Grenzen und Möglichkeiten der Vermehrung von Bio-Stauden im nachhaltigen Stadtpark. Netzwerktreffen, Karlsruhe im September 2006
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- Victor Haupt
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1 Grenzen und Möglichkeiten der Vermehrung von Bio-Stauden im nachhaltigen Stadtpark Netzwerktreffen, Karlsruhe im September 2006
2 Gliederung 1. Möglichkeiten zur Zertifizierung einer Parkanlage zum anerkannten Ökobetrieb 2. Möglichkeiten der Vermehrung von Lizenzsorten 3. Nutzung der Parkflächen zur Ernte von Bio- Schnittblumen bzw. zur Vermehrung von Bio- Stauden - Richtlinien für den Anbau von ökologischen Zierpflanzen - Vermehrung von Stauden durch Teilung - Vermarktung 4. Fazit 2
3 1. Möglichkeiten der Zertifizierung z.b. bei Naturland Gesamtparkzertifizierung ist anzustreben Erster Schritt: nur Flächen, die beerntet werden, werden zertifiziert Schrittweise Erweiterung der Öko-Fläche Nach spätestens 5 Jahren sollte die ganze Fläche nach Öko-Richtlinien bewirtschaftet sein (incl. Wegepflege, Rasenpflege, Bäume und Sträucher) 3
4 1. Möglichkeiten der Zertifizierung Kontrollen Werden von unabhängigen Kontrollstellen durchgeführt Zunächst ausführliche Eingangskontrolle, bei der alle Flächen erfasst werden Kernfläche=Erntefläche wird 1mal jährlich kontrolliert (wie eine Gärtnerei) Extensive Randflächen: alle 5 J. Hauptkontrolle, dazwischen Stichproben bzw. Buchabfrage 4
5 1. Möglichkeiten Beiträge der Zertifizierung Basisbeitrag Zwei verschiedene Beitragssätze für Kernfläche und für Randfläche Zusätzliche Beiträge für Zeichennutzung Naturland (Lizenzsystem) Da bisher noch kein Park zertifiziert wurde besteht ein großer Verhandlungsspielraum 5
6 1. Möglichkeiten der Zertifizierung Kontaktadressen Naturland: Martin Reinold, oder Markus Niedermeier Tel: Bioland NRW: Andrea Frankenberg Tel: Kontrollstelle abcert: Andreas Czerwinski, Esslingen Tel: Bioland: Naturland: rzeugung_ pdf Adresslisten von Bio-Zierpflanzenbetrieben: 6
7 2. Möglichkeiten der Vermehrung von Lizenzsorten Wie erhält die Selektion eines Züchters Sortenschutz? Bundessortenamt führt Sortenprüfung durch Sorte wird 2 Jahre lang in Referenzbetriebenbeobachtet erst dann kann Sortenschutz angemeldet werden Großer zeitlicher und finanzieller Aufwand 7
8 2. Möglichkeiten der Vermehrung von Lizenzsorten Was bedeutet Sortenschutz? Gilt 25 Jahre Verpflichtet zu Erhaltungszüchtung Wer darf eine geschützte Sorte vermehren? Züchter verkauft das Recht auf die Vermehrung der Sorte an einen Vermehrungsbetrieb Dieser hat das alleinige Recht auf die Vermehrung und verlangt Lizenzgebühr für jede verkaufte Jungpflanze Weitervermehrung ist nicht erlaubt! 8
9 2. Möglichkeiten der Vermehrung von Lizenzsorten Fazit: Für die Vermehrung von Lizenzsorten im Projekt Nachhaltiger Stadtpark sehe ich keine Möglichkeit aber auch keine Notwendigkeit, da es so viele schöne ohne Sortenschutz gibt. 9
10 Richtlinien für die Produktion ökologischer Zierpflanzen: EU-Richtlinien geben Mindeststandards vor Die einzelnen Anbauverbände haben zusätzliche z.t. schärfere Richtlinien Die Einhaltung der Richtlinien werden von unabhängigen Kontrollstellen geprüft 10
11 Richtlinien für die Produktion ökolog. Zierpflanzen: Düngung: nur organische Dünger Gründüngung, Kompost oder Mist aus ökologischer Herkunft Substrate: möglichst betriebseigene Substrate möglichst geringer Torfanteil mit organischen Düngern aufgedüngt (meist Hornfraktionen) 11
12 Richtlinien für die Produktion ökolog. Zierpflanzen: Saat- und Pflanzgut aus eigener Anzucht oder von ökologischen Betrieben Bei Nichtverfügbarkeit ist konv. Herkunft möglich (Nachweispflicht!); Erntegut muss 2 Jahre lang als Umstellungsware deklariert werden Pflanzenschutz vorbeugende Maßnahmen im Vordergrund (z.b. geeignete Arten- und Sortenwahl, Fruchtfolgen) keine chemisch synthetischen Mittel 12
