diesem Jahr in der deutschen Formel-3-Meisterschaft

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3 Als Kurt Aeschbacher am 17. Oktober 2002 in seiner Talksendung die entscheidende Frage stellte, konnte er nicht erahnen, dass er damit sein Gegenüber zum Schummeln zwingen würde. Zu Gast in «Aeschbacher» war Reto Demhold- ein Autorennfahrer, der den Krebs besiegt hatte und der nun wieder auf die Rennstrecke zurückgekehrt war. «Wie finanzierst du den Rennsport? Hast du einen reichen Vater oder das (Füdli) voll Schulden?», fragte Aeschbacher in seiner unnachahmlichen Art. Demhold reagierte äusserlich gelassen, lachte erst einmal laut und antwortete danach gewohnt professionell: «Keines von beidem. Ich habe einige Werbepartner, die mich unterstützen.» Der Fernsehauftritt bei «Aeschbacher» war der Höhepunkt von Demholds kreativen Schauspielkünsten. Die Wahrheit ist eine andere. Demhold hat das «Füdli» voller Schulden. Und wer ihn für einen Rennfahrer hält, der glaubt auch noch an den Samichlaus und ans Christkind. Das bislang einzigartige Märchen mit dem Namen «Pilot Münchhausen». Traum Formel 1 Es war einmal ein Mann namens Reto Demhold, der von seinem grossen Wunsch, Rennfahrer zu werden, geradezu besessen war. Doch leider war er ein normaler Bürger, ohne Ruhm und Glanz. Das hinderte ihn aber nicht daran, das Gegenteil zu behaupten. Deshalb erzählte er den Zeitungsleuten, was für ein grosser PS-Held er sei. Naiv, wie diese waren, glaubten sie ihm und druckten ab, was er ihnen an Märchengeschichten auftischte. So kam es, dass innerhalb von wenigen Monaten ein neuer und dazu noch erfolgreicher Rennfahrer erschaffen wurde. Ein Schweizer Talent, das Kartweltmeister und Europameister gewesen sein soll. Und auf das selbst das damalige Formel-l-Team von Arrows aufmerksam geworden sein soll. Rote Demholds imposanter Aufstieg begann am Freitag, dem 25. Januar 2002 mit einem Artikel in der «Basler Zeitung». Er, der in den früheren Jahren laut eigenen Angaben in Nordamerika grosse Erfolge gefeiert hatte und danach an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war, wollte nun zurück ins strahlende Rampenlicht. Bei der eigenen Legendenbildung half ihm die «BaZ» unfreiwillig: «Die Ärzte mussten mich aus dem Auto heben, so schwach war ich», zitierte ihn die Zeitung, als er während seiner Erkrankung trotzdem bei einem Autorennen am Nürburgring an den Start gegangen war. Wie das bei Märchen so üblich ist, stimmte davon kaum etwas. In den Startlisten ist der Name Rote Demhold nirgends aufgetaucht. Das Märchen aber ging weiter. Fortan belieferte Demhold die «BaZ» und auch die Lokalzeitung «Zürcher Oberländer» regelmässig mit spannenden Neuigkeiten seiner wieder aufstrebenden Rennfahrerkarriere. Ob er dabei flunkerte oder nicht, interessierte zu diesem Zeitpunkt niemanden. Einen weiteren Höhepunkt präsentierte Demhold im März Voller Stolz prahlte er mit seinem grandiosen Sieg beim Formel-V- Rennen im italienischen Monza vor einem gewissen Vitantonio Liuzzi. Der «Zürcher Oberländer» war ob der Sensation aus dem Häuschen: «Demhold kämpfte verbissen mit Liuzzi um den Sieg, der zwei Runden vor Schluss Tatsache wurde. In einem anschliessenden Interview betitelte der Italiener den Schweizer als (Mister Gnadenlos).» Dass es im März 2002 in Monza keinen Formel-V-Lauf gab und Liuzzi in diesem Jahr in der deutschen Formel-3-Meisterschaft fuhr und nicht in der Formel V, regte aber niemanden ernsthaft zum Nachdenken an. Im Gegenteil - die amüsante Märchenstunde ging zwei Monate später in die nächste Runde. Unter dem Titel «Schneller Demhold in der Lausitz» präsentierte der «Zürcher Oberländer» die nächste Überraschung: «Demhold gelang auf der zweitletzten Runde gar der Streckenrekord, und auf der Zielgeraden wurde er mit 334 km/h