Hygiene im und um den Operationssaal
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- Johannes Albert
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1 HIP 2014, B. Müller, Seite 1 Hygiene im und um den Operationssaal Beate Müller Fachexpertin für Infektionsprävention
2 HIP 2014, B. Müller, Seite 2 Inhalt Standardmassnahmen Surgical Site Infection (SSI) OP Disziplin oder Disziplin OP Bundles Laminar-Airflow (LAF)
3 HIP 2014, B. Müller, Seite 3 Standardmassnahmen im OP (1) Bauliche Massnahmen: Schleusen Automatische Türen Sterilgang Lüftung: Raum-Luft-Technische Anlagen (RLT) Laminar-Airflow (LAF) Turbulente Mischlüftung (TML) Bereichskleidung
4 HIP 2014, B. Müller, Seite 4 Standardmassnahmen im OP (2) Schutzkleidung: Haube Mund-Nasen-Schutz (MNS) Überschürzen Sterile Handschuhe Präoperative Antibiotikaprophylaxe Timing Gewichtsadaption Sterilität: Instrumente Verband
5 HIP 2014, B. Müller, Seite 5 Standardmassnahmen im OP (3) Hautdesinfektion: Vor invasiven Eingriffen (ZVK, DK, etc.) Präoperativ Vor Wundverschluss Reinigung und Desinfektion Chirurgische Händedesinfektion Hygienische Händedesinfektion Foto: Google
6 HIP 2014, B. Müller, Seite 6 Erweiterte Hygienemassnahmen im OP SSI Erfassung postoperativer Wundinfektionen Spitalhygiene: Hygienebegleitungen Händehygieneerhebung Prävalenzmessung nosokomialer Infektionen Bundles Standardisierte Massnahmen zur Infektionsprävention
7 HIP 2014, B. Müller, Seite 7 Inhalt Standardmassnahmen SSI OP Disziplin oder Disziplin OP Bundles Laminar-Airflow (LAF)
8 HIP 2014, B. Müller, Seite 8 SSI (Surgical Site Infection) Nationale Surveillance postoperativer Wundinfektionen seit 2009 (Swissnoso) Standardisiere Erfassung Zur Zeit sind 7 verschiedene Operationen eingeschlossen Ca Patienten und Patientinnen am KSA erfasst
9 HIP 2014, B. Müller, Seite 9 Ungenügende Noten für Schweizer Spitäler Von Urs P. Gasche. (Aktualisiert am ) Rund 600 Todesfälle und 15'000 Infektionserkrankungen könnte man jedes Jahr vermeiden, wenn in Operationssälen minimale hygienische Standards eingehalten würden. Das Infektionsrisiko ist in der Schweiz deutlich höher als in anderen Ländern.
10 HIP 2014, B. Müller, Seite 10 Stellungnahme ANQ und Swissnoso Direkter Vergleich unterschiedlicher Erfassungsmethoden Erfasste Parameter und Kategorisierung der Wundinfekte Follow up postoperativ nach 30 Tagen (Implantate zusätzlich nach 1 Jahr) Datenveröffentlichungen sollen einen fairen Vergleich zwischen den Spitälern garantieren, der auch die Risikofaktoren und Begleitkrankheiten der Patienten umfasst ANQ: Nationaler Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern
11 HIP 2014, B. Müller, Seite 12 Worauf der OP keinen Einfluss hat: Patient: Grunderkrankungen (Immunsuppression, KHK, etc.) Alter ASA Score (American Society of Anesthesiologists) BMI (Body Mass Index) Wundklasse Notfall
12 HIP 2014, B. Müller, Seite 14 Wundinfektionsursachen aus der Literatur (1) Beldi et al und Lonjon et al (2009): Operationszeiten über drei Stunden wurden mit als Risikofaktor für eine SSI identifiziert. [Beldi G, Bisch-Knaden S, Banz V, Mühlemann K, Candinas D. Impact of intraoperative behavior on surgical site infections. Am J Surg 2009;19: ] Gute Anleitung und Supervision eines erfahrenen Chirurgen verhindert das Risiko einer SSI, gemäss Rosenthal et al (2009). [Rosenthal R, Weber WP, Zwahlen M. Misteli H, Reck S, Widmer AF, Marti WR. Impact of surgical training on incidence of surgical site infection. World J Surg Jun;33(6): ] Die Desinfektion vor Wundverschluss empfiehlt die NICE Guideline (2008) [Surgical site infection: Prevention and treatment of surgical site infection, National Institute for Health and Clinical Excellence, Issue Data: October 2008,
