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1 UHREN Neues Magazin Juli/August Marken und Modelle Der aktuelle Überblick Technik Jaeger-LeCoultre Hybris Mechanica 11 Markt Chronographen Schaltradkaliber Wissen Fliegeruhren Die Airman hebt wieder ab UHREN-MAGAZIN Sonderdruck Exklusiv für NOMOS NOMOS METRO Getestet Mit eigener Hemmung

2 Eigenschwingung Nomos Glashütte Metro Ihr Name mutet großstädtisch an. Doch ihr Uhrwerk kommt wie immer aus der sächsischen Kleinstadt Glashütte. Aber es schlägt anders das erste Mal mit eigener Hemmung, Unruh und Spirale.»Swing-System«nennt man das neue Herz bei Nomos Glashütte. U -Bahnen fahren ja manchmal auch über der Erde. Zum Beispiel in Berlin über die geschichtsträchtige Oberbaumbrücke, welche die Stadtteile Friedrichshain und Kreuzberg miteinander verbindet. Hier in der deutschen Hauptstadt hat auch die neueste Nomos namens Metro das Licht der Welt erblickt. Schöpfer des weltstädtischen Zeitmessers ist der Berliner Produktdesigner Mark Braun. Inzwischen leitet er die fünfköpfige Design- Abteilung der hauseigenen Nomos-Agentur Berlinerblau. Bereits seit 2001 kümmert sich das Team um Judith Borowski um die Gestaltung der Nomos-Uhren, um Verpackungen, Ladeneinrichtungen und um alle Fragen der Kommunikation. Judith Borowski gehört übrigens zu den fünf Gesellschaftern des inhabergeführten Glashütter Unternehmens. Denn trotz aller Großstädtischkeit ist die Metro durch und durch eine Glashütter Uhr. Und was für eine. In ihr tickt das Manufakturkaliber DUW 4401, erstmals mit eigener Hemmungsbaugruppe, bestehend aus Ankerrad, Anker, Unruh und Unruhspirale. Die Glashütter nennen es»swing-system«. Und sie sind zurecht sehr stolz darauf. Denn kleinen Manufakturen ist es vor allem aus Kosten- und Kapazitätsgründen kaum gegeben, das Herz ihrer Uhren selbst zu entwickeln und vor allem anschließend rentabel in angemessenen Größenordnungen zu produzieren. Die Entwicklung des Glashütter Swing-Systems fand in vielen kleinen Schritten statt, hat sieben Jahre gedauert und 11,4 Millionen Euro verschlungen. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden wurde die Hemmung mathematisch neu berechnet und schließlich bis zur Serienreife geführt. Manufaktur-Qualität: Deutsche Uhrenwerke Nomos Glashütte Die Manufaktur produziert alle Teile des Swing-Systems selbst, bis auf die Spirale, die von der Schwarzwälder Carl Haas GmbH zugeliefert wird. Der süddeutsche Spezialist für Federn besitzt zwar das Know-how der Spiralen-Fertigung, nicht aber der Zusammenführung zur gesamten Hemmungsbaugruppe. Dazu gehört das Wuchten der Unruh ebenso wie das Klassifizieren der Spiralen. Darunter versteht man das Zuordnen der Spirale zum Unruhreif, was man bei Nomos in Glashütte beherrscht und wozu man auch die entsprechenden Maschinen und Präzisionswerkzeuge besitzt. Nomos macht sich damit weiter unabhängig von Schweizer Zulieferern, hatte man doch schon vor Jahren damit begonnen, in den einst komplett zugekauften Uhrwerken nach und nach Teile durch eigens hergestellte Komponenten zu ersetzen. Die Uhrwerke mit der neuen Hemmungsbaugruppe bekommen nun neue Namen, heißen nicht mehr Alpha, Beta, Gamma, sondern DUW. Diese Abkürzung steht für»deutsche Uhrenwerke Nomos Glashütte«und repräsentiert eine neue Qualität der Glashütter Manufaktur als Hersteller eigener Uhrwerke. Auch die Kaliber in den neuen Modellen Lux und Lambda trugen bereits die Bezeichnung DUW, waren aber noch nicht mit der neuen Hemmungsbaugruppe ausgestattet. Allerdings ist diese bereits in einigen Uhrwerken verbaut worden, ohne dass Nomos besonders darauf verwiesen hat. Offiziell startet sie nun mit der Metro im Kaliber DUW Zunächst haben alle Uhrwerke mit Gangreserveanzeige das neue Swing-System intus. Neben der neuen Metro für 2600 Euro wird auch die Tangente für Euro mit dem DUW 4401 ausgeliefert. Bei der Tetra heißt das Kaliber DUW 4301, UHREN MAGAZIN 4 /

