Beschaffungsplanung
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- Herbert Engel
- vor 7 Jahren
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1 2 Beschaffungsplanung Zur Beschaffungsplanung zählen alle Handlungen, die darauf gerichtet sind, Engpässe innerhalb des Unternehmens und auf dem Beschaffungsmarkt im Hinblick auf die für die Produktion bereitzustellenden Güter zu bewältigen. Prüfung, welche Materialien selbst zu fertigen sind und welche fremd zu beziehen sind. Bei der Entscheidung zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug ist neben dem Kostenziel auch das Sicherungsziel der Materialwirtschaft zu beachten, das danach strebt, über die für die Produktion benötigten Güter auch in der erforderlichen Menge und Qualität sowie zum richtigen Zeitpunkt zu verfügen. Kosten so gering wie möglich halten Sicherstellung der für die Produktion bzgl. Menge und Qualität 2.1 Make or Buy Es gibt unterschiedliche Problembereiche: o Materialien oder Zwischenprodukte werden nur für gewisse Arbeitsgänge an fremde Untenehmen gegeben, welche diese in Form von Lohnarbeit bzw. Fremdarbeit durchführen. o Sind verschiedene Produkte aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt (montiert), so ist zu prüfen, inwieweit diese Einzelteile vom Unternehmen selbst erstellt oder von anderen Unternehmen fremdbezogen werden sollen (EigenersteIlung oder Fremdbezug von Einzelteilen). o Entstehen nach einer Anzahl von Arbeitsgängen marktfähige Zwischen- oder Vorprodukte, so kann das Unternehmen diese auf Vorstufen des einzelnen Produktionsprozesses herstellen oder von fremden Produzenten kaufen (Eigenfertigung oder Fremdbezug von Zwischen- bzw. Vorprodukten). Beim Fremdbezug handelt es sich um ein zusätzliches Produktionsverfahren. Annahme: die Güter werden getrennt von den eigenen Arbeitsgängen hergestellt die fremdbezogenen Gütermengen müssen die Fertigungsgrenzkosten der Eigenproduktion durch Fremdbezugskosten ersetzen, die in Fremdarbeit erzeugten Produktmengen sind nicht den Kapazitätsgrenzen des eigenen Betriebes unterworfen sind, aber gewisse Höchstmengen, die vom Fremdhersteller festgelegt werden können, können auch nicht überschritten werden Es treten keine Kapazitätsengpässe auf, weder beim Fremdhersteller noch beim Eigenhersteller Wahl, ob Eigen- oder Fremdfertigung richtet sich dann nur danach, ob die Fertigungskosten der Eigenproduktion kleiner (oder gleich) bzw. größer als die Bezugskosten sind, wenn man die Teile bei einem Fremdhersteller bezieht. Rolf.Baumanns/ Rainer Brockmann/ Irene Weininger WS 2008/2009 Seite 1
2 Probleme des Fremdbezugs: Optimale Lagerhaltungsplanung Optimale Bestellmenge/Bestellmengenplanung Qualitätssicherung Das Entscheidungsproblem tritt nur auf bei: o Einzelteilen, die mit den im Unternehmen vorzufindenden Produktionsmitteln selbst erzeugt oder aber auch fremdbezogen werden können (z. B. KFZ-Zubehörteile wie Schraubenschlüssel und Wagenheber). o Ausschlaggebend für die Entscheidung ist nicht nur das Verhältnis von Herstell- zu Fremdbezugskosten, sondern auch das Problem der optimalen Bestellpolitik (Lagerkosten). Fremdbezogene Teile verursachen nämlich Lagerkosten. Bei Einzelteilen, die unbedingt selbst erstellt werden müssen, weil sie zur Kernkompetenz des Unternehmens gehören und bei Teilen, die auf jeden Fall fremdbezogen werden müssen, weil man nicht über die notwendige Kompetenz verfügt, diese zu fertigen, stellt sich die Frage nach make-or-buy nicht. 