Achtsam und gelassen im Job
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- Florian Frank
- vor 7 Jahren
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1 Schuster Achtsam und gelassen im Job Bei Stress selbst aktiv werden Online-Material
2 unterliegen mehr oder weniger gleichermaßen den Wirkungen dieses Modells. Nun also Schritt für Schritt: Das Modell unterscheidet Stressoren/Risikofaktoren, Ressourcen, Bewertungs- und Bewältigungsprozesse sowie Stressfolgen, wie Sie auch in der Abbildung 1 sehen. Ich starte mit der detaillierten Beschreibung der Faktoren links im Modell, den bedingungsbezogenen Stressoren und den personenbezogenen Risikofaktoren sowie den Ressourcen, die es sowohl am Arbeitsplatz als auch in Ihrer Person gibt. Danach widme ich mich dem mittleren Teil des Modells, der Bewertung bzw. Bewältigung einer»stressigen«situation. Diesem Teil werde ich sehr viel Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen, da uns der Bewertungsaspekt durch das gesamte Buch begleiten wird. Abschließend stelle ich Ihnen den rechten Teil des Modells vor, der sich mit den Stressfolgen, also den Beanspruchungen beschäftigt. Bedingungsbezogene Stressoren und personenbezogene Risikofaktoren Für die Betrachtung, was beeinflussbar ist und was nicht, ist es wichtig, dass wir sowohl bei den Risikofaktoren als auch bei den Ressourcen zwischen der Situation und der Person trennen. Die Personenebene bezieht sich hierbei auf Merkmale und Kompetenzen, die an Ihre Person gebunden sind. Die bedingungsbezogene Ebene hingegen bezieht sich auf Merkmale und Faktoren, die durch die Situation, die Arbeitsaufgabe, die Organisation etc. gegeben sind. Faktoren beider Ebenen können Stress auslösen. Zu den personenbezogenen Risikofaktoren gehören z. B. eigene (körperliche oder psychische) Erkrankungen oder das individuelle Temperament. Typische bedingungsbezogene Stressoren sind soziale Konflikte, Zeitdruck, organisatorische Probleme, aber auch Konzentrationsanforderungen und private Belastungen. Ein weiterer Stressor ist die sogenannte emotionale Dis- Das arbeitspsychologische Stressmodell 19
3 sonanz. Emotionale Dissonanz tritt auf, wenn Sie ein bestimmtes Gefühl, beispielsweise Ärger, empfinden, dieses aber aufgrund Ihrer Rolle nicht zeigen dürfen, sondern freundlich sein müssen. Vor allem im Dienstleistungssektor haben wir es häufig mit emotionaler Dissonanz zu tun. Unterdrückte Gefühle, sei es Ärger, Angst, Frust oder Trauer, lösen körperliche (Stress-)Reaktionen aus. So kann es dann sein, dass nach einem ganzen Arbeitstag mit unterdrückten Gefühlen abends zu Hause Konflikte vorprogrammiert sind, da sich dort dann das zunächst unterdrückte Gefühl»entlädt«. Beispiele fürbedingungsbezogene Stressoren " Umgebungsbedingungen: Lärm, Hitze, Lichtverhältnisse " Einseitige Körperhaltung, giftige Stoffe, technische Einrichtung, Werkstoffe " Qualitative und quantitative Über- und Unterforderung " Zeitdruck, Überstunden, mangelnde Planbarkeit " Hohe Konzentrationsanforderungen " Rollenkonflikte " Probleme in der Arbeitsorganisation, z. B. fehlendes Material, unvollständige Informationen, mangelhafte Werkzeuge, häufige Arbeitsunterbrechungen Beispiele fürpersonenbezogene Risikofaktoren " Eigene psychische und/oder körperliche Erkrankungen " Emotionale Situation (z. B. starke Ärgergefühle), Temperament " Private Belastungen " Als belastend erlebte Beziehungen 20 1 Start Wie Beanspruchungen im Arbeitsalltag entstehen
4 Bedingungsbezogene und personenbezogene Ressourcen Neben den Risikofaktoren und Stressoren beeinflussen die Ressourcen die Entstehung von Beanspruchungsfolgen. Ressourcen sind allgemein gesprochen alle Faktoren, die der Persönlichkeitsentwicklung dienen und die einer Person helfen, Arbeitsziele zu erreichen und Arbeitsanforderungen oder -stressoren zu verringern bzw. deren Folgen zu reduzieren (Zapf & Semmer, 2004). Zu den bedingungsbezogenen Ressourcen werden neben anderen Kontrolle, Handlungsspielraum, soziale Unterstützung sowie ethische Führung gezählt. Letzteres bedeutet das Führen nach bestimmten Werten wie Glaubwürdigkeit, Echtheit und Transparenz. Die personenbezogenen Ressourcen beziehen sich auf Fähigkeiten und Mittel, über die eine Person selbst verfügt, wie z. B. Entspannungsfähigkeit, die Fähigkeit, konstruktiv Rückmeldung geben oder die Inneren Antreiber z.b.solche Überzeugungen wie»sei immer perfekt!«oder»mach es allen recht!«ausbalancieren zu können. In diesem Buch liegt ein Schwerpunkt auf dem Aufbau dieser personenbezogenen Ressourcen. Nun widmen wir uns dem mittleren Teil des Modells und damit der Erklärung, weshalb sich Menschen in ihren Reaktionsweisen auf Belastungen unterscheiden. Beispiele fürbedingungsbezogene Ressourcen " Kontrolle " Handlungsspielraum " Soziale Unterstützung " Werteorientierte Führung Beispiele fürpersonenbezogene Ressourcen " Soziale Kompetenzen " Erholungskompetenz (Abschalten von der Arbeit) " Balance der Inneren Antreiber " Akzeptanz von Unveränderlichem " Feedback geben und nehmen Das arbeitspsychologische Stressmodell 21
