Prof. Dr. Andreas Michanickl Rohholzmanagement in Deutschland Kongresszentrum Hannover, März 2007
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- Annegret Grosse
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1 Entwicklungen beim Holzeinsatz in der Holzwerkstoffindustrie Prof. Dr. Andreas Michanickl Rohholzmanagement in Deutschland Kongresszentrum Hannover, März 2007
2 Wo steht die deutsche Holzwerkstoffindustrie? Umfangreiche Investitionsmaßnahmen wurden in den vergangenen Jahren abgeschlossen Sehr große Anlagen und sehr großer Holzbedarf Zunehmende Konzentration auf wenige große Gruppen ( Big Five ) Technisch weltweit führend Sich stark verändernde Märkte in Europa und weltweit, begrenztes Wachstum Globaler Wettbewerb
3 Wo steht die Holzwerkstoffindustrie? Wachstum, Kapazitätsaufbau findet nur noch im östlichen Europa statt. Mangel an Spanplatten und MDF in Deutschland und sehr hohe Preise. In Mittel- und Westeuropa fast nur noch Ersatzinvestitionen. Konkurrenzprodukte anderer Hersteller gegen klassische Holzwerkstoffe. Energie und Rohstoffe werden stetig teurer. Expansion der Holzwerkstoffindustrie/Wachstum in Deutschland ist durch Rohstoffmangel (Holz) gebremst.
4 Holzeinsatz - Holzmangel Holzmangel ist nicht neu für die Holzwerkstoffindustrie. Die Erfolge der Spanplatte in den Nachkriegsjahren beruhen auf dem Rundholzmangel in dieser Zeit und der Möglichkeit Holzreststoffe aller Art einzusetzen. Heute aber gibt es Versorgungsschwierigkeiten bei den Restholzsortimenten. Die Größe der Holzwerkstoffindustrie und der internationale Wettbewerb erlauben heute aber keine Probleme in der Rohstoffversorgung und dadurch bedingte Restriktionen in der Produktion. Spanplattenproduktionslinien laufen mit Verfügbarkeiten von ca. 95%.
5 Einige wichtige Einflussfaktoren auf den Holzeinsatz in der Vergangenheit Mangel in den Nachkriegsjahren Altholzeinsatz ab den 90iger Jahren Sägewerke mit Profilzerspanertechnologie Altholzverordnung August 2002, TA- Siedlungsabfall Protokoll von Kyoto Dezember 1997, von Deutschland im April 2002 ratifiziert, daraus folgende regulatorische Maßnahmen durch den Gesetzgeber nach 2002 (EEG; Biomassekraftwerke, Holz-Pelletierung)
6 Einsatz von Altholz Ab Beginn der 90iger Jahre erster Altholzeinsatz in der Holzwerkstoffindustrie. Ab 2002 wird er - allerdings nur in Deutschland - durch die Altholzverordnung klar geregelt. Durch die verstärkte energetische Verwertung von Altholz als Folge des EEG kommt es hier zu starken Veränderungen (Zuzahlungen, der Altholzmarkt wird zunehmend zum Nachfragemarkt). Altholz- und Frischholzsortimente erfordern eine grundlegend unterschiedliche Holzaufbereitung. Die Aufbereitung und der Einsatz von verunreinigtem Altholz sind aufwändig und teuer.
7 Verhältnis Sägewerke Holzwerkstoffindustrie Vor Kyoto Sägewerke Schwache Position Koppelprodukte der Sägewerke Angebotsmarkt Holzwerkstoffindustrie baut auf Koppelprodukte: Spanplatten bis zu 70% aus Sägespänen, Sägespanrefiner und Sägespanzusatz bei MDF Holzwerkstoff- Industrie Starke Position
8 Verhältnis Sägewerke Holzwerkstoffindustrie Nach Kyoto Koppelprodukte der Sägewerke Nachfragemarkt, zunehmend eigene Verarbeitung durch Sägewerke Holz- werkstoff- Industrie Schwache Position Sägewerke Starke Position Holzwerkstoffindustrie geht ein fundamentaler Teil der Rohstoffbasis mehr und mehr verloren
9 Veränderungen beim Holzeinsatz durch die erzeugten Holzwerkstoffe Die Produktion von Furniersperrholz in Deutschland wird ab Ende der 80iger Jahre bedeutungslos. Die Produktion von Spanplatten bleibt auf hohem Niveau und kann über die Jahre betrachtet Zuwächse verzeichnen. Ab den 90iger Jahren zunehmend MDF-Werke. Ab 2000 auch drei OSB-Werke in Deutschland. Steigender Bedarf an hochwertigen Holzsortimenten (Hackschnitzel und frisches Industrie-Rundholz).
10 Veränderungen beim Holzeinsatz durch neue Werke Die Entstehung neuer Werke nach der Wiedervereinigung führt zu Standorten mit sehr großen Produktionskapazitäten an Spanplatten, MDF und OSB und sehr hohem Holzbedarf (0,5 bis 1 Mio. t. atro pro Jahr)
11 Veränderungen beim Holzeinsatz durch größere Kapazitäten Die Holzwerkstoffindustrie hat in den vergangenen Jahren immer größere Produktionslinien gebaut und bestehende Anlagen weiter ausgebaut. Spanplatte bis ca m³ p. a. pro Linie MDF bis ca m³ p. a. pro Linie OSB bis ca m³ p. a. pro Linie Die Anlagen sind technisch und technologisch sehr ausgefeilt und weisen hohe Verfügbarkeiten auf. Diese Anlagengrößen erfordern einen sehr konstanten Rohstoffeinsatz hinsichtlich Rohstoffmenge und Rohstoffzusammensetzung.
