8.2 Staupe (Canine Distemper)

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1 Staupe (Canine Distemper) Die Staupe ist eine systemische Infektionserkrankung des Hundes. Verschiedene Organsysteme können betroffen sein, man unterscheidet eine respiratorische, eine gastrointestinale und eine zentralnervöse Form. Eine Hautmanifestation in Form einer Hyperkeratose an Nasenspiegel und Sohlenballen ( hard pad disease ) wird relativ selten gesehen. Die Staupevirus-Infektion ist auch bei anderen Fleischfressern (Caniden, Nerzen, Robben, Großkatzen) und Nabelschweinen beschrieben. Das Staupevirus (engl.: canine distemper virus (CDV)) ist ein Morbillivirus aus der Familie Paramyxoviridae. Es ist verwandt mit dem Rinderpestvirus und dem Masernvirus des Menschen. Das Virus ist antigenetisch einheitlich und es sind keine Serotypen beschrieben. Das behüllte Staupevirus ist sehr labil und wird in der Außenwelt schnell inaktiviert. Eine vollständige Inaktivierung ist durch seifenhaltige Desinfektionsmittel leicht möglich. Die Infektion erfolgt vor allem über direkten Tierkontakt. Verfügbar sind ausschließlich Lebendvakzinen. Totvakzinen haben sich als nicht ausreichend wirksam erwiesen, viel versprechende Kandidaten (z. B. Immunstimulierende Komplexe, so genannte ISCOMs mit dem Fusionsprotein und dem Hämagglutinin des Staupevirus) kamen über das Versuchsstadium nicht hinaus. Grundsätzlich sind zwei große Klassen von Vakzinen zugelassen: 1. Vakzinen, die auf dem im Hühnerei oder in Hühnerzellkulturen propagierten Onderstepoort-Stamm beruhen, die so genannten avianisierten Stämme. 2. Vakzinen, die auf Virusstämmen beruhen, die durch Passagen auf Hundezellkulturen attenuiert wurden, wie z. B. die Stämme Rockborn und der attenuierte Snyder-Hill-Stamm. Die Vor-und Nachteile dieser Stämme werden immer wieder und häufig kontrovers diskutiert. Sequenzanalysen haben gezeigt, dass die auf Hundenieren gezüchteten Stämme den heute im Umlauf befindlichen Stämmen näher stehen als der Onderstepoort-Stamm. Ob dies eine praktische Relevanz besitzt, ist allerdings unklar. Auf der anderen Seite sollen auf Hundenierenzellen adaptierte Vakzinen eine höhere Restvirulenz besitzen und eine Immunsuppression induzieren. Man sollte davon ausgehen, dass alle zugelassenen Vakzinen, gleich welchen Impfstamm sie enthalten, sicher sind und bei sachgemäßer Anwendung einen belastbaren Impfschutz induzieren. Neben den homologen Vakzinen ist in den USA eine heterologe Vakzinierung bei Welpen nicht unüblich: Die Vakzinierung mit Masernvirus. Masernvirus induziert einen Schutz vor einer klinischen Erkrankung in der Anwesenheit maternaler Antikörper. Dies ist von Bedeutung in Zuchten, in denen ein hoher Infektionsdruck herrscht und Welpen zunächst durch maternale Antikörper geschützt sind. Sinken diese Antikörper unter einen bestimmten Titer, ist der Hund empfänglich für eine Infektion, die Resttiter reichen aber aus, um eine erfolgreiche Impfung zu stören. Der Masernvirus-Impfstoff kann diese immunologische Lücke durchbrechen. Aufgrund grundsätzlicher Sicherheitsbedenken sollte infektiöses humanpathogenes Masernvirus nicht in eine fremde Spezies gebracht werden und eine ungewollte Anpassung an einen neuen Wirt oder eine mögliche Virulenzsteigerung gefördert werden. In Deutschland ist kein Masernimpfstoff für den Hund zugelassen. Der Nachweis einer Immunantwort erfolgt üblicherweise durch Bestimmung des Antikörpertiters im Neutralisationstest oder im indirekten Immunfluoreszenztest. Neben der humoralen Immunität spielt bei der Staupevirus-Infektion die zelluläre Immunität eine große Rolle. In Deutschland sind Staupevakzinen nur als Kombinationsimpfstoffe zugelassen und verfügbar. Das Impfschema aller Hersteller sieht eine Grundimmunisierung durch zwei Impfungen in der 8. und 12. Lebenswoche vor. Die Wiederholungsimpfung sollte in jährlichen oder mehrjährigen Abständen erfolgen, entsprechend den Erkenntnissen aus dem Impfgespräch (siehe Empfehlungen des Impfstoffherstellers). Die Nutzung des Hundes und damit die potenzielle exposition be-

