Erfahrungsbericht über den Studienaufenthalt an der Millersville University of Pennsylvania im Wintersemester 2012

Transkript

1 Erfahrungsbericht über den Studienaufenthalt an der Millersville University of Pennsylvania im Wintersemester 2012 Victoria Krasnov

2 Vorbereitung Mein Auslandssemester in den USA begann bereits mit der Vorbereitung in Deutschland. Neben der eigentlichen Bewerbung und der daraufhin erfolgten Zusage, folgte ein stressiger Teil, der aber definitiv mit einer guten Planung zu bewältigen ist. Dazu gehört: a) die Beantragung des Visums b) das Ausfüllen des Medical Packets c) das Finden einer Unterkunft in Millersville d) die Anrechnung der belegten Kurse e) und die Abschließung einer Auslandskrankenversicherung Bezüglich des Visums sollte man sich genau an die Angaben des Konsulats halten, um etwaige Probleme zu vermeiden. Bei der Versicherung ist es empfehlenswert verschiedene Versicherungstypen miteinander zu vergleichen. Ich entschied mich für die günstigste Variante und wählte den ADAC. Jedoch sollte man hierbei beachten, dass im Krankheitsfall ein Eigenanteil zu leisten ist. Neben der Versicherung muss man sich zusätzlich um das sog. "medical packet" kümmern. Hierbei muss man auf ca. 12 Seiten seinen Gesundheitszustand darlegen und von einem Arzt unterzeichnen lassen. Was die Unterkunft in Millersville betrifft gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten. Das "dorm", in diesem Falle die "Diehm Hall", in der alle internationalen Studenten untergebracht sind, das Millersville International House (MIH) oder ein privates Appartement. Ich wählte das MIH, weil es im Vergleich zum dorm preiswerter ist und man nicht zum Kauf eines meal plans gezwungen war.

3 Entscheidet man sich für das Studentenwohnheim so ist der Kauf des meal plan mit drei Mahlzeiten verpflichtend. Das MIH ist eine christliche non-profit organization, die es internationalen Studenten ermöglicht mit amerikanischen Studenten zusammen zu leben. Ich empfand es als sehr angenehm von Beginn an mit amerikanischen Studenten Zeit zu verbringen und so viel schneller zum Teil einer größeren Gemeinschaft zu werden. So verbrachte ich z. B Thanksgiving und Weihnachten jeweils bei zwei Freundinnen, die ich im MIH kennen gelernt habe. Die Mitarbeiter im MIH sind auf internationale Studenten perfekt vorbereitet und helfen einem auch bei kleinen Alltagsproblemen. Im Mietpreis sind auch 3 tägliche Mahlzeiten enthalten sowie zahlreiche gemeinsame Aktivitäten. Jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass bedingt durch eine christliche Orientierung gewisse Regeln im Haus existieren, die man aus Deutschland in dieser Form vielleicht nicht kennt. Kurse und Professoren Vor Beginn des Semesterstarts hat man bereits in Deutschland die Möglichkeit seine Kurse in Millersville zu wählen. In Anbetracht einer späteren Anrechnung kann man so besser entscheiden, welche Kurse einen interessieren und angerechnet werden können. In Millersville hat man dann immer noch die Gelegenheit Kurse zu wechseln oder zu streichen. Ich hatte 5 Kurse belegt, die 2-3mal die Woche stattfanden. Da das amerikanische System sehr verschult ist, ist man praktisch zur Anwesenheit gezwungen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Ebenfalls ist es nicht ungewöhnlich, dass man wöchentlich an einem Quizz teilnehmen muss, welches den Inhalt der vergangenen Stunden abfragt. Jedoch hängt dies auch sehr stark vom Studienfach und dem jeweiligen Professor ab. Als Powi Studentin hatte ich ausschließlich government Kurse. Der Arbeitsaufwand war im Vergleich zu Deutschland deutlich intensiver. So hat man beispielsweise Unmengen an Texten zu lesen und regelmäßige paper assignments bilden einen großen Bestandteil der Kurse. Obwohl die Vor- und Nachbereitung sehr zeitintensiv ist, würde ich die Qualität und das Niveau als nicht überdurchschnittlich hoch einschätzen. 100er und 200er Kurse dienen zur inhaltlichen Einführung und werden oft von Erstsemestern besucht. 300er und 400er Kurse sind qualitativ höher, was auch dazu führt, dass diese auch von Studenten besucht werden, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Ich erlebte die Professoren als sehr hilfsbereit, die ein offenes Ohr für ihre Studenten haben. Sie werden schon vorab darüber informiert, ob ein Austauschstudent einen ihrer

