Gesellschaftliche Wertvorstellungen, Staatszielvorstellungen und Ideologien
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- Silke Günther
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1 Gesellschaftliche Wertvorstellungen, Staatszielvorstellungen und Ideologien Der empirische Begriff der Werteforschung: Werte sind Konzeptionen des Wünschenswerten, d.h. normative Maßstäbe, anhand derer die gesellschaftliche Wirklichkeit beurteilt werden kann. Werte sind damit zunächst reinkulturelle Objekte.
2 Die Vielzahl von Werten in der modernen Gesellschaft Unterschiedliche Akzeptanz der Werte. In den Sozialwissenschaften muss zwischen Werten als kulturellen Objekten und den individuellen Einstellungen gegenüber diesen unterschieden werden. Individuelle Einstellungen = Wertorientierungen Diese sollen über geeignete Umfrageinstrumente erfasst werden können.
3 Die Messung von Einstellungen in den Sozialwissenschaften Werte als ein rudimentäres strukturiertes System. Dieses wird auch als Überzeugungssystem bezeichnet ( belief system )
4 Die Sonderstellung von Wertorientierungen innerhalb individueller Überzeugungssysteme Wertorientierungen gelten als sehr stabil, sie werden ein Leben lang beibehalten, wenn sie einmal internalisiert sind. Sie sind gewöhnlichen Einstellungen konzeptuell übergeordnet und strukturieren diese. Sie sind Beurteilungsmaßstab unbekannter Objekte.
5 Wertorientierungen als zentrale Einstellungen Zentralität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass neue Einstellungen, die sich aufgrund von neuen Erfahrungen mit bis dahin unbekannten Objekten herausbilden und den eigenen Wertorientierungen widersprechen, in der Tendenz so umgeformt werden, dass sie mit eigenen Wertorientierungen wieder im Einklang stehen.
6 Zentrale Werte für die politikwissenschaftliche Forschung Das Postmaterialismus Konzept von Inglehart Die Werte Gleichheit und Freiheit die in den modernen Demokratien in einem ständigen Spannungsverhältnis stehen.
7 Demokratische Grundorientierungen und Staatszielvorstellungen im Zusammenhang mit Wertorientierungen Ideologische Einstellungen reflektieren Systeme von allgemeinen politischen Überzeugungen die jeder Bürger im Laufe seines Lebens erwirbt. Ideologien können als superissues superissues aufgefasst werden. Ideologien als Heuristiken (Reduzierung der Komplexität des politischen Raumes)
8 Ideologische Denkweisen Die Links-Rechts Rechts-Dimension; 1) Dient zur Beschreibung wirtschaftspolitischer Idealvorstellungen 2) Die gesellschaftspolitische Links-Rechts Rechts- Achse bezieht sich auf inhaltlich heterogene Fragen.
9 Ideologische Einstellungen im politischen Wettbewerbsraum Westeuropas Auf der Ebene der individuellen Überzeugungssysteme stellen ideologische Einstellungen das empirische Korrelat zu den Punkten im politischen Wettbewerbsraum dar, d.h. dass sich die große Mehrzahl von politischen Streitfragen, mit Hilfe der geringen Zahl von ideologischen Dimensionen (Bsp.: Postmaterialismus, Links-Rechts Rechts-Achse), sinnvoll einordnen lassen. Ideologische Einstellungen sind ebenfalls (wie Wertorientierungen) relativ resistent gegen Veränderungen.
10 Auswirkungen von Wertorientierungen und ideologischen Einstellungen Sie machen einen großen Teil der politischen Kultur aus Ihre Stabilität ist dafür verantwortlich, dass sich politische Kulturen nur sehr langsam verändern.
11 Die politische Kultur Deutschlands zum Zeitpunkt der Widervereinigung Die BRD: Mitte der 70er Jahre: Stabile demokratische Kultur; Die Erwartungshaltung an den Staat sank Ende der 70er-Mitte der 80er Jahre: Neue soziale Bewegungen ; die Forderung nach mehr Marktwirtschaft und weniger Staat nimmt zu.
12 Die DDR: Das neue ökonomische System Artikel 24 der Verfassung (Garantie eines Arbeitsplatzes)
13 Die Entwicklung nach der Widervereinigung Konkurrierende Annahmen die die politischen Einstellungen der DDR-Bürger nach der Widervereinigung zusammenfassen. 1) Konservierungshypothese: Diese besagt, dass sich in der DDR Wertorientierungen, Verhaltensmuster und Mentalitäten aus der Kriegs- und Nachkriegszeit erhalten haben.
