Studienvergleich. Titel. Zielsetzung und Fragestellung
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- Hildegard Mann
- vor 7 Jahren
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1 Studienvergleich Titel Strategische Einbindung regenerativer Energien in regionale Energiekonzepte - Wertschöpfung auf regionaler Ebene Zielsetzung und Fragestellung Die Studie untersucht die regionalen Wertschöpfungseffekte des Ausbaus Erneuerbarer Energien. Ziel ist es, die wirtschaftlichen Chancen Erneuerbarer Energien durch ihre strategische Einbindung in die Raumplanung und Raumordnung für die Steigerung der lokalen Wirtschaftskraft zu nutzen. Zu diesem Zweck entwickelt die Studie eine Berechnungsmethodik zur Quantifizierung solcher ökonomischer Effekte und identifiziert besonders wichtige Faktoren für die Maximierung des lokalen wirtschaftlichen Nutzens. Sie konzentriert sich dabei auf die Betriebsphase von Photovoltaik-, Windenergie-, Wasserkraft- und Biogasanlagen. Die teilweise hohen Anfangsinvestitionen finden keine Berücksichtigung. Die regionale Wertschöpfung wird für die vier Modellregionen des Forschungsprogrammes Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) des BMVBS (Trier, Hannover, Friesland und Nordschwarzwald) exemplarisch berechnet. Zentrale Ergebnisse Erneuerbare Energien haben deutliche lokale bzw. regionale Wertschöpfungseffekte Die Wertschöpfungseffekte der Erneuerbaren Energien können insbesondere ländlichen Räumen neue Chancen zur wirtschaftlichen Entwicklung verschaffen und sollten in der regionalökonomischen Steuerung nicht unterschätzt werden. Aber auch städtische Räume können profitieren. Gewerbesteuereinnahmen kommen den Kommunen direkt zugute. Auch von den Einkommenseffekten profitieren die Kommunen noch mit 15% der Einkommenssteuer. Die regionalökonomischen Effekte differieren stark zwischen den betrachteten Technologien Die Biogasproduktion weist mit durchschnittlich 804 Euro pro Kilowatt Leistung ( /kw) die höchsten regionalökonomischen Wirkungen auf. Das erklärt sich damit, dass die Substrate meist lokal bereitgestellt werden und damit ein großer Teil der relativ hohen Inputkosten in der Region verbleibt. Dies wirkt sich auch positiv auf die induzierte Wertschöpfung aus. Windenergie und Photovoltaik wirken sich aufgrund der niedrigen Betriebskosten weniger stark aus. Trotzdem generiert die Windenergie absolut die meiste regionale Wertschöpfung, in der Modellregion Trier z.b. 39 Millionen Euro, in der Modellregion Hannover 28 Millionen Euro im Jahr Die Wertschöpfung durch Photovoltaik ist aufgrund der höheren Sonneneinstrahlung und damit verbunden verstärkten Investitionen vor allem in der Region Nordschwarzwald von Bedeutung.
