3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information"

Transkript

1 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 1 / 72

2 Literaturhinweise zu Kapitel 3: Osborne (2004), Kapitel 5-7 Gibbons (1992), Kapitel 2 MasColell, Whinston, Green (1995), Kapitel 7 und 9A+B Fudenberg und Tirole (1991), Kapitel 3 und 4 c 2014 Klaus M. Schmidt Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 2 / 72

3 3.1 Dynamische Spiele und Rückwärtsinduktion Bisher haben wir Situationen betrachtet, in denen beide Parteien simultan über ihre Strategie entscheiden müssen. Jetzt betrachten wir etwas kompliziertere zeitliche Strukturen. Dabei beschränken wir uns zunächst auf Spiele mit vollständiger und perfekter Information, d.h., alle Spieler spielen sequentiell und jeder Spieler beobachtet alle vorangegangenen Züge. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 3 / 72

4 Die Zeitstruktur eines Spiels Spieler 2.. Spieler 1.. Aktion 1 Aktion 2.. Spieler 2 Aktion 3 Aktion 4 Aktion 3 Aktion 4 ( a ) ( c ) ( e b d f ) ( g h ) Abb. 3.1: Ein Spielbaum Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 4 / 72

5 Beispiel 1: IBM vs. Intel In den frühen 70er Jahren ist Intel der einzige Lieferant von IBM für bestimmte Computerchips. IBM steht vor der Wahl, entweder Intel als einzigen Lieferanten zu behalten oder einen zweiten Lieferanten (AMD) aufzubauen. Ohne einen zweiten Lieferanten kann Intel seine Monopolmacht ausnutzen. Dann würde IBM einen Gewinn von 10 und Intel einen Gewinn von 90 erhalten. Intel kündigt jedoch an, auf das Ausnutzen der Monopolstellung zu verzichten und die Gewinne gleichmäßig aufzuteilen (jeder bekommt einen Gewinn von 50). Wenn sich IBM entscheidet, AMD als zweiten Lieferanten aufzubauen, erhält IBM einen Gewinn von 40 und Intel einen Gewinn von 30. Sollte IBM eine zweite Lieferantenbeziehung aufbauen oder darauf verzichten? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 5 / 72

6 Zeichnen Sie den Spielbaum für dieses Spiel. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 6 / 72

7 Bestimmen Sie die Normalform für dieses Spiel. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 7 / 72

8 Beispiel 2: Marktzutrittsspiel Zutreter.. N E ( ) 0 2 k.. Monopolist n ( 1 1 ) ( ) 2 1 Abb. 3.2: Marktzutrittsspiel Der Marktzutreter entscheidet, ob er eintritt (E) oder nicht (N). Der Monopolist entscheidet, ob er kämpft (k) oder nicht kämpft und sich den Markt teilt (n). Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 8 / 72

9 Ein sequentielles Spiel mit endlich vielen Stufen und perfekter Information wird durch Rückwärtsinduktion gelöst. Monopolist: Gegeben, dass der Zutreter eingetreten ist, ist es für mich optimal den Markt zu teilen. Zutreter: Wenn ich zutrete, wird der Monopolist den Markt teilen. Also sollte ich zutreten. Das Ergebnis der Rückwärtsinduktion ist also (E, n). Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 9 / 72

10 Rückwärtsinduktion und Nash-Gleichgewicht Das Ergebnis der Rückwärtsinduktion ist ein Nash-GG: Gegeben, dass der Zutreter E spielt, ist für den Monopolisten n optimal. Gegeben, dass der Monopolist n spielt, ist für den Zutreter E optimal. M Z k n N 0, 2 0, 2 E -1, -1 2, 1 Abb. 3.3: Normalform des Marktzutrittsspiels Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 10 / 72

11 Analyse der Normalform zeigt ein zweites Nash-GG gibt: (N, k). In diesem Nash-GG ist die Strategie des Monopolisten nicht optimal, wenn der Zutreter E spielen sollte. Aber: Im Nash-GG (N, k) tritt der Zutreter nicht ein. Trotzdem ist das Nash-GG (N, k) nicht überzeugend. Der Monopolist droht, zu kämpfen, falls der Zutreter zutritt. Diese Drohung ist unglaubwürd, weil es nicht im Interesse des Monopolisten liegt, sie im Fall des Zutritts tasächlich wahr zu machen. Die Unglaubwürdigkeit einer Drohung lässt sich aus der Normalform des Spiels nicht erkennen. Darum werden wir bei dynamischen Spielen die extensive Form des Spiels betrachten, die die Zeit- und Informationsstruktur explizit macht. Ziel: Verfeinerung des Nash-Gleichgewichts Wir wollen den Gleichgewichtsbegriff so verschärfen, dass Gleichgewichte keine unglaubwürdigen Drohungen enthalten können. Bevor wir das tun, werden wir aber ein paar weitere Anwendungsbeispiele für Rückwärtsinduktion betrachten. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 11 / 72

12 3.2 Anwendungsbeispiele für Rückwärtsinduktion Stackelberg-Duopol Heinrich von Stackelberg (1934) 1) Unternehmen 1, der Stackelberg-Führer, wählt seine Menge x 1. 2) Unternehmen 2, der Stackelberg-Anpasser, beobachtet x 1 und wählt dann seine Menge x 2. 3) Auf dem Markt ergibt sich der Preis als Funktion der gesamten Menge: p = p(x 1 + x 2 ). Dieses Modell wird oft verwendet, wenn es auf einem Markt einen dominanten Anbieter gibt, an den alle übrigen Anbieter ihr Verhalten anpassen. Beispiele: Saudi-Arabien als größter Ölproduzent legt seine Menge als erster fest. Andere Ölproduzenten passen sich an. Südafrika: Dominierender Diamantenproduzent De Beers. Andere Marktführer: Microsoft, IBM, Telekom etc., aber hier geht es meist um Preis- und/oder Qualitätswettbewerb bei heterogenen Gütern. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 12 / 72

13 Das Entscheidungsproblem des Anpassers Der Anpasser maximiert seinen Gewinn π 2 = p(x 1 + x 2 )x 2 c 2 (x 2 ) durch geeignete Wahl von x 2. Dabei liegt die Menge x 1 bereits fest und ist bekannt. Bedingung erster Ordnung (BEO) für Gewinnmaximum: p(x 1 + x 2 ) + dp(x 1 + x 2 ) dx 2 x 2 = dc 2(x 2 ) dx 2 Diese Bedingung legt die optimale Menge x 2 als Funktion von x 1 fest, d.h.: x 2 = R 2 (x 1 ) Die Funktion R 2 (x 1 ) wird Reaktionsfunktion von Unternehmen 2 genannt. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 13 / 72

14 Beispiel: Lineare Nachfrage: p(x 1 + x 2 ) = a b (x 1 + x 2 ) = a b x, x = x 1 + x 2 Konstante Grenzkosten: c 1 (x 1 ) = c x 1, c 2 (x 2 ) = c x 2 Gewinnfunktion des Anpassers: BEO für Gewinnmaximum: π 2 = [a b(x 1 + x 2 )] x 2 c x 2 a b(x 1 + x 2 ) bx 2 = c Gewinnfunktion ist streng konkav: d 2 π 2 dx 2 2 = 2b < 0 Reaktionsfunktion des Anpassers: x 2 = a bx 1 c 2b = a c 2b 1 2 x 1 Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 14 / 72

15 Das Problem des Marktführers Der Marktführer kennt das Entscheidungsproblem des Anpassers und weiß, dass er die Menge x 2 = R 2(x 1 ) wählen wird. Also ist sein Gewinnmaximierungsproblem: max x 1 p(x 1 + R 2 (x 1 )) x 1 c 1 (x 1 ) BEO für Gewinnmaximum: p(x 1 + R 2 (x 1 )) + ( 1 + dr ) 2 dp dx 1 dx x 1 = dc 1 dx 1 Der Stackelberg-Führer berücksichtigt nicht nur, wie eine zusätzliche Einheit den Martkpreis direkt senkt, sondern auch, wie sie die Menge seines Konkurrenten und damit indirekt den Marktpreis beeinflusst. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 15 / 72

16 Fortsetzung des Beispiels: Gewinnfunktion des Marktführers: BEO für Gewinnmaximum: π 1 = [a b(x 1 + R 2 (x 1 ))] x 1 c x 1 = a c x 1 b 2 2 x 1 2 a c 2 x 1 bx 1 = 0 = a c 2b Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 16 / 72

17 Nachdem wir die optimale Menge des Stackelberg-Führers kennen, können wir sie in die Reaktionsfunktion des Anpassers einsetzen, um dessen Menge, die gesamte Menge und den Marktpreis zu bestimmen. Einsetzen von x 1 in R 2(x 1 ) ergibt: Die gesamte Menge ist also: x 2 = a c 4b Der Marktpreis ergibt sich als: x 1 + x 2 = 3(a c) 4b p = a + 3c 4 Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 17 / 72

18 Vergleich zum Cournot-Duopol Der Gewinn des Stackelberg-Führers ist immer höher als der Gewinn eines Cournot-Duopolisten. Warum? Im Stackelberg-Spiel ist der Anpasser besser informiert als ein Duopolist im Cournot-Spiel. Er kann beobachten, welche Menge der Stackelberg-Führer auf den Markt wirft. Trotzdem geht es dem Anpasser schlechter als dem Cournot-Duopolisten. Warum? In Ein-Personen-Entscheidungssituationen ist es unmöglich, dass sich ein rationaler Entscheidungsträger schlechter stellt, wenn er zusätzliche Informationen oder zusätzliche Handlungsmöglichkeiten bekommt. In interpersonellen Entscheidungssituationen ist es dagegen oft besser, weniger Informationen oder weniger Handlungsmöglichkeiten zu haben. Beispiele: Cournot- versus Stackelberg-Spiel. Chicken-Spiel: Angenommen, einer der Fahrer kann sein Lenkrad aus dem Fenster werfen und sich damit die Möglichkeit zum Ausweichen nehmen. Gegenspieler wird ausweichen. Viele andere Beispiele für Selbstbindung (Commitment). Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 18 / 72

