Sehr geehrte Frau Regierungsrätin, Frau Abgeordnete, Frau Kantonsrätinnen Liebe Präsidentin vom BPW Club Rheintal, liebe Damen
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- Alke Zimmermann
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1 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 1 Frauen in der Politik BPW Rheintal Buchs Sehr geehrte Frau Regierungsrätin, Frau Abgeordnete, Frau Kantonsrätinnen Liebe Präsidentin vom BPW Club Rheintal, liebe Damen Es ist eine grosse Ehre für mich, dass ich zu dieser hochkarätigen Veranstaltung eingeladen worden bin. Das Thema des Abends sind Frauen in der Politik und das zwei Tage nach den Nationalratswahlen in der Schweiz. BPW sind eben immer am Puls der Zeit wie Präsidentin Heidi Bernegger beweist! Wir können gleich mit einer good news aus der Schweiz aufwarten: 33 Prozent des Nationalrates bestehen neu aus Frauen. Das sind soviele, wie noch nie. Natürlich freut mich das aber machen wir uns nichts vor. Mit der Erhöhung des Frauenanteils von zwei Sitzen nämlich von 62 auf 64 wird das Thema auch gleich wieder vom Tisch sein. Falls frau sich anmassen würde zu bemängeln, dass das ja nun wirklich das strikte Minimum sei, würden wir nur wenig Supporter
2 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 2 finden. Eh ja, was habt ihr denn, immerhin ist der Frauenanteil seit 1971 um 16 Prozent gestiegen. Es geht ja stetig vorwärts. Ja ganze1,8 Prozent pro Jahr. Gehen wir es also anders an: Wieviele Frauen braucht es in der Politik? Mit meiner Antwort tue ich mich etwas schwer, aber es ist nun mal so: Es bruacht genso so viele, wie gewählt werden. Das heisst nicht, dass ich finde, es habe genügend Frauen in der Politik. Im Gegenteil! Nur: sich erst am Wahltag, oder nach der Wahl darüber zu beklagen nützt nichts. Wenn wir wollen, dass Männer und Frauen nicht nur gleichberechtigt sind, sondern auch gleichwertig in allen Entscheidgremien beteiligt sind, gilt es vorzusorgen. Die Gründerin von BPW International, Lena Madesin Phillips hat vor über 80 Jahren gesagt: «Frauen sind dann gleichberechtigt, wenn Sie zur Hälfte an Macht und Reichtum beteiligt sind.» Von diesem Ziel, das eine der ersten Juristinnen der USA uns auf den Weg gegeben hat, sind wir noch weit entfernt. Halt, werden sie sagen, da gab es doch dieses eine Jahr, wo es im Bundesrat eine Frauenmehrheit hatte und wo auch das Nationalund das Ständeratspräsidium von Frauen besetzt
3 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 3 waren. Ja, das stimmt! Aber immerhin sind wir die Mehrheit im Lande und dass wir erst einmal seit Gründung des Bundesstaates 1848, oder sogar seit dem von der grössten Partei so oft zitierten Datum 1291, eine Mehrheit in allen hohen politischen Funktionen hatten, ist eigentlich keine Positivmeldung, sondern eher das Gegenteil. Aber kehren wir zur Vorsorge zurück. Was muss vor den Wahlen passieren, damit Frauen gewählt werden. Die meisten Frauen finden wir den Parteien, die in den 80er und 90er Jahren Frauenlisten, oder sogenannte Zebralisten hatten. Die Parteien, die Frauen vordere Listenplätze gaben, und damit aktive Frauenförderung betrieben. Das sind auch heute noch die Parteien, die den grössten Frauenanteil haben. Sie haben mit Quoten Normalität in der Geschlechtervertretung herbeigeführt. Welchen Einfluss die Nominierung auf die Wahl hat, zeigen die Zahlen dieses Jahres: Unter den Kandidierenden waren rund ein Drittel Frauen nun haben wir diesen Wert auch im Parlament erreicht. Wie sieht es aber nach Parteien aus? Partei Frauen Männer Total Männeranteil in % FDP 7 / 21,2% ,8
