Screening-Untersuchungen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Statistiker. Fazit. XX. Februar 2015
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- Heiko Boer
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1 XX. Februar 2015 Bruxelles Airport 2011 Screening-Untersuchungen Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Statistiker Gerhard Rogler, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, UniversitätsSpital Zürich Die Fehlbewertung von medizinischen Risiken kann fatale Folgen haben 1995 führten Berichte der britischen Presse über das doppelt so hohe Thromboserisiko bestimmter Antibabypillen zu panischer Verunsicherung bei Frauen, die teilweise die Pille spontan absetzten. Es entstanden ungefähr zusätzliche Abtreibungen in England und Wales im Folgejahr. Hätten die Medien nicht relative Risikoangaben verwendet ( Das Risiko steigt um 100 Prozent ), sondern stattdessen das absolute Risiko angegeben ( statt 1 erleiden 2 von je Frauen eine Thrombose ) wäre das reale Risiko besser verständlich gewesen. Patientenängste und Risiken Die Bewertung von Risiken entscheidet über die Einstellung zu Screening Untersuchungen und Erkrankungsrisiken Über ScreeningTherapie-Adherence und damit über ScreeningTherapie-Erfolg Über Impfstatus und mögliche Komplikaen der Therapie Fazit Grundlegendes Verständnis von Prozentangaben Medizinische Informaen sind oft missverständlich Medizinische Informaen dienen häufig nicht der Aufklärung über wirkliche Risiken, sondern der Absicherung des Hersteller Auch verstehen Informaen zu Risiken oft nicht ausreichend, wenn sie in«%» angegeben sind 1% =10 in 1,000 umwandeln 1 in 1,000 =0.1% umwandeln Münzwürfen Galesic & Garcia-Retamero (2010). Archives of Internal Medicine 1
2 Grundlegendes Verständnis von Prozentangaben Grundlegendes Verständnis von Prozentangaben 1% = 10 in 1,000 umwandeln 70% 82% 58% 68% 91% 1 in 1,000 = 0.1% umwandeln 25% 27% 24% 46% 75% Münzwürfen 76% 86% 73% 73% 100% 1% = 10 in 1,000 umwandeln 70% 82% 58% 68% 91% 1 in 1,000 = 0.1% umwandeln 25% 27% 24% 46% 75% Münzwürfen 76% 86% 73% 73% 100% Galesic& Garcia-Retamero (2010). Archives of Internal Medicine Galesic& Garcia-Retamero (2010). Archives of Internal Medicine Grundlegendes Verständnis von Prozentangaben Relative und absolute Risikoreduk (I) 1% = 10 in 1,000 umwandeln 70% 82% 58% 68% 91% 1 in 1,000 = 0.1% umwandeln 25% 27% 24% 46% 75% Münzwürfen 76% 86% 73% 73% 100% Die Relative Risikoreduk(RRR, engl.: relative risk reduc) beschreibt, um wie viel Prozent das Risiko durch eine Interven (Screening) verringert wird. RRR = RR-1 Eine Änderung der Mortalität in einer Screening Studie von 1,6 % auf 1,2 %ist eine Änderung des Relativen Risikos um 25 %. Galesic& Garcia-Retamero (2010). Archives of Internal Medicine Relative und absolute Risikoreduk (II) Relative und absolute Risikoreduk (III) Die relative Risikoreduk wird von den Autoren einer Studie und von Diagnostikaherstellern in der Fachwerbung gerne angegeben und von den Medien gerne aufgegriffen. Der Leser neigt dabei dazu, den erreichten Effekt zu überschätzen. Durch eine Screening Untersuchung ändert sich bei einem Kollektiv von 1000 Probanden die Anzahl der Todesfälle von 10 (Vergleich ohne Screening) auf 4(Screening Popula). Das Relative Risiko durch das Screening beträgt? 2
3 Relative und absolute Risikoreduk (IV) Relative und absolute Risikoreduk (V) Durch eine Screening Untersuchung ändert sich bei einem Kollektiv von 1000 Probanden die Anzahl der Todesfälle von 10 (Vergleich ohne Screening) auf 4(Screening Popula). Das Relative Risiko unter der Screening-Untersuchung beträgt 410 = 0,4 = 40%, das RR der Kontrollgruppe definisgemäß 1. Die Relative Risiko-Reduk beträgt? Durch eine Screening Untersuchung ändert sich bei einem Kollektiv von 1000 Probanden die Anzahl der Todesfälle von 10 (Vergleich ohne Screening) auf 4(Screening Popula). Das Relative Risiko unter der Screening-Untersuchung beträgt 410 = 0,4 = 40%, das RR der Kontrollgruppe definisgemäß 1. Die Relative Risiko-Reduk ist 0,6 = 60%. Die absolute Risikoreduk beträgt? Die absolute Risikoreduk beträgt? Relative und absolute Risikoreduk (VI) Durch eine Screening Untersuchung ändert sich bei einem Kollektiv von 1000 Probanden die Anzahl der Todesfälle von 10 (Vergleich ohne Screening) auf 4(Screening Popula). Das Relative Risiko unter der Screening-Untersuchung beträgt 410 = 0,4 = 40%, das RR der Kontrollgruppe definisgemäß 1. Die Relative Risiko-Reduk beträgt 0,6 = 60%. Die absolute Risikoreduk beträgt 10-4=6; 61000=0,6% Relative und absolute Risikoreduk (VII) Die Absolute Risikoredukbezeichnet das absolute Ändern eines Ereignisses durch eine Interven bzw. Behandlung oder auch durch ein Verhalten bezogen auf alle Untersuchte. Eine Änderung der Mortalität in einer Studie von 1,6 % auf 1,2 %ist eine Änderung des absoluten Risikos um 0,4 %. Relative und absolute Risikoreduk (VIII) Relative und absolute Risikoreduk (IX) Durch eine Screening-Untersuchung ändert sich die Anzahl der Todesfälle von6auf4von1000personen,dassind2von1000 Durch eine Screening-Untersuchung ändert sich die Anzahl der Todesfälle von6auf4von1000personen,dassind2von1000 Die relative Risikoreduk wäre hier 2 von 6 bzw. 33%. Die relative Risikoreduk wäre hier 2 von 6 bzw. 33%. Die absolute Risikoreduk ist? Die absolute Risikoreduk ist 0,2% 3