13 HIP 2014, B. Müller, Seite 15 Wundinfektionsursachen aus der Literatur (2) Kojima et al (2005): Bei 25% der Operationen unbemerkte Perforation der Handschuhe und erhöhte Perforationsgefahr der sterilen Handschuhe nach dem Tragen von mehr als zwei Stunden. [Kojima Y, Ohashi M. Unnoticed Glove Perforation During Thoracoscopic and Open Thoracic Surgery. Ann ThoracSurg 2005; 80: ] Beldi et al (2009) assoziieren in einer Kohortenstudie Lärm sowie Hektik und postoperative Wundinfektionen. [Beldi G, Bisch-Knaden S, Banz V, Mühlemann K, Candinas D. Impact of intraoperative behavior on surgical site infections. Am J Surg 2009;19: ]
14 HIP 2014, B. Müller, Seite 16 Wundinfektionsursachen aus der Literatur (3) Studie von RS Young, DJ O`Regan; Herzchirurgie, England: Software gesteuerte Messung der Türöffnungen während der Operation (2010): Pro Stunde zwischen 19 und 92 mal wurde Tür geöffnet Pro Stunde stand die Tür fast 7 Minuten auf (10,7%) [Young RS, Oregan DJ; Cardiac surgical theatre traffic: time for traffic calming measures?; Interact Cardiovasc Thorac Surg Apr,10(4):526-9.doi: /icvts Epub 2010 Jan 25.] Foto: B. Müller
15 HIP 2014, B. Müller, Seite 17 Lärmpegel und Operationsdauer Kurmann A et al. British J Surgery 2011
16 HIP 2014, B. Müller, Seite 28 Bundles Deutsche Definition: Einheit aus zusammengebundenen Dingen Ein standardisierbares, messbares Massnahmenbündel zur Reduktion postoperativer Wundinfektionen
17 HIP 2014, B. Müller, Seite 29 Hygienebundle OP (1) 1. Vorbereitung Patient Wenn möglich Duschen 2. Vorbereitung Saal Desinfektion Bereitstellung des Materials 3. Perioperative Antibiotikaprophylaxe Minuten vor Schnitt Gewichtsadaptierte Dosierung Wiederholte Gabe nach 4 Stunden, falls OP andauert
18 HIP 2014, B. Müller, Seite 30 Hygienebundle OP (2) 4. Vorbereitung OP-Personal Korrektes Tragen von Haube und MNS Operateur definiert die Anzahl Besucher im OP 5. Clipping statt Rasur Bereits in Vorbereitung durchführen, nicht im Saal 6. Hautdesinfektion Möglichst Alkohol-basiertes Produkt Patient und Operation angepasst Einwirkzeit Überwachung durch 1. Hand oder Operateur
19 HIP 2014, B. Müller, Seite 31 Hygienebundle OP (3) 7. Operationshandschuhe Handschuhwechsel nach Abdeckung Handschuhwechsel nach 2 h Operationszeit Handschuhwechsel vor Implantat Doppelte Handschuhe Handschuhwechsel bei Wechsel des OP Bereichs 8. Operateur Sprechen auf ein Minimum reduzieren Körperhaltung (Kopf nicht über OP-Gebiet) Sorgfältige Blutstillung Supervision und Aufsicht eines erfahrenen Operateurs Foto: B. Müller
20 HIP 2014, B. Müller, Seite 32 Hygienebundle OP (4) 9. Implantat Implantate erst direkt vor dem Gebrauch öffnen. Bei Verzögerung: mit einem sterilen Tuch abdecken. 10. Hautdesinfektion vor Wundverschluss 11. Asepsis Abstand steril-unsteril 50 cm OP Unterbruch: Wunde steril abdecken
21 HIP 2014, B. Müller, Seite 33 Hygienebundle OP (5) 13. Dokumentation (Elektronische Dokumentation (eopps)) Intraoperative Asepsis kompromittiert Fehlender Handschuhwechsel nach 2 h Haube, MNS: ungenügend Haare bedeckt Patientenbett kommt verschmutzt von Abteilung, etc. 14. Händedesinfektion Chirurgische Händedesinfektion EN Indikationen der WHO Schmuck