gemessen. So schnell war seit der Eröffnung des Lausitzringes vor drei Jahren noch nie ein Rennwagen gewesen, der nicht in der Champ- Car-Serie fährt.» Demholds damaliger Teamchef, der seinen Namen nicht nennen will, erfuhr erst Jahre später von der Zeitungsente: «Wir waren damals auf der Suche nach einem zweiten Piloten. Demhold kam auf uns zu und gab mit seinen Erfolgen in den USA an. Deshalb gewährten wir ihm die Möglichkeit zu testen.» Dabei zeigte Demhold sein wahres fahrerisches Können. «Nach drei Runden flog er ab und demolierte das Fahrzeug. Danach liessen wir ihn nicht mehr fahren. Die Rundenzeiten wurden erst gar nicht gestoppt. Nachdem er seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen war, wurde unsere Zusammenarbeit beendet, ehe er überhaupt ein Rennen für uns bestreiten konnte.» Das Fazit des erfahrenen Teamchefs: «Der kann definitiv nicht Auto fahren. Bei unserer Teampräsentation wurde ein Kartrennen organisiert. Selbst dort hatte er nicht den Hauch einer Siegeschance.» Unbeirrt von den schwachen Leistungen holte Rote Demhold kurze Zeit später zum infernalen Paukenschlag aus. Dem «Zürcher Oberländer» erzählte er von Formel-l-Testfahrten

4 Der kann definitiv nicht Auto fahren. Ein ehemaliger Teamchef von Demhold

5 MOTORSPORT «Am,zweiten Leben Vollgas geben»: In einem Artikel des Zürcher Oberländer gibt Reto Demhold kräftig Gas. Und in der Sendung «Aeschbacher» erzählt er vom aufregenden Leben eines Autorennfahrers. im Arrows. Es war der Anfang vom Ende. Wie konnte es sein, dass ein unbekannter damals 35-Jähriger solch eine Chance erhalten sollte? Ein Redakteur begann zu recherchieren und nachzufragen. Und siehe da - auch die Testmöglichkeit entpuppte sich als Schummelei. Am selben Abend trat Demhold aber trotzdem bei Kurt Aeschbacher auf und liess sich als grossartiger Rennfahrer feiern. Es war sein vorerst letzter öffentlicher Auftritt. Dementsprechend drückte er noch einmal kräftig aufs Gaspedal. Er erzählte vom harten Leben als Rennfahrer, referierte über den Unterschied zwischen Boxenludern und Grid-Girls und über seine Zukunftspläne als Testfahrer in Amerika. Am 16. März dieses Jahres feierte Demhold seine Auferstehung. Auf seiner Internetseite kündigte er den Kauf eines Formel-3-Fahrzeugs an. Einen Tag später gab er bekannt, dass er in der Schweizermeisterschaft an einigen Läufen teilnehmen werde. Das Märchen schien einem Happy End nahe zu kommen. Endlich war Demhold am Ziel seiner Träume angelangt - er war ein Rennfahrer. Und tatsächlich setzte er sich auch ins Cockpit. Er startete beim Bergslalom Reitnau und auch beim Rennen in Interlaken, wo er sich als Dritter bejubeln liess. Dass in Interlaken aber nur drei Fahrer in seiner Kategorie am Start waren, erwähnte er mit keinem Wort. Abseits der Rennstrecke nahmen Demholds Probleme aber zu. Seine Schummeleien wurden ihm immer mehr zum Verhängnis. Als er sich in einem Internetforum als erfolgreicher Rennfahrer ausgab, drohte die Geschichte zu eskalieren. Immer mehr Leute misstrauten ihm und stellten ihn als Lügner an den Pranger. Doch Demhold blieb sich treu. Und liess ausrichten, er habe Beweise, die den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen unterstützen würden. Nur zeigen wollte er diese nicht. Und seine Märchengeschichten aufgeben erst recht nicht. Auf der Suche nach einem neuen Abnehmer wurde er innert kürzester Zeit wieder fündig. «Als spezielle Attraktion konnte ein Reguard F 893 der Rennklasse Formel 3 bewundert werden. Eigentümer Reto Demhold, einst Kartweltmeister, fuhr mit ohrenbetäubendem Lärm einige Runde auf dem Areal», schrieb die «Berner Zeitung» im vergangenen Juni. Die Geschichte um Demhold, den Rennfahrer, ging weiter. Und die Moral von der Geschieht? Die Wahrheit kommt manchmal erst sehr spät ans Licht.