2 8.3 Canine Parvovirose 105 einflusst die Entscheidung erheblich. Jagdlich geführte Hunde müssen jederzeit einen belastbaren Impfschutz haben, da die Staupe in Wildkarnivoren (Marder) weit verbreitet ist. Bezüglich der Diskussion der Staupeviruskomponente in Kombinationsvakzinen siehe Kap Canine Parvovirose (Katzenseuche des Hundes) Die canine Parvovirose ist eine hochkontagiöse systemische Virusinfektion des Hundes. Die Infektion ist gekennzeichnet durch eine akute hämorrhagische Gastroenteritis, oft begleitet von einer hochgradigen Lymphopenie. Die kardiale Form der Parvovirose, die auf einer Infektion der Myokardzellen bei Welpen in den ersten Lebenstagen beruht, wird heute nur noch selten beobachtet. Die canine Parvovirose stellt zusammen mit der Hundestaupe die bedeutendste Infektionskrankheit des Hundes dar. Die canine Parvovirose wird durch das canine Parvovirus Typ 2 (CPV-2) hervorgerufen. Das canine Parvovirus Typ 1 (CPV-1, syn.: MVC = minute virus of canines) wurde zeitlich früher beschrieben und ist nicht mit dem CPV-2 verwandt. Es wird mit Fruchtbarkeitsstörungen beim Hund in Verbindung gebracht. CPV-2 wurde erstmals 1979 isoliert und ist direkt oder indirekt aus dem felinen Panleukopenie-Virus entstanden. CPV-2 ist antigenetisch einheitlich, es existieren keine Serotypen. Jedoch sind so genannte antigene Typen (CPV-2a und CPV-2b) beschrieben, die sich antigenetisch geringgradig vom ursprünglichen Typ unterscheiden, ihn aber vollständig aus den Hundepopulationen verdrängt haben. Alle antigenen Typen induzieren untereinander eine vollständige Kreuzprotektion. Epidemiologisch wichtig ist, dass die neuen antigenen Typen CPV-2a und CPV-2b auch für die Katze pathogen sind. Parvoviren sind außerordentlich stabile Viren. Das Virus bleibt monatelang in der Umwelt infektiös. Desinfektionsmittel sollten Formaldehyd, Glutaraldehyd oder Natriumhypochlorit enthalten, beziehungsweise ausdrücklich auf ihre Wirksamkeit gegen Parvoviren untersucht sein. Grundsätzlich sind Vakzinen basierend auf attenuierten vermehrungsfähigen n (Lebendvakzinen) und solche basierend auf inaktivierten n (Totvakzinen) entwickelt worden. Diese sind als Monovakzinen oder Kombinationsvakzinen verfügbar. Lebendvakzinen gelten als sicher und zeigten in Vergleichsstudien regelmäßig eine bessere Wirksamkeit als Totvakzinen. In Deutschland sind seit kurzem nur noch Lebendvakzinen erhältlich. CPV induziert keine persistierende Virusinfektion, das Virus wird aus dem Hund nach Überstehen der Krankheit vollständig eliminiert. Auch sind Parvoviren entgegen früheren Befürchtungen genetisch stabil, sodass Bedenken gegen Parvovirus-Lebendvakzinen auch heute noch einer wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Die Verwendung von Lebendvakzinen ist daher für die Impfung von Welpen zu empfehlen. Für die Impfung trächtiger Hündinnen sollten wenn sie überhaupt durchgeführt werden muss jedoch aus grundsätzlichen Überlegungen ausschließlich inaktivierte Vakzinen verwendet werden. Die Immunität gegen das canine Parvovirus beruht zu einem großen Teil auf neutralisierenden Antikörpern. Die Bestimmung des Antikörpertiters erlaubt daher eine Bewertung des Immunschutzes eines Tieres. Die Bestimmung der Antikörpertiter kann in verschiedenen serologischen Tests, z. B. im Neutralisationstest oder im ELISA erfolgen. Am gebräuchlichsten jedoch ist aufgrund seiner Einfachheit und Schnelligkeit der Hämagglutinationshemmungs-Test (HAH) mit Schweineerythrozyten. HAH-Titer größer als 1:40 gelten als protektiv. Eine Bewertung der Höhe des Antikörpertiters ist aber nur bei passiv erworbenen Antikörpern (maternale Antikörper) sinnvoll. Hunde mit Antikörpern als Folge einer aktiven Immunität sind mit hoher Wahrscheinlichkeit immer vor einer Reinfektion geschützt. Die Grundimmunisierung gegen die canine Parvovirose sollte frühzeitig erfolgen. In Zuchten ohne Parvovirose-Probleme hat sich die Immunisierung der Welpen (unabhängig vom verwendeten Impf-

