Technische Dokumentation Gartenbautechnik I

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1 Technische Dokumentation Gartenbautechnik I Lehrlinge 2. Lehrjahr Gärtner Fachrichtung Gartenbau Jardin Suisse Bildungszentrum Gärtner Zürich Produktmanager Stefan Rüegg 09/2015 1

2 Inhaltsverzeichnis / Themen Pflastersteine: Begriffe und Aufbau einer Pflasterdecke Die wichtigsten Merkpunkte für das Verlegen von Betonpflaster Anwendungsbereiche für Pflastersteine nach SN a Bedingungen für eine dauerhaft funktionelle Pflästerung Pflege und Unterhalt von Betonsteinen Schäden an Pflasterflächen Verschiebungen, Verdrehungen und Kantenpressungen verhindern Detaillösungen Maschinelles Verlegung von Betonsteinen Beton-/Keramikplatten: Betonplatten und deren Eigenschaften Keramikplatten Randabschlüsse / Rinnen: Abschlüsse richtig versetzen Treppen und Stufen: Treppenformel kennen = Richtiges und Sicheres Bauen Impressionen: Betonmauern Baumschutz 2

3 Begriffe und Aufbau einer Pflasterdecke Oberbau: Pflasterdecke / Deckbelag Bettungsschicht (Tragschicht) Reinplanie Planie der Fundationsschicht (Rohplanie) Fundationsschicht Planum Angaben in Kombination mit Betonsteinen der Firma A. Tschümperlin AG Bettungsschicht / Tragschicht evtl. Unterbau: Verbesserter Untergrund z.b. durch bessere Verdichtung, Ersatzmaterialien, Zement- oder Kalkstabilisierung Fundationsschicht gem. VSS Richtlinien Planie der Fundationsschicht Untergrund: Gewachsener Boden (anstehender Fels) 3

4 Die wichtigsten Merkpunkte für das Verlegen von Betonpflaster Der Unterbau muss frostsicher, und nach den vorgeschriebenen ME-Werten verdichtet sein. Die Rohplanie ist mit einem gängigen frostsicherem Kies Wandkies, oder Strassenkies auf ein möglichst genaues Planum zu bringen. Verbund- und Pflastersteine sind in ein Splittbett (Tragschicht) von 3-5 cm zu verlegen. Verlegte Flächen sind abzurütteln. (Platte mittels Gummirollen od. Hart-PVC Unterlage geschützt.) Sämtliche Fugen sind mit filterstabilem Fugenmaterial zu verfugen. (Beispiel Tragschicht mit Splitt 3/6mm oder 4/8mm und Fugenmaterial mit Sand/Splitt 2-4mm) Ränder und Abschlüsse mittels Bordstein, Stellplatte, Stellriemen oder genügendes Anbetonieren gegen Schiebungen sichern. Für Strassenverkehrsflächen sind normentsprechende Steindicken zwingend einzuplanen. (vgl. nachfolgende Folie) 4

5 Anwendungsbereiche für Pflastersteine nach SN a Steinstärke bei Pflastersteinen je nach Steintype und Belastungsgrad 5

6 Falsch Richtig Bedingungen für eine dauerhaft funktionelle Pflästerung Die Dicke der Bettungs- oder Tragschicht soll wenigstens 3 cm im Max. 5 cm betragen. Die Bettungsschicht muss über die ganze Fläche gleichmässig dick sein. Sie kann und darf nicht dazu dienen Unebenheiten der Rohplanie auszugleichen Pflasterdecken mit unregelmässig dicker Bettungsschicht verformen sich bereits beim abrütteln und später noch stärker durch Verkehrslasten Zusatzinformation Tragschicht: Die Tragschicht dient einerseits als Bett der Pflastersteine und andererseits als Ausgleich der Höhentoleranzen der Steine. 6

7 Pflege und Unterhalt von Betonsteinen Behebung oder Verhinderung von Verschiebungen in Pflastersteinbelägen: Das Fugenmaterial sollte eine Körnung von 2/4 mm aufweisen Das Verfüllen erfolgt kontinuierlich mit dem Fortschreiten der Verlegearbeiten Fugenmaterial wird eingekehrt und unter Wasserzugabe eingeschlämmt Fugen-Bettunsgmaterial aufeinander abstimmen (Filterregeln beachten) Nach dem Abrütteln sind die Fugen erneut mit dem Fugenmaterial zu schliessen Um die zweckmässige Verbundwirkung zu erhalten ist ein periodisches kontrollieren und Nachsanden unumgänglich - Nach 3 Mt. auf komplette Verfüllung kontrollieren - In den ersten 2 Jahre dreimal / eventuell nachfugen - Einsatz Reinigungsmaschinen ab 3 Mt. / Saugwirkung nach 1 Jahr Liegezeit Die Bauherrschaft ist durch den Bauverantwortlichen entsprechend zu orientieren 7