14 2 Kongurenzhypothese: Diese besagt, dass zwischen den gesellschaftspolitischen Wertorientierungen von Ost- und Westdeutschen keine gravierenden Unterschiede bestehen.
15 3) Sozialisationshypothese: Diese basiert auf dem soziologischen Axiom, dass politische Einstellungen im allgemeinen und Wertorientierungen bzw. ideologische Orientierungen im besonderen, während einer formativen Phase in Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenalter geprägt werden und sich im Laufe des weiteren Lebens kaum noch verändern.
16 4 Situationshypothese: Diese besagt, dass nicht nur die formative Phase die grundlegenden Wertorientierungen prägt, sondern dass es gerade graduelle dauerhafte Veränderungen in den alltäglichen Lebensumständen sind, die die Wertorientierungen bzw. die ideologischen Einstellungen der Bürger und Bürgerinnen mitbestimmen.
17 Grundlegende Entwicklungen vor dem Hintergrund der Sozialisations- und Situationshypothese 1) Sozialisationshypothese: Individuelle Entwicklungen: Keine Veränderungen der gemessenen Einstellungen zwischen 1994 und 2002.
18 Kollektive Entwicklungen: Hier sollten ebenfalls die Einstellungen die zwischen 1994 und 2002 gemessen wurden ein ähnliches Bild der Einstellungen zeichnen.
19 2) Situationshypothese: Hier wird ein ähnliches Bild, wie bei der Sozialisationshypothese zu erwarten sein. Dies liegt darin begründet, dass sich die Lebensverhältnisse seid 1994 nicht wesentlich verändert haben. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass durch die andauernde Wirtschaftskrise, die Befürwortung sozialistischer Konzepte in Ost- oder Westdeutschland zugenommen haben könnten. Des Weiteren müssten die unterschiedlichen Einstellungen in Ost- und Westdeutschland sich abschwächen, wenn in der Analyse Indikatoren für die individuelle Situation berücksichtigt werden.
20 Zwischenkonklusion Im Folgenden werden Anhand von Indikatoren, die gesellschaftlichen Wertorientierungen (Postmaterialismus), die Staatszielvorstellungen (Sozialismus eine gut Idee?) und die Ideologien (Links-Rechts Rechts-Selbsteinstufung) der Bürger erfasst. Versucht wird eine Aussage darüber zu treffen, ob sich Anzeichen für eine Annäherungen bzw. ein Auseinanderdriften, der beiden unterschiedlich sozialisierten Teile Deutschlands, finden lassen.
21 Politische Kultur in Ost- und Westdeutschland 1. Fragestellung: Wird es in absehbarer Zeit eine Angleichung der Wertorientierungen im Osten an die Wertorientierungen im Westen geben? Prognose: Wenn man vom sozialisationstheoretischen Ansatz ausgeht, wird eine Annäherung oder eine Angleichung zwischen Ost und West zuerst bei den jungen Menschen in der Gesellschaft stattfinden. Vorgehen: Betrachtung verschiedener Wertvorstellungen bei Menschen in Ost- und Westdeutschland getrennt nach Region, Alters und Bildung.
22 Themengebiete für die Befragung 1. Demokratische Werte 2. Staatsziele, Wirtschafts- und Sozialordnung 3.Postmaterialistische und materialistische Werte
23 Wie stabil sind Wertorientierungen? Sozialisationshypothese: Wenn Wertvorstellungen während einer kurzen Phase im Leben geprägt werden und dann relativ stabil bleiben, dann kommt es nur durch Generationenwechsel zu einem Wandel und damit zu einer Annäherung zwischen Ost und West.
