LVR-Landesjugendamt. Kinder unter sechs Jahren in stationären Einrichtungen
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- Elmar Gerhardt
- vor 7 Jahren
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1 Kinder unter sechs Jahren in stationären Einrichtungen
2 Die Fallzahlen der Inobhutnahmen von Kindern insbesondere junger Kinder - sind seit 2007 bundesweit steigend Anstieg der Inobhutnahmezahlen durch die Unterbringung älterer Kinder und Jugendlicher Kontinuierlicher Rückgang seit 2007 Steigerung insbesondere in 2008 Kinder unter drei Jahren Steigerung um 79% Kinder von 3 bis 6 Jahren Steigerung um 72 % Kinder von 6 bis 9 Jahren Steigerung um 69% Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bundesweit bei 163 Tagen. Es gibt jedoch zunehmend Aufenthaltszeiten von einem Jahr und länger.
3 Gründe für die Steigerung der Inobhutnahmen - Neufassung des 42 SGB VIII - 8a SGB VIII - steigende Belastungen der Familien in der Bewältigung ihres Lebensalltags - Sensibilisierung der Öffentlichkeit - Angst (der Jugendamtsmitarbeiterinnen und mitarbeiter) vor dem Risiko des Verbleib des Kindes in der Situation - Forschungsergebnisse zur Säuglings- und Kleinkindentwicklung - Veränderte fachliche Bewertung der Fachkräfte Damit..ein hoher Bedarf an geeigneten Plätzen für junge Kinder!
4 Der Bedarf vom Kind aus betrachtet: Ich brauche - eine sichere Bindung, um meine Entwicklungsaufgaben erfüllen zu können - feinfühlige Bindungspersonen, die prompt und angemessen auf mich reagieren, die meine Verhaltensweisen richtig interpretieren, die meinen Kummer verstehen, die meine Stressanzeichen erkennen, die sich in meine Innenwelt empathisch hineinversetzen - eine sichere Basis für Exploration
5 Im Kontakt mit meiner Bindungsperson kann ich - Selbstregulation entwickeln (Psychische Regulation der physiologischen Bedingungen - schneller Atem z.b.) - meine Erfahrungen ordnen und daraus Wissen ableiten (Berechenbarkeit) - den Aufbau und die Wahrnehmung meines eigenen Wollens entwickeln - ein Bild von mir und der Welt erlangen
6 Es gibt Gefährdungspotentiale, die mein Leben schwierig machen können: - jugendliche Eltern - schwaches soziales Netz - ungünstige ökonomische Bedingungen - Transmission pathologischer Familienmuster - geringe Ich-Stärke der Eltern, kein eigener Lebensrhythmus - rasch wechselnde Gefühlszustände, oft verbunden mit einer geringen Bandbreite - eingeschränkte Mentalisierungs- und Selbstreflexionsfähigkeiten (z.b. Borderline) - psychische Erkrankungen und schwere Persönlichkeitsstörungen
7 Darauf reagiere ich mit: - Regulationsstörungen - exzessivem Schreien, Klammern, Ein- und Durchschlafstörungen, Eß- und Gedeihstörungen - Apathie und totalem Rückzug - erhöhtem Trotzverhalten - einer niedrigen Reizschwelle - Passivität, geringer Eigeninitiative, wenig Explorationsbereitschaft und selbst initiiertem Spiel - leichter Ablenkbarkeit. Ich habe keine Mitte in mir selbst. - Ich bin auf der Suche ständig neuer Reize. - Ich bin schnell gelangweilt. - Ich bin nicht ruhig bei einer Sache. - Ich wirke emotional ausgehungert. - Ich brauche viel Aufmerksamkeit und emotionale Wärme. Ich bin sehr anstrengend und anspruchsvoll!!!!
8 Konsequenzen in der Jugendhilfe Jede Inobhutnahme/Unterbringung eines jungen Kindes muss unter bindungsrelevanten Aspekten bewertet werden. Es bedarf der Abwägung zwischen den Risiken, die mit der Trennung des Kindes von seinem bisherigen Umfeld verbunden sind und den Risiken, die sich aus der Entscheidung für die neue Situation (und aus deren Risiken) ergeben. Dabei muss unauffälliges, nicht intendiertes Ruinieren der Entwicklungschancen durch Diskontinuität in die Risikoabwägung einfließen. (Absehbare mehrfache Trennungen) Entscheidungen sind darauf auszurichten, so früh wie möglich eine langfristige Perspektive zu finden und nicht durch ein mehrfaches Experimentieren Chancen auf Kontinuität und damit auf Entwicklung zu versäumen. Übergänge zwischen einzelnen Lebensorten sind unter bindungsrelevanten Aspekten zu gestalten. Das Bindungsbedürfnis ist nicht aufschiebbar!!!
9 Wir brauchen für Kinder unter 6 Jahren Alternativen zu Schichtdienstgruppen Besonders qualifizierte familienanaloge Angebote Professionell begleitete familienanaloge Angebote Angebote, in denen die positiven Aspekte der familienanalogen Betreuung mit den strukturellen, professionellen Möglichkeiten einer Einrichtung verknüpft werden. Beispiele: Inobhutnahme von Mutter/Vater/Eltern und Kind zur Vermeidung von Trennung aber zum Schutz des Kindes Kleine Gruppenangebote mit inne wohnender Fachkraft mit stationärem Bezug Unterstützungsmöglichkeiten der familienanalogen Angebote durch Einrichtungen kreative Ideen, die den Bedürfnissen der jungen Kinder entsprechen
10 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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