6 MOTORSPORT DIE MACHENSCHAFTEN DES RETO DEMHOLD Rote Demholds Märchengeschichten könnten nun auch juristische Folgen nach sich ziehen. Es geht vor allem um den Fall Max Müller*. Dieser bekam 1998 einen Anruf von Demhold, der ihm einen billigen Internetanschluss anbot. Rentner Max Müller glaubte ihm und zahlte 180 Franken. Doch Demhold liess sich nicht mehr blicken und verschwand. Deshalb wurde er von Müller betrieben. Als Demhold drei Jahre später wieder auftauchte, nahm der Geschädigte erneut mit ihm Kontakt auf. Der angebliche Rennfahrer wimmelte aber ab: «Betreiben Sie solange sie wollen. ich kann nicht zahlen. (...) Sie können entweder warten bis sie schwarz werden oder das Geld abschreiben. (...) andere haben abschreiben müssen... Und nun lassen Sie mich in Ruhe gottverdammt noch mal», antwortete Demhold schroff in einem Mail. In diesem Jahr trafen sich die Wege der beiden erneut. Als sich Demhold im März auf seiner Homepage mit seinem neuen Formel-3-Rennwagen ablichten liess und seinen neuen Sponsor OSS-Services AG präsentierte, handelte Max Müller und betrieb ihn erneut. Wieder passierte nichts. Müller verlor allmählich die Geduld und schickte dem Sponsor eine anonyme Mail über die Geschäftspraktiken von Reto Demhold. Da der Sponsor danach tatsächlich vom Vertrag zurücktrat, zog Demhold Max Müller in Lachen vor den Friedensrichter. Dort zeigte Demhold einmal mehr sein schauspielerisches Talent und konnte anscheinend glaubhaft versichern, dass er wegen der Mail von Müller Sponsorengelder in der Höhe von Franken verloren hatte. Für den Friedensrichter war der Sachverhalt eindeutig: «Beklagte Partei (Max Müller) bezahlt per Saldo aller Ansprüche Franken innert zehn Tagen an den Kläger (Reto Demhold)», lautete sein Vergleichsvorschlag. Leichtsinnig unterschrieb der 74-jährige Max Müller das Protokoll, da er einer gerichtlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen wollte. Moralisch mag das Vorgehen von Demhold zwar zweifelhaft sein, rechtlich kann man ihm aber nichts vorwerfen. Kann er etwas dafür, dass Müller das Papier unterschrieben hat? Bei der Auszahlung der 13 *Name von der Redaktion geändert 000 Franken wollte Demhold aber offenbar das Geld am Betreibungsamt vorbeischleusen, um die flüssigen Mittel nicht zur Tilgung seiner Schulden wieder abgeben zu müssen. So schrieb er in einem Mail an Max Müller: «ich war heute schnell auf der bank und hab eine neues bankkonto eröffnet. der grund ist dass das betreibungsamt jeweils auszüge vom jetzigen konto sehen möchte und wenn die sehen dass sie mir überweisen gibt das theater. ich bitte sie deshalb mir das geld auf das neue konto zu überweisen.» Zudem übertrieb es Reto Demhold nach seinem Sieg vor dem Friedensrichter auch auf seiner eigenen Homepage. «Ich prozessiere gegen Max Müller wegen Verleumdung, Ruf- und Geschäftsschädigung und bekomme Recht. Herr Müller musste Franken Schadenersatz an mich bezahlen und hat nun einen Eintrag im Zentralstrafregister.» Auch hier hält sich Demhold nicht an die Fakten. Max Müllers Name wurde weder ins Strafregister eingetragen, noch wurde Müller wegen Verleumdung, Ruf- und Geschäftsschädigung rechtskräftig verurteilt. Beide Parteien haben sich beim Friedensrichter gütlich geeinigt. Fortsetzung folgt. Betreiben Sie solange sie wollen. ich kann nicht zahlen... oder was wollen Sie tun? Sie können entweder warten bis sie schwarz werden oder das Geld abschreiben. Zweiteres würd ich ihnen empfehlen. der betrag lässt sich ja noch abschreiben ohne sich zu tode zu ärgern-andere haben abschreiben müssen... Und nun lassen Sie mich in Ruhe gottverdammt noch mal. hallo herr ich war heute schnell auf der bank und hab eine neues bankkonto eröffnet. der grund ist dass das betreibungsamt jeweils auszüge vom jetzigen konto sehen möchte und wenn die sehen dass sie mir überweisen gibt das theater. ich bitte sie deshalb mir das geld auf das neue konto zu überweisen. «Und nun lassen Sie mich in Ruhe gottverdammt noch mal.», wer Reto Demhold zu nahe kommt, der wird bedroht und eingeschüchtert.