22 HIP 2014, B. Müller, Seite 34 Hygienebundle OP (6) 15. Bereichskleidung Privatkleidung muss von der Bereichskleidung vollständig bedeckt sein Foto: KSA 2011
23 HIP 2014, B. Müller, Seite 41 Laminar Airflow Turbulente - Mischströmung (TML) (Entspricht Ia OP Definition nach RKI oder TAV- Turbulenzarme Verdrängungsströmung )
24 HIP 2014, B. Müller, Seite 42 Einfluss von unterschiedlichen Lüftungssystemen auf die mikrobiologische Instrumentenreinheit Belastung der Instrumente bei unterschiedlichen Lüftungssystemen, innerhalb sowie ausserhalb des Schutzbereiches Definition Schutzbereich (RKI): Der Bereich umfasst OP-Tisch, steril eingekleidetes OP- Personal sowie die Instrumententische unterhalb des TAV- Deckenfeldes T. Benen, F. Wille, L. Clausdorff; Hygiene & Medizin 2013; 38-4
25 HIP 2014, B. Müller, Seite 43 Einfluss unterschiedlicher Lüftungssysteme auf die mikrobiologische Instrumentenreinheit - Resultat Sedimentationsplatten (KBE/50 cm 2) Crile-Klemme (KBE/50 cm 2) LAF Schutzbereich LAF Aussenbereich TML 0,4 2,8 3,4 1,6 7,0 7,8 KBE: Kolonienbildende Einheit Grösse zur Quantifizierung von Mikroorganismen T. Benen, F. Wille, L. Clausdorff; Hygiene & Medizin 2013; 38-4
26 HIP 2014, B. Müller, Seite 44 Einfluss unterschiedlicher Lüftungssysteme auf die mikrobiologische Instrumentenreinheit - Resultat LAF Schutzbereich LAF Aussenbereich Anzahl Klemmen Klemmen mit 0 KBE Anteil der kontaminierten Klemmen TML 31% 47% 66% Mittelwert (KBE) 0,7 2,8 3,6 Maximalwert (KBE) 7,4 64,0 44,3 T. Benen, F. Wille, L. Clausdorff; Hygiene & Medizin 2013; 38-4
27 HIP 2014, B. Müller, Seite 45 Studien zum Laminar Airflow Infektionsraten (Breier et al. ICHE 2011) Eingriff TML LAF Deckengrösse < 3,2 x 3,2m Hüftprothese (A) 0,5 0,84 0,86 Hüftprothese (F) 2,02 2,71 2,32 Knieprothese 0,59 0,5 0,71 LAF Deckengrösse > 3,2m x 3,2m AC Breier, Ch. Brandt, D. Sohr, Ch. Geffers, P. Gastmeier; Laminar Airflow Ceiling Size: No Impact on Infection Rates Following Hip and Knee Prothesis. Infection Control and Hospital Epidemiology November 2011, 32-11
28 HIP 2014, B. Müller, Seite 46 Empfehlungen der KRINKO (Epi Bull 4/2010) Aufgrund mehrerer Anfragen zur Neufassung der DIN (2008), aus denen sich eine Verunsicherung medizinischer Einrichtungen und der Überwachungsbehörden erkennen lässt, gibt die KRINKO folgende Stellungnahme ab: 1. Die Studienlage zum infektionsprophylaktischen Effekt von raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung zeigt gegenwärtig (Stand 12/2009) keinen Vorteil in Bezug auf die Prävention von postoperativen Wundinfektionen/Infektionen im Operationsgebiet (Kategorie III, keine Empfehlung, ungelöste Frage). Eine Differenzierung in Raum klasse I a und I b ist somit unter diesem Gesichtspunkt nicht gerechtfertigt. 2. Für viele andere Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen/Infektionen im Operationsgebiet existiert dagegen umfangreiche Evidenz zu ihrer Wirksamkeit. Sie sollen entsprechend den Empfehlungen der KRINKO konsequent umgesetzt werden. KRINKO: RKI - Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
29 HIP 2014, B. Müller, Seite 47. und was nun? Asepsis Korrekte Umsetzung der Schutzmassnahmen Korrekte Hautdesinfektion Händehygiene Zeitgerechte Antibiotikaprophylaxe Supervision TEAMWORK! Alte Kanti Aarau 2013
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