4 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 4 CVP 9 / 33,3% ,7 SP 25 / 58,1% ,9 SVP 11 / 16,9% ,1 EVP 2 / 100% 2 0 GLP 3 / 43% BDP 1 / 14,3% ,7 GPS 5 / 45,5% ,5 Das beweist: Wenn man will und aktiv etwas tut, um gesellschaftlichen Entwicklungen Nachdruck zu verschaffen, dann finden die gewünschten Änderungen auch statt. Und dann erhöht sich der Frauenanteil in 30 Jahren eben nicht nur um einige Prozente, sondern um 50 oder mehr Prozent. Dieses Jahr gab es auch eine Aktion von alliance F, dem Dachverband der Frauenorganisationen unter dem Titel: Clever wählen. Sie hatten pro Kanton die Frauen identifiziert, welche die grössten Chancen hatten, gewählt zu werden. Das hiess also, dass man taktisch wählen musste Es wurden die Frauen erwähnt, die auf Parteilisten mit den meisten Chancen auf Sitze waren. Einige Frauen waren darob ziemlich erbost, weil sie nicht in der Auswahl auftauchten. Ich denke, da gibt es effektiv einen Unterschied der Geschlechter: Während für Männer Taktik und Spieltheorie übliche Mittel der Macht sind, schrecken Frauen eher davor zurück. Kein Wunder: Nach Jahrhunderten der Unterdrückung,
5 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 5 der eigentlichen Rechtlosigkeit, des Kämpfens für grundlegende und selbtsverständliche Rechte, möchten wir einfach mal ganz selbstverständlich die gleichen Chancen haben. Und nicht, für das selbe Ziel immer noch sehr viel mehr leisten müssen als die Männer. Deshalb kommt immer wieder die Forderung nach Frauenquoten auf. Nur: wenn man heute eine Frauenquoten anspricht, ist die Diskussion nicht viel anders, als sie in den 70er, 80er und 90er Jahren waren. Und werden Führungsfrauen gefragt, ob sie für oder gegen eine Quote sind, antworten viele, mit leichter Abscheu in der Stimme, Ui, nein, ich möchte keine Quotenfrau sein. Das erstaunt: Denn: Die Schweiz ist sorgfältig darauf bedacht ist, dass alle Teile ihrer Bevölkerung überall angemessen vertreten sind und gehört werden. Um dieses Ziel zu erreichen gibt es ganz viele Quoten: - Im Bundesrat haben Parteien und Sprachregionen Quotenplätze. Man sagt dem Zauberformel. - Der Ständerat ist der Quotenrat der Kantone, wo jeder Kanton egal wie gross seine Bevölkerung oder seine Wirtschaftskraft ist, gleich viele Sitze hat. Dem sagt man föderalistischen Ausgleich.
6 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 6 - In der Bundesverwaltung gelten Sprachenquoten. - In der Regierung des Kantons Bern ist ein Quoten-Sitz für den Berner Jura reserviert. All diese Massnahmen dienen dem Zusammenhalt des Landes. Niemand soll zuviel Macht haben, alle sollen gleichermassen verantwortlich sein. Wir haben gar eine Zweitwohnungsquote eingeführt mit grossem Mehr der Stimmberechtigten. Das Ja zur Masseneinwanderungsinitiative bedeutet Kontingente, auch das nur ein anderes Wort für Quoten. Die Quote scheint ein probates Mittel zu sein, Probleme zu lösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Das Prinzip Diversity wurde in der Schweiz erfunden. Wir müssen es nur weiterentwickeln. Der Bundesrat hat das erkannt: Er hat beschlossen, den bundesnahen Betrieben und Anstalten eine Zielvorgabe zu machen: Bis 2020 sollen 30 Prozent der Verwaltungsrätinnen weiblichen Geschlechts sein. Der Bundesrat beschloss dies zeitgleich mit der schon immer geltenden Forderung, dass auch Sprachenquoten eingehalten werden müssen für unser Land genauso wichtig. Damit beweist die Regierung, dass es möglich ist, gleich zwei Quoten aufs Mal zu erfüllen. Der Bundesrat tut dies im Wissen darum, dass auch er als Gremium nach Quoten
