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3 DRESDEN Dresden 3

4 »Blaues Wunder«und»Grünes Gewölbe«, Gottfried Semper und Richard Wagner, Schloss Pillnitz und die Gartensiedlung Hellerau: Dresdens Attraktivität und die seiner Umgebung liegen in der Fülle ihrer Gegensätze. Einst aufgrund seiner Kunstschätze wie auch wegen seiner barock-heiteren, fast mediterran wirkenden Architekturen vor der Kulisse einer atemberaubenden Flusslandschaft als Elbflorenz tituliert, zeigt die sächsische Landeshauptstadt heute vielerorts eindrucksvolle zeitgenössische Bauwerke. So nahm sich der britische Stararchitekt Sir Norman Foster des historischen Hauptbahnhofs an, setzte Coop Himmelb(l)au einen dekonstruktivistischen»kristallpalast«als Kinozentrum an die Prager Straße und hauchte der international renommierte Choreograf William Forsythe mit seiner Truppe dem einstigen Zentrum des modernen Ausdruckstanz neues Leben ein. 4 Dresden

5 ZU DIESEM BUCH»Inguide Dresden«bietet brillante Fotos wie ein Bildband und ist informativ wie ein Reiseführer. Zahlreiche Bilder und anschauliche Texte beschreiben Stadtteil für Stadtteil alle Sehenswürdigkeiten und vermitteln Wissenswertes über die Metropole und ihre Bewohner. Das Kapitel»Dresden Kompakt«enthält Tipps zu Einkaufsmöglichkeiten, zu Lifestyle & Szene sowie Adressen und Hinweise zu ausgewählten Hotels und Restaurants. Im folgenden Kapitel werden die Top- Museen vorgestellt. Vorschläge für Stadtrundgänge mit Tipps zu Shopping und Kulinarischem machen Lust, die Viertel und Plätze der Stadt tagsüber und abends zu entdecken. Ein detaillierter Stadtplan zum Herausnehmen, in dem alle touristischen Highlights über Ziffer und Suchfeld leicht zu finden sind, komplettiert den Bildreiseführer. Dieser Titel enthält zudem einen Code zum kostenlosen Download einer App. Dresden 5

6 HIGHLIGHTS ALTSTADT 8 Zwinger 10 Gemäldegalerie Alte Meister 12 Theaterplatz 14 Semperoper 16 Sempers Dresden der Baumeister Gottfried Semper 18 Feste und Festspiele 20 Hofkirche 22 August der Starke 24 Residenzschloss 26 Grünes Gewölbe 28 Taschenbergpalais 30 Fürstenzug 32 Brühlsche Terrasse 34 Albertinum 36 Galerie Neue Meister 38 Künstlervereinigung»Die Brücke«40 Kunstakademie 42 Neumarkt 44 Frauenkirche 46 Johanneum 48 Synagoge 50 Kulturpalast 52 Altmarkt 54 Striezelmarkt 56 Kreuzkirche 58 Die Bombardierung im Jahr Neues Rathaus 62 Dresdner Christstollen 64 Prager Straße 66 Kristallpalast 68 Hauptbahnhof Sir Norman Foster 70 Deutsches Hygiene-Museum72 Großer Garten 74 Gläserne Manufaktur 76 Industriearchitektur 78 NEUSTADT 80 Neustädter Markt, Goldener Reiter 82 Dresdner Romantik, Kügelgenhaus 84 Japanisches Palais 86 Hauptstraße, Königstraße, Albertplatz 88 Dreikönigskirche 90 Erich Kästner 92 Kunsthofpassage 94 Pfunds Molkerei 96 Gärten Neustädter Elbufer 98 Neuer Jüdischer Friedhof 100 VON LOSCHWITZ BIS PILLNITZ 102 Schloss Albrechtsberg 104 Lingnerschloss, Schloss Eckberg 106 Elbhangfest 108 Loschwitz: Altes Dorf, Weißer Hirsch 110 Blaues Wunder 112 Standseil- und Schwebebahn 114 Kirche Maria am Wasser 116 Schloss Pillnitz 118 ELBAUFWÄRTS 120 Fernsehturm 122 Pirna 124 Großsedlitz 126 Schloss Weesenstein 128 Bastei 130 Klettern 132 Elbbogen zwischen Rathen und Bad Schandau Dresden

