UNIVERSITY COLLEGE LONDON

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1 MARKING SCHEME UNIVERSITY COLLEGE LONDON Under no circumstances are the attached papers to be removed from the examination room by the candidate. UCL Language Centre 2002 LANG0G04: GERMAN LEVEL 4 (D) Reading and Writing Examination This examination counts for 35% of your final mark. It assesses the following two skills: READING SKILLS (20%) WRITING SKILLS (15%) Duration: 2½ hours Integrated Reading/Writing Tasks Reading (out of 40) Linguistic Competence (out of 12) Pure Writing Task Linguistic Competence (out of 12) Content (out of 6) TOTAL (out of 70) 1 st Marker 2 nd Marker Agreed Result Out of 70 % Grade 1 st Marker s signature 2 nd Marker s signature To be completed by the Visiting Examiner if the above agreed result is amended after review Reason for amending agreed result /70 % Grade Visiting Examiner s signature

2 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 1 In this examination you can obtain a maximum of 70 points which are awarded as follows: Reading Skills: 40 points Reading Competence: 40 points Writing Skills: 30 points Linguistic Competence: 24 points Content: 6 points Answer ALL questions in GERMAN in the space provided after each question. In order for your script to remain anonymous do NOT use your name when completing the tasks. Lesen Sie den folgenden Text. DOCUMENT A Viele Grüße aus Frankreich Sprachen können Kinder nicht früh genug lernen. Aber mit neun für ein halbes Jahr allein nach Frankreich? Erfahrungen einer Austauschschülerin. A B C Juliane ist neun und für ein halbes Jahr Austauschschülerin in Frankreich. Sieglinde Paul hat ihre Tochter Anfang März bei der Familie Vérennes in Saint-Raphaèl abgegeben. Ein Wiedersehen gibt es erst im September. Bis dahin beschränkt sich der Kontakt auf maximal einen Brief und ein Telefonat die Woche - Juliane soll sich nicht ständig an zu Hause erinnern, damit sie sich schneller einlebt. En famille Deutschland, der Verein, der den Austausch für Grundschüler mit Frankreich und England organisiert, empfiehlt die Kontaktarmut. Und es wirkt: Wenn Juliane mit ihrer Mutter telefoniert, sagt sie bereits ständig oui statt ja. Dass Kinder bereits im Grundschulalter anfangen sollen, eine Fremdsprache zu lernen, darin ist sich das Gros der Pädagogen, Forscher und Politiker inzwischen einig. Die Kinder sind motiviert, haben kaum Sprechangst und entwickeln eine gute Aussprache - das zeigen Untersuchungen und die pädagogische Praxis. Der frühe Fremdsprachenunterricht macht heute schon in Kindergärten Schule. Dass eine Sprache am schnellsten lernt, wer ganz in sie eintaucht, in ihr lebt, denkt, träumt - das glaubt man auch ohne Studien. Aber mit neun für ein halbes Jahr allein nach Frankreich? Die Idee, bereits Grundschüler Auslandserfahrungen sammeln zu lassen, stammt von einem Lehrer aus Frankreich, der 1978 den ersten Austausch organisiert und En famille international gegründet hat. Mittlerweile gibt es Nachahmer. En famille hat in seiner Geschichte über 800 Kinder vermittelt. Nur wenige haben vorzeitig abgebrochen, etliche bestanden das Abenteuer gleich zweimal CONTINUED