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4 Äußerste Präzision: Dünne Spitzen feiner Zeiger verweisen haargenau auf die gepunkteten Zeitskalen. Nomos Metro Neue Uhr. Neues Werk. Nicht ganz. Dennoch beginnt mit der Metro ein neuer Lebensabschnitt für die Glashütter Manufaktur. Zum ersten Mal kommt die komplette Hemmungsbaugruppe aus eigener Entwicklung und Fertigung. da es über keine Datumsanzeige verfügt. Das Swing-System soll übrigens ohne Aufpreis nach und nach in alle Uhrwerke integriert werden, womit diese dann von Delta bis Zeta in DUW umbenannt werden. Aber heute kommen wir erst einmal auf das Kaliber DUW 4401 zu sprechen. Es geht mit Datums- und Gangreserveanzeige aus dem seit 2005 produzierten Kaliber Delta hervor. Stets erkennbar ist es an der temperaturgebläuten Unruhspirale. Zugegeben, man muss vielleicht beim Blick durch den Saphirglasboden eine Lupe hinzuziehen, um die dunkle Farbe zu erkennen. Aber das Handaufzugswerk erfreut auch ansonsten mit den typischen Glashütter Qualitätsmerkmalen das Auge: Dreiviertelplatine und Glashütter Gesperr, temperaturgebläute Schrauben und rhodinierte Werkoberflächen mit Streifen und Perlagen und vor allem den changierenden Sonnenschliffen auf Kron- und Sperrrad. Doch genug der Lobhudelei: Bei den Gangwerten sieht die Welt ein bisschen anders aus. Mit 4,6 Sekunden Plus am Tag und einem leichten Minusgang nach 24 Stunden ohne zwischenzeitlichen Aufzug scheint auf den ersten Blick alles gar nicht so schlecht. Jedoch gibt es verhältnismäßig große Schwankungen zwischen den einzelnen Lagen, die dann zu den relativ guten Durchschnittswerten führen. Auch die Amplituden verändern sich im Zeitraum von 24 Stunden erheblich. Am Handgelenk bietet sich ein ähnliches Bild. Der Gang verändert sich zwischen Vollaufzug und ablaufendem Uhrwerk von zehn Sekunden im Plus bis zu acht Sekunden ins Minus und endet schließlich immerhin noch bei einem ganz guten Durchschnitt. Auffallend hoch mit Werten zwischen 0,9 und 1,6 Millisekunden ist der Abfallfehler. Er besagt, dass sich beim Nulldurchgang der Unruh diese in Abweichung zur mittigen Lage des Ankers befindet. Möglicherweise hat damit der unregelmäßige Gang der Uhr zu tun. Die Konstellation bringt zumindest zum Ausdruck, welch große Herausforderung in der Beherrschung einer eigenen Hemmung in all ihren Bestandteilen steckt. Neue Freunde treffen alte Bekannte Aber der Abfallfehler ist jetzt Schnee von gestern: Das Serienmodell tickt richtig. Bei unserer Testuhr handelt es sich nämlich um ein Vorserienmodell, bei dem, wie sich herausstellte, die Spiralrolle noch nicht fest genug auf der Unruhwelle saß, sodass sich der Abfall verstellen konnte. Übrigens ist auch das Sa- UHREN MAGAZIN 4 /

5 Gang Tragetest Nomos Mittlerer tägl. Gang + 1,3 s Zeitwaage ZO ZU 9H 6H 3H Vollaufzug Gang Amplitude + 2,2s ,5 s 313 1,1 s ,8 s ,7 s 286 nach 24 Stunden Gang Amplitude 4,6 s ,2 s 266 0,2 s 246 1,4 s 238 5,3 s 236 Ausgesprochen schlank: Das Edelstahlgehäuse der Nomos Metro ist nur 7,65 Millimeter hoch. X D DVH DI + 4,6 s ,6 s 30 5,4 s + 3,6 s Erklärung Gangergebnis Horizontale Lagen: ZO Zifferblatt oben, ZU Zifferblatt unten. Vertikale Lagen: 9H neun Uhr oben (Krone unten), 6H sechs Uhr oben (Krone links), 3H drei Uhr oben (Krone oben). X Durchschnitt der Werte (mittlerer täglicher Gang), D Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten Wert, DVH Differenz zwischen dem Mittelwert der vertikalen und dem Mittelwert der horizontalen Lagen, DI Differenz zwischen 6H und ZO. Glänzend gelungen: Das zweiteilige Gehäuse ist rundum poliert. Die Krone lässt sich gut benutzen. 