7 INHALTSVERZEICHNIS Links: Das Ensemble des Zwingers: Eingerahmt von zwei Pavillons liegt der Wallpavillon. Vorige Seiten: Die Frauenkirche mit ihrer mächtigen Kuppel überstrahlt die barocken Fassaden am Neumarkt. Das zerklüftete Basteigebiet gehört zu den beliebtesten Kletterarealen der Sächsischen Schweiz. Königstein 136 Nationalpark Sächsische Schweiz 138 Hohnstein 140 Sächsische Dampfschifffahrt 142 Bad Schandau 144 ELBABWÄRTS 146 Radebeul 148 Sächsische Weinstraße 150 Moritzburg 152 Meißen: Albrechtsburg, Dom 154 Meißner Porzellan 156 Meißen: Altstadt 158 BESUCHER INFOS DRESDEN KOMPAKT 160 Allgemeine Informationen 162 Altstadt 166 Neustadt 176 Von Loschwitz nach Pillnitz 182 Elbaufwärts 186 Elbabwärts 192 HOTELS 198 Besondere Hotel-Tipps 198 Top-Hotels 200 Weitere Hotels 202 RESTAURANTS 204 Besondere Restaurants 204 Top-Restaurants 206 Weitere Restaurants 208 TOP-MUSEEN 210 Grünes Gewölbe 212 Gemäldegalerie Alte Meister 216 Porzellan-Museum 220 Deutsches Hygiene-Museum 224 STADTRUNDGÄNGE 228 Rund um den Theaterplatz 230 Rund um die Frauenkirche 234 Neustadt 238 Elbefahrt 242 ANHANG 246 Register 246 Bildnachweis 250 Impressum 250 Dresden 7

8 Vom Westende der Brühlschen Terrasse hat man Schloss und Theaterplatz bestens im Blick, reihen sich Georgentor und Hausmannsturm des Schlosses, Hofkirche und Semperoper schön aneinander. 8 Dresden

9 ALTSTADT Ein Ufer der Wunder: Nachdem der Elbestrom zwischen Pillnitz und Loschwitz einen fast geraden Lauf genommen hat, wendet er sich in einem weiten Bogen der Dresdner Altstadt zu. Einzigartige Baudenkmäler verschiedener Epochen bieten im Zusammenspiel eine Inszenierung voller historischem Glanz und Festlichkeit. Beeindruckte und staunende Gäste aus aller Welt lassen die Dresdner im Areal zwischen Zwinger, Semperoper und Brühlscher Terrasse zu stolzen Fremdenführern werden. Und über aller Pracht steht die wiedergeborene Frauenkirche mit einer der wohl großartigsten steinernen Kuppeln nördlich der Alpen. Dresden 9

10 ALTSTADT Der Name scheint so gar nicht zu dem Bauwerk zu passen. Ein Zwinger war Teil der Stadtbefestigung, die sich in Dresden an ebendieser Stelle befand. Ab 1709 ließ August der Starke hier als glanzvollen Rahmen für höfische Festlichkeiten ein Ensemble aus Pavillons und Galerien errichten. Der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann schuf die um einen Hof angeordnete Anlage, die zu einem der herausragendsten Zeugnisse barocker europäischer Festarchitektur werden sollte. Der plastische Schmuck stammt aus der Werkstatt von Balthasar Permoser wurde der bis da- 10 Dresden

11 ZWINGER 1 hin zur Elbe offene Zwingerhof mit einem Galeriebau von Gottfried Semper geschlossen. Dieser Semperbau beherbergt die Gemäldegalerie Alte Meister mit Raffaels»Sixtinischer Madonna«als Kronjuwel, der eigentliche Zwinger die Porzellansammlung und den Mathematisch-Physikalischen Salon. Von den Lang- und Bogengalerien aus präsentiert sich der barocke Wunderbau besonders prächtig (großes Bild). Vom Glockenspielpavillon ertönt in regelmäßigen Abständen der süße Klang Meißner Porzellans (kleines Bild oben). Dresden 11