8 Schäden an Pflasterflächen Pflasterschaden, hervorgerufen durch: - Zu hohe Verkehrsbelastung - Falsche Steinstärke - Schlechter Verbund - Nicht gefüllte Fugen Nachfolgend einige Beispiele 8

9 Schäden an Pflasterflächen 9

13 Verschiebungen, Verdrehungen und Kantenpressungen verhindern Druckspannungen im oberen Bereich Wird Betonpflaster diagonal (z.b. mit 45 o ) zur Hauptfahrtrichtung angeordnet, werden die Drehkräfte mit 4 Stirnseiten aufgenommen. Die Kantenpressungen werden dadurch sehr stark reduziert. Ausserdem weist diagonal verlegtes Pflaster weniger Rollgeräusche auf. Druckspannungen im unteren Bereich GANZ WICHTIG! Fugen müssen immer voll verfüllt sein! Hauptfahrtrichtung 13

14 Detaillösungen schlechte und gute Beispiele schlechte Beispiele (Zerfall) gute Beispiele (Stabile Konstruktion) 14

15 Detaillösungen schlechte und gute Beispiele schlechte Beispiele gutes Beispiel 15

16 Beispiele von idealen Lösungen am Flächenabschluss 16

17 Maschinelles Verlegen von Betonsteinen Verlegemaschine im Einsatz. Die Effizienz der Maschine ermöglicht es je nach Steintype eine bis zu 700 m 2 grosse Fläche im Tag zu verlegen. Zudem werden für diese Arbeit nur ca. 3 Personen benötigt. 17

18 Maschinelles Verlegen von Betonsteinen Greiffarm im Einsatz. Per einfacher Steuerung wird jeweils eine Lage Betonsteine hydraulisch geklemmt und fortlaufend verlegt. Die vom Kunde zu Verfügung gestellte Person hilft über die Griffe am Gerät beim einsetzen der einzelnen Lagen in die Fläche. 18

19 Organisation maschinelles Verlegen Der Teufel liegt im Detail! Beratung vor Ort durch Kundendienst (Maschinisten) terminieren Ist der Einsatz sinnvoll? > 200m 2 Hindernisse in der Fläche z.b. Schächte, Rinnen, Gräben, Säulen, Durchfahrtshöhe min m Beton am Randabschluss muss ausgehärtet sein Markierungen für Parkplätze vorgesehen? Zwischenlager bestimmen Ladegeräte z.b. Pneulader / Stapler nötig Palettenrolli nur bei kleinen Flächen ratsam Bauführer, Polier instruieren Nicht vergessen: genügend Steine und Fugenmaterial vorbestellen 19

20 Betonplatten und deren Eigenschaften 20

21 Betonplatten und deren Eigenschaften Betonplatten sind je nach Kundenwunsch unterschiedlich erhältlich Formen, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit (gestrahlt, strukturiert) Zusätzliche Eigenschaften (Imprägnierungen, Beschichtungen) Beschichtung / Imprägnierung Vorteile weniger anfällig auf Verschmutzungen einfachere Pflege der Platte (Reinigung) Farbechtheit Nachteile Abwitterung durch tägliche Belastungen wie Regen, Sonne etc. Das Erscheinungsbild der Platten ändert sich zunehmend mit dem Alter. Es ist wichtig, dass der Fachmann (Verkäufer, Gartenbauer etc.) die jeweiligen Eigenschaften der Produkte dem Endkunden weiter vermittelt. Nur so können z.b. bei der Bauübergabe Überraschungen verhindert werden. In Zukunft wird die Beratung im Bereich Platten mehr Zeitaufwand benötigen, da die Kundschaft bereits über das www. viele unterschiedliche Informationen einholen kann. 21

22 Neuheiten auf dem Markt Keramikplatten für den Aussenbereich Eigenschaften: - Wasseraufnahme 0,1 % - Frostbeständigkeit - Beständigkeit gegen Chemikalien - Fleckenunempfindlich (leicht zu reinigen) - Rutschfestigkeit R11 22

23 Verlegung mit Abstandhalter Gründe für den Einsatz von Abstandhalter/Fugenkreuze: Durch die offenen Fugen kann die Feuchtigkeit unter den Platten einfacher und schneller entweichen. Bei geschlossenen Fugen muss die Feuchtigkeit durch die Platten aufsteigen und löst während diesem Vorgang den Kalk (bei Betonplatten) aus den Platten. Kantenschäden werden somit verhindert (hauptsächlich bei vollkantigen Platten) Der entstehende Druck wird abgefangen (schwinden und dehnen) Fazit: Kalkausblühungen minimieren / Pufferzone schaffen / Kantenschutz ermöglichen 23