19 3.2.2 Löhne und Beschäftigung Leontief (1946), später in zahlreichen Variationen. Zweistufiges Spiel: 1. Gewerkschaft bestimmt den Lohnsatz, w. 2. Unternehmen bestimmt die Beschäftigungsmenge, L. Auszahlungsfunktionen: Gewerkschaft: U(w, L), streng monoton steigend in w und L, quasikonkav (konvexe Indifferenzkurven) Unternehmen: π(w, L) = R(L) wl, R(L) steigend und streng konkav, lim L 0 R (L) =, lim L R (L) = 0. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 19 / 72

20 Rückwärtsinduktion Stufe 2: Unternehmen maximiert max R(L) wl L 0 BEO (hier notwendig und hinreichend, warum?): R (L) w = 0 Die optimale Beschäftigungsmenge L (w) ist eine fallende Funktion von w. (Warum?) Isogewinnlinien: R(L) wl = c w = R(L) c L Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 20 / 72

21 R... w L L Abb. 3.4: Gewinnmaximum und Isogewinnlinien der Unternehmung Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 21 / 72

22 Stufe 2: Gewerkschaft antizipiert L (w) und maximiert max U(w, w 0 L (w)) BEO: U w + U dl (w) L dw = 0 Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 22 / 72

23 w... w L Abb. 3.5: Nutzenmaximum der Gewerkschaft, Ineffizienz L Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 23 / 72

24 Bemerkungen: 1) Gewerkschaft sucht sich den besten Punkt auf der Reaktionsfunktion des Unternehmens. 2) Aber das Ergebnis ist ineffizient: Gewerkschaften und Unternehmen könnten sich besser stellen, wenn sie den Lohn etwas verringerten und die Beschäftigung etwas erhöhten. 3) Die Ineffizienz besteht, weil Gewerkschaft und Unternehmen nicht über Beschäftigung und Lohnhöhe gleichzeitig verhandeln. Warum wird das nicht gemacht? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 24 / 72

25 3.3 Allgemeine Beschreibung eines dynamischen Spiels Die Extensive Form Definition 3.1 (Extensive Form) Die extensive Form eines Spiels spezifiziert: (1) die Menge der Spieler {1,..., n}; (2a) zu welchem Zeitpunkt welcher Spieler am Zug ist; (2b) welche Aktionen einem Spieler zur Verfügung stehen, wenn er am Zug ist; (2c) was ein Spieler weiß, wenn er am Zug ist; (3) die Auszahlung eines jeden Spielers für jede mögliche Kombination von Zügen. Die Definition der extensiven Form ist ganz analog zu der der Normalform. Einziger Unterschied: Die Beschreibung der Strategienräume kann sehr viel komplexer sein. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 25 / 72

26 Spiele in extensiver Form können mit Hilfe eines Spielbaums beschrieben werden. Ein Spielbaum besteht aus einer Menge von geordneten und miteinander verbundenen Knoten: Entscheidungsknoten: Hier kann genau ein Spieler aus einer Menge von Aktionen auswählen. Jede Aktion führt zu einem neuen Entscheidungs- oder Endknoten. Endknoten: Hier endet das Spiel, und Auszahlungen werden zugeordnet. Der Spielbaum beginnt mit genau einem Anfangs-Entscheidungsknoten. Wir werden immer annehmen, dass ein Spielbaum sich echt verzweigt: Er wächst nicht in sich selbst zurück (keine Zyklen); Zweige wachsen nicht wieder zusammen (keine gemeinsamen Vorgänger). Gegenbeispiele? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 26 / 72

27 3.3.2 Zufallszüge der Natur In vielen Spielen gibt es exogene Unsicherheit. Wir können das modellieren, indem wir einen zusätzlichen Spieler, die Natur, einführen, die aus der Menge der möglichen Zustände der Welt einen nach einer gegebenen Wahrscheinlichkeitsverteilung auswählt. Z.. ( ) 0 2 N 1 2 E.. Natur 1 2 M M.... k n k n ( 0 0 ) ( 3 3 ) ( 1 1 ) ( ) 1 1 Abb. 3.6: Marktzutrittsspiel mit exogener Unsicherheit Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 27 / 72

28 Nach der Zutrittsentscheidung realisiert sich der Zustand der Welt: Mit Wahrscheinlichkeit 1 2 ist die Nachfrage groß, beide können hohe Gewinne machen. Mit Wahrscheinlichkeit 1 2 ist die Nachfrage niedrig, beide machen bei Wettbewerb Verluste. Die Natur verhält sich nicht strategisch, sondern folgt einfach der vorgegebenen Wahrscheinlichkeitsverteilung. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 28 / 72

29 3.3.3 Informationsmengen Definition 3.2 (Informationsmenge) Eine Informationsmenge ist eine Menge von Entscheidungsknoten mit den Eigenschaften: Bei allen Entscheidungsknoten einer Informationsmenge ist derselbe Spieler am Zug. Ein Spieler kann die verschiedenen Knoten einer Informationsmenge nicht unterscheiden. Insbesondere hat er an jedem Knoten einer Informationsmenge dieselbe Menge von Aktionen. Jeder Entscheidungsknoten gehört zu genau einer Informationsmenge. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 29 / 72

30 Beispiele: 1.. G L g l g l ( ) 3 ( ) ( 5 0 ) ( ) 1 1 Abb. 3.7: Das Gefangenen-Dilemma Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 30 / 72

31 Abb. 3.8: Mögliche und unmögliche Informationsmengen Wenn ein Spiel nur einelementige Informationsmengen enthält, sprechen wir von einem Spiel mit perfekter Information (nicht zu verwechseln mit vollständiger Information). Gibt es mehrelementige Informationsmengen, sprechen wir von einem Spiel mit imperfekter Information (nicht zu verwechseln mit unvollständiger Information). Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 31 / 72

32 3.3.4 Strategien Definition 3.3 (Strategie) Eine Strategie ist ein vollständig konditionierter Aktionsplan: Für jede Informationsmenge, in der der Spieler am Zug ist, spezifiziert die Strategie eine mögliche Aktion, d.h., sie konditioniert die Aktion auf die von Spieler i beobachtete bisherige Geschichte des Spiels. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 32 / 72

33 Beispiele: 1.. L R l r l r ( 3 1 ) ( 1 2 ) ( 2 1 ) ( ) 0 0 Abb. 3.9: Strategien in einem Spiel mit perfekter Information Spieler 1 hat 2 Strategien: L, R Spieler 2 hat 4 Strategien: ll, lr, rl, rr Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 33 / 72

34 2 1 L ll lr rl rr 3, 1 3, 1 1, 2 1, 2 R 2, 1 0, 0 2, 1 0, 0 Abb. 3.10: Normalform dieses Spiels Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 34 / 72

35 L.. 1 R l r l r L R L R L R L R Abb. 3.11: Strategien in einem Spiel mit imperfekter Information Strategien von Spieler 1: Strategien von Spieler 2: Jedes Spiel in extensiver Form kann in ein Spiel in Normalform überführt werden. Aber: Zu einem Spiel in Normalform können mehrere verschiedene Spiele in extensiver Form existieren. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 35 / 72

36 3.4 Teilspielperfekte Gleichgewichte Definition 3.4 (Teilspiel) Ein Teilspiel eines Spiels in extensiver Form a) beginnt in einem Entscheidungsknoten K einer einelementigen Informationsmenge, b) beinhaltet alle Entscheidungs- und Endknoten, die K nachfolgen, aber keine Knoten, die K nicht nachfolgen, c) durchtrennt keine nachfolgenden Informationsmengen. Intuitiv ist ein Teilspiel einfach ein Teil des gesamten Spiel, der in einem Knoten beginnt und alle nachfolgenden Knoten enthält. An diesem Knoten muss die gesamte bisherige Geschichte des Spiels dem Spieler, der hier am Zug ist, bekannt sein. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 36 / 72

37 L 1.. R l r l r L R L R L R L R Abb. 3.12: Teilspiele Ein Teilspiel kann isoliert betrachtet und analysiert werden. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 37 / 72

38 Teilspielperfektes Gleichgewicht Das folgende Gleichgewichtskonzept geht auf Reinhard Selten (1965) zurück. Definition 3.5 (Teilspielperfektes Gleichgewicht) Ein Nash-Gleichgewicht ist teilspielperfekt, wenn die Strategien der Spieler in jedem Teilspiel ein Nash-Gleichgewicht bilden. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 38 / 72

39 1.. L R l r l r ( 3 1 ) ( 1 2 ) ( 2 1 ) ( ) 0 0 Abb. 3.13: Teilspielperfektes Nash-Gleichgewicht Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 39 / 72

40 Analyse der Teilspiele: Gegeben, dass Spieler 1 L gewählt hat, sollte 2 r spielen. Gegeben, dass Spieler 1 R gewählt hat, sollte 2 l spielen. Gegeben das Verhalten von 2 sollte 1 R spielen. Das teilspielperfekte Nash-Gleichgewicht ist (R, r l). Beachten Sie: Der Gleichgewichtspfad ist (R, l). Aber: Das Gleichgewicht muss auch angeben, was außerhalb des Gleichgewichtspfades passieren würde. Darum ist das Gleichgewicht (R, rl). Es existiert ein zweites Nash-Gleichgewicht: (L, rr). Aber dieses Nash-GG ist nicht teilspielperfekt. Es enthält die unglaubwürdige Drohung, dass Spieler 2 r spielt, sollte Spieler 1 R spielen. Teilspielperfektheit ist nicht nur für Spiele mit perfekter Information, sondern auch für beliebige Spiele mit imperfekter Information wohldefiniert. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 40 / 72

41 Satz 3.1 (Existenz des TPGGs) Jedes endliche Spiel in extensiver Form hat wenigstens ein teilspielperfektes Nash-Gleichgewicht. Beweis von Satz 3.1: Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 41 / 72

