet, daraus leiten wir dann zur Qualitätsverbesserung weitere Maßnahmen ab Koordination und Information mit anderen Berufsgruppen Verhalten nach einem Sturz: Nach einem Sturz unterstützen wir den Bewohner dabei, Ruhe zu bewahren Wird fragen erst nach seinen Beschwerden und Schmerzen und holen uns dann evtl. Hilfe zum Aufstehen. Wird prüfen die Bewusstseinslage. Bei Bewusstlosigkeit bringen wir den Bewohner in die stabile Seitenlagerung und rufen den Notarzt bis zum eintreffen des Notarztes messen wir die Vitalzeichen (RR, Puls, Puppillenreaktion, BZ bei Diabetikern) Offene Wunden decken wir steril ab Wir beobachten, ob eine Gehirnerschütterung vorliegt. Die Symptome sind üblicherweise Übelkeit, Erbrechen, Erinnerungslücken, Kopfschmerz und Schwindel) Bei Verdacht auf eine Fraktur verändern wir die Lage des Bewohners nicht, unterstützen aber evtl. den Kopf mit einem Kissen oder einer Decke und decken den Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 9 von 11
10 Bewohner bis zum eintreffen des Arztes zu Nach einem Sturz leiten wir den Bewohner an, wenn keine Beschwerden vorliegen, über den Vierfüßlerstand aufzustehen Maßnahmenplanung Information/Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe Prophylaxe Sturz: aufstehen vom Stuhl/Absetzen Prophylaxe Sturz: Modifiziertes Aufrechtsitzen Prophylaxe Sturz: Anbeugen der Knie im Stehen Prophylaxe Sturz: Hochziehen der Schulter Prophylaxe Sturz: Armkreisen Prophylaxe Sturz: Beugen und Strecken des Sprunggelenks Prophylaxe Sturz: Übungen zum Bett/ Stuhl Transfer Prophylaxe Sturz: Anleitung zur Vermeidung von RR- Abfällen Prophylaxe Sturz: An-/ Ausziehen von Antirutschsocken Transfer Hilfe beim Gehen Vorbereitung der Medikamente Flüssigkeitszufuhr mit Messung Gespräch mit dem Arzt Gespräch mit den Angehörigen Wer macht Pflegefachkraft Wer wird informiert Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 10 von 11
11 Nachbereitung Prinzipiell informieren wir den Arzt über jeden Sturz In unserem Qualitätszirkel wird das Thema Sturzprophylaxe regelmäßig thematisiert Die Sturzprotokolle und Sturzstatistik (vom PflegeOrganizer automatisch erstellt) werden jedes halbe Jahr ausgewertet Analyse jedes Sturzereignisses Pflegefachkraft PDL WBL Gebr. Jung Gebr. Jung / Seite 11 von 11
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