Lebenslage von Kids und jungen Menschen
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- Emil Frank
- vor 8 Jahren
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1 Prof. Dr. Richard Münchmeier, Freie Universität Berlin Lebenslage von Kids und jungen Menschen Herausforderungen für die Konzeptentwicklung Fachkonferenz Konzeptentwicklung in der offenen Kinder- und Jugendarbeit in München, 30. April 2009
2 Perspektivenwechsel Subjektorientierte Perspektive : die Situation aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen zu verstehen suchen Sozialer Wandel : die Zukunft hat schon längst begonnen
3 1. Sozialer Wandel verändert die Bedingungen des Aufwachsens und die Grundlagen der Lebensführung Oft ist die Zukunft schon da, ehe wir ihr gewachsen sind Albert Einstein
4 1.1. Wandel der Kindheit der Schonraum zerbricht
5 Kindheiten in verschiedenen Familienformen Kind bei den leiblichen, verheirateten Eltern Kind bei den leiblichen, nicht verheiratete Eltern, bei geschiedene Eltern bei wiederverheirater/m Mutter/Vater in Stieffamilie mit Halbgeschwistern als Geschwisterkind als Einzelkind bei alleinerziehendem Elternteil in Mehrgenerationenfamilie in Adoptionsfamilie in Pflegefamilie bei/in Tagesmutter, Krippe, Heim Quelle: 11. Kinder- und Jugendbericht
6 Geschwister im Haushalt Familie wird kleiner Spalten in % gesamt 8 9 Jahre keine Geschwister ein Geschwister zwei und mehr Geschwister Jahre West Ost World Vision Kinderstudie 2007 TNS Infratest Sozialforschung
7 Das Inselmodell der Kindheit (nach Zeiher & Zeiher)
8 Ehescheidungen und betroffene minderjährige Kinder (Angaben in 1.000) 135 Scheidungen Kinder
9 Scheidung der Eltern und Berufstätigkeit der Mutter Weder die Scheidung der Eltern noch die Berufstätigkeit der Mutter wirken sich global gesehen negativ aus. Bedeutsam dagegen sind: die materielle und soziale Stellung der Familie die familiären Bildungsressourcen die mit Kindern investierte Zeit die elterlichen Erziehungshaltungen im Sinne vertrauensvoller, optimistischer Haltung Quelle: Fend: Entwicklungspsychologie des Jugendalters
10 Kinder in der Krise der Arbeitsgesellschaft Arbeitslosigkeit = Hauptursache materieller Unsicherheit Kinder sind mitbetroffen der Schonraum Kindheit zerbröckelt
11 Erfahrung von Arbeitslosigkeit Eltern der Kinder im Alter von 8 11 Jahren in % insgesamt Migranten Alleinerziehende Ost Unterschicht aktuell arbeitslos mindestens 3 Monate in den letzten 2 Jahren World Vision Kinderstudie 2007 TNS Infratest Sozialforschung
12 Statistisches Bundesamt 2008; Microzensus
13 1.2. Jungsein heute Jugendliche müssen m Jugend bewältigen
14 Jungsein heute Wählen können und wählen müssen Orientierungsprobleme wachsen Jugendliche müssen Jugend bewältigen Lebenskompetenz ist gefordert Jugendproblem Nr. 1: Arbeitslosigkeit
15 Was für Jugendliche ein großes Problem ist, was ihnen Angst macht Jugendliche von (in %) schlechte Wirtschaftslage steigende Armut keinen Ausildungsplatz Arbeitslosigkeit Terroranschläge Umweltverschmutzung Shell Jugendstudie 2006
16 Furcht vor Arbeitslosigkeit nach sozialer Schichtenzugehörigkeit Jugendliche von Jahren (in %) Unterschicht untere Mittelschicht Mittelschicht obere Mittelschicht Oberschicht Shell Jugendstudie 2006
17 Düstere Einschätzung der gesellschaftlichen Zukunft im Zeitreihenvergleich Jugendliche von Jahre (in %) Ost West Shell Jugendstudie 2006
18 Zuversichtliche Einschätzung der persönlichen Zukunft im Zeitreihenvergleich Jugendliche von Jahre (in %) Ost West Shell Jugendstudie 2006
19 Zukunftssicht nach persönlichem Ressourcenniveau (in %) gesellschaftliche Zukunft: zuversichtlich persönliche Zukunft: zuversichtlich persönliche Zukunft: gemischt, mal so mal so niedrig mittel hoch persönliche Ressourcen 13. Shell Jugendstudie 2000
20 3. Politik(er)verdrossen aber trotzdem leistungsbereit und sozial engagiert
21 Politisches Interesse: Ja Jugendliche von Jahren (in %) Shell Jugendstudie 2006
22 SPD FDP k.a. Welche der folgenden Parteien kann Ihrer Meinung nach die Probleme in Deutschland am besten lösen? Jugendliche von (in %) CDU/CSU B90/Grüne Links/PDS Rep/NPD/DVU andere keine 15. Shell Jugendstudie 2006
23
24
25 Quelle: Bildungsbericht 2006
26 4. Bildung ist die zentrale Ressource der Lebensbewältigung
27 Welchen endgültigen Schulabschluss sollte Ihr Kind Ihren Wünschen nach erreichen? (in %) Abitur Hauptschule