0,9 s ,5 s 30 3,6 s + 3,2 s phirglas noch nicht das endgültige. Mit einer raffinierten Wölbung vollendet es nach oben ein durchweg glänzendes, zweiteiliges Edelstahlgehäuse von 37 Millimetern Durchmesser. Das heißt, das Glas sitzt direkt im Mittelteil und die nur angedeutete Lünette gibt dem Zifferblatt Raum. Ganz neu und alles andere als gewöhnlich sind die angesetzten Bügel für das Armband. Einerseits erinnern sie an längst vergangene Zeiten, andererseits sind sie zeitgemäß und noch dazu ausgesprochen praktisch. Mithilfe von Schnellwechselfederstegen lässt sich das Lederband nämlich problemlos aus den Bandanstößen nehmen und durch ein neues ersetzen. Das Band, welches mit einer schlichten Dornschließe geschlossen wird, ist im Gegensatz zu den Anstößen ein guter alter Bekannter. Es besteht aus Horween Genuine Shell Cordovan, ein besonders dickes und doch zartes Stückchen Haut vom Hinterteil eines Pferdes. Es ist wasserabweisend und lange haltbar. Allzu oft muss man die Schnellwechselfederstege also gar nicht bemühen. Praktisch sind sie allemal. Und originell obendrein. Ein Hingucker, wenn auch zart in der Erscheinung, ist die Krone. Dennoch reicht ihre Größe für die Bedienung aus, und ihre, von der Seite her betrachtet konvexe Form mit dem an Präzisionswerkzeuge erinnernden Punktrelief schmeichelt Augen und Händen gleichermaßen. Der Handaufzug wird somit zum reinsten Vergnügen, das Ziehen in die einzig weitere Kronenposition nicht zum Problem. Beim Handaufzug tut sich nicht nur im Uhrwerk was, sondern auch auf dem Zifferblatt. Oberhalb des Zentrums zwischen zwölf und ein Uhr befindet sich die für ein Handaufzugswerk ausgesprochen sinnvolle Gangreserveanzeige, die sich während des Handaufzugs und natürlich dann auch beim Ablaufen des Federhauses auf anscheinend mysteriöse Weise verwandelt. Dabei ist sie so schlicht und klar wie die Uhrenmarke selbst, benötigt gera- 5 UHREN MAGAZIN 4 / 2014

6 Thermisch gebläut: Aufwendiges Unterfangen die Spirale wird von der Carl Haas GmbH geliefert und für die bei Nomos gefertigte Unruh klassifiziert. Glashütter Uhrwerk: Typisch sind die Dreiviertelplatine, das Glashütter Gesperr, gebläute Schrauben und vor allem die schönen Schliffe. Praktischer Hinweis: In die neuen Bügelanstöße des Metro-Gehäuses ist das Pferdelederband über Schnellwechselfederstege kinderleicht einzusetzen. UHREN MAGAZIN 4 /

7 de einmal acht Teile und macht das Uhrwerk nicht wesentlich höher wurde die patentierte Technik das erste Mal in der Tangente vorgestellt. Sie sitzt direkt auf dem Federhaus daher auch ihre ausgefallene Position auf dem Zifferblatt und funktioniert hauptsächlich über drei Räder. Das eine Rad erscheint auf dem Zifferblatt als rotierende Lochscheibe, das andere als sich darunter drehende Farbscheibe. Beide Räder unterscheiden sich durch die Anzahl ihrer Zähne und greifen in ein Ritzel, das sich mit dem Federhaus dreht. Durch die unterschiedlichen Verzahnungen und die Bewegungen des Federhauses verschieben sich die Scheiben zueinander und ergeben das differenzierte Bild der Gangreserveanzeige auf dem Zifferblatt. Haben sich Loch- und Zahnscheibe beispielsweise einmal gedreht, haben sie sich um einen Zahn verschoben. Wird die Uhr voll aufgezogen, haben sich die beiden Räder um sechseinhalb Zähne zueinander verschoben. Daher befindet sich bei Vollaufzug eine weiße Fläche unterhalb der Lochscheibe, die sich mit ablaufendem Federhaus in eine rote