12 Die Gemäldegalerie Alte Meister ist Kernstück einer wohl einzigartigen Institution: Zwölf Einzelmuseen vereinen die Kunstschätze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, eines der bedeutendsten Museen der Welt. Ihr Ursprung liegt in den verschieden Sammlungen hiesiger Herrscher früherer Jahrhunderte. Besonders August der Starke und sein Sohn und Nachfolger August III. galten als Kunstkenner und eifrige Sammler. In kaum mehr als einem halben Jahrhundert trugen sie unter anderem eine der allerbedeutendsten Kollektionen europäischer Kunst der Zeit vom Ausgang des Mittelalters bis zum 18. Jahrhundert zusammen. Zu den Schwerpunkten der Sammlung Alte Meister zählen die Malerei der italienischen Renaissance, dazu flämische und holländische Werke aus der Rembrandt-Zeit, altdeutsche und altniederländische Arbeiten sowie Meisterstücke französischer und spani- Die 1699 erworbene»schlummernde Venus«stand am Anfang der Sammelleidenschaft Augusts des Starken. Geschaffen wurde das Werk um 1508/10 von Giorgione (großes Bild) malte Lucas Cranach d. Ä. Herzog Heinrich den Frommen (oben). Das bekannteste Bild ist Raffaels»Die Sixtinische Madonna«. Längst ein Teil der Popkultur geworden sind die kleinen Engel (ganz oben). 12 Dresden

13 GEMÄLDEGALERIE ALTE MEISTER scher Maler aus dem 17. Jahrhundert. Über 100 Jahre lang hatten die alten Meister ihr Domizil im umgebauten Stallgebäude des Dresdner Hofes am Neumarkt zogen sie in jene Galerie um, die Gottfried Semper der Formgebung italienischer Hochrenaissance nachempfunden hatte. Dresden 13

14 ALTSTADT Was für eine Kulisse! Rund um diesen Platz am westlichen Rand der historischen Altstadt gruppieren sich einige der eindrucksvollsten Baudenkmäler Dresdens. Die von Gottfried Semper im Neorenaissancestil errichtete Gemäldegalerie Alte Meister schließt den Zwinger zur Elbe hin ab. Gleich nebenan steht mit der Semperoper ein weiteres Meisterstück des großen Architekten. Von gegenüber grüßt das Residenzschloss mit dem Hausmannsturm, dessen Spitze 1991 neu gestaltet wurde. Der Turm der in Spätbarockformen gehaltenen ehemaligen katholischen Hofkirche zeigt sich vom Thea- 14 Dresden

15 THEATERPLATZ 2 terplatz ab- und der Elbe zugewandt. Dresdens Hof war 1697, als August der Starke die Hand nach Polens Königskrone ausstreckte, katholisch geworden. Wo einst die Bauleute des bald benötigten neuen Gotteshauses lebten, steht das Italienische Dörfchen, ein schönes Restaurant mit Flair. Verschiedene Baustile fügen sich zu einem harmonischen Ganzen: die barocke Hofkirche, das Residenzschloss mit seiner Neorenaissancefassade und die klassizistische Alte Wache, auch Schinkelwache genannt (Bild links und oben). Im Zentrum des Platzes das imposante Reiterdenkmal König Johanns von Sachsen (1889). Dresden 15

16 ALTSTADT Im Jahre 1869 wurde Gottfried Sempers erst 28 Jahre zuvor eröffnetes Königliches Hoftheater durch einen Brand zerstört. Auf Drängen der Dresdner Bürgerschaft ging auch der Auftrag für das neue Operntheater an den bewährten Architekten. Der Meister befand sich, obwohl mittlerweile amnestiert, als Beteiligter am Dresdner Maiaufstand von 1849 noch im Exil. So lieferte er zwar die Entwürfe, aber die Bauarbeiten musste sein Sohn Manfred überwachen. Beim Bombenangriff auf Dresden in der Nacht des 13. Februar 1945 fiel diese zweite Semperoper in Schutt und Asche. Noch zu DDR-Zeiten 16 Dresden

17 SEMPEROPER 3 baute man das Palais wieder auf und auf den Tag genau 40 Jahre nach Zerstörung wurde es eingeweiht. Heute sind hier die Sächsische Staatsoper mit dem Dresden Semperoper Ballett und der 1548 gegründeten Sächsischen Staatskapelle Dresden zu Hause. Die weltberühmte Semperoper mit ihren der Hochrenaissance- Baukunst entlehnten Arkaden, den Balustraden und der Panther-Quadriga ist die Primadonna des Theaterplatzes (oben). Während der Rekonstruktion wurden die Ausmalungen der Vestibüle und Foyers wiederhergestellt, die Zahl der Plätze verringert und das Bühnenhaus mit moderner Technik ausgestattet (großes Bild). Dresden 17