3 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 2 D E F G H I Die Erfahrung von En famille zeigt, dass der erste Monat in der Austauschfamilie der schwierigste ist. Die Kinder sind fremd, sprachlos, auf die Austauschpartner fixiert. Aber mit 9 sind Kinder noch im Moment zu Hause. Mit 12, 13 haben Austauschschüler schon mehr Schwierigkeiten, sich zu integrieren auch weil der Ballast an Gewohnheiten größer ist. En famille merkt das immer wieder, wenn sich die in die Pubertät gekommenen Kinder ein zweites Mal für Monate ins Ausland aufmachen. Die Gasteltern von Juliane, Martine und Félix Vérennes, sind Europäer durch und durch. Die Auslandsaufenthalte ihrer Kinder sind für sie auch so etwas wie ein Statussymbol. Sélènes Schwester Marjolaine war im Alter von neun bis elf in einem Internat in England, danach acht Monate in Hannover. Sélène soll im September für ein halbes Jahr nach England. Die Reisetätigkeit der Vérennes-Kinder stößt dabei nicht auf uneingeschränkte Bewunderung. 90 Prozent der Leute lehnen ab, was wir mit unseren Kindern machen. Sie halten sie für zu jung für einen längeren Auslandsaufenthalt, sagt Sélènes Vater. Doch die Vérennes sind sich sicher: Irgendwann wird der Gang ins Ausland im Grundschulalter so normal sein wie der Pausengong. Ihre Zuversicht hat viel zu tun damit, was neuerdings in Frankreich Politik ist. Jack Lang, der französische Bildungsminister hat sich zum Ziel gesteckt: Jeder europäische Bürger sollte zwei moderne Fremdsprachen lernen. Die erste möglichst in der Grundschule. Nach drei Monaten in Saint-Raphaèl besteht Julianes Französisch aus einzelnen Wörtern und einfachen kurzen Sätzen. Manchmal lässt sie Hände sprechen. Die kindliche Klientel von En famille lernt die Zweitsprache wie die erste auch: über Zuhören und Reden. Keine Grammatikorgien, keine Vokabelpaukerei. Nach ein paar Wochen fangen die Kinder schon wie von selbst an, lautgetreu zu schreiben. Richtig schreiben und lesen können sie aber auch nach sechs Monaten nicht. Sie lernt schnell, muss Julianes Mathematiklehrer in Frankreich zugeben. Trotzdem hat er so seine Bedenken. Von den Inhalten des Unterrichts bekomme sie nur die Hälfte mit. Juliane versäume Basiswissen. Seiner Meinung nach ist neun Jahre ein bisschen früh für einen Austausch. Die Kinder sollten sich erst einmal intensiv mit der Muttersprache beschäftigen. So ein früher Austausch sei nur etwas für Kinder mit einer außergewöhnlichen Intelligenz, sagt auch der Direktor der Schule. Die Vermittler von En famille kennen jedoch keinen Fall von Schulversagen, der auf einen Schüleraustausch im Grundschulalter zurückzuführen war. Was nicht daran liegt, dass nur kleine Genies am Programm teilnehmen. Nach den Noten wird bei der Auswahl nicht gefragt. Was zählt, ist der Charakter. Wie kommt das Kind mit den Schulkameraden zurecht, wie mit den Geschwistern. Wie wird es mit Enttäuschungen fertig: Die Organisation holt Informationen über die Bewerber beim Schulleiter und Klassenlehrer ein, bei Familien im Umfeld. Zu jung ist für sie kein Argument gegen den Austausch, zu ehrgeizige Eltern schon TURN OVER

