GLAS EIN VIELSEITIGER WERKSTOFF
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- Melanie Esser
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1 1. Einheit: GLAS EIN VIELSEITIGER WERKSTOFF Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 1 von 29
2 ZIELE DER HEUTIGEN EINHEIT Am Ende der der Einheit Glas ein vielseitiger Werkstoff....sind Sie in der Lage die Begriffe amorph und kristallin zu erläutern und voneinander abzugrenzen...kennen Sie die wesentlichen Bestandteile von Gläsern...können Sie die Unterschiede und Eigenschaften von Gebrauchsglas, Laborglas und Quarzglas einschätzen...kennen Sie Methoden zur Bearbeitung von Glas...sind Sie in der Lage einen Bunsenbrenner fachgerecht zu verwenden. Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 2 von 29
3 WAS IST EIN ATOM? kleinste Einheit aus der ein Stoff besteht: setzt sich zusammen aus Atomkern und Elektronenhülle Atomkern: besteht aus Protonen und Neutronen enthält fast die gesamte Masse des Atoms Elektronenhülle: Elektronen, die um den Atomkern kreisen ist in Schalen aufgeteilt Schalen werden von innen nach außen besetzt äußerste Schale heißt Valenzschale Ein Atom enthält gleich viele Elektronen wie Protonen Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 3 von 29 Atomquerschnitt
4 WAS IST EIN ELEMENT? ein Element besteht aus einer einzigen Sorte von Atomen z.b. Kohlenstoff, Schwefel, Eisen, Sauerstoff, Wasserstoff jedes Element hat spezifische Eigenschaften bestimmt durch Atomaufbau Stoffe kommen selten elementar in der Natur vor, sondern nur als Verbindungen Ausnahme z.b. Edelmetalle (Gold), Kohlenstoff Elemente mit ähnlichen Eigenschaften werden zu Elementfamilien zusammengefasst. Periodensystem der Elemente (PES) Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 4 von 29
5 DAS PERIODENSYSTEM DER ELEMENTE Gruppe Periode Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 5 von 29
6 BINDUNGSARTEN Es gibt drei grundlegende Bindungsarten: Kovalente Bindung echte Verbindung der beteiligten Elementen (Elektronenpaarbindung) Moleküle Beispiel: Wasser (H 2 O) Ionische Bindung Bindende Wechselwirkung positiver Teilchen und negativer Teilchen Kristallgitter (Salze) z.b. Natriumchlorid (NaCl) Metallische Bindung nur in Metallen freie bewegliche Außenelektronen Atomrümpfe leitfähig z.b. Eisen (Fe) Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 6 von 29
7 BEGRIFFLICHKEITEN Element: z.b. Kohlenstoff (C) oder Eisen (Fe) Ion: positiv oder negativ geladene Teilchen z.b. Kationen (Na +, Fe 2+ ) oder Anionen (Cl -, SO 4 2- ) Molekül: eine Verbindung aus kovalent gebundenen Atomen z.b. Wasser (H 2 O) Oxid: Verbindung mit Sauerstoff z.b. Eisenoxid (FeO) oder Kohlenstoffdioxid (CO 2 ) Salz: Verbindung aus Ionen (Metallkationen und Nichtmetallanionen) bildet immer ein Kristallgitter Carbonate: Verbindungen aus Metallkation und Carbonat-Anion (CO 3 2- ) z.b. Natriumcarbonat (Na 2 CO 3 ) Sulfate: Verbindungen aus Metallkation und Sulfat-Anion (SO 4 2- ) z.b. Calciumsulfat (CaSO 4 ) Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 7 von 29
8 8-N-REGEL Alle Elemente im Periodensystem streben ihre stabilste Form an z.b. Sauerstoff O 2 statt O, Cl 2 statt Cl Ziel ist die volle Elektronenaußenschale Bindigkeit lässt sich mit der 8-N-Regel aus Hauptgruppenzahl ableiten (Nichtmetalle) Beispiel Silicium: 4. Hauptgruppe 8 4 = 4 4 Bindungen ein Beispiel Sauerstoff: 6. Hauptgruppe 8 6 = 2 2 Bindungen Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 8 von 29
9 Beispielmoleküle: BEISPIELE Beispiel Salz*: Ionische CaSO 4 Ca Bestandteile 2+ SO Calciumsulfat (Gips) Calcium-Ion kovalenter Bestandteil *: vgl. Aufgabe 1! Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 9 von 29
10 Wortbedeutung: germanisch: glasa, das Glänzende WAS IST GLAS? Ein paar Definitionen: Glas ist ein anorganisches Schmelzprodukt, das im wesentlichen ohne Kristallisation erstarrt. [ASTM International] Im physikochemischen Sinn ist Glas eine eingefrorene unterkühlte Flüssigkeit [F. Simon 1930] Glas ist ein amorphes Gemenge aus Quarzsand, Soda, Kalk und Dolomit. [Bablik u. Federl 1995] Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 10 von 29