18 Wie kein anderer Baumeister seiner Zeit prägte Gottfried Semper ( ) Dresdens Stadtbild als Professor der Architektur an die Königliche Akademie der bildenden Künste zu Dresden berufen, wirkte der gebürtige Hamburger fast 15 Jahre in der Elbmetropole. Seine Synagoge wurde 1840 eingeweiht, sein»erstes Königliches Hoftheater«1841. Die gemeinsam mit den (Opern-)Theaterentwürfen vorgelegten Pläne zur Erweiterung des Zwingers durch ein Forum indes stießen nicht auf Zustimmung. Stattdessen erhielt Semper den Auftrag, das Bauwerk nach Nordosten durch eine Gemäldegalerie abzuschließen. Bereits 1847 begannen die Bauarbeiten. Zwei Jahre später musste Semper jedoch als Teilnehmer des Maiaufstands aus Dresden fliehen und kehrte nie zurück. Außer seinen Theater- und Zwingerbauten entwarf der berühmte Baumeister während seiner Mit Goethes Drama»Torquato Tasso«und Carl Maria von Webers»Jubel-Ouvertüre«weihte Dresden am 13. April 1841 sein Königliches Hoftheater ein (großes Bild). Zeitgenossen rühmten den von Semper geplanten Bau in den Formen der italienischen Frührenaissance als eines der schönsten europäischen Theater. Es lag näher zum Schloss als die heute noch bestehende zweite»semperoper«(ganz oben). 18 Dresden

19 SEMPERS DRESDEN DER BAUMEISTER GOTTFRIED SEMPER Dresdner Zeit das Materni- Hospital (1838; heute Altenund Pflegeheim), die von Palladios Vicenzer Bauten inspirierte Villa Rosa (1839 für den Bankier Oppenheim; im Zweiten Weltkrieg zerstört) sowie das florentinischen Vorbildern folgende Palais Oppenheim (1848; 1945 zerstört). Dresden 19

20 Seit Jahrhunderten ist Dresden, an dessen Hofkapelle einst Carl Maria von Weber und Richard Wagner wirkten, eine Stadt der Musik. Verschiedene Festivals tragen dieser Tradition Rechnung. Im Jahr 1978 entstanden auf Anordnung der DDR-Regierung die Dresdner Musikfestspiele mit einer»veranstaltung internationalen Ranges«wollte man Offenheit demonstrieren und holte Künstler von Weltrang, darunter Stardirigent Herbert von Karajan und seine Berliner Philharmoniker oder das New York Philharmonic Orchestra, an die Elbe. Nach der Wende mussten sich die Musikfestspiele nicht nur in einem wiedervereinigten Deutschland, sondern auch in dem enger zusammenrückenden Europa beweisen. Während das Programm in den Anfangsjahren meist noch aus klassischer Musik bestand, kamen nun auch Jazz, Weltmusik und Tanz hinzu. Die Tradition, ein jährlich wechselndes Thema 20 Dresden

21 FESTE UND FESTSPIELE zu definieren, besteht bis heute. Beim Internationalen Dixieland-Festival Dresden, das seit 1971 jedes Jahr im Mai stattfindet, begeistern internationale Musiker ihr Publikum; und dass die Dresdner auch rauschende Bälle feiern können, beweisen sie seit 2006 mit dem Semper- Opernball. Holde Kunst: Die Dresdner Musikfestspiele finden jährlich an 17 Tagen im Mai und Juni an mehreren Veranstaltungsorten statt. Die Reihe»Dresden singt & musiziert«lockt Sänger und Zuhörer auf die Brühlsche Terrasse. Von besonderem Zauber ist der Zwingerhof (kleines Bild ganz oben). Beim Semperopernball feiert die Prominenz, beim Semper OpenAirBall das Volk (große Bilder). Dresden 21