4 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 3 J K L Nicht nur das Kind, auch seine Familie wird auf den Prüfstand gestellt. Fragebogen, Hausbesuch und großes Treffen mit allen Familien, die sich bewerben, gehören zum Auswahlverfahren. Die Eltern müssen loslassen können und ihren Kindern nicht das Schwarzbrot oder die Wollsocken hinterherschicken wollen. Die Gastfamilie, die ein halbes Jahr lang die Erziehung übernehmen wird, braucht einen Vertrauensvorschuss. Genauso müssen Eltern bereit und geeignet sein, ein fremdes Kind in die eigene Familie zu integrieren. En famille hat sich nicht zum Ziel gesetzt, dem Kind im Ausland eine Kopie der gewohnten Welt zu bieten. Doch es sollte nicht das krasse Gegenteil vorfinden. Ziel des Austausches ist es auch nicht, dass die Kinder die dicksten Freunde werden. Sie sollen wie Geschwister sein. Und unter Geschwistern gibt es eben auch einmal Streit. Es geht auch nicht nur um die Sprache. Es geht um das Erlebnis, das Eintauchen in eine andere Kultur. Das volle Programm. Auch wenn das Kindsein im Ausland sich zum Freizeitstress auswachsen kann. Selbstbewusster kommen sie zurück, offener und mutiger, sagen die Eltern über ihre Kinder. Dennoch: Problemlos ist die Rückkehr nicht. Oft müssen die kindlichen Auswanderer auf Zeit erst wieder heimkehren in ihre Sprache. 46 Fehler im Deutschdiktat - das kann passieren. Der Stoff eines halben Jahres muss nachgelernt werden. Meist geht das schneller als erwartet: Das Gehirn ist an Überstunden gewöhnt. Manchmal muss ein Kind aber auch eine Klasse wiederholen. Um Julianes schulische Leistungen macht sich ihre Mutter keine Sorgen. Juliane hat bereits angekündigt, dass ihr Frankreichtrip nur eine erste Station war. Als Nächstes will sie nach England Nach Dorothée Stöbener Die Zeit 33, 2001 CONTINUED

5 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 4 Task 1 Suchen Sie im Text ein synonymes Wort oder eine synonyme Wendung für die folgenden Wörter / Wendungen / Definitionen und geben Sie an, in welcher Zeile im Text Sie das Synonym gefunden haben. (10 points) [Reading Competence: 10 points] a. Abschnitt A sich limitieren (1 point) sich beschränken (Zeile 3) b. Abschnitt C Leute, die andere Leute imitieren (1 point) die Nachahmer (Zeile 19) c. Abschnitt C viele (1 point) etliche (Zeile 21) d. Abschnitt E ganz und gar (1 point) durch und durch (Zeile 29/30) e. Abschnitt F der Optimismus (1 point) die Zuversicht (Zeile 38) f. Abschnitt G die Kundschaft (1 point) die Klientel (Zeile 45) TURN OVER

6 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 5 g. Abschnitt H die Zweifel (1 point) die Bedenken (Zeile 50) h. Abschnitt H verpassen (1 point) versäumen (Zeile 51) i. Abschnitt I das Scheitern, der Misserfolg (1 point) das Versagen (Zeile 56) j. Abschnitt J die Methode (1 point) das Verfahren (Zeile 66) [ability to understand detail, paraphrase] RC LC CONTINUED

7 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 6 Task 2 Vergleichen Sie die Aussagen des Textes mit den folgenden Behauptungen. Wird das im Text gesagt, Ja oder Nein? Wenn die Antwort Ja lautet, geben Sie bitte an, in welcher Zeile / in welchen Zeilen des Textes Sie die Aussage gefunden haben (Geben Sie nicht mehr als 3 Zeilen an!): (10 points) [Reading Competence: 10 points] Ja/Nein Zeile(n) a. Pädagogen, Forscher und Politiker sind der Meinung, dass Kinder schon im Grundschulalter an einem Austausch teilnehmen sollten. N - b. Kinder fangen heutzutage schon im Kindergarten an, eine Fremdsprache zu lernen. J 12/13 c. Die meisten Kinder, die En famille ins Ausland vermittelt hat, haben den Auslandsaufenthalt zu Ende gebracht. J d. In der Pubertät fällt es Kindern schwerer, sich im Ausland einzuleben. J e. Die Kinder lernen in den sechs Monaten, die sie im Ausland verbringen, die Fremdsprache sprechen, schreiben und lesen. N - f. Viele Kinder scheitern in der Schule, nachdem sie an einem Schüleraustausch im Grundschulalter teilgenommen haben. N - g. Es ist wichtig, dass die Grundschüler gut in der Schule sind, wenn sie an einem Austausch mit En famille teilnehmen wollen. N - h. Die Eltern des Austauschkindes müssen in der Lage sein, der Gastfamilie von Anfang an Vertrauen zu schenken. J i. Das (Familien-)Leben im Ausland sollte zumindest ein paar Ähnlichkeiten mit dem (Familien-)Leben zuhause aufweisen. J 72 j. Viele Kinder verlernen während ihres Auslandsaufenthaltes ihre Muttersprache ein bisschen. J TURN OVER

