Soziales ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG. Kein Randphänomen
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- Inge Schmidt
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1 Soziales ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG Kein Randphänomen Stand: Oktober 2015
2 Österreich ist ein wohlhabendes Land. Dennoch gibt es Armut, die in unterschiedlichen Formen auftritt. Nur in Aus nahmefällen bedeutet Armut Hunger und Obdachlosigkeit. Allerdings ist es für (zu) viele Menschen in Österreich schwierig, diejenigen Grundbedürfnisse abzudecken, die hierzulande als Mindeststandard gelten. Armut be deutet häufig auch, nicht ausreichend Erwerbs arbeit zu haben und in die damit verbundene Absicherung und gesellschaftliche Anerkennung eingebunden zu sein. Die sozio ökonomische Herkunft bestimmt wesentlich mit, wie hoch das Armutsrisiko ist: Frauen, Familien mit mehreren Kindern, Ein Eltern-Haushalte, MigrantInnen, Personen mit geringem Bildungsniveau sie alle haben ein erhöhtes Armutsrisiko. Hier wird auch in Zukunft die Sozialpolitik ansetzen müssen, um die Chancen in der Gesellschaft fairer zu verteilen Menschen sind in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet Armut hat verschiedene Gesichter: Wer zu wenig Einkommen zur angemessenen Existenzsicherung hat, gilt als einkommensarm. Das sind 1.2 Mio. Personen. Wer zu wenig Arbeit hat, ist vom Armutsrisiko Erwerbslosigkeit bzw. niedriger Erwerbsintensität betroffen.
3 Das betrifft Personen. Wer sich grundlegende Bedürfnisse des Lebens nicht leisten kann, leidet unter materieller Deprivation (Entbehrung). Das sind Personen. Insgesamt gehören 1.6 Mio. Menschen (19% der Bevölkerung) zu mindestens einer dieser drei Gruppen. Sie gelten einem politischen Beschluss der EU-Regierungschefs gemäß als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Ein Viertel dieser Personengruppe ist gleichzeitig von mehreren Risiken betroffen. Dies wird als manifeste Armut bezeichnet. Darunter gibt es Personen, die sowohl in Bezug auf ihr Einkommen armutsgefährdet sind, als auch unter erheblicher Deprivation leiden und zudem in einem erwerbs losen Haushalt leben EinwohnerInnen Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdete: einkommensarme und/ oder deprivierte Personen und/oder Personen in einem erwerbslosen Haushalt manifest arme Personen: Personen, die von mindestens 2 der 3 Armutsrisiken betroffen sind extrem arme Personen: Personen, auf die alle 3 Armutsrisiken zutreffen Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014.
4 Erwerbsarbeit als Schutz vor Armut Es zeigt sich, dass der beste Schutz vor Armut in der Erwerbsarbeit liegt. Obwohl es auch in Österreich Working Poor gibt, ist das Risiko der Einkommensarmut von Personen in Haushalten mit Arbeitslosigkeit und keinem Erwerbseinkommen deutlich überdurchschnittlich. Mangelnde Erwerbstätigkeit ist das Armutsrisiko Nr.1: Quoten der Einkommensarmut 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 45% 54% 21% Durchschnittliche Quote der Einkommensarmut 14 % 7% Erwerbstätige Arbeitslose Arbeitslose Personen in (1 5 Monate) (> 12 Monate) erwerbslosen Haushalten Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014 Materielle Deprivation : Grundbedürfnisse sind nicht mehr leistbar Wer dauerhaft sehr wenig Einkommen hat, leidet unter materieller Deprivation und kann sich eine Anzahl von Grundbedürfnissen nicht mehr leisten. Über 60% der Ein- Eltern- Haushalte können unerwartete Ausgaben (wie z.b. Reparaturen von kaputten Haushaltsgeräten) nicht bezahlen. Für zahlreiche
5 Familien mit mehreren Kindern und Ein- Eltern-Haushalte ist nicht einmal eine einwöchige Urlaubsreise finanzierbar. Ein Fünftel der Ein-Eltern-Haushalte hat Zahlungsrückstände bei Miete, Heizung oder Strom. 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 61% 41% 20% Ein-Eltern- Haushalte 36%34% 12% Mehrpersonenhaushalte mit mind. 3 Kindern Unerwartete Ausgaben nicht bezahlen können Nicht auf Urlaub fahren können Zahlungsrückstände (bei Miete, Gas, Strom oder Kreditkarten) Quelle: Statistik Austria, EU-SILC Der Sozialstaat reduziert effektiv das Armutsrisiko Sozialleistungen stellen einen unverzichtbaren Einkommensteil gerade für einkommensarme Personen und Haushalte dar. Ohne Sozial leistungen und Pensionen besteht das Einkommen eines Haushalts allein aus Erwerbseinkommen, Vermögenseinkommen und pri va ten Einkommen (z.b. Unterhaltszahlungen). In diesem Fall wären 44% aller Personen in Österreich einkommensarm.
