Technologien des Information Mining: Business Intelligence, Semantik & Co.

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1 Oktober 2010 Ausgabe #3-10 Deutschland Euro 12,00 ISSN: Lean Management im Umgang mit Wissen Web 2.0 trifft E-Government Social Media & Content Management Technologien des Information Mining: Business Intelligence, Semantik & Co. Special: Output-Management Scan-Lösungen Eingangsrechnungen: Make or buy? SESAM - Steuerbelege elektronisch einlesen Was hat die technische Dokumentation mit Collaboration zu tun? Internet als Basis für die Teamarbeit DMS-on-Demand in der Landwirtschaft Durchgängige Geschäftsprozesse auf mobilen Endgeräten Social Media Tools in ERP-Systemen Halle 7, Stand B 01

2 Thema Eine Semantik lebt von der Qualität der modellierten Ontologie Semantik, Ontologien, Semantic Web, Expertensysteme, Enterprise Content Management Stellen Sie sich vor, Sie wären Autor des Buches Semantik für Dummies und müssten Ihren Lesern in ein oder zwei einfachen Sätzen erklären, was Semantik ist... Im Kern meint Semantik die Bedeutung von Information in Bezug zu einem Kontext. Beispielsweise hat ein Datum im Kontext Rechnung eine völlig andere Bedeutung als im Kontext Geburtstag. Dieser Kontext wiederum bestimmt, wie wir mit Informationen umgehen, ob wir eine Frist einhalten müssen oder gratulieren wollen. Mit Semantik will man die Spreu vom Weizen trennen und die auf einen jeweiligen Kontext zugeschnittenen Informationen bekommen. In den Unternehmen gibt es immer einen Zweck für diese Informationen, damit soll ein Problem, eine Aufgabe gelöst werden. Damit wären wir gleich bei einem der Missverständnisse, nämlich dass man mit Semantik immer ganz schnell ganz viel erreichen will. Die Entwicklung geht jedoch eher dahin, dass die Anwendungen für einen ganz bestimmten Zweck entwickelt werden. Es gibt also nicht diese eine Semantik? Christian May ist Semantic Developer bei der Comline AG in Dortmund. Das Unternehmen entwickelt mit helic branchenspezifische Lösungen für intelligente Informationslogistik. Semantik ist für Comline ein essentieller Bestandteil der Lösungen. Das Unternehmen beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Genau. Von der Vision eines semantischen Webs beispielsweise, das uns den riesigen Informationspool Internet begreifbar macht, sind wir weit entfernt. Die Musik spielt eher beim Einsatz von Ontologien. Damit werden die Informationen um Beziehungen untereinander angereichert, die für semantische Lösungen wichtig sind. Keine Semantik ohne Ontologien? Mit der Modellierung von Ontologien wird die Semantik einer Domäne beschrieben, also wie Informationen in Bezug zueinander stehen. Ansonsten müssten alle Beziehungen händisch in die jeweilige semantische Lösung codiert werden. Mit solchen Technologien und Methoden lassen sich beispielsweise Exper