42 Satz 3.2 (Eindeutigkeit des TPGGs) (Fast) jedes endliche Spiel in extensiver Form mit perfekter Information hat ein eindeutiges teilspielperfektes Nash-Gleichgewicht. Beweis von Satz 3.2: Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 42 / 72

43 Bemerkungen: 1. Dieser Satz wurde schon von Zermelo (1913) bewiesen. 2. Bei Spielen mit imperfekter Information kann es natürlich mehrere Gleichgewichte in einem Teilspiel geben. Die Menge aller teilspielperfekten Gleichgewichte im gesamten Spiel erhält man, wenn man die Rückwärtsinduktion mit jeder möglichen Kombination aller möglichen Gleichgewichte durchführt. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 43 / 72

44 Beispiel: Ein Spiel mit imperfekter Information Betrachten Sie das folgende Spiel mit zwei Perioden, bei dem die Spieler in der ersten Periode ein Gefangenen-Dilemma und in der zweiten Periode ein Koordinationsspiel spielen: B Kooperation A Verrat Kooperation 2, 2-1, 3 Verrat 3, -1 0, 0 Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 44 / 72

45 B A l r L x, x 0, 0 R 0, 0 y, y Abb. 3.14: TPGG eines Spiels mit imperfekter Information Was sind die teilspielperfekten Gleichgewichte dieses Spiels? Unter welcher Annahme an x und y kann ein teilspielperfektes Gleichgewicht gestützt werden, bei dem die beiden Spieler in der ersten Periode kooperieren? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 45 / 72

46 3.5 Teilspielperfektheit und Rationalität Teilspielperfektheit erfordert, dass es Common Knowledge ist, dass alle Spieler rational sind. Betrachten Sie das folgende Spiel: L ( ) l ( ) 1 1 R 2. r 1. L R ( ) ( ) Abb. 3.15: Rationalität und Rückwärtsinduktion Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 46 / 72

47 Rückwärtsinduktion ergibt, dass Spieler 1 L spielen und das Spiel damit beenden sollte. Begründung: Wenn Spieler 1 R spielt, sollte Spieler 2 l spielen, denn würde er r spielen, würde Spieler 1 in der letzten Runde L spielen. Angenommen, Spieler 1 spielt dennoch R. Zeigt er damit nicht, dass er irrational ist? Wenn Spieler 1 aber irrational ist, sollte Spieler 2 dann nicht vielleicht doch lieber r spielen, in der Hoffnung, dass Spieler 1 sich in der letzten Runde ebenfalls irrational verhält und R spielt? Wenn Spieler 2 durch diese Argumentation verleitet wird, r zu spielen, sollte dann nicht auch ein rationaler Spieler 1 R in Runde 1 spielen? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 47 / 72

48 Rückwärtsinduktion ist nur solange überzeugend, solange Abweichungen vom Rückwärtsinduktionspfad rational erklärt werden können. Das hat Selten (1975) motiviert, das Konzept des perfekten Gleichgewichts einzuführen: 1) Es ist common knowledge, dass beide Spieler rational sind. 2) Aber: Beide Spieler machen mit sehr kleinen Wahrscheinlichkeiten Fehler: ihre Hände zittern bei der Auswahl der Strategien. Mit Wahrscheinlichkeit 1 ɛ spielt jeder Spieler die intendierte Strategie, aber mit Wahrscheinlichkeit ɛ macht er einen Fehler und wählt eine andere (zufällig ausgewählte) Strategie. Die Wahl von R kann dann als nicht intendierter Fehler von 1 interpretiert werden und bedeutet nicht, dass 1 irrational ist. 3) Ein perfektes Gleichgewicht ist der Limes einer Folge von Gleichgewichten, in denen jeder Spieler mit Wahrscheinlichkeit ɛ einen Fehler macht, wenn ɛ gegen 0 konvergiert. Beachten Sie: Wenn jeder Spieler nur einmal zieht, tauchen diese Probleme nicht auf. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 48 / 72

49 Rosenthals Hundertfüßler Das folgende Spiel zeigt noch einmal, dass Teilspielperfektheit nicht immer plausibel sein muss w w w w w w ( ) s s s s s s ( 1 1 ) ( 0 3 ) ( ) 2 ( ) ( ) 99 ( ) Abb. 3.16: Rosenthals Hundertfüßler Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 49 / 72

50 Das eindeutige TPGG ist, dass jeder Spieler das Spiel beendet, wenn er zum Zug kommt. Was passiert, wenn Spieler 1 das Spiel in Periode 1 nicht beendet? Sollte Spieler 2 sich dennoch an das Gleichgewicht halten? Ob das TPGG überzeugend ist oder nicht, hängt entscheidend davon ab, wie die Spieler Abweichungen vom Gleichgewichtspfad interpretieren. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 50 / 72

51 3.6 Ein Zermürbungskrieg Das klassische Beispiel für einen Zermürbungskrieg stammt aus der Biologie (Maynard Smith, 1974): Kampf zweier Tiere um ein Territorium. Wir betrachten dieses Spiel nur in diskreter Zeit mit unendlichem Horizont: Folge von Zeitpunkten: t = 0, 1, 2,... In jeder Periode entscheiden beide Spieler simultan, ob sie kämpfen oder aufgeben sollen. Wenn beide kämpfen, verlieren beide eine Nutzeneinheit pro Periode, und das Spiel geht weiter. Wenn einer aufgibt, der andere aber nicht, erhält der Gewinner einen Preis im Wert v, der Verlierer nichts, und das Spiel ist zu Ende. Wenn beide gleichzeitig aufgeben, sind beide Verlierer und erhalten beide nichts. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 51 / 72

52 Auszahlungen: Sei ˆt die Periode, in der der Verlierer aufgegeben hat. Verlierer: u v (ˆt) = (1 + δ + + δˆt 1 ) 1 = 1 δˆt 1 δ Gewinner: u g (ˆt) = (1 + δ + + δˆt 1 ) 1 + δˆt v = 1 δˆt 1 δ + δˆt v Existiert ein symmetrisches, stationäres TPGG? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 52 / 72

53 Angenommen beide Spieler geben in jeder Periode mit Wahrscheinlichkeit p auf und kämpfen mit Wahrscheinlichkeit 1 p. Diese Strategien sind nur dann ein Gleichgewicht, wenn jeder Spieler in jeder Periode indifferent ist, ob er aufgeben oder weiterkämpfen soll. Also muss in jeder Periode t gelten: 0 = p v + (1 p) [ 1 + δ 0] Interpretation: Die bisher verlorenen Nutzeneinheiten sind sunk costs. Wir brauchen also nur Auszahlungen zu betrachten, die von der jetzigen Periode an erhalten werden. 0 ist die Auszahlung, wenn ich heute aufgebe. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 53 / 72

54 Wenn ich nicht aufgebe, gibt es zwei Möglichkeiten: Mit Wahrscheinlichkeit p gibt mein Gegner auf und ich bekomme v. Mit Wahrscheinlichkeit 1 p gibt er nicht auf, was mich diese Runde eine Nutzeneinheit kostet. In der nächsten Runde bin ich dann wieder indifferent zwischen Aufgeben und Kämpfen. Also ist der Folge-Payoff ab der nächsten Runde genau 0. Auflösen ergibt: p = v Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 54 / 72

55 Bemerkungen: 1) Je höher der Preis v, umso kleiner ist die Wahrscheinlichkeit des Aufgebens. 2) Das Ergebnis ist ineffizient, weil mit positiver Wahrscheinlichkeit gekämpft wird. Mit positiver Wahrscheinlichkeit sind die Kosten des Kämpfens sogar höher als der zu gewinnende Preis. 3) Es gibt noch andere TPGG. Beispiel: Spieler 1 wird immer kämpfen, Spieler 2 wird immer aufgeben. Insbesondere sind alle stationären Nash-Gleichgewichte auch teilspielperfekt. 4) Aber: Das Gleichgewicht, dass wir oben charakterisiert haben, ist das einzige symmetrische Gleichgewicht. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 55 / 72

56 3.7 Das Einmal-Abweichungsprinzip In den bisherigen Beispielen war es relativ einfach zu prüfen, ob ein Strategientupel (s 1,..., s n) ein TPGG ist. In komplizierteren Spielen kann das jedoch sehr aufwendig sein. Der folgende Satz macht uns das Leben erheblich leichter: Satz 3.3 (Einmal-Abweichungsprinzip) Ein Strategientupel s ist teilspielperfekt genau dann, wenn es für keinen Spieler i eine Strategie s i gibt, die sich von si nur in einer Periode t und nach einer Geschichte h t unterscheidet, und die echt besser ist als si, wenn das Teilspiel nach h t erreicht wird. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 56 / 72

57 Bemerkungen: 1) Es ist offensichtlich, dass die Bedingung notwendig für Teilspielperfektheit ist. Gäbe es eine solche profitable Abweichungsstrategie s i, dann kann sicher kein TPGG vorliegen. (Achtung: Es könnte immer noch ein Nash-Gleichgewicht vorliegen, falls die Geschichte h t auf dem Gleichgewichtspfad nicht erreicht wird.) 2) Es ist nicht offensichtlich, dass die Bedingung auch hinreichend für Teilspielperfektheit ist. Angenommen, es gäbe keine profitable Strategie s i, die nur in einer Informationsmenge von si abweicht. Dann könnte es immer noch eine Strategie ŝ i geben, die an mehreren Informationsmengen gleichzeitig von si abweicht und echt besser als si ist. 3) Wenn wir den Satz bewiesen haben, können wir uns das Leben in Zukunft sehr viel leichter machen: Wir müssen nur noch prüfen, ob es Abweichungsstrategien gibt, die profitabel an nur einer Informationsmenge abweichen. Das ist besonders nützlich bei wiederholten Spielen. 4) Wir führen den Beweis für Spiele mit endlichem Horizont. Der Beweis für Spiele mit unendlichem Horizont wird nur skizziert. Siehe Fudenberg-Tirole, S Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 57 / 72