24 Entwässerung Balkone / Terrassen Entwässerung Balkone / Terrassen etc. Gültige Norm SIA 271 -> seit 2007 revidiert (Gummischrotmatten, Filterflies) Drainagematten direkt auf Bitumenbahn entwässert das Dach Mindestgefälle von 1,5% zum Dachablauf einhalten Drainagematten sind auf ihre langfristige Funktion zu prüfen Gewaschener Splitt verwenden (Feinanteil belastet die Funktionalität) Kalkhaltiger Feinanteil im Splitt kann zu Ausblühungen führen Filtermatte und Gummischrotmatten nicht mehr verwenden Bestellformular Wegleitung zur Norm SIA 271 : Schemazeichnung Dachaufbau: - Plattenbelag - Splitt (Tragschicht) oder Monokornbeton - Drainagematte - Bitumenabdichtung mit Mindestgefälle von 1,5% Gefälle - Unterbau (Gebäude) 24

25 Beispiele anzutreffender Probleme in Bezug mit Platten Problem: Ausblühungen: auf sämtlichen Betonprodukten (auch Naturstein) Frostschäden: Betonprodukte können je nach Einsatzort (Exposition) Frostschäden in Verbindung mit Tausalz aufweisen. Verschmutzungen: Platten jeglicher Art verschmutzen bereits durch natürliche Einflüsse. Algen, Moose, Fett, Zement etc. sind weitere Verschmutzungsgründe. Lösung: Einhaltung der SIA-Norm im Flachdachbereich, Kontrolle der Schnittstellen vor Arbeitsbeginn. Geeignete Produktewahl Es ist wichtig zu wissen, dass es Normen (EN 1339) über die Betonqualität gibt. Die NULLTOLLERANZ gibt es nicht. Der Kunde muss dies Information erhalten...platten dürfen auch Mal gereinigt werden.. Platten sind nicht selbst-reinigend und sollten einmal im Jahr gereinigt werden. So hat der Kunde länger Freude am Produkt. 25

26 Abschlüsse richtig versetzen Fugen eingesandet Stellriemen Fundationsschicht gem. VSS Richtlinien Splittbettung ev. Splitt 2-4 cm Körnung 3/5 od.4/8 Untergrund gewachsener Boden Fels Betonummantelung Fugen eingesandet Fundationsschicht gem. VSS Richtlinien Untergrund gewachsener Boden Fels Splittbettung ev. Splitt 2-4 cm Körnung 3/5 od.4/8 Betonabschluss, Grabenaushubbreite = Schaufelbreite 26

27 Beispiele von richtigem Einbau von Rinnenkörpern Betonriegel Rinne ev. Splittbettentwässerung Tschümperlin AG Verbundsteine Splittbettschicht 3 bis max 5 cm Splitt-Sand Gemisch Splitt 3-6mm ev. Splitt 4-8mm niemals Rundkies! Fundationschicht gem. VSS Richtlinien Untergrund / gewachsener Boden 27

28 Beispiele der Hersteller Detail ACO Passavant AG Einbau bei Pflaster-/Plattenbelag Einbau mit Schlitzaufsatzelement 28

29 Beispiele der Hersteller Detail BGS Bauguss AG Einbau bei Pflaster-/Plattenbelag Einbau bei Asphalt 29

30 Belastungsklassen für Strassen und Plätze 30

31 Treppen und Stufen Das richtige Bauen der Treppenanlage ist für die Sicherheit der Benutzer das Wichtigste! 31

32 Treppenformel kennen = richtiges und sicheres Bauen Die Treppenformel oder das Steigungsverhältnis richtet sich nach drei Faktoren: Schrittmass Bequemlichkeit Sicherheit Zur Berechnung gibt es eine einheitliche Formel, welche alle drei Faktoren berücksichtigt. Bei Treppen sollte mit einer Schrittlänge von 64 cm gerechnet werden. Die korrekte Treppenformel lautet: 2x Steigungshöhe (Stufenhöhe + 1 cm oder ca. 3% Gefälle ) + 1x Auftrittstiefe = 64 cm Beispiel: (Blockstufe Höhe 15 cm) 2x Steigungshöhe (15 cm + 1 cm) + 1x Auftrittstiefe (32 cm) = 64 cm Beispiel: (Stufe Höhe 10 cm) 2x Steigungshöhe (10 cm + 1 cm) + 1x Auftrittstiefe (42 cm) = 64 cm Die gängigsten Stufen-Höhen auf dem Markt sind 14cm / 15cm / 17cm 32

33 Treppenformel kennen = richtiges und sicheres Bauen Faustregel: Im Gartenbau oder bei Planern wird das Schrittmass von cm berücksichtigt. Im flachem Gelände: niedere Stufen mit grossen Auftrittstiefen. Im steilen Gelände: hohe Stufen mit geringen Auftrittstiefen. Es ist zu empfehlen, lange Treppenläufe nach Möglichkeit mit Podesten zu unterbrechen. (jeweils neues Podest ab ca. 12 Stufen einplanen) Kurze Podeste müssen auch dem Schrittmass angepasst werden. Idealerweise werden Podeste mit mindestens 2 Schrittmassen gerechnet. Ab zwei Schritten ist das Mass frei zu wählen, da sich das Auge auf den neuen Tritt neu einstellen wird. WICHTIG: Niemals die Steigungshöhe innerhalb eines Treppenlaufes ändern! Geländer Montage berücksichtigen. 33