2.2 Beschaffung und Lagerhaltung - Weitgehende Unabhängigkeit der Produktion von der Beschaffung - Günstiger Beschaffungspreis durch hohe Abnahmemengen - Hohe Kosten durch Kapitalbindung - So gut wie keine Fehlmengen Prinzipien der externen Materialbeschaffung o Einzelbeschaffung im Bedarfsfall Charakteristisch für die auftragsorientierte Einzelfertigung, oder bei teuren A-Teilen der industriellen Produktion. Vor allem sinnvoll bei auftragsorientierter Einzelfertigung (A-Teile) Auch sinnvoll wenn bewusst Fehlmengen einkalkuliert werden o Vorteil: o Nachteile: Lagerkosten sind minimal Niedrige Lagerkosten bei Spezialbestellungen In der Regel hohe Beschaffungskosten bei vielen Einzelbestellungen Hohe Gefahr, dass Fehlmengen auftreten und dadurch der Produktionsprozess zeitweise zum Erliegen kommt Rolf.Baumanns/ Rainer Brockmann/ Irene Weininger WS 2008/2009 Seite 2
3 o Einsatzsynchrone Beschaffung Umsetzung des Just-in-Time-Prinzips Etabliert in der Automobilindustrie für etwa % der Teile (sog. A und B-Teile) in Form der Just-in-Time-Beschaffung bzw. Anlieferung Vor allem in der Massenfertigung im Einsatz Verpflichtung des Materiallieferanten die benötigten Materialmengen nach Qualität und Lieferzeitpunkten synchron zum Fertigungsablauf im Betrieb des Abnehmers bereitzustellen o Vorteile: Minimum an Vorratshaltung Vertragliche Verpflichtung für Qualität, Lieferzeitpunkt usw. Kein Risiko von Fehlmengen Minimierung der Lagerkosten Hohe Kosten durch hohen Informationsbedarf Vor allem bei der Massenfertigung o Vorratshaltung o Vorteile: weitgehende Unabhängigkeit der Beschaffung von der Produktion So gut wie keine Fehlmengen größere Bestellmengen günstigere Beschaffungspreise eventuell niedrigere Transportkostensätze o Nachteil: höhere Kosten in der Lagerhaltung Hohe Kosten durch Kapitalbindung Man möchte eine Unabhängigkeit der Beschaffung von der Produktion erreichen. Hauptfunktionen der Lagerhaltung: o Aufbewahrungsfunktion Lagerung bedeutet hier die Aufbewahrung von Gütern, die im Zusammenhang mit dem Betriebsprozess stehen (z. B. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, bezogene Teile, Werkzeuge, Ersatzteile sowie Zwischen- und Fertigerzeugnisse) Lagerung von Fertigerzeugnissen in Absatzlagern wird der Absatzwirtschaft zugeordnet o Puffer- bzw. Ausgleichsfunktion Ausgleich von Leistungsgradschwankungen und Planungsfehlern um den termingerechten Beginn und kontinuierlichen Ablauf eines jeden Produktionsprozesses zu gewährleisten Rolf.Baumanns/ Rainer Brockmann/ Irene Weininger WS 2008/2009 Seite 3
4 Nebenfunktionen der Lagerhaltung o Sicherheitsfunktion Ausgleich von Unsicherheiten des Zu- und Abgangs von Gütern aufgrund von o Störungen und Schwankungen auf dem Beschaffungsmarkt (z.b. Mineralölreserven) o Mehrverbrauch (Ausschuss) in der Produktion o Spekulationsfunktion aufgrund möglicher o Preissteigerungen o Qualitätsänderungen o Produktiv- bzw. Veredelungsfunktion o Lager als Bestandteil des Produktionsprozesses o Qualitätsänderung (z. B. durch Alterung, Gärung, Trocknung) o Kompensation saisonaler Schwankungen o Auseinanderfallen von Angebot und Nachfrage (z.b. landwirtschaftl. Produktion) Verschiedene Lagerarten und funktionale Ausprägung: Lagerart Funktion Bemerkung Eingangslager (Beschaffungslager) Ausgleichsfunktion zeitlich unterschiedlich strukturierte Prozesse im Beschaffungs- und Erzeugungsbereich werden ausgeglichen. Wichtig bei der Vorratshaltung Zwischenlager Pufferfunktion Zeitpuffer