Krebsregister NRW: Daten sammeln wozu?
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- Horst Dresdner
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1 Krebsregister NRW: Daten sammeln wozu? Nach dem 2013 in Kraft getretenen Krebs-Früherkennungs- und Registergesetz des Bundes (KFRG) sind die Länder verpflichtet worden, klinische und epidemiologische Krebsregister auf Landesebene einzurichten. Klinische Krebsregister werden eingerichtet, um den Nutzen organisierter Krebsfrüherkennungsprogramme für die Versorgung zu evaluieren. Sie haben die Aufgabe, damit die Haupteinflussfaktoren des Behandlungserfolgs zu analysieren. Derzeit ist noch allein das Mammographie-Screeningprogramm flächendeckend in Deutschland etabliert. Organisierte Darmkrebs- und Gebärmutterhalskrebs-Screeningprogramme sind nach dem KFRG vorgesehen. Screeningprogramme liefern eine entscheidende Datenbasis für Krebsregister. Beispielsweise ist der stärkste bekannte Einflussfaktor auf die Prognose bei Brustkrebs das Mammographie-Screening. ln dem aktuell zur Beratung vorliegenden Referentenentwurf des Landes NRW ist dies aber unberücksichtigt. Auch in den Anforderungskriterien der Krankenkassen an die klinischen Krebsregister kommt das Mammographie-Screening bisher nicht vor. Die bisherigen Vorgaben des GKV-Spitzenverbandes ; für die Erfassung sind: Das klinische Krebsregister kann die Vollständigkeit folgender Angaben zur Person, Diagnose und Morphologie für alle zutreffenden Registerfälle nachweisen: Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Adresse: >=95% Angaben zum Versicherungsträger: >=95% Meldende Institution: >=95% Tumordiagnose (ICD-1 0): >=95% Hauptlokalisation (ICD-0): >=95% Diagnosedatum: >=95% Tumorhistologie (Morphologie ICD-0): >=95% TNM-Kiassifikation: >=8 Grading: >=8 Angabe der Residualklassifikation: >=95% Die bisherigen Vorgaben für die Auswertungen sind: Analyse der Behandlungsfälle im Einzugsgebiet: - nach Diagnosejahr und nach Geschlecht für festgelegten Zeitraum und für Einzugsgebiet - nach Altersgruppen und Geschlecht - histologische Häufigkeitsverteilung - Grading oder andere tumorspezifisch übliche Malignitätskriterien (z.b. Gleason oder% Blasten) - TNM-Kategorien oder UICC-Stadien oder Tumordicke oder tumorspezifisch übliche Stadienklassifikation (z.b. Ann Arbor) - primäre Metastasierung und Metastasenlokalisation - tumorspezifische Therapie - Überlebenskurven: Gesamtüberleben (OS), relatives Überleben (RS), progressionsfreies Überleben (PFS) oder Disease Free Survival, Zeit bis Progression (TIP, z.b. Zeit bis Rezidiv), Überleben ab Progression (PPS) Kriterium 4.02: Analysen der Haupteinflussfaktoren des Behandlungser-folgs FK-ID Definition Das klinische Krebsregister ist in der Lage, Analysen zu den möglichen Haupteinflussfaktoren des Behandlungserfolgs, z. B.: Vergleichsanalysen verschiedener Versorgungsansätze, selbst oder in Kooperation durchzuführen und die Ergebnisse zur Verfügung zu stellen. 1 / nd.de/media/ doku mente/presse/pu bli kationen/ Foerderkriterien_des_ GKV-SV _fuer_klinische_krebsregister_gem_kfrg_ Kriterienkatalog.pdf Die wichtigste Aufgabe der klinischen Krebsregister, die Auswirkungen organisierter Screeningprogramme auf die Versorgung auszuwerten, findet keine Berücksichti- 1