8 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 7 RC LC [ability to extract specific information, to understand detail] CONTINUED

9 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 8 Task 3 Fassen Sie zusammen: Nach welchen Kritierien wählt En famille die Teilnehmer für einen Austausch aus? Welche Voraussetzungen müssen Kinder und Eltern erfüllen? Schreiben Sie ungefähr Wörter. (14 points) [Reading Competence: 8 points] [Linguistic Competence: 6 points] die Entscheidung basiert auf Informationen über die Bewerber, die bei den Lehrern und Familien im Umfeld eingeholt werden, auf Hausbesuchen, Fragenbogen und der Teilnahme an einem Treffen der Bewerberfamilien der Charakter des Kindes spielt eine entscheidende Rolle das Alter der Kinder spielt keine Rolle Umgang der Kinder mit ihren Klassenkameraden und Geschwistern wie wird das Kind mit Enttäuschungen fertig Eltern dürfen nicht zu ehrgeizig sein Eltern müssen loslassen können, der Gastfamilie vertrauen Eltern müssen bereit sein, ein fremdes Kind in die Familie zu integrieren Noten spielen keine Rolle RC LC [ability to summarize a text] TURN OVER

10 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 9 Task 4 Im Text werden Argumente für und gegen einen Austausch im Grundschulalter genannt. Welche dieser Argumente sind Ihrer Meinung nach die 3 wichtigsten Argumente dafür und dagegen? Begründen Sie Ihre Meinung! Fallen Ihnen noch andere Argumente ein? Schreiben Sie ungefähr Wörter. (18 points) [Reading Competence: 12 points] [Linguistic Competence: 6 points] pro contra RC LC je früher man eine Fremdsprache lernt, desto besser (½) zu jung (½) mit 9 oder 10 ist es leichter, sich im Ausland einzuleben als in der Pubertät (1) leichter Spracherwerb, keine Grammatikorgien, keine Vokabelpaukerei (1) haben später keine wirklichen Probleme in der Schule (½) schwerer Anfang: fremd, sprachlos, auf den Austauschpartner fixiert (1) lernen die Fremdsprache nicht richtig lesen und schreiben (½) versäumen Basiswissen (½) werden selbstbewusster, offener, mutiger (1) zu viel Freizeitstress (½) Keine Sprechangst verlernen Muttersprache (½) müssen Klasse wiederholen (½) [ability to respond to and evaluate a text] CONTINUED

11 GERMAN SYLLABUS D LANG0G04 and LANG1G14 Page 10 Task 5 Beantworten Sie eine der beiden Fragen. Schreiben Sie ungefähr 300 Wörter. (18 points) [Linguistic Competence: 12 points] [Content: 6 points] a. Im Untertitel des vorliegenden Zeitungsartikels heißt es: Sprachen können Kinder nicht früh genug lernen. Ist das auch Ihre Meinung? Berichten Sie auch von Ihren eigenen Erfahrungen beim Fremdsprachenerwerb. ODER b. Teilen Sie die Meinung von Jack Lang, dass jeder europäische Bürger zwei moderne Fremdsprachen erlernen sollte? Geben Sie Beispiele für Ihre Argumente an. Gehen Sie auch auf die Bildungspolitik in Bezug auf Fremdsprachen in Ihrem Heimatland ein. LC CON END OF PAPER

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