58 Beweis von Satz 3.3: Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 58 / 72

59 3.8 Verhandlungen Verhandlungsspiele sind in vielen Bereichen der Ökonomie sehr wichtig. Immer wenn zwei oder mehr Parteien gemeinsam einen Überschuss erwirtschaften können, stellen sich folgende Fragen: 1. Werden sich die Parteien auf eine effiziente Allokation einigen? 2. Wie werden die Parteien den Überschuss, der gemeinsam erwirtschaftet wird, untereinander aufteilen? Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 59 / 72

60 Beispiele: Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften Bi- oder multilaterale Verhandlungen zum Abbau von Handelsschranken Verhandlungen zwischen Unternehmer und Investor (Kapitalgeber) über Finanzierung eines Investitionsprojekts Verhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer über den Verkauf eines Gutes etc. In allen diesen Beispielen haben die Parteien das gemeinsame Interesse, den erreichbaren Überschuss so groß wie möglich zu machen, aber es gibt auch einen Interessenkonflikt über die Aufteilung des Überschusses. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 60 / 72

61 3.8.1 Das Ultimatumspiel Die einfachste Version eines nicht-kooperativen Verhandlungsspiels ist die folgende: Spieler 1 und 2 können einen gemeinsamen Überschuss erreichen, dessen Maximalgröße auf 1 normiert ist. In Stufe 1 schlägt Spieler 1 eine Aufteilung dieses Überschusses (s 1, s 2 ) vor, wobei s 1 + s 2 = 1. In Stufe 2 kann Spieler 2 diesen Vorschlag annehmen oder ablehnen: wenn er annimmt, bekommt Spieler 1 s1 und Spieler 2 s 2 ; wenn er ablehnt, bekommen beide Spieler eine Auszahlung von 0 und das Spiel ist zu Ende. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 61 / 72

62 Analyse des Spiels durch Rückwärtsinduktion: Stufe 2: Spieler 2 wird jedes Angebot s 2 > 0 annehmen. Bei s 2 = 0 ist er indifferent zwischen Annehmen und Ablehnen. Stufe 1: Spieler 1 wird Spieler 2 so wenig wie möglich anbieten und für sich den maximal möglichen Rest beanspruchen. Angenommen er schlägt (s 1 = 1 ɛ, s 2 = ɛ) vor, wobei ɛ > 0. Ist das ein Gleichgewicht? Nein: Spieler 1 könnte sich besserstellen, wenn er (s 1 = 1 ɛ 2, s 2 = ɛ 2 ) vorschlägt, was Spieler 2 immer noch annehmen wird. Fazit: Das einzige teilspielperfekte Gleichgewicht in diesem Spiel ist (s 1 = 1, s 2 = 0). Im Gleichgewicht muss Spieler 2 dieses Angebot annehmen! Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 62 / 72

63 Beachten Sie: 1. Wenn es eine kleinste Geldeinheit (z.b. 0,01 EUR) gibt, ist auch (s 1 = 0, 99, s 2 = 0, 01) ein TPGG. (Zeigen!) 2. Jede Aufteilung des Überschusses ist ein Nash-GG. Beispiel: Spieler 1 schlägt (s 1 = 0, 4; s 2 = 0, 6) vor. Spieler 2 lehnt jedes Angebot mit s 2 < 0, 6 ab. Aber: Die Ablehnungsdrohung ist nicht glaubwürdig. Das Ultimatumspiel ist allerdings keine sehr realistische Beschreibung eines Verhandlungsprozesses. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 63 / 72

64 3.9 Ein Verhandlungsspiel mit endlichem Zeithorizont: Ståhl (1972) Spieler 1 und Spieler 2 verhandeln über die Aufteilung eines Kuchens mit Wert 1. Sei s [0, 1] der Anteil des Kuchens, der an Spieler 1 geht, 1 s der Anteil von Spieler 2. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 64 / 72

65 Zeitliche Struktur t=1: Spieler 1 macht einen Vorschlag s 1 [0, 1]. Wenn Spieler 2 zustimmt, ist das Spiel zu Ende. Ansonsten: t=2: Spieler 2 macht einen Vorschlag s 2. Wenn Spieler 1 zustimmt, ist das Spiel zu Ende. Ansonsten: t=3: Spieler 1 macht einen Vorschlag s 3. Wenn Spieler 2 zustimmt, ist das Spiel zu Ende. Ansonsten:. t=t: Falls T ungerade ist, macht Spieler 1 den letzten Vorschlag s T. Wenn Spieler 2 zustimmt, ist das Spiel zu Ende. Wenn er ablehnt, ist der Kuchen verloren. Falls T gerade ist, sind die Rollen von 1 und 2 in Periode T vertauscht. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 65 / 72

66 Auszahlungen Einigung in Periode t auf (s, 1 s) u 1 = δ t 1 s, u 2 = δ t 1 (1 s), Keine Einigung beide erhalten 0. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 66 / 72

67 Analyse per Rückwärtsinduktion Wir nehmen an, T ist ungerade. t=t: Spieler 2 akzeptiert g.d.w. s T 1. Spieler 1: s T = 1. Spieler 2 akzeptiert. u 1 = δ T 1 1 = δ T 1, u 2 = δ T 1 0 = 0. t=t-1: Spieler 1 akzeptiert g.d.w. δ T 2 s T 1 δ T 1. Spieler 2: s T 1 = δ. Spieler 1 akzeptiert. u 1 = δ T 2 δ = δ T 1, u 2 = δ T 2 (1 δ). Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 67 / 72

68 t=t-2: Spieler 2 akzeptiert g.d.w. δ T 3 (1 s T 2 ) δ T 2 (1 δ). Spieler 1: s T 2 = 1 δ(1 δ) = 1 δ + δ 2. Spieler 2 akzeptiert. u 1 = δ T 3 (1 δ + δ 2 ), u 2 = δ T 2 (1 δ). t=t-3: Spieler 1 akzeptiert g.d.w. δ T 4 s T 3 δ T 3 (1 δ + δ 2 ). Spieler 2: s T 3 = δ(1 δ + δ 2 ). Spieler 1 akzeptiert. u 1 = δ T 3 (1 δ + δ 2 ), u 2 = δ T 4 (1 δ + δ 2 δ 3 ). Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 68 / 72

69 t=t-4: Spieler 2 akzeptiert g.d.w. δ T 5 (1 s T 4 ) δ T 4 (1 δ + δ 2 δ 3 ). Spieler 1: s T 4 = 1 δ(1 δ + δ 2 δ 3 ). Spieler 2 akzeptiert. u 1 = δ T 5 (1 δ + δ 2 δ 3 + δ 4 ), u 2 = δ T 4 (1 δ + δ 2 δ 3 ). t=t-(t-1)=1: Spieler 2 akzeptiert g.d.w. δ (T T ) (1 s T T +1 ) = (1 s 1 ) δ(1 δ + δ 2... δ T 2 ). Spieler 1: s T T +1 = 1 δ + δ 2 + δ T 1. Spieler 2 akzeptiert. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 69 / 72

70 u 1 = 1 δ + δ 2 + δ T 1 = (1 δ)(1 + δ 2 + δ δ T 3 ) + δ T 1 ( ) 1 = (1 δ) 1 δ 2 δt 1 δ T +1 δ T +3 + δ T 1 ( ) 1 δ T 1 = (1 δ) 1 δ 2 + δ T δt = + δ T δ u 2 = δ δ 2 + δ T 1 = δ(1 δ)(1 + δ 2 + δ δ T 3 ) ( ) 1 δ T δt = δ(1 δ) 1 δ 2 = δ. 1 + δ Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 70 / 72

71 Beachten Sie: Hier haben wir wiederholt verwendet, dass 1 + δ 2 + δ 4 + = Dies folgt aus der bekannten Summenformel 1 1 δ q + q 2 + = 1 1 q. Die Analyse für gerades T ist analog, nur dass Spieler 2 das letzte Angebot macht. Die Summe der Auszahlungen ist u 1 + u 2 = 1 δt δ = (1 + δ)(1 δt 1 ) 1 + δ + δ T δt + δ 1 + δ + δ T 1 = 1. Also ist das Ergebnis effizient. (Das muss so sein, weil im Gleichgewicht das Angebot der ersten Periode bereits angenommen wird.) Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 71 / 72

72 Für T verschwindet der Unterschied in den Payoffs zwischen geradem und ungeradem T. Für T konvergiert u 1 gegen 1 1+δ und u 2 gegen δ 1+δ. Wenn Angebote und Gegenangebote sehr schnell erfolgen können, sollte δ sehr nahe bei 1 liegen. In diesem Fall bekommen beide Spieler ungefähr 1 2. Die letzte Periode ist sehr wichtig: Sie zwingt die Spieler, letztendlich zuzustimmen, weil sonst der Kuchen endgültig verloren ist. Die Annahme einer letzten Periode scheint unplausibel. Wer hält die Parteien davon ab, nach Periode T noch ein weiteres Angebot zu machen? Rubinstein (1982) hat dieses Verhandlungsspiel mit einem unendlichen Horizont gelöst. Das ist nicht trivial, weil man dieses Spiel nicht mehr durch Rückwärtsinduktion lösen kann. Er hat gezeigt, dass das einzige TPGG in diesem Spiel zu denselben Auszahlungen führt wie der Limes des endlichen Spiels, wenn T gegen unendlich geht. Klaus M. Schmidt (LMU München) 3. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 72 / 72

3 Dynamische Spiele mit vollständiger Information. 3.1 Rückwärtsinduktion. Literaturhinweise zu Kapitel 3:

3 Dynamische Spiele mit vollständiger Information. 3.1 Rückwärtsinduktion. Literaturhinweise zu Kapitel 3: Spieltheorie (Winter 009/0) 3- Prof. Dr. Ana B. Ania 3 Dynamische Spiele mit vollständiger Information Literaturhinweise zu Kapitel 3: Osborne (004), Kapitel 5-7 Gibbons (99), Kapitel MasColell, Whinston,