28 Andere Lebensverläufe durch Bildungsmobilität Status der Jugend zwischen 15 und 18 Jahren (im "klassischen Jugendalter") 1965 und 2003 (in %) Schüler Azubi in Erwerbsarbeit 24 0,5
29
30 1984: Anlässe zum Aufsuchen von Erziehungsberatungstellen 2. Psychosomatische Probleme 3. Legasthenie 4. Drogen/Sucht 5. Schulleistung 2004: 1. Schulleistungen 3. Drogen/Sucht 4. Partnerkonflikte/ Scheidung 1. Erziehungs- schwierigkeiten 2. Berufswahlent- scheidungen 5. Erziehungs- schwierigkeiten
31 4. Lebensziele und Werte keine Rede von einem Werteverfall
32 Lebenskonzepte und Lebensziele der Jugend heute Familie ist das wichtigste Lebenskonzept: emotionaler Rückhalt Ort von Liebe Verlässlichkeit, Treue Zuhause für die Kinder Beruf ist gleichrangig mit Familie; das gilt für Jungen und Mädchen: ökonomische Basis Arbeit soll sinnvoll sein und Spaß machen Selbstverwirklichung Selbstbehauptung
33
34 Die wichtigsten Werte Jugendliche Jahre (Skalenmittelwerte) Freundschaft 6,6 Partnerschaft 6,4 Familienleben 6 Eigenverantwortung viele Kontakte Unabhängigkeit Kreativität Gesetz und Ordnung Fleiß und Ehrgeiz Sicherheit 5,8 5,7 5,7 5,6 5,6 5,6 5,5 Skala: 1 = unwichtig 7 = außerordentlich wichtig 15. Shell Jugendstudie 2006
35 Eltern sind zentrale resource- persons
36 Die Kinder so erziehen, wie selbst erzogen? Vergleich der Shell Studien genau so 37 ungefähr so anders ganz anders Westdeutsche Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren in Prozent
37 Bestens mit den Eltern auskommen nach sozialer Schichtenzugehörigkeit Jugendliche von Jahren (in %) Unterschicht untere Mittelschicht Mittelschicht obere Mittelschicht Oberschicht 15. Shell Jugendstudie 2006
38 Welches Erziehungsziel ist Ihnen im Umgang mit Ihren Kindern am wichtigsten? Gehorsam/Einordnung Selbstständigkeit/freier Wille
39 Wichtigkeit von Bezugspersonen für Jugendliche (Mittelwerte; 4 = sehr wichtig; 1 = gar nicht wichtig) deutsche West deutsche Ost ausländische Herkunftsfamilie Mutter Vater Bruder/Brüder Schwester/n ältere Verwandte gleichaltrige Verwandte Freunde und eigene Familie fester Partner/Ehepartner guter Freund gute Freundin eigenes Kind Freundesgruppe Schule und Arbeitswelt Mitschüler/innen Kollegen/innen Vorgesetze/r Lehrer/innen
40 Anteil der jungen Erwachsenen (17 25 Jahre), die noch in Ausbildung sind in % insgesamt west ost Quelle: SOEP 1999
41 Anteil der jungen Erwachsenen (17 25 Jahre), die in einer eigenen Familie leben in % insgesamt west ost Quelle: SOEP 1999
42 5. Konsequenzen für die (offene) Kinder- und Jugendarbeit Jugendarbeit muss Ressource der alltäglichen Lebensbewältigung sein Jugendarbeit darf sich nicht nur als Pädagogik (Programm), sondern muss sich auch als Infrastruktur Jugendarbeit muss Gebrauchswerte (Ressourcen) anbieten Die wichtigste Ressource ist: Möglichkeiten zur Persönlichkeitsbildung Jugendarbeit ist so Stützpunkt lokaler Jugendkultur
43 Misslungene Bewältigungsversuche Unsicherheit der Zukunft Gegenwartsorientierung, Intensivierung Enttraditionalisierung der Lebensführung Orientierungslosigkeit, höherer h herer Druck auf eigene Lebenskompetenz Abschottung, Selbstbehauptung, Intoleranz ständig wachsende Zunahme an Selbst-Reflexion Markt der Selbstthematisierung, Psychokulte, neue Jugendsekten
44 Persönliche Identität t wird radikalisiert zur Disposition gestellt wachsende Bedeutung der Selbststilisie- rung in den subkulturellen Jugendszenen Last der Individualisierung Suche nach Nähe N und Verschmelzung mit einem kollektiven Wir (Rechtsradikale, Hooligans) Pluralisierung der Lebensentscheidungen und Orientierungen Suche nach Sicherheit und Gewissheit (Fundamentalismus) Last der Verpflichtung auf Entscheidungsbegrün-dung und Rationalität Suche nach Wiederverzauberung und Unmittelbarkeit (Gefühlsbetonung, Rationalitätskritik, tskritik, Esoterik)
45 Qualitätsanforderungen tsanforderungen an die Einrichtungen Möglichkeiten der Partizipation Transparenz der Abläufe; Mitgestaltung, Mitbestimmung; Demokratie Möglichkeiten der Reflexion eigene Beratungsangebote; kollegiale Beratung; Feed-back back-runden Rhythmisierung der Arbeit Gegenwartsorientierung, Zeitbegrenzung; Projekte; Abschied vom Karrieremodell Qualität t des sozialen Prozesses Gemeinschaft; Vernetzung; Team; Austausch
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