3 tensysteme entwickeln, die Mitarbeiter einer Support-Hotline unterstützen. Wenn ein Kunde anruft, hilft das Expertensystem anhand der Ontologien, die entsprechenden Fragen zu stellen bzw. liefert Antworten auf die Fragen des Kunden. Ein gängiger und äußerst interessanter Weg, Entscheidungen mit Wissen zu begleiten bzw. die Grundlage für diese Entscheidungen zu schaffen. Gibt es prototypische Anwendungsbereiche dafür? Aus technischer Sicht ist es interessant, heterogene Informationssysteme auf einen gemeinsamen Bedeutungsnenner zu bringen, das wäre ein weiterer Pfeiler beim Einsatz semantischer Technologien. Dabei werden dann alle Lagerorte von Informationen mit einbezogen, Wikis, Blogs, CRM- oder ERP- Systeme usw. Eine gemeinsame Bedeutungsebene vereinfacht die Suche in diesen Domänen, ohne dass der Anwender jeden Lagerort einzeln durchsuchen muss. Ein Vorteil beim derzeitigen technologischen Stand im Umgang mit Ontologien ist, dass sich verschiedene Ontologien zusammenfassen lassen. Wenn man Prozessbaustein A und Baustein B hat, muss das Ziel sein, beide in einen gemeinsamen Kontext zu stellen. Wenn jeder der Bausteine eine Ontologie mitbringt, habe ich die Möglichkeit des Mappings, womit diese Bausteine in eine einzige Ontologie eingeordnet werden können. Damit erreicht man eine enorme Flexibilität. Soll ein neuer Baustein eingefügt werden, so muss nur das Mapping erfolgen, um den neuen Baustein in der Ontologie der Anwendung nutzen zu können. Eine Art Vorzeige-Branche für den Einsatz semantischer Technologien gibt es derzeit nicht. Im Grunde kommen diese Technologien überall dort zum Einsatz, wo sich Anwender in irgendeiner Art und Weise mit Informationen befassen. Beispielsweise bei Juristen, die häufig an unterschiedlichsten Stellen zu einer Rechtsfrage recherchieren müssen. In einer Wissensgesellschaft brauchen alle Informationen. Wie allgemein oder wie individuell ist dann eine solche Lösung? Das ist eines der wesentlichen Probleme oder sagen wir besser Aufgaben beim Einsatz semantischer Technologien: Wir modellieren einen Anwendungskontext, der ausschließlich auf einen spezifischen Nutzen zugeschnitten ist. Die Art der Informationen, die Anwendungsfälle, die Business Cases der Unternehmen sind immer individuell, deshalb muss der Kontext immer neu angepasst und mit dem Kunden zusammen erarbeitet werden. Diese Arbeiten entscheiden über den Erfolg und die Qualität einer semantischen Lösung. Also ist jede Lösung letztlich immer eine individuelle Lösung? Sobald es keine allgemein erfassbaren Gruppen von Anwendern oder Unternehmen sind, ja. Wie kommt ein Unternehmen zu seiner Lösung, wenn es das nicht Out-of-the-Box gibt? Zunächst wird ein Konzept entworfen, um die groben Bestandteile der semantischen Lösung zu charakterisieren. Dies geschieht meist aus den Projektanforderungen heraus und wird vom Dienstleister als Vorarbeit übernommen. Danach werden in einer Reihe von Workshops mit dem Kunden zusammen die Ontologien entworfen, die speziell für die Lösung zugeschnitten sind. Dabei nutzt der Dienstleister in diesen Workshops das Expertenwissen des Kunden, um die Ontologien zu entwickeln. Also beide Seiten müssen an dieser Stelle Hand in Hand arbeiten: Der Dienstleister hat das Wissen und die Erfahrung für die Modellierung von Ontologien, der Kunde Expertenwissen in seinem Anwendungskontext. Geht man dabei von einem klar definierten Zweck aus?