Mehr

6. Dynamische Spiele mit unvollständiger Information

6. Dynamische Spiele mit unvollständiger Information 6. Dynamische Spiele mit unvollständiger Information Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 6. Dynamische Spiele mit unvollständiger Information

Mehr

KAP 10. Teilspiele und Teilspielperfektheit (vollk. Info)

KAP 10. Teilspiele und Teilspielperfektheit (vollk. Info) 1 KAP 10. Teilspiele und Teilspielperfektheit (vollk. Info) In Kap. 9 gesehen: Manche Nash-GGe in extensiven Spielen erscheinen unplausibel: wenn sie unglaubwürdige Drohungen...... bzw. zeitinkonsistente

Mehr

Spiele mit simultanen und sequentiellen Spielzügen

Spiele mit simultanen und sequentiellen Spielzügen Kapitel 6 Spiele mit simultanen und sequentiellen Spielzügen Einführung in die Spieltheorie Prof. Dr. Aleksander Berentsen 1 Teil 2 - Übersicht Teil 2 Sequentielle Spiele (Kapitel 3) Simultane Spiele Reine

Mehr

Spieltheorie. Winter 2013/14. Professor Dezsö Szalay. 2. Dynamische Spiele mit vollständiger Information

Spieltheorie. Winter 2013/14. Professor Dezsö Szalay. 2. Dynamische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie Winter 2013/14 Professor Dezsö Szalay 2. Dynamische Spiele mit vollständiger Information In Teil I haben wir Spiele betrachtet, in denen die Spieler gleichzeitig (oder zumindest in Unkenntnis

Mehr

Spieltheorie Teil 4. Tone Arnold. Universität des Saarlandes. 20. März 2008

Spieltheorie Teil 4. Tone Arnold. Universität des Saarlandes. 20. März 2008 Spieltheorie Teil 4 Tone Arnold Universität des Saarlandes 20. März 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie Teil 4 20. März 2008 1 / 64 Verfeinerungen des Nash GGs Das Perfekte Bayesianische

Mehr

4. Wiederholte Spiele

4. Wiederholte Spiele 4. Wiederholte Spiele Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 4. Wiederholte Spiele Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 1 / 43 Literaturhinweise

Mehr

4. Wiederholte Spiele

4. Wiederholte Spiele 4. Wiederholte Spiele Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 4. Wiederholte Spiele Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 1 / 43 Literaturhinweise

Mehr

Verfeinerungen des Bayesianischen Nash Gleichgewichts

Verfeinerungen des Bayesianischen Nash Gleichgewichts Spieltheorie Sommersemester 007 Verfeinerungen des Bayesianischen Nash Gleichgewichts Das Bayesianische Nash Gleichgewicht für Spiele mit unvollständiger Information ist das Analogon zum Nash Gleichgewicht

Mehr

bzw. die Entscheidugen anderer Spieler (teilweise) beobachten Erweitert das Analysespektrum erheblich Beschreibung des Spiels (extensive Form)

bzw. die Entscheidugen anderer Spieler (teilweise) beobachten Erweitert das Analysespektrum erheblich Beschreibung des Spiels (extensive Form) 1 KAP 9. Dynamische Spiele Bisher: alle Spieler ziehen simultan bzw. können Aktionen der Gegenspieler nicht beobachten Nun: Dynamische Spiele Spieler können nacheinander ziehen bzw. die Entscheidugen anderer

Mehr

Kapitel 6: Spiele mit simultanen und sequentiellen Spielzügen. Kapitel 6 1

Kapitel 6: Spiele mit simultanen und sequentiellen Spielzügen. Kapitel 6 1 Kapitel 6: Spiele mit simultanen und sequentiellen Spielzügen Kapitel 6 Übersicht Teil Kapitel 5 Übersicht Teil Übersicht Einleitung Darstellung von simultanen Spielzügen in extensiver Form Normalform

Mehr

Kapitel 7: Multistufenspiele und Wiederholte Spiele. Literatur: Tadelis Chapters 9, 10 und 11

Kapitel 7: Multistufenspiele und Wiederholte Spiele. Literatur: Tadelis Chapters 9, 10 und 11 Kapitel 7: Multistufenspiele und Wiederholte Spiele Literatur: Tadelis Chapters 9, 10 und 11 Multistufenspiele Wenn mehrere Spiele in Normalform mit denselben Spielern hintereinander gespielt werden sprechen

Mehr

Lösungshinweise zu den zusätzlichen Übungsaufgaben

Lösungshinweise zu den zusätzlichen Übungsaufgaben Lösungshinweise zu den zusätzlichen Übungsaufgaben Aufgabe Z.1 Als Gleichgewicht ergibt sich, mit Auszahlungsvektor 5, 5. Aufgabe Z. Spieler 1: Zentralbank mit reinen und diskreten Strategien 0 und 4.

Mehr

Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Musterlösung

Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Musterlösung Prof. Dr. Ulrich Schwalbe Sommersemester 2001 Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Musterlösung Die Klausur besteht aus vier Vorfragen, von denen drei zu beantworten sind sowie drei Hauptfragen, von denen

Mehr

AVWL I (Mikro) 5-31 Prof. Dr. K. Schmidt Spieler 1 Oben Unten Spieler 2 Links Rechts 1, 3 0, 1 2, 1 1, 0 Figur 5.4: Auszahlungsmatrix eines Spiels Wen

AVWL I (Mikro) 5-31 Prof. Dr. K. Schmidt Spieler 1 Oben Unten Spieler 2 Links Rechts 1, 3 0, 1 2, 1 1, 0 Figur 5.4: Auszahlungsmatrix eines Spiels Wen AVWL I (Mikro) 5-30 Prof. Dr. K. Schmidt 5.7 Einfuhrung in die Spieltheorie Ein \Spiel" besteht aus: einer Menge von Spielern einer Menge von moglichen Strategien fur jeden Spieler, einer Auszahlungsfunktion,

Mehr

KAP 12. Teilspiele und Teilspielperfektheit (vollk. Info) Manche Nash-GGe in extensiven Spielen erscheinen unplausibel:

KAP 12. Teilspiele und Teilspielperfektheit (vollk. Info) Manche Nash-GGe in extensiven Spielen erscheinen unplausibel: 1 KAP 12. Teilspiele und Teilspielperfektheit (vollk. Info) In Kap. 9 gesehen: Manche Nash-GGe in extensiven Spielen erscheinen unplausibel:... wenn sie unglaubwürdige Drohungen...... bzw. zeitinkonsistente

Mehr

KAP 11. Teilspiele und Teilspielperfektheit (unvollk. Info)

KAP 11. Teilspiele und Teilspielperfektheit (unvollk. Info) 1 KAP 11. Teilspiele und Teilspielperfektheit (unvollk. Info) Wir erweitern jetzt die Idee von Teilspielperfektheit auf Spiele unter unvollkommener Information Im Prinzip ist alles wie unter vollkommener

Mehr

K nimmt das Angebot an oder lehnt es ab: ja oder nein. Nimmt K in t an, erzielen V und K die Nutzen:

K nimmt das Angebot an oder lehnt es ab: ja oder nein. Nimmt K in t an, erzielen V und K die Nutzen: 1 Rubinsteins Verhandlungsspiel mit alternierenden Angeboten Spieler: Käufer K, Verkäufer V In Perioden t = 0, 2, 4,...: V macht ein Angebot p V,t [0, 1] K nimmt das Angebot an oder lehnt es ab: ja oder

Mehr

Perfekte und vollständige Information

Perfekte und vollständige Information Dynamische Spiele und unvollständige Information Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Handlungen: Rückwärtsinduktion und Teilspielperfektheit Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten Unvollständige

Mehr

Kapitel 13 Oligopoltheorie

Kapitel 13 Oligopoltheorie Kapitel 13 Oligopoltheorie Vor- und Nachbereitung: Varian, Chapter 7 Frank, Chapter 13 Übungsblatt 13 Klaus M. Schmidt, 008 13.1 Einleitung Oligopol: Auf der Angebotsseite gibt es mehrere Anbieter, von

Mehr

Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 2009) Teil 4

Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 2009) Teil 4 Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 09) Teil 4 PR 13: Spieltheorie Weiterentwicklung der ökonomischen Theorie untersucht Situationen strategischen Verhaltens John von Neumann und Oskar Morgenstern

Mehr

5 Strategische Interaktion auf Oligopolmärkten

5 Strategische Interaktion auf Oligopolmärkten AVWL I Mikro (Sommer 2008) 5-1 Prof. Dr. M. Kocher 5 Strategische Interaktion auf Oligopolmärkten Ein Oligopol liegt vor, wenn vielen Nachfragern einige wenige Anbieter gegenüberstehen so wenige, dass

Mehr

Teil 2: Dynamische Spiele mit vollständigen Informationen

Teil 2: Dynamische Spiele mit vollständigen Informationen Teil : Dynamische Spiele mit vollständigen Informationen Kapitel 5: Grundsätzliches Literatur: Tadelis Chapter 7 Prof. Dr. Philipp Weinschenk, Lehrstuhl für Mikroökonomik, TU Kaiserslautern Kapitel 5.:

Mehr

7 Kartelle und Fusionen. 7.1 Kartellabsprachen

7 Kartelle und Fusionen. 7.1 Kartellabsprachen Wettbewerbstheorie und -politik 7-1 Dr. Florian Englmaier 7 Kartelle und Fusionen 7.1 Kartellabsprachen Da sich im (Mengen- und Preis-)Wettbewerb niedrigere Preise und geringere Gesamtgewinne als beim

Mehr

3. Sequentielle Spiele mit vollständiger Information: Die Extensivform

3. Sequentielle Spiele mit vollständiger Information: Die Extensivform Spieltheorie Sommersemester 2007 1 3. Sequentielle Spiele mit vollständiger Information: Die Extensivform Beispiel (Sequentieller Geschlechterkampf): Betrachten wir eine abgewandelte Geschichte des Spiels

Mehr

In vielen Situation interagieren Spieler wiederholt: Interaktion innerhalb von Organisationen und Gruppen

In vielen Situation interagieren Spieler wiederholt: Interaktion innerhalb von Organisationen und Gruppen 1 Kap 13: Wiederholte Spiele In vielen Situation interagieren Spieler wiederholt: Konkurrenz auf Märkten oder in Auktionen Interaktion innerhalb von Organisationen und Gruppen (Firmen, Verwaltungen, Dorfgemeinschaften,

Mehr

Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen

Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen Friedel Bolle, Claudia Vogel Spieltheorie mit sozialwissenschaftlichen Anwendungen SS 2010 Spieltheorie und Anwendungen 1. Spiele mit simultanen und sequentiellen Zügen Informationsmengen Normalform vs.