5 Bewertung und Bewältigung einer»stressigen«situation Ob Stress entsteht, wird maßgeblich dadurch beeinflusst, ob ich die Situation als bedrohlich bewerte und ob ich eigene oder bedingungsbezogene arbeitsbezogene Ressourcen zur Verfügung habe, die ich zur Bewältigung einsetzen kann. Wie gehe ich mit Zeitdruck um? Wahrscheinlich kennen Sie das Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen. Vielleicht haben Sie auch schon gemerkt, dass es Menschen gibt, die erst so richtig»hochfahren«, wenn der Druck steigt. Beim Arbeiten unter Zeitdruck kommt es darauf an, ob Sie Zeitdruck als nicht zu ändernde Belastung oder als vorübergehendes Problem bzw. als Herausforderung bewerten. " Umgang auf der bedingungsbezogenen Stressorenebene. Sie haben die Möglichkeit, den Zeitdruck zu reduzieren, indem Sie versuchen, die Arbeitsaufgaben zu betrachten und dort die Ursache zu suchen. Ist die Arbeitsmenge zu groß? Habe ich falsch geplant und wenn ja, was sind die Lernerfahrungen für die Zukunft? Muss ich delegieren oder mit dem Chef sprechen? " Umgang auf der personenbezogenen Ressourcenebene. Sie können aber auch den Zeitdruck ignorieren und versuchen, sich zwischendurch immer wieder kurz zu entspannen und kleine Erholungspausen einzulegen, um emotional besser damit umgehen zu können. " Entscheidend: Die Bewertung. Bewerte ich diesen Zeitdruck als stressend bzw. bedrohlich (vielleicht im Hinblick auf die Erreichung meiner Ziele), dann ist die Wahrscheinlichkeit, auch körperlich und mental Stressreaktionen zu zeigen, stark erhöht. Kommt hier noch die negative Einschätzung meiner Bewältigungsmöglichkeiten hinzu, verstärkt sich die physiologische Reaktion Start Wie Beanspruchungen im Arbeitsalltag entstehen
6 Der Einfluss der Kommunikation auf das Stresserleben. In der heutigen Zeit entsteht Stress jedoch nicht nur durch solch vermeintlich objektive Parameter wie Arbeitsmenge oder Multitasking. Vielmehr sind auch die kommunikativen Aspekte unserer Tätigkeit Auslöser von Stresserleben. Vom antiken Philosophen Epiktet ist folgender Satz überliefert:»es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.«dieser Satz enthält zwei bemerkenswerte Aspekte: zum einen, dass eine Situation selbst uns nicht schadet, sondern nur, wenn wir sie als schädlich oder ungünstig bewerten. Zum anderen lässt sich aus der Aussage schlussfolgern, dass Gefühle aus Bewertungen entstehen. Positive und negative Emotionen entstehen durch das bewusste oder unbewusste Denken und Einschätzen und werden durch verinnerlichte oder spontane Werturteile gesteuert. Je extremer also die Einschätzung einer Situation, Person oder Sache ausfällt, umso ausgeprägter ist die daraus hervorgehende Emotion. Stress mindern durch»günstige«bewertungen. Wenn wir davon ausgehen, dass all unsere Werturteile also auch unsere Inneren Antreiber und die Bewertung vorhandener oder verletzter Bedürfnisse unsere Gefühle beeinflussen, dann stimmt auch der Umkehrschluss, nämlich, dass belastende Emotionen wie Angst, Ärger oder Scham durch unsere Gedanken und Bewertungen hervorgerufen und aufrechterhalten werden. Weiterhin bedeutet das, dass letztendlich jeder auf der Basis seiner Werthaltungen und Grundüberzeugungen selbst entscheiden kann, wie er oder sie eine Situation»findet«(z. B. peinlich, schlimm, toll). Diese Bewertungen finden jedoch nicht immer bewusst statt, ganz im Gegenteil. Es ist vielmehr so, dass unsere Entscheidung, wie wir eine Situation finden, in Bruchteilen einer Sekunde gefällt wird. Es findet ein unbewusster Abgleich zwischen der Wahrnehmung der Situation und unserer Einstellung dazu statt. Was bedeutet das nun für den Umgang mit den eigenen Gefühlen? Wenn ich Das arbeitspsychologische Stressmodell 23
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