2 gung bei den Analysen der Haupteinflussfaktoren des Behandlungserfolges. Die hierfür notwendigen (Screening-)Daten fehlen für Erkenntnisse aus dem Krebsregister. Was zeigt das Beispiel Brustkrebs? Wenn die Krebserkrankung, mit der ein Anfang für flächendeckende kontrollierte Qualitätsprogramme in Deutschland gemacht wurde, bei Klinischen Krebsregister ignoriert wird, wirft das Fragen nach Ziel und Zweck des Krebsregisters auf. Es wird laut Referentenentwurf erfasst, wann die Diagnose gestellt wurde (Datum), nicht aber ob die Diagnose im organisierten Screeningprogramm, oder mit konventioneller Diagnostik gestellt wurde. Für die Erkenntnisse aus dem Brustkrebsscreening für die Versorgung fehlen im Referentenentwurf: histopathologisch gesicherte Diagnosen: Tumorgröße in mm (pt, mm), Lymphknotenbefall (pn, Anzahl betroffener/untersuchten Lymphknoten, Fernmatastasierung (pm), Rezeptorstatus, operative Behandlung (brusterhaltende Therapie/Ablatio), Wächter-Lymphknotenentnahme (SNB)/Axilla-Dissektion, adjuvante Chemotherapie, Hormontherapie. Wie die beigefügten Analysen des seit 1979 im regionalen Krebsregister des Tumorzentrums Aachen belegen, sind die Auswirkungen des Screenings auf die Versorgung schon wenige Jahre nach Einführung des Programms sichtbar. Frauen, deren Brustkrebs im organisierten Mammographie-Screeningprogramm entdeckt wurde, haben deutlich weniger Brustamputationen, weniger Lymphknotenbefall und wesentlich seltener eine Nachbehandlung mit Chemotherapie zu ertragen als Frauen, deren Tumor mittels konventioneller Diagnostik gefunden wurde. Dies gilt auch dann, wenn man nur die Altersgruppe Jahre und nur invasive Karzinome betrachtet- ohne Brustkrebs-Vorstufen (DCIS), die im Screening öfter entdeckt werden als in der konventionellen Diagnostik. Eine Datensammlung zu Krebs ohne erkennbaren konkreten Zweck und ohne klar definierte Ziele ist nicht im Interesse der betroffenen und nicht-betroffenen Menschen in unserem Land! Auch damit die Kosten für Klinische Krebsregister gerechtfertigt sind, sollten Vorgaben im Krebsregistergesetz des Landes NRW entsprechend überarbeitet werden und bei den Förderkriterien der Krankenkassen Berücksichtigung finden. /J/e:n e~~ 1.stellv. Vorsitzender ~~ I - Le ar augrund 2 v. rsit nder Tumorzentrum Aachen ~ Dr. Angela e s Ärztliche L:eiterin Univ.-Prof. Dr. J.M. Gilsbach Vorsitzender Förderkreis Tumorzentrum w 3 t cgv&l Helga Ebel Stiftung Koalition Brustkrebs!J. ~ L~&fle Helmut Kleinhückelkotten Vorsitzender Krebsberatungs Stelle und Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen im Gesundheitswesen e.v. 2
3 21. Informationstagung Tumordokumentation der klinischen und epidemiologischen Krebsregister April 2015 in Stuttgart Auswirkungen des organisierten Mammographie Screening-Programms auf die Brustkrebsversorgung in der Region Aachen A. Spelsberg, K. Ostrowski, T. Witte!0 fumorzentrum Aachen c.v Anteil der Patienten aus dem organisierten Mammografie -Screening AC-DN-HS in den Brustzentren der Stadt Aachen Screening AC-DN-HS BZ-MHA BZ-UKAC BZ-LHA 381 Im Brustkrebs-Screeningprogramm entdeckte Mammakarzinome (N = 1802), davon N=561 (31%) in den Aachener Brustzentren behandelt Tumorzentrum Aachen e.v