Mehr

4 Mengenwettbewerb und Kapazitätsschranken. 4.1 Simultaner Mengenwettbewerb. Augustin Cournot (1838)

4 Mengenwettbewerb und Kapazitätsschranken. 4.1 Simultaner Mengenwettbewerb. Augustin Cournot (1838) Wettbewerbstheorie und -politik 4-1 Dr. Florian Englmaier 4 Mengenwettbewerb und Kapazitätsschranken bei Preiswettbewerb 4.1 Simultaner Mengenwettbewerb Augustin Cournot (188) Spieler: zwei Anbieter, i

Mehr

5 Wiederholte Spiele. 5.1 Einleitung. Literaturhinweise zu Kapitel 5:

5 Wiederholte Spiele. 5.1 Einleitung. Literaturhinweise zu Kapitel 5: Spieltheorie (Winter 2009/10) 5-1 Prof. Dr. Ana B. Ania 5 Wiederholte Spiele Literaturhinweise zu Kapitel 5: Osborne (2004), Kapitel 14 Gibbons (1992), Kapitel 2 Fudenberg und Tirole (1991), Kapitel 5

Mehr

Spieltheorie Übungsblatt 5

Spieltheorie Übungsblatt 5 Spieltheorie Übungsblatt 5 Tone Arnold Universität des Saarlandes 16. Juni 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Musterlösung Übungsblatt 5 16. Juni 2008 1 / 19 Aufgabe 1 (a) Betrachten Sie das

Mehr

5. Statische Spiele mit unvollständiger Information

5. Statische Spiele mit unvollständiger Information 5. Statische Spiele mit unvollständiger Information Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 5. Statische Spiele mit unvollständiger Information

Mehr

7 Dynamische Spiele mit unvollständiger Information. 7.1 Einleitung. Literaturhinweise zu Kapitel 7:

7 Dynamische Spiele mit unvollständiger Information. 7.1 Einleitung. Literaturhinweise zu Kapitel 7: Spieltheorie (Winter 29/) 7- Prof. Dr. Ana B. Ania 7 Dynamische Spiele mit unvollständiger Information Literaturhinweise zu Kapitel 7: Osborne (24), Kapitel Gibbons (992), Kapitel 4 MasColell, Whinston,

Mehr

Wiederholte Spiele. Grundlegende Konzepte. Zwei wichtige Gründe, wiederholte Spiele zu betrachten: 1. Wiederholte Interaktionen in der Realität.

Wiederholte Spiele. Grundlegende Konzepte. Zwei wichtige Gründe, wiederholte Spiele zu betrachten: 1. Wiederholte Interaktionen in der Realität. Spieltheorie Sommersemester 2007 1 Wiederholte Spiele Grundlegende Konzepte Zwei wichtige Gründe, wiederholte Spiele zu betrachten: 1. Wiederholte Interaktionen in der Realität. 2. Wichtige Phänomene sind

Mehr

Klausur zur Vorlesung Spieltheorie

Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Dr. Tone Arnold Sommersemester 2006 Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Die Klausur besteht aus drei Vorfragen und drei Hauptfragen, von denen jeweils zwei zu beantworten sind. Sie haben für die Beantwortung

Mehr

Strategische Asymmetrien Stackelberg-Modelle und Markteintritt

Strategische Asymmetrien Stackelberg-Modelle und Markteintritt Strategische Asymmetrien Stackelberg-Modelle und Markteintritt Stackelberg-Modelle In den Cournot- bzw. Bertrand-Modellen agieren die Firmen gleichzeitig. Diese Annahme ist nicht immer gerechtfertigt.

Mehr

Klausur zur Spieltheorie Musterlösung

Klausur zur Spieltheorie Musterlösung Prof. Dr. Ulrich Schwalbe/Dr. Tone Arnold Sommersemester 2002 Klausur zur Spieltheorie Musterlösung Vorfragen Aufgabe 1 Berechnen Sie alle Nash Gleichgewichte des folgenden Spiels (in reinen und gemischten

Mehr

Lösungen Aufgabenblatt 10 zur Spieltheorie SS 2017

Lösungen Aufgabenblatt 10 zur Spieltheorie SS 2017 Lösungen Aufgabenblatt 0 zur Spieltheorie SS 07 Aufgabe 0.: Zwei Länder betreiben Fischfang im gleichen Gewässer. Eine vergrößerte Fangmenge q von Land reduziert den Ertrag von Land und umgekehrt, so dass

Mehr

Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 1. Industrieökonomik II. Prof. Dr. Ulrich Schwalbe. Wintersemester 2007/ 2008

Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 1. Industrieökonomik II. Prof. Dr. Ulrich Schwalbe. Wintersemester 2007/ 2008 Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 1 Industrieökonomik II Prof. Dr. Ulrich Schwalbe Wintersemester 2007/ 2008 Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 2 Gliederung 1. Wettbewerbsbeschränkungen

Mehr

Spieltheorie Teil 6. Tone Arnold. Universität des Saarlandes. 25. März 2008

Spieltheorie Teil 6. Tone Arnold. Universität des Saarlandes. 25. März 2008 Spieltheorie Teil 6 Tone Arnold Universität des Saarlandes 25. März 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie Teil 6 25. März 2008 1 / 104 Wiederholte Spiele In vielen Fällen finden Interaktionen

Mehr

9.4Teilspiel-perfekteGleichgewichte

9.4Teilspiel-perfekteGleichgewichte 1 9.4Teilspiel-perfekteGleichgewichte In diesem Abschnitt werden wir, von einer Variation der Auszahlungsmatrix des vorangegangenen Abschnitts ausgehend, einige weitere Kritikpunkte an dem Cournot- Modellaufgreifen.DamitwerdenwirdannquasiautomatischzudemSelten'schenKonzept

Mehr

Statische Spiele mit unvollständiger Information: Bayesianische-Spiele

Statische Spiele mit unvollständiger Information: Bayesianische-Spiele Statische Spiele mit unvollständiger Information: Bayesianische-Spiele In einigen Situationen verfügen Spieler (nur) über unvollständige Information. Möglicherweise kennen sie die relevanten Charakteristika

Mehr

Kapitel 6: Glaubwürdigkeit und Sequentielle Rationalität

Kapitel 6: Glaubwürdigkeit und Sequentielle Rationalität Kapitel 6: Glaubwürdigkeit und Sequentielle Rationalität Literatur: Tadelis Chapter 7 und 8 Prof. Dr. Philipp Weinschenk, Lehrstuhl für Mikroökonomik, TU Kaiserslautern Kapitel 6.: Nash Gleichgewicht und

Mehr

Teilspielperfektes Gleichgewicht

Teilspielperfektes Gleichgewicht 35 15Juli06 Teilspielperfektes Gleichgewicht (subgame perfect equilbrium) Ermittlung i.a. durch Rückwärtsinduktion möglich. DN, Prinzip 1: Looking forward, reason back Strengeres Konzept als das Nash-GG:

Mehr

IV. Spieltheoretisches Repetitorium

IV. Spieltheoretisches Repetitorium Institut WiOR Universität Karlsruhe 1 IV. Spieltheoretisches Repetitorium 1. Nichtkooperative Spiele in Normalform Beschreibung eines Normalformspiels G: G = (Σ 1,..., Σ n ; H 1,..., H n ) mit n... Zahl

Mehr

Dynamische Spiele mit unvollständiger Information. Perfektes Bayesianisches Gleichgewicht

Dynamische Spiele mit unvollständiger Information. Perfektes Bayesianisches Gleichgewicht Dynamische Spiele mit unvollständiger Information Perfektes Bayesianisches Gleichgewicht Spieltheorie University of Bonn Dezsö Szalay Dieser Teil basiert auf Kapitel 4 "Gibbons (1992), A primer in Game

Mehr

3.5 Mehrstufige Spiele und Teilspiel-perfektes Gleichgewicht

3.5 Mehrstufige Spiele und Teilspiel-perfektes Gleichgewicht 3.5 Mehrstufige Spiele und Teilspiel-perfektes Gleichgewicht Von der spieltheoretischen Situation her gesehen war das Dixit-Modell von den vorangegangenen Modellen insoweit unterschiedlich, als hier eine

Mehr

Kleines Lexikon der Begriffe*

Kleines Lexikon der Begriffe* Kleines Lexikon der Begriffe* Auszahlungsfunktion (payoff function) Eine Funktion, die jedem Strategienprofil einen Auszahlungsvektor zuweist. Der Auszahlungsvektor enthält für jeden Spieler einen Wert

Mehr

Klausur zur Vorlesung Spieltheorie

Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Dr. Tone Arnold Sommersemester 2007 Klausur zur Vorlesung Spieltheorie Die Klausur besteht aus vier Vorfragen und drei Hauptfragen, von denen jeweils zwei zu bearbeiten sind. Sie haben für die Klausur

Mehr

Anwendungen der Spieltheorie

Anwendungen der Spieltheorie Mikroökonomie I Einführung in die Spieltheorie Universität Erfurt Wintersemester 08/09 Prof. Dr. Dittrich (Universität Erfurt) Spieltheorie Winter 1 / 28 Spieltheorie Die Spieltheorie modelliert strategisches