3 106 stoff) in der achten Lebenswoche bewährt. Eine Wiederholungsimpfung in der zwölften Woche sowie eine weitere in der Lebenswoche ist in jedem Fall anzuschließen. Regelmäßige Auffrischungsimpfungen in Intervallen, die im jährlichen Impfgespräch definiert werden, sind zu empfehlen. In einer groß angelegten Impfstudie wurden etwa 400 Welpen aus 60 Würfen mit n von den vier marktführenden Impfstoffherstellern in Deutschland geimpft und der Impferfolg anhand der induzierten Serokonversion beurteilt. Nach einer einzigen Impfung mit Parvovirus-Lebendvakzinen in der 6. oder 8. Lebenswoche serokonvertierten 62 % der Impflinge. Diese Rate wurde durch eine zweite Impfung in der 8. Lebenswoche nicht wesentlich erhöht. Nach der ersten oder zweiten Wiederholungsimpfung in der 12. Lebenswoche zeigten insgesamt 91 % der Welpen protektive Antikörpertiter. Das heißt nach der regulären Grundimmunisierung blieben nahezu 10 % der Impflinge ungeschützt. Erst nach einer weiteren Impfung in der Lebenswoche serokonvertierten schließlich alle untersuchten Welpen (100 %). In Zuchten, in denen Parvovirusprobleme aufgetreten sind oder herrschen, ist auf eine gute Immunisierung der Hündinnen vor der Trächtigkeit zu achten. Das Schema für die Grundimmunisierung der Welpen ist angelehnt an obiges Schema individuell für den Betrieb oder gar für den Wurf zu erstellen. Eine Bestimmung des Antikörperspiegels der Welpen oder notfalls, da weniger klar korreliert, des Muttertieres ist hierfür unbedingt notwendig. Antikörper-Titer Abb Titer des Muttertieres matemale Antikörper Lebensalter in Wochen Immunologische Lücke. Immunologische Lücke Der Grund für die ungenügende Effizienz der Impfungen bis zur 15. Woche lag vornehmlich in dem lange bekannten Problem der so genannten immunologischen Lücke (Abb. 8.1). An Parvovirose können grundsätzlich Hunde jeden Alters erkranken. Aufgrund der weit verbreiteten Impfung und der damit verbundenen Durchseuchung der Hundepopulationen ist die Parvovirose heute jedoch vornehmlich eine Erkrankung junger Hunde im ersten Lebensjahr. Die Empfänglichkeit gerade dieser Altersstufe erklärt sich durch die so genannte immunologische Lücke: Diese Bezeichnung ist sehr unglücklich, denn das Immunsystem der Welpen arbeitet schon in den ersten Lebenswochen lückenlos. Die besser als kritische Periode zu bezeichnende Phase bezeichnet die Zeit, in der ein Welpe durch den Resttiter maternaler Antikörper nicht mehr vollständig vor einer Feldvirus-Infektion geschützt ist, dieser Resttiter aber noch mit einer aktiven Immunisierung interferiert. Eine Impfung während dieser Zeit ist nicht verlässlich wirksam. Wird der Welpe aber in dieser Zeit mit einer hohen Virusmenge konfrontiert, kann er sich infizieren und an der Parvovirose erkranken. Der Zeitpunkt und die Dauer dieser Periode hängt entscheidend von der Höhe der maternalen Antikörper ab, die wiederum von dem Antikörpertiter des Muttertieres abhängt. In Abb. 8.1 ist das Problem der immunologischen Lücke exemplarisch dargestellt. In diesem Beispiel, bei einem Muttertiertiter von 1:2560, ist der beste Zeitpunkt für die Erstimpfung des Welpen etwa in der Lebenswoche. Eine Wiederholungsimpfung in der Lebenswoche ist aber unbedingt durchzuführen. Vakzinen mit unterschiedlichem Virustiter (10 3 bis 10 5 kulturinfektiöse Dosen (KID 50 ) pro Dosis) sind zugelassen. Hochtitrige Vakzinen (bis zu 10 7 KID 50 /Dosis) sollen in der Lage sein, einen geringen maternalen Antikörperschutz zu durchbrechen. Die bereits beschriebene Impfstudie hat gezeigt, dass der Erfolg der Impfung nicht mit dem Virustiter der verwendeten Vakzinen korreliert war. Das canine Parvovirus zeigt eine kontinuierliche Evolution, die Merkmale der Selektion von Virustypen aufgrund ihrer antigenen Eigenschaften aufweist. Obwohl die verfügbaren Vakzinen, die praktisch ausnahmslos auf dem ursprünglichen Typ CPV-2 aus dem Jahre 1978 beruhen, einen hohen Grad an Kreuzprotektion aufweisen, sind