4 Probleme bei der Interpreta klinischer Studien Nutzen des Mammographie-Screenings (10 Jahre): Todesfälle (pro Frauen) Kein Screening 4 Mammographie 3 Interpreta klinischer Studien Darstellung 1: relative Risikoreduk: Das Mammographie- Screening verringert das Risiko, am Mammakarzinom zu sterben um 25%. Darstellung 2: absolute Risikoreduk: Das Mammographie- Screening verringert die Zahl der Frauen, die am Mammakarzinom sterben von vier auf drei pro Frauen. Damit beträgt die absolute Risikoreduk 0,1%. Darstellung 3: Number Needed to Treat: Die Zahl der Frauen, die 10 Jahre lang am Screening teilnehmen müssen, damit ein Todesfall verhindert werden kann, beträgt Darstellung 4: mittlere Lebenserwartung: Die mittlere Lebenserwartung wird durch das Mammographie-Screening um 12 Tage gesteigert Wie kann man Risiken von Screening Untersuchungen beurteilen? Die Wahrscheinlichkeit von Brustkrebs beträgt für vierzigjährige Frauen, die sich einer Routineuntersuchung unterziehen, ein Prozent. Wenn eine Frau an Brustkrebs leidet, wird die Mammographie zu 80 Prozent einen positiven Befund liefern. Bei einer gesunden Frau beträgt die Wahrscheinlichkeit 9,6 Prozent, ebenfalls eine positive Diagnose zu erhalten. Bei der Routineuntersuchung einer Frau dieser Altersgruppe war das Ergebnis der Mammographie positiv. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich an Brustkrebs erkrankt ist? Wie kann man Risiken von Screening Untersuchungen beurteilen? Natürliche keiten statt Wahrscheinlichkeiten Zehn von 1000 Frauen im Alter von vierzig Jahren haben Brustkrebs. Bei acht von zehn Frauen, die an Brustkrebs leiden, wird eine Mammographie zu einem positiven Befund führen. 95 von 990 Frauen ohne Brustkrebs werden aber auch einen positiven Befund erhalten. Es liegt eine repräsentative Stichprobe von vierzigjährigen Frauen vor, deren Mammographie in einer Routineuntersuchung positiv war. Wie viele dieser Frauen haben Ihrer Meinung nach tatsächlich Brustkrebs? 4
5 Das Argument von Gigerenzer & Hoffrage Schlussfolgerungen auf der Basis von keiten gelingen besser als aufgrund von Wahrscheinlichkeiten, weil es die keiten und nicht die Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen sind, die wir tagtäglich erleben. Are you statistically literate? e.g. mammographic screening B A D C Gerd Gigerenzer et al. PsycholSciPublInterest 8: 53 Are you statistically literate? e.g. mammographic screening B A Nebenwirkungsrisiko und p Produktinforma p D C Gerd Gigerenzer et al. Psychol Sci Publ Interest 8: 53 Dokumentname Autor Abteilung 2. März Nebenwirkungsrisiko und p Nebenwirkungsrisiko und p Produktinforma p «mehr als die Hälfte» «vielleicht ein Viertel» «einer von zehn» «weniger als 10%» «Nur jeder Hunderdste» Produktinforma p «mehr als die Hälfte» «vielleicht ein Viertel» «einer von zehn» «weniger als 10%» «Nur jeder Hunderdste» 11% bis 100% 1% bis 10% 0.1% bis 1% 0.01% bis 0.1% < 0.01% Dokumentname Autor Abteilung 2. März Dokumentname Autor Abteilung 2. März
6 Die Fehlbewertung von medizinischen Risiken für zu Non-Adherence Nebenwirkungsrisiko und p «mehr als die Hälfte» 11% bis 100% ( 110) «vielleicht ein Viertel» 1% bis 10% ( 1100 bis < 110) «einer von zehn» 0.1% bis 1% ( bis < 1100) «weniger als 10%» 0.01% bis 0.1% ( bis < ) «Nur jeder Hunderdste» < 0.01% (< ) Dokumentname Autor Abteilung 2. März 2015 Adhärenz für Azathioprin über 4 Jahre bei Patienten mit M. Crohn Adhärenz (%) Produktinforma p 30 ; Mantzaris GJ, et al. Inflamm Bowel Dis 2007;13:
7 Zusammenfassung Risiken und Nutzen von Screening-Untersuchungen sollten nicht pauschal beurteilt werden Angaben von Diagnostikherstellern und Publikaen führen häufig zu einer Überbewertung des Nutzens durch die Angabe von «relativen Risikoreduken» Dank für die Aufmerksamkeit Risiko und Nutzen können mit absoluten keiten viel besser beurteil werden als mit Prozentangaben Auch Patienten verstehen absolute keiten viel besser als Prozentangaben Die Art und Weise, wie wir Informaen vermitteln entscheidet, ob uns Patienten vertrauen und ob sie eine Adhärenz zu den vorgeschlagenen Massnahmen zeigen 7
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