13 Richtlinien für die Produktion ökolog. Zierpflanzen: Beikrautregulierung nur thermische und mechanische Methoden erlaubt; außerdem: Mulchen und Beweiden Kulturgefäße Verrottbare Materialien sind anzustreben Kunststoffgefäße müssen Mehrfachnutzung und Recycling ermöglichen PVC-Verbot 13
14 Vermehrung durch Teilung: Ist nur eine von vielen Vermehrungsmethoden, aber für dieses Projekt richtig, da die Stauden ohnehin regelmäßig aufgenommen und geteilt werden müssen Vorteil: einfach, gute Anwachsergebnisse Nachteil: kein großer Ertrag, nicht bei allen Stauden möglich, bzw. sinnvoll 14
15 Vermehrung durch Teilung, Vorgehensweise: Staudenflächen werden zurückgeschnitten, gegraben, in passende Teilstücke geteilt und gleich wieder ins Beet eingesetzt (Fruchtfolge bzw. Standortwechsel beachten!) Überzählige Teilstücke werden nach Sorten getrennt in Kisten gelegt und etikettiert Transport zum Betriebshof Im Arbeitsraum werden die Teilstücke ausgewaschen, weiter geteilt und getopft 15
16 Vermehrung durch Teilung, Weiterkultur: Töpfe werden auf eine Stellfläche ausgestellt, manche brauchen geschützte Bedingungen (z.b. Frühbeet, Folientunnel) oder Schattierung Bis die Pflanzen verkaufsfertig sind, sind div. Pflegemaßnahmen, wie Gießen, Düngung, Stutzen, Rücken, ggf. Pflanzenschutzmaßnahmen nötig um qualitativ hochwertige Ware zu erhalten 16
17 Vermehrung durch Teilung, Zeitpunkt: A Teilung während der Vegetationszeit: Es wird grundsätzlich zu Beginn des vegetativen Wachstums geteilt, d.h. nach der Blüte, hier findet die Bildung der Seitenknospen statt 1. Frühjahrsblüher: werden nach Blüte und Rückschnitt geteilt (z.b. Doronicum, Lungenkraut, Trollblume) 2. Sommer- und Herbstblüher werden im Austrieb, also eigentlich vor der Blüte geteilt (z.b. Gräser, Sonnenbraut, Sommerphlox) 17
18 Vermehrung durch Teilung, Zeitpunkt: B Teilung während der Vegetationsruhe: Pflanzen werden im Spätherbst, wenn der Boden noch offen ist gegraben, in Kisten frostfrei und kühl gelagert, und im Laufe des Winters geteilt und getopft. Dies geht bei vielen Staudenarten problemlos. Vorteile: Pflanzen sind früh im Jahr verkaufsfertig Hauptarbeit liegt in einer arbeitsarmen Jahreszeit mengenmäßig wird die höchste Vermehrungsrate erreicht 18
19 Vermehrung durch Teilung, Beispiele: Winterblüher (XII/I): Helleborus niger (Christrose) Teilung im Spätsommer VIII Frühlingsblüher (V/VI): Iris barbata (Bartiris) Teilung sofort nach der Blüte VII, da sonst Winterhärte leidet Frühlingsblüher (V/VI): Paeonia lactiflora (Pfingstrose) Teilung im Herbst IX/X, da erst Augenbildung abgeschlossen sein muss Spätsommerblüher (VII/VIII): Phlox paniculata (Phlox) Teilung im Frühjahr zum Austrieb Herbstblüher (IX/X):) Astilbe-Arten (Prachtspiere) Nur Winterteilung XII-II möglich, da verholzte Wurzelstöcke 19
20 Fazit: für alle Arbeitschritte ist in hohem Maße Fachwissen nötig! Es müssen Strukturen geschaffen werden, die Vermehrung der Stauden und die Ernte der Schnittblumen möglichst professionell zu organisieren. Engagiertes, interessiertes, gut ausgebildetes Personal ist sehr wichtig! Eine enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Staudengärtnereien bzw. engagierten Floristikbetrieben ist unumgänglich 20
21 Vermarktung Kundschaft ist mittlerweile sehr verwöhnt und erwartet beste Qualität Als Blühware lassen sich Stauden höchstens für zwei bis drei Wochen verkaufen Gute Präsentation, Etikettierung muss vorhanden sein Beratung zu Standortansprüchen etc. wird erwartet 21
22 Vermarktungsmöglichkeiten Blumen- und Pflanzenverkauf auf dem Parkgelände mit Café etc. Blumengeschäfte vor Ort Hochwertige Gartencenter in der näheren Umgebung (z.b. Unna) Auf Sonderveranstaltungen, Märkten in Park und Umgebung Vermarktung über die Bio-Schiene 22
23 4. Fazit 1. Zertifizierung eher unproblematisch, bis auf Verwaltungsaufwand 2. Vermehrung von Lizenzsorten ist weder möglich noch sinnvoll 3. Nutzung der Parkflächen für den Anbau von Bio-Schnittblumen und Bio-Stauden ist nur mit einem hohen Maß an Fachwissen empfehlenswert. Vermarktungswege müssen vorher geklärt sein. 23
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