4 8.5 Zwingerhustenkomplex 107 Unterschiede im Kreuzneutralisationsvermögen nachzuweisen. Eine Anpassung der an die neuen Typen scheint daher notwendig. Ein impffähiger Hund sollte aber durch alle erhältlichen Vakzine hinreichend geschützt werden. Regelmäßige Auffrischungsimpfungen sind bei allen Vakzinen zu empfehlen. Die Impfung gegen die Parvovirose kann mit anderen Impfungen kombiniert werden. Zugelassene Kombinationen mit allen gängigen viralen und bakteriellen Schutzimpfungen sind verfügbar. Zu grundsätzlichen Überlegungen bezüglich Kombinationsvakzinen beim Hund siehe Kap Die erfolgreiche Bekämpfung der Parvovirose in einem Zuchtbestand erfordert neben einer guten und sinnvollen Immunprophylaxe ein Höchstmaß an mikrobiologischer Hygiene und ein gutes Management. Es muss primär vermieden werden, dass die Welpen mit großen Virusmengen konfrontiert werden. Eine effiziente Desinfektion und eine zeitlich befristete Beschränkung des Tierund Personenverkehrs müssen daher ein Impfprogramm in Problembetrieben begleiten. 8.4 Hepatitis contagiosa canis (HCC) (Rubarth sche Krankheit; Infectious canine hepatitis, ICH) Die Hepatitis contagiosa canis (HCC) ist eine akut oder chronisch verlaufende Infektionskrankheit der Hunde, die durch das canine Adenovirus Typ 1 verursacht wird. Das Krankheitsbild ist durch eine hochgradige Hepatitis mit begleitender Diarrhö und bisweilen durch eine Enzephalitis oder Hepato-Enzephalopathie geprägt. Insgesamt wird die Krankheit weltweit jedoch nur selten beobachtet. In Deutschland wurde das Virus in den letzten Jahren nicht nachgewiesen. Die HCC wird durch das canine Adenovirus Typ 1 (CAV-1) hervorgerufen. Es ist antigenverwandt (aber nicht identisch) mit einem anderen caninen Adenovirus, dem caninen Adenovirus Typ 2 (CAV-2), einem aus dem Zwingerhusten- Komplex (Kap. 8.5). CAV-1 wird über einen langen Zeitraum von infizierten Tieren vor allem im Urin ausgeschieden. Das Virus ist nicht sehr stabil, eine Behandlung mit heißem Wasser inaktiviert das Virus. Homologe (CAV-1) und heterologe (CAV-2) sind als inaktivierte oder attenuierte Vakzine zugelassen und verfügbar. Die Verwendung homologer Lebendvakzine ist wegen der Gefahr des so genannten Hepatitis blue eye, einer transienten, durch Virus-Antikörper-Komplexe verursachten Corneatrübung und insbesondere wegen der massiven Immunsuppression durch das CAV-1 ungebräuchlich. Es sind derzeit keine attenuierten Lebendvakzinen basierend auf CAV-1- Stämmen zugelassen. Bei inaktivierten homologen oder attenuierten heterologen n ist diese Nebenwirkung nicht beschrieben worden. Alle Vakzinen induzieren einen belastbaren Schutz. Antikörper gegen die caninen Adenoviren können im Neutralisationstest oder im indirekten Immunfluoreszenztest in CAV-infizierten Zellkulturen nachgewiesen werden. Der Erfolg eines Impfschemas für die Bekämpfung der HCC ist aufgrund der Seltenheit des s in der europäischen Hundepopulation nicht messbar. Es gibt aber keinen Grund, von dem gängigen Impfschema mit der Grundimmunisierung in der 8. und 12. und gegebenenfalls 16. Lebenswoche und regelmäßigen Wiederholungsimpfungen abzugehen. Als gegen die HCC sind ausschließlich Kombinationsvakzinen mit anderen Infektionserregern des Hundes zugelassen. Monovakzinen sind nicht verfügbar. Dies gilt sowohl für inaktivierte homologe (CAV-1) als auch für attenuierte heterologe (CAV-2) Vakzinen (Kap. 8.9). 8.5 Zwingerhustenkomplex (Kennel Cough) Der Zwingerhusten ist eine infektiöse Erkrankung des oberen Respirationstraktes des Hundes. Dieser Krankheitskomplex wird oftmals als multifak-