zwischen denjenigen Produktionsprozessen, die sich in den Bearbeitungszeiten unterscheiden Bewegte Lager Aufbewahrungsfunktion Das Fördermittel nimmt die Funktion der Lagerung wahr, da man z.b. für die Abkühlungszeit sonst besonderen Lagerraum benötigt hätte Produktivlager Produktiv- bzw., Veredelungsfunktiotionsprozess eigene Fertigungsstufe im Produk- (z.b. Kellereien) Absatzlager Aufbewahrungsfunktion Aufbewahrung von Fertigprodukten oder veräußerungsfähigen Zwischenprodukten Rolf.Baumanns/ Rainer Brockmann/ Irene Weininger WS 2008/2009 Seite 4
5 Entscheidungen beim Aufbau eines Lagerhaltungssystems: 1. Anzahl, Art, Kapazität und Standorte der Lager Wird beeinflusst durch folgende Faktoren: o Produktionsprogramm o Fertigungsverfahren o Beschaffungspolitik o Beschaffungsmarkt 2. Wahl der Standorte der Materialien bzw. Güter innerhalb eines Lagers o Minimierung der Zugriffszeiten o Anordnungsprinzip i. Festplatzsystem ii. Wahlfreie ( chaotische ) Lagerplatzzuordnung 3. Entscheidungen über die Lagerausstattung o Zweckmäßige Wahl der Bauweise der Lagerräume und Lagergeräte (z. B. Regale) und der o Transportmittel (z. B. Gabelstapler) 4. Entscheidung über die Lagerbestände Wird beeinflusst durch folgende Faktoren: o Bestellmengen o Bestellzeitpunkte o Bestellgrenzen o Grund- bzw. Sicherheitsbestände Rolf.Baumanns/ Rainer Brockmann/ Irene Weininger WS 2008/2009 Seite 5
6 2.3 Materialrechnung - Grundlage der Materialdisposition, da sie Auskünfte über die Verbräuche im Lager gibt - setzt sich zusammen aus Verbrauchs- und Bestandsrechnung Verbrauchsrechnung: - Fortschreibungsmethode: o Verbräuche werden über Belege erfasst o Erfassung von A-Gütern, da hohe Kosten o Vorteil: genaue Erfassung der verbrauchten Mengen - Inventurmethode: o Bekannter Anfangsbestand o Addition der Zugänge und Subtraktion des Endbestands, dadurch erhält man den Verbrauch o Vorteil: kostengünstig o Nachteil: ungenau, es lässt sich nur der gesamte Verbrauch pro Periode ermitteln, keine Zuordnung auf einzelne Fertigerzeugnisse möglich - retrograde Methode: o Rückrechnung: sepzifischer Verbrauch, der pro Stück bekannt ist (aus Stücklisten) sowie Produktionsmenge des Fertigerzeugnisses Bestandsrechnung: - laufende Überwachung der Bestände im Lager - Materialwirtschaft: benötigt die mengenmäßigen Informationen - Finanzwirtschaft benötigt die wertmäßigen Bestände Finanzielle Bewertung der Bestände: - Anschaffungswert (Einstandspreis): o Tatsächlicher Einstandspreis Einzelbewertung Verbrauchsfolgefiktion Fifo (first in, first out) Lifo (last in, first out) HiFo (highest in, first out) Lofo (lowest in, first out) Durchschnittsbewertung (aus mehreren Lieferungen) o Durchschnittswert Eingangsdurchschnittspreis Buchbestandspreis - Wiederbeschaffungswert (Tagespreis, Tageswert) o Am Kalkulationstag o Am Wiederbeschaffungstag o Am Abschlusstag - Innerbetriebliche Verrechnungspreise o Schalten Marktschwankungen aus o Allerdings keine Berechnung möglich, wie viel Kapital aktuell im Lager gebunden ist. o Oft Bestandskorrekturen erforderlich Niederstwertprinzip Rolf.Baumanns/ Rainer Brockmann/ Irene Weininger WS 2008/2009 Seite 6
1 Deterministische Verfahren zur Bestimmung der optimalen Bestellmenge
2.4 Materialbeschaffung Definition: Unter Materialbeschaffung versteht man die dispositive Bereitstellung der Materialien, Rohstoffe und Teile durch den Einkauf von außerhalb des Unternehmens. Bei der
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