4 Im Screening und konventionell entdeckte Mammakarzinome, die in den Brustzentren der Stadt Aachen behandelt wurden Screening AC-DN-HS {N=561) Konventionelle Diagnose (N=2641) Alter (Jahre) x 60,2 (Min SO, Max 70) Alter (Jahre) x 60,8 (Min 23, Max 95 ) Tumor Grading (%) G1 16 Tumor Grading (%) G2 57 G1 9 G3 27 G2 60 G3 31 Hormonrezeptorstatus (%) Hormonrezeptorstatus (%) ER+ 88 Pr+ 82 ER+ 81 Pr+ 75 Herzeptin-Rezeptor (%) Herzeptin-Rezeptor (%) Positiv 8 Positiv 12 CO Tumorzentrum Aachen e V Im Screening und konventionell entdeckte Mammakarzinome, die in den Brustzentren der Stadt Aachen behandelt wurden nur Altersgruppe Jahre Screening AC-DN-HS {N=561) Konventionelle Diagnose {N=1202) Alter (Jahre) x 60,2 (Min 50, Max 70) Alter (Jahre) x 60,8 (Min 50, Max 70) Tumor Grading (%) G1 16 Tumor Grading (%) G2 57 G1 10 G3 27 G2 60 G3 30 Hormonrezeptorstatus (%) ER+ 88 Hormonrezeptorstatus (%) Pr+ 82 ER+ 88 Pr+ 75 Herzeptin-Rezeptor (%) Herzeptin-Rezeptor (%) Positiv 8 Positiv 12 Tumorzentrum Aachen e. V
5 pt -Stadienverteilung Screening vs. Konventionell Brustzentren Stadt Aachen X c 1b 1a 1mi is N = 1075 N = 181 N = 1562 N = 380 Tumorzentrum Aachen e.v pt -Stadienverteilung Screening vs. Konventionell Brustzentren Stadt Aachen nu r Altersgruppe Jahre 10 8 X c 1b 1a 1mi k s N = 519 N = k s N = 684 N =380 Tumorzentrum Aachen e.v
6 Anteil Brusterhaltende Therapie Screening vs. Konventionelle Diagnostik Brustzentren Stadt Aachen TumorzentrumAachen ev Anteil Brusterhaltende Therapie Screening vs. Konventionelle Diagnostik Brustzentren Stadt Aachen , nur Altersgruppe Jahre Tumor?entrum Aachen e.v
7 Brustkrebs-Screening vs. konventionelle Diagnostik, Brustzentren Stadt Aachen Tumorgrößen in mm, Anteil ptlmic, ptla, ptlb, ptlc(<15mm), PTlc (~ 15mm) mm 11-14mm 6-10mm 2-5mm 1mm k s k s N = 496 N = 122 N = 741 N = 268 CO Tumorzentrum Aachen e.v Brustkrebs-Screening vs. konventionelle Diagnostik, Brustzentren Stadt Aachen Tumorgrößen in mm, Antei l ptlmic, ptla, ptlb, ptlc(<15mm), PTlc (~ 15mm), nur Altersgruppe Jahre mm 11-14mm 6-10mm 2-5mm 1mm N = 266 N = 122 N = 371 N = 268 Tumor1entrum Aachen e.v
8 Anteil nodal positive Mammakarzinome (N+) und Sentinel Node Biopsie (SNB) Screening vs. Konventionelle Diagnostik Brustzentren Stadt Aachen I umorzentrum Aachen e. V Anteil nodal positive Mammakarzinome (N+) und Sentinel Node Biopsie (SNB) Screening vs. Konventionelle Diagnostik Brustzentren Stadt Aachen , nur Altersgruppe Jahre SNB N Tumorzentrum Aachen e.v
9 Anteil adjuvante Chemotherapie bei im Screening vs. Konventionell diagnostizierter Mammakarzinome Brustzentren Stadt Aachen , Altersgruppe Jahre getrennt dargestellt % ChT Screening - ) ~ mit DCIS 2% 3% 2% ' )( I( fo Tumorzentrum Aachen e.v Anteil adjuvante Chemotherapie bei im Screening vs. Konventionell diagnostizierter Mammakarzinome Brustzentren Stadt Aachen , Altersgruppe Jahre getrennt dargestellt ohne Ductales Carcinoma in Situ (DCIS) ChT konventionell gesamt 3 ~wu~~illn~~~~~ ~~--~~~-- ChT Screening "'*"ChT ab elehnt ohne DCIS % 3% 2% Tumorzentrum Aachen e.v