12 Holzeinsatz und Technik für die Holzaufbereitung Die Technik für die Holzaufbereitung hat einen bedeutenden Anteil an den Investitionskosten und dem wirtschaftlichen Erfolg eines Holzwerkstoffwerkes. Altholz und Frischholzsortimente erfordern eine grundlegend unterschiedliche Holzaufbereitung. Fast keine teure Direktzerspanung von Rundholz mehr in der Spanplattenproduktion, alles was größer als ein Hackschnitzel ist, geht über einen leistungsfähigen Trommelhacker. Trend zur Erhöhung der Hackschnitzelproduktion und größeren Hackern, die auch sehr dicke Stämme zerspanen können.
13 Holzeinsatz und Trommelhacker in der Holzaufbereitung Trend zur Erhöhung des selbst erzeugten Hackgutanteils sowie zum Hacken größerer Stammdurchmesser und größeren Hackern, die auch entsprechend dicke Stämme zerspanen können. Erzeugung von Spänen aus Rundholz ist deutlich teurer (mehr Energie, Technik, Personal) als Nutzung von Säge- und Hobelspänen und Hackschnitzeln. Bisher: bis 200 cm Rotordurchmesser bis ca. 70 cm Stammdurchmesser Möglich: 270 cm Rotordurchmesser auch 70 cm bis ca. 100 cm Stammdurchmesser
14 Holzeinsatz und Kosten Die Rohstoffkosten (Holz und Leim) bei der Spanplatte haben ein Niveau erreicht, dass diese durch andere Werkstoffe verstärkt angreifbar macht, bzw. die Produktion der Spanplatte und anderer Holzwerkstoffe in Deutschland in Frage stellt. Dies besonders auch in Verbindung mit steigenden Energiekosten. Es müssen Anstrengungen unternommen werden, die Holzbringung effektiver und kostengünstiger zu gestalten und darüber hinaus zusätzliche Holzmengen zu vertretbaren Preisen zu mobilisieren, sowie den Holzeinsatz zu reduzieren. Es könnte sonst billiger sein, Spanplatten anstelle von Holzbriketts oder Pellets zu verbrennen.
15 Holzeinsatz und Marktpreise Preis Spanplatte ca. 180 Euro pro m³ ca. 260 Euro pro Tonne* Preis Pellets ca. 230 Euro pro Tonne* Energetischer, technischer und personeller Aufwand bei der Produktion der Spanplatte ist deutlich höher. * Preise in Oberbayern Stand Februar 2007 bei zugweiser Abnahme
16 Steigende Holzkosten Steigende Spanplattenpreise - Stetiger Preisanstieg der Spanplatte durch steigende Holzpreise verbessert zwar die Erlössituation, macht diese aber teilweise substituierbar durch andere Produkte Neue Konkurrenzsituation Massivholzplatten Hartschaumplatten Preis steigt Preis vergleichsweise stabil Spanplatte Preis vergleichsweise stabil
17 Zunehmende Konkurrenz durch andere Werkstoffe
18 Beschaffungslogistik Bis vor ca. 10 Jahren galten für Holzwerkstoffwerke Einzugsradien von maximal ca. 100 km um ein Werk als wirtschaftlich (Durchschnitt bei ca. 35 km). Ein gebrochener Transport von Holz war aus Kostengründen undenkbar. Heute erfolgt die Versorgung einzelner Werke zum Teil aus ganz Europa oder weltweit mit mehrfach gebrochenem Transport. Die Transportkosten haben neben den reinen Holzkosten eine sehr große und zunehmend kritische Bedeutung.
19 Holzimporte aus Südamerika in einem europäischen MDF-Werk
20 Mögliche Lösungen? Entwicklungen in der Zukunft? Holzeinsatz reduzieren leichte Platten Holzwerkstoffproduktion reduzieren (stagniert ohnehin) Zunehmender Import von Holzwerkstoffen Holzwerkstoffindustrie betreibt wieder verstärkt eigene Sägewerke Zunehmender Import von Holz aus anderen Kontinenten Verbesserte Holzmobilisierung im Inland Import von Brennstoff-Pellets
21 Schnellwuchsplantagen und Einjahrespflanzen?
22 Astwerk bei der Anlieferung in einem Spanplattenwerk
23 Themen der Zukunft Kapazitäten und Kapazitätsentwicklung Rohstoffbeschaffung Beschaffungslogistik Versorgungssicherheit Preisstabilität Rohstoffkonkurrenz Internationale Wettbewerbsfähigkeit
24 Fazit und Ausblick In der Vergangenheit hat es beim Holzeinsatz in der Holzwerkstoffindustrie mehrfach Veränderungen gegeben. Solche Veränderungen sind immer mit hohen Kosten und Risiken verbunden. Beim Holzeinsatz und in der Holzversorgung der europäischen Holzwerkstoffindustrie wird es in den nächsten Jahren weiter Veränderungen geben. Die Holzwerkstoffindustrie wird sich zunehmend in einem globalen Wettbewerb mit anderen Produkten und Industrien um Märkte und Rohstoffe befinden. (Zitat Spiegel: Krieg um Energie und Rohstoffe)
25 Fazit und Ausblick Eine nachhaltige und stabile Holzversorgung ist im Interesse der Holzwerkstoffindustrie und ihrer Abnehmer. Dies in Verbindung mit einem berechenbaren und stabilen Preisgefüge für die benötigten Holzsortimente. Eine gesunde Holzwerkstoffindustrie ist im Interesse einer nachhaltigen Forstwirtschaft und einer gesunden Volkswirtschaft.
26 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Andreas Michanickl
Sonae Indústria SGPS, SA
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