22 ALTSTADT Der legendäre August der Starke, als Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen, konvertierte 1697 zum katholischen Glauben und erfüllte damit eine der wichtigsten Voraussetzungen für seine Wahl zum polnischen König. Der Bau einer repräsentativen Kirche für den nun katholischen Hof oblag erst seinem Sohn Kurfürst Friedrich August II., als August III. ebenfalls König von Polen. Gaetano Chiaveri lieferte die Entwürfe für den grazil und gleichzeitig erhaben wirkenden Sakralbau, der ab 1738 im Stil des römischen Spätbarock errichtet wurde. Der Bildhauer Lorenzo Mattielli schuf 78 Statuen für Der Blick von der Brühlschen Terrasse entfaltet die strahlende Kulisse eines architektonischen Ensembles: das Georgentor, der Hausmannsturm des Schlosses, die Hofkirche und die Semperoper (großes Bild). Bild ganz oben: Detail der von Balthasar Permoser geschaffenen Kanzel. 22 Dresden

23 HOFKIRCHE 4 den Turm und die Balustraden der Hofkirche. Da im protestantischen Dresden Prozessionen außerhalb von Kirchen untersagt waren, erhielt das Mittelschiff einen 3,5 Meter breiten Prozessionsumgang wurde die Hofkirche als St. Trinitatis zur Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen. Dresden 23

24 Was für ein Mannsbild! Friedrich August I., besser bekannt als August der Starke, ist zweifelsohne die schillerndste Figur der sächsischen Herrschergeschichte. Trotz seines Hangs zu Prunksucht und Verschwendung von den mehrwöchigen pompösen Festen bei Hofe ist in den Annalen ebenso die Rede wie von den körperlichen Kräften ihres Ausrichters, der mit bloßen Händen Taler und Hufeisen zu zerbrechen vermochte erlebt Sachsen unter diesem Regenten eine wirtschaftliche wie kulturelle Blütezeit. Da er eine unermüdliche Bautätigkeit betreiben lässt (Zwinger, Frauenkirche, die Erweiterung von Schloss Pillnitz für Anna Constantina von Cosel, eine seiner vielen Mätressen), entwickelt sich Dresden zu einer der strahlendsten barocken Residenzstädte ganz Europas. Dabei war ihrem hochherrschaftlichen Sohn der Kurfürstentitel nicht in die Wiege gelegt. Doch nach dem Tod Ganz oben: Höchstpersönlich inspiziert August II. die Arbeiten am Zwingerbau. Oben: In der Pose absolutistischer Machtvollkommenheit gilt August der Starke heute als Urbild des barocken Herrschers. Großes Bild:»König August II. von Polen zu Pferde«das Gemälde stammt von Louis de Silvestre und wurde um das Jahr 1718 angefertigt. 24 Dresden

25 AUGUST DER STARKE seines älteren Bruders 1694 musste Friedrich August I., kaum 24 Jahre alt, die Regierungsgeschäfte übernehmen. Drei Jahre später ließ sich der kurz zuvor zum Katholizismus konvertierte Frauen- und Kunstliebhaber dann in Warschau als August II. zum König von Polen wählen. Dresden 25

26 ALTSTADT Bis zur Abdankung des letzten sächsischen Königs im Jahr 1918 war das Dresdner Schloss die Residenz des Herrschergeschlechts der Wettiner als»castrum«erstmals urkundlich erwähnt, wurde der Ursprungsbau, eine mittelalterliche Burg, im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgestaltet. August der Starke ließ seine herrschaftlichen Räume dem Geschmack der Barockzeit gemäß opulent gestalten. Auf einem Nachbargrundstück entstand für seine Mätresse, die Gräfin Cosel, das Taschenbergpalais. Die letzten großen Umbauten der Residenz fanden Ende des 19. Jahrhunderts aus 26 Dresden

27 RESIDENZSCHLOSS 5 Anlass des 800-jährigen Wettin-Jubiläums statt. Die Fassaden wurden dabei im Stil der Neorenaissance gestaltet. Der Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Baus begann noch zu DDR-Zeiten, erlebte nach 1990 einen Aufschwung, und bis 2013 sind alle Umbauabschnitte fertig. Das Aufsetzen der rekonstruierten Haube des Hausmannsturms (großes Bild, Mitte) im Jahr 1991 stand am Beginn umfangreicher Wiederaufbauarbeiten an Dresdens Schloss. Das Georgentor grenzt an den Fürstenzug (kleines Bild oben). Dresden 27