4 Kurse belegt. Man sollte auf jeden Fall ihre Sprechstunde nutzen um sich kurz vorzustellen und/oder inhaltliche Fragen zu besprechen. Zu Beginn war meine größte Sorge, dass Sprachprobleme zu einer Beeinträchtigung meiner Teilnahme führen könnten. Dies war aber komplett unbegründet, da man sehr schnell mit der Sprache vertraut wird und ein Gefühl dafür entwickelt wie Professoren lehren. Zudem kommt es oft vor, dass man bestimmte inhaltliche Themen bereits in Deutschland durchgenommen hat. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Bücher für die Kurse. Die Studenten kaufen oder leihen sich ihre Bücher selbst. Ich würde davon abraten sich die Bücher selbst zu kaufen. Die Uni-Bibliothek bietet über E-ZBorrow die Möglichkeit an, sich die Bücher kostenfrei zu leihen. Bücher die man über diesen Service nicht erhält kann man sich über half.com oder chegg.com kostenpflichtig für das ganze Semester leihen. Leben in Millersville Millersville gehört zu Lancaster County und ist mit ca Studenten eine kleine Uni- Stadt. Der Campus erstreckt sich über einige Kilometer und ist besonders im Sommer wunderschön. Die Ausstattung der Uni beinhaltet neben zahlreichen Computerräumen und den zwei großen Speisesälen ein umfassendes Sportgelände. Dazu gehören ein Fitnessstudio, eine Schwimmhalle, Tenniscourts sowie ein Stadion. Einen guten Überblick erhält man bereits in der Orientierungswoche zu Beginn des Semesters. Das Global Education Office organisiert für alle internationalen Neuankömmlinge eine Orientierungswoche. Hier haben die internationalen Studenten die Möglichkeit sich mit amerikanischen Studenten, die bereits im Ausland waren auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Außerdem beinhaltet die Einführung eine ausführliche Campustour, den Besuch der Park City Mall, einer Amishfarm und Lancasters. Lancaster, das mit dem Auto in ca. 10 min und mit dem Bus in 20 min. zu erreichen ist, bietet mit seinen Bars und Kneipen eine gute Möglichkeit einen entspannten Abend zu verbringen. Wer gerne einkauft wird in den zwei großen Outlets in Lancaster auf seine Kosten kommen. Außerdem verfügt Millersville noch über einen Supermarkt. Jedoch muss man sich auf deutlich höhere Preise als in Deutschland einstellen. Für einen Saft drei Dollar auszugeben ist leider nicht ungewöhnlich. Wen es in den Ferien oder an den langen Wochenenden in die Ferne zieht, sollte auf jeden Fall die gute Lage von Pennsylvania nutzen. Städte wie Philadelphia, Washington D.C. oder New York sind sehr gut mit dem Zug (Amtrak) oder Mega Bus (günstiges Busunternehmen) zu erreichen. Zudem kann ich es nur empfehlen sich auch mal

5 ein Auto zu mieten. Ich habe mir mit drei anderen Studenten ein Auto gemietet mit dem wir zu den Niagara Fällen gefahren sind. Das Reisen an sich bietet einem die Möglichkeit die verschiedenen Facetten Amerikas kennen zu lernen. Das F1 Visum erlaubt es einem bis zu 60 Tage nach Abschluss des Semesters im Land zu bleiben. Ich habe die Möglichkeit genutzt und bin knapp 4 Wochen mit einer Freundin quer durch das Land gereist. Abschließend kann ich nur jedem empfehlen die Chance zu nutzen und ins Ausland zu gehen. Ich habe die Menschen, die ich in den USA kennen gelernt habe als warmherzig, offen und hilfsbereit erlebt. Man wächst sprichwörtlich über sich hinaus. Neben tollen Erlebnissen wird es auch schwierige Momente geben, aber rückblickend sind auch diese prägend und man vergisst diese Zeit nie wieder.