2 Die regionalökonomischen Effekte differieren stark zwischen den betrachteten Regionen In der Studie werden die Regionen Trier, Hannover, Nordschwarzwald und Friesland miteinander verglichen. Ein Energiesteckbrief dokumentiert jeweils den Ausbaustand der Erneuerbaren Energien im Jahr 2009 und zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Regionen: So verfügt die Region Hannover über Erneuerbare-Energien-Stromerzeugungskapazitäten von insgesamt fast 330 MW, vor allem Windkraftanlagen. In der Wärmeerzeugung dominieren Pellets/Hackschnitzelheizungen. Die Region Friesland ist die kleinste der betrachteten Regionen, mit 142 MW Stromerzeugungskapazitäten, davon 121 MW Wind und 78% der Wärmebereitstellung aus Biogasanlagen. In der Region Trier waren über 800 MW Stromerzeugungskapazitäten am Netz. 54% des erneuerbaren Stroms stammt aus Windkraft, 73 % der erneuerbaren Wärme aus Holzheizungen. Trier ist auch die Region mit den meisten PV-Freiflächenanlagen. Die ländliche Region Nordschwarzwald verfügt über gute
3 naturräumliche Voraussetzungen für den Ausbau von Bio- und Solarenergie, aber auch Wasserkraft. Hier tragen die vier Energieträger zur Stromerzeugung in fast gleichen Größenordnungen bei, der Anteil der PV ist mit 30% so hoch wie in keiner anderen untersuchten Region. Entsprechend unterschiedlich sind die regionalen Wertschöpfungen. Wichtig für die regionale Wertschöpfung sind im Wesentlichen zwei Faktorenkomplexe: Zunächst bestimmen die naturräumlichen Voraussetzungen für die Nutzung der Erneuerbaren Energien die Erträge aus den Anlagen. Zweitens hängen insbesondere die indirekte und die induzierte regionale Wertschöpfung wesentlich von der lokalen Wirtschaftsstruktur ab. Je mehr Leistungen wie Wartung und Zulieferungen in der Region bereitgestellt werden können, desto höhere Anteile der Wertschöpfung verbleiben in der Region. Die regionalökonomischen Effekte der Erneuerbaren Energien können gezielt beeinflusst werden Die lokale Wirtschaftsstruktur ist ein wichtiger Faktor für die Optimierung der lokalökonomischen Effekte der Erneuerbaren Energien. Die grundlegenden wirtschaftsstrukturellen Faktoren lassen sich nur langsam verändern, kurzfristig kann die regionale Wertschöpfung aber über die Eigentümer- und Finanzierungsstrukturen der Erneuerbare-Energien-Anlagen erhöht werden. Hierzu gehören insbesondere die Betreiberstrukturen, die weder in Bezug auf die Gewinnverwendung noch in Bezug auf die steuerliche Behandlung gleich sind. Bürgerbeteiligungsmodelle oder kommunale Finanzierung sind der Finanzierung durch nicht-ansässige Unternehmen vorzuziehen. Biogas- Genossenschaften haben zum Beispiel ein höheres Wertschöpfungspotenzial als die klassische Fondsfinanzierung über eine GmbH & Co KG. Des Weiteren kann die Kreditvergabe über lokale Banken (Sparkassen, Genossenschaftsbanken) die Fremdkapitalzinsen im regionalen Wirtschaftskreislauf halten. Hier können die Gebietskörperschaften im Rahmen der Regionalplanung, ihrer eigenen Beteiligungen (an Stadtwerken, Sparkassen u.ä.) und der Öffentlichkeitsarbeit eingreifen. Regionale Akzeptanzsteigerung durch Steigerung der Wirtschaftskraft mit Erneuerbaren Energien Die Einbindung der Erneuerbaren Energien in die Raumplanung ermöglicht, die lokalen wirtschaftlichen Effekte von Anfang an in die Diskussion mit einzubringen und sie z.b. durch das Schaffen der Grundlagen für entsprechende Betreibermodelle zu maximieren. Das Potenzial der Erneuerbaren Energien gerade im ländlichen Raum geht dabei weit über einen Nebenerwerb für Landwirte hinaus. Je nach Konzentration auf eine bestimmte Technologie kann ein systematischer Effekt in Richtung innovativer Branchenvernetzung in der Region erzielt werden. Dies sollte dann in die jeweiligen Fachplanungen integriert werden. Nicht zuletzt kann mit der Analyse der mittelfristigen Optionen für die wirtschaftliche Entwicklung und ihrer systematischen Nutzung die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien gesteigert werden. Hierzu können zum Beispiel auch die Regionalen Energiekonzepte genutzt werden, die mit systematischer Öffentlichkeitsarbeit verknüpft eine Diskussionsplattform über die lokale Energie- und Wirtschaftszukunft bieten können. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kann z.b. auch mit regionalen Datenbanken unterstützt werden, die lokale Dienstleister, Zulieferer und Finanzierer sowie Hinweise auf einschlägige Förderprogramme enthalten. Zentrale Annahmen und Thesen