7 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 7 zusammengesetzt ist. Und funktioniert! Und überhaupt: Ein Bundesrat ohne Frauen? Schlicht nicht mehr denkbar. Aber es wird weder einen Aufschrei geben, noch wird man allfällige Frauenforderungen ernst nehmen, wenn in einigen Wochen der Bundesrat wohl wieder aus fünf Männern und nur zwei Frauen bestehen wird. Die Geschicke eines Landes entscheiden sich aber nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Und hier sind wir weit von einem Frauenanteil von 30 Prozent in hohen Kadern entfernt: 92 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder der grössten Unternehmen in der Schweiz sind Männer. In den Verwaltungsräten sind es 85 Prozent. Und dies obwohl: etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung weiblichen Geschlechts sind, rund 80 Prozent der Frauen (im Erwerbsalter) erwerbstätig sind und rund 80 Prozent der Kaufentscheide von Frauen getroffen werden. Das heisst also, dass der grösste Teil der Firmen zwar weibliche Angestellte hat und Frauen darüber entscheiden, ob die Produkte dieser Firmen gekauft werden aber sie haben das Gefühl, dass sie in ihren Männerrunden schon
8 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 8 wüssten, was gut fürs Geschäft sei. Konsequenterweise hätte man bei der Rettung der UBS dann gleich sagen müssen, dass im Falle eines Verlustes dann nur die Männer den Schaden zu bezahlen hätten. Verschiedene Studien, wie bsp. «Why Women Matter» der Beratungsfirma McKinsey kommen zum Schluss: Durch die höhere Beteiligung von Frauen in den Führungsetagen steigt auch der Unternehmenserfolg. Und das Credit Suisse Research Institute folgert im Bericht "Gender Diversity and the Impact on Corporate Performance": In den vergangenen sechs Jahren entwickelte sich der Aktienkurs von Unternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat besser als der anderer Firmen. Es gibt keinen Grund nicht möglichst schnell auf diese Ressource zurückzugreifen. Und damit sind wir wieder in der Politik: Wenn die Wirtschaft es nicht schafft, das selber zu tun, muss die Politik ihr eben zum Glück verhelfen. Man könnte fixe Zielwerte einführen. Genauso wie man vorschreibt, dass der CO2-Ausstoss um so und soviel reduziert werden muss, kann man doch auch festschreiben, dass der Männeranteil im Kader reduziert werden muss. Die Revision des Aktienrechts, wie sie vom Bundesrat
9 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 9 vorgeschalgen wurde, sieht eine solche Zielquote von 30 Prozent für Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte vor. Aber glauben Sie mir, die Vorlage war schon vor den Wahlen umstritten, mit dem neuen Parlament müssen wir uns nun definitiv keine Hoffnungen mehr machen. Das mag auch vielen Frauen recht sein. Nämlich all denen, die vergessen, dass wir nie etwas alleine erreichen. Wir brauchen immer ein Umfeld, dass unsere Wünsche und Forderungen befördert. Wir brauchen Gleichgesinnte, die für das Anliegen einstehen. Wir sind heute da, wo wir sind, wegen unserer Vorfahrinnen, die für Frauenrechte gekämpft haben. Jede Frau in einer Führungsposition in Politik oder Wirtschaft ist dort, weil viele andere Frauen vorher dafür gekämpft haben. Nur, erlauben Sie mir eine sehr persönliche Bemerkung: Diejenigen Parteien, die einzelne Bevölkerungsgruppen als minderwertig betrachten zurzeit sind es Ausländer, Flüchtlinge, Asylbewerber, aber auch Invalide und Sozialhilfebezüger, die werden auch den Frauen gegenüber keine Gnade walten lassen. Und wir werden vermehrt wieder zu hören bekommen: Wir sind schon für Frauen, wenn sie fähig sind. Nun, mit dem können wir leben, wir
10 Monique Ryser, Immediate Past President BPW Switzerland 10 drehen es einfach um: Wir sind schon für Männer, in allen Positionen wenn sie fähig sind. Und drehen wir doch auch einfach mal die Prozentzahlen um und fragen: Welche Rechtfertigung gibt es für einen Männeranteil von 85, 83 oder 78 Prozent?
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