Mehr

10. Vorlesung. 12. Dezember 2006 Guido Schäfer

10. Vorlesung. 12. Dezember 2006 Guido Schäfer LETZTE ÄNDERUNG: 5. JANUAR 2007 Vorlesung: Einführung in die Spieltheorie WS 2006/2007 10. Vorlesung 12. Dezember 2006 Guido Schäfer 3 Spiele in extensiver Form Bisher haben wir uns ausschliesslich mit

Mehr

Bisher angenommen: jeder Spieler kennt alle Teile des Spiels. - Diskontfaktor des Verhandlungspartners

Bisher angenommen: jeder Spieler kennt alle Teile des Spiels. - Diskontfaktor des Verhandlungspartners 1 KAP 15. Spiele unter unvollständiger Information Bisher angenommen: jeder Spieler kennt alle Teile des Spiels seine Gegenspieler, deren Aktionen, deren Nutzen, seinen eigenen Nutzen etc. Oft kennt man

Mehr

Darstellung von Spielen: Extensivform versus Normalform

Darstellung von Spielen: Extensivform versus Normalform Spieltheorie Sommersemester 2007 1 Darstellung von Spielen: Extensivform versus Normalform Wir haben zwei Arten kennen gelernt, ein Spiel zu beschreiben: die Normalform, oder auch strategische Form und

Mehr

Kapitel 7: Multistufenspiele und Wiederholte Spiele

Kapitel 7: Multistufenspiele und Wiederholte Spiele Kapitel 7: Multistufenspiele und Wiederholte Spiele Literatur: Tadelis Chapter 9, 10 und 11 Prof. Dr. Philipp Weinschenk, Lehrstuhl für Mikroökonomik, TU Kaiserslautern Kapitel 7.1: Begriffe und erste

Mehr

Teil 2: Dynamische Spiele mit vollständigen Informationen

Teil 2: Dynamische Spiele mit vollständigen Informationen Teil : Dynamische Spiele mit vollständigen Informationen Kapitel 5: Grundsätzliches Literatur: Tadelis Chapter 7 Problem Manche Spiele entwickeln sich über die Zeit Dynamik kann aber nicht in Spielen in

Mehr

Beispiel für stabile Spielausgänge. Kapitel 5: Nash-Gleichgewicht. Anna Theater Fußball

Beispiel für stabile Spielausgänge. Kapitel 5: Nash-Gleichgewicht. Anna Theater Fußball Kapitel 5: Nash-Gleichgewicht 5. Nash-Gleichgewicht Frage nach stabilen Spielausgängen Stabile soziale Konventionen Definition Nash-Gleichgewicht Nash-GG als gegenseitig beste Antworten Wie findet man

Mehr

Spiele mit unvollst. Information: Bayes Nash und sequentielles Gleichgewicht

Spiele mit unvollst. Information: Bayes Nash und sequentielles Gleichgewicht . Einführung: Idee, Beispiele, formale Darstellung 2. Statische Spiele bei vollständiger Information 3. Dynamische Spiele und unvollständige Information Dynamische Spiele und unvollständige Information

Mehr

In Spielen unter unvollkommener Information... Wir werden deshalb ein neues GG-Konzept einführen. Pefektes Bayesianisches Nash-Gleichgewicht

In Spielen unter unvollkommener Information... Wir werden deshalb ein neues GG-Konzept einführen. Pefektes Bayesianisches Nash-Gleichgewicht 1 KAP 14. Probleme mit Teilspielperfektheit Wir hatten TPNG eingeführt, weil N-GG in dynamischen Spielen...... unplausibel erschien (unglaubwürdige Drohungen) TPNG schliesst unglaubwürdige Drohungen aus......

Mehr

Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Handlungen. Rückwärtsinduktion und Teilspielperfektheit. 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten

Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Handlungen. Rückwärtsinduktion und Teilspielperfektheit. 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten . Einführung: Idee, Beispiele, formale Darstellung. Statische Spiele bei vollständiger Information 3. Dynamische Spiele und unvollständige Information Dynamische Spiele und unvollständige Information Mehrstufige

Mehr

Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 2009) Teil 3

Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 2009) Teil 3 Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 2009) Teil 3 PR 11.3.1: Intertemporale Preisdiskriminierung Def.: unterschiedliche Preise zu unterschiedlichen Zeitpunkten Entspricht PD 3. Grades Nur sinnvoll

Mehr

Klausur Mikroökonomik II. Wichtige Hinweise

Klausur Mikroökonomik II. Wichtige Hinweise Prof. Dr. Anke Gerber Klausur Mikroökonomik II 1. Termin Wintersemester 2013/14 07.02.2014 Wichtige Hinweise 1. Lösen Sie nicht die Heftung der ausgeteilten Klausur. 2. Verwenden Sie nur das ausgeteilte

Mehr

KAP 1. Normalform Definition Ein Spiel G in Normalform (auch: Strategieform) besteht aus den folgenden 3 Elementen:

KAP 1. Normalform Definition Ein Spiel G in Normalform (auch: Strategieform) besteht aus den folgenden 3 Elementen: 1 KAP 1. Normalform Definition Ein Spiel G in Normalform (auch: Strategieform) besteht aus den folgenden 3 Elementen: 1. Einer Menge von Spielern i I = {1,..., i,...n} 2. Einem Strategienraum S i für jeden

Mehr

Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen

Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen Friedel Bolle, Claudia Vogel Spieltheorie mit sozialwissenschaftlichen Anwendungen SS 2010 Simultane Spiele 1. Einführung: Spiele in Normalform Nash-Gleichgewicht Dominanz 2. Typen von Spielen Gefangenendilemma

Mehr

Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen

Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen .. Friedel Bolle, Claudia Vogel Spieltheorie mit sozialwissenschaftlichen Anwendungen SS Inhalt. Einleitung. Sequentielle Spiele Terminologie Spielbäume Lösen von Sequentiellen Spielen .. Motivation: Warum

Mehr

1. Einführung. 1.1 Literatur. Klaus M. Schmidt. Spieltheorie, Wintersemester 2014/15

1. Einführung. 1.1 Literatur. Klaus M. Schmidt. Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 1. Einführung Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 1. Einführung Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 1 / 10 1.1 Literatur Mit einem der folgenden

Mehr

Spieltheorie. Teil 1: Statische Spiele mit vollständiger Information

Spieltheorie. Teil 1: Statische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie Teil 1: Statische Spiele mit vollständiger Information 1 Worum geht es? Wir untersuchen Situationen, in denen alle Entscheidungsträger (Agenten, Spieler) rational sind, jeder Spieler eine

Mehr

2. Statische Spiele mit vollständiger Information

2. Statische Spiele mit vollständiger Information 2. Statische Spiele mit vollständiger Information Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 2. Statische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie,

Mehr

2. Statische Spiele mit vollständiger Information

2. Statische Spiele mit vollständiger Information 2. Statische Spiele mit vollständiger Information Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 2. Statische Spiele mit vollständiger Information Spieltheorie,

Mehr

Mikroökonomik B 4.2 Spiele in extensiver Form, vollständige Information

Mikroökonomik B 4.2 Spiele in extensiver Form, vollständige Information Mikroökonomik B 4. Spiele in extensiver Form, vollständige Information Dennis Gärtner Vorabversion / 5 Übersicht Annahmen: Dynamisches Spiel: Spieler treffen Entscheidungen sequentiell. Vollständige Information:

Mehr

i.d.s. erfasst Dominanz den Kern strategischen Denkens - Spieler nutzen ihr Wissen über ihre Gegenspieler...

i.d.s. erfasst Dominanz den Kern strategischen Denkens - Spieler nutzen ihr Wissen über ihre Gegenspieler... 1 KAP 5. Nash-Gleichgewicht Dominanz beschreibt, was rationale Spieler (nicht) tun, wenn... -... sie überlegen, was Gegenspieler (nicht) tun i.d.s. erfasst Dominanz den Kern strategischen Denkens - Spieler

Mehr

2. Grundzüge der Mikroökonomik Einführung in die Spieltheorie. Allgemeine Volkswirtschaftslehre. WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08

2. Grundzüge der Mikroökonomik Einführung in die Spieltheorie. Allgemeine Volkswirtschaftslehre. WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 2. Grundzüge der Mikroökonomik 2.10 Einführung in die Spieltheorie 1 Spieltheorie befasst sich mit strategischen Entscheidungssituationen, in denen die Ergebnisse von den Entscheidungen mehrerer Entscheidungsträger

Mehr

Spiele mit simultanen Spielzügen und reinen Strategien: Diskrete Strategien

Spiele mit simultanen Spielzügen und reinen Strategien: Diskrete Strategien Kapitel 4 Spiele mit simultanen Spielzügen und reinen Strategien: Diskrete Strategien Einführung in die Spieltheorie Prof. Dr. Aleksander Berentsen 1 Teil 2 - Übersicht Teil 2 Sequentielle Spiele (Kapitel

Mehr

1. Einführung. Klaus M. Schmidt. Spieltheorie, Wintersemester 2014/15. LMU München

1. Einführung. Klaus M. Schmidt. Spieltheorie, Wintersemester 2014/15. LMU München 1. Einführung Klaus M. Schmidt LMU München Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 Klaus M. Schmidt (LMU München) 1. Einführung Spieltheorie, Wintersemester 2014/15 1 / 10 1.1 Literatur Mit einem der folgenden

Mehr

Kapitel 5: Spiele mit simultanen Spielzügen und reinen Strategien: Kontinuierliche Strategien

Kapitel 5: Spiele mit simultanen Spielzügen und reinen Strategien: Kontinuierliche Strategien Übersicht Teil 2 Kapitel 5: Spiele mit simultanen Spielzügen und reinen Strategien: Kontinuierliche Strategien Kapitel 5 1 Kapitel 5 Übersicht Teil 2 2 Übersicht Reine Strategien als stetige Variablen

Mehr

Vermietendes versus verkaufendes Monopol

Vermietendes versus verkaufendes Monopol Industrieökonomik I Wintersemester 2007/08 1 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Im folgenden soll nun anhand eines einfachen Beispiels untersucht werden, wie ein Monopolist, der sich nicht selbst

Mehr

Das sequentielle Gleichgewicht

Das sequentielle Gleichgewicht Das sequentielle Gleichgewicht Seminarvortrag von Florian Lasch Dozent: Prof. Dr. Matthias Löwe Seminar: Anwendungen der Wahrscheinlichkeitstheorie Institut für Mathematische Statistik Fachbereich Mathematik

Mehr

Prof. Dr. Klaus M. Schmidt Wintersemester 2014/15 Seminar für Wirtschaftstheorie. Experimente in der Spieltheorie

Prof. Dr. Klaus M. Schmidt Wintersemester 2014/15 Seminar für Wirtschaftstheorie. Experimente in der Spieltheorie Prof. Dr. Klaus M. Schmidt Wintersemester 2014/15 Seminar für Wirtschaftstheorie Experimente in der Spieltheorie Als Teil der Vorlesung möchte ich mit Ihnen einige Experimente durchführen. In jedem dieser

Mehr

Spieltheorie. Winter 2013/14. Professor Dezsö Szalay. Dynamische Spiele werden sehr schnell zu komplex um sie zu analysieren.