4 Der Ausbau der Erneuerbaren Energien bietet wirtschaftliche Chancen für die lokale Wirtschaft. Der ökonomische Nutzen auf regionaler Ebene ist für die Akzeptanz Erneuerbarer Energien in der Bevölkerung und damit als Entscheidungsdimension der Kommunalpolitik von hoher Bedeutung. Die Regionalplanung ist in der Lage, die potenziellen regionalen Wertschöpfungseffekte gezielt zu beeinflussen. Die lokale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien besteht aus direkten Wertschöpfungseffekten durch den Betrieb der Anlagen, indirekten Wertschöpfungseffekten durch Erhöhung der Nachfrage nach regional bereitgestellten Zulieferungen (Dienstleistungen, Waren) und induzierten Wertschöpfungseffekten, die sich im lokalen Wirtschaftskreislauf durch einen erhöhten Konsum ergeben. Die Wertschöpfungseffekte lassen sich durch eine Hochrechnung abschätzen, die auf der Kostenstruktur von Einzelanlagen basiert. Methodik
5 Zur Ermittlung der regionalen Wertschöpfungseffekte des Ausbaus Erneuerbarer Energien stellen die Autoren zunächst ein Berechnungsverfahren auf, das sich aus der Verteilungsrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ableitet. Betrachtet werden direkte, indirekte und induzierte Wertschöpfungseffekte typischer Stromerzeugungssysteme: Photovoltaik (kleine und große Aufdachanlage und Freiflächenanlage), Windenergie (500 Kilowatt und zwei Megawatt), Wasserkraft (kleine und Kleinstanlage) und Biogas (150 und 450 kw). Zur direkten lokalen Wertschöpfung zählen die Einkommen der durch den Betrieb der Anlage Beschäftigten, die Einnahmen der lokalen Investoren, die Gewerbesteuern, und die 15% der Einkommenssteuern, die in der Kommune verbleiben. Für die direkte regionale Wertschöpfung werden zunächst die Kosten und Gewinne beim Betrieb der als typisch identifizierten Anlagen anhand einer Wirtschaftlichkeitsrechnung ermittelt. Daraus ergeben sich die Steuern sowie die Gewinne nach Steuern. Die Summe der Gewinnanteile der Eigenkapitalgeber (für die angenommen wird, dass sie in der Region leben), der regional verbleibenden Zinsen auf Fremdkapital, der regionalen Anteile des gesamten Steueraufkommens und der direkten Personalkosten ergibt die direkte regionale Wertschöpfung. Die indirekten Wertschöpfungseffekte ergeben sich aus den regionalökonomischen Wirkungen der Vorleistungen für den Betrieb der Anlagen. Dazu gehören Wartung/Instandhaltung, Pacht, Versicherung, Zählermiete, Steuerberatung/Jahresabschluss, Verwaltung, Abschreibung, Fremdkapitalzinsen, Eigenstrom/Zündölbedarf, Substratkosten und Sonstiges. Je höher der Anteil der Vorleistungen ist, die aus der Region bezogen werden können, desto höher sind die indirekten Wertschöpfungseffekte. Eine dritte Kategorie sind die induzierten Wertschöpfungseffekte, die sich daraus ergeben, dass die in der Region verbleibenden Einkommen, Steuern und Gewinne zu höherem Konsum in der Region führen und somit die lokale Wirtschaftsaktivität erhöhen. Die Höhe dieser Effekte hängt vor allem von der lokalen Wirtschaftsstruktur ab und wird über einen ortstypischen Multiplikator errechnet (daher auch die Bezeichnung Multiplikatoreffekte ). Die Studie ermittelt diese drei Wertschöpfungseffekte beispielhaft für typische Erneuerbare-Energien-Anlagen in den betrachteten Modellregionen und rechnet die Ergebnisse dann für den gesamten lokalen Bestand dieses Anlagentyps hoch. Dafür wird für jede Region ein Erneuerbare Energien Steckbrief erstellt, der die in der Region installierten EE-Anlagen für Strom und Wärme und den regionalen Erneuerbare-Energie-Mix zusammenfasst. Methodische Probleme bei der Berechnung der lokalen Wertschöpfung betreffen vor allem die jeweilige regionale Abgrenzung und die Datenverfügbarkeit für die gewählte geographische Einheit. Dies wirkt sich insbesondere bei der Frage aus, ob lokale Wertschöpfungsmultiplikatoren für die Berechnung der induzierten Effekte zur Verfügung stehen.
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