Dr. Stefan Büchner, Naturschutzzentrum Südschwarzwald 1

Transkript

1 Fluch oder Segen? Jede Menge Caches in Deutschland in Baden Württemberg im Südschwarzwald und auch im Naturschutzgebiet Feldberg (und natürlich in anderen Schutzgebieten) wobei durchaus auf den Schutzstatus hingewiesen wird (doch dazu später mehr!) Südschwarzwald 1

2 Geocatching? Geocashing? Ah, Geocaching! Also..., Geo leitet sich ab von dem griechischen Wort für Erde, cache bedeutet im Englischen so viel wie geheimes Lager. Derjenige, der so ein Versteck anlegt (der Owner), veröffentlicht die GPS Koordinaten im Internet. Dort kann man sie herunterladen und dann mithilfe eines GPS Geräts versuchen, den Schatz zu finden. Südschwarzwald 2

3 Und der ist meist einfach ein wasserdichter Behälter mit einem Logbuch und einfachen Tauschgegenständen. Ach so! Alles klar? Aber dann laufen die doch garantiert quer durch s Gelände und kümmern sich nicht um Regeln im Naturschutzgebiet Andererseits könnte ich vielleicht sogar meine Kinder so wieder zum Wandern motivieren und sie vom Computer wegbringen Aber wenn die Cacher was in Baumhöhlen verstecken Die armen Fledermäuse und all die anderen Höhlenbewohner! Foto: Rene Janssen Südschwarzwald 3

4 Aber vielleicht könnte man das Geocaching ja auch nutzen, um Naturschutzinhalte zu vermitteln Andererseits die Geocacher sind bestimmt auch nachts unterwegs, erschrecken die Tiere und trampeln sowieso alles kaputt Und sowieso ist das doch auch total gefährlich!! Also sollte das Geocaching doch am besten VERBOTEN werden und wir bleiben bei unserer beliebten Käseglocke! Dann stehen wir natürlich wieder als die ewiggestrigen Nein Sager und Verhinderer da Diese Naturschützer verbieten doch echt alles, was Spaß macht! Dabei mache ich doch hier nun wirklich nix kaputt! Südschwarzwald 4

5 Probleme des Geocachings aus Naturschutzsicht * Aber wer legt auf welcher Grundlage fest, wann es wirklich zu viel ist?? Naturschutzfachlich ist das oft kaum zu beurteilen.! Probleme des Geocachings aus Naturschutzsicht Geocaching trägt zu einer noch stärkeren Verrummelung von Schutzgebieten bei (und es gibt eben nicht nur die Geocacher!). Auch wenn es im Einzelfall (für sich genommen) unproblematisch ist, kann die Summe vieler unproblematischer Einzelnutzungen doch irgendwann zu viel werden.* Geocacher laufen ohne Rücksicht auf Verluste geradeaus durch die Landschaft (so wird jedenfalls vermutet bzw. unterstellt). Da die Caches häufig nicht an Wegen versteckt sind, weichen die Geocacher auch in Schutzgebieten von den Wegen ab. Es kommt immer häufiger zu Beunruhigungen und / oder Trittschäden bei empfindlichen Arten und / oder Lebensräumen. Insbesondere Verstecke in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen u. ä. sind wegen ihrer Bedeutung für z. T. stark gefährdete Arten problematisch: Fledermäuse suchen bereits im August bis Oktober nach geeigneten Winterquartieren (wenn also die Geocacher aktiv sind). In den Winterquartieren sind sie extrem störungsanfällig; bereits wenige Störungen können dazu führen, dass ein Quartier unattraktiv wird. Von den Geocachern werden die Tiere meist nicht bemerkt; Kenntnisse über die Störungsproblematik sind kaum vorhanden. Baumhöhlen sind z. B. von großer Bedeutung für Spechte, Eulen, Bilche, die z. T. hochgradig gefährdet sind. Felsen / Felsspalten dienen oft ebenfalls als Winterquartiere, sind aber zugleich Lebensraum für seltene Vögel (z. B. Uhu, Wanderfalke), Flechten, Moose und andere Pflanzen Sonstige Konfliktfelder * Als Muggel werden im Geocacher Jargon Alle bezeichnet, die nichts mit dem Geocaching zu tun haben. Vorteile des Geocachings Geocacher können in Konflikte mit Landnutzern geraten (z. B. Jagd, Landwirtschaft, Fischerei ) Geocacher können in Konflikte mit anderen Erholungssuchenden geraten (z. B. Wanderer, Mountainbiker, Muggel allgemein *) Geocacher können juristische Probleme bekommen (Betretungsrechte, Grundstückseigentum, Denkmalschutz ) Geocacher können wie auch alle anderen Menschen, die sich draußen bewegen Notfalleinsätze erforderlich machen. Geocaching macht Spaß. Geocaching ist spannend und abwechslungsreich. Geocaching trägt dazu bei, dass auch Menschen mal wieder in die Natur gehen, die das sonst nicht tun würden (z. B. Jugendliche, technikorientierte Städter) Dies entspricht u. a. auch einem zentralen Anliegen der Umweltbildung! Durch spezielle Ausgestaltung der Aufgabenstellungen können mit dem Geocaching auch Inhalte vermittelt werden. Auf etlichen (leider nicht auf allen!) Internetseiten zum Geocaching wird auf Schutzgebiete hingewiesen mehr oder weniger deutlich Manchmal wird auch speziell auf z. B. den Fledermausschutz hingewiesen Südschwarzwald 5

6 oder auch auf andere Besonderheiten. Der Deutsche Wanderverband und der GPS Gerätehersteller GARMIN haben ein gemeinsames Positionspapier herausgegeben Auch der behördliche Naturschutz geht offen mit der Thematik um! Die Geocacher reagieren durchaus einsichtig auf Änderungsvorschläge Miteinander sprechen und gegenseitiges Verständnis aufbringen hilft auch wenn Manche da (noch) skeptisch reagieren Immer mehr Geocaches werden auch dazu genutzt, Natur(schutz)inhalte zu vermitteln! Südschwarzwald 6

7 Immer mehr Geocaches werden auch dazu genutzt, Natur(schutz)inhalte zu vermitteln! Immer mehr Geocaches werden auch dazu genutzt, Natur(schutz)inhalte zu vermitteln! Allerdings muss man dabei auch aufpassen, dass man s nicht übertreibt! Information auf allen Ebenen und in alle Richtungen! Und nicht vergessen Und nicht vergessen Naturschützer sollten sich auf naturschutzfachliche Argumentationen beschränken, wenn etwas reglementiert werden soll! Das gefällt mir einfach nicht, dass die jetzt auch noch in meinem Naturschutzgebiet rumrennen!! Einzelne schwarze Schafe wird es immer geben aber deshalb sind nicht gleich Alle uneinsichtig und unvernünftig! Südschwarzwald 7

8 Und nicht vergessen Fazit Deshalb: Keine Pauschalverbote, sondern im Dialog miteinander differenzierte Lösungen erarbeiten! So ein runder Tisch ist doch eine feine Sache! Wenn alle guten Willens sind, können Geocacher und Naturschützer durchaus bestens miteinander auskommen! Fazit Wenn alle guten Willens sind, können Geocacher und Naturschützer durchaus bestens miteinander auskommen! Südschwarzwald 8