Spieltheorie. Winter 2013/14. Professor Dezsö Szalay. Dynamische Spiele werden sehr schnell zu komplex um sie zu analysieren. Spieltheorie Winter 2013/14 Professor Dezsö Szalay 3. Wiederholte Spiele Dynamische Spiele werden sehr schnell zu komplex um sie zu analysieren. Eine Klasse von Spielen, die man jedoch relativ gut versteht

Mehr

D Spieltheorie und oligopolistische Märkte

D Spieltheorie und oligopolistische Märkte D Spieltheorie und oligopolistische Märkte Verhaltensannahmen in der Markttheorie, die bisher analysiert wurden Konkurrenz: viele sehr kleine Wirtschaftssubjekte, die für sich genommen keinen Einfluss

Mehr

8 Experimentelle Spieltheorie. 8.1 Einleitung. Literaturhinweise zu Kapitel 8:

8 Experimentelle Spieltheorie. 8.1 Einleitung. Literaturhinweise zu Kapitel 8: Spieltheorie (Winter 2008/09) 8-1 Prof. Dr. Klaus M. Schmidt 8 Experimentelle Spieltheorie Literaturhinweise zu Kapitel 8: Fehr, Ernst und Simon Gächter, Fehr, E. and Gaechter, S., Fairness and Retaliation:

Mehr

Kapitel 11. Wiederholte Spiele. Einleitung. Übersicht 2. Einleitung 6

Kapitel 11. Wiederholte Spiele. Einleitung. Übersicht 2. Einleitung 6 Übersicht : Wiederholte Spiele Einleitung Dilemmas der realen Welt Endlich wiederholte Spiele Unendlich wiederholte Spiele Auswege aus dem Gefangenendilemma Evidenz durch Experimente 1 Übersicht 2 Einleitung

Mehr

Spieltheorie. Teil 1: Statische Spiele mit vollständiger Information. Folienskriptum Spieltheorie (U. Berger, 2015) 1

Spieltheorie. Teil 1: Statische Spiele mit vollständiger Information. Folienskriptum Spieltheorie (U. Berger, 2015) 1 Spieltheorie Teil 1: Statische Spiele mit vollständiger Information Folienskriptum Spieltheorie (U. Berger, 2015) 1 Worum geht es? Wir untersuchen Entscheidungssituationen, in denen alle Entscheidungsträger

Mehr

Mikroökonomik B (Bachelor) Prüfung vom

Mikroökonomik B (Bachelor) Prüfung vom Bitte eintragen: Matrikel-Nr.: Mikroökonomik B (Bachelor) Prüfung vom 29.09.2011 Wichtige Hinweise: Sie haben 90 Minuten Zeit, um die folgenden vier Aufgaben zu insgesamt 90 Punkten zu bearbeiten. Teilen

Mehr

Univ.-Prof. Dr. Karl Morasch, Volkswirtschaftslehre, insbes. Mikroökonomik und Wettbewerbspolitik. Übungsblatt 3

Univ.-Prof. Dr. Karl Morasch, Volkswirtschaftslehre, insbes. Mikroökonomik und Wettbewerbspolitik. Übungsblatt 3 Übungsblatt 3 Aufgabe 3.1 (Teilspielperfektheit) Zwei Unternehmen stehen in einem Markt mit einem Zeithorizont von zwei Perioden miteinander im Wettbewerb. Unternehmen 1 kann in beiden Perioden zwischen

Mehr

Kapitel 14: Wiederholte Spiele. Beispiel: Zweimal gespieltes GD Basisspiel: (C = Cooperate, D = Defect) GD C D C 2, 2 0, 3

Kapitel 14: Wiederholte Spiele. Beispiel: Zweimal gespieltes GD Basisspiel: (C = Cooperate, D = Defect) GD C D C 2, 2 0, 3 Kapitel 14: Wiederholte Spiele In vielen Situationen interagieren Spieler wiederholt Konkurrenz auf Märkten oder in Auktionen Soziale Interaktionen innerhalb von Gruppen oder Organisationen (z.b. orf,

Mehr

Unique Equilibrium in a Model of Self-fulfilling Currency Attacks

Unique Equilibrium in a Model of Self-fulfilling Currency Attacks Unique Equilibrium in a Model of Self-fulfilling Currency Attacks by Stephen Morris und Hyun Song Shin (The American Economic Review, June 1998, pp. 587-597) Vortrag von Philippe Armbruster und Enrico

Mehr

Wie verhalte ich mich bei einem Verhör und einer Mutprobe richtig?

Wie verhalte ich mich bei einem Verhör und einer Mutprobe richtig? Wie verhalte ich mich bei einem Verhör und einer Mutprobe richtig? Ringvorlesung Technische Mathematik 10. November 2009 Inhaltsverzeichnis Das Gefangenendilemma 1 Das Gefangenendilemma 2 Situationsanalyse

Mehr

Spieltheorie - Wiederholte Spiele

Spieltheorie - Wiederholte Spiele Spieltheorie - Wiederholte Spiele Janina Heetjans 12.06.2012 1 Inhaltsverzeichnis 8 Wiederholte Spiele 3 8.1 Einführung und Motivation................................. 3 8.2 Unendlich oft wiederholte Spiele:

Mehr

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte LVA-Leiterin: Ana-Maria Vasilache Einheit 7: Monopolistische Konkurrenz und Oligopol (Kapitel ) Zwischen Monopol und vollkommene Konkurrenz I Monopolistische Konkurrenz

Mehr

Statische Spiele mit vollständiger Information

Statische Spiele mit vollständiger Information Statische Spiele mit vollständiger Information Wir beginnen nun mit dem Aufbau unseres spieltheoretischen Methodenbaukastens, indem wir uns zunächst die einfachsten Spiele ansehen. In diesen Spielen handeln

Mehr

Kapitel 4: Gemischte Strategien

Kapitel 4: Gemischte Strategien Kapitel 4: Gemischte Strategien Literatur: Tadelis Chapter 6 Prof. Dr. Philipp Weinschenk, Lehrstuhl für Mikroökonomik, TU Kaiserslautern Kapitel 4.1: Motivation Motivation In vielen Spielen gibt es kein

Mehr

Lösungen Aufgabenblatt 3 zur Spieltheorie SS 2017

Lösungen Aufgabenblatt 3 zur Spieltheorie SS 2017 Lösungen Aufgabenblatt 3 zur Spieltheorie SS 07 Aufgabe 3.: Zwei Länder nutzen ein Gewässer für den Fischfang. Wir bezeichnen mit x und y die Fangmenge (pro Z.E., z.b. einem Jahr) von Land bzw. Land. Land

Mehr

9.6. Spiele in extensiver Form

9.6. Spiele in extensiver Form 144 9.6. Spiele in extensiver Form Beispiele, Teilspielperfektheit (a) Darstellung Beispiel: Falkland-Krieg (1982) 1. rgentinien entscheidet Überfall ü oder Frieden f 2. GB entscheidet Kampf k oder Resignation

Mehr

Mikroökonomik B Teil II: Spieltheorie

Mikroökonomik B Teil II: Spieltheorie Mikroökonomik B Teil II: Spieltheorie Dennis L. Gärtner 19. Mai 2011 Motivation Ein Spiel Jeder von Ihnen schreibt eine ganze Zahl zwischen 0 und 100 auf. Ziel ist, 2/3 des Durchschnitts der angegebenen

Mehr

Spieltheorie. Thomas Riechmann. Verlag Franz Vahlen München. 3., vollständig überarbeitete Auflage. von

Spieltheorie. Thomas Riechmann. Verlag Franz Vahlen München. 3., vollständig überarbeitete Auflage. von Spieltheorie von Thomas Riechmann 3., vollständig überarbeitete Auflage Verlag Franz Vahlen München Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1 Entscheidungstheorie und Spieltheorie 1 1.2 Präferenzen und Präferenzaxiome

Mehr

Seminarvortrag Extensive Spiele mit imperfekter Information

Seminarvortrag Extensive Spiele mit imperfekter Information Seminarvortrag Extensive Spiele mit imperfekter Information Eva Fischedick Betreuer: Prof. Dr. Löwe 19. Juni 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 3 2 Extensive Spiele mit imperfekter Information 3 2.1

Mehr

Existenz eines Nash Gleichgewichts

Existenz eines Nash Gleichgewichts Existenz eines Nash Gleichgewichts Ei Existenztheorem: Wenn für ein Spiel = (N, S, u) gilt, dass (i) der Strategieraum S kompakt und konvex ist und (ii) die Auszahlungsfunktion u i (s) jedes Spielers stetig

Mehr

Mikroökonomische Theorie

Mikroökonomische Theorie David M. Kreps Mikroökonomische Theorie aus dem Englischen von Prof. Dr. Ulrich K. Schittko vertag moderne Industrie HARVESTER WHEATSHEAF Inhaltsverzeichnis 1 Ein Überblick 1 1.1 Die grundlegenden Bausteine:

Mehr