11 WAS IST GLAS? Gläser sind amorphe Feststoffe Schnelles Abkühlen einer Schmelze führt zur Erstarrung ohne Bildung eines Kristallgitters atomarer Aufbau erinnert an den einer gefrorenen Flüssigkeit Gläser haben keinen festen Schmelzpunkt Glasübergangstemperatur (Temperaturintervall) Fest Schmelze Hauptbestandteil: Siliciumdioxid SiO 2 (Quarzsand) Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 11 von 29
12 Kristallin vs. Amorph? Abb.1: Kristallgitter (Ionengitter NaCl) Kristallin Kristalline Stoffe bilden ein Kristallgitter Hohe Ordnung Elementarzelle Scharfer Schmelzpunkt Erhitzen führt zu Zerstörung der Kristallstruktur Quarzsand SiO 2 ist kristallin Abb. 2: Kristallgitter SiO 2 Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 12 von 29
13 Kristallin vs. Amorph? Amorph keine regelmäßige, geordnete Kristallstruktur (gestaltlos) Nahordnung aber keine Fernordnung Schmelzintervall (fließender Übergang fest flüssig) amorphe Strukturen haben niedrigere Schmelzbereiche als kristalline Feststoffe Quarzglas Abb. 3: Struktur von Quarzglas (SiO 2 amorph) Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 13 von 29
14 Chemisch: Siliciumdioxid Summenformel: SiO 2 Hauptbestandteil von Glas QUARZ Aufbau aus SiO 4 -Tetraeder-Baugruppen Abb. 4: SiO 4 -Tetraeder Abb. 5: Kristallgitter SiO 2 mit Tetraeder-Form Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 14 von 29
15 QUARZ VS. QUARZGLAS? Anordnung der SiO 4 -Tetraeder im Quarzkristall und Quarzglas unterscheidet sich Kristallines SiO 2 besitzt einen scharfen Schmelzpunkt bei ( C) Bei raschem Abkühlen bildet sich eine unterkühlte Schmelze die bei der Transformationstemperatur ( C) erweicht. Abb. 6: Kristallgitter von Quarz und Quarzglas im Vergleich Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 15 von 29
16 GEBRAUCHSGLAS (KALK-NATRON- GLAS) Durch Beimengen anderer Metalloxide lassen sich die Struktur und Eigenschaften von Quarzglas verändern Bildung von Trennstellen in der Gitternetzstruktur Je mehr Trennstellen, desto niedriger der Erweichungspunkt bzw. die Transformationstemperatur Abb. 7: Struktur von Kalk-Natron-Glas Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 16 von 29
17 WÄRMEAUSDEHNUNGSKOEFFIZIENT Stoffe dehnen sich bei Temperaturanstieg aus Erhöhte Teilchenbewegung führt zu Volumenzunahme Maß der Ausdehnung hängt vom Stoff ab (Wärmeausdehnungskoeffizient) starke Temperaturschwankungen führen in vielen Gläsern zu Spannungen Bruch- und Platzgefahr des Glases Quarzglas hat einen sehr niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizienten (0,54*10-6 /K) geeignet für den Laborgebrauch Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 17 von 29
18 DIE WICHTIGSTEN GLASSORTEN Glassorte Zusammensetzung (Massenanteile) Verarbeitungstemperatur (in C) Verwendung Bleiglas 52 % SiO 2 13 % K 2 O 35 % PbO Einschmelzen von Metallen in Glas; Verbindung verschiedenartiger Glasteile Natronglas (Normalglas) Erdalkali-Borosililkat-glas (z.b. Jeaner Geräteglas) 73 % SiO 2 15 % Na 2 O 13 % CaO 89 % SiO 2 7 % B 2 O 3 4 % Erdalkali Flachglas; Flaschen; dickwandige Gefäße Siedekolben; Bechergläser; Thermometer; Apparaturen; analytische Geräte Borosilikatglas (Duran) 81 % SiO 2 13 % B 2 O 3 4 % Alkali 2 % Al 2 O Standard-Glassorte im Labor für Glasgeräte aller Art Alumosilikatglasss 57 % SiO 2 1 % Na 2 O 12 % MgO 20,5 % Al 2 O 3 4 % B 2 O Verbrennungsröhrchen schwerschmelzbare Geräte Quarzglas 100 %SiO Tiegel; schwer-schmelzbare Geräte Abb. 8: verschiedene Glassorten Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 18 von 29
19 Brennertypen Brennertyp Temperaturbereich in C* Bunsenbrenner Teclubrenner Heintzbrenner bis 1300 Gebläsebrenner bis 1900 Kartuschenbrenner * Für Luft-Erdgasgemische Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 19 von 29
20 Funktionsweise der Brenner Wenn man Gas mit Luft vermischt und verbrennt, wird die im Gas enthaltene Energie wird als Wärmeenergie freigesetzt Brenner bestehen aus einem Fuß mit Gasanschluss und Regulierschraube Hahn, Düse und Mischrohr mit regelbarer Luftzuführung sind unterschiedlich Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 20 von 29
21 Bunsen- und Teclubrenner Bunsenbrenner: Luft wird von der Seite in das Mischrohr eingeführt. Das Mischrohr ist gerade und hat einen kleineren Durchmesser als beim Teclubrenner. Wird zu wenig Luft zugeführt, ist die Verbrennung unvollständig Rußbildung Wird zu viel Luft zugeführt, kann die Flamme erlöschen (zurückschlagen). Abb. 9: Aufbau Bunsenbrenner Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 21 von 29