verwandelt. Da sich beide Scheiben in ihrer Position zueinander verändern, verwandelt sich auch ständig das Bild der Gang reserveanzeige. Faszinierend einzigartig bei Nomos. Mit der Präzision eines feinen Messgeräts In der gezogenen Kronenposition gibt es werkseitig einen Sekundenstopp, sodass sich die Zeit präzise einstellen lässt. Sehr behilflich dabei ist nicht nur der rote Zeiger der Kleinen Sekunde bei sechs Uhr, sondern auch der schmale Minutenzeiger, der sich zur entsprechenden Skalierung hin nochmals verjüngt und die Punkte der Minuterie ausgesprochen präzise trifft. Über die gezogene Krone funktioniert auch die sogenannte Rapid-Schaltung, die Nomostypische, ebenfalls patentierte Schnellschaltung für das Datum. Die Zeiger werden über Mitternacht bis etwa ein Uhr gedreht, damit das Datum schaltet. Anschließend bewegt man sie so oft auf etwa Uhr zurück und auf ein Uhr wieder vor, bis das gewünschte Datum im Zifferblattfenster bei sechs Uhr erscheint. Das Datumsfenster ist übrigens großzügig bemessen, die Anzeige daher sehr gut abzulesen. Das gleiche gilt für die Anzeige der Zeit. Zum Minutenzeiger gesellt sich ein gleichartiger Stundenzeiger, der mit seiner zarten Spitze genau die Punkte der Stundenmarkierungen trifft. Die beiden schwarz oxidierten Objekte bewegen sich über ein galvanisiertes und weiß versilbertes Zifferblatt, auf dem neben schwarzen Stunden- und Minutenpunkten sowie arabischen Ziffern für die Fünferminuten auch mintfarbene Akzente zu finden sind. Leuchtfarbe? Weit gefehlt. Bei der Metro bleibt nachts alles im Dunkeln. Eigentlich schlecht, wenn man sich ständig im Untergrund bewegt. Die erwähnten Tupfer gehören eher zu einem Farbspiel aus Mint, Rot und Weiß, das eigentlich von der Gangreserveanzeige ausgeht und auf dem Zifferblatt über die mintfarbenen Punkte für Drei, Sechs und Neun sowie den roten Zeiger der Kleinen Sekunde über dem ausgedrehten Hilfszifferblatt bei sechs Uhr in vier Richtungen ausläuft. Wohin die Metro auch fährt, der Kurs stimmt immer. Text: Martina Richter Fotos: OK-Photography Daten Uhr Hersteller Modell Referenznummer Funktionen Gehäuse Durchmesser Höhe Gläser Wasserdichtigkeit Band Anstoßbreite Schließe Gesamtgewicht Modellvarianten Fehler am Testmodell (mittlerweile in der Serie behoben) Daten Werk Basis-Kaliber produziert seit Durchmesser Höhe Steine Gangreserve Unruh Frequenz Form Spirale Spiralform Stoßsicherung Feinregulierung Zierschliffe Kanten angliert Skelettiert Schrauben Modulaufbau Chronometer-Prüfung Qualitätssiegel Preiskategorie Preis der Testuhr Bewertung Nomos Glashütte Nomos Glashütte/SA, Roland Schwertner KG Metro 1101 Stunde, Minute, Kleine Sekunde, Datum, Gangreserveanzeige Edelstahl 37,0 mm 7,65 mm Saphirglas gewölbt (oben), Saphirglasboden 30 Meter/3 bar nach DIN Horween Genuine Shell Cordovan Bügel 18 mm Dornschließe 44,0 g keine Saphirglas und Ablauf noch im Prototypen-Stadium, Gang noch unausgewogen DUW 4401 DUW 4401, Handaufzug ,1 mm 2,80 mm 23 Rubine 42 Stunden Nomos A/h = 3 Hz Reif, geschlossen Nomos (Carl Haas GmbH), temperaturgebläut flach Incabloc Triovis Glashütter Streifen, Glashütter Sonnenschliff, Nomos-Perlage teilweise nein temperaturgebläut nein nein nein 3000 Euro Euro [5,46] Pro Manufakturwerk Neue Hemmungsbaugruppe Design/Wiedererkennung Ablesbarkeit Tag Bedienkomfort Tragekomfort Angemessener Preis Contra Keine Nachtablesbarkeit Volle Größe: Die Nomos Metro im Maßstab von 1:1. Ihr Gehäuse misst nur 37,0 Millimeter im Durchmesser. 7 UHREN MAGAZIN 4 / 2014

8 Mit Tiefseetauchschein und Hochseepatent: die neue Ahoi Atlantik Jetzt im besten Fachhandel und unter nomos-store.com, nomos-glashuette.com