6 Aufgrund von Pensionen und Sozialleistun gen verringert sich im Durchschnitt das Armutsrisiko um mehr als zwei Drittel von 44% auf 14%. Mehr als die Hälfte der Ein-Eltern-Haushalte und der kinderreichen Familien würden ohne Sozialleistungen in die Armut rutschen. Sozialleistungen sind nicht primär ein Kostenfaktor, sie sind unabdingbar, damit Armut kein Massenphänomen wird. Das gilt vor allem für jene Haushalte, die keinen oder erschwerten Zugang zum Erwerbsleben haben. Quoten der Einkommens armut nach Haushaltsformen 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 44% 25% 14% alle Haushalte 64% 60% 34% Ein-Eltern- Haushalte 59% 54% 27% Mehrpersonenhaushalte mit mind. 3 Kindern Wie hoch wäre die Einkommensarmut, wenn es weder Pensionen noch Sozialleistungen gäbe? Wie hoch wäre die Einkommensarmut, wenn es zwar Pensionen, aber keine Sozialleistungen gäbe? Wie hoch ist die Einkommensarmut in Österreich tatsächlich? Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014
7 Österreich bei Armut und sozialer Ausgrenzung unter dem EU-Schnitt In der Europäischen Union soll Armut deutlich verringert werden. Entsprechend der Strategie Europa 2020 sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 20 Millionen Menschen weniger in Armut und anderen sozialen Gefährdungslagen leben. Legt man dieses Ziel auf Österreich um, bedeutet das eine Verringerung der Zahl der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten in diesem Zeitraum um mindestens Personen. Die Quote von 19% an Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten in Österreich ist die sechst niedrigste im europäischen Vergleich. In vielen Ländern der EU hat sich die soziale Lage verschärft, was auch eine Folge der Finanzund Wirtschaftskrise ist. Im Jahr 2013 waren 25% der Bevölkerung (123 Mio. Menschen) im EU-Durchschnitt von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, gegenüber 24% im Jahr Die Entwicklung der Quoten weist in Österreich eine leicht sinkende Tendenz auf: 2008 waren noch 21% der Bevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, 2014 waren es 19%.
8 MEHR INFORMATIONEN Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung in Österreich im Sozialbericht : > Soziales > Allgemeine Sozialpolitik > Sozialberichte EU-SILC: > Soziales > Allgemeine Sozialpolitik > Armut Zu diesem Thema wurde eine gleichnamige Broschüre erstellt. Diese kann im Broschürenservice des Sozialministeriums abgerufen und bestellt werden: oder unter der Servicenummer IMPRESSUM: Verlags- und Herstellungsort: Wien Titelbild: istockphoto.com/bmask Druck: Sozialministerium Redaktion: agnes streissler wirtschaftspolitische projekt beratung e.u., 1090 Wien; Sozialministerium, Abt. V/B/4 Medieninhaber und für den Inhalt verantwortlich: BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT, SOZIALES UND KONSUMENTENSCHUTZ Stubenring 1, 1010 Wien Tel.: sozialministerium.at
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