10 Nationale Evaluation des Brustkrebs-Screenings in den Niederlanden (2014} National Evaluation Team for Breast cancer screening (NETB) Landelijk Eva/uatie Team voor bevojk;ngsonderzoek naar Borstkanker (LETB) J. Fraehebaud I, MD Mrs. PA van Luijt, MSc Medic1ne1 Mrs. V.D.V. Sankatsing, MSc Public Health1 Mrs. T.M. Ripping, MSc Nutrotion and Health2 Mrs.dr. M.J.M. Broeders2 Dr. J.D.M. Otlen2 Mr. B.M. van lneveld, MSc Economlcs3 Mrs.dr. EAM. Heijnsdijkl Prof.dr. A.L.M. Verbeek2 Prof.dr. R. Holland, advisor Prof.dr. G.J. den Heeten4,5 Mrs.A.E. de Bruijnl, secretary Prof.dr. H.J. de Komngl, chairnnan 1 Departmenl of Publ<: Heallh, Erasmus MC, University Medical Center Rotterdam 2 Departmenl of Heallh Evi<lence, Radbaud Umversity Medical centre, Nijmegen 3 lnslilute of Health Policy and Management Etasmus Umversity Rotterdam 4 LRCB dutch reference centre for screening, Nijmegen 5 Department of Rad1ology, AMC, University of Amsterdam. Amsterdam 775 Frauen pro Jahr vor dem Brustkrebstod bewahrt. Screeningteilnehmerinnen mit Tumoren < 15 mm haben eine normale Lebenserwartung. Nationale Evaluation des Brustkrebs-Screenings in den Niederlanden (2014) National Evaluation Team for Breast cancer screening (NETB) Landelijk Evafuatie Team voor bevolkingsondenoek naar Borstkanker (LETB) J. Fraehebaud I, MD Mrs. PA van Luijt. MSc Medic1ne1 Mrs. V.O.V. Sankatsing, MSc Public Heallh1 Mrs. T.M. Ripping, MSc Nutrotion and Heallh2 Mrs.dr. M.J.M. Broeders2 Dr. J.D.M. Otlen2 Mr. B.M. van lneveld, MSc Econom'cs3 Mrs.dr. EAM. HBijnSdljkl Prof.dr. A.L.M. Verbeek2 Prof.dr. R. Holland, advisor Prof.dr. G.J. den Heeten4,5 Mrs. A.E. de Bruijn1, secrelary Prof.dr. H.J. de Koningl, chairman 1 Department of Public Heallh, Erasmus MC, Un1versity Medical Center Rotterdam 2 Department of Health Evidence, Radbaud Umversity Medical centre, Nijmegen 31nstitute of Heallh Policy and Management, Etasmus University Rotterdam 4 LRCB dulch reference cenrre for screening, Nijmegen 5 Department of Radiology, AMC, Umversity of Amsterdam, Amsterdam Nutzen für die Teilnehmerinnen 775 Frauen pro Jahr vor dem Brustkrebstod bewahrt. Screeningteilnehmerinnen mit Tumoren< 15 mm haben eine normale Lebenserwartung. 8
11 Nationale Evaluation des Brustkrebs-Screenings in den Niederlanden (2014) National Evaluation Team for Breast cancer screening (NETB) Landelijk Evaluatie Team voor bevo/kingsonderzoek naar Borstkanker (LETB) J. Fracheboudt, MD Mrs. PA van LuijL MSc Modieinet Mrs. V.O.V. Sankatsing, MSc Public Heallht Mrs. T.M. Ripping, MSc Nutrotion and Heallh2 Mrs.dr. M.J.M. Broeders2 Dr. J.D.M. Otten2 Mr. B.M. van lneveld, MSc Economics3 Mrs.dr. EAM. Heijnsdijk1 Prof.dr. A.L.M. Verbeek2 Prof.dr. R. Holland, adv1sor Prof.dr. G.J. den Heeten4,5 Mrs.A.E. de Bruijnt. secretary Prof.dr. H.J. de Koningt, cha ~rman 1 Department of PubiK: Heallh, Erasmus MC, Universi1y Medical Center Rotterdam 2 Department o/ Heallh Evidence, Redbaud UniVersity Medical centre, Nijmegen 3 Institute of Healtt1 Policy and ManagemenL Erasmus University Rotterdam 4 LRCB dutch reference centre for screening, Nijmegen 5 Department of Radiology, AMC, University of Amsterdam, Amsterdam Potentielle Nachteile für Screening-Teilnehmerinnen Überdiagnosen pro Jahr: 2,8 % aller Brustkrebsdiagnosen, 1 der Screening-Diagnosen Falsch-Positive Mammographie-Befunde: 1,3% Abklärung (Biopsierate): 0,9% lntervallkarzinome: 0,2% 9
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