22 Bunsen- und Teclubrenner Teclubrenner: Luft wird von unten in das Mischrohr eingeführt. Das Mischrohr ist nach unten konisch erweitert und hat einen größeren Durchmesser. Durch die Form des Mischrohres wird eine intensivere Durchmischung der Gase und eine höhere Flammentemperatur erreicht Abb. 10: Aufbau Teclubrenner Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 22 von 29
23 Flammentemperatur Die Flammentemperatur bei Brennern lässt sich durch die Luftzufuhr steuern. Reines Gas erzeugt eine leuchtende, nicht rauschende Flamme ohne Kegel (s. Abb.) Wird der nicht rauschenden Flamme Luft zu gemischt, dann geht sie in eine nichtleuchtende, rauschende Flamme mit blauem Kegel über, die wesentlich heißer ist. Das Rauschen wird durch kleine Explosionen in der Flamme hervorgerufen. Abb. 11: Flammenzonen und -Temperaturen Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 23 von 29
24 Bearbeitung von Glasstäben und Glasrohren Anritzen der gewünschten Stelle mit Ampullenpfeile (a+b) oder Rohrschneider (d) Abb. 12: Schneidwerkzeuge Mit leichtem Druck wird der Stab auseinandergezogen und bricht dabei Abb. 13: Rundschmelzen Scharfe Kanten der Bruchstelle müssen umgeschmolzen werden Stab oder Rohr zunächst in der leuchtenden Flamme des Bunsenbrenners erhitzen, dann unter ständigen Drehen in der rauschenden Flamme rundschmelzen Abb. 14: geschmolzene Gläser Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 24 von 29
25 Bearbeitung von Glasstäben und Biegen Glasrohren Stab oder Rohr werden unter ständigem Drehen vorsichtig erhitzt bis das Glas erweicht ist Außerhalb der Flamme biegt man dann in die gewünschte Form Es ist darauf zu achten, dass der Querschnitt des Rohres oder Stabes im Bogen erhalten bleibt Abb. 15: Biegung des Glasrohres Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 26 von 29
26 Herstellung einfacher Glasgeräte Pipetten Ein Glasrohr wird in der Mitte unter ständigem Drehen in der Flamme erweicht Außerhalb der Flamme zieht die beiden Enden des Glasrohres so auseinander, dass eine ca. 2 mm starke Kapillare entsteht Nach Abkühlen wird ein Teil der Kapillare heraus gebrochen und man erhält zwei Glasrohre mit einer Spitze Abb. 16: Kapillarenherstellung Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 27 von 29
27 Herstellung einfacher Glasgeräte Kapillare Zur Herstellung verfährt man wie bei den Pipetten, nur müssen die Kapillaren haarfein sein. Mit einiger Übung wird dies gelingen. Spatel/Löffel Der erwärmte Glasstab wird auf eine eben Fläche (Mörser) gehalten und mit einem Pistill am Ende zusammengedrückt Abb. 17: Kapillarenherstellung Abb. 18: Spatel herstellen Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 28 von 29
28 LITERATUR M. Tausch, M. Von Wachtendonk: Chemie 1., Sek.1-Buch, C.C Buchners Verlag Bamberg 1996 M. Bablick und S. Federl, Fachwissen für den Maler und Lackierer, Stam Verlag 1997 Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004 Abb. 1: M. Tausch, M. Von Wachtendonk: Chemie 1., Sek.1-Buch, C.C Buchners Verlag Bamberg 1996, S. 139 Abb. 2: Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004, Abb Abb. 3: Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004, Abb Abb. 4: Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004, Abb Abb. 5: Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004, Abb Abb. 6: Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004, Abb Abb. 7: Binnewies, Jäckel, Allg. und Anorganische Chemie, Spektrum Akademischer Verlag 2004, Abb Abb. 8: M. Bablick und S. Federl, Fachwissen für den Maler und Lackierer, Stam Verlag 1997 Abb. 9: Jander/Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag 2002 Abb. 10: Jander/Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag 2002 Abb. 11: Zugriff , 10:24 Abb. 12: Zugriff , 10:20 Abb. 13: Zugriff , 10:20 Abb. 14: Zugriff , 10:20 Abb. 15: Skript Block 1 Abb. 16: Jander/Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag 2002 Abb. 17: Jander/Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag 2002 Abb. 18: Skript Block 1 Sebastian Spinnen, Ingrid Reisewitz-Swertz 29 von 29
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