Salz der Erde, Licht der Welt Predigt zu Mt 5,13-16 (8. So n Trin, )

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1 Salz der Erde, Licht der Welt Predigt zu Mt 5,13-16 (8. So n Trin, ) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, der Predigttext heute morgen hat gerade mal vier Verse. Ein kurzer Text, aber der hat es in sich und fordert uns heraus. Ich lese Matthäus 5, die Verse 13 bis 16: 13 Jesus sprach zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Gebet) Liebe Gemeinde, jede Zeit, jede geschichtliche Epoche hat ihre besonderen Kennzeichen. Das Leben heute im 21. Jahrhundert sieht anders aus als das Leben im 17. oder 18. Jahrhundert. Dinge 1

2 verändern sich, neue Erfindungen, neue Entwicklungen beeinflussen das alltägliche Leben und das Zusammenleben in der Gesellschaft. Als es noch keinen elektrischen Strom, keine Autos, keine Kühlschränke, keine Smartphones gab, sah das Leben noch anders aus. Jedes Zeitalter hat seine Eigenart und manche Eigenart gibt dem Zeitalter seinen Namen. Unsere Zeit wird manchmal als das Zeitalter der Globalisierung bezeichnet: Wir reisen in der ganzen Welt umher, kaufen Waren aus der ganzen Welt, hören und sehen Nachrichten von überall die Welt rückt zusammen. Früher war das noch anders. Da hat man sich noch nicht so sehr für andere Orte oder gar andere Kontinente interessiert. Umso erstaunlicher ist es, was wir gerade im Predigttext gehört haben. Jesus sagt zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Das ist Globalisierung pur Blick in die ganze Welt. Jünger Jesu haben eine Funktion nicht nur für ihren Freundeskreis, nicht nur für ihre Familie oder ihr Dorf, sondern für die ganze Welt. So wie Jesus nach Ostern gesagt hat: Gehet in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, so sagt er hier: Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Übrigens sagt Jesus nicht: Ver- 2

3 sucht es zu sein, sondern: Ihr seid es. Keine Aufforderung, sondern eine Feststellung. Entscheidend ist allerdings: Ist das Licht sichtbar oder unter einem Hocker versteckt? Entfaltet das Salz seine Wirkung oder bleibt es fade? Salz und Licht also. Zwei wichtige Dinge. Jeder Mensch braucht Salz. Schon in der Antike war Salz das wichtigste Gewürz überhaupt. Fast keine Speise wird ohne Salz zubereitet: Brot, Nudeln, Gemüse, Pizza selbst in einen Kuchen kommt eine Prise Salz. Das Salz sorgt für Geschmack. Es sorgt dafür, dass eine Speise nicht fade und langweilig schmeckt. Salz tut dem Essen gut. Offensichtlich möchte Jesus, dass seine Jünger dass wir dieser Erde gut tun, dass wir dafür sorgen, dass das Leben auf dieser Welt, das Zusammenleben in dieser Welt, der Umgang mit dieser Erde nicht fade und geschmacklos wird, sondern gut gewürzt, gut genießbar. Die Frage ist, was das dann konkret bedeutet. Aber schauen wir uns zuerst das andere Bild an, mit dem Jesus die Aufgabe seiner Jünger vergleicht: Ihr seid das Licht der Welt. Licht sorgt dafür, dass es hell wird. Wer im Dunkeln ein Licht anmacht, kann erkennen, wo er ist und was sich in sei- 3

4 ner Umgebung befindet. Er kann Gefahren erkennen, Schönes entdecken, den richtigen Weg finden. Wer schon mal nachts im Wald unterwegs war, weiß, welchen Unterschied ein Licht machen kann. Wer schon mal in der Dunkelheit ohne Licht Fahrrad gefahren ist, kennt das unsichere Gefühl, den Weg nicht genau zu sehen und selbst von anderen nicht gesehen zu werden. Zu wenig Licht macht krank. Licht ist wichtig, es dient dem Leben und tut uns gut. Deshalb sagt Jesus an einer anderen Stelle, in Joh 8,12: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Leben haben. Und ganz gewiss: Dieser Satz gilt zuerst, dass Jesus das Licht der Welt ist. Er hat Leuchtkraft aus sich selbst heraus. Er kann von sich aus Orientierung und Klarheit geben. Und nur zu denen, die das erkannt haben und ihm nachfolgen, sagt er: Ihr seid das Licht der Welt. Das ist wie in der Nacht, wenn der Mond scheint. Dann kann man sagen: Jetzt ist der Mond das Licht, das uns scheint. Obwohl wir wissen, dass er nicht aus sich selbst leuchtet. Er ist nur deshalb so hell, weil die Sonne ihn anstrahlt und weil er es schafft, das Licht der Sonne zu reflektieren. 4