24 Analyse dieses Zusammenhangs Berechnung von Zusammenhangsmaßen über ausgewählte Indikatoren.
25 Zwischenkonklusion Es gibt Indizien dafür, dass die bestehenden Unterschiede der Wertorientierungen in Ost- und Westdeutschland auf Sozialisationseffekte zurückzuführen sind und somit ein Wandel bzw. eine Angleichung in erster Linie durch Generationenwechsel stattfinden wird. Das heißt, die Annäherung wird sich nur sehr allmählich entwickeln. Bildung spielt hierbei eine wichtige Rolle. So kann man davon ausgehen, dass den Schulen und Hochschulen bei diesem Angleichungsprozess eine wichtige Rolle spielen
26 Auf dem Weg zur Civic Culture?
27 Forschungsfragen 1) Wie entwickelte sich seit der Vereinigung das Verhältnis der Bevölkerung, insbesondere der ostdeutschen Bevölkerung, zur Politik? 2) Welche Faktoren erleichtern bzw. erschweren den kulturellen Wandel in den neuen Bundesländern und begünstigen das Entstehen einer homogenen, politischen Kultur im vereinigten Deutschland? 3) Welche Erwartungen ergeben sich aus den bisherigen Erkenntnissen der empirischen Forschung bezüglich der Stabilität und Leistungsfähigkeit der Demokratie in Gesamtdeutschland?
28 Erwartungen zunächst: a) 50er/60er Jahre Westdeutschland b) 40 Jahre Sozialismus folgenlos?
29 der Regimewandel in der DDR scheint bis zu einem gewissen Grad das Resultat der unzulänglichen Leistungsfähigkeit des Wirtschaftssystems gewesen zu sein => Hoffnung der Ostdeutschen auf Verbesserung
30 Tabelle; S.105 Einschätzung der Wirtschaftslage, in den neuen und alten Bundesländern
31 allgemeine Hypothese zur Civic Culture: Stabilität und Leistungsfähigkeit ist abhängig vom Vorhandensein politischer Systeme Unterstützung des Systems nicht automatisch: positive Erfahrungen mit der Leistungsfähigkeit des politischen Systems
32 Tabelle 3; S.108 Einstellung zur Demokratie in den alten und neuen Bundesländern
33 Überraschend große Übereinstimmung beim demokratischen Grundkonsens Demokratiezufriedenheit Diskrepanz zwischen Ideal und Praxis Fuchs: Begriff der Demokratie unterschiedlich geprägt in den beiden Teilen Deutschlands
34 Tabelle 4; 113 Struktur des Institutionenvertrauens,, in den neuen und alten Bundesländern 1991 und 1995.
35 Trotz Angleichung sind bemerkenswerte Ost-West West-Unterschiede vorhanden (Misstrauen zu fast allen Institutionen und besonders zu Massenmedien, Kirchen, Parteien, Bundestag)
36 Demokratische Wertorientierungen in West- und Ostdeutschland 1998 Ist die Demokratie die beste Staatsform? Fast 86% der Westdeutschen stimmen dieser Frage voll zu Etwa 70% der Ostdeutschen stimmen dieser Frage voll zu
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39 Staatsziele, Wirtschafts- und Sozialordnung Befürwortung des Leistungsprinzips in Ost- und Westdeutschland etwa gleich groß
40 Der Sozialismus ist eine gute Idee, die nur schlecht ausgeführt wurde Deutlicher Unterschied zwischen den ALB und den NBL, während des gesamten Untersuchungszeitraum etwa 1.1 Skalenpunkte Die Zustimmung zu diesem Statement nimmt im Mittel leicht ab
41 In den beiden Untersuchungszeiträumen von und bleibt das Antwortverhalten bei etwa 33% der Befragten stabil
42 Unterstützung der Wirtschaft durch den Staat In den NBL liegt der Wert bei 1.72 Skalenpunkten In den ABL liegt der Wert bei 1.86 Diese Statement wird von einem Großteil der Befragten sehr positiv bewertet
43 Der Staat ist verantwortlich für Vollbeschäftigung Sehr große Zustimmung in den NBL (1.41) In den ABL liegt der Skalenwert bei 1.71 Deutliche Differenz von 0.3 Skalenpunkten
44 Ideologische Orientierungen Links-Recht Recht-Selbsteinstufung 11 Antwortvorgaben/ 1 ganz links / 11 ganz rechts
45 Ingelhart Index zur Bestimmung der Werteorientierung Die vier Items des Ingelhart Index formulieren die folgenden politischen Ziele: A) Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in diesem Land B) Mehr Einfluss der Bürger auf die Entscheidungen der Regierung C) Kampf gegen steigende Preise D) Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung
46 Ingelhart Index zur Bestimmung der Werteorientierung In beiden Teilen der BRD dominieren die Mischtypen Ostdeutsche tendieren etwas stärker zu materialistischen Politikzielen
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