28 ALTSTADT Eine der reichsten und berühmtesten Preziosensammlungen Europas, es handelt sich vor allem um Goldschmiedearbeiten und Kleinplastiken, befindet sich heute an ihrem Ursprungsort im Dresdner Residenzschloss. Der Grundstock wurde auf Befehl Augusts des Starken gebildet. Seinen Namen erhielt das Museum nach den grünen Wänden der»geheimen Verwahrung«, in der sächsische Herrscher einst ihre Schätze gelagert hatten. Bis 1730 ließ August der Starke im Erdgeschoss des Westflügels eine glanzvolle Schausammlung einrichten und machte sie ausgewählten Besuchern zu- Die exquisite Skulptur»Der Mohr mit der Smaragdstufe«wurde um das Jahr 1724 in der Dinglinger-Werkstatt angefertigt (großes Bild). Die knapp 70 Zentimeter große Figur gehört zu den weltweit bekanntesten Sammlungsstücken im Grünen Gewölbe. Aber auch alle anderen Exponate faszinieren die Besucher seit jeher (oben). 28 Dresden

29 GRÜNES GEWÖLBE 6 gänglich. Nach umfangreicher Rekonstruktion wurde das Historische Grüne Gewölbe im Jahr 2006 wiedereröffnet. Die unterschiedlich gestalteten Räume mit ihren Spiegelwänden und einer beeindruckenden Fülle frei stehender Ausstellungsstücke bilden ein barockes Gesamtkunstwerk. Dresden 29

30 ALTSTADT Auf dem Höhepunkt seiner Liaison mit der schönen Anna Constantia von Hoym ab 1706 Reichsgräfin von Cosel schenkte August der Starke dieser kurfürstlichen Herzensmätresse ein Palais. Die Liebesgabe wurde bis 1708 nahe dem Residenzschloss auf dem Taschenberg, einer leichten Anhöhe am linken Elbufer, errichtet. Am Bau waren mehrere Architekten beteiligt, allen voran Oberlandesbaumeister Johann Friedrich Karcher. Die Cosel konnte sich ihres Besitzes nur wenige Jahre erfreuen, denn 1713 fiel sie in Ungnade. 200 Jahre, bis 1918, diente das Mitte des 18. Jahrhunderts erwei- 30 Dresden

31 TASCHENBERGPALAIS 7 terte Taschenbergpalais als Wohnsitz des jeweiligen Kurbzw. königlichen Kronprinzen. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört, die Ruine blieb bis 1992 unberührt. Nach dem erfolgreichen Wiederaufbau erfolgte am 31. März 1995 die Einweihung als Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden. Das ursprüngliche viergeschossige Palais mit seinen 19 Fensterachsen, drei Portalen und einer doppelläufigen Treppe bildet den Mittelteil der Gebäudeanlage begannen die Arbeiten an den Erweiterungsbauten, mit denen das Palais seine heutigen Ausmaße erreichte. Großes Bild: Blick auf den Ehrenhof mit der Rokokofassade. In historischem Ambiente tafelt man auch heute noch im Sophienkeller (oben). Dresden 31

32 ALTSTADT Ein besonderer Reiterzug ziert die Außenfassade des Langen Ganges zwischen Residenzschloss und Johanneum. Das 102 Meter lange und mehr als neun Meter hohe Kunstwerk wurde von 1872 bis 1876 zunächst in einer als Sgraffito bekannten Putzkratztechnik ausgeführt. Nach 30 Jahren war es jedoch so weit angegriffen, dass man die lebendig dargestellte Reiterprozession auf Fliesen aus Meißner Porzellan übertragen und erneuern musste. Das Porzellanbild gibt einen Einblick in mehr als 800 Jahre sächsische Herrschaftsgeschichte: Fürsten und Könige aus dem Hause Wettin von Mit seinen Fliesen aus Meißner Porzellan ist der Fürstenzug das größte Porzellanbild weltweit. Tagsüber drängen sich hier Touristen, aber wer es ruhiger liebt, sollte die Wettiner Herrscher daher am besten nachts besuchen (großes Bild). Oben: Friedrich der Streitbare ( ) reitet seinen Nachfolgern voran. 32 Dresden

33 FÜRSTENZUG 8 Konrad dem Großen bis zum vorletzten Landesherrn, König Georg. Der letzte sächsische Monarch, Friedrich August III., fehlt, bei Fertigstellung des Werks war er erst elf Jahre alt. Soldaten, Bauern und Künstler begleiten als Tross den Fürstenzug auch der Maler Wilhelm Walther ist verewigt. Dresden 33