5 Das eigentliche Licht ist die Sonne, nicht der Mond. Genauso gilt: Christen sind das Licht der Welt, wenn sie angestrahlt werden vom eigentlichen Lebenslicht, von dem, der allein sagen kann: Ich bin das Licht der Welt. Jesus selbst. In der Schriftlesung aus dem Alten Testament haben wir gehört: Lasst uns wandeln im Licht des Herrn. Auch da ist es Gottes Licht, das seinem Volk den Weg hell macht. Deshalb sollen die Menschen auch nicht über uns staunen, wenn sie etwas von dem Licht mitbekommen, sondern über Gott: Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, sagt Jesus, damit sie eure guten Werke sehen und - euch dafür Komplimente machen? - sagen, was für nette Kerle ihr seid? - sagen, dass ihr das richtig gut hinbekommen habt? Nein! damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Also: Eure Leuchtkraft kommt von Gott, euren Geschmack habt ihr, weil ihr von mir gelernt habt, was dieser Welt einen guten Geschmack gibt. Und nun seid ihr in der Lage, von dem Licht, von dem Salz etwas weiterzugeben. Licht? Was ist nun also dieser gute Geschmack, was ist dieses 5

6 Schauen wir einmal genauer hin, an welcher Stelle Jesus gesagt hat: Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Er sagt es ziemlich am Anfang einer wichtige Rede, der so genannten Bergpredigt. Die Bergpredigt geht drei Kapitel lang: Matthäus 5 bis 7. Sie beginnt mit den so genannten Seligpreisungen : Selig sind die Friedfertigen, selig sind die Sanftmütigen, selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungert, selig sind die Barmherzigen. Selig sind die, die Leid tragen. In der Bergpredigt fordert Jesus dazu auf, andere anzunehmen, ihnen zu vergeben, ihnen nichts Böses zu wollen, nicht zu hoch von sich selbst zu denken, keinen zu verurteilen und sich nicht auf das eigene Geld, sondern auf Gott zu verlassen. Licht der Welt, Salz der Erde sind wir also nicht, indem wir überheblich mit dem Finger auf Fehler und Missstände zeigen, auch nicht indem wir uns aufplustern und mit möglichst großer Autorität und Macht Dinge verändern wollen. Auch nicht indem wir v.a. darauf achten, dass wir unsere Schäfchen ins Trockene bringen. Salz der Erde sind wir, wenn wir Menschen achten, auch die, die anders sind als wir. Denn das macht einen Unterschied, der gut tut. 6

7 Salz der Erde sind wir, wenn wir denen helfen, die Hilfe nötig haben in ihrer Krankheit, ihrer familiären Not. Denn das macht einen Unterschied, der gut tut. Salz der Erde seid ihr Konfis, wenn ihr dazu beitragt, dass in eurer Klasse keiner zum Außenseiter angestempelt wird. Denn das macht einen Unterschied, der gut tut. Salz der Erde sind wir, wenn wir Menschen helfen, die aus ihrer Heimat vertrieben werden und zu uns kommen. Denn das macht einen Unterschied, der gut tut. Salz der Erde sind wir, wenn wir unseren Wohlstand nicht ängstlich und gierig verteidigen und uns abschotten vor Menschen, die sich danach sehnen, in Frieden und Sicherheit zu wohnen. Am Umgang mit den Flüchtlingen lässt sich sehen, wie wichtig es ist, dass diese Erde Salz hat, das seine Kraft nicht verloren hat. Viele Menschen in Deutschland haben Angst, dass der Zuzug von Flüchtlingen und Asylbewerbern uns überfordern könnte. Diese Angst ist verständlich. Und sie soll geäußert werden. Aber die Angst darf uns nicht lähmen, wenn es darum geht, Not zu lindern. Und schon gar nicht darf uns die Angst dazu verführen, Menschen zu verachten. Im ersten Halbjahr 2015 gab es über 200 Angriffe auf Unterkünfte von Asylbewerbern, nicht nur in Ostdeutschland, 7

8 auch in Baden-Württemberg. Wie wichtig ist da das Salz der Sanftmut und das Licht der Friedfertigkeit. An vielen Orten, auch bei uns, können wir sehen, was dieses Salz Gutes bewirkt wenn Kontakte entstehen, Menschen geholfen wird. Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Keine Aufforderung, sondern eine Feststellung. Damit unser Licht auch sichtbar wird, damit uns die Würzkraft nicht verloren geht, darum dürfen wir bitten. Das Lied, das wir nun singen, bittet so: Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt, dass unser Licht vor allen Menschen brennt. Lass uns dich schaun im ewigen Advent. Halleluja. Tief liegt des Todes Schatten auf der Welt. Aber dein Glanz die Finsternis erhellt. Dein Lebenshauch bewegt das Totenfeld. Halleluja. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. (nicht so bekannt: Melodie einmal hören) 8