5 108 torielle Erkrankung angesehen und ist in der Regel selbstlimitierend. Der Zwingerhusten kann jedoch insbesondere bei sekundären Komplikationen einen fatalen Verlauf nehmen. Eine Vielzahl viraler und bakterieller wurde und wird mit dem Zwingerhusten in Verbindung gebracht. Darunter fallen Reo-, Adeno-, Herpes- und Influenzaviren, Mykoplasmen sowie Parainfluenzavirus Typ 2 und Bordetella bronchiseptica. Eine wirkliche ätiologische Rolle wird aber nur Bordetella bronchiseptica und dem Parainfluenzavirus Typ 2 zugeschrieben. Diese sind nahezu ubiquitär und eine manifeste Infektion setzt das Vorhandensein unterstützender nichtinfektiöser Faktoren voraus. Faktoren dieser Art sind zum Beispiel eine hohe Besatzdichte, ein ungünstiges Stallklima, eine ungenügende generelle Hygiene oder ein hoher Tierumsatz. Hieraus wird deutlich, dass der Zwingerhusten nur ein Problem der intensiven Hundehaltung ist und für Familienhunde praktisch ohne Bedeutung ist. Differenzialdiagnostisch sollte immer eine mögliche Staupeinfektion in Betracht gezogen werden! Es sind eine Reihe von n gegen den Zwingerhusten verfügbar. Diese Vakzinen enthalten Komponenten der verschiedensten. Vakzinen, die Bestandteile der beiden Hauptkeime, Bordetella bronchiseptica und Parainfluenzavirus Typ 2 enthalten, sind mikrobiologisch als sinnvoll einzustufen. Attenuierte Lebendimpfstoffe, die Bordetella bronchiseptica und canines Parainfluenzavirus enthalten und zur lokalen Anwendung vorgesehen sind, erscheinen immunologisch besonders sinnvoll, da sie eine schnelle und lokale Immunantwort induzieren und ihre Anwendung durch maternale Antikörper nicht gestört wird. Der Nachweis von Antikörpern gegen das Parainfluenzavirus Typ 2 im Neutralisationstest ist möglich aber unüblich. Die Zielpopulation für die Immunprophylaxe sind junge Hunde in intensiver Hundehaltung. Die Immunisierung mit Parainfluenzavirus Typ 2 erfolgt parenteral in der 8. und 12. Lebenswoche. In Problembetrieben kann möglicherweise eine jährliche Wiederholungsimpfung sinnvoll sein. Vor einer möglichen Exposition (Hundepension, Ausstellung) kann eine Impfung ebenfalls nützlich sein. Die Parainfluenzaviruskomponente ist zum Teil mit anderen Impfantigenen (Staupe!) kombiniert und wird parenteral appliziert. Eine Vakzinierung der Welpen mit anderen n des Zwingerhustenkomplexes, gegebenenfalls auch in Form einer Zwinger-spezifischen Vakzine, kann in einzelnen Fällen nützlich sein. 8.6 Tollwut bei Hund, Katze und Frettchen (Rabies) Die Tollwut ist eine praktisch ausnahmslos tödlich verlaufende Infektionskrankheit der Säugetiere, einschließlich des Menschen. Das Virus wird durch den Biss eines infizierten Tieres übertragen und vermehrt sich nach einer Wanderung entlang der peripheren Nervenbahnen in den Neuronen des Rückenmarks und des ZNS. Die lytische Vermehrung in diesen Zellen führt zu den typischen klinischen Erscheinungen. Zentrifugal wandert das Virus aus dem ZNS zurück in die Peripherie und gelangt unter anderem in die Speicheldrüsen und wird über den Speichel ausgeschieden. Die Tollwut ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Für Hund und Katze besteht in Deutschland keine Impfpflicht, dennoch wird die Motivation zur Impfung durch eine Begünstigung geimpfter Hunde und Katzen in der Tollwutverordnung gefördert. In Deutschland wird ein Tier mit bestehendem Impfschutz nach Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier unter Quarantäne gestellt und beobachtet. Ein Tier ohne bestehenden Impfschutz wird getötet (Tollwut-Verordnung vom 20. Dezember 2005). Dieses Vorgehen soll jeden Tierhalter zu einer regelmäßigen Impfung seiner Tiere anhalten. Neben dieser formalen Impfmotivation sei aber noch einmal ausdrücklich auf den Zoonosecha-