4 Thema Das ist eine unserer wichtigsten Aufgaben als Dienstleister, diesen Zweck immer in den Mittelpunkt einer Lösung zu stellen. Ist dieser Teil der schwierigste? Das kann man so sagen. Dazu müssen die Experten der Unternehmen mit einbezogen werden, der ganze Vorgang erfordert hohe Prozesskenntnisse und Detailgenauigkeit, um das Wissen eines Unternehmens und den Zweck überhaupt erst einmal zu fixieren. Der Begriff der Semantik ist im Technologieset der IT schon länger gesetzt doch verstehen die Unternehmen und Anwender, was damit möglich ist? Man muss die Unternehmen in der Regel darauf hinweisen, dass es semantische Lösungen gibt, die Nutzen stiften können. Das Wissen darüber ist noch keineswegs Allgemeingut. Wir müssen den Unternehmen immer vermitteln, warum sich der Aufwand lohnt und welchen Stellenwert eine gemeinsam erarbeitete Ontologie hat. So ist es sicherlich auch eine Frage des Vertriebs, auf diese Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Zudem sind semantische Technologien nicht per se verständlich und stehen in dem Verdacht, so eine Art Zaubermaschine zu sein, die alles kann. Davon muss man sich verabschieden, solche Lösungen gibt es nicht. Entwickelt sich unsere Art und Weise, mit Informationen umzugehen, in eine semantische Richtung? Da muss es hingehen, das ist eine ganz natürliche und notwendige Entwicklung. Wenn sich ein Unternehmen nun verändert, weiterentwickelt, braucht es dann auch eine veränderte, eine neue Ontologie? Ja und nein. Man würde versuchen, den neuen Bereich zu erfassen und in die bestehende Ontologie zu integrieren. Da spielt sicher auch die Güte der bestehenden Ontologie eine Rolle, ob das funktioniert, ob dort beispielsweise Arbeitsmethodiken und Prozesse abgebildet waren. Man darf allerdings nicht den Fehler begehen, eine Welt-Ontologie entwickeln zu wollen, also zu viel abbilden zu wollen. Da stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis mehr. Übrigens wäre dieser umfassende Ansatz historisch gesehen eine der Grundideen des Semantic Web gewesen, nämlich mit einer umfassenden Ontologie die Informationsflut zu bändigen. Und: Ontologien lassen sich, wie gesagt, zusammenfassen, man muss keineswegs immer wieder bei null anfangen. Ontologien sind ja ein von den semantischen Anwendungen abgekoppeltes Dokument, da lassen sich Änderungen leichter erfassen und umsetzen als direkt in der Anwendung. Wie häufig müssen Ontologien tatsächlich getunt werden? Sicherlich dann, wenn sie Fehler enthalten oder wenn es Änderungswunsche gibt, also insbesondere in der Anfangsphase der Nutzung. Im Produktivbetrieb ergeben sich immer mal wieder neue Sachverhalte, die auch von den Experten im Unternehmen nicht vorhergesehen werden können. Darin unterscheiden sich semantische Lösungen nicht von anderen. Hat Semantik in ECM-Systemen eigentlich wirklich Fuß gefasst? Nein. Dort ist die Entwicklung gerade erst am Anfang, doch es wird sie geben. Die Umsetzung wird nicht zuletzt von den Wünschen der Anwender getrieben und dort ist das Wissen um semantische Lösungen eben noch nicht sonderlich verbreitet. Sind die Anwender bereit, für Lösungen mit semantischen Technologien ihr Budget zu erhöhen oder wird der Nutzen nicht erkannt? 22 23

5 KUTTIG IHRE DMS SPEZIALISTEN SHAREPOINT 2010 CONSULTING DMS Auf jeden Fall. Sobald ein Unternehmen erkannt hat, welchen Nutzen es daraus ziehen kann, wie damit die Produktivität verbessert wird und die Prozesse vereinfacht werden, ist man dazu bereit. Was haben wir vergessen zu fragen? Wir haben über die Modellierung von Ontologien gesprochen und den Anwendungskontext. Eine Semantik lebt von der Qualität der modellierten Ontologie, dass muss jedem Anwender klar sein. Deshalb treffen die Ontologisten mit den Experten der Unternehmen bereits in einer frühen Projektphase zusammen. Was muss denn der Ontologist können, bzw. wie sieht dessen Skillprofil aus? Wir sprechen über eine Berufsgruppe, die es so natürlich nicht gibt. Ein Ontologist muss den Zweck einer Ontologie genau verstehen und wissen, wie die dahinterliegende Technik funktioniert. Das erfordert sehr viel Abstraktionsfähigkeit auf der einen und sehr viel Einfühlungsvermögen in die Prozesse, Strategien und Informationsstrukturen des Unternehmens auf der anderen Seite. COLLABORATION ENTERPRISE 2.0 GOVERNANCE, RISKMANAGEMENT UND COMPLIANCE STORAGE DMS-WORKSHOPS FÜR 99 CENT* * 99 Cent pro Minute, Angebot gültig bis DMS MEETS ENTERPRISE 2.0, EUROPAPREMIERE UI2 BEEHOME Als Autor des Buches Semantik für Dummies geben Sie Ihren Lesern einen letzten Satz mit... William James, ein amerikanischer Philosoph, sagte einmal Aus vielen Worten entspringt ebensoviel Gelegenheit zum Missverständnis. Semantik kann dabei helfen, diese Missverständnisse zu vermeiden, ein Zitronenfalter faltet ja auch keine Zitronen n Besuchen Sie uns auf dem VOI- Partnerstand, Halle 7, Stand 16

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